• Wiebke Strohmeyer

Herbst im Languedoc

Wir fahren wieder in unser geliebtes Frankreich. Andreas hat mir zum Geburtstag eine Reise zum Weingut Villatade, ganz im Westen des Languedoc, zu Füßen der Montagnes noires, geschenkt. Read more
  • Trip start
    October 14, 2024

    Fahrt ins Beaujolais

    October 14, 2024 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute satteln wir den Wolf und fahren durch die Eifel, über Luxemburg, Lothringen und das Burgund bis nach Belleville im Beaujeaulais. Die Sonne lässt das herbstlich gefärbte Laub aufleuchten, das tut der Seele gut. Morgens war es noch empfindlich kühl, aber schon in Lothringen ist die Luft milder und weicher als bei uns. Ich sitze im T-Shirt im Auto und sammele Sonnenstrahlen, wie die Maus Frederick aus dem Bilderbuch von Leo Lionni: " Ich sammele Sonnenstrahlen, denn der Winter ist nicht weit..."
    Bei letztem Tageslicht fahren wir in das kleine Dörfchen, in dem unser Hotel liegt: " Les dix Crus". Ich steige aus dem Auto und mich umfängt absolute Stille. Durch einen mit wildem Wein bewachsenen Innenhof geht es zur Rezeption, wo wir freundlich empfangen werden. Die Dame hat auch gleich einen Essenstipp parat und reserviert uns einen Tisch im " Maison de Beaujeaulais " in Belleville. Nach einem Tag mit Äpfeln und Studentenfutrer sehnt man sich doch nach einer warmen Mahlzeit....
    Das "Maison de Beaujolais befindet sich in einer alten Sandsteinvilla. An der Stirnseite des Saale ist ein riesiger Kamin eingebaut. Durch die Holzdecke und die roten Sessel wirkt der große Raum wohnlich. Mein Pilzrisotto ist köstlich, Andreas Rindersteak ebenso. Dazu trinken wir einen Morgan aus der Region. Den haben wir vor über zwanzig Jahren mal mit Freunden in einem winzigen Pariser Restaurant getrunken und waren überrascht, dass der Wein eine Geschmacksnote von Walderdbeeren hatte. Zu meinem Entzücken ist das bei diesem Wein hier auch so. Ich frage die grauhaarige Bedienung, ob die Weinernte hier schon vorbei ist. Ja, schon seit drei Wochen, sagt sie und dass das Wetter Kapriolen schlug, mal gab es viel Sonne, dann wieder Starkregen mit Überschwemmungen...
    Jetzt sind wir zurück im Hotel und freuen uns auf eine erholsame Nacht....
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  • Fahrt zum.Chateau Villatade

    October 15, 2024 in France ⋅ 🌫 18 °C

    Nach erholsamer Nacht und einem schnellen Frühstück, leider nicht im weinbewachsenen Innenhof, denn es regnet, machen wir uns auf den Weg in den Süden. Schon bei Lyon kommt die Sonne heraus. Lange Zeit fahren wir an der Rhone entlang, der Fluß ist an manchen Stellen von gelb und rot gefärbten Bäumen gesäumt, die mich an Bilder von Renoir oder Signac denken lassen. Spätestens in der Provence ist es so warm, dass wir mit weit geöffneten Fenstern fahren. Hinter Narbonne ziehen Wolken vom Meer auf. Es wird grau und windig, als wir bei Carcassone in die Montagnes noires einbiegen, um zu unserem Weingut zu kommen. Dunkele Wälder bieten einen reizvollen Kontrast zu den gelb und rot gefärbten Weinfeldern. Schließlich erreichen wir in einem Hochtal das Weingut Chateaus Villatade. Vorher haben wir uns in einem kleinen Laden noch mit leckerem Käse und frischem Gemüse versorgt. Als wir vorm Portal zum Hof eintreffen, empfängt uns ein riesiger, weißer Hund, der uns freundlich anblickt. Also traue ich mich auszusteigen und werde vorsichtig beschnuppert von Max, dem Congal, welches ein türkischer Hütehund ist. So erklärt es uns Sophie, die Besitzerin des Weinguts, die sogleich durch den Nieselregen zu unserem Häuschen La forge, einer ehemaligen Schmiede, vorausgeht. Da Häuschen ist perfekt eingerichtet für zwei, ein echtes Hideaway. Ich gehe im Regen durch die Weinfelder spazieren und freu mich am bunten Laub. Alles duftet nach Kräutern und die Luft ist ganz weich....Read more

