• Isabell und Carsten
Currently traveling
May – Sep 2025

Great Divide - USA & Kanada

Wir erfüllen uns einen großen Traum und radeln 4.500 km die Great Divide Mountain Bike Route. Read more
  • Auf der Suche nach Wasser

    May 31 in the United States ⋅ 🌙 20 °C

    Es war der eine Satz Jeffs von der Hachita Bike Ranch der uns noch wie ein Echo in den Ohren nachhallte: "Die echte Great Divide beginnt erst nach Silver City!". Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass wir ca. 5-6 Tage bis zum nächsten Etappenziel brauchen würden und Essens-Nachschub frühestens am vorletzten Tag verfügbar sein würde.

    Dank unserer Wanderungen in Neuseeland war das für uns mental zwar kein Problem, nur die Anzahl und Beschreibung der kleinen Wassertropfen auf unserer Karte bereiteten uns Sorgen: "Possible water" oder "Seasonal water" hörte sich nicht allzu vertrauensvoll an. Bis zu 19 Liter könnten wir zusammen theoretisch unterbringen. Aber wer will das schon einen Berg hochschleppen? So schmiedeten wir also einen Plan, der uns mindestens einmal am Tag an einer möglichst sicheren Wasserstelle vorbeibringen sollte. Auf geht's!

    Nach Besorgungen am Vormittag, machten wir uns mittags auf den Weg raus aus Silver City in Richtung Lake Roberts. Wer hier Wasser vermutet, hat richtig geraten! Und sogar die Straßen waren durchweg asphaltiert. Soweit so gut!

    Doch schon am nächsten Morgen verließen wir dieses asphaltierte Gefühl der Zivilisation und sollten es für die nächsten vier Tage nicht wiederbekommen. Die Gila Wilderness Mountains lagen vor uns. Aber was wild ist, ist bekanntlich auch oft schön: vorbei war das Gefühl in der Wüste zu fahren. Stattdessen umgaben uns trockene Nadelwälder, während wir einen Pass nach dem anderen hochstrampelten. Das Gefühl von unendlicher Weite und Unberührtheit umgab uns. Es gab uns Kraft und Unbeschwertheit!

    Zumindest so lange bis gegen Ende des zweiten Tages ein großer Metallsplitter beschloss, nähere Bekanntschaft mit Isabells Vorderrad zu schließen. Pffff! Ein Geräusch, das kein Radfahrer gerne hört. Aber kein Problem, Ersatzschlauch ausgepackt und weiter geht's! Oder auch nicht. Der Mantel schien nicht mehr richtig zu sitzen, das Rad hatte eine Acht und quietschte dazu noch nervtötend. Sollten wir die falschen Schläuche eingepackt haben? Der Tag neigte sich dem Ende zu, deshalb beschlossen wir vorsichtig zur nächsten Wasserstelle zu eiern. Dort war es Zeit für den ersten magischen Moment - Trailmagic wie Sven sagen würde. Eine Ranch hatte frisches Wasser, eisgekühlte Getränke und Snacks am Wegesrand bereitgestellt. Was für eine Wohltat! Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass uns ein kaltes Wasser z.B. aus einem Beifahrerfenster gereicht wurde.

    In den nächsten Tagen wechselten sich wunderschöne Weitblicke mit typisch amerikanischen Canyons und mental extrem zusetzenden Einöden ab. Leider blieb auch der quietschende Reifen ein ständiger Begleiter, der Isabell oftmals an den Rand des Wahnsinns - aber nie darüber hinaus - trieb. Dank diesen Umstands ist sie aber nun wieder bei all ihren Podcasts auf dem neusten Stand. Wasser fanden wir zum Glück oft genug, wenn auch viele Quellen ausgetrocknet waren und uns zur Weiterfahrt zwangen.

    Am Ende des vierten Tages wartete dann endlich ein Highlight der Great Divide auf uns: Pie Town. Nicht nur ein richtiger Ort, sondern sogar so berühmt für die dort verkauften Kuchen, dass er danach benannt wurde. Außerdem trafen wir dort erstmals auf die richtig krassen Leute, die die gleiche Strecke wandern! Respekt! Zu guter letzt fand sich dort auch eine stationäre Pumpe mit genügend Power, um den Mantel mit einem sehr befriedigenden Plopp in die richtige Position zu drücken. Diese Stille!

