Durchs Siegerland

Gestern Früh lief ich mit nur halber Schutzkleidung direkt in den angemeldeten Regen, und der Wind sorgte auf dem baumlosen Rothaarkamm schnell für weitgehende Durchnässung. Im Unterstand amLæs mere
Gestern Früh lief ich mit nur halber Schutzkleidung direkt in den angemeldeten Regen, und der Wind sorgte auf dem baumlosen Rothaarkamm schnell für weitgehende Durchnässung. Im Unterstand am Haubergspfad ließ ich mich ein wenig trocknen und wartete auf eine Regenpause. Wenig später verließ ich den Kammweg und wechselte auf die RHS-Westerwaldvariante bzw. den Siegerland-Höhenring. In einer Bäckerei wärmte ich mich auf, tankte ein wenig Strom und kaufte Verpflegung ein. Das war in Würgendorf. Es schmeckte aber trotzdem. In Lippe stieß ich wieder auf den E1, der mich durch weitere Forst-Schlachtfelder bis zur Grill- und Loipenhütte (Anm.: in dieser Landschaft möchte vermutlich niemand mehr Langlaufen) in Liebenscheid führte. Mein Dank für Obdach gilt heute dem Liebenscheider Heimat- und Hüttenverein e.V., dem ich versichere, alles so hinterlassen zu haben, wie ich es vorgefunden habe. Nachts fiel die Temperatur allerdings auf 1 °C und ich war froh, einen warmen Schlafsack dabei zu haben. Nun wandere ich weiter nach Bad Marienberg, wo nach fünf Nächten in zerstörter Natur wieder ein richtiges Bett auf mich wartet.Læs mere
Heute melde ich mich aus dem beschaulichen Bad Marienberg im Westerwald, wo ich gerade einen erholsamen Kurtag verbringe. Glücklicherweise habe ich nicht viel auszukurieren, aber die Annehmlichkeiten der Zivilisation tun mir merklich gut und ich freue mich sehr darauf, mich hier noch einmal mit meinen Eltern treffen zu können, bevor uns zu viele Kilometer trennen.
Gestern Morgen wollten die Temperaturen kaum über den Gefrierpunkt klettern, weshalb ich beschloss, nicht wie üblich am Lagerplatz zu frühstücken, sondern erst einmal weiter zu ziehen. In Liebenscheid kam es zur vorübergehenden Wiedervereinigung des E1 mit der RHS- Westerwaldvariante. Zunächst stieg ich zum Ketzerstein oberhalb von Weißenberg hinauf und stieß dort auf eine marode Hütte der örtlichen freiwilligen Feuerwehr, die ich für eine wettergeschützte Rast nutzte. Kaum hatte ich die erste Tasse Kaffee aufgebrüht, begann es draußen zu schneien. Schon bald klarte der Himmel aber wieder auf ich konnte meinen Weg fortsetzen, der mich erst durch den Ort Bretthausen und danach zu den Skianlagen auf dem Salzburger Kopf leitete. Auf den letzten Kilometern der gestrigen Etappe wanderte ich entlang der Schwarzen Nister durch das schöne Naturschutzgebiet Bacher Lay. Da ich nicht in Eile war und sich die Sonne inzwischen durchgekämpft hatte, verbrachte ich viel Zeit in dieser grünen Oase, die einen deutlichen Kontrast zur zuvor durchwanderten Kulturlandschaft darstellte. Bad Marienberg scheint alles zu bieten, was das Herz eines Durchwanderers begehrt. Auf dem Weg in die Stadt passierte ich einen kleinen Madonnen-Altar. Bei genauerem Hinsehen fiel mir ein Zettel auf, den jemand im Schrein platziert hatte und auf dem stand: "Wer hier wiederholt die Rosen stiehlt, die zu Ehren unserer Gottesmutter Maria aufgestellt wurden, der wird selbst bestohlen." Gleich werde ich den Kurort etwas genauer erkunden. Morgen Früh möchte ich wieder den E1 unter die Füße nehmen und voraussichtlich bis zur Westerwälder Seenplatte wandern.Læs mere
RejsendeDa hast du ja hoffentlich die letzten Zuckungen des Winters erlebt, ab sofort wanderst du durch den Frühling, hoffe ich jedenfalls für dich!😎👍🙋♂️
Einen wunderschönen guten Abend von der Westerwälder Seenplatte, genauer gesagt vom Campingplatz Am Postweiher in Freilingen. Gut gestärkt und voll bepackt mit tollen Sachen, die das Leben schöner machen, begab ich mich heute Morgen auf den Weg entlang der Nister, heraus aus Bad Marienberg. Zwischen Langenbach und Nistertal machte ich einen Abstecher auf eine stillgelegte Eisenbahnbrücke. Von dort hatte ich eine beeindruckende Aussicht auf das Flusstal.
