- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 38
- Khamis, 17 Oktober 2024 12:12 PTG
- ☀️ 27 °C
- Altitud: 23 m
ItaliPiazza Vigliana38°7’8” N 13°21’28” E
Einmal zurückspulen bitte

Im Zug sitzen und vorm Fenster fliegt mit 200 km/h die Landschaft vorbei, ach was, eigentlich fliegt meine ganze Radreise vorbei, Kalabrien, Kampanien, Neapel - kurz umsteigen, Mittagessen und weiter gehts Lazia, Umbrien, Toskana, etc.
Was die letzten Wochen in 10 h Radtagen hart erstrampelt wurde, fliegt nun binnen 1-2 Stunden am Fenster vorbei. Zugegeben die Eisenbahn macht sichs einfach, wo ich mich an Steigungen von 15 % laut fluchend abstrampelte rauscht sie durch den Tunnel, kein Halten, kein Durchschnaufen - keine verrückten Autofahrer, so einfach kann es sein.
Sehr schnell, sehr bequem und trotzdem würde ich jederzeit wieder aufs Radl steigen.
Alle diesen kleinen Orte die eben gerade auf dem Weg nach Norden am Fenster vorbei ziehen haben auf dem Weg in den Süden unzählige kleine, große, schöne, nervige aber allesamt einzigartige Erinnerungen hinterlassen.
Drei (meistens) schöne Besondedheiten einer Radreise:
1. Ab vom Schuss; all die kleinen schönen Orte abseits der Hauptrouten, die so viele immer aufs Neue wieder verpassen werden, weil das Flugzeug nunmal nicht zur Kaffeepause anhält
2. Immer langsam; das heißt es bleibt Zeit zum anhalten, Kaffee trinken, sehen, staunen und nachdenken, kein davonfliegen, keine Umgehungsstraße, immer mittendrin
3. Tuchfühling; man ist immer mittendrin, keine 8 m³ Blechzelle die einen von der Umwelt abschirmt, immer nah dran, nie abgeschirmt. Man darf alles mitnehmen, jede Briese, jeden Sonnenstrahl, jeden Regenschauer und jeden bekloppten Raser der gefühlte -20 cm wild hupend vorbeirauscht.
Unterm Strich bleibt viel Dankbarkeit für eine einmalige Tour, extrem viel Glück mit dem Wetter, viele tolle Menschen, unendlich viele Eindrücke aus (fast) ganz Italien - letzlich viele neue Geschichten geschrieben vom Leben fürs Leben.
Zahlen, Daten & (gefühlte) Fakten:
- 41 Tage (bisher)
- davon 29 Tage aufm Radl
- 3.250 km Strecke
- 30.000 hm
- 100 & drölf Mal die Reaktion "all the way from germany?!??"
- 111 Espressi (geschätzt)
- 4 mal bei (bis dahin) wildfremden Menschen übernachten dürfen
- dabei 0 mal bedroht, ausgeraubt, bedrängt aber mehrmals gemästet geworden & nie verdurstet ;)
- nur 1x (leicht) angefahren worden (denke das ist top für Süditalien im Speziellen)
- 1x Panne (Schaltzug gerissen)
- 1x unfreiwillig vom Rad abgestiegen
- 2.349.431 Sonnenstrahlen aufgenommen und nun gerüstet für den Winter
- drölf Mal dem Nervenzusammenbruch nahe mich fragend was der ganze Unsinn denn eigentlich soll
- 1 Jahr älter, aber nur unwesentlich vernünftiger geworden
Letzter Zwischenstop Bologna. Bei dem aktuellen Wetter durchaus eine gute Wahl, denn Bologna muss man sich auch bei miesem Wetter nicht schön trinken. Die Renaissance Stadt ist berühmt und durch die Unesco geschützt unter anderem aufgrund ihrer unzähligen Porticos (Gewölbegänge entlang der Häuserfronten). Selbst wenn es aus Eimern gießt kann man nahezu trocken stundenlang durch die Altstadt schlendern. Daneben gibt es wie in ganz Italien natürlich auch unzählige Gotteshäuser zu bestauen, einzigartig wohl die Klosterkirche Corpus Domini. Still und leise sitzt dort die 500 Jahre alte Mumie der Franziskaner Schwester Katherina auf einem goldenen Thron und passt auf das auch ein halbes Jahrtausend nach ihrem Tod noch fleißig Münzen und Scheine in die Opferkisten wandern. Nach unzähligen Kirchen in Italien, tatsächlich ein, wenn auch etwas makaberes, Alleinstellungsmerkmal.
