Azoren - São Miguel

July 2016 - June 2017
A 346-day adventure by Janroe Read more
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  • Day 1

    Auf nach São Miguel

    July 1, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 20 °C

    Bereits vor 2 Jahren kamen mir urplötzlich die Azoren in den Sinn und die Idee, dort hinzureisen. Woher der Gedanke kam- keine Ahnung (!)- jedenfalls wusste ich nicht wirklich viel über diese Inselgruppe. Allenfalls hatte ich mal was von "Azorenhoch" gehört und dass sich die Inseln "irgendwo" im Atlantik verteilen. Nachdem ich aber die ersten Internetrecherchen vorgenommen und mir einige Bilder angeschaut hatte, wuchs meine Begeisterung und mein Wunsch, diese Gegend hautnah zu erleben. Da Nancy und ich beide gerne "off the beaten tracks" unterwegs sind und uns die Faszination für Vulkanlandschaften seit unserer Lanzarote-Reise in 2012 nicht mehr loslässt, waren wir uns schnell einig: Unser Haupturlaub in diesem Jahr würde nach São Miguel- der größten Insel der Azoren- gehen. Gesagt- getan. Von Düsseldorf aus landeten wir am 10. Juni nach ca. 4,5 Stunden Flug in Ponta Delgada - "zwischen den Welten" sozusagen, da Portugal als nächstgelegenes Festland ganze 1500 Kilometer entfernt liegt und der amerikanische Kontinent sich in 3600 Kilometern Entfernung befindetRead more

  • Day 1

    Fahrt nach João Bom

    July 1, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    "Wolken, Regen, Sonne, Sturm- vier Jahreszeiten an einem Tag"....Die umfangreichen Schilderungen im Internet und meinem dicken Reiseführer ließen keinen Zweifel daran, dass wir uns die Wetterküche Europas begeben würden, die mit der andauernden stabilen Schönwetterlage mit dem klangvollen Namen "Azorenhoch" rein gar nix zu tun hat. Dennoch hatten wir nach den wochenlangen Regenfällen in Deutschland doch die leise Hoffnung auf ein bisschen Sonnenschein...wenigstens ein ganz klitzekleines bisschen...

    Nun ja- weit gefehlt. Als wir aus dem Flieger steigen umhüllt uns feuchtwarmer gelblicher Nebel, der uns auch während der ca. 40 minütigen Fahrt nach João Bom begleitet und die Landschaft und die (möglicherweise) vorhandenen Bergspitzen erstmal vor unseren neugierigen Blicken verborgen hält. So schnell gibt São Miguel seine Geheimnisse also offenbar nicht preis- es wartet lieber noch ab...Dennoch gewährt es uns einen unvergesslich schönen Willkommensgruß in Form von riesigen leuchtenden Hortensienbüschen, die überall am Straßenrand in Blau, Lila, Weiß und anderen Farben blühen. Wir erahnen, wie wundervoll das Ganze bei Sonnenschein ausschauen muss und versuchen, einen Blick hinter die Nebelschleier zu erhaschen- viel können wir jedoch nicht erkennen. Aber es ist halb so wild- es gilt jetzt ohnehin erstmal, zu unserer Unterkunft im Westen der Insel zu gelangen, genauer gesagt zu unserem Ferienhäuschen "Casa Lurdes" in João Bom. Die Straße wird immer kurviger, teilweise ist sie nicht ganz befestigt und unser Navi lässt uns kurz vor knapp natürlich auch noch im Stich....Allmählich werde ich etwas ungeduldig und will endlich mal ankommen- zum Glück haben wir die gute alte Landkarte dabei, mit deren Hilfe wir unser Haus dann auch recht schnell ausfindig machen. Die Kombination aus Nancy als Fahrerin und mir als "Navigatorin" hat sich also mal wieder bewährt und wir sind gespannt, ob unser Feriendomizil in Wirklichkeit genauso schön ist wie auf den Bildern im Internet...
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  • Day 1

    Casa Lurdes

    July 1, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Die Bilder haben ihr Versprechen gehalten!

    Unser Vermieter- Andreas aus Deutschland- bereitet uns einen sehr herzlichen Empfang und macht uns erstmal mit Haus und Garten vertraut.

