• Kölschgänger

CCAA - Köln

CCAA - Colonia Claudia Ara Agrippinensium - Köln - Kölle
Wie es war und wie es ist.
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  • Kölner Brückengrün

    19. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ 🌧 5 °C

    Ihr Lieben,
    gerne präsentieren wir euch heute wieder einen Gastbeitrag von Dorothee, wir wünschen euch viel Freude beim Lesen 🙂

    Kölner Brückengrün

    Grün, grün, grün sind alle meine Kleider....
    so wird es in einem Volkslied gesungen, auf Köln umgemünzt könnte man singen grün, grün, grün sind (fast) alle meine Brücken.
    Das Brückengrün unterscheidet sich farblich schon sehr von den grünen Kleidern des Jägers aus dem Volkslied.
    Im Volksmund wird dieses Brückengrün auch Adenauergrün genannt, da Konrad Adenauer sich zur Einweihung der Mülheimer Brücke 1929 ein Patinagrün wünschte. Wer nicht weiß, was Patinagrün ist, weiß es jetzt, die Farbe der Kölner Brücken.
    Die Farbe wurde von einem Chemiegiganten im benachbarten Leverkusen speziell hergestellt, Nachmischungen werden heute im Krefelder Werk hergestellt.
    Das Chromoxidgrün gilt als besonders wetterfest und lichtfest und muss deshalb nicht ständig nachgestrichen werden, was bei einer Brücke ja schwierig wäre.
    Die Zoobrücke, 1966 eingeweiht, sollte ursprünglich in blauem oder, andere Quellen sagen, in rotem Glanz erscheinen, aber bei einer Abstimmung im Stadtrat setzte sich die "grüne" Fraktion gegen die "blau/rote" Fraktion durch.
    So erscheinen die Mülheimer Brücke, Zoobrücke, Deutzer Brücke, Severinsbrücke und die Rodenkirchener Brücke in grünem Glanz.
    Die Rodenkirchener Brücke als Autobahnbrücke fällt nicht unter Kölner Verantwortung, sondern gehört dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, aber damit das einheitliche Bild der Kölner Brücken gewahrt bleibt, ist auch diese in Adenauergrün gestrichen.
    Die Eisenbahnbrücken in Köln, Hohenzollern- und Südbrücke, sind in Besitz der Deutschen Bahn und haben eine eigene Farbgebung.
    Wer weiß, vielleicht gibt es ja irgendwann auch
    mal eine andersfarbige Brücke über die half Kölle jöck oder man bleibt beim traditionellen Adenauergrün.

    Lieben Gruß, Dorothee
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  • Barbarabrunnen in Ehrenfeld

    21. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 8 °C

    Barbarabrunnen in Ehrenfeld

    Heute stelle ich mal wieder einen Brunnen vor, und das im Januar. Nun, beim Barbarabrunnen ist es kein Problem, da es sich hier nicht um einen „wild“ sprudelnden Brunnen handelt. Es geht eher ums Aussehen und die Geschichte dahinter.

    „Entstanden vor fast 100 Jahren“

    Dieser Brunnen entstand in den Jahren 1927/30, was man ihm auch ansieht. Aber damit meine ich nicht den Zustand, der ist sehr gut für das Alter. Es ist die Art der Figuren. Sie sind sehr naturgetreu gehalten und das finde ich sehr schön. Signiert ist er mit H. Geier. Dieser war in Klettenberg ansässig und arbeitete als Maler, Werkkünstler und Bildhauer.

    „Der Brunnen optisch gesehen“

    Der Brunnen hat eine Höhe von 1,60 Meter und wurde aus Muschelkalk gefertigt. Ihr findet ihn in der Ennenstraße.

    Aber schauen wir uns das Objekt einmal genauer an. Auf einem Sockel sehen wir die Heilige Barbara vor dem schlafenden Kind stehen, sie hält einen Schuh des Kindes in der Hand.
    Hier kommt der alte Brauch ins Spiel, der Knabe ist beim Schuheputzen eingeschlafen, ihm werden Nüsse und Äpfel gebracht. Sehr hübsch sind die Details, die Gesichter sind toll herausgearbeitet, die Schuhbürste in der Hand des Kindes, sowie der Schuh, den Barbara hält, erzählen eine kleine Geschichte.

    „Die heilige Barbara“
    Sie soll sehr hübsch gewesen sein, stammte aus einem heidnischen Haus und soll viele Verehrer gehabt haben, die sie aber alle abwies. Stattdessen traf sie sich immer wieder mit einer kleinen Gruppe Christen, die damals noch im Verborgenen ihrem Glauben nachgingen. Dort bekehrte sie sich dann zum Christentum und ließ sich taufen, was ihr Vater aber nicht wusste.

    Zuvor, nur der Ahnung über das Taufvorhaben seiner Tochter vertrauend, versuchte er mit aller Macht, dies zu verhindern. So ließ er an seinem Haus einen Turm errichten und sperrte sie dort ein.

    Beim Bau des Turmes überredete sie die Bauarbeiter, drei, statt zwei Fenster einzubauen, als Symbol für die göttliche Dreifaltigkeit. Irgendwann gelang es ihr, auf einen großen Felsen zu fliehen, dieser öffnete sich und bot ihr Schutz. (Deshalb ist sie auch die Schutzpatronin des Bergbaus).

    Leider wurde sie später von einem Hirten verraten, kam in den Kerker und wurde an den Stadthalter übergeben. Dieser verfolgte die Christen, wo er nur konnte und ließ Barbara geißeln. Nachts jedoch erschien ihr Christus und heilte ihre Wunden.

    Als der Stadthalter dies bemerkte, ließ er sie verstümmeln und entstellen. So wollte er sie durch die Stadt treiben, um dem Volk eine Warnung zukommen zu lassen. Nun erschien ein Engel und hüllte den blutenden, entstellten Körper in ein weißes Gewand.

    Daraufhin gab der Stadthalter den Befehl, sie mit dem Schwert zu töten. Dies geschah durch die Hand ihres Vaters. Dieser wurde unmittelbar nach der Tat von einem Blitz erschlagen.
    Dies ist eine von vielen Legenden, die sich um die heilige Barbara ranken. So wurde der 4.12. ihr Gedenktag und es entstand ein besonderes Brauchtum. Besonders verbreitet ist die Sitte, einen Zweig eines Obstbaumes in die Wohnung zu stellen.

    Heute noch lebt diese Tradition unter den Bergleuten und kommt der Zweig gerade am Weihnachtsfest zum Blühen, so wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet. Ebenso wie eben Nüsse und Äpfel in die Schuhe der Kinder gesteckt werden.

    „Ein Brunnen, der etwas zu erzählen hat“

    Deshalb kann ich euch diesen herrlichen Brunnen auch im Winter vorstellen, denn hier steht die Legende im Vordergrund, lebendig erzählt von diesem Brunnen, den ihr euch unbedingt anschauen solltet.

    Euer Ronald
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  • Nikolaus von Verdun

    23. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ ☁️ 5 °C

    „Niemals geht man so ganz, ein kleines Stück von dir bleibt hier.“ Dieses Lied, 1987 von Trude Herr gesungen und nach ihrem Tod noch öfter in Gedenken an sie gesungen, geht mir ab und an durch den Kopf.
    Selbstverständlich meint sie es nicht materiell. Trotzdem kam mir dieses Gefühl, als ich in jungen Jahren Aushilfsjobs angenommen habe. Eine Schreinerei war damals dabei. Zusammenbauen, aufhängen, reparieren, Messebau, Ausstellungen vorbereiten, Dachböden isolieren, all das waren die Aufgaben. Überall in Köln blickte ich auf Spuren meiner Arbeit. – Keine Angst, der Geselle hat gut auf mich aufgepasst. Auf ein Werk zurück zu blicken hat doch etwas Erfüllendes, oder? Man hinterlässt ein wenig von sich.
    Sicher wissen mehr Leute auf dieser Welt, wer ich bin, als wissen, was ich alles geschaffen habe. Total klar. Aber manchmal ist es anders. Das weiß man genau, wer etwas gemacht hat, aber nicht wer er war. Zum Beispiel der Dreikönigen Schrein. Viele wissen, Nicolaus von Verdun war es. Und was wissen wir von ihm? Logisch, ein Goldschmied war er. Und jetzt findet mal bitte jemanden, der mehr weiß.
    Nicht einmal sein Geburtsjahr ist klar. Zwischen 1130 und 1140 muss es gewesen sein. Eine Zeitspanne von zehn Jahren! Es ist auch gar nicht sicher, dass er „von Verdun“ ist. Er hat eben den Namen und das lässt eben auf die Stadt in Lothringen schließen. Sicher ist das nicht.
    Einen Namen hat er sich mit seinen feinen Goldschmiedearbeiten an der Kanzelbrüstung der Stiftkirche von Klosterneuburg an der Donau gemacht. Vollendete Kunst. Auf Wunsch des Erzbischofs Philipp von Heinsberg ging er daraufhin vermutlich ab dem Jahr 1181 die Arbeit am Dreikönigen Schrein an. Und zumindest die vierzehn Propheten, Priester und Könige an den Längsseiten des Schreins sieht man als seine eigene an, höchstpersönliche Arbeit an. Der Rest des Schreins wurde in seiner Werkstatt vermutlich von seinen Angestellten gefertigt.
    Die letzten Arbeiten am Schrein fanden um das Jahr 1230 statt. Nicolaus von Verdun war zu diesem Zeitpunkt längst tot. Er selbst muss nach 1191 nach Tournai gegangen sein und den dortigen Marienschrein um 1205 fertiggestellt haben. Auch diese Arbeit ist nachweislich von ihm. Dann verliert sich seine Spur. Sein Todestag wird mit „nach 1205“ beziffert.
    Versteht ihr? Der Mensch kommt aus dem Dunkel des Nichts, erschafft ein Werk mit dem er sich auf eine Stufe mit Donatello, Michelangelo und Rodin stellt und verschwindet wieder – im Nichts. Jeder kennt seinen Namen, sein Werk. Er hinterlässt ein Stück Weltkultur, dass mehreren Millionen Menschen wohlbekannt ist und wahrscheinlich bleiben wird, aber keiner weiß etwas mehr über diese Person?
    War er sich eigentlich bewusst, was er da geleistet hat? Wie hat er auf sein Werk zurückgeblickt? Hat er zurückgeblickt? Oder hat er nur nach vorn gesehen, um das nächste Werk anzugehen?
    Unsterblich, ohne dass jemand weiß, wer du bist? Ein bisschen Gänsehaut macht mir das schon.

    Michael

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    „Niemols geiht mer su ganz, e klein Stöck vun dir bliev hee.“ Dat Leed, 1987 vum Trude Herr gesunge un noh singem Dud noch öfter en Gedenke an et gesunge, geiht mer av un an durch der Kopp.
    Selvsverständlich meint et et nit materiell. Trotzdäm kom mer dat Geföhl, wie ich en jung Johre Ushilfsjobs aangenomme han. En Schreinerei wor domols dobei. Zesammebaue, ophänge, repareere, Messebau, Usstellunge vürbereide, Daachböddem isoleere, all dat wore de Aufgabe. Üvverall en Kölle dät ich op Spore vun minger Arbeid luure. – Kein Angs, der Gesell hät god op mich opgepass. Op e Werk zoröck ze blecke hät doch jet Godes, oder? Mer hingerlööt e bessche vun sich.
    Secher wesse mih Lück op der Welt, wä ich ben, wie wesse, wat ich all gedon han. Ganz klor. Ävver mänchmol es et anders. Do weiß mer genau, wä jet gemaht hät, ävver nit wä hä wor. För e Beispill der Dreikünnige Schring. Vill wesse, der Nikelaus vun Verdun wor et. Un wat wesse mer vun im? Logisch ene Goldschmidd wor hä. Un jetz fing ens bedde einer, dä mih weiß.
    Nit ens si Gebootsjohr es klor. Zwesche 1130 un 1140 muss et gewäs sin. En Ziggspann vun zehn Johre! Et es och gar nit secher, dat he „vun Verdun“ es. Hä hät no ens dä Name un dat lööt evvens op die Stadt en Lothringe schleeße. Secher es dat nit.
    Ene Name hät he sich met singe fing Goldschmiddearbeide ab der Kanzelbröstung vun der Stefsskirch en Klusterneuburg an der Donau gemaht. Echte Kuns. Op Wunsch vum Ääzbischoff Philipp vun Heinsberg ging he drop wall av dem Johr 1181 die Arbeid am Dreikünnige Schring aan. Un zomindes die veezehn Prophete, Paafe un Künnige an die Längsigge vum Schring süht mer als sing eige, hüchspersönliche Arbeid aan. Dä Ress vum Schring woodt wahrscheinlich en singer Werkstatt vun singe Arbeidslück gemaht.
    De letzte Arbeide am Schring funge öm et Johr 1230 statt. Der Nikelaus vun Verdun wor zo dä Zigg ald dud. He selvs muss noh 1191 noh Tournai gegange sin un der Marieschring do öm 1205 fäädiggestallt han. Och die Arbeid es nohweislich vun im. Dann verliert sich sing Spor. Singe Dudesdag weed met „noh 1205“ beziffert.
    Verstoht ehr? Dä Minsch kütt usem düstere Nix, schaff e Werk, met däm hä sich op ein Stuf mem Donatello, mem Michelangelo un mem Rodin stellt un mäht sich widder durch de Kood – en et Nix. Jeder kennt singe Name, si Werk. Hä hingerlööt e Stöck Weltkultur, dat e paar Millione Minsche god bekannt es un wall blieve weed, ävver keiner weiß jet mih üvver die Person?
    Wor hä sich eigentlich bewoss, wat hä do geleis hät? Wie hät hä op si Werk zoröckgebleck? Hät hä zoröckgebleck? Ov hät hä nor noh vürre geluurt, för et nächste Werk aanzegonn?
    Unsterblich, ohne dat einer weiß, wä do bes? En bessche Gänsehugg krige ich do schon.

    Mechel
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  • Heiligenhäuschen in Elsdorf

    24. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ 🌧 1 °C

    Heiligenhäuschen in Elsdorf

    Elsdorf, ein kleiner Weiler in Köln-Porz besitzt eines der schönsten Heiligenhäuschen oder auch Wegekapellen in Köln. Zumindest ist dies mein Eindruck, als ich davor stehe. Es ist recht klein und hat doch soviel zu bieten. Ich habe euch einige Fotos dieses Kleinodes mitgebracht, damit ihr euch ein Bild machen könnt.

    Gelegen ist die kleine Kapelle im Feld, nahe des Bergerhofes, der ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes zählt und aus dem 18. Jahrhundert stammt.

    So, wie der Besucher sie heute sieht, ist sie im Jahre 1925 verändert worden. Wahrscheinlich entstand sie bereits 200 Jahre vorher dort.

    Besonders schön anzusehen ist die aus dem 19. Jahrhundert stammende Pieta, die im Inneren der Wegekapelle zu sehen ist. Draußen vor der Tür werden Kerzen aufgestellt, manchmal auch Blumen. Wahrscheinlich nicht nur für die Gefallenen, deren Namen auf Tafeln unter der Pieta zu finden sind. Vielleicht bedankt sich der eine oder andere Elsdorfer auch für eine gute Ernte, denn ringsum ist Feld. Die Elsdorfer waren seit Jahrhunderten in der Landwirtschaft tätig. Einige Höfe sind mittlerweile verschwunden, aus einem der kleinsten Kölner Stadtteile. Umso wichtiger ist der Erhalt der Kapelle der Elsdorfer Ortsgemeinschaft, die sogar zwei Bänke dort aufgestellt hat.

    Ein Blick auf den Papierkorb sagt mir, sie werden rege genutzt.
    Wenn ihr also einmal nach Köln-Porz-Elsdorf fahrt, besucht dieses Heiligenhäuschen auf jeden Fall.

    Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • St. Pantaleon

    24. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ ❄️ 1 °C

    St. Pantaleon - jede Kirche hat ihre Geschichte

    Heute nehme ich euch mit zu einer der wenigen großen romanischen Kirchen, über die ich noch nicht geschrieben habe. Mich persönlich faszinieren besonders die sehr alten, aus dem Mittelalter stammenden oder noch älteren. Wobei die mittelalterlichen Kirchen sehr oft auf noch bestehenden Fundamenten ihrer Vorgängerkirchen gebaut wurden. Vielen von ihnen wurden im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und bekamen ihre Größe, so wie wir sie heute kennen, erst dadurch. Was aber alle diese Bauwerke gemeinsam haben, ist eine eigene Geschichte. So auch hier...

    "Am Anfang"

    Bei dieser Kirche verbinden sich meine beiden "Leidenschaften", die Römerzeit Kölns und das Mittelalter. Denn hier an diesem Ort, wo diese Kirche steht, befand sich einst ein römischer Gutshof, der zu jener Zeit natürlich noch außerhalb Kölns lag. Man vermutet, dass dieser von den Franken im 4. Jahrhundert zerstört wurde, während der Eroberung Kölns. Etwa 500 Jahre später erst taucht hier in den Erzählungen ein weiterer Bauernhof auf, dem auch schon eine Kirche angeschlossen war, die dem heiligen Pantaleon geweiht war. Dieser Hof gehörte dem Kölner Dom an und war für die Kerzenbeleuchtung in diesem zuständig. Wenn man nun Kölner Dom liest, hat man automatisch die Bilder unserer heutigen Kathedrale vor Augen und ich versuche mir gerade vorzustellen, wie es im damaligen alten Kölner Dom wohl aussah...

    "Zehntes Jahrhundert"

    Dieses Jahrhundert war nun für unsere Geschichte heute das bedeutendste. Im Jahre 957 entstand hier unter Erzbischof Bruno ein Benediktinerkloster. Bruno war der Bruder Kaisers Ottos I., dessen Familie im weiteren Verlauf noch eine Rolle in der Geschichte dieser Kirche spielen wird. In seinem Testament stellte er den Großteil seines Geldes dafür zur Verfügung, dass diese Kirche neu gebaut werden konnte. Bruno starb 965 und erlebte die Fertigstellung und Weihe der Saalkirche, die St. Pantaleon einst war, im Jahre 980, nicht mehr mit. Er wurde aber hier bestattet und seine Grabstätte findet sich in der Krypta der Kirche. Kurz am Rande: diese Saalkirche befindet sich an der Stelle des heutigen Mittelschiffes.

    "Veränderungen"

    Jetzt kommen wir zu den bereits angesprochenen Umbauten. St. Pantaleon bestand ursprünglich nur als Saalkirche, also nur aus dem Mittelschiff. Das Westwerk der Kirche wurde in den Jahren 984 bis 1002 errichtet. Auf dessen Emporen nahmen seinerzeit die Reichen Platz, hin und wieder auch der Kaiser mit seiner Begleitung. Die Seitenschiffe entstanden dann im 12. Jahrhundert.

    Ein besonders faszinierendes Werk ist der gotische Lettner, der den dem Westwerk gegenüberliegenden Chor vom Mittelschiff trennt. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde dieses Kunstwerk, anders möchte ich dieses hier nicht nennen, vom Abt Johannes Lüninck in Auftrag gegeben. Da sich sein Wappen in der Mitte findet, geht man davon aus, dass er auch für die Kosten aufgekommen war.

    Leider kam auch diese Kirche im zweiten Weltkrieg nicht ohne Blessuren davon. Das wunderschöne Netzgewölbe, dass es hier einst gab, wurde zerstört und aus Kostengründen auch nicht wieder aufgebaut. Architekt dessen war Christoph Wamser. In St. Mariä Himmelfahrt, die ebenfalls vom selben Architekten erbaut wurde, findet sich übrigens ein ähnliches Netzgewölbe. Als Ersatz entschied man sich damals für eine Flachdecke.

    "Kaiser Otto"

    Derer gab es drei. Der erste, eben erwähnte, war der Bruder des Erzbischofs Bruno. Otto der II. war mit Theophanu verheiratet, einer Prinzessin byzantinischen Ursprungs. Leider währte diese Ehe nicht all zu lange, denn Kaiser Otto II. starb bereits 983, nur 11 Jahre später. Der Sohn der beiden war noch zu jung, um zu regieren und so übernahm Theophanu die Amtsgeschäfte für Otto III., ihren Sohn für die nächsten 10 Jahre. Die Kirche St. Pantaleon lag ihr besonders am Herzen. Erzbischof Bruno, der Onkel ihres Mannes, hatte ja, wie weiter oben bereits beschrieben, seinerzeit großen Anteil am Neubau der Kirche gehabt. So war es ihr Wunsch, nach ihrem Tod in dieser Kirche bestattet zu werden, was auch 991 so geschah. Allerdings wurden ihre Gebeine mehrfach umgebettet und ihre wirklich letzte Ruhe fand sie im Jahre 1965 in einem Sarkophag aus weißem Marmor, an dem von ihr bestimmten Platz in dieser außergewöhnlichen Kirche.

    Besucht sie doch einmal, in einer wieder besseren Zeit. Den Erzbischof und die Kaiserin. Ich wünsche euch schon heute einen schönen Besuch in St. Pantaleon.

    Bis bald, eure Ramona
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  • Die Holzfahrt des Marsilius

    30. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ 🌧 2 °C

    Vierkaiserjahr in Köln

    Es begab sich im Jahre 69 nach Christus, dass ein Jahr nach Kaiser Neros Tod sich mehrere Rivalen um den Thron im römischen Imperium zankten. Wobei zanken etwas untertrieben klingt. Die römischen Heerführer fochten blutige Bürgerkriege untereinander aus. Auch der römische Statthalter in Köln mit Namen Vitellius sah seine Chance gekommen. So ließ er sich in Köln von den dort stationierten Legionen am Rhein zum Kaiser ausrufen. Aber wieso meuterten die Legionen am Rhein?

    Ein Grund war, dass der neue Kaiser Galba bei seinem Amtsantritt den Legionen am Rhein nicht den Geldbonus zahlte, den andere Legionen erhalten hatten. Galba hatte die Truppen am Rhein schlichtweg nicht bedacht.

    Nach einem Jahrhundert, in dem Kaiser kamen und gingen, wurde von jedem Legionär erwartet, eine saftige Bonuszahlung zu bekommen, wenn ein neuer Kaiser sein Amt antrat. Das Leben in der Legion war eh kein Zuckerschlecken.
    Und jetzt auch noch das!

    Wenn der neue Kaiser im fernen Rom ihnen nicht den Respekt entgegenbrachte, den sie verdienten, suchten sie sich einen anderen, der dies tat. Vitellius spürte diese Stimmung und nutzte sie erfolgreich aus. Mit einer Parade durch die Stadt proklamierten sie ihn als neuen Kaiser. Glückselig führte ihn die Parade wohl auch über die antike Hohe Straße. Dabei soll er aus dem örtlichen Tempel des Mars gar das Schwert des inzwischen vergöttlichten Cäsars erhalten haben.

    Für Köln bedeuteten die folgenden Wochen, dass in der jungen Stadt reger Betrieb herrschte. Truppen aus der ganzen Region waren in und um Köln versammelt. Man wollte ja in den Krieg ziehen nach Italien. Die Aussicht auf Gold und andere Reichtümer ließ auch die Legionen aus Britannien, Gallien und Spanien zu Vitellius stoßen.

    Marsilius

    Bis hierhin ist nahezu alles bisher geschriebene historische Wirklichkeit. Aber was wäre die Geschichte unserer Stadt ohne eine Sage? Hier kommen wir zum tapferen Kölner Bürger Marsilius.

    Marsilius war ein ehemaliger römischer Hauptmann und nun pensionierter Veteran, der sich nach seinen aktiven Jahren im Militär in der römischen Kolonie Köln niedergelassen hatte. Wie viele seiner Kameraden waren sie mit Mitte 40 in den Ruhestand getreten und hatten sich in der neuen, jungen Stadt am Rhein niedergelassen. Für ihre treuen Dienste hatten sie entweder Geld oder Land in der Region erhalten. Auf dieser Grundlage würden sie den Rest ihres Lebens als Kaufleute oder Bauern leben und vielleicht sogar nebenbei eine Familie gründen.

    Was ist für junge Eltern am wichtigsten? Natürlich ein gutes und gesundes Umfeld zu haben, um die Kinder aufzuziehen.

    Einen Usurpator (jemand, der widerrechtlich etwas in Besitz nimmt, bzw. die Macht an sich reißt) in offener Revolte gegen das damals mächtigste Reich der bekannten Welt in der eigenen Stadt zu haben, ist jedoch nicht das, was man sich als fürsorgliche Eltern wünscht.

    Marsilius wollte, dass Vitellius und seine Legionen aus Köln verschwinden. Bald hatte er viele Menschen in Köln von seinem Anliegen überzeugt. Mit deren Unterstützung heckte Marsilius einen Plan aus:

    Die Holzfahrt

    Alle Legionen von Vitellius waren in schnell errichteten Lagern außerhalb von Köln stationiert. Vitellius verließ oft im Morgengrauen die Stadt, um seine Truppen zu inspizieren.

    Also ließen die Kölnerinnen und Kölner an einem Morgen, nachdem Vitellius aufgebrochen war, die Stadttore verriegeln. Nun konnte Vitellius die Stadt nicht mehr betreten. Eben jene Stadt, die er als Hauptquartier nutzte. Nicht mal ins Prätorium, seinem Statthalterpalast, konnte er hinein. Wie sollte Vitellius die Macht im römischen Reich erobern, wenn er nicht einmal in seiner eigenen Stadt herrschen konnte? Es war eine Blamage!

    Erzürnt über diesen in seinen Augen deutlichen Verrat befahl Vitellius, die Stadt zu belagern. Marsilius und seine Mitbürgerinnen und Mitbürger hatten sich jedoch auf diese Reaktion vorbereitet. Sie hatten im Vorfeld heimlich Lebensmittel, Wasser und andere Vorräte eingelagert. Aber ausgerechnet ausreichend Brennholz hatte man vergessen. Zuerst bediente man sich mit Fensterläden, Türen, und Möbeln. Aber auch dieser Vorrat ging schnell zur Neige.

    Jede andere Stadt hätte bei dem Mangel an einem so wichtigen Rohstoff bald kapituliert. Aber Marsilius war schlau. Er befahl allen Kölnerinnen, sich als Soldaten zu verkleiden. Sie sollten so tun, als würden sie eine Abordnung von Holzfällern bewachen. Geplant war, aus einem Stadttor auszufallen und vorzugeben, zu einem nahen gelegenen Walde zu marschieren. Dabei benutzten sie Karren, die ganze Bäume hinter sich herzogen. Dies sollte so viel Staub aufwirbeln, um bei den Römern den Eindruck zu erwecken, die gesamte bewaffnete Kölner Bürgerschaft würde zum Holzschlagen losziehen.

    Als Vitellius und seine Legionäre diese Abordnung aus der Stadt traten sahen, jubelten sie. Endlich eine Chance, der rebellischen Stadt und ihrer Bürgerschaft eins auszuwischen. Vitellius und seine Truppen stürmten sofort auf den Wald zu. Genauso wie es Marsilius geplant hatte. Die Römer bemerkten in ihrer Raserei nicht, dass sich auf der anderen Seite der Stadt Marsilius und der Großteil der verbliebenen Männer für einen Überraschungsangriff versammelt hatten. Unter ihnen waren zahlreiche Veteranen, wie es auch der Bürger Marsilius war.

    In einer Zangenbewegung kesselten jeweils Marsilius und seine Männer auf der einen Seite und die Frauen auf der anderen Seite Vitellius und seine Leibgarde ein. Es stellte sich schnell heraus, dass die Frauen Kölns genauso tapfere Krieger wie ihre Männer waren. Völlig überrumpelt brach unter den Truppen des Vitellius das Chaos aus. Die Kölner Bürgerschaft fackelte nicht lange und nutzte die erste Chance, die sich ihnen bot, um Vitellius gefangen zu nehmen. Denn eine längere Schlacht hätten selbst die tapfersten unter ihnen wohl nicht überlebt.

    Als die übrigen Truppen von Vitellius sahen, dass ihr proklamierter Kaiser und Heerführer gefangen genommen war, stellten sie umgehend den Kampf ein. Denn ein gefangener Kaiser kann ihnen ebenfalls kein Geld mehr zahlen. Für so jemanden ist es nicht wert, zu kämpfen oder zu sterben.

    Vitellius wurde umgehend auf das Forum in Köln geschleppt. Der Henker war schon bereit, Vitellius den Kopf abzuschlagen, als Marsilius eingriff. Wenn sie Vitellius jetzt auf der Stelle töteten, wären seine Truppen ohne Führung und immer noch ohne Sold. Sie würden dann wahrscheinlich wieder zu den Waffen greifen, um die Stadt nach Reichtümern zu plündern. Fraglich, ob Köln beim nächsten Mal wieder so glimpflich davon käme.

    Also schlossen sie einen Deal mit Vitellius, der, immer noch in Erwartung seines eigenen Todes, ein Häuflein Elend war. Der Usurpator gab der Stadt Privilegien und eine Wiedergutmachung. Vor allem musste er aber das Versprechen geben, mit seinem Heer umgehend abzumarschieren, was Vitellius auch tat.
    Aber das ist die Sage des tapferen Kölner Bürgers Marsilius. Laut der Sage lebte er weiterhin in Köln und war zu seiner Lebzeit der meist geachtete Bürger. Angeblich war sein Grab nahe St. Aposteln, sein angebliches Grabmal, der Marsiliusstein, entpuppte sich in der jüngeren Forschung als Überbleibsel der Eifelwasserleitung. Die Überreste des Aquäduktes wurden bereits im 18. Jahrhundert bei Bauarbeiten abgerissen.

    Aus meiner Sicht ist es daher schon etwas traurig, dass die Geschichte des Marsilius völlig frei erfunden und in keiner Weise wahr ist. Und was ist mit seinem Widersacher geschehen? Der historisch belegte Vitellius wurde noch im gleichen Jahr in Rom ermordet. Auf absolut unwürdige Weise. Als die Häscher seines Rivalen Vespasian ihn im Kaiserpalast suchten, fanden sie ihn kauernd in einer Hundehütte. Das Schwert des Cäsars hatte ihm wohl kein Glück gebracht.

    Bis heute gibt es eine Steinfigur des Marsilius über einer Tür an der Ostfassade am Gürzenich, gleich neben einer anderen Statue des großen Marcus Agrippa. Beide haben glücklicherweise die Bomben des Zweiten Weltkriegs überlebt. Die Steinfigur misst um die 1,50 Meter und stammt aus dem 15. Jahrhundert. So verwundert es auch nicht, dass der römische Hauptmann in einer zeitgenössischen Rüstung des Spätmittelalters dargestellt ist. Längst verwittert ist ein dazugehöriger Schriftzug unter der Steinfigur. Dort soll einst gestanden haben:

    „Marsilius Heyden ind der sere stoultze behielde Coelne ind sy voiren tzo houltze.“ Aus dem Westmitteldeutschen übersetzt heißt das ungefähr: „Der Heide und stolze Marsilius hielt Köln (Anm.: gegen äußere Feinde) und sie fuhren zum Holze.“ In christlicher Zeit feierte man in Köln eine Zeit lang jeden Donnerstag nach Pfingsten den Sieg des Marsilius mit einem Fest.
    Und ich glaube, ein Glasfenster im Kölner Dom zeigt den Marsilius auch. Ich muss das Fenster bei meinem nächsten Besuch im Dom unbedingt finden. Es soll sich im nördlichen Seitenschiff bei den Fenstern aus dem 16. Jahrhundert befinden.