Der E1 verlief weitenteils deckungsgleich mit dem Westerwaldsteig, und so folgte ich dem grünen Wegsymbol. Endlich befand ich mich wieder in weitgehend intaktem Wald, überwiegend bestehend aus Hainbuchen, Eichen und Buchen. Am Großen Welterstein bei Lochum realisierte ich, dass ich mich wieder auf einem Teilstück des NST befand, aber in entgegengesetzter Laufrichtung unterwegs war. Irgendwie erschien mir das widersinnig, weil ich mir diese Trasse ja genau deshalb ausgesucht hatte, um möglichst schnurstracks in den Süden zu gelangen. Auf dem Gräbersberg zwischen Enspel und Linden, ganz in der Nähe der Alpenroder Hütte, machte ich eine Rast unter einer uralten Eiche. Mir fiel ein, das ja schon bald die NST-Wanderer hier durchkommen würden und eröffnete eine kleine Schnitzeljagd für den ersten von ihnen. Die Zielpersonen findet genauere Instruktionen in Ihrem Postfach.
Schon bald luden die Wiedquelle und der strahlende Sonnenschein zu einer erneuten Pause ein. Danach war es nicht mehr weit bis zum Dreifelder Weiher. Auf dem nahegelegenen Campingplatz war man nicht auf ankommende Durchwanderer eingestellt. Ich hatte aber Glück und erwischte gerade noch den Platzwart, der sich auf dem Weg in den Feierabend befand. Wie versprochen, habe ich für Genosse BonnGiorno den kürzlich reparierten Sichtschutzzaun am Campingplatz überprüft. Alles in bester Ordnung. Morgen Früh wandere ich weiter, voraussichtlich bis in die Gegend von Montabaur.Læs mere
RejsendeDen sieht und fotografiert auch nicht jeder Fernwanderer, der da vorbei kommt. Sind offensichtlich immer auf die Wiedquelle fokussiert.
Guten Morgen! Heute melde ich mich aus der Schutzhütte Wolfskirchhof im Naturpark Nassau, südlich von Montabaur, wo ich eine wunderbare Nacht verbracht habe. Gestern früh regnete es an der Westerwälder Seenplatte Bindfäden. Da auch Aussitzen nichts half, packte ich mein nasses Zeug zusammen und machte mich auf den Weg. Glücklicherweise ergab sich später eine gute Gelegenheit, um das nasse Zelt zu trocknen. Ohne es überprüft zu haben, habe ich das Gefühl, gestern eine deutliche Stufe auf der Landkarte hinuntergeklettert zu sein. Nicht nur, weil der E1 größtenteils geradlinig Richtung Süden verlief, sondern auch weil es mir vorkommt, als hätte ich eine andere Klimazone betreten. Die hiesige Vegetation ist der in meiner Heimatregion schon ein ganzes Stück voraus. Die Wälder leuchten in hellem Grün, der Raps steht in voller Blüte und die Kirschbäume lassen die ihrigen zum Teil bereits schon wieder fallen.
