eine Reise um die Welt

February - July 2017
A 165-day adventure by Franzi Read more
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  • Day 4

    Faust 3

    February 9, 2017 in India ⋅ 🌫 25 °C

    Und weils so schön war noch ein dritter!

  • Day 5

    Slum Tour durch Dharavi (1)

    February 10, 2017 in India ⋅ ☀️ 31 °C

    Gestern haben wir uns für die Slum Experience Tour angemeldet, nachdem wir uns zuerst gar nicht sicher waren, ob wir die Tour überhaupt machen sollen. Letztendlich siegt die Neugier (oder der Schwabe in uns? 😅🙈). Also stellen wir unseren Wecker auf 10, da wir um 12:30 am Churchgate Bahnhof sein müssen und wir ca. 45 Minuten laufen müssen. Ich bin aber einfach zu müde und schlaf deswegen bis 11 😅 Zum Glück hab ich Julien, der mich irgendwann halb entnervt, halb amüsiert aufweckt weil wir langsam echt los müssen. Also packen wir schnell unseren Rucksack mit Geld, Wasser und der Kamera und flitzen los. Auf dem Weg sind wir wieder mittendrin im Getümmel. Die Geräuschkulisse ist unvorstellbar laut und von allen Seiten nehmen wir unterschiedliche Gerüche wahr. Teilweise ist das ziemlich eklig, bei 30 Grad und so viel Müll auf der Straße aber nicht verwunderlich.
    Ein Phänomen sind die vielen Tiere, vor allem Ziegen, die direkt am Haus gehalten werden. Mir blutet das Herz und die Tiere tun mir unendlich Leid. Die meisten haben nur eine ca 50 cm lange Schnur, die um ihren Hals gebunden ist und somit weder Auslauf noch die Möglichkeit sich richtig hinzulegen und "bequem" zu schlafen. Ich frage mich wieso man sich in einer Millionenstadt überhaupt eine oder zwei Ziegen hält. Zwischen all dem Dreck, Müll und Lärm.
    Im Vorbeilaufen sehen wir am Straßenrand eine gehäutete Ziege hängen. Genau in dem Moment als ich hinschaue, zieht der Mann, der davor steht, die Gedärme heraus. Lecker! Und das Mitten auf der Straße unter unhygienischsten Bedingungen. Jemand Lust auf ein bisschen Ziege? 😷
    Als wir über eine große Kreuzung "laufen" oder besser gesagt hetzen, fragt uns ein Mann wohin wir gehen. "Zu Churchgate, da möchte ich auch hin, sollen wir uns ein Taxi teilen?" Wir erklären, dass wir lieber laufen möchte und werden ungläubig angestarrt. Später erfahren wir aus Meike Winnemuths Hörbuch "Das große Los", dass in Indien nur diejenigen laufen, die sich nichts anderes leisten können. Es schickt sich quasi nicht. Uns ist das aber ziemlich egal 😅! Zu Fuß ist man oft deutlich schneller und man spart sich einiges an Geld, auch wenn die Fahrpreise hier mehr als günstig sind.
    Nach ca 25 Minuten weiteren Laufens erreichen wir die Bahnstation. Wir sind ca 30 Minuten zu früh da, was aber gut passt, da wir noch Geld abheben möchten. Es gibt zwei Bankautomaten und wir entscheiden uns für den der Bank of India. In der kleinen Kabine ist es gut klimatisiert und nach dem vielen Laufen tut die Abkühlung gut. Erst nach 3 Versuchen schaffen wir es endlich Geld abzuheben. Davor hat immer irgendwas nicht geklappt, oder wir waren zu langsam und der Vorgang wurde abgebrochen etc 😬 Hinter uns warten entnervt zwei Inder, die auch endlich an den Automaten wollen. Wir checken erstmal die Quittung, da wir im Vorfeld nicht rausfinden konnten wie viel Automatengebühr anfällt. Laut Quittung - keine! Wow was für ein Glücksgriff 😋 so bekommen wir einen richtig guten Wechselkurs und sparen uns im Vergleich zum Tausch am Flughafen 10€.
    Nach dem erfolgreichen Geldholen kaufen wir uns noch eine Flasche Wasser. Zum Frühstück gibt es jetzt einen Apfel aus der guten Heimat, der noch vom Flug übrig geblieben ist. Es tut gut etwas im Bauch zu haben. Wir essen allgemein viel zu wenig.
    Mit ein paar Minuten Verspätung kommt unser Guide. Er ist heißer, da am Tag zuvor irgendeine Hochzeit war. Wir erfahren, dass er gar nicht der richtige Guide ist und er uns nur zum Bahnhof in Dharavi bringt, wo unser Tour Guide schon wartet. Da dieser am Morgen schon eine Tour geführt hatte, war es einfacher gleich dort zu bleiben.
    Mit dem Zug fahren wir also ca 30 Minuten nach Dharavi. Wir reden über Deutschland und Indien, woher unser Guide kommt und wieso er für Reality Tours (Veranstalter der Foodie Tour und des Slum Experiences) arbeitet. Er fragt uns welche indischen Filme und Schauspieler wir mögen, wir gestehen, dass wir keinen einzigen kennen. Es ist allgemein ein nettes Gespräch und wir erfahren das ein oder andere.
    An unserer Haltestelle angekommen springen wir schnell aus dem Zug bevor dieser weiterfährt. Wir haben ja schon berichte, dass die Züge nur wenige Sekunden halten. Die beiden Guides sprechen kurz miteinander, dann geht es los. Wir laufen ca. 10 Minuten an der Straße entlang vorbei an vielen Menschen die dort am Rand der Straße leben. Ein paar Männer bemalen die Betonwand, die die Abgrenzung zu den Bahnschienen darstellt. Wir werden von den Künstlern gebeten, uns mit einem Pinsel bewaffnet an die Wand zu stellen und so zu tun als ob wir mit malen. Wir verstehen den Sinn dahinter nicht, machen aber mit. Es werden ein paar Fotos gemacht, die anscheinend in die Zeitung kommen sollen. Ok, dann werden wir halt in der Zeitung kommen, passt schon 😃
    Wir erreichen eine Brücke, die über die vielen Gleise führt. Von hier oben sieht man die traurigen Häuser des Slums. In der Ferne steigen schwarze Rauchschwaden auf, irgendwo brennt es. Auf der Brücke gibt der Guide, der glücklicherweise einigermaßen klares Englisch spricht, uns eine kurze Einführung: Es leben mehr als eine Millionen Menschen hier in Dharavi. Nicht alle sind arm. Der Slum unterteilt sich in verschiedene Bereiche: den Commercial part, in dem gearbeitet wird; die Wohnbereiche, die sich meist nach Religionszugehörigkeit gliedern, einen Bereich in dem Keramikarbeiten angefertigt werden und so weiter und so fort.
    Wir werden noch darauf hingewiesen, dass wir nach Verlassen der Brücke keine Fotos mehr machen dürfen, um die Privatsphäre der Leute zu wahren - schade aber verständlich. Dann beginnt unsere Tour. Wir erfahren, dass die Brücke der einzige Zugang in den Slum ist. Eine kleine Brücke für mehr als eine Millionen Menschen. Jedoch gibt es eine Bahnstation weiter noch einen kleinen Zugang, ohne Treppen, was auch erklärt wie die ganzen Motorroller hier reinkommen.
    Der Boden ist matschig und vermüllt, es sieht nicht sehr schön aus. Die Leute sehen nicht anders aus als die, die wir aus Mumbai kennen. Ich schaue viel auf den Boden um nicht in eine der ekligen Dreckpfützen zu treten. Ein paar Meter vor uns sehen wir bestimmt 100 muslimische Männer in weißen Gewändern beten. Aufstehen, hinknien, runterbeugen, sich aufrichten und wieder hinstehen. Es geschieht alles synchron und sieht faszinierend aus. Ich fühle mich komisch dabei, die Männer so zu beobachten, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Schließlich beten sie und obwohl ich selbst nicht religiös bin, habe ich Respekt davor.
    Wir betreten eine kleine Gasse. Die Sonne sticht vom Himmel und es ist staubig und heiß. Wir sehen verrostete Metallplatten, die als Hauswände dienen, einen komplett verdreckten Fluss, der wahrscheinlich so sauer ist, dass man beim Berühren des Wassers Verätzungen bekommt. Unser Guide erklärt, dass alle Unternehmen ihr Abwasser hierhin leiten. Selbstverständlich ungefiltert. Es ist eine Schande.
    Zuerst zeigt der Guide (dessen Name ich mir leider nicht merken konnte) uns den „Plastikteil“, in dem alle Unternehmen Plastik recyceln. Die alten Plastiksachen werden gesammelt, sortiert, dann mit einer selbstgebauten Maschine geschreddert und anschließend gewaschen. Die Arbeit ist gesundheitsschädigend durch all den Staub und die Chemikalien. Manche Nuggets werden nachträglich noch eingefärbt, in Farben die die Firma, die den Arbeitern das geschredderte Plastik abkauft, verlangt. Wir steigen auf das Dach eines der Kleinunternehmen. Durch das schnelle Hochklettern zweier Leitern und die pralle Hitze ist mir oben angekommen auf einmal total schummrig. Schnell trinke ich was und hoffe, dass ich nicht umkippe. Wir sehen in der Ferne zwei Hochhäuser, eins ist weiß und sieht neu aus, das andere hat eine versiffte Fassade. Wir werden aufgefordert zu raten wie alt das vordere Haus ist. Julien schätzt 100 Jahre, ich 50. Beide Häuser wurden 2004 gebaut. Sie sind Teil eines Projekts namens Slum Rehabilitation Authority. Dabei kauft ein Bauherr Land auf dem Slumhäuser stehen, die Hälfte des Lands verwendet er für seine Zwecke, die andere Hälfte steht den Slumbewohnern zur Verfügung. Der Vorteil ist, dass in solchen Wohnungen jede Familie eine eigene Toilette hat. Im ganzen Slum gibt es nur 70 Stück. Allerdings sind die Wohnungen auch verhältnismäßig teuer.
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  • Day 5

