• Kölschgänger

CCAA - Köln

CCAA - Colonia Claudia Ara Agrippinensium - Köln - Kölle
Wie es war und wie es ist.
Okumaya devam et
  • Dr. Gathe

    9 Ekim 2018, Almanya ⋅ ⛅ 13 °C

    Wisst Ihr, was ein für mich wichtiger Teil von Köln ist? Der Zoo.
    Ich kann nicht sagen, wann ich zum ersten Mal hier war. Vermutlich war es aber ein Sonntag und ich lag ich im Kinderwagen. Für mich war er immer schon da.
    Seit 1860 haben wir den Zoo. Dr. Caspar Garthe verdanken wir das. Komisch, man will ja meinen, dass wenn man schon in unserem schönen Köln soetwas großartiges wie den Zoo ins Leben ruft, dass man eben mal die Eckdaten des Gründers nachschlagen kann. Denkste!
    Das Geburtsjahr von Caspar Garthe scheint unklar. 1795 oder 1796 stehen zur Wahl. Er wird in Frankenberg an der Eder geboren. Das liegt ziemlich mittig im Viereck Kassel – Marburg – Siegen – Brilon, wenn ihr genauso wenig eine Ahnung habt wie ich, wo Frankenberg liegt oder die Eder fließt. Aber vielleicht ist er auch in der Nähe von Marburg selbst geboren. Herrje, wer hat denn da die Kirchenbücher gepflegt? Ein Katholik war es wohl nicht.
    Nun, er studiert 1812 in Marburg Kammeralswissenschaften. - Ja, vor diesem Wort stand ich auch gerade. Das sind die Fähigkeiten, die man haben muss, um in einem absolutistischen Staat in der Verwaltung arbeiten zu können. Sagen wir einfach, er wollte Beamter werden. Bald schwenkt er aber zur Physik, Mathematik und Naturwissenschaften um. 1817 ist er Doktor der Philosophie und verdingt sich als Privatdozent und Gymnasiallehrer.
    Er hat aber auch richtig Spaß an Tüfteleien. Er beobachtet den Himmel durch ein selbst gebautes Fernrohr und erfindet einen „Kosmoglobus“, eine Glaskugel, die den Himmel darstellt und in dessen Kern sich die Erde als Holzkugel befindet. Eine Art Streichholz und eine frühe Form eines Aquariums bastelt er auch. In Köln bekommt er dann eine Stelle als „Erster Oberlehrer“ an der „Höheren Bürgerschule“ am Quartermarkt. Prompt baut er im Kölner Dom im Jahr 1852 das „Foucault’sche Pendel“ nach. Und bei diesem Mann ist nicht mal das Sterbejahr klar? 1874 und 1876 stehen zur Auswahl.
    1858 gibt er den Anstoß die „Actiengesellschaft Zoologischer Garten zu Cöln“ zu gründen. Das bekannte Gelände in Riehl wird erworben und am 22. Juli 1860 der Zoo eröffnet. Dieser ist als Amüsiergelände gedacht und ist es noch heute. Darüber werden wir hier bestimmt noch schreiben. Ich meine, über die vielen schönen und auch traurigen Geschichten, die sich abspielten, bis er ein moderner Zoo geworden ist, der unterhält, lehrt und die Arten mit erhält.
    Ist er für Euch eigentlich ein großes Thema? Wie steht Ihr zu ihm? Viel besungen ist er ja, „Ene Besuch em Zoo…“ von Hans Knipp, zum Beispiel. Wenn ich durch ihn spaziere, hat sich wenig geändert. Kinderwagen werden geschoben, so wie damals, als ich noch selbst drin lag, Bollerwagen werden gezogen, Kinder spielen oft lieber auf dem Spielplatz, als sich in Ruhe die Tiere anzugucken, Jugendliche und Pärchen knipsen Selfies und ältere Männer versuchen sich am schönsten Tierbild. Das ist alles so ewig vertraut, auch wenn ich die ruhigeren Stunden mittlerweile mehr schätze.
    Billig ist der Eintritt ja nicht. Mein Trick: die Dauerkarte. Damit gehe ich auch gern mal für ein oder zwei Stunden hin und gucke mir gezielt das ein oder andere Gehege an – obwohl ich am liebsten einfach bei den Elefanten stehe. Über das Jahr wird es mit der Dauerkarte so günstiger. Und ich weiß von einigen, die regelmäßig da sind und nicht nur zu den „großen Sonntagsausflügen“.
    Mein bester Freund geht am liebsten am Freitag nach der Arbeit hin, wenn es leicht nieselt. Dann sei er fast allein mit den Tieren – und erlebt einen ganz anderen Zoo.

