Vietnam - das Land des Lächelns

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Wir verlassen Vietnam, sind per Boot auf dem Mekong unterwegs, Richtung Kambodscha. Die Fahrdauer bis zur Hauptstadt Phnom Penh wird so um die fünf Stunden dauern. Der Rückblick auf Vietnam zeigt uns ein spannendes Land mit vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten, vielen positiven Überraschungen, schönen Landschaften, den Reisterrassen und Menschen, die auf ihnen arbeiten, wuseligen Großstädten und gastfreundlichen, lächelnden Menschen. Vietnam, das Land des Lächeln. Es zeigt den Optimismus der Menschen hier, ihre Zufriedenheit. Die Schrecken der Kriege sind Vergangenheit, jedenfalls für die jungen und gesunden Menschen. Man zählt die Vietnamesen mit zu den zufriedensten und glücklichsten Menschen der Welt.
Wir sind von Nord bis Süd gereist, vom Bergland an der Grenze zu China bis zum Delta des Mekong. Und eines war trotz der Unterschiede in dem 100 Millionen-Land spürbar: Respekt, Freundlichkeit und Offenheit sind mehr als nur Schlagworte. Man sollte mit offenen Augen und Armen durch das Land reisen und wird dann auch entsprechend belohnt.Read more
Gegen 13 Uhr haben wir die Hauptstadt Phnom Penh des Königreiches Kambodscha erreicht, von Vietnam aus mit dem Schnellboot auf dem Mekong kommend. Ein örtlicher Guide und ein Fahrer stehen schon am Pier und erwarten uns.
Nach über zwei Jahrzehnten Krieg, Schreckensherrschaft und Besatzung war Kambodscha Anfang der 2000er-Jahre eines der ärmsten Länder der Welt. Man hat seitdem enorme Fortschritte im Kampf gegen Armut und Unterentwicklung gemacht und heute soll Kambodscha eine der der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens sein. Wenn man durch Phnom Penh wandelt, mag man die grausame Geschichte des Landes kaum glauben, die noch gar nicht so lang her ist. Die Hauptstadt des Landes ist mittlerweile für viele Urlauber ein echter Geheimtipp geworden – ein kosmopolitische Hauptstadt mit Flair. Leider auch für viele ältere Männer, die allein oder zu zweit herkommen – ohne Frauen. Das ist uns beim Bummel durch die Stadt in den Cafe´s recht schnell aufgefallen.
Wir haben am Nachmittag vier der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt genossen. Beginnend mit dem Königspalast. Die goldenen Dächer der Gebäude sind bereits von Weitem zu sehen, sie glitzern in der gleißenden Sonne – es hat 37 Grad. Die Anlage ist schon beeindruckend, errichtet wurde sie an der Stelle älterer Gebäude Ende des 19. Jahrhunderts unter französischer Herrschaft, aber im Stile der Khmer. Als ob der Palast und die Tempel an sich noch nicht beeindruckend genug wären, findet sich hier noch die Silberpagode. Ihr Boden besteht aus 5329 massiven Silberziegeln, je 1,125 kg schwer. In ihr, Fotografieren ausnahmsweise mal verboten, finden sich prächtige Schätze und die bedeutendste Buddha-Statue der Landes. Die Buddhas hier sind allesamt schlank. Eine Statue besteht aus rund 90 Kilogramm reinem Gold und ist mit über 9500 Diamanten besetzt, das dritte Auge hat 25 Karat und findet sich ein weitere 20-Karäter. Im Palast residiert noch heute die königliche Familie. Der aktuelle König ist 65 Jahre alt und lebt hier mit seiner Mutter.
Weiter ging es zum Nationalmuseum um sich mit der älteren Geschichte des Landes etwas vertraut zu machen und dann zum zentralen Markt. Zum Schluss besuchen wir noch den kleinsten und ältesten Tempel der Stadt, die Wat Phnom Pagode, das Herz von Phnom Penh. Hier fand die alte Frau Penh 1372 mehrere Buddha-Statuen in einem Fluss und errichtete den Tempel auf dem Hügel, quasi die Keimzelle der heutigen Stadt.