    Slum Tour durch Dharavi (2)

    February 10, 2017 in India ⋅ ☀️ 32 °C

    Als nächstes besichtigen wir den Lederverarbeitungsteil. Ich habe ein bisschen Angst vor ekligen Tierhäuten, aber zum Glück sind die Häute alle schon getrocknet und es hängen keine Fleischreste mehr daran. Wir sehen die Maschinen mit denen die Häute verarbeitet werden und sollen raten was für Häute verwendet werden. Es sind Ziege, Wasserbüffel und Schaf. Seit einigen Jahren dürfen die Häute hier im Slum nicht mehr gefärbt werden, da der Prozess sehr giftig ist. Das wird nun also irgendwo im Süden Indiens erledigt – als ob es hier weniger giftig wäre… Die fertigen Lederteile werden noch geprägt, sodass sie aussehen wie Krokodil- oder Schlangenleder. Dann werden super tolle Fake-Sachen daraus genäht. Also Louis Vuitton, Prada und co. Der Slum hat aber auch damit begonnen seine eigene Marke „Dharavi“ zu vermarkten. Die Sachen gibt es in zwei Läden zu kaufen. Einer ist direkt im Slum ein anderer in einer Mall in Mumbai direkt. Wir stehen im Dharavi-Lederwarenladen und fühlen uns wie in einer anderen Welt. Hier ist alles sauber und schick. Es passt überhaupt nicht rein.
    Jetzt kommen wir zum wahrscheinlich beeidruckendsten Teil der Tour. Wir schlängeln und quetschen uns durch wirklich sehr sehr enge Gassen und Gänge. Die Breite beträgt vielleicht 50cm, von oben hängen Kabel herab, unten muss man aufpassen nicht auf Leitungen zu treten. Wir bekommen einen Einblick, wie es sein kann, dass auf so engem Raum 1 Millionen Menschen zusammenleben. Beim Laufen stolpert man fast in die Wohnungen der Leute, man riecht was sie kochen und hört was sie reden. Privatsphäre ist hier nicht.
    Als wir im hinduistischen Teil des Slums ankommen fällt uns sofort auf wie schön sauber und bunt hier alles ist. Ganz anders als im muslimischen und dem industriellen Teil. Frauen backen Fladen auf der Straße und legen sie auf große umgedrehte Körbe zum Trocknen. Ein paar herrenlose Katzen streunen durch die Straßen und überall hängt bunte Wäsche zum Trocknen. Es ist wunderschön.
    Wir gehen in einen kleinen Raum der der Organisation Reality Tours and Travel gehört. Wir erfahren wie die Organisation gegründet wurde und wie sie den Bewohnern des Slums hilft. Die eingenommenen Gelder werden in Bildungsprojekte und Kurse für die Menschen investiert. Toll! Sollte also jemand mal Urlaub in Mumbai machen, die Touren lohnen sich wirklich und man tut gleichzeitig den Leuten hier was Gutes und gibt ihnen eine Chance auf Bildung!
    Was mir gerade noch einfällt zu erwähnen: Ich dachte immer ein Slum wäre einfach eine Bezeichnung für ein sehr armes Viertel. So ist es ja mit den Favelas in Brasilien. Allerdings ist dem nicht so. In einer Favela gibt es auch viel Kriminalität zusätzlich zur Armut. Ein Slum ist eigentlich nur eine Ansammlung von illegal gebauten Häusern. Der Grund gehört dem Staat, da das Land nie gekauft wurde. Die Häuser darauf gehören allerdings dem der sie gebaut hat. Die Regierung hat beschlossen, dass alle Häuser die bis 2000 gebaut wurden inzwischen legal sind. Alle die danach entstanden sind, sind weiterhin illegal und dürfen theoretisch jederzeit abgerissen werden. Wieder was gelernt.
    Der letzte Teil unserer Tour führt uns in den Keramik Teil. Hier werden aus Lehm und Ton Gefäße und Öllampen hergestellt. Mir gefällt die Handarbeit und ich bekomme selbst Lust den matschigen Ton in den Händen zu spüren. Wir dürfen ein Gefäß, das zum Trocknen in der Sonne steht, anfassen und sind erstaunt wie kalt es ist. So bleibt später auch das Wasser darin kalt. Als wir weiterlaufen zum Büro des Veranstalters liegt eine kleine schwarze Babykatze auf dem Boden und rührt sich kaum. Man sieht hier viele Straßenhunde und -katzen auf der Straße schlafen also eigentlich nichts Besonderes, aber irgendwie sieht die kleine Katze zu dünn und gebrechlich aus. Julien und ich schauen uns an, wir haben Mitleid. Ein Inder lacht: “Haha it’s not dead, it’s just sick“. Hm, okay aber bald dann wahrscheinlich auch dead. Es ist so traurig, aber wir können nichts tun. Im Büro (das aus Planen besteht) bekommen wir noch ein kühles Getränk und holen uns dann über Uber ein Taxi, zurück zum Hotel. Wir müssen erstmal all das Gesehene verarbeiten und auf uns wirken lassen.
    Zurück in „unserem“ Teil der Stadt haben wir Hunger und wollen etwas essen. Wir suchen ein Lokal, das wir am Abend zuvor gesehen hatten. Dort gab es lecker aussehende Fladen. Leider gibt es diese heute nicht also gehen wir weiter. Letztendlich essen wir in einem kleinen Straßenrestaurant direkt um die Ecke – und sind begeistert! Für 214 Rupien bekommen wir lecker gefüllte Samosas, Reis mit Hühnchen, eine Flasche Wasser und Chai. Richtig gut! Wir nehmen noch 4 Samosas für die Busfahrt morgen mit und freuen uns über den guten Fund.
    Zurück im Hotelzimmer erfrischen wir uns und schauen noch einen Film, bevor wir dann geschafft ins Bett fallen. 😊😴 Achja, uns unsere Moneten haben wir noch gezählt 🤑😂
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  • Day 6