    Der nächste, letzte und nochmal sehr lange Tag brachte uns dann endlich wieder auf Asphalt, ein Umstand den unsere geschundenen Handgelenke und Popos sehr zu schätzen wussten. Wir waren beide in unterschiedlicher Weise sehr geschafft von den vielen Stunden in der Hitze auf dem Sattel und freuten uns darauf in Grants die Räder für ein paar Tage zur Seite zu stellen. Trotz der Strapazen waren wir glücklich über die tollen Eindrücke und das Gefühl des Abenteuers.
    Read more

  • Life is what happens, ...

    May 26 in the United States ⋅ ☀️ 27 °C

    Was ist einer der schönsten Sachen beim Reisen für uns? Richtig! Nette Leute kennenlernen! Und so freuten wir uns besonders auf den Ort an der Great Divide, an der die Pfade der zwei offiziellen Startpunkte zusammenkommen: Hachita.

    Und die netten Leute ließen nicht lange auf sich warten. Direkt in unserer wohlverdienten Mittagspause nach 70 km in der Wüste, trafen wir zum ersten Mal auf andere Radreisende, die verrückt genug sind, dieses große Land zu durchqueren. Bei der Gruppe handelte es sich um Section-Biker. Sie haben bereits andere Teile der Great Divide absolviert und müssen jetzt "nur" noch durch New Mexico.

    Nachmittags rollten wir dann zur Hachita Bike Ranch, dessen Besitzer Jeff wohlbekannt und eine Legende in der Great Divide Community ist. Jeff widmet sein Dasein den Bikern der Great Divide, shuttelt die Leute zur Grenze oder holt sie dort ab, gibt ihnen einen Schlafplatz, Dusche, Wasser und Essen. Spannende Gespräche und Anekdoten von anderen Radreisenden inklusive! So schlugen auch wir dort unser Zelt auf, ruhten uns im klimatisierten Wohnzimmer aus und knüpften Anschluss zu anderen Reisenden.

    Mit einem Kanadier - Jack - verstanden wir uns besonders gut und er beschloss, sich am nächsten Morgen uns beiden anzuschließen. Und so radelten wir gemeinsam zum Sonnenaufgang das ersten Mal Richtung Norden, Kanada entgegen! Auch wenn sich die Vegetation noch nicht sehr verändert hatte, rollte es sich an diesem Tag besonders gut. Nicht nur die guten Unterhaltungen mit Jack, sondern auch die Kurven sowie die Hügel auf und ab waren eine willkommene Abwechslung nach 200 km gerader Straße im Grenzbereich zu Mexiko.

    An diesem Tag machten wir leider auch erstmalig Bekanntschaft mit den sogenannten "Washboard"-Roads, die sowohl für die Räder, als auch für unsere Handgelenke und wunden Popos ein absoluter Albtraum sind. Dennoch verlief der erste Tag zu dritt so gut, dass wir beschlossen die kommenden 500 km gemeinsam zu radeln - so der Plan.

    Jack sagte bei unseren Gesprächen ein paar mal "Life is what happens, while you are busy making plans". Und so schlug auch das Leben am nächsten Tag mal wieder zu: Auf einer Abfahrt mit einigen Sandlöchern blieb Jacks Hinterrad so ungeschickt hängen, dass er schwer stürzte. Isabell hörte zum Glück hinter sich den Aufprall und war sofort zur Stelle. Erst einige Minuten später war klar, dass Jack einen Krankenwagen brauchte, weil er sehr starke Schmerzen in der Hüfte hatte. Als er mehrfach fragte, wo wir sind und sich nicht mehr an unsere Namen erinnern konnte, bemerkten wir den Riss an seinem Helm. Die herbeigerufenen Profis waren zum Glück relativ schnell zur Stelle und transportierten Jack ins nächst gelegene Krankenhaus. Diagnose: gebrochene Hüfte und Rippen. Dem Kopf geht es aber zum Glück wieder gut und er kann sich auch wieder an uns erinnern.

