• road2olymp
Juli – Aug. 2023

Road to Olymp

Fahrrad fahren. Mich aufs Rad setzen und losfahren. Für den guten Zweck. 44 Tage lang. 12 Länder. 3000km. 30.000 Höhenmeter. Mit meinem Zelt. Bis zu den Göttern auf den Olymp.
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Der Spendenlink: www.betterplace.org/spenden/road2olymp
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  • Schlafplatz Tag 9

    16. Juli 2023 in Italien ⋅ 🌙 16 °C

    Zwei Top-Campingplätze hatten keinen Platz mehr für mich und mein Zelt. Auch wenn ich gerne den Olympia Campingplatz auf dem Weg zum Olymp mitgenommen hätte. Dort durfte ich aber nichtmals mein Wasser auffüllen, aber es gibt ja genügend Brunnen. Deshalb im Ort von einer netten Person den Hinweis für den Fußballplatz bekommen. Dort gab es einen Wasserhahn, Steckdosen und eine Arbeitsfläche, dass ich endlich mal in gesunder Position kochen konnte.Weiterlesen

  • Tag 11

    18. Juli 2023 in Österreich ⋅ ⛅ 20 °C

    Der erste Tag an dem das Radfahren Nebensache war. Nach 3,5 Stunden Schlaf war es anfangs etwas schwerfällig, das ist aber an den meisten Tagen so, aber ich musste zum ersten Mal beim Fahrradfahren gähnen und zusätzlich gab es auf freien Feldern immer wieder ordentlich Gegenwind. In Spittal, dem nächsten größeren Ort wollte ich dann einen Kaffee trinken und hatte auf dem Weg dahin sogar in Erwägung gezogen dort einen Mittagsschlaf zu machen. Doch in dem Dorf davor, Lendorf, kam plötzlich wie aus dem nichts eine super nette Raststation mit Schattenliegen und klimatisierter Einkaufshütte mit Selbstbedienung. Es war wie eine Oase und es gab dort sogar Kaffee. Dabei kam ich mit zwei sympathischen italienischen Familien ins Gespräch, die sehr angetan von meinem Projekt waren und es noch auch weiter verfolgen wollen. Das heißt, so langsam wird das Ganze hier international und vielleicht kommt auch mal was Englisches. Der Kaffee, diese Begegnung und der Pausenort an sich sorgten dafür, dass ich mich viel besser fühlte und so konnte ich die nächste Station, Villach, anpeilen und fuhr streckenweise mit über 30km/h locker die Drau entlang. Ohne dabei zu wissen, ob das mein Tagesziel sein würde oder ob ich noch weiterfahren würde. Denn meine Gedanken und Planungen waren heute sehr von dem morgigen geprägt. Insgesamt wurde der Tag viel vom Treffen von Entscheidungen für die nächsten Tage bestimmt, was mich einige Zeit und vor allem Nerven gekostet hat, da ab Slowenien wieder Spaß mit den Alpen und damit ordentlich Höhenmeter und Passstraßen auf mich warteten. Doch als es gerade auf dem Fahrrad so gut lief, braute sich hinter mir ein Gewitter zusammen, was erstmal für eine außergewöhnliche Atmosphäre sorgte, die mir sehr gut tat und ich so sogar noch motivierter und schneller unterwegs war. Aber dann holte mich das Gewitter ca. 20km vor Villach ein und ich fand einen Unterstand bei einem Gasthof mit Bauernhof. Dort wurde genau zu der Zeit ein Bulle geschlachtet, was mir wieder gezeigt hat, dass es sich lohnt zu versuchen auf der Reise vegetarisch zu bleiben, auch wenn das in der Balkanregion umständlicher werden könnte. Während des Gewitters informierte ich mich dann weiter über meine potentielle kommende Route. Um den Soca Nationalpark zu erreichen, der schon lange im Voraus ein auserkorenes Ziel für die Reise war, müsste ich über den Wurzenpass, der es mit 450 Höhenmetern auf 4 Kilometern nochmal mehr in sich hat als der Fernpass und als der Brenner sowieso. Auf der anderen Seite des Passes wäre ich dann nach nur 30km aber wohl schon ziemlich geschafft im Ort Kranjska Gora, der schön sein soll, aber leider laut Google nur eine einzige Campingmöglichkeit bietet, die sehr ursprünglich und teuer sein soll. Und 30km wäre natürlich für den Gesamtplan etwas mau. Darum wollte ich dann noch weiter Richtung Soca. Und der dann anstehende Pass wäre dann wohl der absolute Endgegner der Alpen. Der Vrsic Pass. 800 Höhenmeter auf 9km. Dann wären es laut Trekkingapp über 1500 Höhenmeter für die Etappe. Der Fernpass und der Brennerpass waren mit um die 1200-1300 angesetzt. Hinzu kommt, dass vom Wildcampen in Slowenien von allen Seiten abgeraten wird, da in dem Nationalpark sehr stark kontrolliert wird. Der nächste Campingplatz nach dem in Kranjska Gora wäre dann erst hinter dem Vrsic Pass, zwar auch schon nach 50km, aber nach dem Pass mit Steigungen mit bis zu 23%. Und wenn man schon den Wurzenpass in Kombination mit dem Begriff Fahrrad googelt ist die erste angezeigte Seite quäldich.de. Während des Überlegens bei dem Gasthof bot mir der dortige Landwirt an, dass ich nicht durch den Regen bis Villach fahren müsste, sondern dort in der Scheune schlafen könnte, um dann am nächsten zwar 70 statt der 50km machen zu müssen, aber dafür alles trocken zu haben. Denn auch für die Nacht ist noch weiterer Regen angesagt. An sich gehört Regen ja dazu und ich komme damit zurecht, aber ein nasses Zelt etc. bringt halt nochmal Zusatzgewicht für den Aufstieg und das war die erste Situation, in der ich mir dachte, dass es beim Gepäck vielleicht doch auf jedes Gramm ankommt. So war es ein sehr verlockendes Angebot, was mir die Entscheidung deutlich schwieriger machte. Eigentlich war die Überlegung von dort noch bis nach Villach auf einen Campingplatz zu kommen, um von dort dann einigermaßen erholt die beiden Pässe anzugreifen und den ganzen Tag Zeit für "nur" 50km zu haben. So saß ich noch eine Stunde dort und es ging hin und her mit meinen Plänen. Ich hatte schon die Regenjacke angezogen, um durch das Unwetter noch nach Villach zu kommen. Denn für den nächsten Tag gab es eigentlich nur die Option irgendwie diese zwei extremen Pässe zu schaffen, da sonst keine Schlafmöglichkeit auf der Strecke lag. So musste ich abwägen, wie ich es am besten anstelle, dass ich nicht auf dem Pass hängenbleibe und dort dann aufgeschmissen bin, sondern das tägliche Streckensoll erfülle. Nach der Stunde hatte es aufgehört zu regnen und ich entschloss mich doch die 20km bis zum Campingplatz noch zu erledigen. Auf dem Weg lag dann viel Gehölz quer auf den Wegen und ich musste einige überschwemmte Wege umfahren, so kam ich dann um ca. 21.30 Uhr auf dem Campingplatz an, der aber die erhoffte Qualität bot, damit ich mich ordentlich auf den nächsten Tag vorbereiten konnte. Pizza, Pommes und eine Premiumdusche. Aber das Highlight dort war der Platzwart, der mich kurz vor Feierabend noch freudestrahlend empfing und mir ohne von meinem Projekt zu wissen, die Nacht auf dem Platz spendierte. Mit ihm sprach ich dann noch kurz über mein Vorhaben und er sagte Ähnliches wie einige Leute bei dem Gasthof. Alle rieten mir von dem Wurzenpass ab, dass ich bei den Steigungen häufig schieben müsste und das mit dem Gepäck sowieso nicht machbar sei. So sah ich mich schon auf halber Strecke absteigen, mein Gepäck hochschleppen und dann das Fahrrad hinterher. Und der Wurzenpass ist ja sogar die kleinere Hürde von den beiden Pässen. Auf dem Campingplatz kam dann noch ein weiterer erfahrener Fahrradreisender hinzu und er war letztlich der Schlüssel, dass um 22 Uhr mein Plan für den nächsten Tag stand. Er kam genau aus der Richtung und war auch schon öfter in den Regionen unterwegs. Er riet mir auch von dem Wurzenpass ab und empfahl mir über Italien den Wurzenpass zu umfahren, was 20km Umweg bedeutet, aber dafür eine ganz andere Nummer ist, was die Steigungen angeht. Er riet mir natürlich dann auch von dem Vrsic Pass ab. Er kam ja gerade aus dem Soca Gebiet und meinte, es wäre dort gar nicht so schön, da es zur Zeit in der Feriensaison sehr touristisch und überlaufen ist. So werde ich erstmal die 50km über Italien nach Kranjska Gora fahren und dann spontan entscheiden, ob ich den Vrsic Pass angreife, um das lang ersehnte Ziel die Soca zu erreichen oder es gut sein lasse und mir das für eine andere Reise mit besseren Voraussetzungen aufhebe und Richtung des Sees Bled und Ljubljana weiterfahre. Ich hoffe die Entscheidung in Kranjska Gora wird mir dann leichter fallen, als die heutige. Das ist vermutlich eh noch ein Punkt an dem ich auf dieser Reise arbeiten werde, da noch viele schwierige Entscheidungen getroffen werden müssen.Weiterlesen