    Der letzte Tag in Mumbai

    February 11, 2017 in India ⋅ 🌫 24 °C

    Wir sind doch grade erst angekommen – und trotzdem heißt es heute schon wieder Abschied nehmen. Abschied vom Drecksloch Mumbai, das wir irgendwie ins Herz geschlossen haben.
    Der Wecker klingelt um 9, da wir um 10 Uhr auschecken müssen. Wir packen also unsere sieben(hundert) Sachen zusammen und sind pünktlich um Viertel vor zehn fertig. Da unsere Weiterreise erst um 18:30 Uhr stattfinden soll haben wir noch einen halben Tag Zeit. Wir hoffen, dass wir unser Gepäck solange im Hotel stehen lassen können. Juhu, wir dürfen! Also stellen wir alles in eine Ecke im Treppenhaus, in der Hoffnung, dass nichts wegkommt. Schnell noch ein Uber bestellt, dann geht es schon Richtung Gateway of India, das ich unbedingt noch sehen wollte bevor wir weiterreisen. Das Gateway of India ist eine Art Triumphbogen direkt am Wasser. Direkt gegenüber steht das berühmte Taj Hotel, das vor Jahren einmal von Terroristen in Beschlag genommen wurde.
    Da wir ein UberPool gebucht haben steigen auf halbem Weg noch zwei Leute dazu. Ein indisches Pärchen, das leider ein bisschen müffelt. Zum Glück sind wir gleich da. Menschenmassen kündigen das Erreichen unseres Ziels an. Da es mir zu blöd ist, mich wegen einer dämlichen Sicherheitskontrolle gaaaanz hinten in der prallen Sonne anzustellen, schlage ich vor, dass wir uns einfach relativ weit vorne irgendwo dazwischen quetschen. Ab einem gewissen Punkt teilt sich die Schlange in Frauen und Männer. Die Frauenschlange ist viel kürzer als die der Männer und trotzdem ist Julien schneller drinnen als ich. Beim Warten beobachte ich die Frauen um mich herum, die alle kleiner sind. Eigentlich nur Inderinnen in schönen bunten Saris. Eine Frau hält ein wenige Monate altes Kind in den Armen, das sehr sehr viel schwarzen Kajal um die Augen geschmiert hat. Was soll das denn? Sieht ziemlich verstörend aus ehrlich gesagt. Noch nie habe ich ein geschminktes Kleinkind gesehen.
    Als wir drinnen sind bekomme ich auf einmal starkes Bauchweh. Na toll… Julien kümmert sich ganz lieb um mich und schlägt vor mal etwas zu essen. Gestern im Slum haben wir ein paar Bananen gekauft und haben noch zwei Stück übrig. Also setzen wir uns in den Schatten und essen Banane. Obwohl es noch gar nicht so spät ist, sind auf dem Platz sehr viele Leute. Viele machen komische Selfies und tun so als ob sie den Bogen in der Hand halten oder so.
    Wir stehen gerade mitten auf dem Platz und betrachten das Gateway und das danebenstehende Hotel, als ein Pärchen auf uns zu kommt. Sie möchten ein Foto mit uns machen. Also posieren wir alle zusammen und machen mehrere Fotos. Wir finden es ziemlich witzig, dass wir so ein begehrtes Motiv sind 😃
    Nach einer Umrundung des Gateways (durch das die letzten englischen Truppen übrigens ihren Abgang gemacht haben) beschließen wir, dass wir genug gesehen haben und verlassen die gesicherte Zone. Julien knurrt der Magen, meiner hat ab und zu Krampfanfälle. Es wird wohl das Beste ein etwas zu essen. Ich muss erst noch aufs Klo, eine squat toilet, bei der ich sau froh über die mitgebrachten Tempos bin. Direkt neben den öffentlichen Toiletten gibt es mehrere permanente Fressbuden, wo wir uns ein Grilled Cheese Sandwich (für unschlagbare 45 Rupien) kaufen. Damit kann man nicht viel falsch machen und ich stufe es als ungefährlich für meinen gereizten Magen ein. Lecker, wir sind total begeistert! Wenige Minuten später holen wir Numero Zwei und Julien möchte noch ein Samosa Cheese Sandwich essen, bei dem Samosas dazwischen geklemmt sind. Auch lecker! Während wir anstehen kommt ein älterer Inder zu uns und möchte uns eine Sightseeing Tour verkaufen. Wir plaudern ein bisschen und der Mann ist wirklich nett, aber wir haben halt leider null Interesse an einer Tour, auch wenn seine Route sich ziemlich gut anhört. Er weiß schon, dass wir nur ca. 3 Stunden Zeit haben und sagt, er würde ins Gandhi Museum, in die Dhobi Ghat Wäscherei und zu einem tollen Tempel mit uns. All das wollten wir eigentlich auch noch machen, aber die für uns ungeschickte Lage auf der anderen Seite der Stadt hinderte uns letztendlich daran all diese Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. In unserer Not den lieben Mann abzuwimmeln erfinde ich eine Gruppe und Julien springt sofort mit ein. Wir behaupten wir müssten uns bald mit dieser treffen. Tja, nun will der Mann wissen wo. Fragend schaue ich Julien an. „Ähm, Taj Mahal … ähh Taj Mahal Palace Hotel“. Ja genau, als ob wir aussehen wie aus einem super duper 5 Sterne Hotel hahah. „Wie viele Leute sind in der Gruppe?“. Zwanzig, lügen wir. Auf einmal sehen wir Dollarzeichen in den Augen des Mannes aufblitzen. Er ist ganz aus dem Häuschen und meint eifrig wir sollen doch die Gruppe fragen ob wir Zeit dafür hätten und er macht uns auch „special price“. Mit klimatisiertem Kleinbus! Hm schade, dass es die Gruppe ja gar nicht gibt. Amüsiert essen wir unser Sandwich.
