krank und müde von der Fahrt verbring ich viel faule Zeit im Guesthouse, zum Glück ist da eine schöne Terrasse und 1 Minute entfernt ein wunderschöner Blick auf Sarajevo. Das Treiben und die Gerüche in der Altstadt, die singenden muezine, die Vielfalt an allem (außer am Essen) ist genauso schön wie vor einem Jahr, trotz verkühlung fühl ich mich hier lebendig. Mein kasachischer Mitbewohner David forscht sozialanthropologisch an bosnischem Humor und Antifaschismus. Im Krieg, erzählt er, war Humor wichtig um irgendwie mit dem Grauen umzugehen. Und dunkel. „What’s the difference between Sarajevo siege and auschwitz? In auschwitz at least they had gas.” An einem Nachmittag gehe ich am zweitgrößten jüdische Friedhof Europas spazieren. Die aus Spanien eingewanderten hier begrabenen sephardischen juden blicken seit 1630 runter auf die Stadt. Ein anderes mal bin ich im Ciglane Viertel unterwegs, alles ist dicht an dicht aus roten Ziegeln gebaut, hier kann ich mir - im Gegensatz zur touristischen Altstadt - das echte Leben vorstellen. Felix und Lydia sind zufällig auch da! Wir trinken Bosnischen Kaffee, abends gehen wir mit David in ein Kabarett, dann zu einer der vielen Partys und tanzen bei guter, viel zu lauter live Musik. Wir fahren mit dem Lift schnell in den 36. Stock des avaz Towers und sehen wie viel größer die Stadt ist als das Stückchen Altstadt in dem sich fast alles touristische abspielt. Lydia besorgt uns Tickets fürs Filmfestival. Um 2,50 Euro kaufe ich mir noch ein fancy Kleid für den roten Teppich. Eltern und Geschwister erzählen in einem Dokumentarfilm über die Morde an Kindern im Krieg. Das Popcorn bleibt in der Tüte.Read more