    Euer Willem
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  • Die Panzerwaschanlage

    31. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 1 °C

    Die Panzerwaschanlage

    Mitten im Naturschutzgebiet der Wahner Heide, welche an dieser Stelle der Ortschaft Altenrath (Troisdorf) im Rhein-Sieg Kreis zuzuordnen ist, findet man ein "komisches Gebilde". Bis zur "Grenze" zu Wahn ist es nicht weit. Man kann von dort den Kölner Dom sehen und die Troisdorfer und Wahner Heide fließen ineinander.
    Zur Zeit sind nur wenige Meter von der Panzerwaschanlage viele Flugzeuge abgestellt, die wegen der Pandemie nicht fliegen.
    Doch zurück zum "Gebilde". Was zunächst aussieht wie eine Art sehr fremdartiger Schienen, stellt sich dann als Rüttelspur der ehemaligen Panzerwaschanlage des Camps Major Legrand, Altenrath heraus.
    Eingebunden in die Natur der Heide, haben auch schon allerlei Tierarten sich dort niedergelassen.
    Als die Belgier ihre militärischen Übungen auf der Heide absolvierten, fuhren die Panzer nach dem Manöver auf diese Spur und wurden dort gesäubert, bevor sie auf die angrenzende Kölner Straße durften.
    Diese Fahr- bzw. Rüttelspur wurde aus Betonblöcken mit Stahlbeschlag gefertigt. Daneben hat sich ein Biotop gebildet, wo es allerlei Amphibien zu beobachten gibt. Wenn man genug Zeit dort verbringt, kommt auch schon mal eine Ringelnatter daher. Es ist dort also aus mehreren Gründen spannend und lehrreich zugleich. Auch eine fleischfressende Pflanze hat sich im Wasser angesiedelt.
    Überhaupt lohnt sich ein Besuch der Wahner Heide, auch für Planespotter, denn die Flugzeuge sind meist direkt über einem.
    Ich habe an einem Sonntagvormittag einmal ganze Horden von Rotwild und Kröten, Salamander und Libellen dort gesehen. Natur pur! Dies ist auch der Grund, warum die Panzerwaschanlage erhalten blieb, denn dort wurde der seltene Kammmolch heimisch. Die Rückbauten des Camps wurden deshalb hier nicht ausgeführt.
    Wie wunderbar! Denn so blieb uns ein Relikt erhalten, welches nun Menschen und Tiere interessiert.
    Übrigens liebe Wanderer/Besucher, das Fehlen von Mülleimern ist dort Absicht. Denn... nehmt den Müll bitte wieder mit zu euch nach Hause. Dort würden nur Tiere darin wühlen und einige dieser oft seltenen Spezies würde der Müll krank machen.

    Einen schönen Sonntag wünscht euch, Elisabeth
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  • Entgen Lenarts - Das Hexenkind von Köln

    31. tammikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 0 °C

    Entgen Lenarts - Das Hexenkind von Köln

    Ihr ahnt es vielleicht schon...es zieht uns heute in eine düstere Zeit. Köln gehörte neben anderen Städten zu jenen Orten, an denen die Hexenverfolgung besonders schlimm war. Zu jener Zeit, um die es jetzt geht, war die schlimmste Phase dieses aus heutiger Sicht gesehenen Wahnsinns bereits vorbei, jedoch kam es immer wieder noch vor, dass Menschen verbrannt wurden. Auch Kinder...

    Ihr fragt euch jetzt, Kinder? Wirklich? Ja, die Grausamkeit kannte wohl damals keine Grenzen. Selbst vor einem 10jährigen Mädchen machte sie nicht Halt. Der Name des Mädchens war Entgen Lenarts und ich erzähle euch ihre Geschichte...

    "Entgen"

    Wir befinden uns im Köln des Jahres 1653...ein kleines Mädchen, 10 Jahre alt, lebt mit ihren beiden kleinen Geschwistern in den Straßen Kölns. Leben müssen sie von Erbetteltem. Kein Zuhause, keine Eltern. Der Vater vor Jahren von einem Rittmeister erschossen, die Mutter weggezogen zu einem anderen Mann, der die Kinder aber nicht haben wollte. Ist sowas vorstellbar? Für mich nicht, was haben diese Kinder erlitten...meine Geschichte heute dreht sich um die älteste der drei Kinder, die nun für ihre Geschwister mit sorgen musste und für sie verantwortlich war, um oben genannte Entgen.

    Sich in diesem zarten Alter um jüngere Geschwister zu kümmern, nein, kümmern zu müssen, ist eine Bürde, die das Mädchen kaum tragen kann. So flüchtet sie sich in Tagträume, in Fantasien, in denen ihre Mutter noch bei ihr ist. Nichts Böses ahnend, erzählt sie anderen Kindern davon. Neugierig, wie das gehen soll, schildert Entgen "ihre Wahrheit". Die Mutter besucht sie in Form einer Katze, denn sie ist eine große Hexe. Weiterhin erzählt sie, dass ihre Mutter ihr auch die Kunst der Magie beigebracht hätte.

    "Hexenfantasien"

    Wie verhängnisvoll dieses Äußerungen sind, muss Entgen bald erfahren, denn diese sprechen sich herum. Wie gesagt, wir befinden uns mitten im 17. Jahrhundert, heute würden die Erwachsenen wohlwollend lächeln und das Kind in seinem Glauben lassen, es als Spiel abtun. Nicht so damals...es dauert nicht lange und Entgen wird verhaftet und vernommen. Was sie nun tut, ist ihr Todesurteil. Denn anstatt nun zu sagen, dass sie sich das nur ausgedacht hat, um sich ihrer Mutter näher zu fühlen, was dem Spuk vermutlich ein Ende bereitet hätte, baut sie dieses Gespinst immer weiter aus. Sie erzählt, dass sie mit ihrer Mutter oft beim Hexentanz gewesen wäre, wo sie - natürlich - hingeflogen sind.

    Des Weiteren erzählt sie, dass ihr bei einer ihr vom Teufel persönlich aufgetragenen Arbeit ein Missgeschick widerfahren sei und er sie daraufhin verprügelt hat. Das schlimmste aber, was sie nun sagt und was vermutlich letztendlich den Ausschlag gegeben hat, war die Aussage, sie hätte mit ihrem Blut einen Vertrag unterschrieben, in welchem sie ihre Seele verkauft und Gott abschwört, ebenso den Heiligen und wie sie einen Zauber an ihrem Bruder angewendet hat. Sie erzählt immer weiter, verstrickt sich immer tiefer...

    "Die Verurteilung"

    Den Beamten ist "die Teufelsgespielin" unheimlich und sie glauben fest, dass Entgen eine Gefahr für die Allgemeinheit ist. Die Empfehlung, sie zum Tode zu verurteilen, kommt vom Erzbischof Maximilien von Bayern, der das Urteil am liebsten sofort vollstreckt sehen würde. Dennoch dauert es zwei Jahre, in denen das Mädchen im Kerker sitzt. Denn die Schöffen sind sich uneinig. Was tun? Das Recht verbietet es, Kinder hinzurichten und der Gedanke widerstrebt ihnen trotz allem, was sie gehört haben. Der Erzbischof jedoch bleibt dabei.

    Entgens Prozess unterliegt nun nicht dem üblichen Recht, sondern es findet ein Hexenprozess statt und nach dessen Recht dürfen auch Kinder "Opfer" einer Verurteilung zum Tode werden. So geschieht es...am 18. Februar 1655 findet Entgen Lenarts Leben auf Melaten ein Ende. Bevor ihre Leiche auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird, wird sie enthauptet...
    Entgens Hinrichtung war die letzte Vollstreckung eines zum Tode verurteilten Menschen in einem Hexenprozess in Köln. Verurteilungen gab es demnach noch aber diese Menschen endeten nicht mehr auf dem Scheiterhaufen.

    Die "Seuchen" der damaligen Zeit, die Hexenverfolgung, Foltereien und brutalste Hinrichtungsarten waren grausam und ich möchte in dieser Zeit nicht gelebt haben. Wer weiß, bei jenem Angstglauben damals hätte es jeden treffen können, auch mich. Ob ich allerdings in der heutigen Zeit gut aufgehoben bin, da bin ich mir auch nicht wirklich sicher.

    Passt auf euch auf und bleibt gesund, eure Ramona
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  • Agrippa und Augustus

    3. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ 🌧 7 °C

    CCAA – Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Ich bin kein Lateiner, aber es heißt ja übersetzt in etwa „Claudische Kolonie und Opferstätte der Agrippinenser“. Wartet ab, wie das auf Kölsch aussieht. Mir graut jetzt schon.
    „Claudisch“ bezieht sich ja auf Kaiser Claudius, der unsere Ubiersiedlung auf Drängen von Agrippina der Jüngeren in den Status der Kolonie erhob. Das hat zur Folge, dass wir Agrippina immer als Mutter von Köln feiern.
    Dabei haben eher - hier im Bild - Winnetou und Old Shatterhand dafür gesorgt, dass hier etwas geht. Jetzt werde ich zu salopp? Mag sein. Manchmal muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen. Aber die Geschichte von Augustus und Agrippa, Agrippinas Großvater, ist die Geschichte von Freundschaft, gemeinsamen Kampf und am Ende Blutsbrüderschaft:
    Die Iden des Märzen im Jahr 44 vor Christus (v. Chr.). Wir wissen passiert. Gaius Julius Caesar wird während einer Senatssitzung von einer Gruppe Senatoren, die sich um Gaius Iunius Brutus und Gaius Cassius Longinus gebildet hat, mit 23 Messerstichen ermordet. Ein Komplott!
    Erbsohn des Caesar ist Gaius Octavius, der 63 v. Chr. geboren ist. Dieser hat einen richtig guten Schulfreund, den einen Jahr jüngeren Marcus Vipsanius Agrippa. Beide gerade noch Halbstarke, befinden sich an diesem Tag zusammen an der Adriaküste, als Gaius Octavius versteht, dass er eingreifen muss, wenn er seinen Machtanspruch durchsetzen möchte. Eingreifen in einen brutalen Machtkampf, zwischen mächtigen Caesar-Anhänger und dessen Mördern. Ernst genommen und überhaupt wahrgenommen wird er am Anfang von keinem. Aber er setzt sich im Jahr 42 v. Chr. durch, gewinnt durch geschickte Politik und gut geführte Schlachten an Macht und wird im Jahr 27 v. Chr. zum „Augustus“ erhoben, Alleinherrscher.
    Stets an seiner ist Agrippa. Er ist ein sehr geschickter Feldherr und gebildeter Verwaltungsspezialist ist. Ihm gelingt es, sich vom einfachen Ritterstand seines Vaters zu lösen und in einem Römischen Reich, in dem die Blutlinie meist mehr zählt als die Fähigkeiten, der zweitmächtigste Mann hinter Augustus zu werden. An seiner treuen Ergebenheit ändert dies nie etwas. Im Gegenteil, Agrippa trennt sich sogar von seiner Frau Octavia, um Julia, die Tochter des Ausgustus zu heiraten. Was ist da schon ein Ritz mit dem Messer und das Aufeinanderpressen der Unterarme?
    Ausgelastet hat ihn das wohl nicht. Kurz nach der Machtergreifung des Augustus, ist Agrippa vermutlich in den Jahren 38/39 v. Chr. hier bei uns Niedergermanien. Er erkundet das Land mit dem Ziel, das römische Reich hier zu festigen. Die römische Macht hier war alles andere als gesichert. Gerade erst im Jahr 55 v. Chr. überqueren sie das erste Mal den Rhein.
    Sein Schachzug ist bekannt. Er findet hier diese erhöhte Stelle am Rhein, die strategisch günstig gelegen ist. Hier, wo wir 2060 Jahre später gemütlich sitzen und auf unsere Computer eintippen und uns vor merkwürdig abstrakten Gefahren fürchten, ist die Sicherung der Kolonie ein konkretes Problem.
    Glücklich ist da, dass die Ubier, den germanischen Stämmen zu römerfreundlich ist. Diese greifen ihn ständig an, so dass die Ubier immer mehr unter Druck geraten. Im Jahr 18 / 19 v. Chr. nutzt Agrippa diese Lage und zwingt sie in ein Bündnis mit Rom – oder gewährt ihnen Schutz. Wie auch immer, ohne diese beiden Blutsbrüder wäre hier… …nicht Köln.
    Das ist doch spannender als „Winnetou und Old Shatterhand“! Was wäre das ein Kassenschlager.

    Michael

    -

    CCAA – Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Ich kann jo kei Lating, ävver üvversetz heiß dat wall „De Kolonie vum Claudius un Offerstell vun de Agrippinenser“.
    „Vum Claudius“ steiht do wäge dem Kaiser Claudius, dä uns Ubierdörp dä Status „Kolonie“ gov, weil im dat Agrippina luuter esu op de Nöss gegange es, dat et dat esu han mööch. Und deswäge es et för uns dee Mutter vun Kölle.
    Dobei han jo ihter – hee em Beld – der Winnetou un der Old Shatterand doför gesorg, dat hee jet loss es. Jetz weede ich zo läppsch? Mag sin. Manchmol muss ich mir dä Vörwurf gefalle looße. Ävver dat Kreppche vum Augustus un vum Agrippa, dem Großvatter vum Agrippina, es e dramatisch Verzällche vun Fründschaff, vum Kamf, Sigg an Sigg un am Engk vun Blodsbröderschaff.
    De Iden vum Määz em Jahr 44 vür Chresstus (v. Chr.). Mer wesse wat passeet. Der Gaius Julius Caesar weed bei ener Sitzung vum Senat vun ener Grupp Senatore, die sich öm der Gaius Julius Brutus un der Gaius Cassius Longinus gebildt hät, met 23 Messersteche avgemurks. E Komplott!
    Der Ervsonn vum Caesar es der Gaius Octavius, dä 63 v. Chr. gebore es. Dä hät ene richtig gode Schullfründ, der Marcus Vipsanius Agrippa, dä ei Johr jünger es. Beids sin grad noch Lällbäcke, han bestemmp vill Dress em Kopp un sin an däm Dag an der Adriaküss, wie der Gaius Octavius kapeet, dat hä engriefe muss, wann hä singe Maachaansproch durchsetze mööch. Engriefe en ene brutale Maachkamf zwesche mächtige Caesar-Aanhänger un de Mörder vum Caesar. Ääns genomme un üvverhaup wohrgenomme weed hä zoeesch vun keinem. Ävver hä setz sich em Johr 42 v. Chr. durch, gewennt durch gewetzte Politik un Schlaachte, die god gefoht sin, an Maach un weed em Johr 27 v. Chr. zum „Augustus“ erhovve, Alleinherrscher.
    Luuter an singer Sigg es der Agrippa. Hä hät e Hängche för et Kreegshandwerk un es ene gebeldte Spezialiss för de Verwaltung. Im flupp et och, dat hä mih weed wie nor Ritter, wie singe Papp eine es. Hä weed, en enem Ömfeld, wo de Herkunf mih zällt wie et Künne, dä Kääl, dä die zweitmieste Maach hingerm Augustus hät. Hä bliev im ävver trotzdäm ene treue Fründ un noch mih! Hä trennt sich vun singer Frau, dem Octavia, öm et Julia, de Doochter vum Augustus zo hierode. Wat es do ald ene Retz mem Metz un et Openanderdröcke vun Ungerärm?
    Domet hät hä ävver och noch nit genog ze dun gehat. Koot nohdäm der Augustus et Regalt hät, es der Agrippa vermodlich en de Johre 38/39 v. Chr. hee bei uns en Niedergermanie. Hä erkundt et Land un hät em Senn, et römische Rich hee ze festige. De römische Maach hee wor nit grad gewess. Eets em Johr 55. v. Chr. kome der Römer et eetse Mol üvver der Rhing.
    Si Schachzog es bekannt. Hä fingk die jet hühere Stell am Rhing, die strategisch god litt. Hee, wo mer 2060 Johre späder gemödlich setze un op uns Computere entippe un uns Sorge öm avstrakte Gefahr maache, hät Rom met der Secherung vun der Kolonie konkreete Brasel.
    Glöcklich es do, dat die Ubier, de andere germanische Stämme zo römerfründlich es. Die griefe de Ubier am laufende Meter aan, esu dat de Ubier luuter mih unger Drock kumme. Em Johr 18/19 v. Chr. nötz der Agrippa die Lag un zwingk se en e Pak met Rom – ov deit inne Schotz gewähre. Wie och immer. Wann et die Blodsbröder nit gegovve hätt, wär hee… …nit Kölle.
    Dat es doch spannender wie „Winnetou un Old Shatterhand“! Wat wör dat ene Stroßefäger.

