Nordamerika 2024

februar - august 2024
  • Freddie The Mercedes
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    12.–13. feb. 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 21 °C

    Es ist Montag, wir wachen ganz gemütlich auf und starten wie sonst auch mit einem köstlichen Bialietti Kaffee in den Tag. Wir haben eine kleine Kaffeemühle (natürlich USB-C) mit und haben so immer frisch gemahlenen Kaffee. Frühstück gibt es meist irgendwann mittags, morgens haben wir noch nicht viel Hunger. Besonders heute sind wir noch gesättigt vom Abend. 

    Christian setzt sich an den Bericht vom Vortag, Find Penguins ist eine zauberhafte Möglichkeit jeden Moment vom Vortag nochmal zu durchleben und auf eine bestimmte Art und Weise auch alles ein wenig zu verarbeiten. Wir erleben aktuell jeden Tag so viel besonderes, das passt auf keine Kuhhaut. 

    Außerdem sind wir am Vorabend beim Gassigang über ein Planet Fitness gestolpert. Das ist eine Fitnessstudio Kette, die eine Mitgliedschaft für 25$ pro Monat anbietet. Hier mit inbegriffen ist ein Gast und so können wir im ganzen Land die Duschen und, falls uns eine unbekannte Sportsehnsucht heimsuchen sollte, auch die Geräte nutzen können. Perfekt für uns, weil diese Studios im ganzen Land vertreten sind. Das wollen wir angehen, genau wie Christian einen T-Mobile Laden gesehen hat. Hier können wir uns um Internet bzw. WLAN für Freddie kümmern. Christian fährt also los zu den beiden Läden und Bella und ich laufen dorthin, so hat Bella ihre morgendliche Gassirunde und ist glücklich. 

    Als wir nach dem Organisatorischen in Freddie steigen fängt es an zu regnen. Perfektes Timing. Verrückt, dass wir 11 Tage fantastisches Sonnenwetter hatten. Wir überlegen kurz, ob wir uns Savannah noch anschauen sollen, bestimmt hätte es sich gelohnt, aber gerade fühlen wir es nicht, also lenken wir Freddie in Richtung Highway. Es geht weiter südwärts in Richtung Florida. Unseren 6. Staat in 11 Tagen. Gestartet in Maryland, über Virginia nach North Carolina und dann South Carolina und schließlich nach Georgia. Next Stop also Florida. Bestimmt hätte jeder Staat für sich noch unglaublich viel zu bieten gehabt, aber alles was wir bisher gesehen und genossen haben ist so schön und würden wir jeden Staat bis in den letzten Winkel erkunden, würden wir wahrscheinlich in jedem Staat für sich 6 Monate verbringen können.

    Am frühen Abend erreichen wir Florida. Im Sunshine State sind die Autos gefühlt noch größer, noch getunter und laute Musik dröhnt aus mindestens der Hälfte der offenen Fenster. Als wir vom Highway abfahren und langsam in Richtung Strand fahren erstrecken sich riiiiiiieeesiiiige Häuser Seite an Seite auf sandigem Boden. Es ist unfassbar, unsere Münder stehen permanemt offen.

    Wir fahren einen kleinen Strandparkplatz an, den wir in einer der anderen Apps gefunden haben. Es liest sich gut, in den Kommentaren der vorherigen Nutzer liest man zwar auch, dass vereinzelt der Sheriff vorbei kam und gesagt hat, dass OvernightParking nicht erlaubt sei. Die aktuellsten Kommentare aber beschreiben, dass es laut Sheriff erlaubt sei. Wir riskieren es und werden mit einer ruhigen Nacht belohnt werden. 

    Als wir uns abgestellt haben schauen wir auf unser Regenradar und sehen ein ordentliches Gewitter auf den Platz zukommen. Also satteln wir Bella und gehen noch schnell eine Runde an dem Strand. Wir bleiben Trocken und kommen kurze Zeit später wieder bei Freddie an. 

    Es ist noch einwenig Pflücksalat übrig und aus den restlichen Tomaten, einer Avocado, Zwiebel und dem Chemie-Cheddar zaubert Hanna noch einen kleinen Salat. Mit das Gesündeste in den letzten 12 Tagen.
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  • St. Augustine, Campground + Raketenstart

    13.–14. feb. 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 18 °C

    Nach einer entspannten Nacht werden wir mit langsam steigenden Temperaturen im Bus wach. Schattige Plätzchen zu finden ist meistens so eine Sache. Zudem stehen wir manchmal auch direkt mit dem Heck von Freddie in Richtung Osten, so dass die Sonne ab dem frühen Morgen direkt den Wohnbereich wärmt.

    Heute steht einiges auf dem Programm: Strand, Spaziergang, Besuch der ältesten Stadt der USA, Duschen, Abwasser entleeren und Kilometer machen, damit wir in der Nähe von Cape Canaveral sind und den Start einer Rakete beobachten können.

    Wir optimieren also ein wenig und füllen den Kaffee in unsere Thermobecher, laufen über die Holzbrücke zum Strand und laufen gen Süden. Das Wellenrauschen, der seichte Wind, die Sandläufer, die Sonnenstrahlen und ziemlich viele schöne Häuser am Strand sorgen für ein Dauerfeuer an Eindrücken. Immer wieder bleiben wir stehen, halten inne und genießen den Moment dankbar. Auf dem Rückweg zum Auto verquatschen wir uns am Strand mit einem älteren Paar aus der Nähe von Boston, die dem kalten Wetter entflohen sind. Luftlinie in etwa die gleiche Distanz wie von Köln nach Andalusien.
    Nachdem wir den beiden antworten, dass wir knapp sechs Monate unterwegs sein werden, bekomme ich ein spontanes High-Five und die beiden freuen sich wirklich richtig für uns - großartig.

    Wieder bei Freddie packen wir zusammen und machen uns auf den Weg. Die geplante Dusche im Fitnessstudio verlegen wir auf nach den Stadtbummel - es wird warm und wir werden eh schwitzen. Schnell finden wir in St. Augustine einen Parkplatz für Reisebusse und Camper, der im Gegensatz zu den anderen Plätzen sogar kostenlos ist.
    Der erste Eindruck vom historischen Viertel erinnert uns beide zunächst an die Western-Stadt im Phantasialand. Fast alle Gebäude der historischen Innenstadt stehen heute unter Denkmalschutz und werden in ihrem alten Charme mehr oder weniger erhalten. Am ältesten hölzernen Schulgebäude der USA kommen wir auch vorbei, ein wirklich winzig kleines Häuschen in dem heutzutage nicht eine einzige Klasse Platz hätte. Alle Inventarteile sind Original und bis heute nicht restauriert oder erneuert worden.
    Wir laufen beschwingt durch die Eindrücke und die Musik durch die Straße und stoppen vor der Kathedrale von St. Augustine und besichtigen diese nacheinander. Gebaut im Jahre 1793 lässt sich der spanische Einfluss bereits von außen nicht verstecken. Im Inneren ist diese so ganz anders, als das was wir von katholischen Kirchen in Deutschland gewohnt sind.
    Wir machen noch einen längeren Stopp am privaten Flagler College, dieses hat seine Gebäude heute im 1888 gebauten Luxushotel Ponce de Leon. Hier hätten wir beide auch für unser Grundstudium gelernt.

    Nachdem wir wieder bei Freddie angekommen sind und die Uhrzeit sehen, schauen wir, ob wir nicht doch noch einen Campground in der Nähe vom Cape Canaveral bekommen - die Tage zuvor war bereits alles ausgebucht - wird wahrscheinlich neben dem Wetter auch an den Raketenstarts liegen. Mit etwas Glück finden wir einen Platz und bezahlen nach kurzem Zögern die knapp 100$ Gebühren - immerhin werden wir dort dann Duschen, Abwasser und Müll los und können Nachts den geplanten Start sehen.

