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- Apr 11, 2022, 12:01pm
- ⛅ 18 °C
- Altitude: 119 m
- SpainAndalusiaCordovaLa Mezquita37°52’44” N 4°46’47” W
Das grüne Gold
April 11, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 18 °C
Gold ist für die meisten Völker dieser Erde von sehr hohem Wert. Doch Gold hat viele Gesichter. Eines schauen wir uns heute an, ein zweites dann in wenigen Tagen. Es verwundert wenig das Andalusien bei all der Weite zwischen den Städten als landwirtschaftlich rückständig, wenig entwickelt und für spanische Verhältnisse sehr arm gilt. Andererseits besitzen die Andalusier einen riesigen Schatz. Flüssiges, grünes Gold. Olivenöl. Nicht nur ganze Berge sondern hunderte Kilometer weite Landstriche sind hier von riesigen Oliven-Plantagen durchzogen. So kommt es das auf dem Weg heraus aus Granada das kleine Städtchen Baena hervorsticht, dass sonst keiner kennt. Hier steht eine immer noch intakte Ölmühle. Sie gehört einer Familie die alleine rund 100.000 Olivenbäume besitzt. Hinzu kommt jedes Jahr im Dezember wenn die Champagne für die Olivenernte läuft dass niemand hier schweres Gerät einsetzt. Jeder Baum wird per Hand gepflückt und so wenig wie möglich industriell verarbeitet. Der Ertrag gibt ihnen Recht. Gegenüber der maschinellen Ernte bringen die Bäume bis zu 70% mehr Ertrag. Die Plantagen sind zudem ökologisch vielfältiger und reich an anderer Vegetation. Nach der Ernte werden die Oliven von Hand sortiert und traditionell in einer uralten Steinmühle verarbeitet. Durch diese Mahlmethode ist die Mühle als eine der wenigen in ganz Spanien für ihr 'Flor de aceite' bekannt. Olivenöl das auf natürliche Weise aus den zerstoßenen Oliven heraustritt.
Später werden die Oliven ebenso nochmals gepresst und der Restkuchen kommt als Dünger wieder auf die Plantage. Das Öl hingegen fließt durch eine Scheid Anlage wo das Fruchtwasser abgeschieden wird und kommt anschließend in riesige unterirdische Tanks. Früher hatte man zu diesem Zweck riesige Amphoren in den Boden eingelassen damit das Öl immer bis zum letzten Tropfen zusammenläuft anstatt verloren zu gehen. Ebenfalls von Hand werden die Flaschen heute noch einzeln nummeriert mit Etikett beklebt und versiegelt. Wertschätzung aus Liebe zum Produkt die man heute Weltweit zu schätzen weiß.
Ebenfalls weltberühmt ist heute der zweite Zwischenstopp auf dem Weg nach La Paz. ;) Aufgrund der Geografie und der kurzen Wege innerhalb kann man Cordoba zu Recht als hübsche Kleinstadt bezeichnen. Dabei ist es - zu - Recht weltberühmt. Die beiden berühmtesten andalusischen Gelehrten von Córdoba brachte die Stadt bereits im 12.Jh. hervor. Der muslimische Philosoph Averroes und sein jüdischer Kollege Maimonides bemühten sich den religiösen Glauben mit der aristotelischen Vernunft in Einklang zu bringen. Damit wurde Córdoba bereits im Mittelalter zu einem hochrangigen Bildungszentrum das 1236 durch die christliche Eroberung jäh in einen Dornröschenschlaf fiel und zur Provinzstadt verkam bis im 19.Jh endlich die Industrialisierung und heute der Tourismus einsetzte. Geblieben ist eine faszinierende Mezquita die je nach Bedarf Moschee und Kathedrale in einem darstellt, eine herrlich restaurierte kleine enge Altstadt ringsherum und eine römische Brücke die vor kurzem als 'Brücke von Volantis' Eingang in 'Game of Thrones' gefunden hat.
Über jene Brücke gelange ich über den Rio Guadalquivir. So verquirlt dieser Name scheint, so quirlig ist auch die Innenstadt rings um die Mezquita. Außerdem laufen auch hier überall die Vorbereitungen innerhalb der Karwoche auf vollen Touren. ganze Straßenzüge werden jeden Nachmittag mit hölzernen Klappstühlen bestückt. Wer hier eine Prozession sehen will muss zunächst einmal mit Schlips und Kragen oder im feinen Abendkleid daher kommen und nachher tief in die Tasche greifen. Man zeigt, dass die Kirche hier einem viel wert ist.
Die Mezquita wurde indes seit 1400 Jahren stetig gebaut, erweitert, umgewidmet, zurückerobert und anstatt sie je zu zerstören bauen die Christen nachher inmitten der Moschee einen Teil zur Kathedrale um. Man meint nach der Fertigstellung war der König über das Ergebnis so wütend dass er es am liebsten abreisen lassen wollte. Jedoch steht die Mezquita unter einem guten Stern bei der Kirche und wir dürfen heute noch dieses düster wirkende Kleinod in allen Facetten bewundern. Die Seitenschiffe mit über 800 Säulen und all den terrakotta-weiß-gestreiften Bögen wirken nicht nur unheimlich einschüchtern. In Verbindung mit all den Kunstschätzen und vor allem in Verbindung mit der Geschichte bleibt dieser Ort einzigartig. Es darf jeder selbst seine Meinung haben aber ich finde es schade in einem solchen Kulturgut dass der Papst es bis heute den spanischen Muslimen verbietet parallel zu den Christlichen Gläubigen in ihrer Moschee zu beten.
Je mehr sich zwei streiten desto mehr Vorteile zieht daraus der Dritte. Auf den Plätzen rings um die Mezquita werden Touristen vor allem durch leckeres Essen ein ganz klein wenig erleichtert. Das Judenviertel von Cordoba ist geschäftiger denn je. Die Einheimischen dagegen fühlen sich in dem Gewirr aus engen Gassen und kleinen Plätzen viel wohler und verbringen den Nachmittag bei arabischem Tee und süßen Teilchen in unmittelbarer Nachbarschaft.
Cordoba ist ebenso der Ort an dem die Katholischen Könige, Ferdinand und Isabella, 1486 Kolumbus erstmals empfangen haben um sich seine Expedition für eine neue Handelsroute anzuhören. Noch ein Grund mehr also jetzt endlich gen Westen aufzubrechen. Auf nach La Paz!Read more