In Selters lachte bereits wieder die Sonne und ich konnte dort mein Frühstück nachholen. Der Weg führte mich weiter durch Vielbach, Wirges und Staudt bis nach Montabaur. Die Stadt scheint eine Art Bermudadreieck zu sein, denn meine Navigationssysteme zickten hier ein wenig herum und erhielten nur ein spärliches GPS-Signal. So brauchte ich einige Zeit, um wieder aus dem Zentrum herauszufinden. Bei Anbruch der Dunkelheit erreichte ich dann meine Unterkunft. Gleich geht es weiter auf dem E1 bis nach Nassau, wo ich auf den Lahn-Camino stoßen werde. Morgen möchte ich Koblenz erreichen, aber wo ich auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp einlegen werde, weiß ich noch nicht.Læs mere
WildWortWechselNicht, dass du uns im Bermuda-Dreieck verloren gehst! 😀 Weiterhin eine schöne Tour! 🙋🏼♂️
RejsendeAuf jeden Fall geht's bei dir deutlich direkter nach Süden als auf dem Nord-Süd-Trail 😄
Die verbliebenen 14 km auf dem E1 bis Nassau verliefen gestern weitgehend ereignislos und leider auch ohne Wasser. Erwähnenswert ist lediglich die Kreuzeiche bei Winden, die im Laufe der Zeit ein an ihr befestigtes Kruzifix fast vollkommen aufgefressen hat. Mittagessen und Einkaufen in Nassau. Anschließend legte ich noch weitere 24 km auf dem Lahn-Camino zurück, dessen Verlauf weitgehend identisch mit dem des Lahn-Höhenweges und dem des Lahnwanderweges ist. Daher konnte ich mich sowohl an den Symbolen dieser beiden Wanderwege orientieren als auch an der bekannten gelben Muschel auf blauem Grund. Vom Lahn-Camino bin ich sehr positiv überrascht, zumal ich dieses Teilstück vor allem deshalb ausgesucht hatte, um "Kilometer machen" zu können. Der Weg bietet aber für mich unerwartet viele idyllische Pfade, teils auf felsigem Untergrund, und ist landschaftlich deutlich abwechslungsreicher als so mancher andere Abschnitt auf meiner bisherigen Tour. Auf dem Concordia-Turm bei Dausenau genoss ich einen herrlichen Ausblick auf das Lahntal.
Bad Ems ist die Stadt der Verlockungen. Kurz erwog ich, ins hiesige Grand Hotel einzuchecken. Aber 3,50 € Kurtaxe? Nicht mit mir! Auch die Spielbank und die davor geparkten schicken Karossen ließ ich hinter mir.
In Fachbach passierte ich den örtlichen Campingplatz, den ich auch auf meiner Infrastrukturliste eingetragen hatte.
Englischer Rasen, weiße Reisemobile aufgestellt in Reih und Glied. Ich beschloss, weiterzuziehen.
Zwischen Mielen und Frücht stieg ich sehr steil durch das wildromantische Schweizertal bergan. Leider war die Sonne bereits untergegangen und das Licht reichte nicht mehr für brauchbare Fotos aus.
Schließlich erreichte ich die wunderschön gelegene Schutzhütte Matzenhöll unweit von Lahnstein auf der Höhe, wo ich eine sehr angenehme Nacht verbrachte.
Eigentlich hatte ich das nahegelegene Koblenz als wichtigen Checkpoint eingeplant, um Gas zu tanken und um defekte Ausrüstung bei einer bekannten französischen Sportartikelkette auszutauschen. Da ich meinem Zeitplan um einen Tag voraus bin, wird daraus heute leider nichts, weil Sonntag ist. Zum Glück macht mein Zeug die Strapazen bisher tapfer mit und auch mein Gasvorrat sollte noch bis Trier reichen. Daher werde ich heute vermutlich nur einen kurzen Zwischenstopp in Koblenz einlegen und dann auf dem Mosel-Camino weiterziehen. Mal schauen, wo ich heute abend landen werde.Læs mere
SommersprosseDer schiefe Turm in Dausenau hatte geöffnet, das war uns nicht vergönnt.
Gestern konnte ich zwei Premieren auf dieser Reise feiern, die ich schon mit einer gewissen Spannung erwartet hatte. Erstens war endlich T-Shirt-Wetter angesagt und zweitens erhielt ich in einer kleinen Kapelle in Lahnstein den ersten Stempel in meinen Pilgerausweis. Noch bin ich zwar nicht auf die Pilgerinfrastruktur angewiesen, aber spätestens in Frankreich wird sich das vermutlich ändern.