Natürlich hat Bologna auch einiges mehr zu bieten als tote Ordensschwestern auf goldenen Fernsehsesseln, unweit vom adriatischen Meer und den reichen Böden der Po Ebene gelegen ist es eine kulinarische Bastion. Die Straßen gesäumt von unendlich vielen Restaurants, Bistrots und Bars. Wenn Völlerei wirklich eine Todsünde ist, dann ist Bologna ein Mienenfeld. Ein guter letzter Stop zum schlendern, schlemmen und per la dolce far niente ;)Baca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 28
- Isnin, 7 Oktober 2024 3:15 PTG
- ☀️ 25 °C
- Altitud: 20 m
ItaliPiazza Università37°30’12” N 15°5’14” E
Siedler von Catania

Wer spätabends, durch die Straßen Catanias spaziert fühlt sich wohl Nordafrika und dem Orient näher als Zentraleuropa. Geographisch gesehen keineswegs falsch, von hier aus liegt Frankfurt knappe 1.500 km, Tripoli (Lybien) lediglich 500 km entfernt.
Selten habe ich mich in Europa so an Süd- und Südostasien erinnert gefühlt - keineswegs abwertend gemeint. Auf der Straße liegt zwar der Dreck, aber auch das Leben selbst. Wer wissen will was diese Woche im Supermarkt angeboten wird, muss nur im Umkreis von drei Metern auf den Fußboden schauen, in den liebenswürdig ungeliebten Seitengassen bedeckt eine Schutzschicht aus Prospekten das vulkanische Kopfsteinpflaster. In allen Ecken Abfall aber auch an jeder Straßenecke ein Cafè, ein Bistro oder ein schäbiges Wettbüro, dazwischen lärmender Verkehr, qualmende Holzkohlegrills und dieses seltsam geordnete Chaos.
Was auch immer man davon halten mag, immerhin begegnen sich die Menschen anstelle entfremdet zuhause im goldenen Käfig zu sitzen. Catania gibt sich keine Mühe sich zu verstellen. Einfache Straßengrills, Pferdedelikatessen auf Holzkohle gegrillt, dazu Wein und Bier, nicht chique aber echt. Unfassbar lecker, keinen Schimmer wann ich in Europa das letzte Mal diese Atmosphäre erlebt habe. Welches Gesundheitsamt da wohl seine schützende Hand drüber hält? Vermutlich eher die Amtshelfer der Cosa Nostra, sicher keineswegs billig aber garantiert loyal.
Ohne das alles mit der rosa Brille sehen zu wollen, sind da auch unmengen Menschen, welche augenscheinlich jeden Morgen auf morgen hoffen und jeden Morgen, im wahrsten Sinne, ernüchtert aufwachen. Nur um dann von neuem vor dem Wettbüro zu beginnen auf den morgigen Morgen zu hoffen, vielleicht geht ja endlich doch mal wieder eine der Wetten durch.
Für kein Geld der Welt wollte ich hier leben, in dem Chaos und dem Dreck aber für kein Geld der Welt wollte ich Catania missen. Wenn es auch für viele nicht so klingen mag, so soll es doch Werbung für diesen wundervollen Ort sein.
Wer nach Catania kommt, sollte all das erleben, die chique Flaniermeile aber genauso die schäbigen Seitengassen, wo ehrliche Gauner und Tagdiebe ihre Geschäfte machen - eine echte Hafenstadt eben. Oft laufen gut gekleidete Touristen und schäbig aussehende Tagelöhner nur einen Häuserblock getrennt aneinander vorbei.
Mitten im Zentrum, eine Quertraße weit weg von der chiquen Via Etna, schlagen sechs Tage die Woche dutzende Straßenhändler ihre Stände auf. Alles was Sizilien an Köstlichkeiten zu bieten hat wird unter freiem Himmel angeboten, Einweghandschuhe und teure Kühltheken sucht man vergeblich. Ein ungeheures Treiben und durchschieben. Gerade jetzt ein wahres Paradies, die letzten Tomaten der Saison, keine schaut wie die andere aus, nicht eine ohne graue oder braune Flecken - und eine köstlicher als die andere, keine wässrigen Gewächshauskreaturen. Fisch und Meeresfrüchte in Hülle und Fülle, jeden Morgen frisch vom Hafen - der blanke Horror für alle die ihr Mini-Desinfektionsmittel am Rucksack tragen - ein Paradies für alle die sich vor den drei Bakterien mehr nicht fürchten und die Qualität zu schätzen wissen.