    Wir waren erst mal traurig, dass wir unseren gut gelaunten Reise-Buddy wieder so schnell verloren hatten. Besonders schmerzhaft war für uns aber die Tatsache, dass Jacks Abenteuer, von dem er seit 15 Jahren träumt, an Tag 3 schon zu Ende war - vorerst! Wir sind uns sicher, dass es das noch nicht war und er nächstes oder übernächstes Jahr seinen Traum erfüllen wird.

    Seit dem Unfall fahren wir besonders aufmerksam und vorsichtig die Abfahrten hinab, versuchen zu kontrollieren, was geht und wissen auch gleichzeitig, dass das Leben manchmal andere Pläne hat.
    Read more

  • White Sands Nationalpark

    May 22 in the United States ⋅ ☀️ 35 °C

    Die Great Divide führt direkt an einigen der schönsten Nationalparks vorbei, wie z.B. dem Yellowstone oder Glacier Nationalpark. Viele weitere sind jedoch ein wenig zu weit weg für einen Abstecher mit dem Rad. Diese dann nicht zu besuchen wäre wie an einem heißen Sommertag an seiner Lieblingseisdiele vorbeizulaufen: grob fahrlässig! Deshalb haben wir beschlossen immer mal wieder die Fahrräder stehen zu lassen und Abstecher nach links und rechts mit dem Auto zu machen.

    Unser erster Stopp führte uns dabei direkt von El Paso aus in den White Sands Nationalpark. Die namensgebende Attraktion ist ein viele Quadratkilometer großes Wüstengebiet mit bestem Sand der Marke Fidschi extrafein. Der Albedo-Wert ist dadurch so hoch, dass 80% der Sonnenstrahlen direkt wieder nach oben reflektiert werden. Schotten müssen sich also auch gut an empfindlicheren Stellen eincremen.

    Um uns schon mal an die Hitze auf dem Fahrrad zu gewöhnen ließen wir uns natürlich auch gleich zu einer VÖLLIG ungefährlichen Wanderung hinreißen. Fazit: Dünen hochlaufen ist sauanstrengend, runterlaufen saulustig. Und der Mund ist gefühlt nach jedem Atemzug trocken. Überlebt haben wir es zum Glück, dieses Mal.

    In White Sands ist übrigens auch eines der großen Raketentestgelände des Landes. Viele Raketen des Raumfahrtprogramms wurden hier konstruiert, aber natürlich auch viele die Bumm machen. Apropos Bumm: der Trinity-Test der ersten Atombombe fand auch nur 100 km entfernt statt. Oppenheimer-Fans wissen Bescheid.
    Read more

  • Wettlauf gegen die Hitze

    May 21 in the United States ⋅ ☀️ 33 °C

    Um mit den eigenen Rädern aus Deutschland zum Start der Great Divide zu kommen, gibt es ein zehnstufiges standardisiertes Vorgehen, das von Radexperten aus Deutschland gemeinsam mit der Adventure Cycling Association (ACA) aus Nordamerika entwickelt wurde:

    1. Mit den Rädern von Bachhagel nach Giengen.
    2. Mit dem Regionalzug nach Ulm.
    3. Mit dem IC nach Mainz.
    4. Mit den Rädern zu Wolle.
    5. Räder in viel zu kleine Kartons quetschen.
    6. Mit dem Van zum Flughafen.
    7. Mit dem Flieger in die USA.
    8. Beim Zwischenstopp die Radkartons abholen und nochmal neu aufgeben.
    9. Mit einem Trolley die eingepackten Räder zum Motel schieben.
    10. Räder zusammenbauen und ca. 140 km zum Start radeln.

    So folgten wir dieser Schritt-für-Schritt Anleitung und ehe wir uns versahen, saßen wir mit unseren zwei Drahteseln in einem überteuerten Motel am Flughafen in El Paso voller Tatendrang, Euphorie und Kopfschmerzen (nur Isabell).

    Um uns erst mal langsam an die 37 Grad Außentemperatur zu gewöhnen, brachte uns unsere erste Radtour sage und schreibe 12 Kilometer ins Stadtzentrum von El Paso, wo wir bei dem Couchsurfer Ben und seinen Kindern übernachten konnten.

    Nach unserem Tagesausflug zu unserem ersten Nationalpark - White Sands - fuhren wir abends bis an den äußersten Rand der Stadt. Dabei überquerten wir dann die texanische Grenze nach New Mexico, dem ersten Staat der Great Divide. Von dort aus trennten uns nun nur noch eine Tagesetappe mit 105 Kilometern bei 37 Grad durch die Wüste vom offiziellen Start. Was sollte da noch schiefgehen?