  • Vrsic Pass bezwungen

    19. Juli 2023 in Slowenien ⋅ ☁️ 17 °C

    Mehr Infos später, erstmal schlafen.

    www.betterplace.org/spenden/road2olymp

  • Vrsic Pass Rückblick

    19. Juli 2023 in Slowenien ⋅ ☁️ 16 °C

    Nach dem Fernpass und dem Brennerpass, über die ich schon Monate vorher Bescheid wusste, war der Vrsic Pass der unerwartete Endgegner der Alpen. Den Wurzenpass habe ich mir für ein anderes Mal aufgehoben, da sonst mein Zeitplan ins Wanken gekommen wäre. Da es noch relativ viel zu organisieren gab, startete ich ziemlich spät in Villach und umkurvte den Wurzenpass über Italien, Tarvisio, was bedeutete, dass ich in Kranjska Gora schon 50km zurückgelegt haben würde, wo der Vrsic Pass dann startete. Darum hatte ich für mich festgelegt, dass ich gar nicht vorher überlege, ob ich den Pass und damit an dem Tag insgesamt knapp 1500 Höhenmeter und 75km machen würde oder ob ich mir den Anstieg und damit das Socatal lieber sparen würde und Richtung Bled und Ljubljana weiterfahren würde. Auf dem Weg nach Slowenien bremste mich noch ein Gewitter aus, deshalb war ich erst um 17 Uhr in Kranjska Gora. Durch die späte Uhrzeit, weil ich mich einfach gut fühlte, die ganzen Überlegungen vorher sollten nicht umsonst sein und der Blick auf dieses riesige Bergmassiv sorgten dafür, dass ich gar nicht ins Kranjska Gora stoppte, um nochmal zu schauen, was die bessere Wahl wäre, sondern einfach direkt zum Aufstieg aufbrach und dann eine Pause einlegen wollte, wenn ich sie brauchte. Auch wenn mir vorher viele davon abrieten oder gerade deswegen wollte ich es einfach versuchen und war neugierig was daraus werden würde. Der entscheidende Faktor war aber Georgs Einschätzung, der das Fahrrad sehr gut kennt, genauso wie den Vrsic Pass und auch meine Fähigkeiten von einer Probetour in Freiburg (siehe Kommentar unten). Deshalb sprach nichts dagegen es einfach auszuprobieren. Also ging es um 17 Uhr an 9km mit 900 Höhenmetern. Nach Adam Ries also eine durchschnittliche Steigung von 10%. 9km lang. Direkt nach bereits 50km durch die Alpen. Und was soll ich sagen. So wusste ich worauf ich mich einlasse und ich hatte Bock darauf. Ich war wie bei den bisherigen Pässen wieder genauso fasziniert von der Natur und den Ausblicken unterwegs, wie von meiner Entschlossenheit. Es gab viele Widerstände und trotzdem wurde ich nie von dem Ziel abgebracht. Wenn der Kopf mit macht, macht auch der Körper mit. Die Einstellung vorher, dass ich einfach Lust darauf habe, war die wichtigste Voraussetzung dabei. Es waren über 40 Kurven, die einer Passstraße würdig waren, meistens mit Kopfsteinpflaster und in jeder Kurve war ein Schild mit den entsprechenden Höhenmetern und ich habe in jeder Kurve überlegt, ob das eine Hilfe ist oder es ohne dieses Wissen einfacher wäre. Aber Kurve für Kurve wurde ich in der Hinsicht nicht schlauer. Ab ca. der Hälfte der Strecke fing es dann noch an zu regnen und auch etwas zu gewittern. Aber auch das schaffte ich auszublenden und strampelte mit Regenjacke Stück für Stück etwas höher. Irgendwie schaffte ich es all das auszublenden einfach zu sehen, dass ich langsam immer näher an dem höchsten Punkt kam. Die letzten beiden Kurven, die nochmal steiler als die 40 vorherigen waren, waren dann ein purer Genuss und dieser Moment ist eigentlich noch besser, als der oben anzukommen. Der Moment in dem realisiert, dass man es schafft. Oben angekommen stand ich dann noch 30 Minuten im Regen, den ich gar nicht wahrnahm und saß da, stand rum, schaute mir die Wolken um mich rum an und wusste, dass ich alles richtig gemacht hatte. Bei den Fotos mit dem Selbstauslöser war mir der Regen genauso egal, so dass mein Handy so nass wurde, dass der USB Anschluss zum Laden nachher erstmal nicht mehr funktionierte. Das war der Punkt, wo ich noch nicht ganz die 1000km erreicht hatte, aber für mich ist er das. Danach musste ich nur noch auf der anderen Seite ins Soca Tal rollen. Und dafür hatte sich jeder Meter den Pass hoch gelohnt. Ich kann mich nicht erinnern schonmal einen so faszinierenden Ausblick gesehen zu haben. Dieses Gefühl bei dem Ausblick, den ich schon seit Monaten in meinen Gedanken hatte, gepaart mit dem Wissen im Hinterkopf 1000km mit dem Fahrrad dorthin gefahren zu sein plus all die Widerstände vor allem kurz davor überwunden zu haben, ist unbeschreiblich und werde ich wohl mein Leben nicht vergessen. Während ich das gerade schreibe, bekomme ich wieder eine Gänsehaut. Das war der verdiente Höhepunkt der ersten 1000 Kilometer der Reise, zu denen noch ein extra Beitrag folgt. Nach diesem Aufstieg und der Atmosphäre auf dem Pass gab es die absolut gerechtfertigte Belohnung, das Socatal. Hierzu folgen auch noch weitere Beiträge.

    Somit habe ich die Alpen nun endgültig geschafft und es geht in den Balkan. Somit komme ich auch mehr mit dem eigentlichen Sinn der Reise in Kontakt - der Fluchtthematik. Deshalb versuche ich all das Positive von den bisherigen Eindrücken mitzunehmen und bin auf all die kommenden Eindrücke gespannt, denn es folgen noch 2000 Kilometer.

    Vergesst bitte auch ihr bei all den Eindrücken von der Natur und dem Radfahren nicht den eigentlichen Sinn. Macht Werbung für die Spendenaktion und nervt euer Umfeld damit. Denn dann brauche ich das weniger machen und kann mich aufs Radfahren konzentrieren und euch so weiter möglichst eindrucksvoll auf der Reise mitnehmen!
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  • Woche 2 (Part 2 von 2)

    22. Juli 2023 in Italien ⋅ ☁️ 26 °C

    Es ist mal wieder was passiert:

    Gerade ist Dienstag und ich sitze in Kroatien. Woche 2 ging Samstag zu Ende und ich hatte schon einen Bericht geschrieben, diesen aber nicht mehr gefunden. Jetzt habe ich nochmal einen geschrieben und kurz vor Ende den anderen wiedergefunden. Da ich aber lieber Fahrradfahren möchte, als diese beiden zusammenzubasteln und weil ihr sehnsüchtig darauf wartet, lade ich hier einfach beide einzeln hoch und ihr könnt dann entscheiden, welcher euch mehr anspricht, beide haben ihre Vorzüge und es sind gar nicht mal so viele inhaltliche Dopplungen. Bei dem einen Bericht ist das Ende dann nicht allzu ausschweifend, weil ich da eben den anderen wiedergefunden habe und somit das Weiterschreiben hinfällig ist.

