Gestern Abend hatte ich noch keinen Plan für heute, das habe ich mir offen gelassen bis zur letzten Minute. Nicht mal einen Wecker habe ich mir gestellt. Also doch genug Raum für Spontanität in meiner Reiseplanung. 😉
Aber natürlich bin ich wieder um halb sieben wach geworden. 😳 Nach dem Frühstück ging ich zur Bushaltestelle und habe mich in den Bus nach Hahndorf gesetzt. Geht super easy dank Google Maps, und im Bus hält man einfach die Kreditkarte ans Lesegerät - ohne anzugeben, wo man eigentlich hin will. Lindal meinte, ihr sei auch schleierhaft, wie genau das Tarifsystem funktioniere, aber es gäbe auch keine Kontrollen. Es werden dann gut 4 AUD abgebucht, egal, wo man aussteigt. Nicht schlecht im Vergleich zu den 90 AUD für den Hop on Hop Off Bus. Zumal auch der öffentliche Bus durch traumhafte Landschaft fuhr.
Hahndorf ist eine deutsche Siedlung, gegründet von ca 500 preußischen Alt-Lutheranern, die 1838 nach Südaustralien emigrierten, um der religiösen Verfolgung zu emigrieren. Entscheidend hierfür war die bereits erwähnte Religionsfreiheit in der damals in Gründung befindlichen Kolonie. Sie reisten durch Oder und Elbe und dann ab Hamburg über das Meer. Benannt ist der Ort nach Dirk Hahn, dem Kapitän eines der Schiffe, dem es gelungen war, den Kontrakt für die Ansiedlung auszuhandeln. In der Konsequenz sind die deutschen Wurzeln in Hahndorf noch stärker spürbar als im Rest der Adelaide hills, was touristisch kräftig ausgeschachtet wird.
Aber da ist auch noch überraschend viel Authentisches. Auf dem Heritage Walk werde ich von einer süßen älteren Dame namens Betty Hein angesprochen, die mir erzählt, dass sie in der siebten Generation hier lebt und nach wie vor lutherisch ist. Ihre Vorfahren kamen u.a. aus Leipzig. Sie nennt ein paar deutsche Namen aus ihrer Familiengeschichte und spricht von Martin Luther. Eine andere süße alte Dame schließt mir die lutherische Kirche auf und freut sich, dass ich aus Deutschland komme. Es gibt auch wirklich viele historische Bauten, die noch aus der Anfangszeit der deutschen Siedlung stammen. Jetzt sehe ich den Ort mit anderen Augen. Allerdings nur so lange, bis mir auf dem Rückweg schnulzige Live Musik entgegen schallt, und ich umgeben bin von Aussies in Dirndl und Lederhose. Offenbar wird nicht großartig zwischen Bayern und Preußen differenziert, Hauptsache Folklore und Kommerz.
Zurück in Adelaide. Ganz schön viele Demos hier: gestern Frauenrechte, heute Palästina. Und viele Asiaten inklusive des zugehörigen Essens, nicht nur hier, auch schon in Darwin.
Ich schaue mir zum Abschluss des Tages noch die Art Gallery of South Australia an. Pro: gratis Eintritt, Toiletten, schöne aboriginal Art. Contra: scheinbar chaotischer mix von Regionen, Zeiten und Stilen und wenig brauchbare Erklärungen. Die Kunstwerke lassen mich überwiegend ratlos bis gelangweilt zurück. Ich bin aber auch mal wieder sehr müde, bin schon im Bus kurz eingenickt. Da die Tour morgen um 6.30 Uhr startet, nehme ich mir ganz fest vor, heute früh ins Bett zu gehen.Read more