    Mit Musik und Vorfreude rollen wir los, bewundern immer wieder die sich abwechselnden Palmen und kleinen Sumpfwälder. Nach einem Stopp im Supermarkt schaffen wir es gerade noch einigermaßen pünktlich bevor das Haupttor geschlossen wird. Schnell realisieren wir, dass Freddie außer den Golfautos das kleinste Gefährt ist.
    Nach einem kleinen Abendessen genießen wir den Blick in das Grüne und Blaue, wo sich Fischreiher und fliegende Fische scheinbar im Wechsel begrüßen. Auf den beiden Nachbarplätzen unterhalten sich lautstark zwei Boomer-Paare aus Kanada und Texas über alle mögliche Dinge - unter anderem auch über politische Themen. Wir kommen aus dem innerlichen Kopfschütteln nicht mehr raus, belassen es dann aber auch dabei. Hoffen wir einfach das mal das Beste für die politische Entwicklung der USA in den nächsten 5 Jahren.

    Um kurz vor Mitternacht klingelt der Wecker und wir schlendern zum Pier - in knapp 60 km Luftline wird in wenigen Augenblicken die Raketen starten und ich freue mich wie ein kleiner Junge drauf. Es passiert in dieser Nacht aber nichts und wir gehen wieder schlafen.
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  • Palmen, Raketen und Space Kölsch

    14.–15. feb. 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 13 °C

    Als wir am Pier standen, warteten neben uns noch zwei andere Nachteulen. Nachdem 5 Minuten nichts passiert, holt der Herr sein Handy raus und stellt fest, dass der Start kurzfristig verschoben wurde. Morgen Nacht um 1:05 Uhr soll sie nun starten. Schade, aber für den nächsten Tag um 17:30 Uhr ist noch ein anderer Start geplant. Hoffen wir, dass diese wie geplant startet. Wir freuen uns ins Bett zu hopsen und gemütlich einzuschlafen. 

    Der nächste Tag bricht an, es ist Mittwoch. Die Sonne hat Freddie schon um acht Uhr ordentlich erwärmt. Heute morgen überrascht Bella uns damit, dass sie sich nachts einfach ins Bett geschlichen hat. Es hat keiner von uns beiden bemerkt und wir müssen ein wenig schmunzeln, dass der Frechdachs schon nach zwei Wochen ignorant ihre Grundregeln hinter sich lässt. 

    Da wir um 11 Uhr vom Platz runter müssen, stehen wir was früher auf, damit wir noch ein bisschen von dem idyllischen Örtchen genießen können. Auch wenn um uns herum wahre Ungetüme stehen, hat der Platz mit eigenem Steg und Picknicktisch wirklich was für sich. Wir setzen einen Kaffee auf und nehmen ihn mit zum Picknicktisch. Ich habe davor noch nie fliegende Fische gesehen, aber hier hüpfen sie tatsächlich aus dem Wasser als würden sie für eine Flugshow proben. Die Fischreiher, die am Ufer herum staksen, freuen sich. Plötzlich weißt Christian mich auf eine weitere Bewegung hin und ich sehe, dass eine Seekuh ihren Kopf ganz gemächlich aus dem Wasser streckt. Sie tümpelt noch eine ganze Zeit vor unserem und den benachbarten Stegen hin und her. Absolut verrückt und all das nicht Mals mehr eine halbe Stunde nach dem Aufstehen.

    Die Zeit bis zur Abfahrt nutzen wir zum Leeren des Abwassers, Sortieren, Spülen, ein paar Sachen bei Amazon zu bestellen, eine zweite Dusche innerhalb von 24 Stunden und einen Gassigang mit Bella. Dann geht es auf in Richtung Cape Canaveral zur Space Coast. Es gibt eine Auflistung einiger guter "Beobachtungsorte" für Raketenstarts.
    Das Cape Canaveral ist ein Kap und Küstenabschnitt auf Merritt Island. Wir fahren also erstmal über die Brücke, die Festland und das Kap verbindet. Wir sind ganz schön neugierig und fühlen uns wie kleine Kinder als wir das Kennedy Space Center passieren und würden ihm beide eigentlich gern einen Besuch abstatten. Aber erstens ist es viel zu warm um Bella im Auto zu lassen und zweitens sind 75$ Eintritt pro Person unserer Meinung nach doch ganz schön happig.

    Wir lassen uns ein wenig treiben und Rollen über das Kap. Die Plätze an denen sich der Raketenstart gut beobachten lassen soll, sind entweder nicht für Camper geeignet oder wir würden für ein paar Stunden in prallen Sonne stehen. Uns fällt ein, dass wir unmittelbar nach der Brücke zum Kap ein paar Autos am Strand links und rechts der Schnellstrasse haben stehen sehen.

    Wir drehen um und rollen an gigantischen Hotels und einem noch größeren Surfshop vorbei. Auf der Schnellstrasse angekommen rollen wir an einer Stelle die uns zusagt vorbei - da müssen wir wohl eine extra Runde drehen. Aber: Glück im Unglück! Lässt man mal die Schnellstraße in 25 Metern Entfernung außer Acht, haben wir wohl den besten Platz gefunden an dem wir bislang mit Freddie auf all unseren Reisen gestanden haben. Palmen. Sandstrand. Wellen drei Metern vom Auto entfernt. Sonne die sich auf dem Wasser reflektiert. Zugleich aber auch Schatten und ein laues Lüftchen. Affen die uns Kokosnüsse pflücken. Na gut, das letzte stimmt nicht.

    Wir verbringen in unserem Paradies die nächsten Stunden, frühstücken richtig gesund Müsli mit Obst und recherchieren schonmal wo genau die Rakete starten soll. Am Ende zeigt mir Christian sein Handy und lächelt zufrieden mit der Welt. Direkte Sichtlinie auf den Start- und Landeplatz und nur 20km Entfernung - besser geht es ohne größeren Aufwand nicht. Mit dem Monokular sichten wir schonmal den Startplatz und werden mit jeder Minuten aufgeregter. Pünktlich um 17:30 Uhr startet die Rakete - wir Dösbaddel merken das aber erst als die Rakete schon knapp 50m in der Luft ist. Der von uns auserkorene Startplatz war der Falsche 😃

    Es ist ein unglaubliches Spektakel die Rauchwolken am Startplatz zu sehen, die mit Sicherheit haushoch waren. Die Rakete scheint sich mühelos der Erdanziehungskraft entgegen zu setzen und steigt und steigt. Plötzlich werden wir vom lauten Wummern erfasst (eine startende Rakete gehört immerhin zu den lautesten Geräuschen die es auf der Erde gibt). Nach knapp 4 Minuten verlieren wir den kleinen, leuchtenden Punkt aus den Augen. Schnell wechseln wir zum Livestream von SpaceX und können so den Zeitpunkt von Wiedereintritt und Landephase gut abpassen. Wahnsinn, dass wir im Kamerabild der Rakete einen Teil der Erde und der großen, weiten, schwarzen Unendlichkekt sehen können, aber die Rakete vor wenigen Augenblicken noch auf der Erde stand.

    Beim Landeanflug finden wir die Rakete recht schnell mit dem Augen wieder und verfolgen diese gebannt. Auch wenn wir ihn erwartet hatten - der Überschallknall überrascht uns dann doch beide ein wenig. Knapp acht Minuten nach dem Start ist die Rakete auf ihrem zwei Kilometer entfernten Landeplatz angekommen. Wahnsinn!

