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  • Day 2

    Aufstieg zur Veste und Stadtbummel

    August 28, 2022 in Germany ⋅ ☁️ 20 °C

    Die Nacht war sehr ruhig und hätte als angenehm durchgehen können, wären da nicht die von Zuhause importierten Mückenstiche gewesen, die in der Bettwärme höllisch an zu jucken fingen. Das so kleine Tierchen so riesige Löcher in der Haut hinterlassen können. Es soll ja jetzt auch diverse "Touristenmücken" geben, die eine weite Reise auf sich genommen haben, um uns Europäer zu vernaschen und gleich noch ein paar Krankheitsviren im Gepäck haben, wie die Asiatische Tigermücke, die Japanische und Koreanische Buschmücke.
    Auch der Campingtourismus aus Südeuropa soll bei den stechenden Globetrottern äußerst beliebt sein und zu ihrer raschen Verbreitung in nördlichere Gefilde geführt haben.
    Ich hoffe, es waren nur gemeine Haus- und Wiesenmücken.
    Aus diesem Grund benutze ich heute ausnahmsweise mal Autan, bevor wir nach dem Frühstück zur "Wanderung" auf die Veste aufbrechen. Denn die soll durch den Wald gehen, und da gibt es auch noch die netten Zecken. Michael kommt mit und hat einen Wanderweg herausgefunden, der gleich hinter dem Wohnmobilstellplatz hinaufführt. Das sollen nur knapp 2 km sein.
    Für den offiziellen Weg zur Veste, der hinter dem Schloss, durch den Hofgarten hinaufführt, ist mehr als das Doppelte zu veranschlagen, denn wir müssten dafür noch 2 km in die Altstadt laufen. So die Berechnung meines Mannes, der Kilometer sparen will.

    Der Plan klingt gut, wenn es auch sehr steil bergauf geht. Doch plötzlich ist nicht nur der Pfad verschwunden, sondern es versperren auch entwurzelte Bäume das Weiterkommen.
    Kreuz und quer bergauf mühen wir uns durch das Unterholz, immer bedacht nicht abzurutschen. Das wäre es: Gleich am ersten Tag der Tour ein Beinbruch des Fahrers.
    Endlich erreichen wir wieder einen schmalen Waldweg. Von hier aus haben wir einen tollen Blick hinunter. Und wir finden mitten im Wald einen Brunnen mit Ruhebänken, den "Gustav- Freytag - Brunnen". Hoffentlich darf man da auch am Sonntag Rast machen. ;-)
    Gustav Freytag war laut Inschrift ein liberaler Journalist und Schriftsteller und seine Romane spielten z. T. in Coburg. "Soll und Haben", einer seiner Romane, wäre vom Titel gerade wieder super aktuell.
    Dann geht es noch einmal steil bergauf und wir kommen auf dem Parkplatz an der Veste an. Zeitgleich mit dem Veste-Express, dem Bähnchen, das die Besucher vom Schlossplatz im Ort für 4,50€ zur Veste hin- und zurück bringt und zeitgleich mit dem Linienbus, der für 1,80€ seine Fahrgäste auch hier oben absetzt.

    Wie dem auch sei, vor uns liegt noch der steile Aufgang zum Eingang der Burg, der bewältigt werden muss.

    Aber dann sind wir in der Burganlage und staunen über die mit viel Sorgfalt renovierten Gebäude, Mauern, Türme, die Kapelle und was noch so alles zu einer Burg gehört. Die Burg wird erstmals 1056 urkundlich erwähnt. Auf Grund ihrer strategischen Bedeutung wurde sie in den folgenden 150 Jahren zu einer der größten Burganlagen Deutschlands ausgebaut.

    Immer neue Ecken gibt es zu entdecken und vor allem die wahnsinnigen Ausblicke auf das Land darunter, haben die Strapazen des Aufstiegs gelohnt.

    Ein berühmter Gast war 1530 der Reformator Luther, der hier an seiner Bibelübersetzung arbeitete.
    Bei einem Bummel durch Coburg wird man an verschiedensten Stellen an Luther und die Reformation erinnert.

    Für alle, die etwas mehr als wir über die Burganlage wissen wollen, gibt es Führungen zu buchen. Wir aber lassen einfach nur die historischen Gebäude auf uns wirken und genießen die Aussicht, die vor allem von der Bärenbastei grandios ist.
    Eigentlich wollten wir uns am Ende für unsere Anstrengungen mit einem Getränk in der Burgschänke belohnen, aber.... inzwischen ist die Mittagszeit fortgeschritten und viele Ausflügler, es ist ja Sonntag, haben die gleiche Idee. Die Schänke ist voll.
    "Dann trinken wir eben unten in der Stadt etwas" , ist unsere Idee.

    Dazu müssten wir aber einige Kilometer den Berg hinunterlaufen. Da kommt der Veste- Express doch wie gerufen und transportiert uns schweißsparend bergab, mitten in die wunderschöne Altstadt und direkt vor einen Eisstand. Eine willkommene Erfrischung. Lecker.
    Ein paar Schritte weiter auf dem Markt hat Michael nicht unbedingt Augen für das historische Rathaus, das im Laufe von Jahrhunderten verschiedene Epochen aushalten musste, sondern für eine kleine unscheinbare Bude mit der Aufschrift: "Coburger Rostbratwurst".
    Nach dem diese dem gleichen Weg gefolgt ist, wie das vorherige Eis, machen wir uns langsam auf den Rückweg. Es ist bereits Nachmittag als wir von unserer Veste- und Stadtbesichtigung zurück sind. Aber es hat sich wirklich gelohnt.
    Nach einer kleinen Ruhepause gehen wir am späten Nachmittag ins Aquaria-Bad zum Schwimmen, das in dem Angebot für das Duschen (innerhalb einer Stunde) für 1,50 € mit drin ist, während auf dem Stellplatz ein Wohnmobil nach dem Nächsten unverrichteter Dinge wieder abfahren muss.
    Der Platz ist seit dem Morgen pickepacke voll. Heute morgen stand sogar ein Womo in der Einfahrt und wartete auf einen freien Platz.

    Nicht alle sind so rücksichtsvoll. So beobachten wir in den frühen Abendstunden ein Wohnmobil, dass sich rücksichtslos zwischen zwei andere drängt, obwohl die Plätze pazelliert und nummeriert sind. Erst die heftige Intervention der Besitzerin eines der betroffenen Wohnmobile, sorgt dafür, dass es schließlich den Platz verlässt und auf den Groß- Parkplatz gegenüber des Bades parkt.

    Wir rätseln ein wenig, warum es am Sonntagabend hier auf dem Platz noch so voll ist. Sollte das Open-Air-Konzert von "Pur" auf dem Schlossplatz heute Abend auch Auswirkung auf den Stellplatz haben?
    Die gespenstisch Ruhe am Abend auf dem Platz spricht dafür.
    Als die Sonne untergeht und mit den durchziehenden Wolken abstrakte Gemälde an den Himmel zaubert, unternehme ich noch einen kleinen Abendspaziergang. Obenauf dem Berg thront die Veste im goldenen Licht der Sonne. Ein kleines Stück die angrenzende Hahnstraße hinunter, befindet sich nicht nur der Bäcker für die morgendlichen Brötchen, sondern auch eine Teddyfabrik und eine Eismanufaktur.
    Zu entdecken gibt es genug in Coburg, aber dafür braucht man etwas mehr Zeit.
    Für einen Zwischenstopp ist Coburg und der Stellplatz "Vesteblick" auf alle Fälle zu empfehlen.
    Für uns geht es morgen weiter. Schließlich wollen wir nach Kroatien.
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