  • Bummeln in Carcassonne

    October 16, 2024 in France ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach einer regnerischen und stürmischen Nacht jagen Wolken über den blauen Himmel, als ich die Haustür öffne. Die Weinfelder leuchten gelb, orange und rot in der Sonne und ich ziehe erstmal los, um Fotos zu machen. Die Stille und Einsamkeit hier tun meiner Seele gut und ich staune wieder über Gottes schöne Schöpfung.
    Zurück am Haus rücke ich erstmal Tisch und Stühle in die Sonne, damit Andreas und ich draußen frühstücken können: Birne, Nüsse und Roquefort zum Frühstück, was will man mehr? Ich fühle mich an mein Leben vor über zwanzig Jahren hier zurückversetzt und genieße die hohe Qualität der Lebensmittel hier. Selbst in dem
    kleinen, schribbeligen Läden, in dem wir gestern eingekauft haben, gab es Gemüse wie aus dem Garten und eine kleine Käsetheke mit Andreas Lieblingskäse Cantal, den ich in Deutschland, selbst bei Käsehändlern, immer vergeblich suche. Also frühstücken wir erstmal bei Vogelgezwitscher und Ausblick auf die schwarzen Berge und die bunten Weinfelder.
    Danach fahren wir ins nahe gelegene Carcassone und bummeln zunächst durch die Cite medievale mit ihren Gässchen , Wehrtürmen und Wehrgängen. Das Ganze wirkt auf uns wie ein großes Freilichtmuseum, sehr touristisch mit vielen Andenkenläden....aber abseits vom Touristenstrom findet man auch ruhigere Ecken und so nehmen wir ein Glas in einem lauschigen Hof mit einer riesigem Kastanie. Vorher haben wir noch die Kathedrale besucht, die wunderschöne Fenster hat. Dort habe ich zu Füßen einer Pieta eine Kerze für alle meine Lieben angezündet. Das nebenstehende Gebet konnte ich gut mitbeten, mit Ausnahme des Anrufens von Maria und der Heiligen. Beim Betrachten der Pieta, die nicht mal besonders schön gestaltet war, kam mir in den Sinn, dass die Gottesmutter, die ihren toten Sohn in den Armen hält, auch für alle Mütter steht, die in Sorge um ihre Kinder sind.....
    Gotische Kirchen, deren Architektur den Blick nach oben lenkt, sind für mich Lob Gottes in Steine gefasst. Später bummeln wir noch in die Unterstadt. Auf der place Gambetta mit ihrem Neptunbrunnen, der sehr italienisch wirkt, trinken wir einen Cafe au lait und hören dem Plätschern des Brunnen zu. Das Thermometer an der Pharmacie zeigt 26 Grad und wir genießen die milde Herbstsonne. Später bummeln wir durch die Gassen und stellen fest, dass es viel Leerstand gibt. Offenbar geht es der Stadt wirtschaftlich nicht gut...
    Wir fahren zurück in die Montagnes noires und genießen zum Essen rote Kartoffeln, geräucherte Entenbrust und in Butter gedünstete Birnenscheiben mit Roquefort. Ein Rotwein aus der angrenzenden Weinregion Carbades rundet das Ganze ab - wir sind um Paradies.
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  • Ausflug zu Weingut und Burg