    Mechel
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  • Rund um die Porzer Treppe

    7. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ 🌧 1 °C

    Man nennt sie auch die Rathaustreppe, die mittlerweile... endlich...renovierte Treppe. Gelegen am Friedrich-Ebert-Ufer, hinter dem historischen Porzer Rathaus, welches ebenfalls ein echter Hingucker ist. Errichtet wurde es 1910. Die Treppe kam etwas später in den 30er Jahren. So zählt die Porzer Treppe mit seinem Kriegerdenkmal und dem Pavillon zu den Schmuckstücken des Ortes.

    Südlich sieht man den Kirchturm von Zündorf, wenn man am Porzer Rheinboulevard die Treppe nutzt.

    In der Nähe befindet sich auch das Schöffenkreuz von 1667(Foto).
    Geht man die Treppe abwärts zum Rhein herunter, sieht man eine liegende Löwenskulptur (Foto) die ebenfalls aufwendig gesäubert und restauriert wurde. Sie wacht sozusagen über die Gedenktafel für die Porzer Gefallenen des 1. Weltkriegs. Die Inschrift klingt für die heutige
    Zeit etwas "fern".

    Es spricht der Stein - es hört der Rhein.
    Von unseren Helden Allen.
    Ein Deutscher Kern ist Heimatfern.
    Für uns im Krieg gefallen.
    Die dankbare Gemeinde Porz

    Der Pavillon und die Porzer Treppe bilden praktisch ein einheitliches Ensemble und sorgen für ein gewisses Flair in Porz am Rhein. Eigentlich sind es sogar 2 Treppen, die rechts und links zur Skulptur herabführen. Danach geht es mit einer Treppe weiter Richtung Rhein.
    Schaut doch mal vorbei, in Porz am Rhein.

    Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • Säulenbrunnen Niehl

    8. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ☁️ -2 °C

    Der Säulenbrunnen in Niehl

    Heute habe ich mal wieder einen Brunnen, oder, ich sollte besser sagen, einen Ex-Brunnen für euch. In Betrieb ist er leider nicht mehr, und sehr auffällig ist er auch nicht. Aber trotzdem stelle ich ihn der Vollständigkeit halber vor, denn vielleicht gibt es ja doch den einen oder anderen, der hier vorbeiläuft und sich fragt, was das für ein “Teil“ ist.

    Mir ging es jedenfalls so, zumal ich in direkter Nähe dazu wohne.

    Er steht an der Friedrich-Karl-Str. in Niehl, unmittelbar neben einem griechischen Restaurant. Dort ist ein kleines Beet angelegt, und mittendrin steht der Brunnen.

    Wir sehen eine alte, etwas verwitterte Stele inmitten von Pflastersteinen. Dies war früher ein Brunnen, das Wasser rieselte hier an der Säule herunter und am Fuß der Steine sprudelte es sanft aus einer Quelle.

    Die vulkanische Basaltsäule soll einige Philodendronblätter zeigen, die organisch mit dem fünfeckigen Basaltblock eins geworden sind.

    Aufgestellt wurde er 1985 von Stefan Laskowski. Es war eine Stiftung des Gerling-Konzerns. Sicherlich kein herausragender Hingucker. Aber ihr kennt mich mittlerweile, wenn ich so etwas sehe, ist meine Neugierde geweckt. Auch für diese kleinen vergessenen Dinge steht Kölschgänger.

    Euer Ronald
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  • Alter Markt - Heumarkt

    9. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ -5 °C

    "Alter Markt"

    Zum Ende des 10. Jahrhunderts hin wurde der Alter Markt (Mercatus coloniae) erstmals urkundlich erwähnt. Damals war es noch nicht so wie heute, dass jeder Platz für sich war. Es gab einen großen Platz im Herzen der Stadt, in dessen Mitte sich der Alter Markt befand. Eins der historischen Gebäude, neben dem Rathaus, ist das heutige "Gaffel-Haus". Dort wurde damals mit Äpfeln gehandelt, daher hatte es den Namen "Zur Britzele am Apfelmarkt" erhalten. Allerdings wurde hier mit sehr viel mehr gehandelt, als nur mit Äpfeln. Im Jahre 1424 soll es auf dem Platz einen Pranger gegeben haben, denn der Alter Markt diente im 15. Jahrhundert zusätzlich als Gerichts- und Richtstätte, aber auch als Turnierplatz. Kaiser Maximilian soll hier im Jahre 1486 vom Pferd gefallen sein...direkt in den Mist. Wie war das? Jeder, wie er verdient? Läßt sich leicht sagen, er kann sich ja nicht mehr wehren.

    Apropos wehren. Ein weiterer Blickfang auf dem Alter Markt ist das Denkmal des Generals Jan von Werth, der aus Liebeskummer in den 30jährigen Krieg gezogen war und als Held zurückkehrte.

    "Heumarkt"

    Plätze schön gestalten - nicht unbedingt die erste Priorität für Kölns zuständige Stellen. Oder fehlt schlicht die Phantasie? Oder Geld? Hier am Heumarkt bräuchte es von der Phantasie allerdings einiges, um sich hier einen schönen Platz vorzustellen. Wenn man einen Spaziergang durch Kölns Altstadt macht, vom Dom her kommend, den Alter Markt überquert und weitergeht, steht man plötzlich vor...ja, vor was eigentlich? Von der Weihnachtszeit mal abgesehen, mit all den Buden, Menschen, Gerüchen, Geräuschen und der Eisbahn befindet sich hier eigentlich...nichts. Außer ein Eingang zu einer Tiefgarage und dem Reiterdenkmal ist das ein relativ leerer Platz. Die Kneipen und Restaurants wirken hier für mich eher verloren. Im Grunde ist der Heumarkt mehr oder weniger nur eine Möglichkeit, andere Anlaufstellen zu erreichen. Sei es nun die KVB-Haltestelle, oder den Rhein, um nur einige zu nennen. Aber wie war das eigentlich damals mit dem Heumarkt?

    "Zeiten ändern sich"

    In der Römerzeit war da, wo sich heute der Heumarkt, und auch der Alter Markt befinden, lediglich ein Sumpf auf einer vorgelagerten Rheininsel. Kurz zum Verständnis: der Hafen befand sich in jener Zeit ungefähr auf der Höhe des Rathauses, wurde jedoch im 3. Jahrhundert aufgegeben. Gehen wir weiter zum Mittelalter. In dieser Zeit, ca. Mitte des 10. Jahrhunderts entstand hier ein Markt, an welchem vielerlei Waren angeboten wurden, vornehmlich vermutlich jedoch Heu. Seinen Namen, den er allerdings erst später bekam, hat sich dann wohl offensichtlich ergeben. So dauerte es nicht lange, bis die ersten Händler und Handwerker, die dort zu Wohlstand gekommen waren, ihre Häuser am Heumarkt errichteten. Von da an bereits erhielt der Markt immer wieder eine neue Gestaltung, durch Erzbischof Brun, ein weiteres Mal im Jahr 1024 durch Pilgrim von Köln (dem wir wohl auch den Neumarkt zu verdanken haben). Es gab noch weitere, die aber für diesen Beitrag eigentlich keine große Rolle spielen.

    Kurios: im 17. Jahrhundert hatte dieser den Ruf, einer der schönsten Plätze in Mitteleuropa zu sein, selbst vor einem Vergleich mit dem Markusplatz in Venedig scheute man sich nicht. Im 18. Jahrhundert wurde dort sogar ein Theater erbaut. Man munkelt, dass die Ehefrau des Bürgermeisters eine Affäre mit Casanova hatte, welche in jenem Theater ihren Anfang nahm. Selbst Goethe traf man hier an.

    Der Heumarkt wurde dann später auch immer wieder mal umgebaut, verlor dadurch an Größe und Aussehen. Ein Grund war der Bau der Deutzer Brücke. Im zweiten Weltkrieg dann bekam er, wie die ganze restliche Stadt, sozusagen den Rest, viele der historischen Bauten wurden zerstört.

    "Die Trennung"

    Heute finden wir den Alter Markt und den Heumarkt getrennt voneinander vor. In jener Zeit entstandene Gassen, sowie aufgestellte Buden führten die Teilung des Gebietes herbei. Anfang des 13. Jahrhunderts dann erst erhielt der südliche Teil den Namen "Heumarkt".
    Ins Detail gehend gäbe es noch viel mehr zu schreiben, mein Hauptaugenmerk lag aber heute bei der Geschichte dieses Ortes. Schon interessant, wenn man jetzt da langspaziert und sich vorstellt, dass das alles mal eins war, oder was meint ihr?

    Bis bald, eure Ramona
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  • Rupertus von Deutz

    11. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ -3 °C

    Rupert von Deutz

    Heute möchte ich ein wenig aus der Geschichte eines außergewöhnlichen Heiligen und Gelehrten erzählen, Rupert von Deutz. Geboren wurde er um 1075 in Ypern, in Flandern. Sein genaues Geburtsdatum ist leider nicht bekannt. Rupert wurde Abt bei den Benediktinermönchen. Die Priesterweihe empfing er 1108, relativ spät, nachdem Bischof Otger von Lüttich sich nach Streitigkeiten wieder mit dem Papst versöhnt hatte. So war das damals.

    Bereits in jungen Jahren wurde er in ein Lütticher Kloster zur Erziehung gegeben. Und hier begann er seine schriftstellerische Tätigkeit, die ihn nie wieder loslassen sollte. Seine Themen waren sehr vielseitig, egal, ob es um den Streit zwischen Papst und Kaiser ging, Priesterehe, den Regeln Benedikts, Scholastik oder Mystik, er mischte sich ein und vertrat eine klare Meinung.

    Übrigens eine Meinung, die bei weitem nicht immer gut ankam. So legte er sich mit den führenden Theologen seiner Zeit an. Er reiste viel, um mit ihnen zu diskutieren und seine Meinung zu verteidigen. Durch seine Werke wurde er mit der Zeit immer bekannter, war geachtet und beliebt, auch wenn sich die Theologen manchmal an seinen Meinungen und Thesen aufrieben.

    Rupert kommt nach Siegburg

    So veröffentlichte er Kommentare zum Alten und Neuen Testament. Durch seine ersten Werke wurden viele Fragen aufgeworfen, er war stark in die Kritik geraten, wie man heute sagen würde, und so wurde er etwa 1116 von Abt Berengar von Lüttich in die Abtei nach Siegburg gerufen.

    Diese Aktion nahm ihn auch deutlich aus den Diskussionen und so kehrte zeitweilig etwas Ruhe ein. In Siegburg wurde er von Abt Kuno gefördert und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Erzbischof Friedrich I. von Köln auf ihn aufmerksam wurde. Dieser holte ihn dann auch als Abt nach Deutz, 1119 wurde er dann Abt der Deutzer Abtei.

    Angekommen in Deutz

    Unter seiner Leitung wurde in Deutz die bildende Kunst gelehrt und gezeigt, wie wichtig das Verstehen dieser für die eigene Weiterentwicklung sei. Zu dieser Zeit kam gerade die Gotik auf und schickte sich an, den romanischen Baustil abzulösen. Auch wenn die Gotik erst etwa 1140 wirklich die Welt eroberte, Rupertus sah dies damals schon kommen. Deshalb ließ er in der Deutzer Abtei einige Änderungen durchführen. So wurde der Chor der Kirche eingewölbt, das Laurentiushospital samt Kapelle wurde gebaut und in der Abtei ein neues Dormitorium errichtet.

    Unruhen und Feuersbrunst in Deutz

    Ausführlich berichtete er vom tragischen Tag, dem 25.08.1128. Kaiser Heinrich V. stand mit seinem großen Heer vor Deutz, mit dem Ziel, von hier aus Köln zu erobern. Um dies zu verhindern, halfen viele Deutzer den Kölnern.

    Sie besetzten gemeinsam das ehemalige römische Kastell in Deutz und brachten es in den Verteidigungszustand. Aber es kam eine große Feuersbrunst über die Menschen hier, über das Kastell, die Abtei und Deutz.

    Dies geschah durch einen Blitz, der die Wirtschaftsgebäude des Klosters entzündete. Es dauerte nicht lang, da erfasste das Feuer auch das noch im Bau befindliche Laurentiushospital, auch der Glockenturm, sowie der Chor der nahen St. Urban-Kirche wurden vom Feuer erfasst. Viele Häuser in Deutz wurden Opfer der Flammen.

    Nach dem Brand

    Rupert sah das Brandunglück damals als Strafe Gottes an. Um so einer Situation in Zukunft nicht mehr ausgeliefert zu sein, kaufte er die Häuser vor dem Kastell. Er wollte damit die Abtei vor weiteren Ausschreitungen und kriegerischem Tun schützen.

    Da Deutz von einem verheerenden Brand heimgesucht wurde, dem große Teile des Benediktiner-Klosters zum Opfer fielen, schrieb er, geprägt von diesem Ereignis, eine Interpretation der Katastrophe. Rupertus starb 1129 oder 1130, es ist leider nicht ganz sicher. Er wurde unter der Michaelskapelle im Kreuzgang des Deutzer Klosters begraben.
    Übrigens geht auch die Symbolik des Kölner Domchores auf den Einfluss seiner Ideen zurück.

    Einen „Neubeginn seit Augustins De civitate Dei“ wagte Rupert. in seinem „De victoria verbi Dei“, einer Heilsgeschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Endgericht. Auch in seinem hagiographischen Hauptwerk, der „Vita Heriberti“, ist der Bischof und Klostergründer als „Instrumentum Christi“ eingebettet in die alles umfassende Heilsgeschichte.

    Viele Kunstwerke sind unter seinem Einfluss der Theologie und Kunstauffassung entstanden. Oftmals sorgte er in der Theologie für neue Ansätze und Sichtweisen.
    Seine Figur findet ihr auch am Kölner Rathausturm.

    Auch wenn dies heute „Trockenstoff“ ist, und ich nur eine kleine und unvollständige Vita aufschreiben kann, so lohnt es sich doch, mehr zu diesem Thema zu lesen. Von Rupert von Deutz und Deutz selbst.

    Empfehlen möchte ich euch ein Buch, das mir persönlich sehr gefällt. Es hat mich inspiriert, diesen Beitrag zu schreiben.