    Während wir ein wenig später in Richtung Stellplatz für die Nacht rollen, grinst Christian glücklichst vor sich hin und blubbert die ganze Zeit in Überschallgeschwindigkeit: "Herz, dass letzte Mal habe ich mich so gefreut, als ich in Schweden in der Mine was in die Lift sprengen durfte...! Vielleicht war das hier aber noch cooler."
    Auch ich hätte nicht gedacht, dass mich so ein kleiner Feuerball am Himmel mal so mitreißen könnte.
    Zwischen Tankstelle und Poolfachhandel kommen wir bei unserem Stellplatz an - der Beachfly Brewing Company. Hier gibt es für uns passend zum Erlebnis des Tages ein Space Kölsch und andere, ziemlich wilde Kreationen. Ein Teil von uns freut sich jetzt schon wieder auf deutsches Bier.
    Nach einem viel zu teuren, aber zum Teil leckeren Abendessen verschwinden wir wieder im Bus. Pünktlich um 1:05 Uhr, mitten in der Nacht, stehen wir vor Freddie und warten auf den nächsten Start. Auch wenn wir viel weiter weg stehen, verfolgen wir den Weg der Rakete gebannt. Glücklich schlafen wir wenig später ein.
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  • Ein entspannter Orga & Verarbeitungstag

    15.–16. feb. 2024, Forente stater ⋅ ⛅ 22 °C

    Am Donnerstag wachen wir auf und müssen erstmal sortieren, was wir den Tag davor alles erlebt haben. Selbst ohne große Pläne, entwickeln sich momentan die schönsten Geschichten, die wir hier für uns später festhalten und die uns einfach so sehr erfüllen, dass es meist uns beide braucht, um es in Worte fassen zu können. 

    Heute gehen wir es ruhig an, damit der vorherige zauberhafte aber volle Tag nachwirken kann. Wir haben Sachen bei Amazon zu einem Amazon Locker bestellt und können alles im Laufe des Tages in Fort Pierce, eine Stunde vom Cape Canaveral entfernt, abholen.

    Als wir losrollen sehen wir auf dem Weg krasse Unterschiede in Wohngegenden. Von vor Geld triefenden riesen Mansions, über kleine Häuschen mit gut gepflegten Vorgärten bis hin zu regelrechten Bruchbuden mit geklebten Fenstern und vergilbtem Rasen und offensichtlich drogenabhängigen, gebrochenen Gestalten am Straßenrand. Auch Schulgelände sind hier riesig, wie selbstverständlich von Polizeiautos bewacht und bis in den letzten Winkel meterhoch eingezäunt. Anders halt.

    Es ist warm und wir holen uns auf dem Weg bei Dunkin Donuts einen Kaffee. Angekommen am Amazon Locker fehlen noch ein paar Dinge, wir packen erstmal aus und hopsen dann in einen Baumarkt, um nach Streu für unsere Trockentrenntoilette zu schauen. Wir finden keins und fahren noch zu einem Walmart. Hier geht Christian rein, besorgt Streu und wir werden unseren Abfall los. Ich bleibe mit Bella in Freddie und machen einen Power Nap. So Schneckentage sind einfach wundervoll. Keine Pläne, keinen Zeitdruck und das Vertrauen, dass wir abends gut unterkommen werden. 

    Für die Nacht haben wir in der Nähe von Jensen Beach einen Strandparkplatz gefunden, auf dem Overnight Parking nicht verboten ist und der von vielen anderen Campern gut bewertet wurde. 

    Auf dem Weg dorthin halten wir noch an einem Hundestrand und Bella kann sich austoben. Der Park ist bis zum Sonnenuntergang geöffnet, dann werden die Tore an der Einfahrt geschlossen... Wir haben noch eine gute halbe Stunde Zeit und genießen das Meeresrauschen und die ausgelassene Bellini. Am Strand verliere ich meine Sonnenbrille und ärgere mich tierisch darüber, dass ich beim Verstauen den Gedankenblitz "Hanna, das geht nicht gut, so fällt sie raus" seelenruhig ignoriert habe. Mir passiert sowas einfach unfassbar oft, Tollpatschigkeit und Gutglauben hoch 1000, Welcome to my life....denken ja, aber bis zum Ende fällt manchmal schwer 😂 auch nach Christians Suche, der gern mein Sonnenbrillenheld sein wollte, gehört meine RayBan der Geschichte an. Die letzte liegt übrigens im Atlantik irgendwo vor Schottland, da ist mir nachdem ich mit dem SUP aus dem Meer gekommen bin erst aufgefallen, dass ich sie nach einem Wasserplatscher scheinbar nicht mehr auf der Nase hatte. Also, ab jetzt werden nur noch 10 Euro bzw. Dollar Sonnenbrillen gekauft. Aussehen und Sitz nicht so wichtig, hauptsache UV Schutz.

    Wir kommen an dem Strandparkplatz im Dunkeln an und hopsen nochmal an den Strand. Meine Laune bessert sich, denn ändern kann ich's jetzt auch nicht mehr, nur draus lernen wäre gut. 

    In Freddie machen wir uns ein Bagel Burger mit Spiegelei und schauen the Crown. Danach mummeln wir uns ins Bett und schlummern ein.
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  • Strand

    16. februar 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 25 °C

    Unser Bericht von gestern kommt noch! Wir genießen gerade 25 °C und Sonnenschein am Strand bei den tollsten Wellen überhaupt!

  • Friyay is beach day

    16.–17. feb. 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 23 °C

    Es ist Freitag. Schon wieder? Verrückt wie die Zeit fliegt, noch verrückter, wie viel Zeit aber auch noch übrig ist.

    Hier am Bob Graham Beach Parkplatz ist es früh ordentlich warm in Freddie. Schattenplätze zu finden ist allgemein in Florida bisher nicht so einfach. Aber diesmal stehen wir sogar im Schatten (also bis so um 10 Uhr morgens), trotzdem hat es sich um 8:30 Uhr auf muckelige 29° aufgeheizt. Christian hat von einem Kanadier namens Bob auf dem letzten Campingplatz erzählt bekommen, dass es aktuell im Durchschnitt 8 °C wärmer ist, als sonst um diese Jahreszeit. So langsam kann man da ein Muster erkennen, wenn wir da so an Schweden, Schottland und Irland zurück denken...

    Es werden also erstmal ordentlich die Türen aufgerissen und wenn ein Windzug durch Freddie geht, ist es gleich viel aushaltbarer. Das Thermometer sinkt ein wenig auf 26° - so darf es bleiben. Einfach verrückt, dass wir vor zwei Wochen noch so sehr gefroren haben. Heute bin ich ganz schön froh, dass wir am Tag davor Sonnencreme besorgt haben, die werd' ich Weißbrot auf jeden Fall heute brauchen.

    Im Vorhinein hatten wir überlegt, hier zwei Tage zu bleiben, wenn die erste Nacht entspannt verläuft und wir uns sicher fühlen. So sieht es für uns aus, also mal überlegen, was man mit einem ganzen Tag nichts tun müssen noch so anfangen kann, wenn man nicht weiter fährt. Erstmal Kaffee machen ist immer ein guter Plan. Ich schnappe mir ein Buch, das Christian mir für die Reise geschenkt hat. Aktuell läuft die Verfilmung. Eine Million Minuten von Wolf Küper, ich versinke und genieße es zu Lesen ohne das Gefühl zu haben dass mir noch irgendeine ToDo im Nacken sitzt. Ein ganz neues Gefühl, daheim im Alltag bin ich Königin im Prokrastinieren und auf Arbeit gäbe es immer noch was Wichtiges zu tun. Unterschwellig gelingt es mir nur schwer komplett abzuschalten und mir schöne Dinge zu erlauben...auch wenn das in den letzten Jahren schon besser geworden ist, es fühlt sich gerade doch nochmal so schön, ganz befreit und anders an. Christian recherchiert und wuselt etwas herum.

    Gegen frühen Mittag ziehen ein paar Wolken auf, wir möchten mit Bella an den Strand hopsen und dort gern ein bis zwei Stündchen verbringen. Wir haben noch nie gemeinsam einen kompletten Strandtage verbracht, witzig nach immerhin 6 Jahren... ich mutiere aber auch einfach leicht zu einem gekochten Hummer, auch wenn ich mich eincreme und im Schatten liege. Mal schauen, wie lange wir es aushalten werden. Positiv ist auf jeden Fall anzumerken, dass man hier Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 70 bekommt... Bestens ausgestattet für ein Weißbrot würde ich mal sagen. Wir packen also eine Gallone Wasser, Decke, Trinknapf für Bella, Buch, und noch ein paar grundlegende Sachen ein, schmeißen uns in Badeklamotten, Flipflops an und dann werden die Hühner gesattelt und wir reiten ins Gelände.