    Hier der zweite Bericht:

    Woche 2 / Week 2

    Die 2. Woche ist erledigt und damit ein Drittel der Reise und damit die ersten 1000. Kilometer. Die Woche startete in Innsbruck und endete in Triest. Somit sollte es die Woche der Alpen werden. Nach dem Fernpass nach Innsbruck folgte der berüchtigte Brennerpass nach Italien. Von dort aus entschied ich, dass die Höhenmeter in den Dolomiten mich wohl zu sehr ausbremsen würden und so fuhr ich durch das Drautal über Lienz Richtung Villach zurück nach Österreich, um von dort aus den Alpenspaß mit Anstiegen nochmal zu starten. Mit dieser Entscheidung kurz vor Brixen, dass ich das UNESCO Welterbe Dolomiten auslasse, musste ich mich erstmal anfreunden. Aber Dank der Empfehlung von Ulli und Anja(?) (Sorry, es ist viel passiert seitdem), die sich zeitgleich mit mir dem Brennerpass annahmen und so ziemlich die einzig anderen waren, die mit ordentlich Gepäck, aber ohne Motor den Anstieg durchzogen, konnte ich dann doch beruhigt diesen Weg antreten.

    Von Villach (wird übrigens ausgesprochen wie Hannover) stand dann mit dem Vrsic der Endgegner der Alpen vor der Tür. Darüber gibt's ja einen Extra-Bericht. Aber jeder Meter auf den 9km in Schrittgeschwindigkeit hat sich für das Gefühl oben, für den Ausblick und für die Fahrt durch das Socatal gelohnt, was auf jeden Fall nach einer Woche Alpenpanorama ein gebührender Abschluss war und das Highlight der ersten 1000km. Es war insgesamt sehr touristisch dort und sicher kein Geheimtipp mehr. kurz nach dem Anstieg kam mir sogar ein Auto aus meiner Heimatstadt Unna entgegen, das ich kurz anhielt, Grüße nach Fröndenberg!

    Der folgende Tag sollte dann ein Urlaubstag werden mit nur 60km bis nach Most Na Soci und viel Sightseeing entlang der Soca. Dieser Tag war für mich der eindrucksvollste auf der bisherigen Reise und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Ich führte über den Tag verteilt bestimmt 20 Gespräche mit Leuten um mich rum und alle waren auf Deutsch, erst abends beim Schlafplatz waren zwei andere Personen mit Rad aus Polen. Da zwischenzeitlich genau im Socatal mein Handyspeicher voll war, obwohl man dort noch 1000 Fotos machen könnte und sich das alles von unterwegs nicht so leicht regeln lässt mit der Cloud etc., hatte das an dem Schlafplatz erstmal eine höhere Priorität als weiterzufahren. Vor allem ist es super nervig! Deshalb plante ich einen Bürotag, der sich bis ca. 14 Uhr zog. Dann entschied ich doch noch 70km zu fahren, da für den nächsten Tag schlechteres Wetter angesagt war. Nach den ersten 20km stand ich dann fast 2 Stunden unter einem Carport, weil ein riesiges Unwetter vorbeikam und ich so auch zum ersten Mal meine Regenhose nutzen konnte. Nach den Tagen zuvor war auf dieser Strecke plötzlich alles anders. Die Alpen lagen außer Sichtweite, plötzlich war ich zwischen Weinbergen unterwegs und es war die ganze Fahrt lang kein bisschen Tourismus um mich rum und nur slowenische Kennzeichen, diese Abwechslung kam mir aber gut gelegen. Die Radwege wurden auch weniger und ich musste mich das erste Mal schiebend einen Hang hochkämpfen, dessen Untergrund ich nicht als Schotter bezeichnen würde, sondern eher als eingestürzte Steinmauer. Zu Einzelheiten wird es einzelne Footprints geben, vielleicht auch weiter unten. Den letzten Schlafplatz auf einem Weingut erreichte ich dann gegen 20.30 Uhr.

    Dort waren dann auch wieder einige andere Camper mit denen ich ins Gespräch kam. Eine super nette Familie aus Belgien bot mir auch Hilfe an und die 9-jährige Tochter Peppa fragte mich, ob es Spaß machen würde, jeden Tag so viel Fahrrad zu fahren und unterwegs zu sein. Diese Frage konnte ich nicht direkt mit Ja beantworten, was mich selbst wunderte. Spaß ist dabei nicht der passende Begriff, weil noch so viel mehr an dem Projekt hängt, aber die passende Antwort auf die Frage habe ich noch nicht endgültig herausgefunden.

    Insgesamt merke ich, wie ich mich immer mehr auf das Wesentliche konzentriere und viele Kleinigkeiten nebenbei mich gar nicht groß kümmern und ich immer mehr die kleinen Probleme, von denen es jeden Tag einige gibt, einfach hinnehme und akzeptiere. Das passiert gar nicht bewusst, aber es hilft und ich hoffe das ich das beibehalten kann, auch nach der Tour.

    Am Samstag bin ich dann nur 20km nach Triest gefahren, um dort bei schlechtem Wetter den Bürotag nachzuholen und den Bericht zu Woche 2 zu schreiben, den ich jetzt wiedergefunden habe... Aber diese 20km waren auch was sehr Besonderes, denn ich habe das Mittelmeer erreicht. Mit dem Fahrrad. Und auf was für eine Art und Weise. Das hatte es in sich.

    In Triest bin ich dann bei einem super herzlichen Ehepaar untergekommen. Aber damit startet die 3. Woche.
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  • Woche 2 (Part 1 von 2)

    22. Juli 2023 in Italien ⋅ ☁️ 26 °C

    Es ist mal wieder was passiert:

    Gerade ist Dienstag und ich sitze in Kroatien. Woche 2 ging Samstag zu Ende und ich hatte schon einen Bericht geschrieben, diesen aber nicht mehr gefunden. Jetzt habe ich nochmal einen geschrieben und kurz vor Ende den anderen wiedergefunden. Da ich aber lieber Fahrradfahren möchte, als diese beiden zusammenzubasteln und weil ihr sehnsüchtig darauf wartet, lade ich hier einfach beide einzeln hoch und ihr könnt dann entscheiden, welcher euch mehr anspricht, beide haben ihre Vorzüge und es sind gar nicht mal so viele inhaltliche Dopplungen. Bei dem einen Bericht ist das Ende dann nicht allzu ausschweifend, weil ich da eben den anderen wiedergefunden habe und somit das Weiterschreiben hinfällig ist.

    Hier der erste Bericht:

    Die 2. Woche ist geschafft. Die Route von Innsbruck bis nach Triest könnt ihr auf der Karte hier nachverfolgen. Damit sind auch ein Drittel der Tour und die ersten 1000km geschafft. Vier Wochen und 2000km erwarten mich noch. Vielleicht waren es die schönsten 1000km meines bisherigen und meines noch kommenden Lebens. Aber vielleicht waren es auch die langweiligsten 1000km diesen Abenteuers. Mein Körper steckt alles erstaunlich gut weg und ich bin immer noch guter Dinge den Olymp rechtzeitig zu erreichen.