    Hubert Kruppa – Ein Kölner Vorort mit großer Geschichte: Deutz (ISBN: 3761604661)

    Euer Ronald
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  • Rosenmontag / Rusemondag

    13. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ☀️ -2 °C

    Habt Ihr Euch mal gefragt, warum wir zum Rosenmontag „Rosenmontag“ sagen? Das ist so selbstverständlich der Rosenmontag, wie der Veilchendienstag der Veilchendienstag ist. Ich komme auf das Thema, weil bei der Arbeit jemand „Fastnacht“ für den Dienstag geschrieben hat. Das hat aber auch so gar keiner verstanden. Er hat den Begriff „Fastnacht“ für den Tag genommen, der bei uns ganz natürlich der „Veilchendienstag“ ist – aber warum?
    Um es kurz zu machen: am Ende wisst Ihr nicht mehr als vorher – aber Ihr seid ja auch beim Kölschgänger in der Schule… Diesmal ist es so, weil sich nichts belegen lässt und alle nur vermuten, wie es gekommen ist:
    Wenn man etwas sucht, stößt man schnell darauf, dass es neben dem Rosenmontag und dem Veilchensdienstag auch den Tulpensonntag und den Nelkensamstag gibt. Da! Ich selbst habe jetzt schon Neues gelernt.
    Diese zwei Bezeichnungen der Tage hat man zum Rosenmontag gepackt, weil es fröhlich klingt und die Blumen hier wichtig sind.
    Nelken findet man ab und an bei Marien-Bildnissen. Sie sind ein Symbol für Liebe, Verlöbnis, Freundschaft – ja und auch Eitelkeit. Aber eben auch für die göttliche Liebe. Und dass damit die Nelke ein Blümchen ist, das für Köln von Bedeutung ist, muss man doch in der heiligsten Stadt nördlich der Alpen nicht mehr erklären.
    Tulpen sind ja Immigranten aus Persien und kamen im 16. Jahrhundert nach Holland, weil die Holländer viel in Konstantinopel waren. Damit waren die Tulpen über die Handelswege aber auch schnell in Köln. Tulpen stehen vor allem für Liebe, Zuneigung, das Leben, Fruchtbarkeit, das Frühjahr, aber auch Vergänglichkeit. Passt doch in den Karneval, oder?
    Und wie kommt es nun zum Rosenmontag? Da gibt es zwei wichtige Meinungen. Die einen sagen, es kommt davon, dass in der Mitte der Fastenzeit der Rosensonntag liegt. Auf Latein heißt der offiziell „Laetare“. An diesem Tag hat der Papst eine goldene Rose geweiht und sie einem Menschen übergeben, der etwas Wichtiges für die Katholische Kirche getan hat. Direkt nach diesem Tag, am Montag, kam früher das „Festkomitee Kölner Karneval“ das erste Mal zusammen um den neuen Zug zu planen. So hat sich der Begriff „Rosenmontag“ gefunden und ist hinterher auf den Tag übertragen worden, an dem der Zug geht.
    Sprachforscher sagen, dass die Erklärung über das Festkomitee zu weit hergeholt ist. Sie meinen, der Tag kommt vom „Rasen“. Es sei der „rasende Montag“ oder Rasemontag“, weil der Karneval da auf dem Höhepunkt ist und das Rheinland rast. Das „a“ von „Rasen“ wird im Kölschen und im Rheinischen ein „o“.
    Jetzt kann man sich aussuchen, welche Version man besser findet. Ich finde, wichtig ist, dass die Rose nicht nur für Vollkommenheit und Schönheit steht, sondern auch für Verschwiegenheit. Eine Tugend gerade im, aber nicht nur, im Karneval.
    Und wie passt jetzt das bescheidene Veilchen zu all diesen schönen Blümchen, die irgendwie alle für das Thema „Liebe“ stehen? Man weiß es auch nicht sicher. Gut, das Veilchen steht auch für Liebe, aber eher im Sinn von Bescheidenheit, Hoffnung und Treue, was uns nach der rasant-lustvollen Raserei wieder erdet. Andere sagen, dass der Begriff „Veilchendienstag“ in Alfter aufgekommen ist, wo lange Zeit Veilchen gezüchtet wurden und diese an dem Dienstag dort am Zug verteilt wurden. Von dort aus soll der Name bis nach Köln gekommen sein.
    Wie auch immer, das wichtigste Wort im Karneval ist und bleibt „Strüüßche“ – neben „Bützche“.

    Michael

    -

    Hat Ehr Üch ens gefrog, woröm mer för der Rusemondag „Rusemondag“ sage? Dat es jo esu selvsverständlich der Rusemondag, wie der Veilchedinsdag der Veilchedinsdag es. Ich kumme op dat Thema, weil bei bei der Arbeid einer „Fastnacht“ för dä Dinsdag geschrevve hät. Dat hät ävver och esu gar keiner verstande. Hä hatt dä Begreff „Fastnacht“ för dä Dag genomme, dä bei uns ganz natörlich der „Veilchedinsdag“ es - ävver woröm?
    Öm et koot ze maache: am Engk wesst Ehr nit mih wie vürher – ävver Ehr sid jo och beim Kölschgänger en der Schull… Dismol es et esu, weil sich nix beläge lööt un se ale nor rode, wie et gekumme es:
    Wann mer jet sök, stüss mer flöck drop, dat et nevven dem Rusemondag un dem Veilchedinsdag och der Tulpesonndag un der Nelkesamsdag gitt. Dä! Ich selvs han jetz ald jet Neues geliert.
    Die zwei Bezeichnunge vun de Dage hät mer wall bei der Rusemondag gepack, weil et esu löstig klingk un die Blömcher hee wichtig sin.
    Nelke fingk mer av un aan bei Marie-Beldnisse. Se sin e Symbol för Liebe, Verlöbnis, Fründschaff – jo un och Huffäädigkeit. Ävver evvens och för de göddliche Liebe. Un dat domet de Nelk e Blömche es, dat för Kölle vun Belang es, dat muss mer doch en der helligste Stadt nördlich vun de Alpe keinen mih verklöre.
    Tulpe sin jo Immigrante us Persie un kome em 16. Johrhundert noh Holland, weil de Holländer vill en Konstantinopel wore. Domet wore de Tulpe üvver de Handelswäge ävver och flöck en Kölle. Tulpe stonn vür allem för Liebe, Zoneigung, et Levve, Fruchbarkeit, et Fröhjohr, ävver och Vergänglichkeit. Pass doch en der Fastelovend, oder?
    Un wie kütt et no zom Rusemondag? Do gitt zwei wichtige Meinunge. Die eine sage, et kütt dovun, dat en der Medde vun der Fastezigg der Rusesonndag litt. Op Lating heiß dä offiziell „Laetare“. An däm Dag hät der Paps en golde Rus geweiht un se enem Minsch üvverreich, dä jet Wichtiges för de Katholische Kirch gedon hät. Tirek noh däm Dag, am Mondag, kom fröhter et „Fesskomitee Kölner Karneval“ et eeschte Mol zesamme för der neue Zog ze plane. Esu hät sich der Begreff „Rusemondag“ gefunge un es hingerdren op dä Dag üvverdrage woode, an däm der Zog geiht.
    Sprochforscher sage, dat die Erklärung üvver et Fesskomitee zo wigg hergehollt es. Sei meine, dä Dag kütt vum „Rasen“. Et wör der „rasende Mondag“ ov „Rosemondag“, weil der Fastelovend do om Hühepunk es un et Rheinland am Rose es.
    Jetz kann mer sich ussöke, wat för en Version mer besser fingk. Ich finge, wichtig es, dat de Rus nit nor för Vollkommenheit un Reiz steiht, sondern och för Verschweegenheit. En Tugend, grad em, ävver nit nor, em Fastelovend.
    Un wie pass jetz de bescheide Vijul bei all die staatse Blömcher, die irgendwie all för et Thema „Liebe“ stonn? Mer weiß et och nit secher. God, de Vijul steiht och för Liebe, ävver ihter em Senn vun Bescheidenheit, Hoffnung un Treu, wat uns noh dä rösige Roserei widder op die Ääd brängk. Andere sage, dat dä Begreff „Veilchedinsdag“ en Alfter opgekumme es, wo mer lange Zigg Vijule gezüch hät un die an däm Dinsdag do om Zog verdeilt woodte. Vun do us soll dä Name bes noh Kölle gekumme sin.
    Wie och immer, et wichtigste Wood em Fastelovend es un bliev „Strüüßche“ – nevve „Bützche“.

    Mechel
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  • Der Grülshof

    14. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 0 °C

    Der Grülshof

    Im alten Teil von Köln-Merheim gibt es viel zu entdecken. Ihr erinnert euch vielleicht an meine Beiträge über die Kelly Bank, dem ehemaligen Fliegerhorst, Bunker, der Kirche St. Gereon, Ahle Kohberg usw....

    Doch es findet sich noch einiges mehr. So gab es im Dorf Merheim viele Bauernhöfe, von denen einige auch heute im Stadtteil Merheim noch erhalten sind. Straßen sind nach ihnen benannt, so auch die Grülshofstraße oder die Abshofstraße.

    Der Grülshof hat eine abenteuerliche Vergangenheit. Was und wem er alles zuzuordnen war, lässt sich scheinbar nicht mehr komplett nachvollziehen.

    Gesichert ist aber die Nutzung als Schule in der Zeit um 1820.

    Später wurde er dann wieder ganz normal landwirtschaftlich genutzt.

    Er muss neben dem Fronhof der größte der Merheimer Höfe gewesen sein, der über sehr viel Acker und Weideland verfügte.

    Durch militärische Bauvorhaben wurden davon einige Nutzflächen enteignet. Sowohl in der Kaiserzeit als auch im Dritten Reich.

    Auch der Straßenbau der Rüdigerstraße und der Grülshofstraße kosteten weitere Flächen. Man erzählt in Merheim auch, der Kalker Friedhof sei nur Dank des Weidelandes vom Grülshof so groß geworden. Dennoch gab es nicht nur Grülshof, Fronhof oder Abshof, sondern auch den Königshof, den Engelshof (Diesen sogar 2 mal)

    Dereinst gehörte er wohl schon den Grafen des Adelsgeschlechts von Berge. Der Grülshof soll sogar zur Abtei Altenberg gehört haben. Klar, denn denen gehörte ja damals fast alles an guten Höfen. Deswegen trug der Grülshof auch im Volksmund den Namen Klosterhof.
    Heute liegt er da wie ein schmuckes Kleinod, welches ich immer gern anschaue. Er hebt sich mit seiner rostroten und weißen Farbgebung von den restlichen Gebäuden ab. Da er seit den 90er Jahren des letzten Jahrtausends einem Malermeister gehört, ist er natürlich "gut in Schuss" und wird es hoffentlich noch lange bleiben. Auf meiner Wiki Monoments Tour durch Merheim hab ich ihn fotografisch festgehalten.

    Wenn ihr also Merheim erkundet, schaut auch den Grülshof einmal an, dessen Geschichte vermutlich bereits 1217 beginnt.

    Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • Die Maus

    16. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 7 °C

    Ihr Lieben, unsere Gastschreiberin Dorothee kennt ihr ja schon von einigen Beiträgen. Heute präsentieren wir euch einen weiteren mit einem uns allen bekannten (Fernseh)liebling. Viel Spaß beim Lesen.

    Die Maus

    Die Sendung mit der Maus wird 50 Jahre alt und die sprachlose orange Maus ist immer noch der Star, eine kölsche Erfolgsgeschichte.

    Seit 7. März 1971 wird die Sendung Sonntagvormittags ausgestrahlt und es gibt wohl kaum jemanden, der sie noch nicht gesehen oder von ihr gehört hat.

    In Lach- und Sachgeschichten wurde uns gezeigt, wie die Streifen in die Zahnpasta kommen, wie ein Flugzeug gebaut wird, wie die Löcher in den Käse kommen oder warum ein Engel Flügel hat.

    Die Maus hat nicht nur viele Bauwerke besichtigt, diverse Museen besucht, sich in Fabriken umgesehen, sie war sogar auf dem Mond in Begleitung von Alexander Gerst.

    Im Laufe der Jahre hat sie einige Gefährten bekommen. Die Ente (1983) oder den Elefanten (1975), den Maulwurf, aber auch Captain Blaubär, Hein Blöd oder Shawn, das Schaf. Menschliche Begleiter sind seit langer Zeit Christoph mit dem grünen Pullover und Armin Maiwald, einer der Erfinder der Sendung mit der Maus. Seit 2015 begleitet die Maus auch das Flüchtlingskind Tiba.

    Die Maus gibt es heute nicht nicht nur im Fernsehen oder im Fanshop zu sehen, ihr Abbild ziert einen Airbus und einen Zug der Bundesbahn. Wer möchte, kann auch in einer Mauskabine mit Seilbahn über den Rhein gondeln. Sie steht als Statue seit 2013 im Gotischen Garten in Bad Homburg, als Plastik in Erfurt oder auf dem Dach der WDR-Arkaden. In Stein gemeißelt sieht man sie im Eingangsbereich des WDR in Köln. Gemeinsam mit dem Elefanten ist sie an der Rathausbrücke in Erfurt oder vor dem Vierscheibenhaus am Appellhofplatz zu bestaunen. Zum 2. Mal wird sie im März 2021 nach 1998 auf einer Briefmarke verewigt. Eine 20 Euro Münze ziert ihr Konterfei ab 25. Februar 2021.

    Mit der Ausstellung Maus Oleum war sie in vielen Städten unterwegs u. a. in Speyer, Osnabrück, Potsdam.

    Die Sendungen wurden in viele Sprachen übersetzt und sind regelmäßig in arabisch, kurdisch, dari, englisch und französisch zu sehen.

    Heute ist sie sogar in einem eigenen Museum, im Museum der Maus zu bestaunen. Im Odysseum in Köln-Kalk lädt sie Groß und Klein zu Experimenten ein.

    Wer mit der Maus spielen möchte, kann dies auf vielerlei Arten machen. Es gibt eine ganze Reihe von elektronischen Spielen und Spielzeugen, aber die Maus und ihre Gefährten sind natürlich auch beliebte Plüschtiere.

    Im Jahr 2000 war sie inoffizieller Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei der Expo in Hannover, eine eigene Fernsehshow hatte sie auch schon. Gerne haben sich andere bekannte Persönlichkeiten mit ihr präsentiert, z.B. Dirk Bach, Stefan Raab, Anke Engelke, um nur einige Bekannte und gleichzeitig Kölner zu nennen.
    Preise haben die Maus oder ihre gedanklichen Väter und Mütter im Laufe der Jahre viele verliehen bekommen, z. B. den goldenen Bambi, die goldene Kamera, den Adolf-Grimme-Preis, den Lehrer-Welsch-Orden, den Bundesverdienstorden, sowie den Landesverdienstorden des Landes NRW, um nur einige aufzuzählen. Zu einer der größten Ehrungen gehörte 2011 der eigene Wagen im Kölner Rosenmontagszug.

    Produziert wird die Sendung mit der Maus auch nach 50 Jahren vom in Köln ansässigen WDR in Kooperation mit anderen ARD Sendern und somit bleibt sie wie die letzten 50 Jahre schon ein kölsches Mäuschen.

    Herzlichen Glückwunsch liebe Maus.

    Eure Dorothee
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  • Clouth Werke