    Casa Lurdes liegt am Rand der 300-Seelen-Gemeinde João Bom und ist ein typisch azorianisches Dorfhaus, das von Andreas sehr achtsam und liebevoll restauriert wurde. Es strahlt einen ganz besonderen Charme aus, und es fehlt wirklich an nichts! An alles wurde gedacht und wir sollten in den kommenden zwei Wochen immer wieder neue kleine zauberhafte Details entdecken. Mal war es ein Bild, das plötzlich besonders auffiel...dann das wunderbar handgefertigte Keramikgeschirr...der hübsche Tisch in der Küche und der stimmungsvolle Kerzenständer daneben. Es wird einem nie langweilig, durch das Häuschen zu streifen und weitere Gegenstände in Augenschein zu nehmen. Begeistert bin ich vor allem vom mit Holz verkleideten Dachboden, auf dem ich stundenlang hätte lesen und träumen können. Hier ließ es sich auch übrigens prima Yoga machen und meditieren! Klasse ist zudem, dass es eine kleine, aber sehr feine Auswahl an Büchern, CDs und auch Filmen gibt, so dass man auch bei weniger gutem Wetter eine gemütliche Zeit im Haus verbringen kann.

    Ein weiteres Highlight ist natürlich der riesige Garten, durch den wir fast täglich einen abendlichen, manchmal auch morgendlichen "Rundgang" unternahmen und ebenfalls ständig ein neues lauschiges Plätzchen fanden. Den Garten hätte ich am liebsten mit nach Deutschland genommen! Bei schönem nebelfreiem (!) Wetter hat man von den Picknickbänken einen herrlichen Blick auf das Meer und es sollte zum Glück noch öfters vorkommen, dass wir dort in der Morgensonne frühstücken oder abends mit einem Gläschen Maracuja-Likör die untergehende Sonne genießen würden!

    Nach dem langen Anreisetag bin ich auf jeden Fall superglücklich, in einer solch liebevollen Unterkunft gelandet zu sein und freue mich auf all die Erkundigungen, zu denen wir von hier aus aufbrechen würden.
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  • Day 2

    Erster Eindruck von Mosteiros

    July 2, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Am nächsten, unserem ersten Morgen auf den Azoren haben sich die dicken Nebelschwaden verzogen und auch wenn die Sonne noch nicht ganz durch die Wolken bricht, so vermittelt die Umgebung bereits einen deutlich helleren und freundlicheren Eindruck als gestern. Mir ist es aber gerade ohnehin völlig egal- denn ich habe im Garten ein schwarzes Kätzchen ausgemacht...es handelt sich um die Nachbarskatze Sissi wie ich im Nachhinein erfahre- und natürlich schlägt mein (Katzenliebhaber)-Herz sofort höher. Der geplante Fußmarsch nach Mosteiros, der laut Infomappe gut eine Dreiviertelstunde dauern soll, verschiebt sich somit um eine unbestimmte Zeit (sehr zu Nancys Missfallen) und als wir gegen 11 Uhr aufbrechen bin ich um einige Kratzer am Bein und Fellhaare an meinem Pyjama reicher- aber natürlich ungemein glücklicher!

    Der Weg nach Mosteiros verläuft größtenteils auf einem breiten angenehmen Schotterweg, der uns zunächst in einen Wald führt, in dem so allerlei exotische Pflanzen wachsen und schlängelt sich später über Feld und Wiesen bis hinunter in den Ort. Unterwegs lüften sich zwischenzeitlich die noch vorhandenen Wolkenschleier und geben immer wieder den Blick auf den Hausberg Pico da Mafra (358m) frei, der es uns mit seiner anmutigen Erscheinung besonders angetan hat. Mich erinnert er von der Form häufig an den Tor von Glastonbury, nur eben ohne den Tor ;-). Obwohl es nicht richtig heiß ist, kommen wir dennoch bereits jetzt ordentlich ins Schwitzen- was wir in erster Linie der hohen Luftfeuchtigkeit zuschreiben....Insgeheim hege ich aber den Verdacht, dass uns die neu entdeckten Bolos Levedos- eine köstliches süßes azorianisches Brot- einfach beim Frühstück zu gut geschmeckt haben und möglicherweise ist unsere Kondition im Augenblick auch nicht in Bestform.