    Michael

    -

    Wesst Ehr, wat för mich ene wichtige Deil vun Kölle es? Der Zolonische Gaade.
    Ich kann nit sage, wann ich et eeschte Mol hee wor. Wahrscheinlich wor et ävver ene Sonndag un ich log em Kinderwage. För mich wor hä immer ald do.
    Zick 1860 han mir der Zolonische Gaade. Dem Dr. Caspar Garthe verdanke mer dat. Komisch, mer sollt jo meine, dat, wann mer ald en unsem schöne Kölle sujet großaatiges wie der Zolonische en et Levve röf, mer ens flöck de Eckdate vum Gründer nohschlage kann. Am Aasch e Trötche!
    Et Gebootsjohr vum Caspar Garthe es schings unklor. 1795 ov 1796 kann mer sich ussöke. Hä weed en Frankenberg an der Eder gebore. Dat litt zemlich en der Medde vum Viereck Kassel – Marbug – Siegen – Brilon, wann ehr genausu winnig en Ahnung hat wie ich, wo Frankenberg litt ov de Eder flüüß. Ävver vielleich es hä och en der Nöhde vun Marburg selvs gebore. Morjü, wä hät dann do de Kircheböcher gefläg? Ene Katholik wor et wall nit.
    No, hä studeet 1812 en Marburg Kammeralswesseschafte. - Jo, vür däm Wood stundt ich och grad. Dat muss mer liere un künne, wann mer en enem absolutistische Staat en der Verwaltung arbeide well. Sage mer einfach, hä wöllt Ampmann weede. Baal schwenk hä ävver op Physik, Mathematik un Naturwesseschafte öm. 1817 es hä Dokter en Philosophie un verdingk sich als Privatdozent un Lehrer am Gymnasium.
    Hä hät avver och richtig Spass an Knuuverei. Hä beluurt sich der Himmel durch e Fäänrühr, dat hä sich selvs gebaut hät un erfingk ene „Kosmoglobus“, en Glaskugel, die der Himmel darstellt un em Kään en Holzkugel hät, die die Ääd sin soll. En Aat Schwävelche un en fröh Form vum Aquarium fisternöllt hä och. En Kölle kritt hä dann en Stell als „Eeschte Oberlehrer“ an der „Höheren Bürgerschule“ am Quartermaat. Tirek baut hä em Dom em Johr 1852 et „Foucault‘sche Pendel noh. Un bei däm Kääl es nit ens et Stervejohr klor? 1874 un 1886 han mer op der Palett.
    1858 gitt hä der Aanstoß die „Actiengesellschaft Zoologischer Garten zu Cöln“ ze gründe. Et bekannte Terrain en Riehl weed gekauf un am 22. Juli 1860 der Zolonische Gaade eröffnet. Dä es als Amesiergelände gedaach un es et noch hügg. Dodrüvver weede mer hee bestemmp noch schrieve. Ich meine, üvver die ville, schöne un och bedrövte Kreppcher, die sich avgespillt han, bes hä ene moderne Zoo gewoode es, dä ungerhäld, leht un die Aate erhäld.
    Es hä för Üch eigentlich e groß Thema? Wie stoht Ehr zo im? Vill besunge es hä jo, „Ene Besuch em Zoo…“ vun Hans Knipp, för e Beispill. Wann ich durch in spaziere, hät sich winnig geändert. Kiderwage weede gedäut, esu wie dozomol, wie ich noch selvs dren log, Bolderwage weede gertrocke, Pänz spille off leever om Spillplatz, wie sich de Diercher aanzeluure, Lällbecke un Päärcher knipse Selfies un aal Kääls versöke sich am schönste Dierbeld. Dat es alles esu iwig vertraut, och wann ich hügg die Stunde mih mag, die räuhiger sin.
    Bellig es der Entredd jo nit. Ming Tour: die Dauerkaat. Domet gonn ich och gään ens för ein ov zwei Stunde hen un luure mer gezielt dat ein ov andere Gehög aan – ovschüns ich am leevste einfach bei de Elefante stonn. Üvver et Johr weed et met der Daurkaat su günstiger. Un ich weiß vun ener Rötsch Lück, die regelmäßig do sin un nit nor för de „große Sonndagsusflög“.
    Minge beste Fründ geiht am leevste am Friedag noh der Arbeid hen, wann et e bessche fiselt. Dann wör hä fass allein met de Diercher – un erläv ene ganz andere Zolonische Gaade.