    Frisch gestärkt laufen wir die Uferpromenade vor dem Taj Palace entlang und bestaunen das plastikmüllverdreckte Meer. Beim Laufen ereignet sich die nächste seltsame Begegnung. Ein junger Mann spricht Julien im vorbei gehen an und meint er hätte da was am Ohr. Wir bleiben stehen und der Mann zeigt zum Ohr. Da ich ein paar Schritte voraus war sehen ich Juliens Ohr gar nicht, laufe aber zurück. Julien wischt sich übers Ohr, doch der Mann meint er macht was auch immer da ist kurz weg. Auf einmal hat er eine Pinzette in der Hand mit der er in Juliens Ohr herumstochern will. Der Arme weiß gar nicht wie ihm geschieht, da er die Pinzette ja nicht sehen konnte. Schnell ziehe ich ihn weiter und wir laufen ganz schnell weg. Was war das denn?! Super komisch! Ein paar hundert Meter weiter will eine Gruppe Jugendlicher wieder Bilder mit Julien machen. Heiß begehrt, der flotte Kerl!
    Durch tausende Straßenstände und Klamottenhändler bahnen wir uns den Weg zurück zu unserem Hotel. Teilweise laufen wir die gleichen Straßen entlang wie bei unserer Erkundungstour vor zwei Tagen. Langsam kennen wir unsere Hood schon richtig gut 😝 in einem der vielen Läden schaue ich nach einer Tunika, nachdem ich bei Fab India ja nichts gefunden hatte. Leider ist auch hier wieder nichts dabei. Stattdessen finde ich an einem Straßenstand eine lockere Pumphose, die mir gut gefällt. Für 200 Rupien, also weniger als 3 Euro (runtergehandelt von 300!) gehört sie mir. Ich bin glücklich! Schließlich kann ich nicht jeden Tag meine aus Deutschland mitgebrachte lockere Hose anziehen.
    Auf dem weiteren Heimweg laufen wir noch am Prince of Wales Museum vorbei, in das wir aber nicht reingehen. Ist aber schon von außen sehenswert! Vor dem Museum verkaufen viele Straßenkünstler ihre Werke. Einige sind echt faszinierend, andere gerade gut genug für die Tonne.
    Als wir schon fast wieder beim Hotel sind, kommen wir an der Straße vorbei an der dieser Crawford Market sein sollte, von dem wir zwei Tage zuvor abgewiesen wurden. Wir beschließen es nochmal zu probieren! Also, gleicher Weg wie davor, da ist der Eingang und – wir laufen einfach rein. Ok, das ging ja gut! Drinnen sind wir überwältigt von den vielen leckeren Früchten. Es duftet nach frischen Mangos. Händler stapeln Ananasse auf dem Boden. Es ist bunt und schön! Wir schlendern durch den Markt, der größer ist als gedacht. Es gibt auch einen „indoor“ Teil, wo es allerlei zu kaufen gibt. Manche Stände bieten Shampoo und Kosmetik an, andere Knabberzeug und Chips, wieder andere Gemüse. Leider gibt es auch einen nicht so schönen Teil des Markts, in dem Tiere verkauft werden. In winzigen Käfigen sitzen mehrere Dutzend Vögel zusammen, Katzen- und Hundebabys die viel zu jung sind um von ihren Müttern getrennt zu werden, tapsen in schlichten Gitterkäfigen ohne Unterlage herum. Es ist zum Heulen. Bei so vielen herren- und heimatlosen Tieren, extra noch welche zu züchten ist einfach absurd. Die Tiere auf der Straße vermehren sich wie die Karnickel und trotzdem gibt es Menschen die meinen, sie müssten jetzt ein Rassetier züchten und verkaufen.
    Schnell gehen wir wieder zu den Früchten zurück, um das Elend nicht länger mit ansehen zu müssen. Ich versuche ein paar Mandarinen zu kaufen, möchte mich aber nicht übers Ohr hauen lassen. 40 Rupien für zwei Mandarinen? Nicht mit mir. Als die Händler auf dem Preis beharren, lege ich die Mandarinen wieder hin und gehe. Dann halt nicht. Zum Vergleich: In Dharavi haben wir 15 Rupien für 5 Bananen gezahlt.
    Wir verlassen den Markt und laufen die restlichen 20 Minuten zurück zum Hotel, von wo aus wir die Weiterreise nach Udaipur starten.
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  • Day 6