Kambodscha ist aus dem Reich Kambuja hervorgegangen, das seine Blüte vom 9. bis zum 15. Jahrhundert erlebte. Von 1863 bis zu seiner Unabhängigkeit im Jahr 1953 war das Land unter französischer Herrschaft. Zu einer Schreckenszeit kam es ab 1975 unter den roten Khmer, die je nach Quelle 1,7 bis 2,6 Millionen Khmer töteten. Vor allem Intellektuelle, Monarchisten und Minderheiten ließ Pol Pot systematisch und grausam ermorden. Nicht selten reichte für ein Todesurteil aus, lesen zu können. Im Sicherheitsgefängnis 21 in Phnom Penh unter Leitung des sogenannten Duch überlebten 23 von insgesamt 15.000 bis 30.000 Gefangenen. Wer nicht an der Folter starb, wurde auf den Killing Fields vor den Toren der Stadt umgebracht. Damals lebten in Kambodscha rund 6,8 Millionen Einwohner. Rund ein Drittel der eigenen Bevölkerung fiel dem Genozid zum Opfer. Heute leben in Kambodscha rund 16 Millionen Menschen, es ist also ein eher kleines asiatisches Land. Duch, dessen richtiger Name Kaing Guek Eav lautete, war studierter Mathematiker und Pädagoge. Später tauchte er unter, konvertierte zum Christentum und arbeitete als Pastor. 1999 entdeckte und verhaftete man ihn – einer von nur zwei Führungskadern, die von ehemals 2000 der für die Grauen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen wurden. Im Februar 2012 wurde er in einem Revisionsverfahren zu lebenslänglich verurteilt. Beim ersten Urteil zu 35 Jahren Haft wäre er 2020 schon wieder freigekommen.
1979 entmachteten vietnamesische Truppen die roten Khmer, was einen Krieg zwischen Vietnam und China zu Folge hatte, die die roten Khmer unterstützen. Wie viele weitere, auch westliche Länder wie Deutschland und auch die UNO – Weltpolitik. China besetzte den Norden Vietnams, wurde aber recht schnell besiegt und wieder vertrieben. Kambodscha blieb zehn Jahre von Vietnam besetzt, unterstützt vor allem durch den Ostblock, die Roten Khmer wehrten sich mit Guerillataktik von Thailand aus und mit dessen und westlicher sowie chinesischer Unterstützung. 1989 folgte unter der Mitwirkung der Vereinten Nationen ein Friedensabkommen und der Neuaufbau staatlicher Strukturen, die 1993 mit einer neuen Verfassung und der Wiederherstellung der Monarchie endeten. Pol Pot starb 1998 unter ungeklärten Umständen, ohne dass er jemals zur Rechenschaft gezogen wurde. Erst in diesem Jahr endeten auch die letzten Kampfhandlungen zwischen den verfeindeten Kambodschanern. Das Rote-Khmer-Tribunal nahm 2007 seine Arbeit auf. Das behandelt aber nur die Taten der obersten Führungsriege, da zu viele Politiker des heutigen Kambodscha auf eine zweifelhafte Vergangenheit blicken. Eingeschränkt hat man auch die Zeitspanne der Verbrechen, sonst wären China, Vietnam, die USA und vermutlich sogar die Vereinten Nationen auf der Anklagebank. Manche Verantwortlichen sind inzwischen verstorben oder dement. Vielen wurde schon früher ein neues Leben ermöglicht, sogar in Armee und Regierung. Teilweise übernahm man ganze Kampfverbände inklusive den Offizieren. So etwa im Dezember 1998. Kämpfer der ehemaligen Kommunistischen Partei sollen nach Angaben von Beobachtern auch heute noch im Untergrund von Kambodscha aktiv sein, würden aber für den bestehenden Staat keine unmittelbare Gefahr mehr darstellen.Read more
Nachdem wir gestern einen halben Tag von einem lokalen Führer die wichtigsten Sehenswürdigkeiten haben zeigen lassen, sind wir heute auf eigene Faust den ganzen Tag in der Stadt unterwegs. Mit einer Unterbrechung in der Nachmittagszeit, es ist mit 36 Grad einfach zu heiß. Morgen soll es in Siem Reap 39 Grade haben, unserem nächsten Ziel. Es ist Frühling.