    October 17, 2024 in France ⋅ 🌧 13 °C

    Heute ist es bedeckt und eher regnerisch bei milden Temperaturen. Also beschließen wir zum Weingut Thunevin- Calvet nach Maury zu fahren. Dieses Weingut haben wir 2018 entdeckt, als wir auf dem Rückweg aus dem Sommerferien in den Pyrenäen waren. Maury liegt in einem weiten Tag, das von hohen Kalksandsteinbergen eingefasst ist. Dort wachsen die Weine des Languedoc - Rousillion, die ich besonders liebe. Andreas hat die Erfolgsgeschichte von Monsieur Thunevin auch journalistisch begleitet. Jean- Luc Thunevin war ursprünglich Bankangestellter, aber nicht glücklich in seinem Beruf. Er kaufte eine Parzelle in der Appelation St Emilion im Bordelais und fing an, in einer gemieteten Scheune Wein zu produzieren. Dieser " Garagenwein" wurde so gut, dass er durch Hinzukaufen weiterer Weinfelder das Chateaus Vallandrau gründen konnte, ein Novum in der Welt des Weiss im
    Bordelais. Später, inzwischen war Monsieur Thunevin gefragtsr Berater bei anderen Weingütern, tat er sich in Maury im Rousillion mit Roger Calvet zusammen, der dort ein Weingut besaß. Zusammen gründeten sie 2001 das Weingut Thunevin -Calvet, das ingesamt 50 hä Anbaufläche umfasst und wo nach streng ökogischem Vorgaben produziert wird. 2008 entstand das ganz aus Sandsteinblöcken erbaute Firmengebäude, in dem der Wein in Edwlatahl- und Betontanks lagert, bevor er in Holzfässer zum Reifen abgefüllt wird.
    Wir lassen uns das alles zeigen und machen eine kleine Weinprobe, bevor wir das Weingut mit ein paar Kisten im Auto wieder verlassen. Mich fasziniert, das hier jemand eine vwrrückte Idee hatte ( Bankkaufmann wird Winzer) und seinen Traum dann konsquent verfolgt hat, was nicht immer einfach war.
    Die Fahrt zum Weingut verläuft über teilweise spektakuĺäre Brgstraßen im Vorgebirge zu den Pyrenäen. Ich kann mich nicht sattsehen an den Herbstbäumen und wild gwformten Felsformationen, die plötzlich aus dem Nebel hervortretem.
    Nach dem Besuch des Weinguts halten wir an einem einfachen Cafe in Maury. - Weinprobe nur mit Frühstück im Bauch ist doch keine ganz so gute Idee.Die Sonne scheint und wir bekommen einen Cafe au lait und sonst nichts, denn es ist nach 14.00 Uhr und zwischen 14.00 Uhr und 19.00 Uhr gibt es in Frankreich nichts zu essen im Restaurant oder Cafe, wir sollten es eigentlich wissen...Immerhin gibt es einen Automaten mit kleinen Chipsdosen nach der Art der roten Kaugummiautomaten, den ich mit 2-Euro-Stücken füttere, tatkräftig unterstützt vom Wirt, der dafür sogar seine Musik leiser stellt, die er hingebungsvoll mitsingt.
    Ich habe gesehen, dass es in Maury auch einen Abzweig zum Chateaus Queribus gibt. das ist eine der Katharerburgen hoch in den Bergen, wo sich Mitglieder dieser Abspaltung von der Amtskirche hin zurückgezogen haben. Später bildeten diese Burgen eine Verteidigungslinie gegen das Königreich Aragon in Spanien. Steil geht es hinauf un die Berge und da sehen wir die Burg, Nebelschwaden ziehen vorbei, die Sonne bricht durch. Wenn jetzt eine Abordnung vin Rittern auf Pferden den Berg hinab käme, es würde mich nicht wundern.... Wir machen uns selig auf den Rückweg, um vor der Dunkelheit zu Hause zu sein.
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  • Unterwegs im Regen