    In dieser Woche wurde ich jeden Tag auf verschiedenste Arten gefordert, aber die Infrastruktur hat mir dabei immer ein gutes Gefühl gegeben und die Umgebung bot jedes Mal ausgiebige Belohnungen. In schwierigen Momenten musste ich einfach nur meinen Blick weg von der Straße auf die Alpen richten und schon konnte ich den Moment wieder genießen. Es ging mit dem Rad viel bergauf und genauso viel bergab. Ebenso war es mit den Situationen, in denen ich mich wiederfand. Wenn alles gut lief, wusste ich es dauert nicht lange, bis wieder irgendwas dazwischen kommt. Andersrum war es aber in schwierigen Augenblicken auch eine beruhigende Gewissheit, zu wissen, dass es nicht lange dauert, bis wieder etwas Gutes passiert. All das war mir vorher bewusst und so kann ich für mich ganz gut mit den Situationen umgehen und kann insgesamt positiv bleiben. Ich blicke auf die Tage in den Alpen als Luxusherausforderungen zurück. Es hatte alles was ich brauchte, ich musste lediglich für mich klar darin sein, mich die Anstiege hochzukämpfen, vor allem weil ich bei meinem Gepäck nicht wirklich auf das Gewicht geachtet hatte. Ich liege noch gut in der Zeit, aber auch nur, weil bislang noch nichts Gravierendes schief gegangen ist. Aber es gibt jeden Tag viele kleine Probleme, die mich ausbremsen. Mal ist es einfach das Wetter, was wohl wirklich außergewöhnlich zur Zeit ist, was man an sehr vielen umgeknickten Bäumen auf den Wegen sieht. Mal ist es die Technik, weil mein Handy fünf Sachen gleichzeitig leisten muss und sich die Suche nach Strom manchmal zieht, was man ja aus dem Alltag 0 gewohnt ist. Manchmal ist es das Zelt, was morgens erstmal eine Stunde trocknen muss, bevor ich aufbrechen kann. Manchmal ist es die Tatsache, dass ich am Schlafplatz nur ca. 3 Liter Wasser habe und ich damit kochen, spülen, mich waschen, Zähne putzen und natürlich auch trinken muss. Meine Katzendusche nimmt dabei schon ca. 1,5 Liter ein. Das Spülen kann mit vielleicht 200ml kaltem Wasser sehr mühsam sein. So gibt es jeden Tag viele Kleinigkeiten die in Summe dafür sorgen, dass ich auch wenn ich den ganzen Tag frei habe, nicht allzu viel auf dem Fahrrad sitze. Aber umso mehr weiß man andere Kleinigkeiten zu schätzen und erfährt in was für einem "Luxus" wir leben, auch wenn es einfache Dinge sind. Da könnte ich unzählige Beispiele nennen, die mir den ganzen Tag über begegnen. In der letzten Nacht in Slowenien hatte ich bei einem Weingut gezeltet und konnte mir dort einen Tisch und einen Stuhl mit ans Zelt stellen - es hat sich wirklich wie Luxus angefühlt. In der Situation tat das gut, aber um ehrlich zu sein, war mir das fast schon zu viel. Denn es geht ja bei der Reise um das Ursprüngliche. Aber für den Moment konnte ich mich mit den Vorzügen anfreunden. Vor allem dass ich nach den Unwettern die Tage davor meine nassen Sachen mal vernünftig irgendwo drüber hängen konnte (wofür das Fahrrad aber natürlich auch schon nicht komplett verkehrt ist).

    Und jetzt kommt wieder das große Aber. Ich will die Reise ja nutzen, um darauf aufmerksam zu machen, dass viele Menschen noch viel extremer mit all diesen vermeintlichen Kleinigkeiten zu kämpfen haben und sie noch weniger Chancen haben an Strom zu kommen, um mit ihren weit entfernten Vertrauten in Kontakt zu bleiben. Ihnen wird auch kein Stuhl oder Tisch angeboten. Obwohl sie keine schlechteren Menschen sind, als ich es bin.
    Deshalb können wir alle mit ebenso Kleinigkeiten dafür sorgen, dass die Welt etwas gerechter wird, denn wir sind ein Teil von dieser Ungerechtigkeit. Besonders eingeprägt hat sich bei mir in dieser Woche ein Abend an der Drau. Dort zog abends noch ein Unwetter auf, dass ich vor einem geschlossenen Supermarkt abwartete, bevor ich dann erst gegen 21 Uhr auf Schlafplatzsuche ging und es schon dunkel wurde. Bei zwei, drei potentiellen Stelle hatte ich kein gutes Gefühl und so hatte ich für die Nacht keine guten Aussichten. Schließlich fuhr ich zurück zu einem Vereinsheim an einem Fußballplatz, wo kurz nach meiner Ankunft das nächste Gewitter eintraf. Doch ich war dort sicher unter einem Dach mit genügend Platz. Aber dieses Gefühl, um 22 Uhr noch nicht zu wissen wo und wie man die Nacht verbringt, wünsche ich niemanden. Für mich war es relativ glimpflich, weil ich das gerne als Herausforderung außerhalb meiner Komfortzone sehe, aber so geht es nicht allen, die mit einer solchen Schlafplatzsuche zu tun haben.

    Ich bin jetzt in Triest angekommen und hier werde ich das erste Mal auf der Reise mit der Fluchtthematik in Kontakt kommen, was dann auf der weiteren Reise noch häufiger vorkommen wird. Deshalb werden neben all den tollen Erlebnissen unterwegs auch ein paar ernstere Töne eingestreut werden und von mir immer wieder der moralische Zeigefinger gehoben. Das wird sicher auf keine perfekte Art passieren, wer weiß, ob es die überhaupt gibt. Ich bin in der Hinsicht auch nicht perfekt, wer weiß, ob man das überhaupt sein kann. Aber ich versuche zumindest mit der richtigen Intention darauf aufmerksam zu machen. Was man dann daraus macht, ist jeder Person selbst überlassen.
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  • Eindrücke aus Triest

    24. Juli 2023 in Italien ⋅ ☁️ 27 °C

    Die Fahrt nach Triest war das 4. Mal auf dieser Reise, dass ich nach Italien gefahren bin und nun hatte ich auch endlich das Meer erreicht, mit dem Fahrrad, über Umwege. Aber das war schon lange geplant, denn dort arbeitet eine Hilfsorganisation, die MVI (www.medical-volunteers.org) bald vor Ort unterstützen möchte. So war es mein inoffizieller Auftrag mir vor Ort die Situation anzuschauen. Untergekommen bin ich bei Adriano und Sofia, die mir doch noch etwas von dem Dolce Vita bieten konnten, was die vorherigen drei Male in Italien in den Tagen davor gefehlt hat. Außerdem konnte ich meine Wäsche machen und mal in einem richtigen Bett in einem richtigen Zimmer mit richtigem Bad schlafen. So konnte ich ruhigen Gewissens einen Tag Pause einlegen, zu dem ich aber gezwungen war, weil mein Fahrradschloss nicht mehr funktionierte und es Sonntag war. Diesen Pausentag nutzte ich, um das ehemalige NS-Konzentrationslager in Triest zu besichtigen, was mir nochmal sehr eindrücklich klar gemacht hat, worum es bei der Reise eigentlich geht. Direkt nach der Besichtigung sah ich den Bericht aus Deutschland von dem Neonazi-Angriff auf ein Haus in dem Geflüchtete leben. Es läuft einiges falsch um uns herum und es entwickelt sich leider in die falsche Richtung. Das sollten wir trotz allem anderen was so passiert versuchen aktiv zu ändern! Das war auf dem Weg zu der Hilfsorganisation. Dort kommen seit 2016 jeden Abend Freiwillige auf einer Wiese vor dem Bahnhof zusammen, um die bedürftigen Menschen zu versorgen. Unter anderem finden dann auf einer Parkbank alle nötigen medizinischen Behandlungen statt, was sich häufig bis um 1 Uhr nachts zieht. Durch eure Hilfe kann MVI dann dafür sorgen, dass sich die Behandlungssituation dort verbessert. Denn die zwei Personen, die das zur Zeit vor Ort in der Hand haben, haben keine medizinische Ausbildung. In Triest gibt es eine alte Lagerhalle am Hafen, wo die Leute zwischen Müll und Ratten niemanden in der Stadt "stören" und sie zumindest ein Dach über dem Kopf haben. Von den Unwettern in den letzten Tagen wurde diese Halle überschwemmt. Darum haben sich die Leute mit den ausgeteilten Rettungsdecken direkt vor den Bahnhof auf die Wiese gelegt. Mein Gedanke als ich das gesehen habe war, dass das der letzte Platz wäre, an dem ich schlafen würde, wenn ich die Wahl hätte. Und ich habe diese Wahl, aber viele andere nicht.Weiterlesen

  • Mitarbeit der Woche (Nachtrag Woche 1)

    24. Juli 2023 in Italien ⋅ ☁️ 27 °C

    Es gibt noch etwas, was ich mir für die Reise fest vorgenommen habe:

    Die Mitarbeit der Woche

    Da das gut fürs Teambuilding, fürs Betriebsklima und vor allem für die Arbeitsmoral ist, folgt hier die Ehrung zu Woche 1....

    Die Mitarbeit der Woche 1 geht an:

    Ganz stumpf an alle, die von Beginn der Planungen bis jetzt dafür gesorgt haben, dass ich es bis hierher geschafft habe!

    Denn schon vor der Abfahrt war es eine verrückte Reise. Es war wirklich schlimm.

