Es stimmt und ist uns sofort aufgefallen: In Thailand lächeln alle. Ein Land voller glücklicher Menschen? Glücklich sind wir, zu Beginn des neuen Jahres vier Wochen das Land der Tempel, Tiere und Thaimassagen zu erkunden und zu genießen. Read more
  • Guntrun Müller-Enßlin

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  • Über Khao Lak nach Krabi

    January 16 in Thailand ⋅ ☁️ 29 °C

    Auf unserer Fahrt von Khao Sok zu unserer nächsten Station machen wir einen Schwenker zum Indischen Ozean und streifen dabei das Städtchen Khao Lak, das seit dem Tsunami 2004 jeder kennt.
    Was wir nicht geglaubt hätten: dass wir dort noch auf Spuren der Naturkatastrophe vor 20 Jahren stoßen würden. Auf der Suche nach einem Zugang zum Strand, der nicht von den großen Hotelketten verbaut ist, die nach dem Tsunami den Strand aufgekauft haben, passieren wir das verwilderte Gelände einer aufgegebenen Bungalowanlage. Die verwüsteten Cottages sind zur Meerseite hin, dort wo sie von den drei 12 Meter hohen Monsterwellen getroffen worden sind, offen wie Puppenstuben. Beim Begehen streift der Blick das Interieur eines Badezimmers und die Stelle im Schlafraum, wo das Doppelbett gestanden hat. Wer wohl zuletzt darin geschlafen hat? Näheres male ich mir lieber nicht aus. An Weihnachten 2004 war Khao Lak ausgebucht bis auf das letzte Bett.
    Hinter dem zugewachsenen Pool, den verwaisten Säulen, die einmal das Dach eines Pavillons gehalten haben, schimmert selbst heute noch der Charme von damals durch. Wer hätte in einer solchen Anlage nicht gerne genächtigt? Dahinter der Strand mit seinem durch ein goldenes Sieb getriebenen feinen Sand, dessen Makellosigkeit ein heute lammsanftes Meer nichts anhaben kann. Dass das untypische kilometerweite Zurückweichen des Wassers damals kaum jemand als Alarmzeichen zu deuten wusste, ist eine Tatsache, die uns nicht in den Kopf will. Auf der Weiterfahrt nach Krabi lässt sich die Beklemmung nur schwer abschütteln. Ich bin ganz froh, dass wir bei der Wahl unserer nächsten Unterkunft nicht an Phuket oder Ähnlichem hängengeblieben sind.
    Es geht durch sattgrünes Hinterland. Allgegenwärtig bleiben die knubbeligen Felsen, die unvermittelt aus der Erde wachsen. Hingegen werden die einladenden bunten Torbogen der buddhistischen Tempelanlagen immer häufiger abgelöst von den Insignien des Islams, der die Prägung dieses Landstrichs im Süden übernommen hat. In einem Dorf zähle ich drei Moscheen, deren Minarette von zwiebelförmigen türkisfarbenen oder goldenen Kuppeln gekrönt sind. Viele Frauen tragen Kopftücher.
    Unser Hotel an der Ao Nang Beach liegt 14 Kilometer nördlich von Krabi. Wie die Chalets in der Anlage in Khao Lak steht auch unser Bungalow in Sichtweite zum Meer. Zu den Felsen, die den Horizont verstellen, kann man bei Ebbe laufen - fast jedenfalls. Absonsten bringen einen Longtailboote zu den vorgelagerten Inseln Ko Yao Noi, Ko Yao Yai oder nach Krabi.
    Sechs Tage wollen wir bleiben. Zunächst mal hier vorort. Uns ausruhen. Baden. Träumen. Urlaub haben. R geht es besser. Und ich selber bin endlich mit meinem Leben wieder auf dem Laufenden und habe Zeit zu lesen.
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  • Blaugrüne Auszeit