An der Lahnmündung setzte ich mich ans Ufer und ließ mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Eiscreme wäre jetzt nicht schlecht, dachte ich. Da fiel mir ein, dass ich seit einer gefühlten Ewigkeit gefriergetrocknete Astronauten-Eiscreme mit mir herumschleppe, die mir meine lieben Kollegen zum Abschied geschenkt hatten. An dieser Stelle nochmals einen ganz lieben Dank dafür! Zugegeben, wirklich erfrischend ist diese Form von Speiseeis nicht, vermengt mit kühlem Bier geht sie aber gut runter. Hopfen-Pistazie.
Von meinem Rastplatz aus hatte ich das Schloss Stolzenfels, das sich unmittelbar am anderen Rheinufer befindet, fest im Blick. Um dort hin zu kommen, musste ich aber zunächst vier Kilometer flussaufwärts bis nach Koblenz laufen, um dann die selbe Strecke am anderen Ufer retour zu gehen. Acht völlig unproduktive Kilometer! Sollte dies die erste schwere Prüfung auf meiner Pilgerreise sein? Naja, bei dem tollen Wetter konnte ich es gelassen nehmen. Unterhalb von Schloss Stolzenfels befindet sich der offizielle Startpunkt des Mosel-Camino. Dort angekommen, wurde ich von einem freundlichen Ehepaar über meine Reisepläne ausgefragt. Offenbar falle ich auf.
Schon wenig später machte ich am römischen Merkur-Tempel, mitten im Wald, eine Rast und schaute den Aurorafaltern am Wiesenschaumkraut zu. Letzteres war für mich in diesem Jahr ebenfalls eine Premiere.
Wenige Kilometer hinter Waldesch passiert der Pilgerweg eine gigantische Sendeantenne des SWR und überquert kurz darauf die A61. Es war schon ein komisches Gefühl, die Raststätte Mosel-Ost als Fußgänger, quasi durch die Hintertür, zu betreten. Aber in der sonntäglichen Versorgungswüste konnte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Anschließend suchte ich im Wald die Hütte eines Jägers und die eines Imkers auf, die jedoch leider beide verschlossen waren. Schutzhütten sind auf dem Mosel-Camino rar gesät. Bei Anbruch der Dunkelheit schlug ich dann mein Zelt in einem kleinen Eichenhain auf.
Heute wandere ich weiter bis nach Treis-Karden, wo ich ein kleines Zimmer gebucht habe. Regen ist angesagt. Außerdem möchte ich Strom für die weitere Strecke bis nach Trier tanken. Auch eine Dusche wäre nicht schlecht und meine Klamotten bedürfen sicherlich ebenfalls einer schnellen Wäsche. Wie ich wieder aussehe!Læs mere
Violette Holzbienen, Taubenschwänzchen, Weinstöcke, wilde Buchsbäume. - An das warme Moselklima und seine mediterrane Artenvielfalt könnte ich mich gewöhnen. Es kommt mir fast vor, als sei ich schon in Spanien. Mindestens aber in Südfrankreich.
Gestern bekam ich in Alken die Mosel und die ersten Weinberge zu Gesicht. Ein steiler, fast alpiner Pfad führte hinab in die Stadt, vorbei an steinernen Darstellungen der Kreuzwegstationen. Beim Weg hinauf wird dem mitleidenden Wanderer die Passion Christi eindringlich vor Augen geführt. Da ich aber in entgegengesetzter Richtung unterwegs war, fühlte ich mich am Fuße des Berges gewissermaßen freigesprochen. So viele lästerliche Gedanken bleiben auf einem Pilgerweg natürlich nicht ungesühnt und so ergab es sich, dass ich am Abend noch einen Kreuzweg durchlief, dieses Mal aber von unten nach oben und in richtiger Reihenfolge. Die Anstiege auf dem Mosel-Camino sind nicht zu unterschätzen. Zum Teil verläuft er in derselben Trasse wie der Moselsteig.
