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- Thursday, August 21, 2025 at 2:45 PM
- ⛅ 21 °C
- Altitude: 353 m
GermanyKall50°33’35” N 6°35’32” E
Zug nach Hengasch

Der Morgen beginnt in Mechernich. Das Auto parke ich wie gewohnt am Bahnhof – mein treuer Begleiter, der mich am Ende des Tages wieder aufnimmt. Noch ist es früh, die Stadt döst, aber im Rathaus Bistro brummt schon die Kaffeemaschine. Ein starker Kaffee, zwei frische Brötchen – einfach, ehrlich, so wie’s sein muss, bevor der Trail ruft.
Dann raus, den Asphalt unter den Stiefeln, vorbei an den letzten Häusern, hinein in den Wald. Hier riecht’s nach Geschichte – nach Erde, Metall und Staub. Die Relikte des alten Bleibergbaus stehen wie stille Zeugen zwischen den Bäumen. Rostige Konstruktionen, ein alter Wasserturm, der wie ein vergessener Wachposten zwischen den Stämmen hockt. Der Wind rauscht durch die Kronen, und für einen Moment ist’s, als würden die Stimmen der Männer noch durch den Wald hallen, die hier ihr Leben gelassen haben.
Weiter hinaus, raus aus dem Schatten in die Weite. Die Sonne brennt, der Himmel ist weit, Wolken ziehen wie träumende Rinder über die Steppe. Am Eifelblick Galgennück bleibe ich stehen. Vor mir breitet sich das Land aus, Felder, Waldstücke, Dörfer wie verstreute Spielzeuge. Hier oben spürst du, was Freiheit bedeutet – kein Lärm, keine Hektik, nur du, der Wind und das offene Land.
Der Trail zieht weiter, immer am Wiesenrand entlang, ein grünes Band, das sich durch sanfte Hügel schlängelt. Am Engelberg steht ein Gipfelkreuz. Ich lehne mich an den rauen Stamm, blicke hinüber zur Kirche von Weyer, die mich morgen auf der nächsten Etappe erwartet. Ein stiller Moment, fast wie ein Gruß aus der Ferne.
Dann wieder ein Sprung in die Geschichte: die Römische Brunnenstube. Ein massives Bauwerk, kalt, steinern, trocken. Der Römerkanal lässt mich einfach nicht los – schon seit der ersten Etappe taucht er immer wieder auf, wie ein alter Freund, der plötzlich neben dir reitet. Ich stehe da, streiche mit den Fingern über die Jahrhunderte alten Steine, und denke: Wir sind nur Staub im Wind, die Spur, die wir hinterlassen, verblasst schneller, als wir glauben.
In Kallmuth wird’s plötzlich filmreif. „Hengasch“ – Drehort von Mord mit Aussicht. Ich erkenne das Bürgerhaus, so unscheinbar, dass man fast vorbeilaufen würde. Kein Blitzlicht, kein Glanz, nur das echte Dorf, still und ein bisschen aus der Zeit gefallen.
Dann wieder raus ins Offene, die Sonne hoch, die Stiefel längst vom Staub überzogen. Am Pflugberg begegne ich einem Typen auf einem alten Mofa. Lederjacke, Helm unterm Arm, die Augen voller Geschichten. Wir wechseln ein paar Worte – zwei Reisende, die den Drang teilen, unterwegs zu sein. Sein Mofa knattert wie ein störrisches Pferd, meins sind die eigenen Füße. Dann zieht er davon, ich schwinge meinen Rucksack wieder hoch, und der Trail frisst uns beide in verschiedene Richtungen.
Später zieht der Weg an einer alten Abraumhalde des Bergwerks vorbei, karg, rau, fast wie eine Mondlandschaft. Ein stiller Ort, an dem man spürt, wie sehr der Mensch hier gegraben, geformt, gewütet hat. Kurz danach kreuze ich noch die Römische Agrippastraße – einst die wichtigste Verbindung nach Süden, heute nur noch eine unscheinbare Spur in der Wiese. Ein letzter Gruß der Geschichte, bevor mich die Gegenwart wieder einholt.
Dann endlich Scheven. Ein winziger Bahnhof, halb verfallen, so leise, dass du denkst, hier käme nie wieder ein Zug. Aber dann rollt er doch ein, pünktlich wie ein alter Freund. Ich steige ein, lasse mich in den Sitz fallen, und während die Landschaft rückwärts an mir vorbeizieht, spüre ich diese Ruhe, die nur ein Tag draußen bringt.
Resümee: 17 Kilometer, und keiner davon verschenkt. Alte Stollen, weite Blicke, stille Kreuze und leise Gespräche. Ein Trail, der dich Demut lehrt – vor der Natur, vor der Geschichte, vor der Zeit. Der Eifelbahnsteig bleibt das, was er an Tag eins versprochen hat: ein rauer, ehrlicher Ritt für alle, die mehr suchen als nur Kilometer.Read more
Traveler
Tolles Foto der Anlage.
Traveler
Schönes Panoramafoto!
Traveler
Hey, den kenne ich doch!