    Merle, Georg, Mirjam, Lukas, Pia, Christoph, Antonia, Niklas, alle von der Arbeit und viele weitere, die geholfen haben und vor allem auch die, die etwas zurückstecken mussten und es nicht persönlich genommen haben. Sonst gäbe es das Projekt nicht, also DANKE AN ALLE!
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  • Eine Nacht am Meer

    25. Juli 2023 in Kroatien ⋅ ☁️ 25 °C

    Auf einer Badewiese am Meer zelten klingt verlockend. Diesen Ort habe ich erst um ca. 22 Uhr erreicht, nachdem ich von Triest aus über den Parenzana Radweg nach Kroatien aufgebrochen bin, aber dann war alles gut. Bis ein Gewitter vom Meer über die Küste kam, das ich so noch nicht erlebt habe. Während ich noch alles entspannt aufgebaut habe, Nudeln kochte, mir die Zähne geputzt und mich gewaschen habe, konnte ich die Blitze über dem Meer schon sehen. Dann legte ich mich ins Zelt und wartete ab, was passieren würde. Ich musste mein Innenzelt auflassen, um mein Außenzelt mit beiden Händen festzuhalten, da sonst Sturm und Regen alles weggefegt hätten. Der Regen ist mit so einer Wucht nach unten gerauscht, dass er vom Boden abgesprungen ist und in mein Zelt rein. Alles war nass und dreckig, aber das war mir ziemlich egal. Ich habe schon das Zelt fliegen sehen und mich damit abgefunden, dass ich am nächsten Tag einige Probleme haben würde. Dann wurde auch noch mit Hagel in Form von Eiswürfeln auf mein Zelt geschossen, die genauso vom Boden abprallten und in meinem Zelt landeten. Aber überraschenderweise hielt alles Stand und am nächsten Morgen war es so, als wäre nichts gewesen.Weiterlesen

  • Ein Abend in Rijeka

    26. Juli 2023 in Kroatien ⋅ ⛅ 18 °C

    Von der Westküste aus fuhr ich nach Osten, da alles andere weiter über Istrien ja ein Umweg wäre. Leider lag ich nach der unruhigen Nacht nicht gut in der Zeit und hatte mich so das erste Mal grob verplant. Vor dem Ucka Nationalpark in Pazin kam ich um 17.30 Uhr an. In dem Nationalpark sind Ranger unterwegs und wenn man dort zeltet kostet das bis zu 2000€ Strafe. Der eigentliche Plan war den Park mal wieder mit ordentlich Höhenmetern an dem Tag noch zu schaffen und bis Rijeka zu kommen. Das waren aber für die Uhrzeit noch viel zu viele Höhenmeter und Kilometer. Deshalb musste ich es schon nach 50km für den Tag gut sein lassen und gönnte mir nach der Nacht davor einen empfehlenswerten Campingplatz für 10€. Von dort aus nahm ich dann den Nationalpark mit 600 Höhenmetern auf 6km in Angriff. Für Autos gibt es einen Tunnel geradeaus durch. Aber so sollte immerhin die Passstraße wenig befahren sein. Vor dem Anstieg lag 2km von meiner Route ein Supermarkt, den ich noch ansteuerte. Doch diese Abweichung änderte meine App auch die Route und mit meinem Sauerstoffmangel und der üblichen Tafel Schokolade zum Mittagessen dachte ich mir nichts dabei und war froh, dass die Strecke nach weniger steilen Anstiegen aussah. Aber dieser Anstieg wurde der bislang nervenaufreibendste, das waren keine Schotterwege, sondern Steinwege, mit Klötzen in Tennisballgröße und trotzdem Anstiege mit über 10%. Da wäre man nichtmals mit dem Auto lang gekommen. Das war der erste von den Wegen, warum ich versucht habe die bergauf Fahrten in den Alpen zu gut es ging zu genießen. Dieser Weg hat doppelt so viel Zeit gekostet, wie für die eigentliche Passstraße angesetzt war, so dass ich erst um 17 Uhr an dem höchsten Punkt war. Natürlich gab es dort wieder einen herrlichen Ausblick über die Bucht vor Rijeka mit den kroatischen Inseln. Aber es dauerte keine drei Minuten, da hörte ich wieder das mittlerweile täglich vorbeischauende Gewitter hinter mir, das dann auch direkt loslegte. Mal wieder gutes Timing, denn dort gab es einen Unterstand und ich konnte mich zumindest noch von dem Anstieg entspannen. Wenn das Gewitter währenddessen gekommen wäre, wäre ich aufgeschmissen gewesen. So wurde ich aber nach dem zeitraubenden Anstieg noch weiter ausgebremst. Um Rijeka rum gab es keine wirklich gute Schlafmöglichkeit, nur eine potentielle, die aber auch ein paar nicht ideale Faktoren hatte, lag 20km hinter Rijeka. So entschloss ich mich erstmal zur Küste Richtung Stadt zu rollen und dann konkreter zu schauen. Da das Runterrollen ziemlich schnell ging, dachte ich, ich könnte es doch noch zu dem entfernteren Schlafplatz schaffen, wo aber dann noch zwei weitere Anstiege warten würden. So hielt ich noch am Supermarkt und füllte meine Wasserreserven und auch das Essen auf, also ordentlich Zusatzgewicht für die letzten 20km und schaute dann spontan nach einem Schlafplatz, falls der Anstieg doch zu lange dauern würde. Dabei wurde es dann schon dunkel und es fing auch wieder an zu regnen. Der auserkorene weit entfernte Schlafplatz wäre ein Schotterplatz an der Küste. Das heißt keine Chance für meine Heringe, die ich aber für das Außenzelt brauche um mich vor Regen zu schützen. Einfach drüberlegen/einklemmen wäre bei dem Küstenwind auch nicht möglich. Deshalb entschied ich im Regen nach dem ersten Anstieg lieber dort bei dem Dorf einen Schlafplatz zu suchen. Dort gab es aber nur an einem Abhang, neben der Autobahn oder an einer Bushaltestelle zur Auswahl, wo ich mich untergestellt hatte, um im Regen in Ruhe zu schauen, was die beste Lösung wäre. Das war um 22 Uhr. Da das alles nichts war, entschied ich mich dann doch noch die Hauptstraße im Dunkeln an der Küste entlang zu fahren, in der Hoffnung, dass es in der Nacht nicht regnen würde und ich auf dem Schotterplatz trocken bleiben würde. Dort kam ich dann um 23.30 Uhr an und all die Wasserreserven und das Essen waren egal, ich habe nur noch 3 Müsliriegel gegessen und mich direkt in Radhose und Trikot schlafen gelegt. Es war sehr windig, aber die Nacht blieb glücklicherweise anders als die meisten Nächte davor trocken.Weiterlesen

  • Aufbruch nach wo?

    27. Juli 2023 in Kroatien ⋅ ☀️ 16 °C

    Die ausgiebige Schlafplatzsuche sorgte dafür, dass ich mich nicht darum kümmern konnte, wohin es am nächsten Tag weiter geht. Am nächsten Morgen plante ich dann, wie ich meine Route am besten auf die nächsten 3 möglichen Anlaufstellen anpasse und somit war auch die Entscheidung endgültig, dass ich nicht am Meer entlang fahre. Die Ziele heißen Zagreb, Bihac und Subotica. Die alle nicht einfach miteinander zu kombinieren sind und auch für die Route danach zu überlegen ist, was wie in den Zeitplan passt, weil ich ja in knapp 3 Wochen wieder arbeiten muss. Aber zumindest 2 Orte davon sollten machbar sein. Also entschied ich mich für eine 2-Tages-Tour nach Zagreb, um dann von dort aus weiterzusehen. Für den ersten Tag waren 2000 Höhenmeter angesetzt und natürlich wieder direkt an der Küste der erste Anstieg mit 15-20%. Da merkte ich den Unterschied zwischen einem Topf Nudeln oder 3 Müsliriegeln zum Abendessen. Nach den ersten Kilometern hatte ich nicht gesehen, dass ich diese 2000 Höhenmeter schaffen würde bzw. dementsprechend länger nach Zagreb brauchen würde und sich das gar nicht lohnen würde. Also wählte ich das geringere Übel mit 1500 Höhenmetern Richtung Bihac in Bosnien mit Zwischenübernachtung vor den Plitvicka Seen und werde dann schauen ob die anderen Orte noch machbar sind.Weiterlesen

  • Mitarbeit der Woche (Nachtrag Woche 2)

    27. Juli 2023 in Bosnien-Herzegowina ⋅ ☀️ 19 °C

    Die Mitarbeit der Woche 2 geht an:

    Mein Handy

    Denn ich kann für mich selbst entscheiden, wie ich meine Kräfte einteile, aber mein Handy hat keine Wahl und muss immer am Limit performen. Es hätte ein einfaches Leben als Diensthandy in einem Großraumbüro haben können, aber stattdessen wird es nun auf zwei Rädern zu den griechischen Göttern befördert. Ein paar Eindrücke aus dem Alltag des Handys:

    Beim Fahren habe ich das USB Kabel mit dem Anschluss durch den Dreck gezogen und trotzdem hat es das noch zum Laden akzeptiert.