    Ungeachtet dessen schieße ich aber begeistert ordentlich Bilder- wie meist zu Beginn einer Reise, wenn einen noch jeder fremdartig anmutende Strauch und jeder neu entdeckte Landschaftszipfel in Verzückung und Freudentaumel versetzt. Nach einer guten halben Stunde rücken die Dächer von Mosteiros dann immer näher und unter uns eröffnet sich nach einer Biegung eine großartige Aussicht auf den Ort, dessen markantes Merkmal die bizarren Felsformationen im Meer bilden. Um diese vorgelagerten vier Felsen, die offiziell "Ilheus dos Mosteiros" heißen, ranken sich so manche Sagen- tatsächlich handelt es sich um vulkanische Lavadome. Die Ähnlichkeit mit der Silhouette einer Klosterruine ist auf jeden Fall gegeben; daher stammt ja auch der Ortsname "Mosteiros" (Kloster). Aber wer weiß- am Ende sind es womöglich doch die Zehen des Riesen Almouro, der unter São Miguel döst...

    Zum ersten Mal nehmen wir die ganze grandiose Schönheit der Landschaft wahr. Der Westen São Miguels ist geprägt von Steilküste, rauer See mit oftmals tosender Brandung und dahinter grünem Hügelland. Als wir kurze Zeit später im Ortskern ankommen finden wir ein entspanntes, gut überschaubares Zentrum mit Kirche vor sowie eine Handvoll Restaurants und einen kleinen Fischerhafen. Nach einem leckeren Imbiss am Ortsrand schlendern wir an der imposanten Felsenküste entlang und bewundern die natürlichen Meerwasserbecken und den schwarzen Sandstrand. Zum Schwimmen ist es heute dann doch etwas kühl- aber die Felsen üben im dunstigen Licht einen ganz eigenen Reiz aus und so genießen wir es, zwischen den Steinen umherzuwandern, zwischendurch an eine warme Felswand gelehnt zu dösen und dabei die nackten Füße ins Wasser zu halten. Die restliche Welt rückt langsam aber sicher von uns ab...wie schön! Ich fühle mich nun richtig "angekommen"...
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  • Day 11

    Klippenwanderung João Bom

    July 11, 2016 in Portugal ⋅ ☀️ 22 °C

    Um die Gegend um João Bom und Mosteiros noch näher zu erkunden, entschließen wir uns heute zu einer Rundwanderung um die Anhöhe Mafra. Praktischerweise verläuft der Wanderweg unmittelbar am Casa Lurdes entlang, so dass wir mühelos den Anfangspunkt unserer heutigen Tour erreichen bzw. strenggenommen schon dort sind.

    Nancy ist noch etwas mitgenommen vom gestrigen Tag- obwohl es zwar größtenteils bedeckt war und wir nicht wirklich ein Sonnenbad genommen haben, setzt ihr die Intensität der Sonne in diesen Breiten noch mehr zu als mir. So kommt es, dass sie trotz LSF 50 unter einer ziemlich unangenehmen Mischung aus Sonnenbrand und Sonnenallergie zu leiden hat. Gemeinerweise muss ich dennoch schmunzeln, als sie nahezu komplett verhüllt das Haus verlässt- aber sie scherzt ebenfalls über ihr ungewohntes Spiegelbild und nach einer Weile ist ihre anfänglich gedrückte Stimmung wieder verflogen.

    Hatte mir am Vortag die Katze mit ihrem Auftauchen eine solche Freude bereitet, so freundet sich Nancy am heutigen Tag mit einem Hütehund an, der ganz in der Nähe hübsche, schwarz-weiß gefleckte Kühe beaufsichtigt. Mir ist dieser stumme Geselle allerdings nicht ganz geheuer, denn er folgt uns wirklich ein längeres Stück des Weges und lässt uns keinen Millimeter aus den Augen. Zwischendurch rede ich mir ein, dass er uns vielleicht ebenfalls nur beschützen will- aber insgeheim bin ich erleichtert, als ich ihn beim nächsten Umdrehen nicht mehr erkennen kann. Später habe ich in meinem Reiseführer gelesen, dass die Hütehunde teilweise wirklich nicht ganz ohne sind....also war mein Unwohlsein wohl doch nicht so völlig unbegründet...