Über den Dächern der, ehrlichen und weniger ehrlichen, Gauner thront der Etna. Jederzeit bereit dem schäbigen Treiben (wieder einmal, zuletzt 1693) binnen einer Nacht den Garaus zu machen - fast schon biblisch.
Morgen gehts noch mit dem Radl bis an die Südspitze Siziliens, wo das Ionische Meer auf das Mittelmeer trifft - und dann ists auch schon geschafft - Italien durchradelt (:Baca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 22
- Selasa, 1 Oktober 2024 3:00 PTG
- ☀️ 23 °C
- Altitud: 22 m
ItaliTorre del Greco40°47’16” N 14°21’53” E
Riding the Bicycle dream 🚵♂️🍺🤤🍾

Mittlerweile bin ich schon gute drei Wochen auf Achse und da es die erste große Radtour ist, kann ich nun schon etwas resümieren.
Ansonsten müsste ich hier was über Neapel und Pompeji schreiben, kann ich aber nicht, weil:
1. Neapel bin ich nur durchgeradelt, war zum radfahren aufgrund mannigfaltiger Gründe - der letzte Scheiß. Mein Hostel war dann ca. 10 km außerhalb - Gott sei Dank.
2. Pompeji war ich schonmal und um ehrlich zu sein hat sich da seit 79 n.Chr. nicht mehr soooo viel getan, was einen erneuten Besuch rechtfertigen würde.
Deshalb hab ich in Neapel einfach mal drei Tage nüscht gemacht, womit ich auch schon beim ersten Punkt meines Resümes angekommen wäre:
Radreisen sind für mich toll, weil man nach einigen Tagen auf dem Rad einfach mal guten Gewissens nüscht machen kann, was mir sonst auf Reisen unfassbar schwer fällt. Vor Neapel habe ich in vier Tagen 600 km und 5.400 hm abgerissen, ich war echt platt aber verdammt happy endlich wieder in einem Bett zu schlafen und Leute zu treffen. Kulturelles Programm - pah lachhaft - "morgens" (11 Uhr) in drei Gängen frühstückdn und um 14 Uhr die erste Flasche Secco vernichten - viel mehr Kultur wurde es nicht. Auf jeder anderen Reise würde ich Panik schieben, was ich nicht alles verpasse. Aber jetzt nach 4 Tagen ländliches Italien, hab ich soviel mitgenommen, da kann man Neapel getrost den Tourimassen überlassen.
Auch ernährungstechnisch ist so eine Radreise toll, eigentlich ist man permanent im Kaloriendefizit (glaub ich zumindest), heißt wo immer es ein 3 Gänge Mittagsmenü gibt, anhalten und auftanken, Bier dazu? Logo! Ein Joghurt und 350 g Schokokekse - Nachmittagssnack. Dann ist auch schon wieder Zeit fürs Abendessen. Wenn man im Hostel mit anderen kocht, wird einem dann nochmal der Unterschied vor Augen geführt, zwei Fingerdick Spaghetti pro Person? - ohne mich! 2 Personen ein Päckchen - zumindest wenn die Vorspeise ausreichend war. Italien ist natürlich auch wie gemacht zum Schlemmen, hier noch etwas luftgetrockneten Speck zum Frühstück, da noch etwas Büffelmozzarella, ein paar Rühreier, dann noch etwas Weißwein und dem Tag kann getrost entgegen gesehen werden. Da fragt man sich wieso das "Leben wie Gott in Frankreich" heißt - so schlecht kann's dem Herrgott hier wohl nicht ergangen sein.