    Dann wurde es selbst am Ladekabel hängend während der Fahrt durch eine Pfütze gezogen.

    Der USB Anschluss wurde bei jedem zweiten Regen nass, dass ich kaum was machen konnte, bis ich es wieder laden konnte (die Föhnsuche hält mich auch vom Fahren ab).

    Es ist beim Fahren auf den Asphalt gefallen und ich bin mit dem Hinterrad und all dem zu vielen Gepäck drüber gefahren

    Es liegt während es unterwegs lädt meist in der wasserdichten Lenkertasche, die nicht wasserdicht ist, und durch den schwarzen Stoff und das Sichtfenster aus Plastik eher wie ein Gewächshaus funktioniert (was die Riegel auch zu spüren bekommen) und es sich deshalb oft wegen Überhitzung selbst ausschaltet (bin neidisch)

    Es speichert alle Aufnahmen auch von der Drohne und der GoPro, dass der Speicher schon drei Mal voll war

    Und das alles obwohl ich jeden Tag merke, wie abhängig die Reise von diesem nichtmal Kniffel-Block großen Teil ist. Wenn irgendwas der oben genannten Vorfälle dafür sorgt, dass es nicht mehr funktioniert, kann ich zwar trotzdem versuchen weiterzufahren, aber werde es sicher nicht rechtzeitig wie geplant zum Olymp schaffen. Und ihr würdet natürlich alle beunruhigt und würdet euch große Sorgen machen.

    Im Nachhinein bereue ich die Entscheidung mir keinen Fahrrad Computer für die Navigation besorgt zu haben. So ist das Handy die ganze Fahrt lang pausenlos im Einsatz, Routenplanung, Tracking und natürlich influencen, läuft alles über das Teil. Und vor allem ist das in vielen Fällen die einzige Chance auf Hilfe bei Notfällen auf so einer Solotour. Dazu kommt auch, dass ich mich eben nach drei Wochen Solotour noch nie einsam gefühlt habe, was ohne Handy vermutlich anders wäre.

    Und trotz allem schlägt es sich tapfer und lässt sich nichts von all dem anmerken. Diese Auszeichnung soll Belohnung und Motivation für das Handy sein, um für uns alle genauso weiterzumachen und dass ich nicht bereue schweren Herzens auf mein Fairphone verzichtet zu haben. Diese Hommage ist mir wichtig, denn das sollte man definitiv auf dem Schirm haben und ist auf jeden Fall in Betracht zu ziehen, wenn man ein Handy für den relativ harmlosen Alltag sucht und man so die Welt nicht so viel schlechter macht wie mit gängigen Modellen.
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  • In Bihac bei SOS Bihac

    30. Juli 2023 in Bosnien-Herzegowina ⋅ 🌧 20 °C

    Es ist mal wieder zu viel passiert die letzten Tage...

    Samstag war Pausentag, denn ich war bei SOS Bihac und konnte dort wieder viele bewegende Eindrücke sammeln.

    In den kommenden Tagen folgen noch ausführliche Berichte dazu.

    Die Regisseurin Manuela Federl, über die der Kontakt zu Stande kam, hat die traurige Realität in Bihac und auf der Balkanroute für uns sichtbar gemacht, auf die ich auch noch konkreter eingehen möchte, aber ich sie euch jetzt schon ans Herz legen möchte, falls ihr in den nächsten Tagen Zeit dazu findet:

    https://youtu.be/hyP-h6mye0Y
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  • Mitarbeit der Woche (Woche 3)

    30. Juli 2023 in Bosnien-Herzegowina ⋅ 🌧 23 °C

    Die Mitarbeit der Woche 3 geht an:

    Meinen treuen Gefährten den Puky-Bär.

    Er ist für mich die Galionsfigur, die mich hoffentlich vor anderen Bären schützt.

    Er zeigt mir nicht nur zuverlässig die Windrichtung und dass der Fahrtwind immer frontal kommt an, sondern schenkt mir auch zu jeder Zeit ein ehrliches Lächeln.

    Auch wenn ich täglich nette Unterhaltungen habe, sitze ich seit drei Wochen stundenlang alleine auf dem Rad ohne mich groß auf etwas konzentrieren zu müssen.

    Damit komme ich für mich ganz gut zurecht, aber das sorgt natürlich dafür, dass im Kopf einiges zusammenkommt und ich ab und zu ins Philosophische abrutsche.

    Meistens merke ich das schnell selbst und muss dann darüber schmunzeln, über was man sich so Gedanken machen kann, aber der ein oder andere Gedankengang wird mir hier wohl durchrutschen, was vielleicht hilft während ich so lange alleine unterwegs bin.

    Aber wenn ich dann nach den sechs Wochen wieder resozialisiert bin, können wir über das meiste wahrscheinlich gemeinsam lachen.

    Also bitte seht es mir nach, denn außergewöhnliche Situation erfordern außergewöhnliche Maßnahmen.
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  • Woche 3 / Week 3

    30. Juli 2023 in Bosnien-Herzegowina ⋅ ⛅ 26 °C

    Woche 3 / Week 3

    Die Hälfte der Reise ist geschafft. Also ist das Glas schon halb voll, aber auch noch halb leer. In dieser Woche habe ich gemerkt, dass alles intensiver wird. Meine Sachen werden dreckiger. Die Gerüche werden strenger, ja mein eigener. Der Sattel wird unbequemer. Die Hunde werden lauter. Die LKWs überholen enger. Die Wege werden holpriger. Jeder einzelne Höhenmeter frisst mehr. Alles wird intensiver. Aber ich werde dabei immer entschlossener und vielleicht auch verrückter. Nach den ersten zwei Wochen war es wie ein Abenteuer-Urlaub, der einen gut aus dem Alltag herausholt. Jetzt fühlt es sich nicht mehr wie Urlaub an. Ich hätte die Küste entlang fahren können und so noch alle Vorzüge der Adriaküste mitnehmen können. Aber stattdessen wurde es die Route, wo ein Fahrrad eigentlich nichts zu suchen hat. Jetzt ist es ein Abnutzungskampf in allen Belangen, auch wenn es trotzdem noch für das ein oder andere Urlaubsbild reicht. Wenn ich jetzt nach Hause fahren würde, hätte ich die 3000km genauso geschafft. Aber genau diese zweite Hälfte ist die entscheidende bei dem Projekt. Es wird vieles passieren, was ich nicht beeinflussen kann, aber auch wenn ich an meine Grenzen stoße, versuche ich weiterzumachen. Keine Ahnung, ob das klappt. Aber genau darum geht es. Nicht einfach aufzuhören, denn die Option haben zu viele Menschen in noch aussichtsloseren Situationen nicht. Wahrscheinlich kann man sich nie ganz darein versetzen, aber man kann sich zumindest bewusst machen, dass man die Möglichkeiten direkt vor sich hat um aktiv zu werden und zu unterstützen.Weiterlesen

  • Tour Update

    1. August 2023 in Kroatien ⋅ ☀️ 28 °C

    Gestern war ich durch meine eigenen Entscheidungen bzgl. der Prioritäten auf der Reise dazu gezwungen 150km zu schaffen. In Bihac habe ich zum ersten Mal die Route bis zum Ende geplant und dabei mussten harte Entscheidungen getroffen werden. Es wird ein großer Umweg und ich fordere das Glück heraus. Im Zeitplan ist dabei kein Platz für einen Pausentag und ich muss ab jetzt egal was kommt jeden Tag um die 100km schaffen, auch mit den Höhenmetern die in Montenegro und Albanien nicht zu vermeiden sind. Deshalb werde ich in Serbien mein Gepäck auf das Nötigste beschränken und hoffentlich trotzdem dann zwischendurch noch Zeit haben zu berichten. Wenn der Plan nicht aufgeht, könnte ich noch etwas abkürzen und von Serbien direkt nach Thessaloniki ohne den Schlenker in die Berge über Montenegro und Albanien. Oder zwischendurch den Zug nehmen. Auf die 3000km komme ich trotzdem, nur dann mit einem Schönheitsfleck. Aber das Risiko es so zu versuchen, um noch mehr Eindrücke über die Fluchtthematik zu sammeln ist mir lieber, als für mich sagen zu können wirklich jeden Meter der Strecke mit dem Rad gefahren zu sein. Also weiter geht's, es bleibt spannend.Weiterlesen