    Der letzte Tag - mehr Bilder

    February 11, 2017 in India ⋅ ☀️ 28 °C
  • Day 6

    Busfahrt Mumbai nach Udaipur 1

    February 11, 2017 in India ⋅ ☀️ 29 °C

    Wieder im Hotel checken wir schnell mit dem dort vorhandenen Wlan noch einmal unsere Mails und bestellen uns ein Uber, das uns zur Bushaltestelle im Norden Mumbais bringen soll, von wo aus unsere Reise per Nachtbus nach Udaipur fortgesetzt wird.
    Der Bus fährt um 18:30 Uhr, wir sollen eine halbe Stunde vorher da sein. Wir haben uns einen guten Puffer eingebaut, schließlich weiß man nie wie der Verkehr grade tickt. Das Uber fährt pünktlich um 16 Uhr los, in Richtung Kalanagar Bus Stop.
    Dort angekommen setzten wir uns auf eine Bank und hören ein bisschen Musik um uns die Wartezeit zu vertreiben. Pünktlich um 18:30 Uhr steigen wir in den super komfortablen Nightliner und sind überglücklich schon am nächsten Morgen in Udaipur zu sein.
    Ha ha. So schön hätte es laufen können - ist es aber nicht! 🎭
    Kommen wir zur wahren Geschichte. Wir sind wirklich viel zu früh am Busstop und müssen warten. Da wir von Bamba, die unsere Busfahrten organisieren, nur den Namen der Haltestelle und keine Adresse bekommen haben, fragen wir den Taxifahrer sicherheitshalber nochmal, ob das hier auch wirklich der richtige Halt ist. Er bejaht. Okay, also packen wir unsere Rucksäcke aus dem Wagen und setzen uns auf die Bank des Wartehäuschens. Mit unserem Doppelstecker hören wir zusammen Musik. Das ist ganz witzig, weil so muss Julien bei Reggaeton ertragen und ich sein in scheinbar Dauerschleife laufendes "Teufelskreis" von Alligatoah. Man hört aber auch mal was anderes und das ist schön!
    Die Straße an unserer Haltestelle ist breit, aber es fahren eigentlich nur Rikschas und Linienbusse an uns vorbei. Nach gut einer Stunde fragen wir uns, ob wir denn wirklich richtig sind. Wie soll hier denn ein fetter Nachtbus halten, mitten auf der Straße?
    Unsere Zweifel werden bestätigt als ein Inder auf uns zu kommt und fragt wo wir denn hinwöllten. Ich zeige ihm die Buchungsbestätigung der Busfahrt, auf der alle Details zu lesen sind. Inzwischen ist noch eine Frau dazu gekommen. Beide sagen uns, dass wir ein Stück die Straße runter und um die Ecke müssen, dort wäre die richtige Haltestelle. Wir vertrauen ihnen, packen also unsere Sachen und "ziehen um".
    Hier, an der riesiegen Hauptstraße sieht es schon viel besser aus. Im Minutentakt halten abwechselnd kleine Linienbusse und Reisebusse. Wir haben immer noch eine Stunde bis 18:30 Uhr und sind frohen Mutes. Irgendwann laufe ich bis ganz vorne (die Haltestelle ist so groß, dass sie drei Überdachungen mit Bänken hat) und checke ob es eine Beschilderung gibt - in großen Lettern prangt KALANAGAR BUSSTOP auf einem Schild. Lächelnd hüpfe ich zurück zu Julien. "Wir sind auf jeden Fall richtig!", verkünde ich.
    Mehrmals kommt ein kleines Straßenmädchen zu uns und bettelt um Geld. Wir haben bisher noch niemandem der bettelt Geld gegeben und haben es auch in Zukunft nicht vor. Viele Bettler gehören zu einer Art Mafia, in der sie unterdrückt und misshandelt werden, also hilft man ihnen eigentlich gar nicht damit. Von dem eingenommenen Geld, das abends von den Bossen eingesammelt wird, werden neue Kinder für die Bettelmafia gekauft.
    Aus Deutschland habe ich einen Lolli mitgenommen, da ich dachte, dass sich hier vielleicht jemand darüber freut. Den Lolli hatte ich extra in meine kleine Umhängetasche getan, und jetzt als das Mädchen vor uns steht hole ich ihn heraus und gebe ihn ihr. Ich hätte erwartet, dass sie sich freut. Aber sie schaut uns nur irritiert an und möchte weiterhin Geld haben. Ich bin enttäuscht, da ich mir eine andere Reaktion gewünscht hätte. Irgendwann geht sie zum Glück weiter und versucht ihr Glück bei anderen. Später sehen wir sie aber mit dem Lolli im Mund, also war das kleine Geschenk wohl doch nicht ganz verkehrt.
    Inzwischen ist es kurz vor halb sieben und unser Bus ist immer noch nicht da. Wir haben damit gerechnet, dass der Bus zwischen 18 und 18:30 Uhr kommt. Ich frage eine sehr nette junge Frau nochmals ob wir richtig sind. In dieser Situation ist es so nervig kein Internet zu haben, da man nicht mal schnell googlen kann. In der Bestätigungsmail gibt es ein Bild der Haltestelle, das wir aber leider nicht laden können. Mist! Die Frau meint jedoch wir seien richtig, ich habe ihr einfach die Email gezeigt. Inzwischen ist es aber nach 18:30 Uhr und immer noch haben wir keinen Bus des Unternehmens "Eagle Falcon" gesehen. Ich schreibe eine SMS an Bamba, da ich nicht weiß wie teuer ein Anruf ist. Es meldet sich niemand. Nach 10 Minuten rufe ich also doch an. Es hebt niemand ab - tolle Notfallnummer, wirklich sehr hilfreich. Ich versuche es noch einmal. Wieder nichts.
    Langsam sind wir echt richtig nervös - was soll denn das?! Ständig kommen Busse, nur unserer ist nie dabei. Wie sollen wir jetzt nach Udaipur kommen?