Ansonsten startet der Tag eigentlich immer gleich, erstmal in die nächste Bar, Cappucchino/Espresso, ein Crossaint und dann los, umso weiter man in den Süden kommt umso kürzer der Weg zur nächsten Bar. Mittlerweile sind so schon rund 2.400 km und gute 22.000 hm runter. Somit ist mein eigentliches Ziel in Kalabrien mit heute erreicht, knapp zwei Wochen liegen noch vor mir. Der Drahtesel und der andere Esel sind noch gut druff und somit gibts nur eins: weiter bis ans Ende Italiens! Sizilien soll wunderschön sein, was den Wein angeht habe ich schon etwas vorgefühlt - hervorragend. So kann ich am Ende sagen, Italien einmal durchradelt zu haben, weitere min. 400 km folgen also noch, nächstes Ziel ist morgen Reggio Calabria und anschließend die Fähre nach Sizilien - ahoi 🫡
Achso und damit ihr nicht glaubt ich hätte mich in Neapel gänzlich der Kultur und Geschichte entzogen, Tipp: Anstelle von Pompeji die antike römische Hafenstadt Herculaneum im heutigen Stadtteil Ercolano besuchen. Ebenfalls am Fuße des Vesuvs aber im Gegensatz zu Pompeji entgegen der vorherschenden Windrichtung im August 79 n.Chr. gelegen. Für die damaligen Bewohner trotzdem eine ziemlich unangenehme Geschichte durch einen pyroklastischen Strom von 400 Grad grilliert zu werden aber für die Nachwelt erfreulich, da durch andere zeitliche Abläufe unfassbar viele Details wie z.B. einzelne Freskos konserviert wurden und nicht alles einfach nur versteinert wurde wie in der Nachbargemeinde Pompeji ☝️
Liebe Grüße, mir gehts gut, auch wenn Teile der italienischen Autofahrergemeinde sich alle erdenkliche Mühe geben, mir so ein schönes Kreuz mit Bildchen am Straßenrand zu bescheren - bisher ohne Erfolg ✊️🤪Baca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 19
- Sabtu, 28 September 2024 3:56 PTG
- ☀️ 19 °C
- Altitud: 600 m
ItaliCastel di Tora42°12’56” N 12°57’51” E
La Nonna Viola

Schon wieder ein langer Tag auf dem Rad, die Beine lahmen, die Zeit rennt davon. 110 Kilometer sind schon runter, 15 km liegen noch vor mir bzw. leider über mir, den Berg hoch, nochmal, wieder erster Gang und strampeln.
Ach was hätte man es gemütlich haben können, wäre man morgens zeitig aus den Federn gekommen. Aber mein Arsch wusste was ihm bevorsteht und so blieb er noch ein bisschen im weichen Bett, drum' wirds abends wieder knapp. Das heutige Ziel, der Lago del Turano, genauer gesagt in der Abendsonne noch reinhüpfen, den Dreck und Schweiß des Tages runterwaschen, einmal halbwegs sauber fühlen als Tagesziel - mehr braucht es nicht. Dafür wurde schon die Mittagspause geopfert, alles wichtige Tagesstunden zum Radfahren, essen kann man auch im dunkeln, radeln sollte man besser nicht. Aber der letzte Anstieg zieht sich und zieht sich, die Sonne steht im Westen nur noch knapp über den grünen Berghängen als endlich vor mir die kolossale Staumauer auftaucht. Links der Staumauer führt eine steile Wiese zum See, mit dem Rad da wieder hochkommen wird ein Spaß aber egal - zum See, zur Freiheit, zur Sonne. "proprietà privata - divieto di accesso" - Gott sei dank ist mein Italienisch viel zu schlecht um Verbotsschilder zu lesen. Hinter mir liegen 1.550 hm, 125 km und den ganzen Tag Gegenwind, was hab ich heute wieder geflucht. Aber einmal ins blaue Nass hüpfen und plötzlich ist all das mit einem Mal schöne Erinnerung, alles gold, alles schick. Fünf Minuten Abendsonne, ein See in den Bergen und all das war es wieder mal Wert.
Noch einmal den halben Weg um den See radeln bis Castel di Tora. Ein großer Fels am Ufer des Sees, eine Kirche auf der Spitze, ein paar alte Häuser, wie an den Fels geklebt, außenherum, ein unfahrbar steiles Sträßchen hinauf - zack fertig einer dieser traumhaft schönen Dörfer, in die man eigentlich nicht kommt. Das bisschen Tourismus was hier im Sommer existiert ist für diese Saison längst passè, zurück bleiben ein paar handvoll Einwohner, geschlossene Fensterläden und sporadisch geöffnete Restaurants.
Auch bei Nonna Viola in der Trattoria Dea, am kleinen Dorfplatz mit Brunnen und Blick über den See, ist die Küche für heute schon zu. Also wieder aufs Rad, dann wirds wohl das Tütenrisotto auf dem Campingkocher. Im letzten Moment kommt dann in Viola wohl doch die Nonna durch, werde ich doch noch vom Rad gewunken und der Bub' kriegt noch was zu essen. Hinsetzen, Bier aus dem Kühlschrank nehmen, Viola regelt das schon, rettet mir noch fix den Abend. Schnell wird noch etwas Nudelteig durchgeleiert, ein paar Bratkartoffeln und Lammkoteletts in die Pfanne gehauen. Mein Italienisch ist immer noch schlecht, aber so wie sie mit ihrer Küchenschürze und der Hand auf meiner Schulter neben mir am Tisch steht heißt das was sie sagt wohl "gell schmeckts dir Bub'?" - einzig zulässige Antwort "molto bene, grazie mille" - und wie es schmeckt. Danach gibts noch etwas Dolce, was Süßes, ein wenig Kuchen - es ist 20:30 Uhr, der Tag ist gerettet, das Leben ist schön. Jeder noch so verfluchte Kilometer war es wert, wiedermal.