    Es ist ein herrlicher Tag heute- die vier Jahreszeiten haben sich definitiv mal auf SOMMER geeinigt...und die Sonne lacht vom Himmel auf uns herunter, als wir an den steilen Felswänden entlang und durch kleine Wäldchen hindurch dem schmalen Pfad folgen, der uns in ca. 2,5 Stunden rund um die Anhöhe Mafra zurück nach João Bom zurückbringen soll. Der Pfad ist wirklich wunderschön und gewährt immer wieder Ausblicke auf die Küste und das tiefblaue Meer unter uns. Die Kontraste mit der leuchtend grünen Landschaft lassen einem das Herz aufgehen, und alles ist so unglaublich ruhig und friedlich. Man hört keine Geräusche außer den eigenen Schritten auf dem Kies, dem Plätschern einer Quelle in der Nähe und zwitschernden Vögeln. Das Rauschen von Autos oder die Geräusche von Maschinen, die andernorts so oft die Stille unterbrechen, sucht man vergebens.

    Dafür ist es mittlerweile ganz schön heiß geworden und wir drapieren Nancys Kleidung doch noch mal um, damit sie nicht zusätzlich noch einen Hitzeschock bekommt.

    Irgendwann stoßen wir auf die im Wanderführer beschriebenen weiß-grünen Gebäude in einer Felswand, die der Trinkwasserverteilung dienen. In deren Schatten lässt es sich auf einer Mauer wunderbar aushalten und wir packen nun erstmal unser Picknick aus. Hoch über Mosteiros genießen wir den schattigen, fast schon kühlen Ort und bleiben bestimmt fast eine Dreiviertelstunde lang einfach so sitzen.

    Der weitere Weg mündet schließlich nach einigen Biegungen und Steigungen in einen Feldweg ein, der direkt am Fuße des Pico da Mafra vorbeiführt und geradeaus weiter nach João Bom führt.

    Der restliche Tag gehört nun ganz dem paradiesisch schönen Garten....Mit einer guten Tasse starkem Kaffee, Zimtkeksen sowie einem dicken Schmöker machen wir es uns auf den Liegen gemütlich und die einzige Frage, die uns heute noch beschäftigen wird, ist: Selber kochen? Oder doch lieber essen gehen?

    Wir entscheiden uns fürs Essengehen im Restaurante "Gazcidla" in Mosteiros. Auch wenn das Lokal optisch nicht unbedingt viel hergibt und der Speiseraum eher nüchtern gehalten ist, so überrascht uns dennoch die gute Qualität des Essens bei ausgesprochen günstigen Preisen....sehr zu empfehlen! Da wir die ersten Gäste des heutigen Abends sind, bekommen wir zudem einen Platz mit Blick auf den Sonnenuntergang zwischen den Felsen von Mosteiros. Das gleißend helle Licht ist fast schon so stark, dass man eigentlich im Restaurant eine Sonnenbrille tragen müsste- darauf haben wir aus Gründen der Eitelkeit dann aber doch verzichtet.
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  • Day 37

    Inselerkundung: Santa Barbara

    August 6, 2016 in Portugal ⋅ 🌬 23 °C

    Heute steht uns der Sinn nach einer weiteren Erkundungstour der Insel- nachdem wir "unseren Teil" doch jetzt schon recht ausgiebig beschnuppert haben. Das Navi lassen wir bewusst ausgeschaltet, da wir einfach mal schauen wollen, wohin es uns zieht...wobei ich natürlich den ein oder anderen "Point of interest" bereits im Hinterkopf habe.... Aber wir wollen ja spontan sein! Für São Miguel gilt generell, dass sich ein Mietwagen sehr auszahlt, auch wenn es im Vergleich zu anderen Urlaubsländern ein etwas teurerer Spaß ist. Dennoch sieht man auf diese Weise einfach mehr und kann flexibel (um)entscheiden, wohin es geht, was mit einem Bus nicht so ohne weiteres möglich wäre.

    Wir nehmen diesmal die Route über Ponta Delgada und starten erneut unter einem bedeckten Himmel, der aber im Laufe des Tages immer weiter aufklaren sollte. Heute kann man schon viel mehr Landschaft sehen als noch im dicken Nebel während unserer Hinfahrt. Die Ortschaften sind relativ klein mit meist weißgekalkten oder auch bunt getünchten Häuschen, oftmals mit ein paar wenigen Straßenzügen, einer Kirche und einzelnen Geschäften im "Tante Emma"-Stil. Alles wirkt ländlich, rustikal und eher ruhig. Immer wieder kann man feststellen, dass die Feuchtigkeit auch in die Häuser kriecht und die Einwohner da wohl gewiss zu kämpfen haben. Einige Gebäude wirken mitunter doch recht verwittert und abgeblättert. Aber es passt optisch vollkommen ins Landschaftsbild und gibt dem Ganzen irgendwie einen gewissen Charme.