    October 18, 2024 in France ⋅ ☁️ 12 °C

    Heute morgen ist es grau mit ein paar Aufheiterungen, als wir die Tür öffnen. Etwas erschrocken waren wir, als Freunde und Verwandte aus Deutschland fragten, ob wir in Sicherheit seien. Von den Überschwemmungen in Frankreich, auch hier im Süden hatten wir noch nichts mitbekommen. Wir konnten Entwarnung geben, zumal Chateau Villatade in den Hügeln liegt.
    Als ich nach dem Frühstück in die Weinfelder aufbreche, setzt wieder Regen ein. Trotzdem fotografiere ich. Die Weinatöcke mit ihren vielen Formen und Farben faszinieren mich, genauso ein altes Brunmenhaus, uralte Platanen und das Naturschwimmbecken, das leider schon außer Betrieb ist. Zurück im Haus zeigt mir Andreas auf dem Tablet, dass hier ganz in der Nähe eine Goldmine war, die erst 2004 zugemacht wurde und die das größte Goldvorkommen Europas barg. Ein Werbefilmchen zeigt, was seither alles geschah, um den Ort wieder zu renaturieren, denn beim Goldabbau wird Arsen frei. Da wurde ein ganzrs Werk abgetragen, Böden entsorgt und mit Folien abgedichtet, Pflanzen angesiedelt......ob man es glauben kann, dass damit alle Probleme beseitigt sind - ich bin da skeptisch.
    Wir beschließen, heute nicht weit zu fahren und machen uns auf in das Dörfchen Montolieu, das Dorf der antiquarischen Buchhandlungen. In diesem Ort haben sich Alternative und Kreative niedergelassen, wir sind gespannt. Als wir ankommen, gießt es wie aus Eimern, die meisten Läden haben geschlossen.
    Wir kämpfen uns durch den Regen und entdecken an einem kleinen Platz mit Brunnen und einem verschlossenern Cafe einen Feinkostladsn "L'Abeiile noire" die schwarze Biene, in dem es viele Sorten Honig, aber auch andere Köstlichkeiten zu kaufen gibt. Andreas fragt die Besitzerin, wann in dieser Gegend die Trüffelsaison beginnt und sie erzählt, dass die Saison von November bis Januar geht. Die Leute gehen mit Hunden oder speziell ausgebildeten Schweinen auf Suche oder sie folgen der mouche de trufelle, einer Fliegenart, die vom speziellen Geruch der Trüffel angelockt werdsn, so mache es ihr Mann. Wir verlassen den heimeligen Laden mit diversen Köstlichkeiten und sie schenkt uns noch ein Glas Honig zum Abschied. Auf dem Rückweg zum Auto entdecken wir noch einen Baum mit verschiedenen Sinnsprüchen, die uns viel Spaß machen. Passend zum Tag zitiere ich diesen: " Si tu vois tout en gris, deplace l' elephant." In der Übersetzung " Wenn du alles grau in grau siehst, schieb den Elefanten weg. "
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  • Durch Weinberg und Keller

    Oct 19–21, 2024 in France ⋅ ⛅ 14 °C

    Als wir heute wach werden, zieren rosa Wölkchen einen blassblauen Himmel. Es ist sehr kühl, aber als die Sonne richtig da ist, leuchtet die Landschaft auf. Es sind Schüsse zu hören, offenbar sind Jäger im Wald unterwegs.
    Wir begeben uns um kurz vor elf zum Haupthaus der Domäne, denn ich habe Andreas eine Führung durch Weinfelder und Keller nebst Verkostung geschenkt. Mit uns sind vierzehn junge Leute unterwegs, die offensichtlicb anlässlich eines Klassentreffens diese Führung gebucht haben. Der sanfte Riesenhund Max findet sich auch wieder ein und wird von allen bewundert und gestreichelt. Zunächst erzählt der Winzer uns, dass das Haupthaus 1781 erbaut wurde, die Nebemgebäude, die mit dem Haupthaus einen Innenhof bilden, entstanden später, das letzte Gebäude wurde 1956 erbaut.
    Die jetzigen Eigentümer haben das Anwesen erst 2016 erworben.Sie hatten vorher nichts mit Weinbau zu tun. Er besaß eine IT- Firma, sie hatte den Traum, Gästezmmer auf dem Land anzubieten. Also verkaufte er seine Firma und sie fingen an zu suchen. " Nous sommes tombé amoureux sur cet endroit ", erzählt er. Sie kauften Villatade und er ließ Berater für den Weinbau und einen Önologen kommen und erlernte den Weinbau im Tun. " Wein pflanzen ist wie Fahrradfahren, einmal erlernt, kann man es für immer," sagt Monsieur Villatade. Ich bewundere Menschen, die so konsquent ihren Traum leben.
    Schon zur Zeit der Römer war der Ort besiedelt. Der Name Villatade kann abgeleitet werden von Villa des Tadeus. Auf dem Gelände befinden sich noch Mauerreste aus römischer Zeit. Schon die Römer haben dort ein Bewässerungssystem erbaut, bei dem oberhalb im Wald das Wasser einer Quelle über Wasserrohre auf das Gelände geleitet wurde und dort beispielsweise einen Gemüsegarten bewässerte. Vor drei Jahren erst ist die Quelle versiegt, bis dahin hat das System funktioniert, wir staunen. Die Atmosphäre zwischen den Ruinen mit ihren Wasserbecken hat etwas Meditatives: die Sonne bringt das gebe Laub der Platanen zum.Leuchten, ein Frosch springt ins Wasser, Libellen fliegen umher. Eine puschelige Katze begleitet uns bei dem Gang durch die Felder und wird zeitweise vom Chef als Pelzkragen getragen, was sie sich gern gefallen lässt. Auf den Feldern werden die Rebsorten Grenache und Syrah angebaut, typisch für die Weine der Appelation Minervois, in der wir uns befinden. Dann geht es in den Weinkeller, in dem Weine in großen Tanks aus Edelstahl und Beton gelagert werden. Alles wirkt sehr sauber und aufgeräumt.
    Danach finden wir uns alle im großen, einfach aber gemütlich ausgestatteten Gastraum zur Weinprobe ein. Dazu wird eine Planche gereicht, ein Brett mit Käse und herzhafter Wurst und den Abschluss bildet Sophies wunderbarer Schokoladenkuchen mit einer Tasse Espresso. Ich liebe französischen Schokoladenkuchen, der noch warm mit einem fast flüssigen Kern aus Schokolade aerviert wird. Danach ist erstmal Pause im Liegestuhl mit Blick auf die bunten Wälder und Felder angesagt. Die Luft ist kühl, die Sonne warm, in den Wäldern belles die Hunde und wir hören das Rufen der Treiber, schließlich das Ablassen der Jagd. Am späten Nachmittag unternehmen wir noch einen Fotospaziergang, es gibt so viel zu entdecken und ein wunderbarer Herbsttag geht zu Ende.
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  • Sonne satt und Harfenspiel