    Auf dem Weg treffen wir ein älteres Paar mit einem 8 Monate jungen Dogge-Labrador Mischling. Die beiden sind super nett und wir verplauschen uns ein wenig.
    Am Strand angekommen geht eine steife und unglaublich angenehme Brise und das Meer ist einfach so ganz anders als wir es kennen. Es ist bei fantastischen Wetter niemand schwimmen. Auch wir würden nicht auf die Idee kommen ins Wasser zu gehen. Das Meer ist ordentlich wild, die Wellen brechen mächtig und der Schaum der Wellen sieht aus wie perfekter Milchschaum. Ein paar Locals sind Angeln und die anderen braten wie Hühnchen in einem Bratautomaten am Strand. Auf der Suche nach einem Plätzchen gehen wir Barfuß am Wasserrand entlang und werden ordentlich nass, als die Wellen unsere Beine umspülen, Bella findet es alles andere als lustig, dass sie nicht allein ganz, ganz weit weg vom Wasser oben in den Dünen entlang laufen darf.

    Ich mache es mir mit Decke und unserem Hab und Gut bequem und Christian und Bella watscheln für eine Runde am Strand los. Sie kommen einige Zeit später patschnass wieder und Bella möchte Mitleid dafür, dass sie aussieht wie ein sehr begossener Pudel der in Sand paniert wurde. Zwischendurch kann man sich fantastisch abkühlen indem man sich einfach mit den Füßen an den Rand der am Strand auslaufenden Wellen stellt. Man fühlt sich (und sieht auch so aus) als hätte man einen Außenbootmotor, weil das Wasser so auf spritzt sobald es auf Körperteile trifft. So wird man richtig schön abgekühlt. Wir genießen die Zeit und flitzen nach knapp 90 Minuten wieder zu Freddie. Es gibt Strandduschen, die wir als Abkühlung mitnehmen, bevor wir in unsere kleine Sauna hopsen. Am Platz düsen ganz viele Geckos durchs Unterholz. Ich vertreibe mir den Nachmittag mit Lesen, Christian nicht.

    Wer unseren Bericht letztes Jahr in Irland gelesen hat, erinnert sich vielleicht noch an die kleine Reparatur an der Elektrik, die Christian vorgenommen hat. Da uns vor 5 Tagen das gleiche Teil endgültig kaputt gegangen ist, hatten wir ein Ersatzteil bei Amazon bestellt. Obwohl wir nur mit sehr wenig Werkzeug unterwegs sind, haben wir versucht an alles zu denken bzw. multifunktionales Werkzeug einzupacken. Hat für diesen Fall hier schonmal geklappt! Nach knapp drei Stunden ist das defekte Teil getauscht und Christian hat zusätzlich eine der USB-Steckdosen in Freddie gegen eine modernere Version getauscht, an der wir jetzt auch direkt unsere Laptops laden können - beim Ausbau im Jahr 2019 gab es die noch nicht.

    Die Stunden ziehen vorbei, abends finden wir noch die Worte, um den Tag der Raketen für uns zufriedenstellend zu beschreiben. Danach gibt es köstliche Wraps und wir fallen bald zufrieden und entspannt ins Bett.
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  • Der Markt kommt zu Hanna

    17.–18. feb. 2024, Forente stater ⋅ ⛅ 26 °C

    Hanna geht nicht zum Markt, der Markt kommt zu Hanna

    Wir wachen am Samstag wieder im muckelig warmen Saunastübchen auf. Erstmal entspannt was am Handy rum daddeln und gemeinsam überlegen, ob es einen Plan für den Tag gibt, welche Möglichkeiten sich bieten und wie wir den Tag füllen wollen. Wir haben die Option noch einen Tag zu bleiben, oder uns weiter in Richtung Süden aufzumachen. Dort würden als nächstes Miami und die Florida Keys auf uns warten.

    Der Tag soll noch wärmer werden als gestern, es wird zwischendurch regnen, aber die Temperatur soll nicht niedriger als 27 °C werden? Und ja, natürlich habe ich einen leichten Sonnenbrand auf dem Rücken. 🥴 Vielleicht nicht die besten Voraussetzungen für einen weiteren Strandtag. Wir beschließen erstmal den Morgen entspannt anzugehen und nach Gassigang und Kaffee eine Entscheidung zu treffen...et hetzt uns ja niemand, nicht wahr?! Christian macht sich auf und geht mit Bella eine große Runde Gassi, während ich mich in Ruhe fertig mache, ein bisschen im Wagen rum wusel und Kaffee aufsetze. Die Türen von Freddie sind auf, wir stehen am hinteren Rand des Parkplatzes und vor unserer Tür ist einer von drei Strandzugängen. Einige Leute passieren Freddie, Strandstühle geschultert, Angeln und Kühlboxen im Anschlag. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Manche schauen ganz angestrengt geradeaus, andere lächeln in Freddie hinein und manche haben ein netten Kommentar übrig, dass wir ja alles dabei haben, was wir so brauchen.

    Als der Kaffee fertig ist und ich gerade den Bus fege passiert ein Angler Freddie, schaut sich um, sieht mich und läuft wieder zurück, an Freddie vorbei, dann kommt er wieder um Freddie herum und spricht mich in gebrochenem Englisch mit spanischem Dialekt an und sagt "Come, I have to show you". Ich bin ein wenig verwirrt und tapse ihm aber hinterher, immernoch mit Handfeger in der Hand. Er steht direkt links neben Freddie mit einem riesigen PickUp und öffnet seine Ladefläche und hopst auf diese drauf (ich komme mir doof vor, dass ich misstrauisch bin). Währenddessen erklärt er mir mit wenigen, zunächst für mich unzusammenhängend wirkenden Worten, dass es ein Dorf weiter immer Samstags um kurz vor zehn so etwas wie Foodsharing gebe. Seine Freundin arbeite auf dem Markt und er habe viel zu viel und ich solle ihm doch etwas abnehmen. Er zieht zwei riesige Kartons nach vorne und zeigt mir eine gigantische Menge an Lebensmitteln. Klein Hanna steht neben der Ladefläche, mit Handfeger in der Hand und gefühlt grenzdebil und vollkommen überfordernd lächelnd und "ah, I see, wow, that's a lot" stammelnd. Ich weiß gar nicht wie mir geschieht, während der nette Mann mir eine Ausbeute von mehreren Tüten vor die Nase stapelt. Paprika, Kartoffeln, Pampelmusen, Melone, Zucchini, PakChoi, Tomaten und so weiter. Er möchte mir auch die Hälfte von einem riesigen Mehrkiloklops Schinken andrehen und ich stelle mir vor meinem inneren Auge vor, wie wir den in unserem Kühlschrank unterbringen sollen. "No, thank you so much, we are vegetarian" höre ich mich sagen, na dann gibt's noch einen Salatkopf und ein paar Mandarinchen obendrauf. Ich habe immer noch den Handfeger in der Hand und sage, dass ich ihn kurz wegbringe und Tüten hole und ob ich ihm etwas im Tausch anbieten könne. Ich fühle mich ein bisschen wie in der Truman Show. Er ist super nett und plappert weiter vor sich hin, dass das doch klar sei, dass das einfach alles zu viel für ihn und seine Freundin sei, dass ich die Sachen einfach nehmen solle und wir hier gern noch ein paar Tage schlafen können, dass da alle sehr entspannt seien. Naja jetzt hätten wir auch Vorräte für eine Woche. Ich bedanke mich in einer Tour und weiß gar nicht wie ich mich verhalten soll. Der Fischer lächelt und blubbert vor sich hin, dass das doch gar kein Problem sei, gerne und viel Spaß noch und safe travels. Er lässt mich die Errungenschaften abtransportieren und macht seine Angel fertig. Als ich zwischen Tüten in Freddie stehe, watschelt er zufrieden mit Angel, Kühlbox und Barfuß in Richtung Strand an mir vorbei.