    Mechel
    Okumaya devam et

  • Was uns vom Mittelalter blieb

    20 Ekim 2018, Almanya ⋅ ⛅ 10 °C

    "Mir dünkt, ich muss gewohnte Wege beschreiten, um euch kundzutun, was nicht dahingerafft, sondern aus alter Zeit erhalten uns blieb..."

    Nachdem meine letzten Beiträge sich eher "im Schatten des Domes" abspielten, zieht es mich heute in den Dom hinein. Ich spüre wieder, dass es hier noch einiges gibt, über das es sich zu schreiben lohnt. Ich gehe, wie so oft, durch die Hallen "meines Domes", vorbei an den Sitzbänken, in denen Menschen ins Gebet vertieft, oder einfach nur die Stimmung in sich aufnehmend, sitzen, vorbei an überlebensgroßen Figuren, angebracht an den mächtigen Säulen, den Fenstern, auf denen biblische Szenen dargestellt sind. Auf Höhe des Binnenchores fällt mir etwas ins Auge, was dem Besucher in der Regel nicht frei zugänglich ist. Das Chorgestühl des Kölner Domes. Dieses Chorgestühl ist mit 104 Sitzen eines der größten aus dem Mittelalter erhaltenen Gestühle. Entstehungszeit 1308 bis 1311. Erschaffen aus 29 Eichenstämmen.

    Versetzen wir uns für einen kurzen Moment in diese Zeit. Handwerker, Zimmerleute, Bildhauer usw. laufen geschäftig zwischen den verschiedenen zu verrichtenden Arbeiten hin und her. Figuren und Reliefs werden in die massiven Eichenhölzer geschnitzt, an andere Stelle wird am Dom selbst weitergebaut. In den Pausen wird aus Tonkrügen Wasser in Becher gegossen, denn es ist staubig...könnt ihr es fühlen, die alte Zeit? Mit ein bisschen Fantasie klappt das gut.
    Es waren vermutlich dieselben Arbeiter, die auch schon die Chorpfeilerfiguren geschaffen hatten, denn die Art der Figuren auf dem Chorgestühl ähneln den steinernen Figuren, die kurz nach 1300 erschaffen wurden, sehr. In den Jahren 1308 bis 1311 wurden die Teile gefertigt und dann nach Baukastensystem zusammengebaut.

    Vor den steinernen Chorschranken mit den Gemälden darauf, die gleichzeitig die Rückwände des in zwei Reihen ansteigenden Chorgestühls darstellen, fanden im Mittelalter, wie auch heute noch die Herren des Domkapitels, sowie auch weltliche Besucher derselben ihren Platz während der Liturgie.
    Zwei der 104 Plätze sind besonderen Menschen vorbehalten (gewesen). Einer dem Papst, der andere dem deutschen Kaiser.