    October 20, 2024 in France ⋅ ☁️ 18 °C

    Heute können wir uns kaum vom Frühstückstisch losreißen, weil alles um uns herum in der Sonne leuchtet. In den Wäldern sind wieder die Jäger mit Hunden unterwegs, in der Ferne schimmern bläulich die Gipfel der Fendouilledes. Wir nehmen per Video am Gottesdienst unserer Gemeinde teil - schön, mit den Glaubensgeschwistern auch in der Ferne verbunden zu sein - und faulenzem dann weiter in der Sonne. Bei meiner Morgenrunde durch die Weinfelder mache ich eine Pause am Brunnenhäuschen und beobachte die Kröten, die sich auf dem Rand des Wasserbeckens sonnen. Libellen fliegen umher, die geben Blätter der Platanen leuchten in der Sonne. Als ich aufstehe um weitergehen, springen die Kröten fast gleichzeitig ins Wasser. Einen Moment lang sehe ich ihre gestreckten Körper durch die Luft fliegen, dann platschen sie ins Wasser. Sie erinnern mich an den Start der Schwimmer bei Olympia.
    An späten Mittag fahren wir ins Nachbardörfchen Caunes- Minervois. Die Straßen sind von Platanen gesäumt. An einem Plätzchen plätschert ein italienisch anmutender Brunnen. Durch enge Gassen gelangen wir zu einer Abtei. Die Besichtigung ist heute ohne Eintritt möglich, weil im Kreuzgang Winzer aus der Region ihre Weine anbieten.... Und das in einer Abtei, wo Andreas die benedektinische Ordensregel " ora et Laura" an der Wand entdeckt. Aber, so denke ich, in jeder Flasche Wein steckt auch jede Menge Arbeit und dann passt die Ordensregel doch wieder... Ich entdecke einen Ausstellungsraum, in dem abgebrochene Ornamente aus der Kirchenfassade auagestellt sind, darunter ein schöner Bacchus-Kopf und eine Figurengruppe, die ich als Vater, der seine zwei Söhne segnet, interpretiere - vielleicht Isaac mit seinen Söhnen Jakob und Esau?
    Ich entdecke im. Kreuzgang einen Hinweis auf ein Harfenkonzert, das gleich in der Kirche stattfinden soll. Durch die Krypta gelangen Andreas und ich dorthin und haben noch Zeit in der eher romanischen Kirche mit barocker Ausstattung zu fotografieren, bevor das Konzert beginnt. Die Harfenistin singt wehmütige Chansons zur Harfe
    Die Akkustik ist so hallIg, dass wir nicht herausfinden, ob sie gälisch, französisch oder okzitanisch singt. Sanft perlen die Harfentöne durch den Kirchemraum begleitend zu ihrer weichen Stimme. Ich beobachte, wie das Sonnenlicht durch die bunten Kirchenfenster fällt und bunte Muster auf die Mauern malt. Mein unruhiges Herz wird still und ich muss an David denken, der für den depressiven König Saul auf der Harfe spielte und ihn so aufmuntertw.
    Zurück im Sonnenlicht gönnen wir uns Kaffee auf dem Plätzchen mit dem Brunnen. Es ist sogar noch Kuchen vom Dessert mittags da. Warum ich zwei Stückchen Aprikosetarte bekomme und alle anderen um uns herum nur eins, erschließt sich mir nicht, wahrscheinlich meint es der Wirt besonders gut mit mir.
    Zurück am Häuschen, drehe ich noch eine Runde im letzten Abendlicht. Ein Reh springt mit eleganten Sätzen davon, die Landschaft ist in rosafarbenes Licht getaucht. In der Ferne leuchten blau die Berge, scharf gezeichnet im Abendrot. Eine Glocke läutet und ich muss an den Beginn eines Gedichts von Georg Trakl denken: " Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten , folgt ich der Vögel wundervollen Flügen..."
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  • Kreuzgänge und Kathedralen