  • Worte zu Bihac Teil 1

    1. August 2023 in Kroatien

    Letztes Wochenende war ich in Bihac bei der Hilfsorganisation SOS Bihac. Das ganze Thema Flucht ist natürlich sehr komplex und schwierig alles in Kürze darzustellen, vor allem aus meiner Position. Deshalb möchte ich euch nochmals die Dokumentation "The Game: Ein Spiel um Leben und Tod" ans Herz legen und euch zutiefst bitten, euch in den nächsten Tagen die Zeit zu nehmen, sie euch anzuschauen, falls nicht schon getan. Die Regisseurin Manuela war natürlich deutlich länger vor Ort als ich und stellt so tiefere Einblicke dar. Die ganzen Zusammenhänge, Entwicklungen und Verantwortungen werden dort aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Geflüchtete selbst kommen zu Wort, Schmuggler, freiwillig Helfende wie Zlatan von SOS Bihac, aber auch kritische Stimmen. So bekommt man durch die vielen Einzelschicksale beispielhaft einen Einblick wie unmenschlich die Situation für Menschen auf der Flucht ist und das diese Situation eben bewusst geschaffen wird und die Menschen eher wie Spielbälle gesehen werden, obwohl es um Leben und Tod geht. Wir haben glücklicherweise die Option einfach wegzuschauen und all das Leid von uns fernzuhalten, aber genau darin liegt die Verantwortung, dass wir uns damit beschäftigen, auch wenn es schwer fällt und es wirklich harter Tobak ist, aber das sind wir den Menschen schuldig und jedes Wegschauen, weil man sich nicht wohl damit fühlt, ist ein Schritt zu mehr Ungerechtigkeit. Etwas aus der eigenen Wohlfühlzone rausgehen und die traurige Realität von den Menschen sehen, die eben nicht die Option haben in der Wohlfühlzone zu bleiben, ist das Mindeste was wir tun können, damit die Situation nicht unbemerkt immer schlimmer wird.

    Hier nochmal der Link zu der Doku:

    https://youtu.be/hyP-h6mye0Y
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  • Worte zu Bihac Teil 2

    1. August 2023 in Kroatien ⋅ ☁️ 30 °C

    Hier nochmal der Link zu der Doku aus Bihac:

    https://youtu.be/hyP-h6mye0Y

    Von meinen persönlichen Erlebnissen in Bihac haben sich drei Punkte besonders eingeprägt.

    1. In Bihac habe ich viel Zeit mit Zlatan von SOS Bihac verbracht, der auch ausführlich in der Doku über die Situation vor Ort berichtet. Wir hatten viele, lange Gespräche und ich wäre gern auch noch länger dort geblieben um ihm weiter zuzuhören. Ich glaube ich habe noch nie eine so inspirierende Person kennengelernt. Wie er unermüdlich aktiv für das Gute einsteht, sich keinen Millimeter unterkriegen lässt, trotz allem was er selbst erlebt hat und trotz allen Widerständen, die ihm entgegengesetzt werden, weil er einfach nur Menschen sieht, die Hilfe brauchen, ist das worauf es ankommt. Leider.

    Er ist mit mir an eine Straßenecke in der Stadt gegangen und hat mir eine Hauswand gezeigt, wir standen drei Meter davor. Genau dort stand er an einem Tag im Juni 92. Als er dort stand ist genau neben ihm eine Granate explodiert. Genau dort hat er im Bosnienkrieg sein Bein verloren. Genau dort zu stehen hat mir bewusst gemacht, wie weit wir vom Leid in der Welt und von Krieg entfernt sind. So nah hat sich Krieg für mich noch nie angefühlt. Und gerade weil wir die Möglichkeit haben einen großen Abstand dazu aufzubauen, sollten wir aktiv werden, denn der Abstand hat eigentlich nichts zu bedeuten, Krieg ist Krieg, egal wo.

    2. Najib und Kazem

    Ich habe bei SOS Bihac mit zwei Afghanen zusammen in einem Haus gewohnt. Sie sind in Bosnien, weil sie genauso Angst vor der Taliban haben, wie der Rest der Welt. Bzw. ist ihre Angst noch berechtigter, da sie den Strukturen der Taliban direkt ausgesetzt sind. Darum sahen sie ihre einzige Chance auf ein Leben in Sicherheit durch den Versuch die Balkanroute entlang zukommen, was für sie durch unsere Politik lebensgefährlich ist, aber sich der Taliban auszusetzen war keine Option. Aus Afghanistan sind sie zu Dritt aufgebrochen, Najib, Kazem und Najibs Bruder. Da diese Menschenleben in der EU offensichtlich weniger wert sind als andere, müssen sie gefährliche Mittel wählen, bei denen schon einige stillschweigend Gestorben sind. Die vielen Toten im Mittelmeer sollten hoffentlich präsent sein. Aber genauso gefährlich ist es sich unter LKWs oder auf Züge klemmen zu müssen. Najib, Kazem und Najibs Bruder hatten es bis nach Bihac geschafft. Dort ist der Fluss Una die Grenze zu Kroatien und der EU. Ein Nationalpark mit viel Natur, die viele Touristen anzieht. Genau an dem Wochenende war dort auch die alljährliche Regatta für die Anwohnenden in der Region, ein riesiges Event, alle mit guter Laune auf dem Fluss und volles Rahmenprogramm. Also ein Ort, an dem man das Leben genießen kann. Najib, Karzem und Najibs Bruder und andere sind aber wenn es um so etwas geht oft außen vor, einfach weil sie Fremde sind. Sie versuchten wie viele andere den Fluss zu durchqueren, um nach Kroatien in die EU zu kommen. Ohne schwimmen zu können. Sie haben es nicht geschafft. Najibs Bruder ertrank bei dem Versuch. Seine Leiche konnte gefunden werden und so konnte er um wenigstens etwas Anstand und Menschenwürde zu bewahren in Bihac beerdigt werden. Da Najibs Bruder nun in Bihac bleibt, entschlossen Najib und Kazem, dass ihr Schicksal auch in Bihac ist und sie wollen auch dort bleiben. Sie fanden mit SOS Bihac eine neue Familie und sehen es jetzt als ihren Sinn an, dort zu helfen. Bis sich irgendetwas in der Welt ändert.

    3. In der Doku werden viele Widerstände aus dem Umfeld und aus der Gesellschaft gezeigt, was zum Alltag von Hilfsorganisationen gehört. Dabei wollen sie einfach nur Menschen helfen, was in einer gesunden und funktionierenden Gesellschaft ja auf viel Zuspruch stoßen sollte. Deshalb ist es umso wichtiger, dass sich möglichst viele Leute aktiv damit solidarisieren und so unterstützen, dass die Organisationen wirklich ihrem Zweck bestmöglich nachkommen können und sich nicht mit lauten Gegenstimmen beschäftigen müssen. In Bihac war ich positiv überrascht davon, wie friedlich SOS Bihac arbeiten konnte. Sie sind inzwischen akzeptiert in der Region und stoßen auf großen Zuspruch. Sie sind mittlerweile so gut etabliert, dass die Behörden ganz offiziell sie anfragen, um bei Angelegenheiten zu unterstützen, wo eigentlich staatliche Institutionen gefragt wären. Was natürlich auch auf die Fluchtthematik zutrifft. Aber bei der Regatta stellte SOS Bihac den Rettungsdienst und nicht das Rote Kreuz oder andere offizielle Organisationen. Sie arbeiten mit so viel Herz, dass sich die Behörden in dieses gemachte Netz setzen und SOS Bihac machen lassen, damit sie sich selbst weniger kümmern müssen. Eigentlich sollte es ja eher andersrum sein, dass sich die staatlichen Einrichtungen um alle Menschen kümmern, dass es keine Hilfsorganisationen, keine Spenden, keine Leute, die ihre Freizeit opfern, braucht. Aber es war schön zu sehen, dass die Leute in der Region bemerkt haben, dass es nur miteinander geht. Es war zwar ein langer, steiniger Weg für SOS Bihac, aber nun wird die Arbeit nicht nur geduldet, sondern von den Leuten in der Region auch wertgeschätzt und es wurde erkannt, dass es nur durch das gegenseitige Helfen allen Menschen besser geht, nicht durch das Ausgrenzen.