    Ich bin total verwirrt und denke mir wie schreiend komisch ich gerade aussehen muss und was Christian wohl denkt, wenn er mit Bella wiederkommt und ich inmitten eines Marktstandes stehe und zwar im Nirgendwo auf einem Strandparkplatz. "Ja ne Herz, als du weg warst hab ich mich mit nem Kartonschild an die Straße gesetzt und um milde Gaben gebettelt" 😂 Zeitweise ist es sehr unterhaltsam in meinem Kopf.

    Ich versuche die Sachen schon mal ein wenig zu sortieren und fange an zu planen, wie wir sie unterbringen können als Christian mit Bella um die Ecke kommt und ihm die Verwirrung im Gesicht steht. "Hä, was ist denn hier passiert?" Ich gackere los und Christian entscheidet, dass die Erklärung auf Video festgehalten werden muss. Seine trockene, schräg grinsende Reaktion nach meiner Geschichte ist, dass man mich echt nicht allein lassen könne.

    Als wir die Sachen weg geräumt haben, entscheiden wir uns, dass Weiterfahren heute trotzdem eine kluge Idee ist. Die Luft steht und es wird zunehmend schwül. Während wir anfangen Freddie fertig zu machen, kommt das ältere Pärchen mit dem Doggen-Labrador-Mischling vom Vortag an Freddie vorbei und begrüßt Bella namentlich. Wir kommen erneut ins Gespräch, die beiden erzählen von ihren Camper Erfahrungen und sind ganz neugierig, was wir noch für Pläne haben. Beim Abschied sagen sie, dass ihnen auf dem Rückweg was fehlen wird, wenn Bella und wir nicht mehr da sein werden. So viele nette Menschen innerhalb von ein paar Stunden, das ist mehr als beschwingend. Kurze Zeit später machen wir uns auf und sind unglaublich dankbar für die knapp zwei Tage am Bob Graham Beach.

    Als nächsten Stop halten wir so grob Miami fest. Von dort aus wollen wir die Florida Keys erkunden und eventuell nach Miami rein fahren. Auf dem Weg wollen wir bei einem Outdoor-Shop noch den "America the beautiful“-Pass kaufen, eine Art Flatrate-Zugang für die meisten Nationalparks. Ich bin ganz schön dankbar einen Recherchian an meiner Seite zu haben. Der Pass gilt für ein Auto und drei Personen, perfekt also für uns. Outdoorläden sind für uns gefährlich merken wir, wir kommen nicht nur mit dem Pass, sondern auch um eine Badehose, eine Latzhose und Birkenstocks reicher wieder bei Freddie an. Hier genießen wir ein kleines Frühstück und schauen, wo wir für die Nacht unterkommen können. Es bietet sich eine Kirche in Homestead in der Metropolregion Miami an. Der Name New Life Sanctuary irritiert, insbesondere in Zusammenspiel mit einem Logo, dass uns an The Big Bang Theory erinnert. Wir müssen ja an keiner Messe teilnehmen und die Kommunikation ist super entspannt und nett.
    Wir zerfließen bei knappen 38° in Freddie und sind froh, über jedes bisschen Luft das herein weht. Bella macht alles ganz fantastisch mit. Zwischendurch kriegt sie eine feuchte Dusche und immer wieder Trinken angeboten. Wir sind einfach so gesegnet mit diesem Hund.
    Nach zwei Stunden Fahrt machen wir Stopp bei Walmart. Hier erstehe ich eine neue billige Sonnenbrille ohne Sehstärke und bin wieder bestens gewappnet für meine Kontaktlinsen. Und: wie gefährlich sind bitte amerikanische Snacks?! Hier gibt es mit Erdnussbutter gefüllt Salzbrezel-Kissen. Die ersten Walmart Besuche lang konnten wir sie ignorieren, heute mussten sie mit. Yum!
    Da wir gut in der Zeit liegen, warten wir auf dem Parkplatz noch eine gute halbe Stunde ab, bis die Sonne weniger kräftig scheint.

    Im Dunkeln kommen wir in Homestead an und ich koche uns eine monströse Gemüsepfanne, die richtig köstlich schmeckt! Danke lieber Fischer! Von den freilaufenden Pfauen, die auf dem Gelände herumlaufen sollen, bekommen wir leider nichts mit. Wir gehen noch eine Runde mit Bella und fallen ins Bett.
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  • Rainy Miami

    18.–19. feb. 2024, Forente stater ⋅ 🌧 19 °C

    Am Sonntagmorgen werden wir um acht Uhr vom Wecker aus dem Bett geschmissen. Der Host für diese Nacht, hat den Wunsch, dass der Platz bis 08:30 Uhr verlassen wird, sofern man nicht an der der „Worship Experience“ in dem Flachbau teilnehmen möchte. Hanna und ich sind skeptisch und vertagen unsere Experience auf einen anderen Tag.
    Nach ein paar Minuten Fahrt kommen wir an einer kleinen Mall an und ordern erstmal per App bei Starbucks einen Kaffee und können ihn dann ein paar Minuten später schon im Laden abholen. Die Blechkolonne vor dem Drive-Through hat sich in der Zwischenzeit kaum bewegt und die Motoren fast aller Fahrzeuge laufen die ganze Zeit. Es beruhigt uns, dass wir diese Andersartigkeit noch immer sehr verwirrend finden. Mit Kaffee in der Hand laufen wir also eine Runde um den Block und werden dabei von oben leicht berieselt und finden es sehr angenehm.
    Wir prüfen nochmal den Wetterbericht und sehen, dass es mit angenehmen Regen bald vorbei sein sollte und es den ganzen Tag regnen bzw. fast stürmen wird. Nach einiger Überlegung entscheiden wir, heute doch nicht in Richtung der Florida Keys zu fahren. Bahamas-Optik und Wetter wie gerade in Deutschland - nee, danke 😎

    Hanna verschwindet kurz vor Freddie in eine Drogerie auf der Suche nach einer Lotion, für die doch sehr trockene Haut nach den letzten paar Tagen in der Sonne. Ich mache es mir derweil in Freddie gemütlich und schaue, wo sich denn die nächste Münzwäscherei befindet. Automatisch fallen einem dann natürlich die Bewertungen ins Auge und ich verliere mich etwas in der Suche nach einer Wäscherei mit guter Bewertung und lande dann am Ende bei einer in Little Havanna mitten in Miami.
    Nachdem Hanna wieder zurück ist, planen wir gemeinsam weiter und wählen die Wäscherei dort als Ziel aus und wollen es später dann mit einem Trip durch Miami verbinden.

    Abgesehen vom Bevölkerungsprofil und einigen wunderschön bemalten Häusern hat Little Havanna dann für uns aber doch nichts mit der kubanischen Hautpstadt gemein. Ehrlich gesagt haben wir aber auch keine Ahnung - dort waren wir selbst ja auch noch nicht. Wir parken vorm Presidente Supermarket und suchen alles an Wäsche zusammen, was sich findet. Es kommt doch mehr zusammen, als wir gedacht haben. Auf dem kurzen Weg zur Wäscherei falle ich im Gegensatz zu Hanna kaum auf, dafür kann Hanna dann in der Wäscherei ihre Spanisch-Grundkenntnisse rausholen (die Mitarbeiterin reagiert auf unser Englisch mit "no hablas ingles") und organisiert Waschpulver, während ich aus einem 20 Dollar-Schein am Automaten in kurzer Zeit 80 Quarter-Münzen mache. Die Wäsche ist schnell verstaut und die Maschine meldet, dass sie in 27 Minuten fertig sein wird.
    Wir nutzen die Zeit, um den Supermarkt zu erkunden. Hier gibt es 4 verschiedenen Bananensorten und es fühlt sich dann doch ein wenig an, wie wir es in Havanna erwarten würden.
    Hanna läuft mit typisch kubanischen Einkäufen (Hafermilch, Küchenrolle, Mülltüten und Gemüsebrühwürfeln) zurück zum Bus, während ich die Wäsche in den Trockner verfrachte. Diesmal 36 Minuten, die wir dann noch im Bus entspannen. Nach Ablauf des Trockners (es ist alles trocken geworden), falten wir diese dann in Ruhe in der Wäscherei. Definitiv ein Vorteil gegenüber der Münzautomaten an Tankstellen, die wir sonst in den Urlauben verwendet haben.