    Allmählich leert sich die Haltestelle. Es ist außderdem dunkel. Das bettelnde Mädchen dreht wieder seine Runde, diesmal hat es ein Kleinkind auf dem Arm. Der Mann, der uns vorher an diese Bushaltestelle geschickt hat, ist Fahrkartenverkäufer - na toll, hoffentlich hat er uns nicht absichtlich zur falschen Haltestelle geschickt. Als er immer aufdringlicher fragt, wo denn unser Bus sei und ob wir neue Tickets bräuchten verstärkt das leider den Verdacht. Andererseits hat die eine Frau unabhängig von ihm auch gesagt wir wären falsch am ersten Stop gewesen...
    Letztendlich ist eine junge Frau in meinem Alter unsere Rettung. Nachdem um kurz nach 19 Uhr immer noch kein Bus da ist, gehe ich auf sie zu und frage ob sie Englisch spricht. Sie bejaht und ich erkläre ihr unsere missliche Lage. Sie tut uns den Gefallen und ruft bei Bamba an. Sie ist Inderin und hat eine indische Sim-Karte, also zahlt sie sich nicht doof und dämlich. Außerdem spricht sie Hindi, was von großem Vorteil ist da das Englisch der meisten Inder doch zu wünschen übrig lässt. Es geht natürlich niemand ran. Sie ist sehr sehr nett und probiert es mehrere Male. Auf einmal kommt sie durch. Allerdings wird die Verbindung gleich wieder unterbrochen. Sie bleibt hartnäckig. Als sie endlich jemanden dran hat erklärt sie was los ist. Sie gibt sich einfach für mich aus, was einfacher ist. Als der Mann am anderen Ende der Leitung allerdings fragt wie ich heiße, gibt sie schnell mir den Hörer. Franziska Wasserberg ist dann doch ein bisschen unaussprechlich für Inder 😜 also habe ich den Mann nun an der Leitung. Ich bin sauer. Er fragt ein paar Mal wo wir denn grade wären, ich nenne den Namen der Haltestelle. Das wiederholen wir drei bis vier mal. Bis er die Frage endlich umformuliert - er will wissen in welcher Stadt wir sind. Gut, dass er nicht mal das weiß... Plötzlich legt er einfach auf, nachdem er meinte er muss kurz was checken. Also rufen wir nochmal an. Er meint in fünf Minuten würde jemand anderes zurückrufen und legt wieder auf. Also warten wir.
    Zu unserem Glück hat das Mädchen nicht meht vor einen Bus zu nehmen, da sie festgestellt hat, dass von dieser Haltestelle keiner zu ihrem Ziel fährt. Seit über drei Monaten lebe sie nun in Mumbai und trotzdem würde sie sich noch nicht immer zurechtfinden, erzählt sie. Sie will also den Zug nehmen und hat deswegen keinen Zeitdruck.
    Tatsächlich ruft nach einigen Minuten jemand an. Es ist Ashish mit dem ich schon per Mail Kontakt hatte. Er motzt mich erstmal an wo wir denn wären. Der Bus wäre pünktlich um 18:30 Uhr da gewesen und hätte über eine halbe Stunde auf uns gewartet. Nun ist er eben ohne uns los. WIE BITTE?!? Ich dreh fast durch. Das darf doch nicht wahr sein. Ich erkläre, dass wir seit über 2 Stunden warten. Irgendwie scheint er mir nicht ganz zu glauben. Außerdem meint er pampig, dass er keine Notfallnummer von mir hat und mich ja deswegen nicht erreichen konnte. Das ist absoluter Schwachsinn, wozu habe ich denn mein Bamba Profil online ausgefüllt? Unglaublich, ich bin fassungslos. Was sollen wir denn nun machen? Er meint wir sollen uns mit dem Bus in Verbindung setzen. Wie soll das denn ohne Hindi und dazu ohne indische SIM gehen?😩 Schließlich sieht auch er das ein und übernimmt diesen Part. Er will mir die Adresse zu der wir dann so schnell wie möglich kommen sollen zuschicken. Aber bitte nicht per Mail, kann ich gerade noch sagen, da hat er dann schon aufgelegt. Zum Glück haben wir unsere indische Retterin, ohne die wir komplett aufgeschmissen wären. Währed des Wartens reden wir ein bisschen. Sie fragt ob wir Flitterwochen machen, da Paare ja eigentlich erst zusammen reisen dürfen wenn sie verheiratet sind. Ok, vielleicht in Indien 😅 Außerdem fragt sie wie das Leben in Deutschland so wäre und erzählt, dass es ihr größter Traum ist, einmal in die Schweiz zu fahren. Wie eine für uns so banale Sache, ein Lebenstraum für jemanden sein kann. Ich wünsche mir, dass ihr Traum eines Tages in Erfüllung gehen wird.
    Nach zwei Minuten ist die SMS mit der ungefähren Adresse auf ihrem Handy angekommen. Übrigens hat Ashish in unserem Gespräch netterweise noch betont, dass "unser" Bus der letzte nach Udaipur für heute ist und dass der nächste erst morgen früh kommt.
    Da wir nicht so scharf auf eine Nacht auf der Straße sind, beeilen wir uns ein Taxi zu bekommen. Wir haben keinen blassen Schimmer wo der Treffpunkt ist - ist ja auch egal, hauptsache schnell hin! Unsere Retterin spricht mit den Taxifahrern. Alle lehnen ab und wollen uns nicht an die besagte Adresse bringen. Julien und ich verstehen nicht was das Problem ist. So schnell wir möglich hangeln wir uns über die zwei Mal fünfspurige Hauptstraße (je fünf Spuren in eine Richtung). Auf der anderen Seite stehen zwei Motorrikschas. Bisher sind wir immer nur mit Uber Taxis gefahren - fixer Preis, komfortable Autos. Im Moment sind wir bereit alles zu zahlen. Naja gut nicht alles, aber vieles 😂 Um Rikschas haben wir bisher unbeabsichtigt einen Bogen gemacht. Jetzt gerade sind sie für mich gar nicht in Frage gekommen, denn wo sollen wir in den klapprigen Miniteilen denn unsere riesen Rucksäcke unterkriegen? Unmöglich.
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  • Day 6