Die Menschen hier sind ähnlich wie in Vietnam, aber doch anders. Die Stadt scheint wohlhabender zu sein, auch etwas sauberer. Auch fällt auf, dass weniger Roller unterwegs sind – für uns immer noch Unmengen – dafür mehr Autos (meist große SUVs) und was es in Vietnam kaum gab, unzählige Tuc-Tucs. Lange Zeit Verkehrsmittel Nummer 1 der Kambodschaner. Der Verkehr ist ähnlich chaotisch. Wir schauen uns zwei Märkte für die Einheimischen an, noch einige Sehenswürdigkeiten und beobachten die Menschen und den Verkehr. Des Öfteren von einem Café aus. Die längeren Strecken legen wir mit dem Tuc-Tuc zurück. Immer vorher den Preis ausmachen, den bei Touristen langen sie kräftig zu. So eine kürzere Stadtfahrt darf ein/zwei Dollar kosten, bei der ersten Frage nach dem Preis kommen meist fünf Dollar. Lehnt man freundlich lächelnd ab, sind es dann drei Dollar, und dann fahren wir doch für zwei. Immer noch genügend, würde kein Einheimischer zahlen. Aber leben und leben lassen.
Luxuriöse Hotels finden sich hier genauso wie die zahlreichen Garküchen, Läden und mobile Verkaufsroller am Straßenrand. Manche Häuser erinnern an die französische Kolonialzeit. Phnom Penh ist seit 1866 die Hauptstadt von Kambodscha, derzeit leben hier 2,3 Millionen Menschen. 2035 rechnet die Regierung mit sechs Millionen. Entsprechend viel wird gebaut, meist von chinesischen Investoren. In den vergangenen Jahren hat Phnom Penh eine erstaunliche Transformation hin zu einer weltoffenen Großstadt gemeistert. Die Menschen wollen leben und Wohlstand erreichen. Freie Wahlen stehen nur auf dem Papier. Interessiert viele aber erstaunlich wenig. So unser Eindruck. Dennoch ist die Stadt überschaubar geblieben und vereint das chaotische Leben in einer Großstadt mit der Ruhe der Bauern, die im Umkreis leben und auf den vielen Märkten ihre Produkte anbieten.Read more
Es sind rund 360 km von Phnom Penh nach Siem Reap, etwa sechs Stunden Fahrzeit. Der Fahrer ist pünktlich, spricht aber kein Englisch. Macht nichts, funktioniert alles auch so. Unterwegs machen wir einen kurzen Stopp am Skun Markt, hier verkaufen sie auch frittierte Spinnen und Taranteln. Sie gelten als lokale Köstlichkeit. Zwischendurch ein weiterer Stopp für ein kleines Mittagessen und dann noch einen in Kampong Kdei. Hier findet sich eine alte Brücke der Khmer. Königs Jayavarman VII ließ die 87m lange Brücke im 12. Jahrhundert erbauen, und sie steht heute noch. Benutzt werden darf sie von Rollern, für Autos hat man sie zwischenzeitlich gesperrt. Sie hat die Form einer Schlange, sich aufbäumenden Schlangenköpfe beschließen jeweils Anfang und Ende der Balustraden. Zu guter Letzt halten wir noch an einem der zahlreichen Stände, an denen eine kambodschanische Spezialität gekocht wird: Klebreis in Bambus. Das Gericht wird in speziell vorbereiteten Bambusstücken unterschiedlicher Durchmesser und Länge geröstet und sowohl als herzhaftes Essen oder als süßes Dessert verzehrt. Hier bezeichnet man die Speise als Kralan und sie besteht aus Klebreis, Schwarzaugenerbsen oder Bohnen, Kokosmilch und Palmzucker.Read more
Nachdem wir eingecheckt sind und die Hitze etwas nachgelassen hat, sind wir von unserem Hotel für die nächsten vier Tage erst mal in die Innenstadt gefahren. Siem Reap ist die zweitgrößte Stadt Kambodschas mit rund 250.000 Einwohnern und die inoffizielle Tourismushauptstadt. Das liegt an der Nähe zu den Tempelanlagen von Angkor Wat. Der Name bedeutet in etwa besiegtes Siam oder Siam plattgemacht und soll sich auf einen Sieg der Khmer über eine Thai-Armee im 16. Jahrhundert beziehen. Vermutlich ist es aber eher eine Volksetymologie. Diese Deutung zeigt aber auf, wie belastet das Verhältnis zwischen Kambodscha und Thailand bis heute ist, zumal die Thailänder einst die roten Khmer unterstützten. Die Region war von Angriffen der roten Khmer noch bis 1993 betroffen, erst danach stabilisierte sich die politische Lage. Heute ist Siem Reap eine friedliche und für kambodschanische Verhältnisse blühende Stadt. Das Land ist eines der ärmsten der Erde, das durchschnittliche Monatseinkommen betrug 2023 etwa 130 USD pro Monat. Der Mindestlohn beträgt eigentlich 170 USD. In der Stadt ist das Einkommen höher als auf dem Land. Vor zehn Jahren noch waren es etwa 30 US-Dollar monatlich. Zu der positiven Entwicklung beigetragen hat vor allem der Tourismus. Dabei ist das Preisniveau - jedenfalls für uns - höher als in Vietnam.Read more
Es geht nach Angkor, dem Zentrum des historischen Khmer-Königreiches Kambuja, Während dessen Blütezeit im 12. Jahrhundert lebten hier auf etwa 1000 Quadratkilometer eine Million Menschen. Weltbekannt wurde Angkor durch die Zeugnisse der Baukunst der Khmer in Form einzigartiger Tempelanlagen. Allesamt Weltkulturerbe der Unesco.