    Wir rollen aus Little Havanna los und machen uns erstmal in Richtung des kleinen Key Biscane direkt vor Miami auf. Beeindruckt sind wir von einer langen „Allee“ durch die wir rollen (Was sind das für Bäume? Jemand eine Ahnung?) - wie schön, das Ganze bei Sonnenschein sein muss. Jetzt im immer mal wieder auf- und abschwellendem Regen ist es ja schon faszinierend. Auf dem Weg zum Key Biscane sehen wir das erste Mal die Skyline von Miami, der Kontrast zur Allee ist total surreal.

    Auf der einen Seite erblicken wir das vom Regen aufgepeitsche Meer, auf der anderen stapeln sich Boote in Hochregalen. Da der Regen zwischenzeitlich immer weiter zunimmt, verzichten wir auf einen Spazierstopp am Ende des Key und nehmen uns als nächste Ziel für unseren heutigen Roadtrip Miami Beach vor. Das Bild und die Musik in unserer Vorstellung sind hier natürlich stark von Will Smith's „Hymne“, den Bad Boys Filmen und den Serien Miami Vice bzw. Dexter geprägt.
    Auf dem Weg begreifen und fühlen wir beide das erste Mal den Begriff Großstadtdschungel.
    Hochhäuser ragen wie majestätische Bäume empor, während sich der Verkehr wie ein wildes Gewirr von Tieren durch die Straßen schiebt. Die Scheinwerferlichter im Regen tanzen wie exotische Vögel entlang der Straßen. Im Hafen liegen mehrere schwimmende, mehrstöckige solcher Bäume (in Gestalt von Kreuzfahrtschiffen) vor Anker. An deren Oberdeck lassen sich aus der Ferne gigantische Wasserrutschen und scheinbar auch Achterbahnen ausmachen.

    In Miami Beach angekommen, hat das ganze einen deutlich kompakteren Charakter und wir genießen es, die Eindrücke in den verhältnismäßig schmalen Straßen auf uns Wirken zu lassen. Mittlerweile regnet es ununterbrochen und wir machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel, dem südlichsten Winzer der USA.
    Aus der knapp einstündige Fahrt auf dem Highway werden fast zwei Stunden, da es zwischenzeitlich sintflutartig regnet und alles schnell unter Wasser steht. Die Blechlawine rollt sehr langsam und die meisten Fahrzeugführer entscheiden sich dafür, die Warnblinkanlage einzuschalten, lassen dafür dann aber das normale Tagfahr- und Abblendlicht aus und wechseln zwischenzeitlich willkürlich die Spur.

    Wir sind froh, als wir endlich auf den großen Hof/ auf die Rasenfläche rollen. Da es immer noch in Strömen gießt, klettern wir erstmal aus dem Fahrerhaus nach hinten durch. Man fühlt sich dabei teilweise wie Spiderman, aber es klappt. Hinten angekommen macht Hanna erstmal ein Müsli und wir genießen eine Folge the Crown. Ehrlich gesagt sind wir recht wenig motiviert, aus Freddie zu steigen, aber wirklich verrückte Weine (Avocado- und Ananaswein zum Beispiel) locken uns neben einer ganz schön gut klingenden Restaurantkarte. Um 18 Uhr machen wir uns auf, und wir erobern das riesige Gelände. Hier ist nicht nur ein Winzer, sondern ebenfalls eine Brauerei Eventlocation angeschlossen.
    Im Restaurant sind zwar noch genug Plätze frei, aber es werden nur noch die Reservierungen eingelassen. Etwas traurig laufen wir zurück zur Eventlocation. Gegenüber der Tanzfläche stehen 8 Billardtische, auf der anderen Seite die lange Bar und ein paar Hochstühle. Es gibt noch andere Spielangebote, die in der Halle aufgebaut sind. Der perfekte Ausflugsort für Familien bei Regenwetter und es ist auch gut gefüllt. Wir entscheiden uns für FishNChips und ein Pfirsichbier, Kokusnussstout und ein Habanero-Ale. Alles in allem sehr lecker, mit Mehrwertsteuer und Trinkgeld dann aber doch wieder ein kostspieliges Vergnügen und ich bekomme leider auch direkt einen Schädel. Die Weine hätte man nur im Restaurant verkosten können, schade aber da macht man nix.

    Früh schlafen wir ein, da wir uns sehr zeitig auf den Weg Richtung Key West machen wollen.
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  • Der frühe Vogel fängt den Key

    19.–20. feb. 2024, Forente stater ⋅ 🌬 19 °C

    Heilige Scheiße, was habe ich mir den dabei gedacht? Es ist kurz vor fünf am Montagmorgen und der Wecker klingelt. Aber gut, wir haben ja schließlich auch was vor.

    Heute geht es los für einen Tagesausflug nach Key West, der südlichsten Insel der Florida Keys, die alle über den knapp 160 Kilometer langen Overseas Highway 1 verbunden sind. Key stammt übrigens vom Spanischen 'Cay' für Sandinsel.

    Wir haben uns für einen Tagesausflug entschieden, da das Übernachten im Fahrzeug auf den Keys bis auf wenige Ausnahmen verboten ist und die Campingplätze Monate im Voraus ausgebucht sind und dann in der Regel auch ab 200$ aufwärts Kosten - pro Nacht versteht sich.

    Die Wettervorhersage hat ab den frühen Morgenstunden wolkenfreien Himmel versprochen und so nehmen wir das frühe Aufstehen gerne in Kauf, um in mittelbarer Nähe von den Bahamas und Kuba den Sonnenaufgang zu bewundern. Nachdem wir nochmal nachgetankt haben (Diesel ist dort knapp 1$ teurer), gestehen wir uns dann doch nach einer guten halben Stunden Fahrt ein, dass der frühe Vogel heute nicht belohnt wird und die Sonne hinter den Wolken aufgehen wird.

    Wir lassen uns davon aber nicht aus der Fassung bringen und rollen mit musikalischer Untermalung und konstant eingeschaltetem Tempomat über die zumeist einspurige Straße.

    Auf unserem Weg überqueren wir zahlreiche Brücken, die die einzelnen Inseln miteinander verbinden. Die majestätischen Strukturen bieten nicht nur einen spektakulären Ausblick auf das türkisfarbene Wasser, sondern auch eine Plattform für Angler, die geduldig darauf warten, ihren Fang des Tages zu machen. Zum Teil verlaufen aber auch die alten, mittlerweile verfallenen Brücken parallel zur Straße und bilden mit ihren verrosteten Stahlgerüsten einen zusätzlichen Blickfang.

    Links und rechts der Straße erstrecken sich malerische Landschaften, die von üppiger Vegetation geprägt sind. Entlang der Küstenlinie tanzen die sanften Wellen des Ozeans im Morgengrauen und Palmen biegen sich im Wind, während die kühle Brise durch ihre Blätter rauscht.

    Die Vogelwelt der Florida Keys zeigt sich ebenfalls in ihrer ganzen Pracht. Möwen und viele, viele Pelikane gleiten elegant über die Wasseroberfläche. Auf einer der Brücken erblicken wir sogar kurzzeitig Delfine im Wasser.

    Während sich unsere Fahrt fortsetzt, taucht die Sonne langsam hinter den Wolken auf und färbt den Himmel in warme Farben. Es ist so surreal, dass wir uns mit unserem selbst ausgebauten Camper so inmitten des Ozeans befinden. Als wir gegen 9 Uhr ankommen, stellen wir fest, dass es eine Fahrt voller Ruhe, Schönheit und dem Gefühl von Freiheit war, die jeden Moment unvergesslich gemacht hat - und der Rückweg steht uns noch bevor! Wir parken direkt zwischen dem Mile Marker für den Beginn des OverSea Highways und einem knapp 100 Jahre altem Kapok Baum.