    Busfahrt Mumbai nach Udaipur 2

    February 11, 2017 in India ⋅ 🌙 26 °C

    Nach kurzem Hin und Her auf Hindi bedeutet der eine Fahrer uns einzusteigen. Es muss also doch irgendwie möglich sein, schließlich sind wir froh endlich ein Transportmittel gefunden zu haben. Also hieven wir die schweren Rucksäcke waagerecht hinter die mini Sitzbank. So fallen sie uns zwar beim Sitzen ständig in den Rücken, aber naja was will man machen. Plötzlich sollen wir doch in die andere Rikscha umsteigen. Ahnungslos wie eh und jeh tun wir einfach was uns gesagt wird. Wir beide sind so angespannt, dass uns alles egal ist. Wir wissen nichtmal ob der Bus jetzt auch auf uns wartet - Psychostress pur!
    Die Tagesrucksäcke gerade so zwischen unsere Beine geklemmt, können wir noch schnell ein sehr sehr sehr herzliches und wirklich von Herzen kommendes "Danke du warst unsere Rettung" rufen, da werden wir auch schon auf der Sitzbank herumgeschleudert. Ihr macht euch kein Bild. Rikschafahrer sind lebensmüde. Und wir haben Todesangst. Wirklich.
    Es ist Rush Hour, dunkel, die Straßen sind überfüllt mit Autos und vielen vielen Motorrädern. Da der Verkehr hier ja eh drunter und drüber ist, scheint es als ob man nicht mal versucht anständig zu fahren. Es wir links und rechts und zwischendurch überholt. Wir rasen nur so, die Rikscha knattert bedrohlich und wir atmen tonnenweise Abgase der umliegenden Abgase ein.
    Zum Glück hat unser "Taxi" ein Taxometer - zwar stand es bei unserer Abfahrt schon auf 30 Rupien, aber wie gesagt, uns war inzwischen alles egal. Der Fahrer spricht kein Wort Englisch, weiß hoffentlich wo wir hin müssen und wie wir dort hin kommen und trinkt alle paar Minuten hastig ein paar Schlucke aus einem Flachmann. Oh Gott, was machen wir hier. Mich fest an die Metallstange vor mir klammernd, bin ich in einer Art Schockstarre. Ich habe Angst. Was wenn der Bus nicht wartet, oder wir gleich zwischen zwei Autos, die der Fahrer meint überholen zu müssen (und zwar durch die Mitte!), eingequetscht werden. Direkt neben mir donnert ein Rollerfahrer auf das Auto vor ihm. Batsch. Fest klammere ich mich an Juliens Hand. Wäre die Gesamtsituation nicht so "akut", wäre es fast schon wieder zum Lachen (also nicht der Auffahrunfall!).
    Ich werde auf dem Handy angerufen und gebeten dem Fahrer das Handy zu geben. Oh oh. Der braucht doch seine ganze Aufmerksamkeit um auf den Verkehr zu achten. Als ich ihm mein Handy reiche rutscht es ihm fast aus der Hand. Ich halte die Luft an und sehe es schon am Boden kleben, überrollt vom Strom der rasenden Autos. Es geht alles gut.
    Als wir nach 10 Minuten Fahrt mal gefragt hatten, wie lange es denn noch bis zum Ziel wäre, meinte der Fahrer so um die 35 Minuten. Waaaas. Wo zur Hölle sollen wir hin? Kein Wunder wollte uns kein Taxi.
    Immer noch ist unklar ob der Bus nun fix wartet oder wir hier auf gut Glück unser Leben aufs Spiel setzen. Nach drei Minuten telefonieren mit einer indischen Nummer, die MICH angerufen hat, sind meine 5€ Guthaben auf dem Handy dann auch weg. Na super, jetzt können wir echt gar niemanden mehr erreichen. Zwischenzeitlich glaubt Julien der Fahre hätte die Ausfahrt verpasst, da er selbst heimlich mit dem Handy mitnavigiert. Wir vertrauen hier keinem mehr! Wie sagt man nämlich so schön - Vertrauen ist gut, Kotrolle ist besser. Alles in allem ist der Abend zum Höllenritt mutiert und wir haben einfach sowas von die Schnauze voll.
    Als wir unseren Bus endlich erreichen, soll erst Julien, dann ich mit zum Büro des Reiseveranstalters. Natürlich spricht mal wieder keiner Englisch. Langsam frage ich mich, ob Indien früher wirklich von den Briten kolonialisiert wurde oder ob das nur ein Mythos ist. Ich habe keine Ahnung was die Leute von mir wollen und zeige einfach die Bestätigungsmail von Bamba, mit all den Daten. Mehr hab ich eh nicht. Irgendwas wird dann irgendwie geprüft und wir sind "good to go". Das ging ja flux!
    Wir laden unser Gepäck in den übervollen Gepäckraum des Busses und steigen ein. Natürlich nicht, ohne vorher nochmal nachzufragen ob wir hier auch wirklich richtig sind. Sind wir, anscheinend.
    Der Nachtbus hat keine Sitze, sondern Schlafkabinen. Man muss/kann also nur liegen. Es ist sehr gammlig und normalerweise hätte ich es wahrscheinlich ein bisschen eklig gefunden. Nicht heute. Ich bin so erldedigt, dass ich einfach nur starr daliegen möchte und in die Decke starre. Julien der Süße bedankt sich bei mir, wie ich das alles toll geregelt und gemeistert hätte. Ich bin gerührt, weil ich doch eigentlich gar nichts besonderes gemacht habe.
    Der ursprüngliche Plan war einen Film zu schauen. Aber wir haben ja auch damit gerechnet um 18:30 Uhr im Bus zu sein und nicht erst um 21 Uhr. Fun Fact: Der Bus fährt erst nach 22 Uhr los, es wurde wohl noch auf andere gewartet. Um 23 Uhr haben wir Mumbai immer noch nicht verlassen.
    Den Bus verlasse ich trotz mangelnder Toilette (wie kann ein Nachtbus kein Klo haben 😩) während der gesamten 11 stündigen Fahrt nicht. Julien wagt sich einmal todesmutig während einer Pause raus um aufs Klo zu gehen. Man weiß allerdings nie ob der Bus gerade hält damit Leute aussteigen können oder um Pause zu machen. Alles wird wenn dann nur auf Hindi gesagt.
    Mit Stöpseln und Reggaeton im Ohr, um das eklige, nervige und ständige Rotzhochziehen unseres abscheulichen Nachbars nicht ertragen zu müssen, schlafe ich tief und fest und drehe mich nur ein paar mal um. Ich werde erst am nächsten Morgen von Julien geweckt, der mir aufgeregt mitteilt, dass wir gleich in Udaipur sind. Wir haben es geschafft 🎉
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  • Day 7