Bis heute hat man in dem Areal rund 1000 Tempelanlagen entdeckt, bis in jüngster Zeit. Immer mal wieder findet man neue Anlagen, 2008 zum Beispiel beim Bau einer Straße im thailändischen Grenzgebiet. Manches dürfte noch im dichten Dschungel verborgen liegen. Der Park umfasst rund 400 Quadratkilometer und ist eines der Top-Touristenziele weltweit.
Auch wenn die Anlage im Laufe der Jahrhunderte stark unter Raubgrabungen und dem Diebstahl vieler Kunstwerke gelitten hat, ist sie doch einmalig. Die wertvollsten Kunstwerke hatte man schon im 15. Jahrhundert nach der Niederlage Kambujas über Umwege nach Mandalay im Myanmar (ehemalig Birma) verbracht, wo sie sich heute noch befinden. Vierhundert Jahre später schlugen europäische Forscher, Abenteurer und Händler zu, verpackten Statuen, Bronzeskulpturen und auch herausgebrochene Stücke von Reliefs in Kisten und verschifften sie nach Europa. Heute gibt es in Angkor nur noch sehr wenige originale Statuen. Was nicht gestohlen wurde, befindet sich in den Archiven der Archäologen oder im Staatsmuseum in Phnom Penh, um zu verhindern, dass auch diese letzten Stücke abhanden kommen. Kunsträuber brechen noch heute Tafeln aus den Reliefs und schlagen Figuren die Köpfe ab, um sie am Schwarzmarkt in Europa, den USA oder Japan zu verkaufen. Manche der abgesägten Köpfe hat man originalgetreu kopiert und die Figuren wieder ergänzt. Es finden zudem Restaurationen und Sicherungsmaßnahmen statt, im Wesentlichen durch internationale Hilfe und Mittel der Unesco.
Vieles wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Franzosen von der überwuchernden Vegetation befreit und restauriert, zerfallene Bauwerke aus den Originalteilen wieder zusammengesetzt. Heute arbeiten Teams aus den verschiedensten Ländern, auch aus Deutschland, hier vor Ort. Der Schwerpunkt liegt neben Forschungstätigkeiten zur Geschichte vor allem in der Erhaltung und dem Wiederaufbau der Tempel.
Wir beginnen unseren zweitägigen Besuch bei den Ruinen von Angkor Tom. Angkor heißt Stadt und Tom groß, also große Stadt. Es handelte sich um die letzte Hauptstadt des Angkor-Imperiums. Die markanten Haupttore sind mit jeweils vier Gesichtern gekrönt. Der Bau der Stadt begann gegen Ende des 12. Jahrhundert, sie bedeckte eine Fläche von etwa 900 Hektar und ist von einer 12 km langen Mauer umgeben, die von einem 100 m breiten Wassergraben umschlossen ist. Die einfacheren Gebäude wurden aus Holz erbaut, sind heute nicht mehr erhalten. Die Brücken über den Wassergraben waren mit Steinfiguren flankiert – jeweils 54 Gottheiten auf der einen, 54 Dämonen auf der anderen Seite. Erhalten sind in der etwa 3 x 3 km umfassenden Stadtmauer noch 14 Gebäudekomplexe. Zentral findet sich der Bayon-Tempel, bekannt für seine Türme mit den steinernen Gesichtern. Die Gebäudeteile sind bis zu 43m hoch. Neben dem zentralen Tempel besuchten wir noch ein paar weitere Ruinen und die Terrasse der Elefanten.Read more
Die Bedeutung von Angkor Wat für das Land zeigt sich schon darin, dass der Tempel zentraler Bestandteil der Flagge ist. Er ist nationales Wahrzeichen und auch Herz und Seele Kambodschas. Übersetzt heißt Angkor Wat “die Stadt der Tempel”. Dieser Komplex wurde vor etwa 1000 Jahren erbaut und soll die größte Tempelanlage der Welt sein. Erbaut sein soll sie in 37 Jahren durch 300.000 Menschen mithilfe von 6000 Elefanten. So jedenfalls eine Legende.
Das Areal misst inklusive des zwischen 170 und 190 m breiten Wassergrabens 1,5 x 1,3 km. Er stellt nach gängigen Interpretationen den Ur-Ozean dar, zusammen mit den zahllosen Bauten im Inneren ergibt sich ein symbolisches Bild des Universums. Im Zentrum steht der markanteste Tempel mit fünf nach Lotusblüten geformten Türmen. Der größte hat eine Höhe von 65 m.
Zahlreiche Wände sind mit steinernen Figuren dekoriert, die Tänzerinnen, die Apsaras darstellen. Alle unterscheiden sich in Details, keine gleicht der anderen. Große Galerien zeigen historische Szenen vom Leben, den Kriegen, von religiösen Geschichten und dem Schöpfungsmythos des Quirlen des Milchozeans. Angkor Wat ist der besterhaltene Bau von ganz Angkor und hat bis heute religiöse Bedeutung. Einst für den Hinduismus erbaut, dominiert jetzt der Buddhismus. Die Bauten repräsentieren den Mount Meru, das Zuhause der hinduistischen Götter.
Angkor Wat wurde vermutlich unter der Herrschaft des Königs Suryvarman II erbaut. Zu seinem Tod war der Bau aber nicht komplett fertig, er wurde eingestellt, einige Reliefs nicht fertiggestellt. Die Gebäude bestehen aus Sandstein, per Hand wurde die Steinblöcke mit einer besonderen Vorrichtung so geschliffen, dass sie ohne erkennbare Zwischenräume zusammengesetzt werden konnten. Das zeigen einige Reliefs, die den Bau darstellen.
Die meisten Khmer verließen im 15. Jahrhundert die Tempelanlage, sie wurde aber nie ganz verlassen so wie die anderen Anlagen. Anfang des 20. Jahrhunderts restaurierten die Franzosen Angkor Wat und befreiten das Areal von Erde und Vegetation. Das Monument überstand den Bürgerkrieg und die roten Khmer. Zahlreiche der Statuen wurden jedoch gestohlen oder zerstört.Read more
Zwei kleinere Tempel, den Thommamon und den Chau Say Tevoda liegen nahe Angkor Tom. Im Lauf der Jahrhunderte sind die Umfassungsmauern der Tempel weitgehend verschwunden. Während der Thommanon in den 1960er-Jahren restauriert wurde, ist der Chau Say Tevoda noch ursprünglicher, wenig restauriert.
Gegen den späteren Nachmittag sind wir auf den Bakheng-Hügel mit der gleichnamigen Tempelanlage gestiegen. Das machen viele, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Phnom Bakheng ist der hinduistischen Göttin Shiva gewidmet und auf dem 55 m hohen Hügel errichtet. Diesen Hügel wählte König Yasovaram I (889 bis 915) als Standort für den Staatstempel, es ist eines der älteren Bauwerke auf dem Areal. Ringsherum ließ er seine Hauptstadt Yasodharapura bauen, ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 4 km.
Wir genossen den Ausblick vom Hügel aus in die Landschaft und auf die Ruinen und verließen den Ort wieder, vor dem Sonnenuntergang. Auch wenn Bakheng um diese Zeit einer der meistbesuchten Orte hier ist, hält sich der Besucherandrang in Angkor doch in Grenzen. Die Besucherzahlen haben sich nach Corona noch nicht wieder ganz erholt. Segen und Fluch. Gut für die antike Stätte, sehr schlecht für die tausenden Menschen hier, die auf den Tourismus angewiesen sind – ihn zum Leben und Überleben brauchen. Das spürt man an vielen Orten deutlich.Read more
Nahe den Göttern zu sein war schon immer Ziel der Menschen. Also baute man in die Höhe, zumal auf Bergen gern die Götter wohnten. Der moderne Name Ta Keo bedeutet „Altes Kristall“, Prasat Keo entsprechend Kristall-Tempel. Ursprünglich hieß er Hemasringagiri, zu deutsch der „Berg mit goldenen Gipfeln“ und verweist auf den mythologischen Berg Meru. Der bildet gemäß der hinduistischen und auch der buddhistischen Lehre den Weltenberg im Zentrum des Universums.