    January 20 in Thailand ⋅ ☀️ 30 °C

    Ich mache es. Mache Urlaub. Am Strand.  Wo morgens Krebse vor ihren Sandhöhlen und junge Frauen im Schneidersitz vor ihren Gurus meditieren. Wo später Eltern in fremden Sprachen Kinder erziehen. Männer auf Liegen schlafen. Frauen auf Liegen lesen.
    Ich schlafe und lese, ein Buch vor dem hellen Himmel. Lasse das Meer kommen und gehen. Gerade nähert es sich und ist jetzt wieder da. Mit einem Geräusch wie beim Betten machen. Ja, der Wellenschlag tönt, als würde jemand ein dickes Federbett aufschütteln - unaufhörlich. Man glaubt nicht, dass dieses zahme magere Meer, das sich weit draußen rar macht wie eine spröde Geliebte, zu solchen Geräuschen fähig ist.
    Ich lese einen Roman, der nur in kleinen Schlucken genossen werden sollte wie ein wohlschmeckender aber sehr heißer Tee. Zwischen den Schlucken setze ich mich auf, blicke auf das bewegte Wasser vor mir, eine vollgelaufene Badewanne.
    Schwimme. Das Blaugrün trägt mich. Wiegt mich.
    Bis hierher ist es Urlaub, der überall sein könnte. Auch wenn "überall" das Wasser eher blau als grün wäre.
    Einmal fahren wir nach Krabi oder dem, was wir für Krabi halten, in Wirklichkeit aber Ao Nang Beach heißt. Wir landen in einem Wimmelbild mit Straße, einer Million Mopeds  und Tausenden fliegenden Händlern und Ramschverkäufern. Die Tankstelle, die wir suchen, gibt es nicht, es gibt weder Zauber noch Verkehrsregeln. Das Meer hat sich abgefunden mit seiner Nebenrolle, platscht verlegen an den Strand und verzichtet auf alle Farbe. Ist grauer als der himmlische Putzlappen dieses Abends über uns. Schnell weg von hier. An unseren Hausstrand. Ein übersichtliches Wohnzimmer mit weißem Sand auf dem Fußboden, auf dem man barfuß geht und sich zum Essen an einen farbig gedeckten Bambustisch setzt. Aber Green Curry und Stir Sweet Sour müssen warten. Zuvor treten wir in die Wohlfühlkammer mit den bunten Massageliegen und überlassen unsere Körper den Händen der Künstlerinnen, die mit jedem Muskel auf Du und Du sind.
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  • Ein Tigerhöhlentempel ohne Tiger

    January 20 in Thailand ⋅ ☁️ 33 °C

    An manchen Tagen ist das Meer vor unserer Hotelanlage voller schwarzer Stecknadelköpfe und der Strand so bevölkert, als würden die Wellen Geldstücke und nicht Korallenscherben und ein paar Muscheln an Land spülen.
    Wir fahren nach Krabi zum Tiger Cave Tempel. In diesem Höhlentempel soll der Legende nach einmal ein Tiger gehaust haben. Klingt vielversprechend. In der Tempelanlage empfängt uns eine etwas skurrile Mischung aus Jahrmarkt- und Wallfahrtsstätten-Atmosphäre, wie wir sie schon öfter erlebt haben. Zwischen den chinesisch angehauchten bunten Gebäuden dauert es eine Weile, bis einen beharrliches Durchfragen und spärlich gesetzte Wegzeiger treppauf, treppab und dann durch Primärurwald auf den richtigen Pfad bringen. An Tropenbäumen mit riesigen Brettwurzeln entlang geht es zu einem Buddhaschrein am Fuß überhängender Karstfelsen. Der dahinter versteckte Tigertempel selbst ist - leer und verwahrlost, der Tiger ausgewandert. Stattdessen gibt es Schildkröten - echte und unechte. Diebische Äffchen, vor deren Angriffslust gewarnt wird. Und herrenlose Hunde im Dutzend. Links und rechts des Buddha-Felsentempels klammern sich winzige Hüttchen an die Felswand, in die sich die Mönche zur Meditation zurückziehen. Einer schrubbt gerade den steinernen Tempelboden. In den Abendfrieden dieses Naturklosters platzt urplötzlich ein Tropenschauer, wie wir ihn aus Costa Rica kennen, und treibt uns zurück zum Auto.
    Auf dem Nightmarket am Flussufer von Krabi essen wir mäßig gut aber zum Preis von 300 Baht unschlagbar preiswert. Das Green Curry ist allerdings mal wieder derart scharf, dass ich kurz vorm Feuerspeien bin.
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  • Von Krabi nach Samui