    Es ist ein großes und vor allem trauriges Thema und es gibt leider noch viele weitere Einzelschicksale. Aber diese drei Punkte und die Doku sollten Grund genug sein, um sich weiter mit dem Thema zu beschäftigen.
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  • Donau wieder getroffen

    2. August 2023 in Kroatien ⋅ ☁️ 24 °C

    Am allerersten Tag vor nun schon vier Wochen war sie mein Ziel von Freiburg aus. Die Donau bzw. die Donauquelle in Donaueschingen. Drei Tage verbrachten wir zusammen und bewegten uns gemeinsam Richtung Osten. Ich hatte es zwischendurch zwar schon aufgegeben, aber in Ulm schaffte ich es dann doch noch mich einmal hineinzulegen bevor sich unsere Wege trennten und nicht abzusehen war, ob wir uns nochmal wieder sehen würden. Die Donau entschied sich für einen langen Weg, aber den Weg des geringsten Widerstandes. Ich entschied mich für sehr viel Widerstand mit der doppelten Alpenüberquerung. Plötzlich und unverhofft trafen wir uns dann nach fast 4 Wochen im Niemandsland zwischen Kroatien und Serbien wieder.Weiterlesen

  • In Subotica bei dem MVI Standort

    2. August 2023 in Serbien ⋅ ☀️ 27 °C

    Den Standort von Medical Volunteers in Subotica hatte ich von Vornherein gerne ansteuern wollen, aber ich hatte es mir offen gehalten, weil es eigentlich überhaupt nicht auf meinem Weg lag. Wie ihr den Screenshots aus dem Footprint weiter unten entnehmen könnt, war das wieder eine sehr schwierige Entscheidung, da so viel unvorhergesehenes passieren könnte. Nach langem Abwägen in Bihac, wo ich an meinem Pausentag in einem Café 3 Stunden lang an meiner kommenden Route gefeilt habe und zum ersten Mal einen Entwurf bis Thessaloniki hatte, ist die Entscheidung für eine Route gefallen, was genauso heißt, dass ich mich gegen einige andere Routen entschieden habe und so wieder einiges verpassen werde. Das ist zwar schade, aber gehört dazu und war ja vorher klar, dass ich in dem begrenzten Zeitraum einiges auslassen werde. So entschied ich mich gegen die Küste, gegen Bosnien und Sarajevo und nahm stattdessen einen 500km langen Umweg in Kauf und fuhr nach Nord/Ost Richtung ungarischer Grenze. Auch wenn dieser Umweg einfach nicht für Radreisen gemacht ist und die Route sehr undankbar sein würde, war das für mich die richtige Entscheidung, um im Sinne des Projekts, was ja auch mein Interesse ist, zu handeln und den Standort in Subotica zu besuchen und so noch direkter für den Hintergrund der Reise zu sensibilisieren. Ausführliche Berichte folgen.Weiterlesen

  • Von Subotica Richtung Belgrad

    4. August 2023 in Serbien ⋅ ☀️ 30 °C

    Ein Bericht zu den Erlebnissen in Subotica folgt noch in aller Ruhe.

    Obwohl der Endgegner für die nun von mir gewählte Route die Zeit war, nahm ich mir die Zeit und setzte mich nochmal damit auseinander und konnte sie erstmal besiegen, auch wenn ich dafür einige Verluste in Kauf nehmen musste. Darum legte ich einen Pausentag bei der Unterkunft von MVI ein, da ich erst um 18 Uhr dort ankam und wenn ich direkt am nächsten Morgen weiter gemusst hätte, wäre es den Aufwand nicht wert gewesen, auch wenn ich dort 5kg von meinem Gepäck zurücklassen konnte. (BILD 1)

    Zwei Nächte in der Hängematte im Garten waren dann ein guter Ausgleich zu den eintönigen Touren, die dafür nötig waren an den Tagen davor und danach.

    Details dazu, wie ich das Zeitproblem in den Griff bekommen habe, folgen vielleicht noch später. Erstmal war ich dann nach den zwei entspannten Nächten wieder bereit für die Wildnis und wollte es in zwei Tagen nach Belgrad schaffen, denn von Subotica sind es ziemlich genau 200km und ziemlich genau in der Mitte nach 100km liegt die Stadt Novi Sad. Die aber zumindest auf meiner Route nicht besonders touristisch und die Wildnis dort auch nicht wirklich einladend war, obwohl die Stadt an der Donau liegt. (BILD 2)

    Insgesamt gibt das Internet auch nicht mehr wirklich viele Optionen für potenzielle Ziele aus, was zeigt, wie abwegig ich unterwegs bin.

    Deshalb habe ich es riskiert die bislang zweitlängste Distanz zu versuchen und alles auf eine Stelle am Fluss 20km hinter Novi Sad zu setzen. Wenn die nichts wäre, wäre ich aufgeschmissen und würde einfach die Nacht weiterfahren.

    Hinzu kam dann, dass ich jeden Tag davon überrascht bin, wie plötzlich es dunkel wird. In der Stadt war noch alles gut, nur muss man doch an fast jeder Kreuzung aufs Navi schauen, Ampeln, einkaufen etc., deshalb musste ich dann schon mit Licht an aus Novi Sad rausfahren, nach 10 Minuten war es Nacht und ich hatte eben noch gut eine Stunde vor mir.

    Auf der Landstraße ist man im Dunkeln nochmal mehr auf sich alleine gestellt, aber dann bin ich noch durch einen kleinen Ort gefahren, wo die Leute noch mit Wein auf dem Marktplatz saßen, bevor die letzten 6km abseits der Landstraße kamen, die auch im Hellen wohl eher gemieden werden. (BILD 3)

    6km lang musste ich dann noch durch Wälder, ohne zu wissen was 10 Meter vor mir ist. (BILD 4) Die Verwucherungen und all die Spinnweben, die ich im Gesicht hängen hatte, zeigten, dass der Weg wirklich abgelegen ist und nicht wirklich genutzt wird. Und alle 2-3 Minuten kam von irgendwo ein Hundebellen, ohne etwas zu sehen und einschätzen zu können, ob die Hunde hinter einem Zaun sind oder gleich in meinem Bein hängen, weil sie denken, dass wer da nachts unterwegs ist, kann nichts Gutes vorhaben.

    Ich hatte den Platz vorher im Internet gesehen (BILD 5) und wusste ja immer noch nicht, ob ich überhaupt dorthin komme, ob ich dort bleiben kann und was die Hunde machen. Auf den letzten Metern erreichte ich dann wieder eine asphaltierte Straße und musste nur noch die Zufahrtsstraße zum Fluss entlang.

    50 Meter vor dem Ziel war es dann so weit, dort standen zwei laute Wachhunde vor mir auf der Straße, weil dort einige kleine Hütten von den Leuten aus dem nächsten Ort sind.

    Als ich ein paar Meter umgekehrt bin, haben sie mich erstmal in Ruhe gelassen und ich habe es von der anderen Seite versucht, aber da kamen sie auch hin und wollten mich aufhalten.

    Deshalb gab es nur noch einen letzten dritten Weg zum Fluss als letzte Chance dort.

    Ich bin dort noch etwas rumgeirrt ohne mich zu viel zu bewegen wegen der Hunde und hörte dann Musik und Gespräche an einer Hütte. Dort ging ich hin, um vielleicht Hilfe zu bekommen.

    Happy End: (BILD 6-9)
    Es saßen ca. 8 Leute gemütlich zusammen und einer von ihnen sprach deutsch, so kamen wir gut ins Gespräch, mir wurde Bier angeboten und Fleisch vom frisch gegrillten Spanferkel und dann auch von dem Gastgeber die Möglichkeit, dort zu übernachten.

    So saßen wir noch bis in die Nacht zusammen, ich konnte nach den über 120km alle Spinnweben abwaschen und war sicher vor Hundeangriffen.

    Als weißer Mann kann man das Glück eben gut erzwingen und man braucht nicht so viel zu befürchten, aber so schnell brauche ich diese aussichtslose Situation davor nicht nochmal.
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