Wieder einer dieser Orte, zusammen mit seinen Menschen wie aus der Zeit gefallen. Am Morgen, ein Espresso in der Bar und die Frage wovon dieser Ort eigentlich lebt? Von den paar Monaten seichtem Tourismus im Jahr, wohl kaum. Industrie und Handel? Beides weit weg. Wahrscheinlich lebt der Ort, weil er da ist, das muss reichen, weil es ein paar Menschen wie Viola gibt - noch. Wie lange das noch gut geht, hoffentlich noch ewig, aber viele dieser wunderschönen Orte geben einem das Gefühl, man könnte die letzten Körner durch die Sanduhr fallen hören - hoffentlich eine oberflächliche Fehleinschätzung meinerseits.Baca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 15
- Selasa, 24 September 2024 6:04 PTG
- ☁️ 16 °C
- Altitud: 276 m
ItaliSan Giorgio44°11’44” N 9°34’33” E
Viva la Montaretto ✊️🟥

Das schönste auf einer Radreise sind wohl kaum die großen berühmten Orte, welche jedes Reisebüro im Aushang und jedes Kreuzfahrtschiff auf seiner Route hat. Sicherlich sind es viel mehr die kleinen unbekannten Orte, an die niemand denkt wenn er in Deutschland einen Flieger nach Italien besteigt. Dann denkt man an Trevi Brunnen, schiefe Türme, die Scala und den Renaissance Prunk von Florenz. Wer denkt da schon an Montaretto, irgendein 150 Seelen Kaff oberhalb der ligurischen Küste. Da fährt keiner hin, da verfährt man sich höchstens hin, da kommt man auch nicht mal eben durch, ist nämlich ne Sackgasse.
Wie ich dann da hinkomme? Naja wer spontan reist, nichts vorab bucht und in den Tag radelt, der muss an der ligurischen Küste eben nehmen was er bekommt - die alte Dorfschule in Montaretto eben. Die wurde, als es kaum noch Kinder gab, in ein privates Hostel umgewandelt. Einfach aber alles da was der Reisende braucht, ein paar Betten, zwei Badezimmer, eine große Küche und ein Garten. Eine Rezeption gibt es nicht, so viel ist hier nicht los, dafür gibts einen Zettel mit Nummer an der Tür, anrufen dann kommt schon wer.
"Wer" ist aktuell Davide, der wohnt eigentlich in Bologna aber entflieht in seinem Urlaub der Großstadt und kümmert sich etwas um das Hostel. Viel zu erklären gibts eigentlich auch nicht Check-in kurzgehalten, Papierkram, Pass, Bezahlung - schnickschnack. Das Wichtigste, im Ort gibts einen Laden, das wusste nämlich nicht mal Google. Ich hatte schon befürchtet ich müsste 45 min bis ans Meer zum nächsten Dorf absteigen (Straße führt ewig außenherum - keine Option) und anschließend wieder 1 Std. hochlaufen. Ein Kaufmannsladen wie er im Buche steht, von allem ein bisschen hauptsächlich Lebensmittel, betrieben wird er von der Dorfkommune. Die ist wohl das einzige was das aussterbende Örtchen noch am Leben hält. Das Dorf gilt seit jeher als kommunistisches Nest und zwar so sehr, dass die postfaschichstische Regierung Italiens nach dem Krieg dem Ort den Bau einer Straße verwehrte. Anstatt zur Konformität zwang man das Dorf zusammen, gemeinsam wurde die erste Straße ins Nachbarort ausschließlich von den Bewohnern selbst gebaut. Darauf ist man heute noch Stolz und so hängen im Gemeimschaftshaus, neben Bildern von Karl Marx, Leo Trotzki, Ho Chi Minh und Che Guevara noch die Zeitungsartikel aus den 1940ern die von dem kleinen rebellischen Ort berichteten.
Wenn Abends die Sonne am Horizont ins tiefblaue Meer versinkt, in der Dorfkommune der Wein fließt und die Ruhe nicht einkehrt, weil sie nie ausgekehrt war, möchte man meinen "hier ist die Welt noch in Ordnung".