Burg Eltz. - Dort war ich seit Kindertagen nicht mehr gewesen und ihr Anblick weckte schöne Erinnerungen. Überhaupt befinde ich mich hier an der Mosel an einem meiner Sehnsuchtsorte. Gestern war natürlich wegen des Feiertags die Hölle los.
Die Nacht in Treis-Karden war sehr angenehm. Heute geht es weiter in die Gegend von Bullay oder Zell.Læs mere
Gestern bot der Mosel-Camino, wie auch schon am Tag zuvor, eine ausgewogene Mischung aus idyllischen Pfaden, breiten Forstwegen und Asphalt. Obwohl ich die Mosel gestern dreimal überquerte, verbrachte ich doch die meiste Zeit im Wald und bekam den stark mäanderndern Fluss immer nur recht kurz zu sehen.
Nach einem guten Frühstück und einem Versorgungseinkauf in Treis-Karden, erreichte ich schon nach wenigen Kilometern Wegstrecke das Kloster Maria Engelport mit seiner Imitation der Lourdes-Grotte. Erste blühende Knabenkräuter säumten meinen Weg dorthin. Nach Überquerung der Mosel bei Bullay, die dort eine enge Schleife zieht, hatte ich den Fluss kurzzeitig sowohl zu meiner linken als auch zu meiner rechten Seite. Bei Zell überquerte ich die Mosel ein letztes Mal und stieg steil hinauf zur Schutzhütte am Beinter Kopf, wo ich noch gerade rechtzeitig ankam, um beim Sonnenuntergang zuzuschauen. Der Ort hat was. Das fanden auch schon die Römer, die hier ein sogenanntes Bergheiligtum errichteten. So lag es nahe, dass auch ich hier mein Nachtlager aufschlug.
Auf dem Mosel-Camino geht es permanent auf und ab, wie auf einer Wellenbahn. In den gestern zurückgelegten 38 Kilometern Wegstrecke steckten immerhin 1100 Höhenmeter Anstieg. Heute ziehe ich weiter in die Gegend von Traben-Trarbach oder Bernkastel-Kues.Læs mere
Herzliche Grüße aus der Schutzhütte Brauneberg, die sich inmitten einer Weinspitzenlage befindet. Die alten Römer nannten diesen Ort noch "duos amandos super mosellam" (Zwei zu Liebende an der Mosel), aber später entschied wohl irgendwer, dass Brauneberg einfach schöner klingt.
Gestern war das Wetter hier an der Mosel bombastisch und so konnte ich nicht nur erstmalig in diesem Jahr beim Wandern auf lange Beinkleider verzichten, sondern handelte mir auch direkt einen leichten Sonnenbrand ein. -Morgen ist das (hoffentlich) braun.
Gestern leitete mich der Camino über Enkirch und Starkenburg in die beiden Moselmetropolen Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues. Anders als am Tag zuvor, führte der Weg überwiegend durch die Mosel-Steillagen und eröffnete immer wieder herrliche Ausblicke auf das Flusstal. Gut möglich, dass dies die schönste Passage des Fernwanderweges ist. Allerdings galt es auch wieder einige Höhenmeter zu bewältigen.
Da ich erst am Samstag in Trier verabredet bin, kann ich die verbleibenden 60 km bis nach St. Matthias in kurze, gemütliche Etappen aufteilen. Daher werde ich heute voraussichtlich nur bis nach Klüsserath wandern.Læs mere
Heute sende ich Euch meinen Bericht von der Schutzhütte Thörnicher Ritsch bei Klüsserath, die über eine Aussichtsterrasse mit spektakulärer Sicht auf das Moseltal verfügt. Die Weinkenner unter Euch werden sicher schon beim Klang des Namens leise zwischen den Zähnen gepfiffen haben, denn auch bei der Thörnicher Ritsch handelt es sich um eine Toplage mit historischer Bedeutung. Der Vollmond sorgte an diesem Lagerplatz in der vergangenen Nacht für eine ganz besondere Atmosphäre.