    18. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 9 °C

    Ich wohne ja im schönen Niehl, und immer wenn ich nach Nippes gehe, komme ich an der Niehler Straße an einem großen Quartier vorbei. Dort wird auch noch kräftig gebaut. Ob diese neuen „Wohnbunker“ jetzt schön sind oder nicht, sollen andere entscheiden. Ein Spaziergang um und in diesem neuen Wohngebiet lohnt sich allerdings. Mit dem Hintergedanken, des früheren Grau in Grau der alten Hallen und Gebäude ist es sehr spannend, die laufenden Veränderungen zu betrachten.
    Früher waren hier die „Clouth Gummiwerke“ beheimatet, im Jahre 1868 von Franz Clouth gegründet. Und Clouth war nicht einfach irgendeine Firma, nein, hier wurde Kölner Industriegeschichte geschrieben, und zwar bis 2009. Mit der Verlegung des
    letzten Clouth-Zweiges nach Bergheim war dann endgültig Schluss.
    Von handwerklicher zur industriellen Fertigung
    Die Firma um den Gründer Franz Clouth, war anfangs in der Kölner Altstadt beheimatet, so lauteten die Adresse von Firmensitz und Wohnort „Sternengasse 3“.
    Die Sternengasse beherbergte ja viele bekannte Persönlichkeiten, dies könnt ihr in anderen Geschichten von uns nachlesen. 1868 dann zog die Firma nach Nippes auf ein größeres Gelände um. Hier auf dem riesigen Areal konnte sich Clouth viel besser
    entwickeln, und dieser Standort sollte auch bis zum bitteren Ende die Heimat der Firma bleiben.
    Clouth stellte jede Menge Artikel her, es musste nur aus Gummi sein, denn das war ihr Gebiet. Hier wurde damals erkannt, wie wichtig Kautschuk in der Industrie werden wird. So stellte sich das Familienunternehmen darauf ein und hatte unfassbaren Erfolg.
    Die Reihe der hergestellten Waren ist immens lang. Dehnstopfen, Taucheranzüge, Hosenträger, Gummischuhe für Pferde, Flaschenverschlüsse, Laborbedarf, Gummiboote, Zelte und vieles mehr. Einige Artikel wurden auch nur aus der Not nach
    den Kriegen hergestellt, denn eigentlich war die Firma auf besondere Produkte aus Spezialgummi eingerichtet.
    Es wurde viel geforscht, getüftelt und eine ganze Reihe ihrer Erfindungen wurden patentiert. So war die robuste Verbindung von Gummi und Metall eines ihrer Erfolgsrezepte. Lange Zeit war Clouth mit vielen Produkten marktführend und
    trendweisend. Egal ob Transportbänder, Walzenüberzüge, Gummikabel, Dichtungsplatten und unzählig viele Produkte mehr. Das Clouth Logo ging um die Welt und war geachtet, stand es doch für Innovation und Belastbarkeit.
    Das Kölner Ei
    Eine besondere Erfindung in der späten Phase des Betriebes war das sogenannte „Kölner Ei“. Dies wurde im Bereich der Vibrationstechnik für den U-Bahnbau entwickelt und ist bis heute im Betrieb.
    Auszug aus Wikipedia:
    „Das „Kölner Ei“ wurde erstmals 1978 auf der Strecke Ebertplatz – Lohsestraße eingebaut. Aufgrund der hervorragenden Ergebnisse (Körperschallreduzierung) wurde das „Kölner Ei“ kurze Zeit später auf 1500 Meter Länge im Gleis der KVB (Kölner Verkehrsbetriebe) eingebaut. Viele weitere Streckenabschnitte folgten. Der Einbau erfolgte überall dort, wo eine Schotterbettung für Gleise unerwünscht war, etwa bei Haltestellen. Die schalldämmende Erfindung wurde allein in Köln 30.000 mal installiert und ist weltweit im Einsatz.“
    Zu Land, im Wasser und in der Luft
    Clouth war in all diesen Elementen zuhause und sehr erfolgreich. Taucheranzüge und Tauchapparate wurden sogar in der Marine eingesetzt. So wurde vor einigen Jahren in der Ostsee in einem gesunkenen Kriegsschiff aus dem ersten Weltkrieg ein Clouth-Taucheranzug gefunden. Heute kann man diese in vielen Museen auf der ganzen Welt bestaunen.
    Auch Graf Zeppelin und Clouth arbeiteten zusammen. Das „Luftschiff Clouth“ war in ganz Europa bekannt. Nahm es doch an internationalen Wettfahrten teil. Sogar in der Ballonfahrt war Clouth vertreten. Mehrere Ballons baute Clouth. Einer davon stürzte
    leider 1953 im Siegerland ab. Damals starben tragischerweise alle Insassen.
    Kabelfertigung
    Die Kabelfertigung war ein ganz wichtiges Standbein. Gerade hier in Nippes. Egal ob Telefonkabel, Lichtkabel, Unterwasserkabel – alles stellte Clouth her. Später ging dieser Zweig an Felten &Guilleaume über.
    So viel Geschichte
    Die Geschichte dieser Firma ist absolut spannend und ein großes Stück Kölner Wirtschaftsgeschichte. Ich kann diese leider heute nur anreißen, alles zu erzählen würde den Rahmen sprengen.
    Clouth Quartier
    Jetzt ist die Geschichte der Firma seit 2009 hier in Nippes wirklich „Geschichte“. Die Stadt hat das Gelände irgendwann in ein Neubaugebiet umgewandelt.
    Es entsteht momentan das sogenannte „Clouth Quartier“, und hier möchte ich einmal ein großes Lob aussprechen. Egal, ob einem die Bauten gefallen oder nicht, es wurde darauf geachtet, hier ein paar Gebäudeteile zu integrieren, ok, auch weil man musste, denn einiges steht unter Denkmalschutz. So wurde und wird noch die Vergangenheit dieses Geländes mit der Zukunft des Quartiers zusammengelegt.
    Gerade an der Niehler Straße bleibt ein großes Mauerstück stehen und vor allem die Häuserfront mit ihren auffälligen Eingängen und dem Clouth Emblem bleiben erhalten und werden integriert. Die Firma hat in ihrer besten Zeit 2.200 Menschen hier Arbeit gegeben und das Stadtbild, sowie das Veedel wurden von ihr geprägt. So wird es auch weiterhin sein. Im Quartier entstehen etwa 1.200 Wohnungen und 500 Arbeitsplätze. In der ehemaligen Halle 17 wird sogar Gastronomie untergebracht.
    Am Rande erzählt, der Inhaber kam damals regelmäßig zu Pferd in seine Fabrik geritten. Und zwar von der Sternengasse 3 aus. Später wohnte die Familie auf dem Betriebsgelände.
    Wer also einmal einen kleinen Spaziergang durch den am Quartier anliegenden Park macht, dem sei ein kleiner Schlenker ins neue Clouth Quartier empfohlen, denn obwohl hier viel abgerissen und neu gebaut wurde, riecht es hier immer noch nach Kölner Industriegeschichte.

    Euer Ronald
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  • Komarhof

    20. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 11 °C

    Der Komarhoff

    E klei Rich
    Am Komarhoff kumme ich off vürbei, wann ich nohm Gröngöödel gonn. Ich kann do nit anders, ich muss luuter koot stonnblieve un simeleere. Eigentlich maache ich nor koot de Auge zo un versöke mer vürzestelle, wie dat esu wor, op su enem Hoff zo levve. – Un wann ich fottgonn, muss ich luuter laache.
    Su ene große Hoff wor miets jo nit nor e Huus vun enem Kappes-Boor. Enä, dat wor en klein Welt för sich. Klor, log do Land drömeröm, op däm och Kappes wohß. Nor wore op su enem Hoff mih wie ene Buur un Knäächte un Mähde ungerwähs. Mer fung och fass alle Arbeidslück, die mer sich su vürstelle kann: Bäcker un Metzger, Schmidde un Schreiner, Schuster un Zimmerlück un wat mit all söns, wat mer esu bruch, domet su ene Hoff unavhängig för sich selvs sorge kann. Kei Wunder, dat su en Höff su jet wie der Kään wore, us däm vill vun uns aale Veedele gewahße sin.
    En diffisille Lag am Rand…
    Beim Komarhoff wor dat nit esu. En Kletteberg, Sölz un Zollstock gov et luuter bekanntere Höff. Der Komarhoff log jet em Avseits. Vermodlich wor do ene kleine Sie, e klei Gewässer, e „Maar“ an däm Köh gesoffe han: Ko(h)-ma(a)r-hoff. Et wor en Randlag un es et noch.
    Hä litt jo jet verstoche. Vum Süde sind de Gleise vun de Ieserbahn wie ene Riegel, dä in vun Zollstock avtrennt. Em Norde han mer de Hüüser vun Kletteberg, die all hüher sin. Om Foßwäg, dä och för Raddfahrer gedaach es, süht mer in eets späd do hinger ener huh Hegg stonn un wann mer mem Jöckemobil hin mööch, muss mer suwiesu wesse wo hä zo finge es. Mer köm söns nit op die Idee, de Geisbergstroß bes ganz nohm Engk durchzefahre.
    … un och politisch es et nit einfach
    Et gitt jo nit vill üvver dä Hoff. 1348 fingk sich en Notiz, dat hä e Lehnsgod vum Steffskluster Zint Maria em Kapitol es. Dat bedügg, dat ene „Halve“ op im sie un ernte durf, ävver ein Hälvde an et Kluster gevve moot.
    Ävver dat es och nor de halve Wohrheit. Dä Hoff log politisch op ener Grenz. Et Huus stundt op kurkölnischem Gebiet, ävver vill vum Ackerland wor om Gebiet vum Graf vun Jülich. Dä!
    Jetz han ich grad geschrevve, dat esu ene Hoff selvständig wor. Der Halve kom jetz op die Idee, dat der nächste weltliche Baas dann och god der Kaiser sin künnt. Suwiesu hatt sich dä Hoff och mih wie e Veedeljohrhundert selvs öm de Avwehr vun Kreegsvolk gekömmert. Dodrüvver gitt e Dokument vun 1543. Dä Hoff muss dämnoh esu groß gewäs sin, dat hä sich och selvs verteidige kunnt!
    Un dann weed et eets rääch vertrack
    Dat wollt mer ävver hee wie do nit. Ov die Frog je en Antwood gefunge hät, die se avschlüüß, kann ich nit ens sage. Ävver 1550 hät dä Hoff, zosamme mem Hoff Kletteberg, dä zo dä Zigg richste Bürger vun Kölle, der Bürgermeister Ritter Arnold vun Siege, gekauf un zo enem herrliche Rittergod gemaht. Jetz kütt et: em Testament steiht, dat dä Hoff an et Waisehuus vun Kölle gonn sollt. Künnt Ehr Üch dä Rechsstrigg vürstelle, wie der Ritter Arnold 1579 en et Gras bieß?
    Der Arnold vun Siege hät dat mem Waisehuus vür allem deswäge endrage looße, weil hä der Duffesbach, dä jo an der Luxemburger Stroß flüüß, op dat Grundstück ömleite wollt un gehoff hatt, dat der Rod im su entgäge kütt. – Am Aasch e Trötche. Dat hät hä nit kräge.
    Wie dann och noch der einzige Erve, singe Sonn, der Junker Arnold vun Siege ald 1581 stirv, wor dä Öschel fass unlösbar. Der Graf vun Jülich gäge de Stadt Kölle un der kölsche Rentmeister Sudermann, dä meddlerwiel der Hoff Kletteberg gekauf hatt un domet der tirekte Nohber wor, un bovvedrop der Ääzbischoff, versökte sich üvver Grenze vom Hoff Komar un Zoständigkeite zo einige. - Villmih, nit zo einige, sondern möglichs vill för sich ze krige. Mer hät dä andere nix gegönnt.
    Et hät bes 1610 geduurt, bes mer sich op de Grenze geeinig hät.
    Un wä laach am Engk?
    Un woröm verzälle ich Üch dä ganze Käu, bei däm mer suwiesu nit mih dohinger kütt? Wä kütt dann en däm Strigg nit mih vür, ovschüns schrevvlich fixeet woodt, dat hä dä Hoff krige soll? Richtig! Et Waisehuus!
    Wann mer wochendags do vürbeikütt, spille Pänz an däm schöne Huus. Do es jetz der „Mini Club integrative KiTa Komarhof“ dren. Es dat nit god esu?

    Mechel

    -

    Der Komarhof

    Ein kleines Reich
    Am Komarhof komme ich oft vorbei, wen ich zum Grüngürtel gehe. Ich kann dort nicht anders, ich muss immer kurz stehenbleiben und in mich gehen. Eigentlich mache ich nur kurz die Augen zu und versuche mit vorzustellen, wie das so war, auf so einen Hof zu leben. – Und wenn ich weggehe, muss ich immer lachen.
    So ein großer Hof war meist ja nicht nur ein Haus von einen kleinen Kohl-Bauern. Nein, das war eine kleine Welt für sich. Klar, lag da Land drumherum, auf dem auch Kohl wuchs. Nur waren auf so einem Hof mer als ein Bauer und Knechte und Mägde unterwegs. Man fand auch fast alle Handwerker, die man sich so vorstellen kann: Bäcker und Metzger, Schmiede und Schreiner, Schuster und Zimmerleute und was nicht alles sonst, was man braucht, damit so ein Hof unabhängig für sich selbst sorgen kann. Kein Wunder, dass solche Höfe sowas wie der Kern waren aus dem viele Veedel erwachsen sind.
    Eine schwierige Lage am Rand…
    Beim Komarhof war das nicht so. In Klettenberg, Sülz und Zollstock gab es immer bekanntere Höfe. Der Komarhof lag etwas im Abseits. Vermutlich war dort ein kleiner See, ein kleines stehendes Gewässer, ein „Maar“ an dem Kühe gesoffen haben: Ko(h)-ma(a)r-hof. Es war eine Randlage und ist es noch.
    Er liegt ja etwas versteckt. Vom Süden sind die Gleise der Eisenbahn wie ein Riegel, der ihn von Zollstock abtrennt. Im Norden haben wir die Häuser von Klettenberg, die alle höher sind. Auf dem Fußweg, der auch für Radfahrer gedacht ist, sieht man ihn erst spät dort hinter der Hecke stehen und wenn man mit dem Auto hin möchte, muss man sowieso wissen, wo er zu finden ist. Man kommt sonst nicht auf die Idee, die Geisbergstraße bis ganz ans Ende durchzufahren.
    … und auch politisch ist es nicht einfach
    Es gibt ja nicht viel über diesen Hof. 1348 findet sich eine Notiz, dass er ein Lehensgut des Stiftsklosters Sankt Maria im Kapitol ist. Das bedeutet, dass ein „Halve“ auf im säen und ernten durfte, aber eine Hälfte an das Kloster geben musste.
    Aber das ist auch nur die halbe Wahrheit. Dieser Hof lag politisch auf einer Grenze. Das Haus stand auf kurkölnischem Gebiet, aber viel vom Ackerland war auf dem Gebiet des Grafen von Jülich. Da haben wir‘s!
    Jetzt habe ich gerade geschrieben, dass so ein Hof selbständig war. Der „Halve“ kam jetzt auf die Idee, dass der nächste weltliche Herr dann auch gut der Kaiser sein könnte. Sowieso hatte der Hof sich bereits mehr als ein Vierteljahrhundert selbst um die Abwehr von Kriegsvolk gekümmert. Darüber gibt es ein Dokument von 1543. Der Hof muss demnach so groß gewesen sein, dass er sich selbst verteidigen konnte!
    Und dann wird es erst recht schwierig
    Das wollt man aber hüben wie drüben nicht. Ob die Frage je eine abschließende Antwort gefunden hat, kann ich nicht mal sagen. Aber 1550 hat diesen Hof, zusammen mit dem Hof Klettenberg, der zur dieser Zeit reichste Bürger von Köln, Bürgermeister Ritter Arnold von Siegen, gekauft und zu einem herrlichen Rittergut gemacht. Jetzt kommt es: im Testament steht, dass dieser Hof an das Waisenhaus von Köln gehen sollte. Könnt Ihr Euch diesen Rechtstreit vorstellen, als Ritter Arnold 1579 stirbt?
    Arnold von Siegen hatte das mit dem Waisenhaus vor allem deswegen eintragen lassen, weil er den Duffesbach, der ja an der Luxemburger Straße fließt, auf das Grundstück umleiten wollte und gehofft hatte, dass der Rat ihm so entgegen kommt. – Denkste. Das hat er nicht bekommen.
    Als dann noch der einzige Erbe, sein Sohn, Junker Arnold von Siegen schon 1581 stirbt, war der Streit fast unlösbar. Der Graf von Jülich gegen die Stadt Köln und den Kölner Rentmeister Sudermann, der mittlerweile den Hof Klettenberg gekauft hatte und damit direkter Nachbar war, und obendrauf der Erzbischof, versuchten sich über die Grenzen des Hofes Komar und Zuständigkeiten zu einigen. - Vielmehr, nicht zu einigen, sondern möglichst viel für sich zu bekommen. Man hat den anderen nichts gegönnt.
    Es hat bis 1610 gedauert, bis man sich auf die Grenzen geeinigt hat.
    Und wer lacht am Ende?
    Und warum erzähle ich Euch die ganze Geschichte, bei der man sowieso nicht mehr durchsteigt? Wer kommt dann in dem ganzen Streit nicht mehr vor, obwohl schriftlich fixiert wurde, dass er den Hof bekommen sollte? Richtig! Das Waisenhaus.
    Wenn man wochentags dort vorbei kommt, spielen Kinder an diesem schönen Haus. Dort ist jetzt der „Mini-Club integrative KiTa Komarhof“ drin. Ist das nicht gut so?