    October 21, 2024 in France ⋅ ⛅ 17 °C

    Heute machen wir uns auf den Weg in Richtung der Abtei Fontfroide und Narbonne. Wir durchqueren die Weinbaugebiete Minervois und Corbiere und freuen uns an den Farben der Weinfelder, die von Grün über Gelb und Orange bis hin zu einem tiefes Rot reichen. Der Himmel wird immer blauer, die Sonne scheint wieder, nachdem es morgens erst grau war. Wir folgen den Schildern zur Abbaye Fontfroide und biegen in ein stilles Seitental ein. Schon auf dem Parkplatz fühlt man sich willkommen. Es gibt Picknickplätze unter Bäumen, die schon eifrig genutzt werden.
    Die Abbaye Fontfroide, benannt nach einer kalten Quelle,, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Gegründet wurde die Abtei im
    11. Jahrhundert. Sie wurde dann Zisterzienserabtei unter Bernhard von Clairveaux. Die Zisterzienser bewirtschafteten die Ländereien. betrieben Weinbauund legten den terrassenförmigwn Klostergarten an, den man heute noch besichtigen kann. Nach der französischen Revolution wurde die Abtei Krankenhaus der Stadt Narbonne und verfiel zu Beginn des 20. Jahrhunderts, bis 1908 der französische Kunstsammler und Maler Gustav Fayet die Abtei ersteigerte und zusammen mit seiner Frau viel Energie und Geld in.die Renovierung steckte. Die Abtei wurde zum Treffpunkt vieler Künstler, die Musiker Debussy und Ravel waren zu Gast, ebenso der Bildhauer Maillol. Heute gehört die Abtei den Nachkommen Fayets. Es finden dort Ausstellungen und Konzerte statt. Die Familie bewohnt einen Teil der Gebäude. Ich bin sofort angesprochen von dem hellen Mauerwerk aus Sandstein und dem wundervoll bepflanzten Kreuzgang mit seinen Säulendoppelreihen. Die schönen Glasfenster der frühgotischen Kirche leuchten in der Sonne auf, man möchte nur sitzen und schauen. Später begegnet uns ein junger Geistlicher im Priestergewand. Ich muss an Hermann Hesses Roman " Narziss und Goldmund " denken, der könnte hier gut verfilmt werden. Wir vsrweilen noch im Klostergarten mit vielen, mir fremden Pflanzen. Hier würde ich gern mal ein paar Wochen mitarbeiten und lernen. Es ist ein Ort der Einkehr und des Zurruhekommens.
    Am Nachmittag fahren wir nach Narbonne und parken neben der großen, alten Markthalle, die leider schon geschossen hat. Wir flanieren in der milden Herbstsonne den Canal de la Robine entlang und nehmen Platz auf einer Terrasse, wo wir Tapas und Limonade bestellen. Danach gehen wir in die Altstadt. Das Rathaus ist eher eine Festung aus hellem Sandstein, die Kathedrale Gotik in Vollendung mit einem Kreuzgang, bei dem uns vor allem die Wasserspeier mit unheimllichen Gestalten faszinieren. Diese könnten zum Teil Vorlege für einen Comic sein... Auf dem Rathausplatz ist ein großes Loch, in dem.sich Reste der römischen Hauptstraße Via Domitia befinden. Kinder tollen über die buckeligen Steine. Wir sind froh, dass unsere Rückfahrt auf glatteren Straßen erfolgt...
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  • Kleine Genüsse