Natürlich ist das gefühlsduseliger Quatsch, auch in diesem Ort gibt es Probleme, wer genau hinsieht sieht keine Kinder, kaum jemanden unter 50, mal schnell zum Arzt - hahaha, wo soll der denn sein. Kurzum so schön der Ort ist, er stirbt unaufhaltsam aus.
Nun ist Italien ja bekannt für aussterbende Dörfer, Häuser die für 1 € verscherbelt werden, usw. soweit so gewöhnlich. Das Paradoxe hier ist, wer runter ans Meer läuft, in den Zug steigt und 25 min Richtung La Spezia an der Küste entlang fährt, der kommt an den den berühmten Cinque Terre (5 Dörfern vorbei). Wer hier aussteigt wird wortwörtlich von Touristen totgetrampelt. Die ganze Welt strömt hierher um sein Instagram Sammelalbum zu vervollständigen und Aperol Sprizz zu absurden Preisen zu saufen, weils halt die andern auch machen, das muss als Rechtfertigung reichen, so stupide ist die Welt.
Das erste was ich nach dem aussteigen aus dem Zug mache, schauen wann der nächste zurück fährt. Glück gehabt, in 40 min kommt die Erlösung, bzw der Zug. Schnell nochmal nach Bonassola an den Strand, auch hier kaum Trubel. Dann den Berg wieder hoch nach Montaretto, wo die Welt nicht in Ordnung aber mit Sicherheit tausendmal schöner und ehrlicher ist als in diesen Touristenfallen an der Küste.
Dann geht wieder die Sonne über dem tiefblauen Meer unter und der Wein fließt im Dorfgemeinschaftshaus (alias Dorfladen). Allen demographischen Fakten zum Trotz Montaretto kann/darf nicht aussterben, weil es einfach viel zu schön ist.Baca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 10
- Khamis, 19 September 2024 4:44 PTG
- ⛅ 22 °C
- Altitud: Paras Laut
ItaliSpiaggia di Bonassola44°10’60” N 9°34’48” E
Mit dem Arsch in der Butter gelandet...

So oder so ähnlich lautet ein niederländisches Sprichwort, also glaube ich zumindest, heißt soviel wie "mal wieder ordentlich Dusel gehabt".
Besser kann man den meinen Tag vorgestern nicht beschreiben. Los gings ca. 20 km nördlich von Pavia, Ziel, wenn man das so nennen will, war soweit Richtung ligurische Küste zu kommen wie möglich. Leider waren das knappe 200 km und natürlich wieder einige Höhenmeter, so um die 2.500 - da denkt man sowas gibts nur im Gebirge - tzja falsch gedacht. Weil das nicht schon ernüchternd genug gewesen wäre, war auch das Wetter mal wieder eher bescheiden. Halbwegs viel Regen über den ganzen Tag verteilt und so großflächig, dass davonradeln quasi unmöglich war.
Was bleibt einem also übrig als irgendwie an morgen, Strand und Sonne zu denken und zu radeln was das Zeug hält. Mittags ging es dann ins Piemont und im nächstbesten Dorf zum Mittagstisch. Hier versteht man sich halt noch auf Mittagessen, Mittagsmenü bestehend aus Primi, Secondi Plati, Beilage und Cafè - certamente. Für mich gabs als Stimmugsaufheller noch ein Glas Rotwein dazu, irgendwie muss man sich den Tag ja schön machen.
Bliebe nur das Problem mit der kommenden Nacht, Schlafmöglichkeiten sind Mangelware in der Gegend bzw. nicht sonderlich erschwinglich. Also immer stupide weiterradeln und hoffen das sich irgendwas findet, ein Heuschober, ein Unterstand oder weiß der Teufel was, Hauptsache ein Dach über mir. Zelten ist in dieser Nacht keine Option, das Zelt ist noch von letzter Nacht klatschnass und diese Nacht ist nochmal Regen angesagt.
Kurz vor 5 Uhr dann ein Lichtblick in Busalla, kleine, eher hässliche Industriestadt im Einzugsgebiet von Genua, ein halbwegs schäbiges Hotel an der Durchgangsstraße. Kann ja nicht so teuer sein und der Gedanke an eine heiße Dusche lässt meinen Geldbeutel etwas lockerer sitzen. Rezeption ist nur telefonisch erreichbar, viel ist hier wohl nicht los, aber Schnapper machen is nich. Eine Nacht, eine Person, Freundschaftspreis 80 Euro umgerechnet vier Mal 3-Gänge Menu del Giorno (Mittagstisch) - ich bin zwar nass, müde und genervt aber soweit bin ich noch nicht - no deal!