    Nun zum Chorgestühl selbst:
    Die einzelnen Sitze, auch "Stallen" genannt, sind von sogenannten Wangen voneinander getrennt. Die Wangen sind geschmückt mit Knäufen, die wiederum mit Blattwerk oder figürlichen Darstellungen versehen sind. Die Abschlusswangen der einzelnen Sitzreihen stellen eine rheinische Sonderform der Wangen dar, nämlich niedrige Formen mit eingefügten Relieffeldern. Insgesamt finden sich auf dem Chorgestühl über 500 Reliefs und Figuren in Form von Laub bzw. Blattwerk, aber ebenso findet man auch kirchliche und weltliche Bildnisse von Tugend und Sünden.

    Eine Besonderheit möchte ich noch erwähnen:
    Die Sitzflächen lassen sich hochklappen. An den Unterseiten befinden sich Misericordien, kleine Stützbretter (Misericordien, lat. misericordia = Barmherzigkeit, Mitleid). Diese Stützbretter waren nämlich dafür gedacht, dass die Kirchenmänner, sollten sie während einer Liturgie stehen müssen, sich wenigstens abstützen konnten.

    Wir können das Chorgestühl zwar nur aus einigen Metern Abstand bewundern, aber wir haben das Glück, dieses Relikt alter Zeit noch im Original sehen zu können. Ein Relikt von vielen, deren Heimat der Kölner Dom ist.

    Eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Die älteste Legende Kölns

    31 Ekim 2018, Almanya ⋅ ⛅ 8 °C

    Wir schreiben das Jahr 69 n. Chr. Ein für das Geschehen in der großen Politik unbedeutender Hauptmann hatte für den Fall vorgesorgt, dass Köln einer Belagerung durch die Römer ausgesetzt sein könnte und dieser Umstand wurde auch tatsächlich erwartet. So ließ er Nahrungsmittel aller Art durch die Tore der Stadt bringen, auch viele Fässer Kölsch durften dabei nicht fehlen (nun gut, Kölsch wird es nicht wirklich gewesen sein, denn das gab es im Jahr 69 noch gar nicht, aber schließlich befinden wir uns in einer Kölner Legende).

    Sein Name war Marsilius. Und so weitsichtig der Hauptmann auch war... eines hatte er vergessen...nämlich daran zu denken, auch für ausreichend Brennholz zu sorgen.
    Aber warum bestand überhaupt die Sorge vor einer römischen Belagerung?

    Nun, im Jahre 68 starb Kaiser Nero in Rom und aus den vier möglichen Nachfolgern ging Vespasian als neuer Kaiser hervor. Einem der drei noch verbliebenen anderen, Aulus Vitellius, passte das so gar nicht und so ließ er sich am 2. Januar 69 zum römischen Gegenkaiser ausrufen und wurde in der römischen Provinz Niedergermanien, dessen Hauptstadt die Colonia Claudia Ara Agrippinensium war, Oberbefehlshaber. Unseren eigensinnigen Kölnern gefiel es jedoch überhaupt nicht, irgendwelche Nicht-Kölner in ihrer Nähe zu wissen und einen Herrscher aus diesen Reihen akzeptieren zu sollen, kam auch nicht in Frage. Also taten sie alles mögliche, um den Römern den Zugang in ihre Stadt zu verweigern.

    Kommen wir zurück zu dem Problem mit dem vergessenen Brennholz:

    So kreativ unsere Kölner sind, so waren sie es auch damals schon. Jener genannte Hauptmann Marsilius nämlich steckte sämtliche kölschen Mädchen in germanische Rüstungen und setzte ihnen Helme auf, so dass man nicht erkennen konnte, dass das gar keine wirklichen Männer waren. Marsilius schickte diese nun mit Karren durch ein Stadttor in den Wald, es sah also so aus, als wollten sie Holz sammeln. Eher noch aber wirkten sie kriegslustig.
    Die Truppen des Kaisers Aulus Vitellius fielen auch tatsächlich darauf rein, und als sie die Mädchen in Rüstungen, die sie für Brennholz suchende Männer hielten überfallen wollten, kam Marsilius mit den wirklichen Soldaten von dem Wald gegenüberliegenden Stadttor in denselben, kreisten die Krieger des Möchtegern-Kaisers Vitellius ein und überfielen sie hinterrücks. Nach schrecklichem, aber gewonnenen Kampf nahm Hauptmann Marsilius den Vitellius gefangen.

