Satellite
Show on map
  • Day 7

    Ankunft auf der Blue Duck Station

    November 3, 2017 in New Zealand ⋅ 🌧 17 °C

    Die Blue Duck Station ist eine Schaf- und Rinderfarm in Whakahoro auf der Nordinsel Neuseelands, die sich gleichzeitig dem Naturschutz und vor allem dem Schutz der seltenen, vom Aussterben bedrohten Blue Duck verschrieben hat. Zwecks der Erhaltung dieser endemischen Art wurden überall auf der Farm verteilt etwa 450 Fallen für die unnatürlichen Fressfeinde der Blue Duck, also alle von den Europäern eingeschleppten Landsäugetiere (das einzige natürlich in Neuseeland vorkommende Landsäugetier ist die Fledermaus), aufgestellt und für die Sauberkeit des die Station durchziehenden Retaruke Rivers gesorgt. Darüber hinaus ist die Blue Duck Station ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt, die hier für ein oder zwei Tage in einer der fünf Lodges unterkommen und an Aktivitäten wie Tontaubenschießen, Reiten, Busch-Safaris oder sogar einer Jagd teilnehmen oder einfach die sie in alle Richtungen meilenweit umgebende, so ursprünglich wie möglich gehaltene hügelige Waldlandschaft durchstreifen können. Die Haupteinnahmequelle der Blue Duck Station ist jedoch der antibakteriell wirkende Manuka-Honig, den es ausschließlich in Neuseeland gibt. So viel zu der Farm, auf der wir aktuell unsere ersten WOOFing Erfahrungen als Eco-Warriors sammeln dürfen.

    Nach einer beinahe zweistündigen Busfahrt in die zunehmend wilde Natur Neuseelands, die eher an eine Achterbahnfahrt erinnerte, erreichten wir am Abend des 03.11. endlich das Cafe im Zentrum der Blue Duck Station. Wir hatten zwar keinen Kulturschock, als wir ein paar Tage zuvor in Neuseeland angekommen waren, doch als wir all die oben gegebenen Informationen in einer Einführungspräsentation erhielten, von unseren Mitfreiwilligen in unserem neuen Heim, einer einen halbstündigen Fußmarsch vom Cafe entfernten, mit Spinnenweben verhangenen Bruchbude, die liebevoll „The Cottage“ genannt wird, herumgeführt wurden und ebendiese uns gemäß des Ankunftsrituals für Neue von ihren blutigsten und brutalsten Erlebnissen berichteten, fühlten wir uns so weit weg von zu Hause, wie wir es tatsächlich sind. Dass bis auf eine holländische Sportjournalistin alle anderen Freiwilligen Deutsche in unserem Alter waren, überraschte uns schon gar nicht mehr und kam uns für den Anfang eigentlich sogar recht gelegen.
    Für unseren ersten Arbeitstag sah der wöchentliche Arbeitsplan das Ablaufen der Trap Line B vor. Wir bewaffneten uns also mit neuen Ködern (sehr zu meinem Entzücken zerhackte, frische Tierleber), einem GPS-Gerät und einer Schreibtafel und begaben uns mit einem unserer Mitfreiwilligen auf eine siebenstündige Wanderung durch das riesige Areal der Blue Duck Station. Auf sich durch Baumfarne, Wiesen und Manukawälder schlängelnden, matschigen Pfaden durchstreiften wir das hügelige, urwaldartige Gelände und kontrollierten dabei die fast 60 Fallen am Wegesrand, nahmen die teilweise schon halb zersetzen Kadaver der Ratten heraus, spannten sie wenn nötig neu auf, befüllten sie mit neuen Ködern und führten Liste darüber, was wir gefunden hatten. Letzteres war wohl die angenehmste Aufgabe, die glücklicherweise ich übernehmen durfte. Wir lauschten den fremdartigen Liedern der bunt schillernden Vögel und alles wirkte so pulsierend und lebendig, so friedlich und harmonisch. Wir fühlten uns nicht wie mitten im Nirgendwo, denn Nirgendwo impliziert Bedeutungslosigkeit und es fühlte sich keinesfalls bedeutungslos an: Man ertappte sich immer wieder dabei, wie sich ein Lächeln auf die Lippen schlich, wenn man den Blick über die tiefgrüne Umgebung streifen ließ. Nebenbei erfuhren wir durch unseren Mitfreiwilligen einige Hintergründe über die Farm, die uns das ganze etwas sinnvoller erschienen ließen als am Abend zuvor. Der anfängliche Schock war also vor allem wegen der wunderschönen Lage der Farm zum Glück recht schnell überwunden.
    Read more