Alternative: Prinzip Hoffnung, Lichter an (es dämmert schon), Jacke zu und wieder raus in den Regen Kilometer abreißen - what else?!
Aber Prinzip Hoffnung stirbt langsam aber sicher vor sich hin, kilometerweise Landstraße trotzdem kein Unterstand, keine Scheune, nirgends nix. In ner halben Stunde ists endgültig dunkel dann muss was her.
Halb acht, 30 Min und wenig Hoffnung verbleiben, dieses Mal verzockt?
Im kleinen Ort Montoggio steh ich planlos am Dorfplatz rum, langsam kommen mir ernsthafte Zweifel. Da spricht mich ein Gemüsehändler an ob ich was suche. Mit etwas Italienisch, etwas Englisch und viel Händen und Füßen erkläre ich, dass ich irgendeinen Verschlag für die Nacht suche, ob er nicht wen kennt der ne Scheune oder was vergleichbares in der Nähe hat. Alberto ist schlagfertig und pragmatisch, wieso Scheune? Ich kann doch in seinem Gemüseladen hinter der Auslage pennen, sperrt ja eh in ner Stunde zu.
Dieser Glücksmoment ist kaum mit Worten zu beschreiben, soviel Dusel muss man erstmal haben. Mit ein bisschen Glück hatte ich noch auf einen schimmligen Bretterverschlag für die Nacht gehofft, alles egal, hauptsache trocken. Aber mit Alberto und seinem Laden hätte ich in hundert Jahren nicht mehr gerechnet. Der Laden besteht wirklich nur aus Gemüseauslage und einer Toilette im hinteren Teil, aber für mich ist es heute Nacht die Juniorsuite im Adlon. Zum Abendessen bin ich natürlich noch zu ihm und seiner Frau eingeladen und eine Flasche hervorragend trockener Secco muss heute auch noch dran glauben.
In der Nacht im Laden, zwischen Pfirsich, Zitrone, Olive und Co. schlafe ich hervorragend. Morgens kommt Alberto, wir trinken in der Bar gegenüber noch einen Espresso, dort wo eben das ganze Dorf morgens seinen Espresso trinkt, dann schwingt sich Alberto in den Laden, ich mich aufs Rad und unsere Wege trennen sich wieder. Zurück bleibe ich auf dem Weg an die ligurische Küste, mich fragend wie man immer wieder so ein 💩-Glück haben kann.
Ein paar Stunden später taucht vor mir das Meer und über mir die Sonne auf - Italia Grazie Mille 😘Baca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 8
- Selasa, 17 September 2024 8:45 PG
- ☀️ 13 °C
- Altitud: 204 m
ItaliArgegno45°56’35” N 9°7’42” E
Race to Ticino 🚲🥶🤯

Nachdem in Basel alle Akkus, die elektrischen und die körperlichen, aufgeladen waren ging es am Samstag früh um kurz nach 8 Uhr los. Mel würde mich noch bis zur Mitte des Vierwallstädtersees [ca. 130 km] begleiten, danach geht es für mich solo weiter. Wetter kühl aber trocken, so ging es zunächst nochmal kurz über die deutsche Grenze und dann zurück in die Confoederatio Helvetica. Über die Kantone Basel Land, Aargau, Zug, Luzern und Schwyz bis nach Brunnen am Vierwallstädtersee, dort hieß es Abschied nehmen von Mel, für den es dann Richtung Vorarlbergpass weitergeht. Vier Tage waren wir zusammen unterwegs und speziell an diesem Samstag hat er wieder ordentlich gepusht, sodass wir gegen 17 Uhr schon 130 km abgespult hatten und ich immer noch halbwegs fit war um ein paar Meter richtung Gotthard zu radeln [Danke Mel! 🫡]. Am Ende ging es noch rund 250 hm die Gotthardstraße rauf, alles Meter die am nächsten Tag erspart bleiben. Aufgrund der niedrigen Temperaturen durfte ich allerdings auch nicht zu weit hoch, auf ca. 650 hm fand sich abseits der Straße ein verlassener Heuschober, ein Glücksgriff. Geschützt vom eisigen Wind und mit etwas Heu unter der Isomatte ließ sich die Nacht rund um den Gefrierpunkt halbwegs gut überstehen. Am Ende standen an diesem Samstag rund 12 Stunden inkl. kleinerer Pausen, 170 km und wahnsinnige 1.800 hm.