    Ein Dorf geht meist nahtlos in das nächste über- hin und wieder verirren sich auch Tiere auf die Fahrbahn- gerade um João Bom selbst laufen gerne mal ganze Rinderherden an und auf der Straße entlang. Hier gilt es aber, einen kühlen Kopf zu bewahren- die Tiere sind Fahrzeuge offenbar gewohnt und laufen wie selbstverständlich an einem vorbei; ganz ohne das Auto zu berühren! Beim ersten Mal hab ich noch einen ziemlichen Schreck bekommen- aber man gewöhnt sich schnell daran. In Deutschland würde ich vermutlich nicht so ruhig bleiben, wenn ich plötzlich mit meinem Auto mitten in eine Horde Kühe geraten würde...Aber im Urlaub ticken die Uhren ja bekanntlich anders.

    Fast schon in Ponta Delgada, der Inselhauptstadt angekommen, überlegen wir kurz, ob wir hier halten sollen, entschließen uns aber doch zum Weiterfahren. Der Roadtrip macht Freude, die Straßen sind relativ leer und es bereitet uns Vergnügen, immer wieder neue Landstriche zu entdecken. Im Norden scheint es zudem heute heller zu sein, also wählen wir die Route durch die Inselmitte nach Ribeira Grande. Ein Schild mit der Aufschrift "Praia de Santa Barbara" kurz vor Ribeira Grande macht uns neugierig und ich meine gelesen zu haben, dass es sich hierbei um einen der schönsten Strände der Insel handelt. Tatsächlich finden wir eine weit geschwungene feinsandige Bucht vor, an deren Ende sich ein imposanter Felsvorsprung befindet. Hohe Wellen brechen sich am Ufer und einige wenige vorwitzige Schwimmer und auch Surfer wagen sich ins Wasser. Eine angenehme Brise weht uns um die Nase, als wir unseren Strandspaziergang beginnen und so genießen wir es, eine Weile am Meer entlangzulaufen und die Weite des Horizonts und das Rauschen der Wellen in uns aufzunehmen.

    Da die Zeit hier aber insgesamt zu verfliegen scheint, meldet sich schon bald unser Magen und wir schauen uns nach einem passenden Lokal um. Der Strand ist glücklicherweise nicht bebaut- man kann hier also herrlich liegen und schwimmen- aber am Anfang befindet sich ein hübsches Strandlokal namens "Tuká Tulá", in dem wir uns dann auch niederlassen. Der Blick auf den Atlantik ist wunderschön und der Service ist hier ebenfalls sehr angenehm. Der Kellner empfiehlt uns eine Platte mit frischem Fisch, Gemüse und Salat. Zur Feier des Tages (wir finden eigentlich jeden Tag was zum Feiern) gönnen wir uns als Vorspeise noch einen superleckeren, butterweichen Käse- eine Spezialität der Azoreninsel Terceira. Dazu gibt es Baguette und einen Bananen-Dip- hierbei bin ich zunächst skeptisch... Banane und Käse- ah ja....Aber kaum dass ich es probiert habe, bin ich richtig angetan- ich hätte nie gedacht, dass die Kombi so lecker ist. Ich hätte mich insgesamt in das Essen hineinsetzen können, und auch Nancy ist ganz begeistert.
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  • Day 37

    Weiter geht's...zum Lagoa do Fogo

    August 6, 2016 in Portugal ⋅ 🌬 19 °C

    Noch während wir unser Essen am Strand genießen und die Atmosphäre schöner nicht hätte sein können, erspähe ich wie sich die Berge des unweit gelegenen Höhenzuges "Serra de Água de Pau" immer mehr aus den Wolken herausschälen und wieder kommt mir etwas aus dem Reiseführer in den Sinn...Kann es sein, dass eine Fahrt hinauf ins Gebirge lohnenswert erscheint, sobald die Sendeantennen auf dem höchsten Punkt sichtbar sind? Ich glaube ja- und lese es kurz darauf nach.