    Wir hätten da was: ein kleiner Crash nach 4 Minuten aufgrund von Bedienung des Handys während der Fahrt, um die Route zu checken. Glücklicherweise gingen nur Isabells Ortlieb-Tasche sowie ein Stück Haut an Carstens linkem Arm kaputt. Ein paar Tränen des Schreckens, zwei Kabelbinder und 30 Minuten später ging es um 6:20 Uhr dann aber nun wirklich los gen Westen, immer die beklemmende mexikanische Grenze zu unserer Linken im Blick.

    Aufgrund der gemeldeten Hitze, waren wir sehr früh und damit als einzige unterwegs. Die Kameratürme in Grenznähe hatten dies natürlich bereits gesichtet und schickten einen Helikopter in unsere Ecke, der über uns wieder Kehrtwende machte, nachdem klar war, dass es sich bei dem verdächtigen Objekt nur um zwei schwitzende Radfahrer handelte.

    Und so fuhren wir stundenlang die schnurstracks gerade Straße entlang. Die Highlights waren die regelmäßigen Schwerlasttransporter, zehn Kakteen am Wegesrand, vier Viehgatter und als die Strecke einmal eine kleine Kurve machte.

    So richtige Pausen konnten wir außerdem zwecks Mangel an schattigen Plätzen nicht machen, weshalb wir kurz nach der Mittagszeit und kurz vor dem Hitzekollaps in ein Café in Columbus eintrudelten und uns erst mal um unseren Wasserhaushalt kümmerten.

    Abends als es kühler wurde, radelten wir dann noch die letzten 5 Kilometer zur Grenze vor, um ein Beweisfoto für die Nachwelt zu schießen, dass wir die Great Divide auch wirklich am offiziellen Anfangspunkt begonnen hatten.
    Read more

  • Reise zum Geburtsort des Bikepackings

    May 20 in the United States ⋅ ☀️ 13 °C

    Die Vereinigten Staaten von Amerika. Ein Land das Markus Lanz so treffend als faszinierend und abschreckend zugleich beschrieben hatte. Aktuellstes Beispiel dafür, wie viel Autokratie eine Demokratie aushalten kann. Aber so kontrovers man auch über die USA reden und denken mag, die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur ist zweifellos unbestritten. Besonders krass konzentriert sich das im Westen des Landes, entlang der Rocky Mountains.

    Seit Neuseeland wissen wir, dass es einige Menschen gibt, die verrückt genug sind so ein großes Land zu erwandern. Wir bleiben da zum Glück bodenständig und satteln stattdessen unsere Drahtesel Aurelius und Tiberius. Dank unserer niederländischen Fahrrad-Muse Michiel ist uns auch die Wahl der Strecke nicht schwer gefallen: die Great Divide Mountain Bike Route (GDMBR) oder einfach: Great Divide.

    Sie verläuft von Süd nach Nord entlang der Wasserscheide über 4.400 Km von der mexikanischen Grenze in New Mexiko nach Banff in Kanada. Von borealen Nadelwäldern über Steppen bis zu Wüsten ist alles dabei. Mit insgesamt 60.000 Höhenmetern und mehreren Pässen über 3.000 m, ist sogar die ein oder andere alpine Berglandschaft am Start. 90% der Strecke sind unbefestigte Straßen und führen oft durch sehr abgelegene Gegenden.

    Kurz: es wird auf jeden Fall ein richtiges Abenteuer, vielleicht unser größtes, aber auf jeden Fall unser längstes. Sei es der Wassermangel in der Wüste New Mexikos, die Eintönigkeit der Steppen Wyomings oder die verfressenen Brummbären von Colorado nordwärts: jeder Abschnitt hat seine eigene Herausforderung. Aber auch das Staunen und die Freude wird nicht zu kurz kommen. Noch fühlen wir uns gut gewappnet und sind gespannt, wie es da draußen wird. Kommt gerne mit und genießt die Eindrücke wenn wir uns in El Paso auf die Räder schwingen.

    https://bikepacking.com/routes/great-divide-mou…
    Read more

    Trip start
    May 20, 2025