Der Plan in zwei Tagen über den Gotthard ins Tessin [Ticino] zu stürmen sollte aufgehen. Zwar hatte es Morgens nur rund 2-3 Grad aber die Sonne schien und als ich nach 2 h in Andermatt [1.400 hm] zur Kaffeepause ankam, war mir klar: Geiler kann es nicht sein, außenrum alles weiß die Sonne scheint auf die 3.000er der Schweizer Alpen und ich mit dem Drahtesel mittendrin - bombastisch! Zwei weitere Stunden später war ich auf der Passhöhe des Gotthard auf 2.100 m und die Abfahrt ins sonnenverwöhnte Tessin mit seinen 20 Grad war der reinste Traum: Rückenwind, unendliche Weitsicht und Italien zum greifen nah. Abends noch etwas Katzenwäsche im Fluss und ein Lagerfeuer kurz vor Bellinzona - Mission accomplished 🥳
Die nächsten Tage geht es entlang der oberitalienischen Seen [Lugano, Como, etc.] anschließend langsam aber sicher in Richtung Ligurien ans Mittelmeer.
Wetter und Wein sind trocken - ich erstmal happy - es läuft - ähm es rollt 😉
CiaoBaca lagi
- Tunjukkan perjalanan
- Tambah ke senarai baldiKeluarkan dari senarai baldi
- Kongsi
- Hari 3
- Khamis, 12 September 2024 4:01 PTG
- ☁️ 14 °C
- Altitud: 253 m
SwitzerlandRheinbad-Breite47°33’16” N 7°36’20” E
Zwangspause in guter Gesellschaft

Vier Tage Radtour sind geschafft, 360 km der Strecke abgestrampelt, rund 2.100 km gibt es noch zu genießen.
Was das Wetter angeht - ach reden wir über was schönes (Gegenwind, Regen und 12 Grad in der Spitze).
Der Rücken spielt immerhin halbwegs mit auch wenn ich aktuell so gut dehnbar bin wie ein Stahlbolzen bei Raumtemperatur, aber werd scho wern.
Mittwoch war der absolute Tiefpunkt bei Dauerregen und 12 Grad rund um Straßburg sieht man auch nahezu keine anderen Radreisenden mehr - die sind ja im Gegensatz zu mir nicht völlig doof. Das wiederrum heißt das alle die man noch trifft ähnlich bekloppt wie man selbst, und damit potenzielle Freunde, sind. Mel, einen Belgier habe ich dann beim Wasser nachfüllen am Wegrand aufgegabelt. Er ist sogar so irre, dass er in diesem Sch***-Wetter ohne Regenklamotten radelt. Also sind wir zwei dann den Rest des Tages zusammen durch das tolle Wetter gedüst immer fleißig raus aus Straßburg und in Richtung Basel.
In Basel steht wetterbedingt eine Zwangspause auf dem Plan, da es in der Zentralschweiz noch mehr regnet und todeskalt ist. Mein Freund Niels nimmt dankbarerweise nicht nur mich für zwei Nächte auf, sondern hat auch kein Problem damit, dass ich noch Mel mitbringe. (DANKE Niels! ❤️)
Was macht man dann an einem freien Tag auf einer Radreise - richtig - radfahren, eine kurze Dreiländertour rund um Basel. Hier riss dann dankbarerweise gleich noch mein hinterer Schaltzug. Das ist durchaus nicht sarkastisch gemeint, wäre mir das morgen Nachmittag irgendwo in der Schweiz passiert - gute Nacht. Hier in Basel am Freitag Mittag eine Sache von 30 min und 20 Euronen.
Morgen Früh um 8 Uhr muss es dann weitergehen, dann gibt das Wetter ein 48 h Zeitfenster zum passieren des Gotthard frei. Danach, ab Montag Morgen geht alpennordseitig die Welt unter. Das heißt morgen 12 h auf dem Rad und soweit Richtung Gotthardpass kommen wie irgends möglich und Sonntag drüber nab. Vor mir liegen rund 230 km, gute 3.000 hm - 48 h - be quick or be dead 😬😅🤦♂️
Immerhin, hinter dem Gotthard wartet la dolce vita, 20 Grad und mehr, warme Seen und Bier für unter 9 Euro - ein Ziel für welches es sich zu strampeln lohnt 😅🤤Baca lagi
Lukas, einfach sensationell… beste Grüße Hermann [Hermann]
PengembaraDanke (: