Mit den Zugvögeln südwärts

September 2022 - May 2023
Erstmals starten wir unsere Reiseschlaufe ohne Rückkehrdatum und in der Absicht, den Winter über auf Achse zu sein. Südwärts gewiss: Südwest-Frankreich, Nordspanien, Portugal, Marokko? Es wird sich ergeben. Read more
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  • Day 18

    Im Tal der Dordogne

    September 18, 2022 in France ⋅ 🌙 14 °C

    Im Paradies ... der Paddler, .... der Nüsse, ... der Termiten.
    Eine wunderschöne Fahrt über nur knapp 50km führt uns an die Dordogne; fantastisches Licht, blauer Himmel, schmucke gepflegte Dörfer, milde und fruchtbare Landschaft. Einleuchtend, dass so viele Engländer (äh pardon Grossbritannier, no sorry, Bewohner der UK - ach sind die Autokennzeichen verwirrend) diese Region zu ihrer Wahlheimat erkoren haben.

    Auf dem Camping Municipal von Cénac finden wir unser Paradies der nächsten drei Tage direkt am Fluss. Still und beschaulich unter Platanen und unzähligen Nussbäumen, deren Herbstfärbung bereits fortgeschritten ist. Das Boot ist schnell aufgebaut und die näheren Flusskilometer sind bald erkundet. Das Wasser der Dordogne ist glasklar, fließt lautlos und doch zügig. Renata hat bereits wieder einen Eisvogel gesichtet.

    Etwas nachdenklich wurde ich bei der gestrigen Schlossführung, als ich mit eigenen Augen sehen konnte, welch immense Schäden die Termiten im alten Gebälk verursacht hatten. Anscheinend sei mittlerweile die gesamte Dordogne von der fortschreitenden Verbreitung dieser gefrässigen Insekten betroffen (laut Wikipedia bis zum 44. Breitengrad S+N).
    Meine Suchbegriffe im Internet ergeben zunächst eine lange Liste von hiesigen Firmen, die auf Insektenbekämpfung spezialisiert sind. Im Weiteren stosse ich auf die staatliche Information des Périgord, dass bei Liegenschaftsverkäufen künftig ein "Insektenfreiheits-Attest" mitgeliefert werden müsse bzw. dass bei Neubauten eine präventive Insektenbekämpfung obligatorisch sei - natürlich mit der chemischen Keule.
    Dabei heisst es doch bei Wikipedia, dass Ameisen die ärgsten Feinde der Termiten wären. Soviel zum Klimawandel und zum natürlichen Gleichgewicht.
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  • Day 19

    Mysty Dordogne

    September 19, 2022 in France ⋅ ☀️ 25 °C

    Nach einer kühlen Nacht erleben wir die Dordogne von ihrer mystischen Seite. So sehr, dass wir das Frühstück im Bus einnehmen und kurz die Heizung anmachen. Danach per Rad auf den Festungshügel der Bastide de Domme, was gleich wieder wärmt. Tolle Ausblicke in eine liebliche Landschaft, ein sehr schön erhaltenes Dorf, angenehme Atmosphäre zumindest am zeitigen Vormittag.

    Der Schriftsteller Henry Miller soll gesagt haben, die Dordogne sei jene Gegend, welche der Vorstellung von Paradies am nächsten komme. Diese Aussage scheint mir nachvollziehbar.

    Meine angeborene Neugier lässt mich stets mal wieder was Neues ausprobieren. Gehört natürlich dazu, dass dies auch mal schief gehen kann: Das - im Land der unzähligen Walnussbäume - biologisch handgebraute Nuss-Bier von La Lutine würde ich definitiv nicht weiterempfehlen.
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  • Day 20

    Paddelparadies Dordogne

    September 20, 2022 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    Das ist mal ein Fluss ganz nach Renata's Geschmack: ruhig fließendes Wasser, wunderschöne Mäander in stiller Natur, eindrückliche Fels-Szenerien, (teils fast zu) sehr gepflegte Dörfer, stilvoll renovierte Häuser, Kiesbänke, Eisvögel und Ruhe a gogo, jedenfalls jetzt zum Saisonende.
    Für die Tour von Grolejac nach Bénac mieten wir einen Old-Town-Canadier, womit auch gleich die Transpotfrage geklärt war. Ein klarer Highlight-Tag, noch dazu bei diesem wunderbaren Wetter.
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  • Day 22

    Petit Manseng et Grand Manseng, Jurançon

    September 22, 2022 in France ⋅ ☀️ 24 °C

    Wir haben es wunderbar getroffen hier im Workaway-Einsatz bei Mylène und Jean-Paul. Sehr herzliche Aufnahme, ein einziartiger "Stellplatz" auf dem Hügel mit perfekter Fernsicht auf die Pyrenäen, ein soeben erstelltes neues Zimmer im Dachstock der Scheune, ein atemberaubender Sternenhimmel.
    Bereits liegt der erste Wimmet-Morgen hinter uns. Der Hof Pesaulhé liegt mitten im AOC-Weingebiet Jurançon. Hier um Monein wird hauptsächlich ein gehaltvoller, goldgelber und süsser Weisswein gekeltert, der in (fast) allen Lebenslagen genossen wird, genauso als Apéro wie auch zum Dessert. Die Rebsorten des Petit Manseng und Grand Manseng sind ausschliesslich im Baskenland und im Jurançon heimisch. Die dickschaligen Beeren, die teilweise bereits am Stock zu dörren beginnen, werden als typische Spätlese ab Mitte September und bis Mitte November geerntet.

    PS: Renata hat heute bei den reiferen Beeren mit dem Refraktometer einen potenziellen Zuckergehalt von 20 Grad ermittelt.
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  • Day 27

    Besuch aus der Heimat

    September 27, 2022 in France ⋅ 🌧 14 °C

    Ausgerechnet zum angekündigten Regenwetter besuchen uns unsere Basler Camperfreunde Ruedi&Monika. Auf der Rückreise aus Portugal machen sie zwei Tage Pause bei uns auf dem Hof Pésaulhé. Das Gute am schlechten Wetter: wir müssen nicht wimmen und können uns ausgiebig mit Ruedi&Monika unterhalten.

    Mylène und Jean-Paul haben uns für den Abend eine super sympathische Wein-Degustation auf der benachbarten "Domaine de Montesquiou" organisiert. Eine lehrreiche Tour d'horizon durch deren Palette an Jurançon-Weinen und ein äußerst stimmungsvoller Abend.

    Anderntags besuchen wir gemeinsam die Kirche von Monein mit ihrem aussergewöhnlichen Dachstuhl (vgl. separaten Footprint).

    Der Nachbarort Navarrenx ist als eines der schönsten Dörfer Frankreichs ausgezeichnet, was beim gegenwärtigen Wetter allerdings nicht wirklich zur Geltung kommt. Das Mittagessen in der rustikalen Atmosphäre der Taverne St.Jacques mundet hingegen ausgezeichnet. Die Taverne ist bis hin zur Toilette auf die Santiago-Pilger ausgerichtet. Nicht ganz verwunderlich, denn Navarrenx ist Knotenpunkt der französischen Pilgerwege.

    Passend zum Wetter runden wir den Nachmittag ab mit "Hornöchsle", unserem bewährten Camper-Spiel 6nimmt.
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  • Day 28

    les Cagots - Segregation à la française

    September 28, 2022 in France ⋅ 🌧 15 °C

    Dank Regenwetter haben wir Gelegenheit, den aussergewöhnlichen Dachstuhl der Kirche von Monein zu besichtigen: Zimmermanns-Handwerk in beeindruckender Virtuosität.

    Hierbei erfahren wir auch Einiges zur Geschichte der Cagots: denn im Mittelalter hat sich dies- und jenseits der Pyrenäen eine beklemmende Form von Ausgrenzung etabliert. Eine ganze Bevölkerungsgruppe (Menschen, die von Kretinismus, Aussatz oder anderen Missbildungen gezeichnet waren) seien systematisch ausgegrenzt und gedemütigt worden. Dennoch - oder gerade deshalb - hätten sich unter diesen Menschen herausragende handwerkliche Fähigkeiten ausbilden können.

    Der Dachstuhl ist jedenfalls ein eindrückliches und in Frankreich einmaliges Beispiel ihrer Handwerkskunst. Unverständlich, dass diese dafür mit Undank und Ausgrenzung "belohnt" worden sind. Für Führung sowie son-et-lumière-Präsentation im Dachstuhl gilt das Prädikat "unbedingt sehenswert".

    Aufschlussreiche Information zur Geschichte der Cagots auf
    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Cagots
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  • Day 29

    Lebendige Tradition im Béarn

    September 29, 2022 in France ⋅ 🌧 10 °C

    Es regnet immer noch. Zeit für andere dringende Arbeiten wie Zäune von Dornenranken befreien, überprüfen und erneuern. Das Roden geht mir - mit einem passenden Stihl-Freischneider - mittlerweile ring von der Hand, erfordert aber dennoch ziemliche Ausdauer.

    So regnerisch der Tag, so sonnig der Abend: weil Maria aus Irland ihre Violine mitgebracht hat und weil ich mein kleines Akkordeon mitführe, haben Mylène und Jean-Paul kurzerhand zu einem musikalischen Abend eingeladen. Ein Violinist und ein Akkordeonist für traditionelle Musik des Béarn waren angekündigt. Gekommen ist an diesem Abend die ganze Singgruppe, der unsere Gastgeber angehören.

    Ein spontaner, stimmungsvoller und lustiger Abend mit viel Herzblut-Musik aus der hiesigen Tradition.
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  • Day 32

    Ausflug in die westlichen Pyrenäen

    October 2, 2022 in France ⋅ ⛅ 19 °C

    Unsere Workaway-Gastfamilie ist in einer Weise engagiert, wie wir das noch nie erlebt hatten. Die freundliche, unkomplizierte und fröhliche Atmosphäre und der jederzeit und für alle bereitstehen Tisch ist das Eine. Die Großzügigkeit und Schollen-Verbundenheit das Andere: ganz selbstverständlich können wir für Ausflüge ihr Auto nutzen und am Wochenende begleiten Mylène und Jean-Paul die Workawayer gar persönlich und zeigen gerne die beeindruckender Pyrenäen-Landschaft. Der Ausflug in das Vallée d'Ossau heimelt uns an und erinnert sehr an die Schweizer Berge.Read more

  • Day 32

    Fête du Fromage in Laruns

    October 2, 2022 in France ⋅ ☁️ 16 °C

    Jeweils am ersten Oktober-Wochenende findet in Laruns das traditionelle Käsefest statt. Zum Abschluss des Alpsommers im Vallée d'Ossau werden hier die Käse prämiert und verkauft. Das Fest zieht zwar Tausende Besucher an, ist aber wirklich gut verankert in der Bevölkerung. Hier scheinen alle auf den Beinen zu sein und mitzuhelfen.

    Besonders schön und sinnbildlich kam diese Verwurzelung etwa da zum Ausdruck, wo Jung und Alt zu den Klängen der Saitentamburine und Hirtenflöten tanzten. Die alten Melodien sowie die Tanzschritte scheinen hier sehr geläufig zu sein.

    In einem dieser Dörfer ist noch eine alte Pfeif-Sprache (les siffleurs d'Ass) bekannt, wie dies nur noch an wenigen Orten, so auch auf La Gomera, anzutreffen ist.

    Die Käsestände, die Vorführungen zu altem bäuerlichen Handwerk und die mit Stroh bedeckten Straßen gaben eine stimmungsvolle Kulisse.
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  • Day 34

    Der Himmel hängt voller Trauben

    October 4, 2022 in France ⋅ 🌙 17 °C

    Nach einer ausgeprägten Regen-Woche (und im Hinblick auf eine neuerliche Regenphase zu Beginn der nächsten Woche) läuft der Wimmet diese Woche auf Hochtouren. Mit zwei weiteren Workawayerinnen aus Deutschland sowie mit Verstärkung aus dem Dorf wird jetzt geerntet was das Zeug hält, vormittags und nachmittags, mit zuweilen 17 Personen.
    War es am Montagmorgen noch leicht neblig, so folgen Dienstag und Mittwoch traumhafte Spätsommer-Tage. Man kommt regelrecht ins Winzer-Fieber, alle arbeiten Hand in Hand - und genießen danach die ausgedehnten und üppigen gemeinsamen Mahlzeiten. Sprüche und "jeu-de-mots" wirbeln über den Tisch - so geht wohl französisches savoir-vivre.

    Frühmorgens und abends erleben wir von dieser fantastischen Hügellage aus zahlreiche Variationen des südwestfranzösischen Himmels - vor dem weiten Panorama der Pyrenäen-Kette. Erhaben.
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