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  • Day 21–22

    Nach Griechenland mit Superfast Ferries

    February 18 in Greece ⋅ ☀️ 15 °C

    Schon wieder nicht auf der Schiene unterwegs, aber die Fähren von Italien nach Griechenland gehören zu Interrail - zumindest gibt es eine Ermäßigung. Zuerst wollte ich nach Igoumenitsa, aber mit Blick auf die Karte und der Überlegung „wenn ich schon mal in Griechenland bin, sollte Athen mit dabei sein“ entscheide ich mich doch für Patras. Die Überfahrt geht über 16 Stunden und über Nacht, also nach bisschen Hin und Her Überlegen wird es eine Kabine. Ich wähle aber die günstigste Variante mit 4er Belegung (geschlechtergetrennt) und ohne Fenster, kostet mit der Ermäßigung 80 €.

    Beim Check in bekomme ich eine Schlüsselkarte zu meiner Kabine ausgehändigt und bin gespannt. Ich hatte Pritschen unten im Bauch direkt neben den Maschinenraum erwartet - so bin ich vor Jahren mal über 48 Stunden nach Island gefahren. Das Schiff ist riesig und es ist seltsam, neben der großen Einfahrt für die LKW durch die kleine Tür zu gehen. Ab Betreten der Fähre fühlt es sich griechisch an. Alle Beschriftungen sind auf griechisch (und englisch), die Durchsagen kommen zuerst auf griechisch (und dann englisch, italienisch, deutsch, französisch) und die Besatzung besteht auch ohne Zweifel aus Griechen. Und sie sind sehr freundlich, ich werde ziemlich zuvorkommend behandelt, was auch daran liegen könnte, dass generell wenig Passagiere auf der Fähre sind. Man fährt erst mit der Rolltreppe hoch auf Deck 5, wo es eine Rezeption gibt. Meine Kabine ist dann auf Deck 6 (von 7). Ein freundlicher Herr leitet mich durch die Gänge mit Teppichboden bis zur Tür von meinem „Hotelzimmer”. Ich mache große Augen, es gibt richtige Betten und ein eigenes Bad und sogar Schränke (weiß nicht, wer für eine Nacht seine Koffer auspacken möchte, aber warum nicht). Von den vier Betten sind nur zwei bereit gemacht, anscheinend habe ich Glück. Der ältere Steward sieht mir meine freudige Überraschung an und sagt „you have a nice journey, madam!“

    Die Fähre legt ab und ich gehe hoch um zuzuschauen, wie wir den Hafen von Bari verlassen. Ich kann kaum bis an die Reling treten, es ist sehr hoch und das Wasser ist so tief unten. Dass es unter dem Wasser noch sehr viel tiefer geht, daran mag ich nicht denken, sonst wird mir schlecht. Ich gehe wieder zurück in die Kabine und es ist keine weitere Frau eingezogen. Ich bleibe alleine! Ich komme mir vor wie auf einer Luxus Kreuzfahrt und genieße es in meiner kleinen Höhle. Ich hole mir ein WLAN Paket und will eigentlich arbeiten, aber habe dann doch keine Lust. Ich liege nur auf dem Bett rum und entspanne mich beim „Nichtstun“. Ich habe noch eine Pizza von gestern und eine Teigtasche Tomate Mozzarella und 2 Liter Wasser. Es geht mir sehr gut. Das große Schiff fährt sehr ruhig und man spürt nur bisschen Vibration (vom Motor oder von den Wellen?)
    Ab und zu mal gehe ich ans Oberdeck, um mir bisschen die Beine zu vertreten (und damit ein GPS Signal empfangen wird und ich überhaupt weiß, wo ich bin). Draußen ist mir aber einfach immer ein bisschen mulmig wegen der Höhe und zuviel Wasser um mich rum. Und drinnen ist seltsame Stimmung bei den Trucker Fahrern aus aller Herren Länder. Je später der Abend, desto mehr haben einige getrunken und es wird viel geraucht, auch drinnen. Ich fühle mich generell nicht so wohl als einzige Frau da unten (neben der Lady an der Rezeption), nicht dass es komische Blicke gegeben hätte oder irgendwas, einfach weil ich den Eindruck hatte, dass ich nicht dazu passe.

    Mitternacht kommt schneller als erwartet (neue Zeitzone!), in Igoumentista gehe ich nochmal kurz raus und schaue beim Verladen der LKW zu. Danach ein paar Stunden Schlaf und viel zu schnell kommt die Durchsage, dass wir bald den Hafen von Patras erreichen und alle in die Lounge gehen sollen. Ich muss meine schöne kleine Kabine verlassen. Denke nochmal daran zurück, dass ich Sorge hatte, die lange Fährfahrt würde zu langweilig sein und ich einen Koller bekommen - und jetzt wäre ich gerne noch einen halben Tag hier gewesen, um mich weiter dem Nichtstun hinzugeben.
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