    January 22 in Thailand ⋅ ☁️ 28 °C

    Nach sechs Tagen ist die Auszeit von der Auszeit vorbei und wir sind on the road again. Am letzten Abend spazierten wir nochmal die Sandpromenade unserer Wohnzimmer-Beachmeile Tub Kaek entlang. Fast in allen Restaurants haben wir ein- oder zweimal gegessen - jetzt winkten uns die Servicekräfte alle zu und forderten uns auf, ein letztes Glas bei ihnen zu trinken. Uns wurde geradezu weh ums Herz - was für nette Menschen! Und was für ein anheimelnder Ort mit den bunten Laternen, die über den Tischen an den riesigen Bäumen hängen ... ein Platz zum Wiederkommen!
    Nun geht es weiter - vom südlichsten Punkt unserer Reise erst ein Stück nordwärts und dann auf einer mit dem Lineal gezogenen schnurgeraden Straße quer an Thailands Taille entlang.
    Das Land hat schon viel Grün, wenn man davon absieht, dass massenhaft Palmölplantagen dabei sind. Ganz schön dunkel ist es darunter. Die Kautschuk-Pflanzflächen dagegen sind licht wie freundliche Frühlingswäldchen. An jedem Baum klebt ein schwarzes Töpfchen, in dem der abgezapfte Saft aufgefangen wird.
    Zur Mittagszeit erreichen wir nach zweieinhalb Stunden Fahrt Don Sak und den Pier der Reederei Raja. Bei der Frage, ob und welche Autofähren die Insel Samui anfahren und ob man gegebenenfalls auch ohne Reservierung ein Plätzchen bekommt, waren wir mal wieder mit einem Staatsgeheimnis beschäftigt, das sich erst vor Ort lüften lässt. In einer mäßig langen Schlange von Pickups und Kleinlastern bewegen wir uns von Checkpoint zu Checkpoint, wedeln uns mit Ausweisen und Banknoten unserem Ziel näher. Von Meter zu Meter riecht es ein bisschen mehr nach Meer und Fisch und Salz und Sonne, und kurz vor 15 Uhr kriechen wir tatsächlich in den Bauch der Fähre, wo es mit den Wohlgerüchen vorbei ist und nur noch nach Diesel und Abgasen stinkt. Wir machen, dass wir nach oben kommen, und dann fahren wir auch schon  - an Bord eines uralten Kutters, der wahrscheinlich schon die Kreuzfahrer gesehen hat und danach für die Italiener unterwegs war, ehe er nach Thailand verscherbelt wurde, mutmaßt R.
    Koh Samui ist die größte der über 80 Eilande im thailändischen Golf. Sie hat die Form der iberischen Halbinsel en miniature und lässt sich mit dem Auto bequem an einem Tag umrunden. Unser Feriendomizil auf ihr befindet sich im Nordosten in der Bucht von Mae Nam, etwa da, wo in Spanien Bilbao liegt oder Santander. Meine Buchung ist ein Relikt der Planung vor vier Monaten und war der Tribut an die Träume meiner Reisegefährtin in spe, die es dann doch nicht wurde. Aus heutiger Sicht hätte ich Samui wohl links liegen gelassen, eilt diesem Flicken Erde doch ein schrecklicher Ruf voraus. Generell mag ich keine Orte, an denen Touristen unter sich sind, und Samui scheint ein solcher Ort zu sein. Verschrieen als von Europäern, namentlich deutschen Pauschaltouristen geflutete Urlauberinsel gilt er als das Mallorca Thailands, das unbedingt zu meiden sei. Da wir Mallorca schon in Ao Nang erlebt haben, blicken wir dem Übel gefasst ins Auge - viel schlimmer kann es nicht kommen.
    Die ersten Eindrücke sind widersprüchlich. Unser schmutziger Kutter ankert in einer palmenbestandenen Traumbucht mit Sandkastensand, den noch nie jemand berührt hat, kein Kind, kein Mensch. Wir fahren von Bord und dann über fadenschmale geflickte Sträßchen mitten durch dschungelähnliche Landschaft, so dass ich denke, weiter muss ich gar nicht, hier könnte ich schon bleiben. Dieses Träumchen endet abrupt, als wir auf die Ringstraße, die Hauptschlagader Samuis stoßen. Dreck, Staub, Feierabendverkehr, wie man ihn seinem schlimmsten Feind nicht wünscht. Menschen, die irgendwoher kommend alle irgendwohin wollen, alle auf dieser Achse, zu Fuß, zu Roller, Dreirad, Auto, Minivan, und sich dabei selbst der Nächste sind. Die zur Lodge führende Schlaglochpiste lässt danach auch nichts Gutes ahnen oder jedenfalls nicht das, was uns dann erwartet: Eine hinter einem freundlichbunten Eingang gelegte Sandspur führt direkt ins Paradies. Das Haupthaus mit Restaurant, die kleinen Holzbungalows mit Terrasse, Sitzbereich und Liegepolster - alles ist bunt, geschmackvoll, gemütlich, voller Kunsthandwerk und Antiquitäten, stilvoll platziert. Von unserem Beachfront-Bungalow, beschirmt von einer riesigen Mangrove, in dem Eichhörnchen herumflitzen, führen drei Steinstufen  abwärts zum Meer. Dort fehlt nicht einmal die obligatorische Palme, ein Muss für jeden Traumstrand. Was für ein Treffer! Vermutlich der schönste Ort auf ganz Samui, von dem wir uns die nächsten Tage keinen Meter wegbewegen werden.
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  • Samui oder "Im Paradies?"

    January 24 in Thailand ⋅ ⛅ 28 °C

    Von unserer orangefarbenen Blockhütte sehen wir direkt aufs Meer. Die Holzhütte ist alt mit bunten ziselierten Glasbausteinen am oberen Rand der Fensterseite, sie hat ein paar schöne Details, die Charme verströmen. Hier haben Urlauber nicht nur gewohnt, sondern gern gewohnt. Nicht auf den Luxus, sondern auf die Atmosphäre kommt es an. Allerdings hat das Ganze auch was von Zelten. Im Paradies gibt es extrem viel Sand, den man überallhin mitschleppt, sogar ins Bett. Neben dem Eingang steht, um das Schlimmste zu verhindern, ein kleiner feinhaariger Besen. Auch im Paradies muss man fegen.
    Unsere Hütte steht Wand an Wand, nur getrennt durch einen Bambuszaun, mit dem Restaurant, das den ganzen Tag über gut frequentiert wird, und zwar von Menschen, die im Paradies nicht nur essen, sondern sich auch lautstark unterhalten wollen. Auch im Paradies gibt es Quasselstrippen und Plaudertaschen, sie reden so laut, dass man den Wellenschlag, 8 Meter entfernt, nicht mehr hört, in allen Sprachen des Abendlands, deutsch, englisch, russisch, französisch. Ja, besonders französisch. Schon öfter ist uns aufgefallen, wie viele Franzosen hier Urlaub machen. Eine Spätfolge der Kolonialzeit, als Großbritannien und Frankreich Südostasien unter sich aufgeteilt haben?
    Man glaubt es nicht, aber auch im Paradies kann man Fluchtgedanken entwickeln. Die Unruhe hinter dem Bambuszaun beginnt morgens um 10, sie nervt und bewirkt, dass es keinen Tag dauert, bis sich unser Schwur, uns aus unserer Oase nicht wegzubewegen, in Luft auflöst.
    Ist man Stuben- oder Strandhocker oder gehört man zu denen, die um die Ecke schauen und wissen wollen, was hinter der nächsten Biegung ist? Unser Strand ist brav und muschellos, es gibt nur kleine farbige Steine, die aussehen wie Muscheln, aber keine sind. Ob das Wasser dort hinten, wo eine helle Landzunge an den Wellen leckt, etwas ausspuckt, was nach Meer aussieht und riecht? Ich mache mich auf den Weg und finde immerhin ein paar schöne Schneckenhäuser.

    Laut Reiseführer sind kulturelle Sehenswürdigkeiten rar auf Samui. Die wenigen, für die es sich lohnt, einen Fuß aus dem Paradies zu setzen, befinden sich glücklicherweise ganz in unserer Nähe. Doch vor dem Vergnügen haben die buddhistischen Götter den Verkehrsinfarkt gesetzt, und man hat keine Nerven mehr, wenn man beim Wat Phra Yai angekommen ist. Der 12 Meter hohe goldene Big Buddha thront auf einem durch einen Damm mit dem Festland verbundenen Kap, und nach schweißtreibendem Aufstieg auf eine Plattform hat man einen fantastischen Rundblick über die umliegenden Buchten. Wir staunen, wie wenige Touristen, die sich in Mae Nam und Bo Phut gegenseitig auf die Füße treten, sich in diese stimmungsvolle Tempelanlage verirren. Die in der Sonne brütenden Cafés sind leer, und wir finden sofort einen Platz an der Brüstung Richtung Meer. Mitten am Tag gibt es Tom Kha, Kokosmilchsuppe mit Hühnchen, und Gaen Phet, rotes Curry, beides köstlich und zusammen billiger als das kontinentale Frühstück im Paradies, das man dort extra zahlen muss und auf das wir am Morgen verzichtet haben.
    Das Highlight dieses Tages steht uns aber noch bevor und befindet sich nur wenige hundert Meter vom Big Buddha entfernt. Der chinesische Tempel Wat Plai Laem liegt komplett im Windschatten des Tourismus und erinnert anfangs, wie so manche buddhistische Tempelanlage, an eine komische Mischung aus Kirmes und Gebetsstätte, vor allem seiner farbenfrohen Ornamentik wegen. Fehlt nur das Karussell. Dieser Eindruck verliert sich aber schnell. An einem kleineren Schrein ziehe ich die Schuhe aus und zünde Räucherstäbchen an, drei zusammen an dem Licht in der Laterne, wie es mir ein Tempelwärter gezeigt hat. Ein Mönch in orangefarbener Kesa winkt mich heran, bedeutet mir, niederzuknien. Er bindet ein vielfarbiges Bändchen um mein Handgelenk und besprengt meinen Kopf mit Wasser. Wird das jetzt so eine Art Wünschdirwas-Veranstaltung? Zum Mönch sage ich, dass ich auf Frieden und Freiheit für Palästina hoffe. Aber er versteht mich nicht. Zeigt auf eine große Klangschale, auf der ich mit einem Klöppel versuche, meinen Wunsch zum Tönen zu bringen. Ein Gong für die Menschen in Gaza.
    Hingucker sind in der Tempelanlage danach vor allem der riesige lachende Buddha mit seinem dicken Bauch und die 18-armige Göttin der Barmherzigkeit, beide vom Wasser hofiert. Eine Gebetshalle scheint auf einer rosa Lotusblüte zu schwimmen. In einer anderen halten uns Malereien mit Szenen aus dem Leben Buddhas fest, von denen eine wunderbare weltzugewandte Ruhe ausgeht. Wir legen uns auf dem roten Teppichboden auf den Rücken und schauen uns die Deckenbemalung an. R schläft ein.
    Unsere anschließende Fahrt nach Süden auf der Suche nach einem schönen Strand, der nicht unserer ist, hätten wir danach vielleicht nicht machen sollen. Im Urlaubsort Chaweng ducken sich ärmlichste Behausungen neben hermetisch abgeschirmten Luxushotels, Obstkarren neben pompösen auf arktische Temperaturen heruntergekühlten Shopping Malls. An die kilometerlangen Badestrände Chawengs aus Sand, hell und fein wie Weißmehl, grenzen verwahrloste struppige Abschnitte. Die im Reiseführer gerühmte malerische Cristal Beach gleicht, übersät mit in Algen verfangenem Plastik, einer Müllhalde. Was macht man, wenn man aus Versehen eine Unterkunft an einem solchen Strand gebucht hat? Und dann noch im Fünfminutentakt Urlaubsflieger über dich hinwegdonnern? Wer ist überhaupt auf diese bescheuerte Idee gekommen, auf Samui einen - Internationalen! - Airport zu errichten? Damit übersättigte europäische Wohlstandsbürger ihre Kultur, ihre Ansprüche einfliegen, und die Insel zu etwas machen, das man, bis auf das blaugrüne Meer, auch zuhause vor der Haustür hat. Damit man in ausschließlich von Deutschen konsultierten Lokalen zuhören kann, wo Onkel Jürgen am Nachbartisch für einen Spottpreis Hummer gegessen und sich hat massieren lassen. Damit man anfängt, sich über seine Landsleute aufzuregen, weil unübersehbar ist, dass hier was extrem schief läuft.
    Uns reicht es für diesen Tag. Ohne die Eindrücke des Nachmittags würde unser Urteil über Samui vermutlich vernichtend ausfallen. Wir reihen uns ein in die Blechlawine auf der Ringstraße und fahren im Schneckentempo zurück in unser Paradies. Eins ist sicher: Eines nicht fernen Tages wird Samui an seinem Verkehr ersticken.
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  • Von Samui nach Ban Krut

    January 27 in Thailand ⋅ ☁️ 24 °C

    Auf der Rückfahrt von Samui nach Don Sak geht alles wie geschmiert. Morgens ist das sonst so blanke Meer im Paradies ein Streuselkuchen mit Streuseln aus Schaum vom touristischen Duschwasser, deshalb verzichten wir aufs Schwimmen und sind um 8:45 Uhr bereits auf dem Weg zum Hafen. Keine Sekunde zu früh für die 10 Uhr-Fähre landen wir am Pier und kurz darauf im Schiffsbauch. Auf dem Kahn ist eine Bikergruppe, die einen Höllenlärm macht. Touristen löffeln um 10 Uhr morgens Noodlesoup aus Plastikbechern.
    Der Seegang ist diesmal gewaltig und unser Kutter klappert, wimmert und ächzt an allen Ecken und Enden. Ich überlege mir, an welchen Rettungsring ich mich im Fall des Falles klammern werde und ob einem die Haie, die hier leben, was tun.
    Die Insel löst sich im Dunst auf und ist Geschichte. War da was? Ach ja, die beiden Buddhas, der große goldene Asketische auf seinem Berg und der dicke Lachende in seinem Bad mit Lotusblüte. Das Elefant Sanctuary, das wir gestern Nachmittag besuchten und die sanften Kolosse, die früher als Reittiere für Touristen herhalten mussten und die sich von uns füttern und anfassen ließen. Tiere sind noch besser als Steine und Bauwerke. Das bergige Hinterland Samuis, das im Norden noch Unberührte, während der Süden schon fest in der Hand der Siedler aus aller Herren Länder ist, die sich hier eingekauft haben und ihre Burgen und Schlösser bauen. Da habe ich aufgehört zu fotografieren, damit das Hässliche nicht dem Schönen, das man auf Samui eh suchen muss, die Kraft nimmt.
    Wir laufen in Don Sak ein, und die Story über Schiffbruch fällt ins Wasser. Das Festland hat uns wieder, und nun heißt es Kilometer machen nach Norden. Bis Ban Krut sind es 360 Kilometer und 5 Stunden Fahrt, während der wir abwechselnd  am Steuer sitzen. In der Nähe von Chumphon bricht die Sintflut über uns herein: ein Tropenschauer, der gar nicht wieder aufhören will. Bis wir unsere Unterkunft erreichen, hüllt sich der Himmel in mürrisches Grau. Das Bayview Beach Resort ist wieder ein Treffer. Nach dem Aufenthalt im Paradies mit Abstrichen genießen wir den wiedergefundenen Luxus von Herzen, die Bahnhofsatmosphäre im Restaurant nehmen wir hin. Der Strand ist palmengesäumt wie in einem Werbeprospekt. Und in Hörweite gibt es randalierendes mächtiges Meer mit massig Muscheln.
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  • Das Beste kommt zum Schluss

    January 29 in Thailand ⋅ ☁️ 27 °C

    Nur zwei Übernachtungen haben wir im Bayview Beach Resort auf unserer Rückreise nach Bangkok gebucht. Leider. Unser Zeitplan gab nicht mehr her. Zwischen den beiden Nächten liegt tröstlicherweise ein wunderbarer langer Tag mit schönstem Wetter, wildem Meer, denkwürdigen Strandspaziergängen, Muschelfreuden sowie dem Besuch der Buddhastatue Phrabhut Kitti Sirichai und der buddhistischen Pagode auf dem Tongchai Berg. Letztere kann man von unserem Strand aus sehen und wirkt mit den im Sonnenlicht glitzernden fünf goldenen spitzen Stupas wie ein Märchenschloss. In der Mittagshitze erklimmen wir eine von weißen Schlangen gesäumte Treppe und erleben die Pagode von ihrer nahbaren Seite. In dem doppelstöckigen quadratischen Raum zeigen Türen, die unten auf Schwellen aufsitzen und nach oben hin konisch aufeinander zulaufen, in alle vier Himmelsrichtungen und suggerieren eine wunderbare genau definierte Verbindung zwischen innen und außen. Einige der Türen sind offen, so dass man mit dem Blick auf Kokospalmenwälder und die lange weiße Küste der Welt draußen sehr nahe ist. Einmal mehr fasziniert mich die Diesseitigkeit des Buddhismus. Man stelle sich Kirchen mit nach allen Seiten offenen Fenstern und Türen vor – undenkbar!

    Den Rückweg vom Phrabhut Kitti Sirichai zur Lodge verbinde ich mit einem langen Strandspaziergang.
    Auf einem Felsvorsprung wehen die an einer Wäscheleine trocknenden orangefarbenen Gewänder der Mönche des Wat Thang Sai. Die bei Flut an die Felskante schlagenden Wellen haben sich zurückgezogen und am Strand einen Saum aus schmutzigem klebrigem Tang zurückgelassen, in dem sich Strandgut verfangen hat, das hier nicht her gehört und nur bedingt appetitlich ist. In Wasserlöchern dümpelt nicht nur die Keramik von Muschelschalen und Korallenscherben, sondern auch Relikte von Kunststoffgegenständen aller Art. Dinge, die den Blick stören und das Wohlbefinden, das gute Gefühl, dass man hier an einem intakten Ort ist, an dem noch alles in Ordnung ist. Aber das mit dem Paradies ist halt so eine Sache. Nicht erst an diesem Strand, aber hier besonders eindringlich, begreife ich das ganze Ausmaß der Plastikseuche, die Thailand fest im Griff hat, und ihre Tragweite. Schon zuvor ist uns aufgefallen, wie freigebig und scheinbar unbekümmert man in Thailand mit der Verwendung von Plastikutensilien umgeht. Alles, alles ist hier aus Kunststoff, Becher, Bottles, Besteck, Beutel, in denen auf thailändischen Nachtmärkten an Ort und Stelle produzierte Gerichte zum Mit-nach-Hause-Nehmen verkauft werden. Jeder einzelne(!) Keks in einer Keksschachtel, jeder Klecks Butter, jedes Portiönchen Marmelade am Frühstücksbuffet hat eine Hülle aus Plastik oder Zellophan, die nach dem Verzehr weggeschmissen wird. Wo alles landet, spiegelt das Meer, das dummerweise nichts behält, sondern, bewegt, wie es ist, alles wieder ausspuckt, zurückgibt, wahllos, wo es will. Notdürftig sauber gehalten sind die Hotelstrände, daneben und dahinter häufen sich Dreck und Abfall. Tüten, Flaschen, Verschlüsse, Plastiklöffel, Plastikgabeln, Strohhalme, nicht aus Stroh, Textilien, Büstenhalter, Badeschlappen, einmal ein kompletter Hocker. Alles in Farbe, an der nichts schön ist. Nicht nur auf den Inseln, sondern auch am Golf, an allen Stränden Thailands ist das so, das wird mir an diesem Nachmittag klar. Wer nur an seinem Hotelstrand sitzt, sieht nichts davon. Bei einem Gang am Morgen bin ich an der Ban Thang Sai Tourism Community vorbei gekommen, die mehrere ausrangierte Klos in den Sand gepflanzt hat. Was vielleicht als Gag gedacht war, kommt mir jetzt von Minute zu Minute sinnträchtiger vor: Thailands Strände – auf dem besten Weg, Kloake zu werden, sofern sie es nicht schon sind. Noch lässt sich die Katastrophe in Grenzen halten, aber wie lange? Man könnte – und müsste – jeden Tag säckeweise Strandmüll sammeln, um des Übels Herr zu werden.
    Ironie der Tragödie: Die schönsten Muscheln, auch seltene – ja, es gibt sie noch! - finden sich nicht im makellosen Sand, sondern mitten in diesen Schlacken aus mülldurchsetztem Gestrüpp und Algen, das die Flut dagelassen und die Ebbe aufgedeckt hat. Nachdem ich das erste Exemplar einer Meeresschnecke Voluta Melocorona eher zufällig aufgelesen habe, suche ich nun gezielt dort – und finde. Freude und Unbehagen halten sich die Waage, als ich mit meinem (Plastik-)Säckchen voller Fundstücke in der Lodge eintreffe. Muscheln und Schneckenhäuser nicht von dieser Welt sind dabei, von der Künstlerin Natur gerundet, gewunden, gedreht, ziselliert mit Ornamenten, verziert mit Farbmustern, wie sie kein menschlicher Schöpfer genialer und perfekter zuwege brächte. Besser geht’s nicht.

    Am Abend Restaurantbesuch im Ort – essen muss der Mensch auch. Ban Krut erinnert mich an manche der ürsprünglicheren Dörfer in Costa Rica; auch hier ist der Tourismus schon angekommen, aber noch übersichtlich. Man geht früh schlafen. Um kurz nach neun verstummt die Jukebox, und wir sind mit dem Wirt, der unter freiem Himmel abspült, allein im Lokal. Wieder haben wir Tom Kha und Stir fried sweet and sour bestellt – zum letzten Mal, aber das wissen wir an diesem Abend noch nicht. Was ich schon weiß, ist, dass Ban Krut, sollte ich wieder nach Thailand reisen, zu den Orten gehört, an die ich zurückkehren möchte. Zum Muscheln- und, wenn's sein muss, auch Müll sammeln.
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  • We did Bangkok in one day