    Stimmt.

    Der weitere Plan ist also unschwer zu erahnen- es geht rauf in die Serra de Água de Pau! Dieser Höhenzug trennt Ribeira Grande im Norden (was wir uns für ein anderes Mal aufheben) von Vila Franca do Campo im Süden. Die Straße ist gut ausgebaut und schlängelt sich immer weiter ins Gebirge hinauf. Unser Renault Clió mit gefühlten 50 PS schnauft und schnauft den Berg hinauf, wir fahren immer höher und die Aussicht auf Ribeira Grande und die nähere Umgebung wird immer besser und eindrucksvoller. Unterwegs kommen wir an einigen geothermischen Kraftwerken vorbei, aus denen weiße Dampfwolken aufsteigen. Diese Art von Kraftwerken findet man regelmäßig auf der ganzen Insel vor. Sie wandeln Erdwärme in Elektrizität um, was zu den umweltfreundlichsten Möglichkeiten der Energiegewinnung zählt.

    Ab und zu legen wir Fotostopps an einigen der zahlreichen Miradouros (Aussichtspunkte) ein. Natürlich sind wir dabei nicht allein- sehr zu unserem Leidwesen manchmal- aber so ist es halt nun mal unterwegs. In allen möglichen Positionen wird geposed und gestrahlt was das Zeug hält. Und kaum hat man mal einen Winkel erwischt, aus dem es sich gut fotografieren lässt, schiebt sich schon der nächste Touri-Hintern durchs Bild. Verglichen mit den Massen in anderen Reisedestinationen allerdings, ist es aber noch eher milde und einigermaßen erträglich. Aber die Einsamkeit der Berge- die ich so sehr liebe- ist es ehrlich gesagt gerade nicht, nun ja.

    Weiter geht's- und zum Glück sind scheinbar gerade weniger Leute unterwegs. So kommt es, dass wir hinter der nächsten Biegung ein leuchtendes Blau in der Tiefe der Berge ausmachen- das kann nur der Kratersee Lagoa do Fogo sein, was übersetzt übrigens "Feuersee"; nicht "Nebelsee" bedeutet. Wobei der Nebel vermutlich sogar besser gepasst hätte, da man den See gar nicht so oft zu Gesicht bekommt. Auch heute ziehen immer wieder Nebelschleier über die grünen Hänge und verhüllen den See zeitweise, bevor die Sicht wieder freigegeben wird.

    Es ist schon fast ein majestätisches Gefühl, den feinen kühlen Nebel auf der Haut zu spüren und zu riechen, zu sehen wie er weiter zieht, alles auf eine gewisse Weise "weichzeichnet" und so die Landschaft ständig kontrastiert, manche Dinge hervorhebt und andere wiederum den Blicken entzieht.

    Der See schimmert in wunderschönen, verschiedenen Farben- mal azurblau, dann eher flaschengrün...seine Ufer leuchten weiß hervor und am liebsten würde ich kopfüber hineinspringen, so einladend schaut er aus. Leider ist die Entfernung zu groß. Aber ich bin sehr dankbar, dass wir überhaupt einen Blick erhaschen dürfen, da dies wohl tatsächlich gar nicht allzu häufig vorkommt.

    Den anderen Reisenden scheint es ähnlich zu ergehen- der See strahlt etwas sehr Besonders, Kraftvolles aus, genau wie die sattgrünen Hänge und Moose ringsumher. Eine feierliche Stille ist eingetreten- die Menschen stehen da und beobachten das Naturschauspiel. In der Ferne sieht man zudem das Meeresblau am Horizont- es ist ein sehr erhebender Moment. Einer der schönsten der Reise und es fällt mir schwer, wieder ins Auto zu steigen...

    Auf dem Pico da Barrosa (947m) genießen wir noch einmal einen fantastischen Blick auf den See und müssen uns dabei regelrecht gegen den eiskalten böigen Wind stemmen, der die Nebelschwaden hier rasant vorantreibt... Er nimmt einem regelrecht die Luft zum Atmen und lange kann man nicht stehenbleiben- also flitzen wir schon bald zurück ins warme Auto!
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  • Day 37

    Tagesausklang in der Caldeira Velha

    August 6, 2016 in Portugal ⋅ 🌙 21 °C

    Zum Ausklang des Tages sollte uns heute noch etwas ganz Besonderes erwarten...Zwischen Ribeira Grande und dem Lagoa do Fogo liegt nämlich die Caldeira Velha- ein Wasserfall an einer kleinen Lagune, in der man schwimmen kann. Da unmittelbar am Eingang ein freier Parkplatz regelrecht auf uns wartet, zögern wir nicht lange und beschliessen, uns den Wasserfall inmitten der herrlich grünen Vegetation anzuschauen. Die Badesachen sind natürlich eh immer dabei.