    Michael
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  • Auf dem Michaelsberg

    21. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ☀️ 13 °C

    Auf dem Michaelsberg

    Heute möchte ich meine Reihe "Blick über den Zaun" fortsetzen und von Köln nach Siegburg schauen.
    Genau genommen will ich 40 Meter über der Stadt Siegburg einen Teil Köln-Siegburger Geschichte erkunden. Dort oben auf dem Michaelsberg prangt die ehemalige Benediktinerabtei St. Michael. Als Abtei gegründet wurde sie 1064 vom Kölner Erzbischof Anno.
    Anno war ein sehr strenger Verfechter christlichen Glaubens und bekannt für große Bußen. So war der Siegberg (Michaelsberg) seiner Kirche als Bußgabe 1059 übergeben worden.
    Anno wurde sogar heilig gesprochen und ruht bis heute im Annoschrein in der Abtei.
    Wobei - bis zum 16. Februar 2021 ruhte Anno in St. Servatius, wo er nach Aufhebung der Abtei hingebracht wurde und dort auf den neuen Goldschrein wartete, in den er letzten Dienstag gezogen ist. Mit einem feierlichen Akt, im kleinen Kreis (wegen der Corona-Schutzmaßnahmen) wurde Anno in die neu errichtete Annokapelle rückgeführt. Zurück auf den Michaelsberg, der im Jahre 800 noch Siegberg hieß und wo die Burg der Grafen von Auelgau stand, die Anno dort vertrieben hat. Wer den Schrein gerne besichtigen möchte, kann dies übrigens täglich zwischen 8 und 20 Uhr tun. Dann steht die Annokapelle der Öffentlichkeit zur Verfügung.
    Vieles spielte sich dort oben ab. Auch zwei weitere Kölner Erzbischöfe ruhen in der Abtei. Friedrich von Schwarzenburg und Hermann III. von Hochstaden. Eine sehr wechselvolle Geschichte haben der Michaelsberg und die Abtei zu verzeichnen.
    Im 17. Jahrhundert fielen die Schweden dort ein. Jedoch waren die Mönche mit dem "Kirchenschatz" vorzeitig nach Köln geflohen. Drei große Brände im 18. Jahrhundert veränderten die Abtei, die dadurch Anteile des barocken Baustils bekam.
    Ja und dann kamen die Franzosen.....
    Nach der Säkularisation im September des Jahres 1803 wurde die Abtei vorerst aufgehoben. Die Mönche praktisch wieder einmal "heimatlos".
    Der Siegburger Landrat nutzte in den Jahren 1816 bis 1820 die Abtei als ihren Regierungssitz.
    Bereits 5 Jahre später wurde sie als Erste Rheinische Irrenanstalt eröffnet. 53 Jahre, bis 1878, lebten dort sogenannte "Heilbare Irre". Unabhängig von der Nutzung der Abteigebäude als Irrenanstalt gab es dort oben weiterhin "kirchliches Leben". Einige Jahre wurde sie von der evangelischen Kirche genutzt.
    Nachdem die Irrenheilanstalt von Siegburg nach Düren verlegt wurde, konnte im Jahre 1879 ein Zuchthaus dort oben eingerichtet werden. Dieses blieb dort bis 1914.
    Die Stadt Siegburg hatte die Abtei allerdings bereits 1910 erworben. Es sollte dort oben wieder die Ursprungsnutzung hergestellt werden. Schnell wurden Verträge gemacht und es konnten bereits im Sommer 1914 Benediktiner aus den Niederlanden einziehen. Und das mitten im Krieg! So wundert es natürlich nicht, dass die Abtei Am Michaelsberg wieder eine weitere Nutzung erfuhr. So wurde dort ein Lazarett eingerichtet.
    1919 kamen die Engländer auf den Michaelsberg und quartierten dort ihre kanadischen Truppen ein, die bereits ein Jahr später von Französischen Truppen abgelöst wurden. Natürlich gab es dort auch Kriegsgefangene und erst 1926 wurde die Besatzung der Abtei komplett aufgegeben. Danach sollte es noch 3 Jahre dauern, eh sie nicht mehr als Zuchthaus genutzt wurde.
    Einfallsreich, wie man in Siegburg war, wurde dort 1931 ein Heimatmuseum errichtet.
    Als der 2. Weltkrieg im Rheinland Einzug gehalten hatte, erinnerte man sich an ehemalige Lazarettzeiten und auch diesmal wurde 1940 dort ein Lazarett eingerichtet. Da sich die SS dort oben häuslich niederließ und die Benediktinermönche vertrieb, war es eigentlich kein Wunder, dass es zweimal Ziel heftiger Bombenangriffe wurde, obwohl ja eigentlich keine Krankenhäuser und Lazarette angegriffen werden sollten.
    Ein normaler Klosteralltag konnte nach dem Krieg beginnen.
    So gibt es eine Kloster-Brennerei, die heutzutage an anderer Stelle in Siegburg zu finden ist und den bekannten Abtei-Likör produziert, der sogar uns Kölschgängern schmeckt.
    Was nicht fehlen darf ist natürlich auch Bier und so gibt es das Abtei-Bier "Michel". Probiert hab ich es noch nicht, es soll allerdings dem Kölsch ähneln und ein obergäriges Bier sein. Na dann Prost!
    1983 wurde erneut ein Museum eröffnet, das Abtei Museum. Danach kam die Bundesfinanzakademie, die die Gebäude nutzte. Weitere Nutzung war ein Jugendgästehaus.
    Eine weitere Nutzung war seit 1997 das Edith Stein Exerzitien Haus, eingerichtet vom Erzbistum Köln.
    Natürlich gab es auch eine Gastwirtschaft dort oben, was bei Likör und Bier fast naheliegend war. Ja sogar ein Frühstückshostel war einmal dort. Nicht zu vergessen eine Buch- und Kunsthandlung.
    Vieles war also bereits dort oben ansässig, das meiste ist mittlerweile Geschichte. Auch das Edith Stein Exerzitium zog von Siegburg nach Altenberg um.
    Aufgegeben wurde die Abtei 2011, mit Kardinal Meisner in einem Pontifikalamt. 2013 kam auf Betreiben des Kölner Kardinals Meisner ein neuer Orden dorthin.
    Aus Indien stammende "Unbeschuhte Karmeliter".
    2017 wurde das Kölner Katholisch Soziale Institut auf dem Michaelsberg durch Kardinal Woelki und der Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeweiht.
    Mittlerweile sieht es dort schon sehr hochoffiziell aus, mit Parkmöglichkeiten und Schranken. Erinnert mich ein wenig an die Umgebung auf dem Bonner Petersberg. Ganz anders als damals, wo ich das erste Mal dort oben war und mich an manch Altem erfreute. Teilweise sah der Berg einmal recht baufällig aus. Was ihm aber auch einen anderen Charme verlieh.
    Die "Abtei Siegburg" ist weithin sichtbar ein echter Hingucker. Sogar aus der Wahner Heide heraus, wenn man dort z. B. die Fliegenberg Route wandert. Eine Stelle ist auf dieser Tour sehr beliebt als Fotomotiv. Auch vom Michaelsberg selbst, der eine Höhe von 118 Metern hat, blickt man sehr schön auf die Kölner Bucht herab. Und natürlich ins Siegtal.
    Mehr zum neuen Annoschrein gibt es hier vom Domradio Köln.
    https://youtu.be/frTIsvJmt5U

    Euch allen einen schönen Sonntag,
    wünscht Elisabeth.
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  • Kölner Streckungen

    22. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 13 °C

    Kunst im öffentlichen Raum
    Kölner Streckungen
    Heute wird es kurz und knackig. Der Künstler Ansgar Nierhoff hat in vielen Städten seine Spuren hinterlassen. Das Thema „Streckungen“ war eines seiner liebsten Themen. Und da ich gerade an einem seiner Kunstwerke vorbeigekommen bin, zeige ich es euch kurz.
    Der Titel ist „Kölner Streckungen“, Nierhoff hat es 1977 gebaut. Es besteht aus geschmiedetem Stahl und ist 310 cm hoch. Zu „bewundern“ ist es am Alteburger Wall 1.
    Falls ihr also dort schon einmal vorbeigekommen seid und euch gefragt habt, was es ist, habt
    ihr jetzt ein paar Infos mehr. Wenn ihr euch allerdings fragt, was das genau darstellen soll,
    nun, da kann ich leider keine Antwort geben. Kunst ist, was gefällt.
    Euer Ronald
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  • Ein Glücksrad im Kölner Dom

    23. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ☀️ 15 °C

    Klingt etwas seltsam, weil man ein solches in einem Dom eher nicht vermuten würde oder? Aber dazu gleich mehr...

    Betritt man den Dom, schaut man zuerst fasziniert nach oben zu den Gewölbedecken, zu den teils noch aus dem Mittelalter stammenden Fenstern oder durch das Mittelschiff Richtung Dreikönigenschrein. Der ein oder andere zündet eine Kerze an und beginnt dann seinen Rundgang durch den Dom, bewundert die vielen alten und teils riesigen Gemälde oder Skulpuren, die einzelnen Chorkapellen mit ihren kostbaren Kunstwerken, unter anderem dem Originalriß der Westfassade, der unter einem grünen Samtvorhang in einem Glaskasten aufbewahrt wird (ich erwähnte ihn schon mal in einem früheren Beitrag).
    Schließlich steht man dann vor dem "Bauwerk", für welches der Dom gebaut wurde.

    Geht man ein Stück zurück, kann man in einer der Holzbänke Platz nehmen, um für einen Moment zur Ruhe zu kommen oder um die Stimmung, die man im Dom spürt, einfach auf sich wirken zu lassen, bevor man anschließend wieder hinaus geht.

    Ein Kunstwerk allerdings - nimmt man kaum bis gar nicht wahr.

    Während man sich nämlich auf die eben genannten konzentriert, tritt man es buchstäblich mit Füßen. Und dabei handelt es sich um das Kunstwerk "Chormosaik", der Fußboden im Bereich der Vierung, des Binnenchors und des Chorumgangs, wohingegen im restlichen Dom eher schlichte Platten liegen.

    Die Entwürfe für all das lieferte Ende des 19. Jahrhunderts August Ottmar Essenwein, ein Architekt, der sich aber auch an der Restaurierung von Kirchen, wie z. B. der Frauenkirche in Nürnberg oder des Braunschweiger Domes, sowie einiger Kölner Kirchen, wie St. Maria im Kapitol oder Groß St. Martin beteiligte.

    Das Domkapitel wünschte allerdings keine Abbildungen von heiligen Gegenständen oder Personen, einem Kreuz oder Sakramenten, um diese eben nicht "mit Füßen zu treten". Und so entschied er sich für Dinge wie Tierkreiszeichen, menschliche Temperamente, die Himmelsrichtungen und vier Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft.
    Weiterhin erscheinen zwischen den Chorgestühlen Lebensalter von Menschen und deren Tätigkeiten unter Planeten. Im Hochchor sind der Kaiser mit den 7 freien Künsten, großen europäischen Flüssen und Nationalkirchen zu sehen, vor dem Hochaltar erscheint der Papst (alles aus damaliger Zeit natürlich).
    Essenwein stellte für den Chorumgang eine Liste mit Namen von 93 Bischöfen und Erzbischöfen Kölns zusammen, allen voran Hildebold und Konrad von Hochstaden, der am 15. August 1248 den Grundstein zum Bau unseres schönen Domes legte.

    Aber da war doch noch was mit einem Glücksrad...

    Es handelt sich natürlich nicht um ein solches Glücksrad, wie man es jetzt vielleicht vor Augen hat. Nein, es ist ein weiteres Mosaik im Binnenchor und ich würde es eher "Rad des Schicksals" nennen. Es soll die Wechselfälle des Lebens symbolisieren, gleichzeitig aber auch vor allzu großer Gier nach irdischen Gütern warnen.
    Vorbild war vermutlich eine ähnliche Darstellung in der Kathedrale von Siena.

    Wenn ich das nächste Mal da bin, werde ich...wie immer, weil ich gar nicht anders kann...wieder den Blick durch meinen Dom schweifen lassen...auch wie immer voller Ehrfurcht und niemals endender Faszination. Aber ich werde auch mit dem Blick nach unten gerichtet eines der größten Kunstwerke im Dom wahrnehmen und betrachten - das Chormosaik. Und ich bin mir sicher, ihr werdet das auch...

    Eure Ramona
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  • Monument Tongeren

    25. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ☀️ 16 °C

    Heute stelle ich ein Monument vor, dass ich zigmal gesehen habe, aber nie wirklich angeschaut habe. Nun, auf den ersten Blick haut es auch niemanden um. Beton, keine Farben, nichts sticht direkt heraus. Es braucht den zweiten Blick, und zugegeben, etwas Input über dieses Kunstwerk. Aber dann…
    Input und Rätselaufgabe
    Dieses Monument wurde der Stadt Köln im Jahre 1986 von der belgischen Stadt Tongern geschenkt. Der Grund hierfür war der 2000 Jährige Geburtstag Tongerns. Als römische Schwesterstädte erhielten Köln, Rom, Arlon, Tournai, Bavay, Metz, Maastricht, Heerlen und Nimwegen jeweils eine Kopie des Kunstwerkes. Das Original in Tongern wurde vom belgischen Künstler Raf Verjans geschaffen.
    Kleine Aufgabe für die Profis, stellt einmal den Weg auf einer Karte zusammen, spannend. Vielleicht hat ja jemand Lust, diesen in den Kommentaren zu posten. Ich bin gespannt.
    Nun aber zu unserer „Kopie“
    Diese steht neben einem Stück alter Stadtmauer, zwischen Appellhofplatz und Friesenwall gelegen. In der City fußläufig gut zu erreichen. Das Monument besteht aus zwei Steinblöcken, diese stehen sich gegenüber. Innen sehen wir Menschen lebensgroß abgebildet, einmal von vorne und beim anderen Block dann von hinten.
    Schaut man sich diese „Reliefs“ genauer an, stellt man fest, dass sie exakt zusammenpassen, würde man die beiden Blöcke zusammenschieben. Klasse gemacht. So entsteht also der Eindruck, der Block wäre in der Mitte durchgeschnitten worden. Wenn ihr euch genau zwischen die Blöcke stellt, bekommt ihr, je nachdem zu welchem Block ihr schaut, das Gefühl, als bewegten sich die Leute auf euch zu oder eben weg.
    Hier möchte uns der Künstler etwas sagen. Er möchte uns auf das Kommen und Gehen aufmerksam machen.
    Beide Blöcke tragen die Signatur des Künstlers, einmal positiv und einmal negativ verarbeitet. Aber schaut es euch selbst an.
    Metallplatte am Kunstwerk
    Am Kunstwerk ist eine Metallplatte angebracht. Auf ihr steht
    Tongeren 2000
    1985
    Roma/Arlon/Tournai
    Bavay/Metz/Heerlen
    Maastricht/Nijmegen
    Köln/Trier
    Übrigens, Raf Verjans bezeichnete sein Kunstwerk als „ sein gestalterisches Testament“
    Mein Fazit:
    Und das habe ich mir nie wirklich angesehen? Unfassbar. Es ist immer das gleiche Spiel, wir nehmen uns einfach keine Zeit, um wirklich hinzusehen. Ein kleiner Abstecher zu diesem Kunstwerk ist absolut lohnenswert, vorausgesetzt, man ist bereit, sich dieser Kunst zu öffnen, die Blickwinkel zu verändern und etwas „tiefer“ zu schauen. Wer dazu bereit ist, wird auf seine Kosten kommen.