    Jan 30–Feb 3 in Thailand ⋅ ☀️ 31 °C

    Alle Wege für Thailandreisende beginnen in Bangkok - und enden dort auch. Auch wenn die 5-Millionen-Einwohner-Metropole berüchtigt ist als smoggeplagter Moloch, um den man möglichst einen großen Bogen macht - ganz auslassen wollen wir sie doch nicht. Auch Autofahren gilt in Bangkok als besondere Herausforderung, der wir mit unserer bewährten Arbeitsteilung begegnen. R übernimmt das Steuer, ich die Navigation mit dem Smartphone, ohne die man im Gewirr der ineinander verschlungenen mehrspurigen Autobahntrassen, die von riesigen Betonpfeilern getragen werden, verloren wäre. Aber selbst mit diesem Hilfsmittel ist das Ganze alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Mehr als eine Stunde sind wir Teil der Blechlawine, die sich zu Feierabend am Südrand Bangkoks von West nach Ost wälzt, wo wir uns für eine Nacht im Oriole-Hotel in der Nähe des Flughafens Suvarnabhumi eingemietet haben. Die 3-Sterne-Lokalität verfügt über alles, was man braucht und den Charme einer Zahnklinik. In der düsteren Vorstadt finden wir auch noch was zu essen in einer der ärmlichen Garküchen, in die sich selten bis nie ein Tourist verirrt. Tom Kha steht nicht auf der Speisekarte, so wähle ich zum ersten Mal Tom Yum, eine klare Hühnchensuppe. Während des Essens donnern auf der Hauptstraße vor uns die fetten Laster vorbei. Fix und fertig in unsere Zahnklinik zurückgekehrt, fallen wir in unserem reinweißen Klinikzimmer in die reinweißen Betten.
    Am nächsten Morgen sieht die Welt wieder anders aus. Draußen grüßt ein hellblauer Morgenhimmel ohne eine einzige Wolke. Vom Zimmer aus sieht man das glitzernde geschwungene Dach eines Thai-Tempels, und ich hätte größte Lust, ihn noch vor unserem Tagesprogramm zu besuchen. Aber das gibt unser One-day-trip nicht her.
    Ein netter Taxifahrer bringt uns in einer knappen Stunde Fahrtzeit in die Innenstadt. Angesichts des chaotischen Verkehrs sind wir heilfroh, dass wir uns für diese Art der Fortbewegung entschieden haben. Am großen Palast angekommen, lassen wir diesen, verschreckt durch die hineindrängenden Touristenströme, sofort links liegen. Steigen ins Tuk Tuk, das für den Rest des Tages unser Fortbewegungsmittel wird, fahren zum Wat Pho und später über den Fluss Chao Phraya zum Wat Arun. Beide Tempelanlagen sind hoffnungslos überlaufen. Im Wat Pho drängen sich Hinz und Kunz am 43 Meter langen liegenden Buddha entlang und versuchen, zwischen den wuchtigen Säulen, die seinen goldenen Körper verdecken, Teile davon zu erhaschen, vor allem für die Linse. Irgendwie hat man sich das so nicht vorgestellt. Dieser Buddha darf nicht schlafen, der Trubel vor dem Bot ist unerträglich. Ich versuche ihn mir wegzudenken und sehne mich nach der meditativen Stille der vielen kleinen Tempel, die ich in den letzten vier Wochen besucht habe. All das, was den Buddhismus ausmacht, ist im Wat Pho in sein Gegenteil verkehrt. Schön sind die Bauten mit ihren Dächern aus farbigen glasierten Ziegeln inmitten von Grün allemal.
    Das Wat Arun, geflutet von Chinesen als deren Wallfahrtsstätte, setzt noch eins drauf. Chinesinnen posieren zu Dutzenden in ihren Qipaos vor den glasierten Stupas, das Tragen der Staatstracht scheint wohl zum Tempelbesuch dazu zu gehören.
    Der Menschenmassen müde setzen wir mit dem Boot wieder auf die andere Seite über, und dann lassen wir uns kreuz und quer mit dem Tuk Tuk durch Bangkok kutschieren. Unser Kurzbesuch der quirligen Stadt endet in einem kleinen Park am Wasser, wo wir Eis am Stiel essen und beobachten, wie die untergehende Sonne unseren letzten Abend in Thailand vergoldet. Das Vorurteil, Bangkok lohne keinen Besuch, können wir jedenfalls nicht unterschreiben.
    Zurück im Hotel heißt es packen, ehe wir mit dem Mietwagen die letzte Fahrt zum Flughafen antreten. Kurz vor Mitternacht hebt unser Flieger ab Richtung Europa.
    Im Halbschlaf in meinem Sitz ziehen Momentaufnahmen der letzten vier Wochen vor mir vorbei. Die Doppelhornvögel im Khao Yai. Der zweite Morgen in Ayutthaya mit seinem Vogelgezwitscher, dem Ruf des Muezzins von der Moschee, den Aufwachgeräuschen der Stadt. Die erste Thaimassage in Hua Hin. Die Mahlzeiten auf den Nachtmärkten, der Muschelstrand im Khao Sam Roi Yot. Das Wat Bang Phra im Zeichen des Tigers, die Elefanten im Sanctuary auf Samui.
    Ach ja, in Krabi bin ich tatsächlich auch dazu gekommen, ein Buch zu lesen. Und aus der Begegnung mit der zerstörten Lodge in Khao Lak erwuchs sogar eine Romanidee.
    Die Thailandreise war eins der eindrücklichsten Erlebnisse meines Lebens. Ein faszinierendes Land mit wunderbaren freundlichen Menschen. Eine großartige Mischung von Natur und Kultur. Es war schön, es zusammen mit R zu entdecken, wir sind ein unschlagbares Team.
    Kop kun ka, Thailand! Ich komme wieder!
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