    October 22, 2024 in France ⋅ ☁️ 15 °C

    Heute beginnt der Tag eher regnerisch und wir lassen es ruhig angehen.
    Nach dem Frühstück, inzwischen ist es von oben trocken, breche ich zu einem Spaziergang auf. Heute kann ich es wagen in den Wald zu gehen, kein Jäger ist unterwegs. An den Berghängen ziehen Wolken entlang, es riecht nach Pinienrinde. Auf der Bergkuppe angekommen, kann ich in das nächste Tag schauen und entdecke dort die alte Goldmine. Das Loch im gegenüberliegenden Berg mit seinen Terrassen erinnert mich an den Braunkohletagebau in Garzweiler bei uns. Alles ist weiträumig abgesperrt. Sophie hat uns erzählt, dass es vor zwei Jahren dort Umweltprobleme aufgrund der Überschwemmungen in der Region gab. Eingriffe des Menschen in die Natur lassen sich eben doch nicht spurlos beseitigen , wie uns das Werbefilmchen glauben machen wollte, das wir vo ein i paar Tagen angeschaut haben....
    Später am. Mittag fahren wir ins Nachbardorf Villeneuf - Minervois, um dort das Maison de Truffe zu besuchen. Die Region hier mit ihren durchlässigen Böden ist Trüffelland., Ich lerne einiges dazu. Es gibt nicht nur schwarze und weiße Trüffel, sondern auch andere Trüffelarten, die es nur im Burgund gibt. Selbst in China gibt es Trüffel, die aber nicht zum Kochen verwendet werdsn. Ich dachte immer, Trüffel wachsen wild und man muss wissen, wo man sie finden kann. Im Museum erfahre ich, dass es inzwischen in Südfrankreich und anderswo Trüffelplantagen gibt. Da werden Steineichen, Linden und Nussbäume gezielt angepflanzt. Ihr Wurzelwerk ist schon mit Trüffelsporen "geimpft' aus denen sich mit Glück später, wenn der Baum wächst, Trüffel bilden. Baum und Pilz bilden dabei eine Symbiose. Kennzeichen dafür, dass unter einem Baum Trüffel zu finden sind, kann die sogenannte brülure sein, dann wachsen um den Baum herum keine Kräuter, es bildet sich eine kahle Stelle, da der Trüffel einen Stoff absondert, der wie ein Herbizid wirkt. Hunde können für die Trüfdelsuche abgerchtet werden, Schweine auch, die fressen die Trüffel allerdings auch gern selbst... Und die mouche de truffe, die dem Trüfdelsucher den Standort der Trüffel anzeigt, gibt es tatsächlich. Natürlich hat das Museum auch einen Laden und den verlassen wir mit Trüffelchips und einem Brotaufstrich. Im Laden der örtlichen Weinkooperative erstehen wir noch einen passenden Weißwein aus der Region und als Andreas in der Patisserie noch verschiedene Mousse besorgt, steht unserem Genuss am Häuschen nichts mehr entgegen.
    Später steige ich noch einmal den Hang hinter dem Häuschen hoch, weil ich nur dort Mobilfunknetz habe und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen, das Fwld mit angepflanzten Eichen und Nussbäumen, das ich schon vor ein paar Tagen entdeckt habe, ist eine Trüffelplantage....
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  • Rückreise Teil 1