    Euer Ronald
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  • Fygen Lutzenkirchen

    27. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ⛅ 7 °C

    Fygen Lutzenkirchen - sie steht da oben an der Ostseite des ersten Stocks des Rathausturms. Sie soll für die Frauen stehen, die in der Männerwelt im Mittelalter wirtschaftlichen Erfolg haben. Tja, wenn ich nachschlage, stoße ich auf die immer gleichen Erläuterungen, die schnell umfangreich auf die Stellung ihres Mannes ausschweifen… – Doch eine Quotenfrau, weil es gerade Mode ist?
    Fygen Lutzenkirchen ist eine geborene Bellinghoven. Wann sie geboren ist, wissen wir nicht so genau. Wir vermuten aber, dass um das Jahr 1450 war. Den Namen Lutzenkirchen nimmt sie an, als sie ihren Peter heiratet.
    Peter Lutzenkirchen ist in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Großhändler in Köln. Er kauft Safran in Zargoza in Spanien und zur gleichen Zeit Rohseide in Ravensburg. Er kommt zu Geld und Einfluss. „Handel“ ist vielleicht schon untertrieben. Er lenkt Warenströme. Das Ansehen der Kölner Kaufleute hilft ihm natürlich. Er hat beste Beziehungen nach Flandern in große Handelsstädte wie Brügge und Antwerpen und in die Niederlande.
    Kölner Kaufleute liefern Qualitätsware, das weiß man überall und man kann sich darauf verlassen. Die Kaufleute achten auch sehr darauf, dass die Qualität stimmt. Wie zum Beispiel 1474 der Kölner Kaufmann Johann Westphelinck in Bergen in den Niederlanden minderwertige Seide anbietet, beschweren sich nicht die Bergener, weil sie die ja auch billiger einkaufen können. Nein, die Kölner Kaufleute, unter ihnen auch Peter Lutzenkirchen, lassen ihm den Prozess machen und sorgen dafür, dass dieser erstmal aus dem (Waren-) Verkehr gezogen wird.
    Eng verbunden ist der Kölner Handel auch mit der Stadt Frankfurt, in der große Handelsmessen stattfinden.
    Das alles ist entscheidend wichtig für die großen Handelsgesellschaften des Südens, wie die Große Ravensburger oder die Vöhlin-Welser-Gesellschaft. Sie brauchen das Geschick von Peter Lutzenkirchen, der die Waren aus dem Süddeutschen über Frankfurt und Köln nach Flandern leitet. Ein riesiges Geschäft mit Leinen, Wolle, Damast, Samt, Safran, Purpur und Gewürzen aus dem Orient, Rohseide – ein kompliziertes Netzwerk. Peter Lutzenkirchen bringt es zum Ratsherrn der Gaffel „Wollenhaupt“. Sie ist die vornehmste aller Kölner Gaffeln, die Gaffel der Wollenweber.
    Fygen Lutzenkirchen wird 1474 Meisterin im Seidmacherhandwerk. In der von Männern dominierten Welt gibt es in Köln und sonst überhaupt nur noch in Paris Zünfte, in der Frauen das Sagen haben. Die Seidmacherinnen und die Garnmacherinnen gehören dazu. Bis 1497 bildet Fygen Lutzenkirchen 25 Frauen zur Seidmacherin aus. Ihre eigenen Töchter, Lisbeth und Agnes allerdings nicht. Diese machen ihre Ausbildung bei der Konkurrenz.
    Natürlich hat sie durch ihren Mann Kostenvorteile bei der Beschaffung der Rohseide. Handelt er diese doch in großen Mengen und Köln hat das Monopol in der Herstellung von Seidengewebe. Wenn man böse ist, kann man sagen, dass er sie produzieren lässt, verkauft er doch die fertige Seide am Ende mit großen Gewinn. Aber sie ist eine schlaue Frau, die mehr kann als weben. Sie wird in den Vorsitz des Seidamtes gewählt, in welchen sie sich mehr als 20 Jahre mit ihrem Mann abwechselt. Damit ist sie an der Spitze ihrer politischen Möglichkeiten. Das Seidamt hat keinen Sitz im Rat der Stadt Köln, in dem die Gaffeln der großen Gewerbe regieren. Frauen finden politisch im Mittelalter nicht statt.
    Als 1498 Peter Lutzenkirchen stirbt, zeigt Fygen, was für eine Frau sie ist. Sie gibt die Seidmacherei auf und übergibt das Geschäft an Lisbeth. Sei wickelt über Jahre die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes ab, die ja so sehr in den europäischen Handel verwickelt sind und handelt selbst erfolgreich mit Wein und Drugwaren. Das Wort Drugware kommt übrigens vom niederländischen „droog“, was trocken bedeutet. Im Mittelalter sind dies vor allem Gewürze und getrocknete Heilpflanzen. Aus diesem Handel entwickeln sich später unsere Drogerien von heute.
    Wenn man das weiß, ist Fygen nicht die Frau im Kämmerlein, die ihrem Mann die Seide webt. Nein, sie ist ihrem Mann ein Partner auf Augenhöhe, die sich in der Männerwelt behauptet. Durch ihr Tun ist sie zu dieser Zeit eine der reichsten Frauen von Köln.
    Und eigentlich möchte ich noch weiter gehen. Uns Männern ist heute ja bewusst: hinter einem starken Mann, steht meist auch eine starke Frau. Mir bleibt die Frage: Hätte es Peter so in dieser Welt ohne Fygen geben können?
    Fygens Spur verliert sich nach 1515. Ihr Todestag ist unbekannt.

    Michael

    -

    Et Fygen Lutzenkirchen – et steiht do bovve an der Osssigg vum eeschte Stock vum Rodhuusturm. Et soll för die Fraulück stonn, die en der Männerwelt em Meddelalder wirtschaftliche Erfolg han. Tja, wann ich nohschlonn, stüsse ich op luuter deselve Erläuterunge, die flöck un met voll Wööd op de Stellung vun singem Tuppes kumme… -Doch en Quotefrau, weil et grad Mode es?
    Et Fygen Lutzenkirchen es en gebore Bellinghoven. Wann et gebore es, wesse mer nit esu genau. Mer nemme ävver aan, dat et öm et Johr 1450 wor. Der Name Lutzenkirchen nimmp et aan, wie et singe Pitter hierod.
    Der Pitter Lutzenkirchen es en der zweite Hälvde vum 15. Johrhundert ene Großhändler en Kölle. Hä käuf Safran en Zargoza en Spanie un zor gliche Zigg Rühsigg en Ravensburg. Hä kütt zo Geld un Enfloss. „Handel“ es villleich jet ungerdrevve. Hä lenk Wareström. Et Aansinn vun de Kölsche Kauflück hilf im natörlich. Hä hät beste Beziehunge noh Flandere en große Handelsstädt wie Brügge un Antwerpe un noh Holland.
    Kölsche Kauflück livvere Qualitätswar, dat weiß mer üvverall un mer kann sich drop verlooße. De Kauflück aachte och ärg drop, dat de Qualität stemmp. Wie för e Beispill 1474 dä Kölsche Kaufmann Jan Westphelinck en Bergen en Holland Sigg offereet, die Tinnef es, mokiere sich nit de Lück us Bergen, weil se die jo och belliger enkaufe künne. Nä, de Kölsche Kauflück, unger inne och der Pitter Lutzenkirchen, looße im der Prozess maache un sorge doför, dat dä zoeesch ens (Ware-) Verkehr getrocke weed.
    Eng verbunge es der Kölsche Handel och met der Stadt Frankfurt, en dä große Handelsmesse stattfinge.
    Dat all es mih wie wichtig för die große Handelsgesellschafte usem Süde, wie de Große Ravensburger ov de Vöhlin-Welser-Gesellschaff. Sie wesse, der Pitter Lutzenkirchen e Hängche doför hät, die Ware usem Süddeutsche üvver Frankfurt un Kölle noh Flandere zo dirigeere un bruchen en. E riesig Geschäff met Linge, Woll, Damass, Samp, Safran, Purpur, un Gewööze usem Morgeland, Rohsigg – e komplizeet Netzwerk. Der Pitter Lutzenkirchen brängk et zum Rodshäär vun der Gaffel „Wollenhaupt“. Se es die vürnehmste vun all de Kölsche Gaffele, de Gaffel vun de Wollweber.
    Et Fygen Lutzenkirchen weed 1474 Meisterin em Siggmaacherhandwerk. En dä vun Mannslück domineete Welt gitt et en Kölle un söns üvverhaup nor noch en Pariss Zünf, en dä Fraulück et Regalt han. De Siggemaacherinne un de Garnmaacherinne gehüre dobei. Bes 1497 beld et Fygen Lutzenkirchen 25 Fraulück zo Siggemaacherinne us. Sing eige Dööchter, et Lisbeth un et Nies ävver nit. Die maache ehr Lihr bei der Konkerrenz.
    Natörlich kann et durch singe Tuppes belliger an Rühsigg kumme. Handelt dä doch en masse domet un Kölle hät et Monopol en der Herstellung vun Siggegewebe. Wann mer nitsch es, kann mer sage, dat hä it produzeere lööt, vekäuf hä doch die fäädige Sigg am Engk met großem Gewenn. Ävver et es ene gewetzte Frau, die mih kann wie wevve. Et weed en der Vörsetz vum Siggeamp gewählt, en däm et sich mih wie 20 Johrr met singem Tuppes avwähßelt. Domet es et an der Spetz vun singe politische Möglichkeite. Et Siggeamp hät keine Setz em Rod vun der Stadt Kölle, en däm die Gaffele vun de große Gewerbe et Regalt han. Fraulück gitt et politisch em Meddelalder nit.
    Wie 1498 der Pitter Lutzenkirchen stirv, zeig et Fygen, wat för en Frau et es. Et gitt de Siggemaacherei op un gitt dat Geschäff dem Lisbeth. Et weckelt üvver Johre de Geschäfte vun singem Mann sillig av, die jo su ärg en der europäische Handel verweckelt sin un handelt selver erfolgreich met Wing un Drugware. Dat Wood „Drugware“ kütt üvvrigens vum niederländische „droog“, wat drüg bedügg. Em Meddelalder sin dat vür allem Gewööze un gedrügte Heilflanze. Us däm Handel entweckelt sich späder uns Drogerie vun hügg.
    Wann mer dat weiß, es et Fygen nit die Frau em Kämmerche, die singem Tuppes de Sigg wäv. Enä, et es ene glichwäätige Partner för singe Mann un deit sich en der Männwelt behaupte. Durch si Dun es et zo dä Zigg ein vun de richste Fraue vun Kölle.
    Un eigentlich mööch ich noch wigger gonn. Uns Kääls es hügg jo bewoss: hinger enem starke Kääl, steiht miets och en starke Frau. Mir bliev die Frog: Hätt et der Pitter esu en dä Welt ohne et Fygen gevve künne?
    De Spur vum Fygen verliert sich noh 1515. Singe Dudesdag es nit bekannt.

    Mechel
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  • Wesseling am Rhein

    28. helmikuuta 2021, Saksa ⋅ ☀️ 7 °C

    Wesseling am Rhein

    Von 1975 bis 1976 gehörte die Stadt Wesseling zu Köln.
    Manch einer ist ganz erstaunt, wenn er hört, dass Wesseling eben nicht ein Kölner Stadtteil ist. Andere genau andersrum, denn sie können es sich nicht vorstellen. Wesseling selbst fand dies auch nicht sonderlich gut und klagte gegen diese "Vereinnahmung" erfolgreich.
    Doch ihr kennt ja meine Blicke über den Zaun mittlerweile, so ist es geradezu selbstverständlich, auch Wesseling einmal näher zu betrachten. Ein lohnenswerter Blick.
    Das erste, was man sieht, ist der "Wesselinger Dom", wie der Volksmund die St. Germanus Kirche nennt. Klar, denn in der heutigen Form wurde sie Ende des 19. Jahrhundert von einem Kölner erbaut. Der Architekt Theodor Kremer errichtete sie.
    Vorgängerbauten gab es bereits mindestens 2. Die heutige St. Germanuskirche (Fotos) wurde etwas versetzt, sodass diese nicht vom Rhein umspült werden konnte.
    Weithin sichtbar ist sie, vor allem, wenn man an der anderen Rheinseite im rechtsrheinischen Niederkassel-Lülsdorf die Fähre nach Wesseling nutzt. Man landet dann sozusagen direkt zu ihren Füßen und betritt die Rheinpromenade am Wesselinger Rheinpark. Dieser hat neben Skulpturen und einem Bouleplatz, ein Seniorencafe, eine öffentliche Toilette und alte Grabanlagen zu bieten. Bekannt ist Wesseling natürlich auch durch seine Raffinerie. Diese sorgt immer mal wieder für Schlagzeilen. Meist natürlich negativer Art.
    Dennoch ist Wesseling eine schöne und interessante Kleinstadt, unter anderem mit römischer Vergangenheit. Diese zeigt sich z. B. in einem Industriegebiet in Wesseling-Eichholz. Dort wurde 1986 durch Archäologen eine sogenannte Villa Rustica (Fotos) freigelegt und der Nachwelt durch Rekonstruktion erhalten. Sie soll aus dem 1. Jahrhundert nach Christus sein und lag an der alten Handelsstraße von Köln nach Koblenz.
    Ein wenig geschmunzelt habe ich bei der Recherche Wesseling schon, denn ausgerechnet die Mentalität von Germanen und Römer, die ja schon recht gegensätzlich waren, trafen hier aufeinander. So wählte ich bewusst St. Germanus und die Villa Rustica für diesen Artikel.
    Auch ein Stadion gibt es in Wesseling, welches nach der im Rheinisch Bergischen Kreis bei Odenthal beheimateten zweifachen Olympiasiegerin Ulrike Meyfarth benannt ist. Diese lebte lange in Wesseling und besuchte in Köln Rodenkirchen die weiterführende Schule. (Foto)
    Ein Eisenbahnmuseum ist ein weiteres kulturelles Highlight in Wesseling, welches natürlich vor allem Eisenbahnfreunde anlockt.
    Wer Fan der Serie "Mord mit Aussicht" ist, der wird in Wesseling-Keldenich den Dikopshof kennen. Als sogenanntes" Heubacher Höfchen" kommt er in der Serie vor. Der Polizist Dietmar Schäffer (gespielt von Bjarne Mädel) hat dort seinen Standort für seine Geschwindigkeitskontrollen. (Foto)
    Auch das "Alte Rathaus Wesseling" diente als Filmkulisse, für die Serie "Das Amt".
    Damit ist alles Sehenswerte allerdings noch lange nicht aufgelistet. Gebt dem Ort doch selbst einmal euer "Urteil" ab und besucht Wesseling am Rhein.

    Einen schönen Sonntag wünscht euch Elisabeth.
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  • Industriedenkmal Südstadt

    1. maaliskuuta 2021, Saksa ⋅ ☀️ 7 °C

    Mitten in der Südstadt, in der Annostraße gehe ich durch einen begrünten Innenhof und stehe von jetzt auf gleich vor einem großen Betonpodest. Darauf stehen gigantische Stahlräder durch Achsen verbunden. Hier mitten in einem Wohngebiet steht dieses Industriedenkmal. Niemand, der nicht die Industriegeschichte der Südstadt kennt, käme auf die Idee, es könnte sich hier im weiteren Sinne um Schokolade drehen.
    Doch, genauso ist es. Hier stehen die letzten Schwungräder der Firma Stollwerck, diese Räder betrieben früher Kompressoren. Die Kompressoren sorgten für die Kühlung der heißen und noch flüssigen Schokolade.
    Eine ziemlich ramponierte Hinweistafel habe ich auch gefunden, auf der folgendes steht:
    „Im Jahre 1839 begann die Firma Stollwerck auf diesem Gelände Schokoladenriegel herzustellen. Ein wichtiger Bestandteil des Herstellungsverfahrens war die Kühlung der Schokoladenmasse. Hierzu wurden Kompressoren verwendet, welche über diese Schwungräder angetrieben wurden. Alle hier sichtbaren Maschinenteile gehörten zur Kühlanlage. Im Dezember 1975 verlegte die Firma Stollwerck ihren Standort nach Köln-Porz“.
    Etwas weiter sehen wir den Stumpf eines Schornsteins, auch dieser gehörte zur Schokoladenfabrik, die lange Zeit das Leben der Menschen hier in diesem Kölner Stadtgebiet bestimmte. Es ist viel Zeit vergangen, seit der Cafehausbesitzer Franz Stollwerck hier am südlichen Ende der Stadtmauer eine Süßwarenfabrik betrieb. All das ist längst Geschichte, die Fabrik wich Wohnungen, das Viertel hat sich natürlich auch total verändert, nichts bleibt wie es war.
    Aber die Geschichte dieser Fabrik werden wir ein andermal genauer erzählen. Heute wollte ich euch dieses Industriedenkmal zeigen, denn nur diese beiden „Zeitzeugen“ erinnern an die „alten Zeiten“. Gut, das stimmt nicht ganz, an der Severinstraße steht die Skulptur des Schokoladenmädchens, diese ist aber kein Relikt aus der Zeit der Firma Stollwerck.
    Und so setze ich mich hier auf die Wiese, betrachte das Denkmal und lasse meiner Fantasie freien Lauf. Langsam nimmt die Maschine Fahrt auf. Ich höre den Lärm, kann die Schokolade riechen, sehe Menschen herumwuseln. Dann hebe ich den Kopf und sehe die Wiese, den Wohnblock, aber ich würde gerne tiefer eintauchen in diese Zeit, mehr erfahren. Also werde ich mir Literatur besorgen und mich einlesen in dieses spannende Stück Geschichte der Südstadt. Zumindest das hat dieses Industriedenkmal bei mir bewirkt.
    Schaut hier ruhig einmal vorbei, vielleicht ergeht es euch ja genauso. Und ich suche jetzt einen Kiosk, denn ich habe unbändigen Appetit auf ein Stück Schokolade bekommen.

    Man sieht sich, euer Ronald
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