    Mittlerweile ist der Himmel knallblau, wir holen einen Parkschein und stapfen wie immer ohne Plan los um Key West zu erkunden. Gerne sehen möchten wir den Southernmost Point of the U.S., ansonsten werden wir uns treiben lassen. Wir haben 9 Uhr morgens und langsam strecken auch die Touristen, die in den vielen kleinen Pensionen in zauberhafter Holzbauweise untergekommen sind, ihre Nasen an die frische Luft. Hier sieht man keine riesigen Hotelbauten, das spricht schonmal für Key West. Es gibt mehrere kleine Frühstückscafés, eines lacht uns an und heißt auf einem Schild bereits Hunde willkommen. Auf Nachfrage sagt uns die nette Dame, dass wir uns auf die andere Straßenseite stellen können und sie uns in ungefähr einer viertel Stunde dort einsammeln wird. Wir fragen, ob wir auch noch was herumlaufen können, das bejaht sie. 

    Also machen wir uns auf - zum Southernmost Point sind es nur 900 Meter, den könne wir doch noch ansteuern. Als wir dort ankommen steht eine kurze Menschenschlange vor der riesigen Boje, die den südlichsten Punkt der USA markiert. Von hier aus sind es noch 90 Meilen bis Cuba, wenn man Adleraugen hätte, könnte man Havanna sehen. Wir verrückt ist es bitte, dass wir gerade einfach am Golf von Mexiko stehen? Wir stellen uns nicht in die Schlange, uns reicht die Boje, da müssen wir nicht mit auf dem Bild sein. 

    Auf dem Weg zurück zum Restaurant merken wir, dass wir natürlich länger gebraucht haben als 15 Minuten...wir sehen schon von weitem dass die Schlange vor dem Laden um einiges länger geworden ist. Unser Tisch ist bestimmt weg, aber gut, es gibt ja nicht nur diesen einen super hippen Laden über den wir zufällig gestolpert sind. Wir möchten nicht so viel zu spät aufschlagen und vorne hin gehen, um zu fragen, ob der Tisch noch frei ist und noch mal anstellen möchten wir uns auch nicht. Nach dem kindlichen Motto "weg gegangen, Platz vergangen" suchen wir uns ein anderes Café. Wir stolpern über ein Cafe/Restaurant/Bar (was es sein will ist nicht ganz klar, aber das Frühstück sieht lecker aus). Wobei die ersten sich auch schon um 10 Uhr morgens ein kleines Cocktaileimerchen teilen (die sehen ein bisschen aus wie die Kreideeimer mit Straßenkreide und Henkel).

    Auf dem Weg hierhin haben wir schon super viele freilaufende Hühner und Hähne gesehen. Wie selbstverständlich sind sie in Gärten, auf der Straße und auch in Restaurants im Außenbereich. Auf der Insel ist das Schlachten und Verzehren der hier ansässigen Hühner, Hähne und auch deren Eier strengstens verboten. Klar gibt es Eier und Hühnerfleisch zu essen, das wird aber vom Festland importiert. Die Hühner werden hier Gipsy Chicken oder auch Eagles of Key West genannt und sind selbstverständlich coexistent mit den Bewohnern und Touristen. Allerdings steht auf jedem Tisch im Restaurant ein "Chicken Repellent", eine Tube mit Wasser, um neugierige Gipsy Chicken abzuwehren. Wir genehmigen uns ein Omelett und Frühstücks Tacos und genießen dazu Kaffee.

    Danach schlendern wir durch das doch sehr touristische aber auch sehr charmante Städtchen. Die meisten Häuser sind in Pastellfarben gehalten, es gibt Zebrastreifen aus Regenbogenflaggen und  selbst das Hard Rock Cafe ist in einer babyblauen viktorianischen Holzvilla untergebracht. Viele Hippie Läden und unzählige Bars und Restaurants säumen die Straßen. An Stegen am Meer ankern Yachten, Motorboote und Jetskis. Es wirkt ein bisschen wie ein Zuckerwatte Städtchen.

    Vollkommen überwältigt von all den Eindrücken machen wir uns auf den Rückweg und genießen zum zweiten Mal am heutigen Tag die Fahrt in dieser tollen Kulisse. Es ist gut, dass wir Tagebuch führen. Die Eindrücke sind nach 20 Tagen bereits schon so überwältigend, wie soll das erst nach der vollen Zeit sein?

    Wieder auf dem Festland angekommen, halten wir zunächst an einer Tankstelle und füllen das zweite Mal unsere Wasservorräte auf. Der Wasserfilter hat sich wirklich gelohnt und wir sind froh, dass wir an die Qualität des Wassers keine großen Gedanken mehr verschwenden müssen. Zudem tanken wir noch einmal nach - die 400 Kilometer haben wir mit einem Verbrauch von knapp 8,8 l/100km bewältigt. In Anbetracht der neuen Bereifung und Beladung ist das großartig.

    Wir wägen kurz ab, ob wir noch einen Campground in den Everglades für heute buchen, entscheiden uns dann aber doch gegen weitere 90 Minuten Fahrt und steuern den nächsten CrackerBarrel an, essen hier zu Abend und machen uns Gedanken über mögliche Ziele und unsere Route in den nächsten Tagen. Es ist nach wie vor schwierig, ein Gefühl für die Distanz und die Zeit bekommen.

    Wieder in Freddie machen wir einen längeres Nickerchen und klettern dann nochmal um kurz vor zehn aus dem Bett und schreiben die Berichte der letzten Tage - vier sind es an der Zahl. Jetzt um kurz vor zwei werden die Augen dann aber doch wieder schwer und wir freuen uns auf den nächsten Tag: Gemütliches Fahren entlang der Everglades.
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  • Alli-Alligatoah

    20.–21. feb. 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 20 °C

    Am Dienstag wachen wir erholt auf, obwohl wir ja recht spät schlafen gegangen sind. Gute Entscheidung, dass wir nicht noch weiter gefahren sind und beim Cracker Barrel "abgestiegen" sind. Der Nap am Abend war auch eine kluge Idee. Heute klingelt mein Telefon und ich halte einen richtig schönen Videoschnack mit Emma, Moritz und Jenny. Dafür, dass Emma (5) vor der Reise noch gesagt hat, dass wir garnicht telefonieren können, weil es bei uns dunkel ist, wenn es in Deutschland hell ist und andersrum, kriegen wir das bisher ganz schön gut hin. Aber auch für mich fühlt es sich komisch an, dass in Deutschland schon ein halber Tag vergangen ist und wir gerade noch muckelig im Bett liegen und ein ganzer neuer Tag auf uns wartet.

    Während ich noch schnacke, hopst Christian aus dem Bett und geht eine Runde mit Bella. Ich videofoniere noch ein bisschen weiter und ziehe mich parallel an, baue das Bett um und tauche ins mini-Badezimmer ab, dass ich mir unter unserem Tisch einrichte, dort ist die Kosmetik-Schublade mit allem was ich so brauche. Ich habe mich mit Christian heute darüber unterhalten, dass sich Freddie, so klein er auch sein mag, je nach Aktivität und Funktion in vollkommen klar abgegrenzte Wohnungsbereiche einteilen lässt. Bad - unterm drehbaren Tisch auf dem Boden und natürlich auch am Waschbecken, Küche - beim Kochen die Küchenzeile, Esszimmer - ausziehbare Bank + Tisch, Schlafzimmer - Bett, Arbeitszimmer - Fahrerkabine...alles vorhanden, was wir so brauchen.

    Als Christian und Bella wieder da sind, parken wir noch kurz in den Schatten um und organisieren uns ein wenig. Wir überlegen, wo wir den nächsten Tag übernachten möchten, stellen über Harvest Host eine Anfrage bei einer kleinen Farm weiter nördlich im Inland und besorgen uns noch einen Kaffee bei Starbucks. Dann rollen wir los in Richtung Everglades. Ich habe unterbewusst die Everglades geographisch irgendwo anders und bergig positioniert - momentan komme ich mit den Nationalparks noch ein wenig durcheinander, aber das wird sich ändern, sobald wir die Namen mit Erlebnissen und Bildern verknüpfen können, da bin ich mir sicher. Als ich eine Sprachnachricht von Mama bekomme hört man die Begeisterung und man merkt, dass Kindheits-/ Jugenderinnerungen bei meinen Eltern wach werden und sie die Everglades ganz fest mit Miami Vice und Flipper verknüpfen.