    Nach der Hitze des Tages und den teilweise doch recht langen Fahrstrecken tut die angenehme Kühle des üppigen Waldes, den wir nun betreten, sehr gut. Es ist wunderschön hier...die Bäume spenden Schatten, überall sprießen Farne und andere exotische Pflanzen aus dem Boden und wo man hinhört gurgelt und plätschert es. Meist handelt es sich um kleine Bächlein und heiße Quellen, die hier die Landschaft durchströmen. Die Sonne steht bereits tiefer, so dass das Licht nahezu golden wirkt und ich fühle mich in dieser fast schon märchenhaft schönen Umgebung gelöst und entspannt.

    Auch Nancy gefällt es wahnsinnig gut- durch ihren Sonnenbrand kann die Ärmste aber noch immer nicht ins Wasser und das ist natürlich in einer solchen Umgebung doppelt gemein. Ich verspreche ihr aber hoch und heilig, dass wir definitiv nicht zum letzten Mal an diesem Ort sind und sie beim nächsten Mal auf jeden Fall ebenfalls zum Schwimmen kommen wird. Das Leben kann echt manchmal unfair sein.

    Zunächst schlendern wir aber erstmal umher und schauen uns die weiteren heißen Quellen an. In einem Becken brodelt und dampft es- hier ist Baden streng verboten, da es sich laut Hinweisschild um kochendes Wasser handelt. Die blubbernde graue Masse wirkt aber auch in der Tat nicht einladend.

    Ein Stückchen weiter unten hingegen genießen Leute in einem weiteren Becken das heiße Wasser; dahinter plätschert ein Bach entlang.

    Der eigentliche Wasserfall befindet sich noch ein Stück weiter oberhalb- über rostbraune Felsen ergießt sich das lauwarme, eisenhaltige Wasser in die darunterliegende kleine Badelagune. Ich beschließe sofort, mich umzuziehen und wenig später tauche ich in das erfrischende Nass ein. Egal wohin man blickt- man sieht nur Grün, glitzerndes Wasser, Licht, das sich zwischen den Zweigen der Bäume bricht....mmmmmh....herrlich.

    An dieser Stelle soll noch kurz etwas gesagt sein- auf São Miguel empfiehlt es sich nämlich unbedingt, alte oder dunkle Badekleidung mitzunehmen. Das eisenhaltige Wasser färbt nämlich alles ein, und die Flecken sind kaum wieder rauszukriegen. Zum Glück hatte ich diese Info rechtzeitig gelesen und so plantsche auch ich in einem uralten, ausgeleierten Bikini durchs Wasser und fühle mich dennoch großartig!

    Auch Nancy, die sich ein lauschiges Plätzchen im Schatten gesucht hat, kann sich dem Zauber dieses Ortes kaum entziehen, auch wenn ihr das Baden heute versagt bleibt.

    Erstauntlich finde ich, dass man fast das Gefühl hat, alleine an diesem wunderbaren Ort zu sein- obwohl die Caldeira von so vielen Touristen frequentiert wird. Aber sie scheinen sich alle irgendwie über das Gelände zu verteilen. Hinzu kommt, dass wir schon nach 17 Uhr haben...vielleicht spielt auch das eine Rolle.

    Nun ja- das Gefühl des Alleinseins stellt sich im nächsten Becken dann doch nicht mehr so ganz ein, was zweifellos mit den wesentlich angenehmeren und wärmeren Temperaturen zusammenhängt. Hier kann man sich sehr viel länger genussvoll im warmen Wasser aalen- ganz wie in der heimischen Badewanne... Das gefällt nicht nur mir, sondern definitiv auch einigen anderen Besuchern, mit denen ich friedlich zusammen in dem ziemlich kleinen Becken hocke. Aber kaum schließe ich die Augen oder blicke in die mit Farnen bewachsenen Hänge, gerät alles andere schon in den Hintergrund....