Gestern erreichte ich schon nach kurzer Zeit den Ort Osann-Monzel und wenig später die steinerne Schutzhütte Minheim, welche im Augenblick von hunderten Marienkäfern bewohnt wird. In Klausen ließ ich die Wallfahrtskirche und die Verkaufsstände für Devotionalien links liegen und freute mich stattdessen über einen kleinen Dorfladen in der Pilgerherberge, wo ich noch etwas Verpflegung für den Weg einkaufen konnte.
Im Wald machte ich einen Abstecher zu einem kleinen verwunschenen Weiher. Thoreau war gerade nicht zu Hause und so hinterließ ich ihm einen geflochtenen Zweig als Zeichen und zog wieder weiter.
Beim Abstieg durch die Steillagen nach Klüsserath konnte ich den dortigen Campingplatz von oben in Augenschein nehmen. Da mir nicht gefiel, was ich sah, und ich auch kein einziges Zelt auf dem baumlosen Platz entdecken konnte, zog ich durch Klüsserath hindurch und stieg wieder hinauf in die Weinberge. Über einen kurzen Klettersteig, abseits des Camino, erreichte ich schließlich meinen Lagerplatz. Hier erhielt ich bald sehr nette Gesellschaft von drei Jungs aus dem Dorf, teils momentan im Abistress. Bereitwillig beantwortete ich all ihre Fragen, die meine wohl eher ungewöhnliche Erscheinung aufwarf und erfuhr im Gegenzug eine Menge über ihre Zukunftspläne und Wünsche. Ce n'est pas facile pour les jeunes.
Leider muss ich auch einen ersten Verlust vermelden, durch den ich aber vielleicht auch die erste kleine Lebenslektion auf dieser Reise erhalten habe. Gestern habe ich wohl bei einer Rast versehentlich mein Besteck liegen lassen. Dummerweise bemerkte ich den Verlust erst, als mein Essen bereits gar auf dem Tisch stand. Was tun? Wie allgemein bekannt, unterscheidet sich der Pilger rein äußerlich vom gewöhnlichen Landstreicher nicht nur durch seine Funktionskleidung, sondern auch durch die Jakobsmuschel, die er gut sichtbar am Rucksack trägt. Ganz auf Gewichtsersparnis bedacht, trage ich allerdings eine Schleckmuschel aus Kunststoff. Auch sie hat sich als Erkennungszeichen bisher prima bewährt. Nun schleppe ich aber aus reiner Sentimentalität seit drei Wochen zusätzlich auch eine echte kleine Jakobsmuschel in meinem Hüftgurt mit mir herum, die mir Ernie als Talisman zum Abschied schenkte. Unnützer Ballast, möchte man meinen, aber ohne ihre Zusatzfunktion als Löffel wäre ich gestern wohl hungrig geblieben.
Heute ziehe ich voraussichtlich weiter bis nach Schweich. Mal sehen, ob ich dort ein neues Besteck auftreiben kann und die Muschelschale wieder zum Talisman werden darf. Der Weg bis dorthin ist nicht sehr lang, weshalb ich mich erst wieder aus Trier melden werde.Læs mere
RejsendeJakobsmuschel im double use Modus, fein! Wozu brauchst du dann noch ein neues Besteck? 😁
Rejsende🙂Eigentlich wahr! Diogenes soll seinen Becher aus Wut darüber, in Sachen Anspruchslosigkeit überboten worden zu sein, zerschmettert haben, nachdem er ein Kind aus der hohlen Hand hat trinken sehen. Das gleiche Schicksal soll seinen Teller ereilt haben, nachdem er eine Frau dabei beobachtete, wie sie aus einem ausgehöhlten Brotlaib aß.
Rejsende🙂Das stimmt. Die Erfindung des Rucksack spaltet bis heute seine Anhänger.
WildWortWechselRothaarsteig ist schon heftig! Was war ich froh, als ich auf dem NST dort durch war.
RejsendeJoa, aber für mich war der RHS das kleinere Übel. Die alternativen Routen führen durch einen Mix aus Ackerland, Siedlungs- und Industriegebiet. Auf dem Steig konnte ich mich wenigstens von einer grünen Insel zur nächsten hangeln. Eine ernüchternde und spaßige Erfahrung zugleich.
WildWortWechselIch verstehe. Also das kleinere Übel gewählt...