    Ankunft in Udaipur

    February 12, 2017 in India ⋅ ☀️ 26 °C

    Nachdem wir es irgendwie von Mumbai nach Udaipur geschafft haben, hält der Nachtbus mitten an einer Straße ca 10 km vom Zentrum entfernt. Draußen warten schon Rikschafahrer, quasi mit Schaum vor dem Mund, ganz wild darauf sich Leute für ihren Service zu krallen. Es ist echt nervig!
    Wir warten auf unsere Rucksäcke und wimmeln aufdringliche Fahrer ab. "Where you going? Where you come from? Rikscha? Rikscha? Need taxi?". - "NO thank you!". Mir geht das ganze schlechte Englisch so auf die Nerven 😅
    Witzigerweise steigen außer den ganzen Indern auch zwei Deutsche mit uns aus dem Bus. Wir wissen, dass es Deutsche sind, da wir den beiden bei Fab India in Mumbai begegnet sind (was für ein riesen Zufall!) und sie dort gesehen und reden gehört haben. Wir gehen auf das Paar zu und fragen ob sie sich ein Taxi mit uns teilen möchten. Die beiden reisen aber "super spontan" und haben noch nicht mal ein Hotel und haben im Bus irgendwie einen Inder gefunden der ihnen was vermitteln will und ihnen auch die Stadt zeigt. Aha ok, dann eben nicht 😁
    Der aufdringliche Fahrer, der sich gleich auf uns geschmissen hat als wir ausgestiegen sind hat irgendwie das alleinige Recht erhalten und zu fahren- uns bleibt gar keine andere Wahl. In der Rikscha gibt es kein Taxometer. Julien zeichnet mit seiner tollen Locus App unsere Fahrtstrecke auf. Hier im äußeren Bereich von Udaipur sieht es irgendwie genau gleich aus wie in Mumbai, nur ein bisschen sauberer und ohne so hohe Häuser. Je näher wir jedoch ins alte Zentrum fahren, desto schöner und bunter wird es! Es laufen viele Kühe in den Straßen, ein Phänomen das wir in Mumbai nur wenig beobachten konnten.
    Unser Fahrer weiß nicht genau wo unser Hotel ist und fragt sich seinen Weg durch die Stadt. Udaipur liegt schön an einem großen See. Unser Hotel ist nicht weit davon entfernt und liegt auf einer Art Insel. Hier ist es viel ruhiger als auf der anderen Seite, wie wir später feststellen.
    Unser Hotel liegt versteckt und ist auch nicht ausgeschildert. Als die Rikscha uns absetzt kommt gleich der Besitzer um uns zu begrüßen. Der Fahrer verlangt 200 Rupien für die 7km Fahrt. Wir zeigen ihm einen Vogel. Gestern Abend während unserer Höllenfahrt mit der Rikscha zum Bus haben wir für über 20 km in der Rushhour 300 Rupien inklusive 70 Rupien Trinkgeld bezahlt. Und Mumbai ist allgemein teurer. Der Fahrer sieht das nicht ein und besteht auf den 200 Rupien. Wir wollten ja eigentlich eh nicht mit ihm Fahren und jetzt ist er auch noch richtig pampig. Letztendlich geben wir ihm 150 und er soll sich damit zufrieden geben.
    Unser Hotel ist richtig schön! Man kommt am Wohnhaus der Familie vorbei in einen kleinen Garten. Links steht ein vierstöckiges Haus mit den Zimmern. Jedes Zimmer hat seine Tür direkt nach draußen auf eine Art Balkon der als Gang fundiert.
    Unser Zimmer ist doppelt so groß wie in Mumbai, es ist schön kühl und wir freuen uns über das große Bett. Im Kontrast zu Mumbai ist es das Paradies hier!
    Wir stellen unser Gepäck ab und gehen gleich hoch auf die Dachterasse, wir wollen den See sehen!
    Der Ausblick ist fantastisch. Schöner könnte es im Moment nicht sein! Man sieht einiges an grün, was uns in Mumbai so im Nachhinein gefehlt hat. Die Sonne scheint auf die vielen weißen Dächer, auf denen bunte Saris zum Trocknen im Wind wehen. In nicht all zu weiter Ferne im See sehen wir das Taj Lake Palace, eines der renommiertesten Hotels der Welt. Es liegt mitten im See und war ursprünglich ein Palast der Mewar, dem Adelsgeschlecht in Rajasthan.
    Nachdem wir uns kurz frisch gemacht haben möchten wir erstmal was essen! Schließlich ist das letzte richtige Essen schon über 24 Stunden her 😩
    Im Garten auf dem Tisch liegt eine Speisekarte, es gibt also sowas wie ein Restaurant. Die Frau des Hotelbesitzers kommt zu uns und wir bestellen. Sie kocht alles selber. Julien isst Chicken Masala, ich einen Linseneintopf mit Chopatty (richtig leckere Teigfladen!). Dazu trinken wir frisch gepressten Orangensaft, der allerdings etwas seltsam schmeckt. Irgendwie nach zugesetztem Zucker.
    Frisch gestärkt beschließen wir, die Gegend noch kurz zu Fuß zu erkunden. Es ist schon 17 Uhr, also wird es bald sowieso dunkel. Die Sonne geht hier ca. um 18:30 Uhr unter.
    Wir laufen zum See, der leider auch etwas schmutzig ist. Drei Häuser weiter von unserem Hotel steht eine Moschee - wir freuen uns schon wieder auf frühmorgendliche Weckrufe des Muezzins! 🙄😂 Irgendwie schaffen wir es unbeabsichtigt immer in den muslimischen Teil zu kommen 😅.
    Wir laufen durch eine schmale Gasse die zur Linken von einer hohen Mauer gesäumt wird. Darauf liegen trocknende Kuhfladen. Ich meine mich zu erinnern, das diese als Brennstoff dienen.
    Auf einem Vorbau der in den See hineingebaut ist, steht ein altes Gebäude. Hier ist es schön! Man hat einen tollen Blick auf den Stadtpalast auf der Gegenüberliegenden Seite. An einem großen Baum klettern süße Streifenhörnchen auf und ab! Wie putzig! Inzwischen wissen wir, dass es die Tierchen im Überfluss gibt. Aber das ändert ja nichts an ihrer Putzigkeit 🤗
    Nachdem wir noch ein bisschen durch die Gassen geschlendert sind, gehen wir zurück zu unserem Zimmer. Hier informieren wir uns ein bisschen über sehenswerte Gebäude und melden uns für die Bootstour auf dem See an, die in unserem Pass enthalten ist.
    Vor dem Schlafen schauen wir uns noch den Film Passenger an und fallen dann in süße Träume 😴😊
    Leider stellen wir beim Filmgucken fest, dass wir den Doppelstecker für die Kopfhörer verloren haben, vermutlich im Bus liegen gelassen... nervig!
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  • Day 7

    Ankunft in Udaipur - mehr Bilder

    February 12, 2017 in India ⋅ ☀️ 26 °C