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  • Day 3

    Seurre/ Saône

    February 27, 2023 in France ⋅ 🌬 -1 °C

    Der strahlend schöne Morgen mit blank geputztem Himmel passt so gar nicht zu der letzten Nacht. Nicht nur, dass uns der Wind orkanartig durchgeschüttelt hat, streckenweise wähnte ich mich auf hoher See im Sturm, auch Michael macht mir Sorgen. Es geht ihm nicht gut. Ihm ist übel und er hat starke Schmerzen im Arm, die bisher auf kein Schmerzmittel angesprochen haben. Die Nacht war daher besch.....

    Der Platz war im übrigen am Abend voll und einige Wohnmobile mussten wieder wegfahren.

    Wir überlegen, wie es weiter gehen soll: Zurück nach Deutschland, das sind gut 100 km, oder weiterfahren?
    Von meinem Vorschlag gleich hier in Toul zum Arzt zu gehen, will er nichts wissen. Dabei ist das Krankenhaus keine 200 m vom Stellplatz entfernt.

    Letztendlich entschließen wir uns weiterzufahren und zu schauen, wie die Lage am nächsten Etappenziel ist.

    Auf Grund der Umstände sind wir recht früh dran und starten bereits um 9.00 Uhr Richtung Dijon. Unser nächstes Ziel ist ein kleiner Hafen im Burgund in dem Ort Seurre an der Saône

    Auf der A31 ist wenig los. An der Mautstelle nehmen wir die T- Spur, inbrünstig hoffend, dass unsere Mautbox piept. Sie hat das Piepen nicht verlernt und wir können durchfahren.

    Auf der Strecke ist so wenig Verkehr, daß Michael meint, dass er gleich einschläft. Mein Vorschlag, den Autopiloten einzuschalten, scheitert an dessen nicht vorhandensein.
    Denn selbst hier gibt er das Steuer nicht aus der Hand.

    Also muss er selbst das Lenkrad halten und zwar fest, denn der Wind ist unser ständiger Begleiter.
    Die sanft hügelige Landschaft des..... ja wo sind wir denn eigentlich gerade? Wir durchfahren die Region Bourgogne-Franche-Comte im Departement Cote d' Ore, die Landschaft liegt noch im Winterschlaf.
    Wir passieren Djion und fahren weiter auf der A39, in deren Verlauf wir nach Seurre kommen.

    Der Wind wird immer stärker. Michael hat alle Hände voll zu tun, das Womo in der Spur zu halten.
    Gut, dass wir bald am Zielort sind.

    Dann taucht auch schon die Abfahrt auf und wir fahren die letzten Kilometer Landstraße. Ziemlich zu Beginn des Ortes befindet sich der Stellplatz der Gruppe "Camping Car Park", die den ehemaligen Camping Municipal in einen Stellplatz umgewandelt haben. Am anderen Ende des Ortes gibt es noch den "Camping a la Plage" , der aber noch nicht geöffnet hat.
    Für das Einchecken dieser Plätze benötigt man eine Karte, den "Pass Etappe", den wir schon seit einigen Jahren haben und für diese Reise auch aufgeladen mit uns führen, damit alles reibungslos geht.

    Trotzdem stehen wir wie blöd am Terminal, weil trotz deutscher Benutzerführung die vermaledeite Schranke sich nicht öffnet.
    Nach etlichen Versuchen finden wir den Grund heraus: Es gibt zwei Terminals, eines, wenn man noch keine Karte hat und Karte und Aufenthalt mit der Kreditkarte bezahlen will, und etwas verborgen dahinter, ein zweites. Hier muss man die geladene "Pass Etap Karte" nur auf den Ziffernblock legen und "Schwuppdiwupp" ist man drin. Wir haben es immerhin geschafft, beim 1.Terminal auf das bereits vorhandene Guthaben noch 13,72 € per Kreditkarte aufzuladen, das uns am Terminal 2 als Gebühr für eine Nacht wieder abgezogen wurde. Muss man auch erst mal bringen😂

    Der Platz ist relativ leer und wir schauen uns die großzügigen Plätze unter den alten Bäumen an. Dann wählen wir dieses Mal nicht nach Sonne oder Ausblick, sondern danach, möglichst weit von den Bäumen entfernt zu stehen, denn die werfen bei diesem Sturm mit Ästen und Zweigen nach unserem Womo.

    Nach zwei mal umfahren stehen wir. Und für mich beginnt eine kurze Runde über den Platz (viel gibt es da nicht zu erkunden). Das Sanitärhaus stammt noch aus der Ära des Campingplatzes und ist geschlossen. Stattdessen gibt es Bodeneinlass, Wasserzapfsäule und WC-Entleerungsbecken genau gegenüber.
    Strom ist am Platz und im Preis inkludiert.

    Viel interessanter finde ich da den Hafen. Durch eine kleine Tür gelangt man direkt auf die Hafenpromenade. Im glitzernden Wasser des Hafenbeckens schaukeln die Schiffe. Die vertrockneten Vorjahresgräser signalisieren: Hier herrscht noch Winterruhe.

    Ein paar Schritte auf der Promenade entlang kommt man zur Saône. In einem ihrer toten Arme wurde der Hafen angesiedelt. Alles optisch sehr schön, aber heute auch sehr kalt. Für den ersten Eindruck reicht es mir.

    Nachdem wir unser Frühstück nachgeholt haben, Michael geht es etwas besser, statte ich dem kleinen Ort einen Besuch ab.

    Die Promenade ist schön gemacht worden und im Sommer bestimmt auch sehr frequentiert.
    Die Häuser in den Gassen.... haben das "schön machen" zum größten Teil noch vor sich. Überall wird gemauert, verputzt und erneuert. Die Kirche St. Martin ist komplett eingerüstet.

    Dann finde ich die Grand Rue, die "Rue de la Republique" heißt. Viele kleine Läden finden sich hier, deren Auslagen für meine Augen etwas gewöhnungsbedürftig sind. Mit der Gestaltung von Blumen z. B. kann ich überhaupt nicht d'accord gehen. Aber jedem das Seine.

    Es gibt zwei Boulangerien. Der eine Bäcker hat montags geschlossen, der andere sieht auch ziemlich leer gekauft aus. Wieder nichts mit französischem Baguette? Ich gehe hinein und frage den Bäcker, ob er noch ein Baguette für mich hat. Hat er! 😊Schnell halten wir small Talk in Deutsch und Französisch. Er nennt mir die Wörter, die er in Deutsch sagen kann: Es sind die Zahlen von eins bis 1 0 und "Ich liebe dich". Da muss ich doch lachen. Das reicht zum Überleben.

    Ich lasse mich kreuz und quer durch das Städtchen treiben. Komme zum Rathaus, zum Marktplatz, zum Veteranen Denkmal und zum Friedhof. Ich liebe diese französischen Kleinstädte. Es riecht nach Kamin. Bei der Kälte haben viele ihre Kamine angezündet. Die vielen Schornsteine auf den Dächern sprechen ihre Sprache.

    Nach zwei Stunden habe ich genug " Frankreich inhaliert". Ziemlich durchgefroren komme ich zum Womo zurück. Der Platz hat sich gefüllt und wird ständig voller.

    Wir stehen und können sogar ein wenig von der Saône sehen. Michael geht es etwas besser.... und morgen geht es weiter. 😊
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