    Wir machen uns also auf den Weg und planen uns sehr nördlich an die Everglades heranzupirschen. Unser Stellplatz für den Abend liegt im Big Cypress National Preserve, einem Landschaftschutzgebiet, das schon gar nicht mehr zu den Everglades gehört. Hier wird zwischen den verschiedensten Formen von Naturschutzgebieten unterschieden - Nationalparks, StateParks, National Preseves, National Forests. Hinzu kommt noch das Public Land und viel, viel mehr.
    Wir sind beeindruckt, dass es hier einen solchen Fokus auf das ganze Thema gibt. Von Bundesebene gibt es sogar eine App, mit der man sich direkt Campgrounds in diesen Gebieten anzeigen lassen kann und bei Verfügbarkeit auch direkt buchen kann. Vielleicht kommt der Grad an Digitalisierung ja auch mal bei uns an.
    In vielen bekannten touristischen Bereichen sind Hunde häufig verboten, genauso wie auf den meisten Ausflugsattraktionen und Wanderwegen. Wir stellen uns also im Vorhinein darauf ein, genau zu schauen und auf einige Sachen, die sich spannend anhören eventuell verzichten zu müssen, weil wir Bella auch einfach nicht ewig allein im Auto lassen wollen. Wir sehen es als "natürliche Selektion" an, die uns die Flut an Möglichkeiten ein wenig erleichtert. Und wo sich eine Tür geschlossen hat, stehen wir halt schon im nächsten Raum.

    Zunächst fahren wir an den typischen Kanälen und Ausflugsbooten vorbei, die einen in die Marschlandschaft schippern, damit man die bestmögliche Aussicht auf die Tier- und Pflanzenwelt in den Everglades hat. Mit der Zeit tauchen am Straßenrand mehr und mehr Bäume auf. Es ist verrückt, denn aktuell haben die meisten Bäume und Sträucher nasse Füße, dies ist scheinbar ein Großteil des Jahres so. Als ich aus dem Beifahrerfenster schaue, sehe ich am Baumrand vom Kanal den ersten Alligator entspannt Sonne tanken. Christian ist zunächst enttäuscht und hat Angst etwas verpasst zu haben. Nachdem ich allerdings innerhalb der nächsten 10 Minuten 5 Alligatoren entdeckt habe und Christian weiß, in welche Richtung er schauen muss, wird uns klar, dass wir hier gar nicht ganz besonders aufmerksam schauen müssen und den Tag über noch einige drachenähnliche Anwohner treffen werden. Neben Alligatoren sehen wir ganz viele Vögel, hauptsächlich Fischreiher und Komorane. Überall säumen Zypressen und Palmen den Weg.

    Ab 13 Uhr dürfen wir auf den Campingplatz, wir sind gut in der Zeit und sehen kurz vorher ein Schild, das eine Loop Road ausschildert, an deren Beginn eine Toilette ausgeschildert ist. Die nehmen wir gern mit. An dem kleinen Rastplatz am Rand einer Gravel-Road stehen ein paar Info Schilder, die den 21 Meilen Rundweg für Autos bewerben als eine Straße, an der man die einheimische Tierwelt im natürlichen Habitat beobachten kann. Klingt Perfekt für uns, so dass wir auch ein wenig von der Natur im State Park mitbekommen, ohne Bella allein lassen zu müssen. Wir hoppeln also los und das Hoppeln ist hier wortwörtlich gemeint. Riesige Schlaglöcher auf einer Safari-ähnlichen Straße lassen uns mit durchschnittlichen 16 km/h durch die Gegend wackeln. Wie gut, dass wir noch All Terrain Reifen haben aufziehen lassen, bevor wir Freddie verschifft haben.

    Das Tempo ist perfekt, um ganz viel mitzubekommen. Beim ersten Alligator, der sofort am Wegrand liegt und den wir recht spät sehen, quieken wir beide ein wenig los 😂. Ab dem Zeitpunkt fühlen wir uns beide wirklich so, als würden wir in einer anderen Welt auf Safari sein. Fehlen nur noch diese Sonnenhüte in schickem beige und ein Fernglas, wobei wir das nicht brauchen, weil wir die Alligatoren in ein bis fünf Meter Entfernung passieren. Die meisten liegen recht starr herum und genießen ein Sonnenbad. Manche platschen schnell ins Wasser sobald Freddies Brummen sich bemerkbar macht. Zwischendurch halten wir und Christian klettert nach hinten und besorgt uns einen Apfel und bringt meine Spiegelreflexkamera mit nach vorne. Gute zwei Stündchen verbringen wir auf dem Weg, bleiben zwischendurch stehen und halten mit Fotos und Videos diese andere Welt für unsere Zukunft fest. Das werden wir bestimmt nicht vergessen. Immer wieder passieren wir Grundstücke von Anwohnern, die entlang der LoopRoad wohnen. Richtig beseelt freuen wir uns danach darauf unseren Platz für die Nacht anzusteuern.

    Hier angekommen begrüßt uns ein netter Mann, der scheinbar für die Organisation des Platzes um den Burns Lake verantwortlich ist. Er selbst wohnt auch hier auf dem Platz und checkt Reservierung etc.. Er zeigt uns unseren Platz mit Picknicktisch und Feuerring. Außerdem gibt es Mülleimer und Toiletten und sonst nichts. Alles ist sehr offen und luftig angelegt, es ist herrlich ruhig. Außer uns sind vielleicht noch 5 andere Gäste hier, es ist also wenig los. Die Plätze sind rund um einen See angelegt. Bella und ich watscheln ein paar Meter los, während Christian an Freddie mit unserem Host schnackt. Ich höre wie er zu Christian sagt, dass er mir am besten weitergeben soll, dass Bella nicht auf der Seite des Wegs, die am Wasser liegt, gehen sollte, da natürlich Alligatoren im See wohnen, denen jedes Jahr ein paar Haustiere zum Opfer fallen. Ich bin dankbar für meine gut funktionierenden Ohren und nehme Bella ziemlich schnell auf die andere Seite.

    Wir kommen an und ich mache uns erstmal essen. Müsli für Christian und Salat für mich. Danach plätschert der Nachmittag vor sich hin und wir genießen die unglaubliche Ruhe. Es ist zauberhaft. Als es dämmert gehen wir eine Runde um den See und treffen Sandy und Monika aus Kanada, mit denen wir uns verquatschen. Die beiden sind vier Wochen unterwegs und fliehen vor dem bitterkalten Winter im Norden. Wieder bei Freddie angekommen sind wir ein wenig traurig, dass wir kein Feuerholz dabei haben. In Florida darf übrigens nur floridianisches Feuerholz verbrannt werden, es steht unter Strafe, aus anderen Staaten Holz einzuführen. Vor einigen Jahren wurde wohl ein Parasit eingeführt , dem ganz viele Pinien zum Opfer gefallen sind. Dadurch, dass wir kein Feuer machen können, sind wir den Mosquitos ausgeliefert, die um die Tageszeit aus dem Dunst aufsteigen und verziehen uns in Freddie.

    Christian verzieht sich ins Arbeitszimmer und werkelt an unserer Wasserstandsanzeige und anderen Dingen herum und ich schreibe den Beitrag zu Ende, den Christian gestern Nacht beim Cracker Barrel noch angefangen hat. Später snacken wir noch ein paar Warps die Christian zaubert und kuscheln uns ins Bett, genießen einen Whisky und schauen eine Folge The Crown.

    Was man an so einem Tag, an dem man plant nur ein wenig durch die Everglades zu rollen und beim Campingplatz anzukommen, alles so erlebt lässt uns mal wieder vor Dankbarkeit fast platzen. Was ist das Leben gerade gut zu uns.
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