    Am Ende des Tages sind wir uns einig, dass wir soeben ein kleines Stück vom Paradies gefunden haben.
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  • Day 66

    Teeplantage Chá Gorreana

    September 4, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 24 °C

    Unterwegs in den Osten der Insel immer an der Küste entlang, passieren wir so manche Sehenswürdigkeit. So z.B. auch die Teeplantage Chá Gorreana, die zusammen mit ihrer Nachbarplantage Chá Porto Famoso und der im englischen Cornwall gelegenen Plantage Tregothnan zu den einzigen Teeplantagen Europas zählt.

    Wir entschließen uns zu einer Besichtigung der Plantage, die 1883 gegründet wurde und auf der sowohl Schwarzer als auch Grüner Tee sowie mittelfermentierter Tee hergestellt werden. 40 - 50 t sind es ungefähr im Jahr. Die sauren Lehmböden rund um die Teefabrik dienen als Voraussetzung für den aromatischen Tee, von dessen angenehm zarten Geschmack wir uns bei einer Teeprobe im Inneren der Fabrik selbst überzeugen. Wir erfahren, dass bei der Teeherstellung keinerlei Pestizide verwendet werden und der Tee aufgrund seines geringeren Gerbsäureanteils sehr beliebt ist. Weitgehend wird er aber auf den Azoren selbst getrunken, da der Export ins Ausland zu kostenintensiv ist.

    In den Fabrikhallen, die für die Besucher geöffnet sind, findet man viele alte Maschinen aus England vor. Im oberen Stockwerk werden die Blätter vorgewelkt; im Anschluss fermentiert. Danach folgt die maschinelle Trocknung und Reinigung. Zu guter Letzt wird wirklich noch von Hand gesiebt und dann verpackt.

    Wir genießen die angenehme Wärme der an ein Museum erinnernden Produktionsstätte und bewundern die zahlreichen Bilder an den Wänden, auf denen man einiges von der Geschichte der Planatage erfährt und Fotos von Arbeitern anschauen kann, die die Pflanzungen von Hand nachschneiden.

    Nach einem kurzen Besuch eines kleinen Verkaufsladens zieht es uns wieder ins Freie. Es besteht für Besucher die Möglichkeit, eine zweistündige Rundwanderung um die Plantage zu machen- da wir aber noch weiter in den Osten wollen, gehen wir gemütlich auf dem Pfad eine halbe Stunde spazieren. Die sanft gewellten grünen Hügel sind wirklich ein sehr besonderer schöner Anblick, bei dem man sich fast ins ferne China oder Indien zurückversetzt fühlt. Aber auch wenn es nicht so scheint, sind wir tatsächlich noch immer mitten in Europa!
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  • Day 66

    Ribeira dos Caldeirões

    September 4, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach der kurvenreichen Strecke von Chá Gorreana an so manch beeindruckendem Miradouro vorbei erwartet uns kurz vor Achada ein Picknickplatz, wie er schöner nicht sein könnte. Auch wenn er für Touristen künstlich aufgehübscht wurde und das Café nicht wirklich überzeugen kann, so lässt es sich doch herrlich an den Wasserfällen und im nahegelegenen Bachtal umherwandern. Auch hier zeigt sich die Natur wieder von ihrer üppigen Seite; überall blühen leuchtende Blumen, recken sich Palmen dem Himmel entgegen und lachen Farne zwischen feucht glänzenden Moosen hervor.

    Wie übrigens auf der ganzen Insel, findet man auch hier zahlreiche kleine Grillhütten und Grillgelegenheiten vor, an denen am Wochenende oft die Einheimischen mit der ganzen Familie und / oder Freunden einen ausgedehnten Nachmittag und Abend verbringen. Ganz anders als in Deutschland, wo sich das Leben ja überwiegend drinnen bzw. im eigenen Garten oder auf dem Balkon abspielt. Ich persönlich mag diese unkomplizierte und fröhliche Lebensweise der Südländer sehr gerne und werde in einem späteren Beitrag noch einmal darauf zu sprechen kommen.

    Die Besonderheit von Ribeira dos Caldeirõs besteht zudem in den weit über das Tal verteilten Wassermühlen, deren Inneres auch besichtigt werden kann. Alles in allem ein gelungener kleiner Abstecher und Erholungsort.
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