Ta Keo ist bei den Pyramidentempeln hier das größte und imposanteste Bauwerk. Erbaut wurde er unter Jayavarman V. (Regierungszeit 968–1001) und König Suryavarman I. (Regierungszeit um 1002–1050) und sollte als neuer Staatstempel dienen. Im Jahr 1007 weihte man ihn dem Hindugott Shiva. Kurz vor Fertigstellung aber schlug ein Blitz ein, was als schlechtes Omen galt. Also gab man ihn auf. Einige Reliefarbeiten waren bereits fertig, die übrigen Wände jedoch blieben ungestaltet. Unter den Khmertempeln ist Ta Keo der einzige Rohbau und zeigt sehr gut die Sorgfalt, mit der die Steinquader fast fugenlos aufeinandergeschichtet wurden.Read more
Wir sind an der Tempelanlage Ta Prohm, auch Dschungeltempel genannt oder Lara-Croft-Tempel. Ersteres, weil man bei der Restaurierung bewusst darauf verzichtete, die Bäume zu entfernen. Die französischen Restauratoren beschlossen, einen Tempel in dem Zustand zu belassen, in dem sie ihn vorfanden. Die Wahl fiel auf Ta Prohm. Man entfernte und sicherte die Vegetation und die herabgefallenen Mauersteine nur soweit, dass es Besuchern möglich ist, die Anlage zu begehen. Besonders eindrucksvoll sind die Bäume, etwa eine Würgefeige oder die noch größeren, bis zu 45 m hoch werdenden Tetrameles nudiflora. Deren Wurzeln überwuchern ganze Gebäude. Das macht diesen Tempel auch zu meinem Liebling und war auch der Grund, warum man ihn als Drehort für Teile des Lara Croft-Filmes Tomb Raider mit Angelina Jolie auswählte. Lara Croft ist in dem Streifen rund um den Tempel auf der Suche nach einem mystischen Artefakt.
Beides zusammen macht ihn zu einem Fotomotiv Par Excellence und zieht die Menschen an. Sind gerade einige Reisegruppen anwesend, sollte man Geduld haben und abwarten. An manchen Foto-Spots baut sich sogar eine Warteschlange auf, die einen Schnappschuss zur Erinnerung haben möchten. Gerade als Selfie-Fotospot zählen einige Stellen hier zu den beliebtesten in ganz Angkor. Aber es gibt auch sehr schöne Stellen, die nicht dem Hauptweg folgen. Also Zeit einplanen, dann schafft man sogar Filmszenen ohne Menschen.
Errichtet wurde der Komplex im 12.-13. Jahrhundert, die gesamte Anlage umschließt rund 60 Hektar und zeichnet sich auch durch die Türme mit den mehrere Metern großen Gesichtern aus.
Zurück zu Tomb Raider. Denn es soll tatsächlich einen Schatz hier gegeben haben. So steht auf einer mit einem Relief versehenen Säule geschrieben, dass zu den Tempelschätzen des buddhistischen Ta Prohm Gold, Perlen und Seide gehörte. Allein an Gold sollen sich hier fünf Tonnen befunden haben. Weiter erzählt die Inschrift, dass hier auf dem Gelände 12.500 Mönche lebten, darunter 18 Hohepriester und 615 Tänzer. Der Tanz spielte in den damaligen Zeiten eine wichtige Rolle. Mehr dazu später.
Die äußere Begrenzungsmauer der Anlage umschließt ein Gebiet von etwa 60 Hektar, der Tempel und die ihn umgebenden Gebäude machen davon nur einen Hektar aus. Außerhalb fanden sich rund 3.140 Dörfer mit insgesamt 80.000 Bewohnern. Wie überall in Angkor waren aus Stein gebaute Gebäude religiösen Zwecken vorbehalten. Die Menschen, auch der König, lebten in Häusern aus Holz, die dem Zahn der Zeit zum Opfer fielen.Read more