    Oct 24–25, 2024 in France ⋅ ⛅ 11 °C

    Heute verabschieden wir uns vom Chateau Villatade und fahren über das Departement Herault zu Freunden in der Nähe von Beziers.
    Im Herault erwartet uns nochmal eine ganz andere Landschaft, die geprägt ist von den Causses, Hochebenen aus Kalkstein, und den Gorges, Schluchten, die dadurch entstanden, dass sich das Wasser seinen Weg suchte. Wir entdecken Tunnel und Höhlen an den Felswänden. Diese Gegend war schon vor 170 000 Jahren besiedelt. Andreas hat das Örtchen Minerve für einen Bummel herausgeaucht, das auf einer Felsnase zwischen zwei Schluchten liegt und lange Zeit nur zu Fuß erreichbar war, bis im 19. Jahrhundert ein Viadukt erbaut wurde. Minerve geht auf römische Besiedelung zurück und war ein Rückzugsort der Katharer. Während des Albigenserkreuzzugs wurde der Ort sieben Monate lang belagert und musste sich schließlich aus Waaaermangel ergeben. Alle Katharer, die sich nicht zur katholischen Kirche bekennen wollten, wurden auf grausame Art hingerichtetet. Später wurde die Burg geschleift, es steht nur noch ein einzelner Turm la. Candela , die Kerze. Wir bummeln durch die engen Gassen, genießen die spektakulären Ausblicke und kehren schließlich auf einen Salat in ein Bistro ein. Im Gastraum sind viele ausgestopfte Tiere ausgestellt. Am meisten erheitern mich zwei Füchse, die den Eisschrank krönen. Das Haus ist über hundert Jahre alt, schon der Opa des Gastwirts hat gejagt, erfahre ich auf Nachfrage.
    Angekommen bei unseren. Freunden, machen wir einen schönen Spaziergang am Meer und lassen den Abend bei Raclette und guten. Gesprächen ausklingen.
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  • Rückreise Teil 2

    October 25, 2024 in France ⋅ ☁️ 12 °C

    Nach einem ausgiegigen Frühstück mit unseren Freunden fahren wir weiter in. leuchtende Herbstlandschaft hinein.
    Unser Ziel ist Nancy, die Hauptstadt der Grafen von Lothringen. Diese erreichen wir gegen 20.00 Uhr und sind ziemlich entnervt von unserem Navi, das uns erst einmal im Kreis herumführt. Dann finden wir unser Hotel doch und einen netten Restauranttipp für ein Lokal um die Ecke, das " 100 Patates ", ein Restaurant mit Kartoffelgerichren, bekommen wir auch. Wir blicken auf die Meurthe, einen Fluß, auf dem Hausboote liegen und bekommen Lust, morgen noch einen Stadtbummel zu machen, bevor wir weiterfahren....Read more

  • Rückreise Teil 3

    Oct 26–27, 2024 in France ⋅ ⛅ 16 °C

    Nancy liegt im Nebel, als wir uns zu einem kleinen Stadtbummel aufmachen. Die Luft ist kalt, die Leute tragen Winterjacken, die Kinder haben Mützen auf dem Kopf. Die milde Mittelmeerluft ist endgültig Geschichte.
    Trotzdem gefällt uns Nancy, viele Boote liegen am Ufer von Moselle und Meurthe. Die Stadt hat viele großzügige Bauten, sowohl alte, als auch moderne. Wir laufen an mehreren, interessant gestalteten Gartenanlagen vorbei und kommen zur Place Stanislas, einem großen, von Prunkbauten und goldenen Toren umgebenen Platz, der dem polnischen König Stanislas gewidmet war. Dieser war zugleich Herzog von Lothringen. Der Platz ist wahrhaft königlich, sowohl von seiner Ausdehnung her, als auch un Bezug auf die Paläste mit ihren Dachreitern. Heute beherbergen sie das Rathaus, das Kunstmuseum und die Oper. In der Mitte des Platzes ist ein Atelier der Sinne mit vielen Blumen Stationen zum Tasten und Riechen, sowie originellen Sitzmöbeln aufgebaut . Hier lässt es sich an einem warmen Tag gut entspannen mit Blick auf die üppige Architektur. Heute aber ist es nebelig - kalt, sodass wir uns über einen heißen Kaffee unter einer Wärmelampe freuen. Dann heißt es Abschiednehmen. Wir werden wiederkommwn, die Stadt gefällt uns.
    Als wir Nancy hinter uns lassen, kommt wieder die Sonne hervor und wir fahren durch Herbstlleuchten nach Hause.
    Ich freue mich über alle, die mitgelesen haben und wünsche euch noch mehr Herbstlleuchten in den nächsten Tagen.
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    Trip end
    October 26, 2024