Satellite
Show on map
  • Day 4

    Wandern, Schnee und Mutproben

    June 23, 2022 in Norway ⋅ ⛅ 18 °C

    🇳🇴
    📍Kjeragbolten
    🚘 225km

    Ein aufregender und spannender Tag. Über kurvenreiche und enge Straßen ging es weiter Richtung Westen- um genauer zu sein Richtung Kjeragbolten. Auf der Fahrt dorthin fuhr ich durch ein beeindruckendes Naturschutzgebiet. Umgeben von Bergen, geprägt von kurvigen und schmalen Straßen, wo man die Straße hinter den Steigungen nur erahnen konnte. Zwischendurch war ich auf etwas mehr als 900m und in kürzester Zeit auf unter 100m überm Meeresspiegel. Ein ständiges auf und ab. Am Straßenrand grasten Schafe und als ich eine Gruppe fotografieren wollte, stand das größte Schaf auf. Ich hatte Respekt und wich langsam zurück- die Tierchen boxen einen ja auch gern mal. Das Schaf verfolgte mich bis zum Auto und starrte mich an, anfangs etwas gruselig. Es wollte wahrscheinlich nur etwas zu essen abstauben, bei mir gabs aber nur Streicheleinheiten. Überall lagen noch letzte Schneereste, diese musste ich natürlich erstmal fotografieren. Total surreal bei 13°C.
    Mein Ziel des heutigen Tages stand aber fest, auch wenn das Naturschutzgebiet echt beeindruckend gewesen ist. Ich wollte zum Kjeragbolten. Am Fuße des Berges gönnte ich mir noch eine Stärkung. Super lecker und das Ambiente war auch toll. Das Restaurant und der Parkplatz liegen auf 640m über dem Lysefjord.
    Gegen 14:30 Uhr entschloss ich mich loszugehen. Der Aufstieg war hart und anstrengend. Die Wege waren steil und rutschig. Zwischendurch hatte ich wirklich mit meiner Höhenangst zu kämpfen, weinte und war kurz davor aufzugeben. Ein Wanderer aus Norwegen hielt kurz an um nach mir zu sehen und meinte dann mit einem Lächeln im Gesicht: it‘s just a Mountain. Come on Girl!
    Den Kerl traf ich später am Ziel und erntete mit meinem breitesten Grinse ein High Five für meine Leistung.
    Über Stock und Stein, hoch und runter stieg ich auf 1.120m. In der Höhe lagen noch einige Schneefelder die man passieren musste. Die Aussicht war atemberaubend. Sowas schönes habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich war sprachlos!
    Ich habe mich sogar getraut auf den „Kieselstein“ zu steigen- zwar stand ich dort stocksteif, habe kaum geatmet und habe nicht zum Fjord geschaut, aber ich war drauf! Wahnsinn! Ein junges Paar motivierte mich diesen Schritt zu wagen und unterstütze mich tatkräftig. Die Frau machte Fotos und der Mann half mir auf den Kjeragbolten zu kommen. Die Fläche auf der man steht ist weniger als 1qm groß und es erfordert wirklich großen Mut den „kleinen“ Schritt zu wagen.
    Für den Hinweg brauchte ich etwas über 3h. Der Rückweg dauerte knapp 4h. Ich knickte um, nachdem ich ausgerutscht war und konnte mich nur noch langsam fortbewegen und brauchte zwischendurch die Hilfe der anderen Wanderer. Einige Passagen konnte ich nur auf dem Po rutschend bewältigen. Es fühlte sich an als wäre ich Teil eines super schlechten Bergretter-Films.
    Ich muss zugeben, dass es zwischendurch eher Bergsteigen als wandern gewesen war- aber auch das habe ich geschafft. Ich wurde mit spektakulärer Aussicht belohnt.
    Der Knöchel wurde blau und dick und unter Schmerzen fuhr ich in die nächste Stadt (2h entfernt, Stavager) um dort ins Krankenhaus zu gehen. Ist wohl nur überdehnt. Hoffen wir das beste. Ein Röntgenbild wurde nicht gemacht, da die Norweger dies nur bei akuten Notfällen machen. (Wenn ich das richtig verstanden habe)
    Eigentlich wollte ich die Nacht am Lysefjord verbringen und am nächsten Tag weiter zum Preikestolen.
    Read more