    Bis ihm am nächsten Tag der Garaus gemacht werden sollte - es sollte ihm auf dem Marktplatz der Kopf abgeschlagen werden - wurde Vitellius von Marsilius in einen Turm gesperrt.

    Der nächste Tag kam und der ach so mächtige "Kaiser" jammerte und flehte um sein Leben. Kurz bevor das Beil des Henkers niedersauste, zeigten die Kölner Erbarmen mit dem armen Wicht, aber nicht, ohne den Verurteilten vorher zu etlichen Zugeständnissen zu ihren Gunsten zu bewegen, welche Vitellius mit Unterschrift und Siegel beglaubigen musste.

    Das war die Legende zur Rettung der Stadt Köln durch den mutigen Hauptmann Marsilius. Seit jeher gilt der Pfingstdonnerstag als Holzfahrtag, der Tag des Sieges über die Mannen des Kaisers Vitellius.
    Am Gürzenich, über dem Eingang zum Weinkeller findet man ein Denkmal mit Inschrift für den tapferen Marsilius.
    Und es gibt noch mehrere Orte, die ihm gedenken, z. B. die Marsiliusstraße oder direkt im Gürzenich der Marsilius-Saal. Man sagt ja, jede Legende beinhaltet immer auch ein Stückchen Wahrheit. Sicher auch hier, denn - mit einem Schmunzeln zu verstehen - wer weiß, was sonst aus unserer schönen Stadt geworden wäre.

    Bis bald
    eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Weit zurück

    7 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 15 °C

    So, wie in meiner letzten Geschichte, möchte euch heute noch einmal mit in die Vergangenheit nehmen. Lange Zeit, bevor, wie ich letzte Woche erzählt habe, selbst das alte Chorgestühl entstand.

    Von unserem Dom gab es noch nichts zu sehen. Vom "alten Dom" oder auch karolingischen Dom genannt, existierte nach nach einem großen Brand nicht mehr viel. Um den Chor des neuen Domes errichten zu können, wollte man die Ostteile des alten Domes niederbrennen. Die Flammen aber gerieten außer Kontrolle und der größte Teil des westlichen Baus fielen dem Feuer zum Opfer. Dennoch wurde der Westteil des alten Domes soweit wieder hergestellt, dass man dort wenigstens die Gottesdienste abhalten konnte, bis der neue Chor fertig war.

    Es gab im Gegensatz zu unserem Dom eine Besonderheit im alten Dom. Er besaß zwei Chöre, den Westchor, der dem heiligen Petrus geweiht war, unter dessen Patronat auch unser heutiger Dom steht und einen Ostchor, welcher der Gottesmutter Maria geweiht war. Im Westen, wie auch im Osten des Domes befand sich ein großes Atrium, ein zentraler Raum. Der alte Dom war im Osten durch dieses Atrium mit der Stiftskirche St. Maria ad Gradus verbunden. Erinnert ihr euch? Ich hatte von ihr erzählt und die einzige Säule, die von dieser Kirche geblieben ist, steht auf dem Domherrenfriedhof. Ich denke, ihr habt jetzt ein Bild vor Augen, wie es vor unserem Dom dort ausgesehen hat.

    Gehen wir wieder zu dem Punkt, an den nun daran ging, unsere jetzige Kathedrale zu bauen. Mehr oder weniger haben wir ein Gelände vor uns, was man sich heute vermutlich so nicht mehr für einen Neubau vorstellen könnte. Sandiger und steiniger Boden, vielleicht schauen ein paar Grashalme aus der Erde. Mit einfachsten Hilfsmitteln und vor allem der Menschen Hände entstand das, was wir heute als den Mittelpunkt der Stadt, den Kölner Dom, kennen. Aber was steht ganz am Anfang eines Neubaus? Richtig. Der Spatenstich. Den machte niemand geringeres als der damalige Erzbischof von Köln, Konrad von Hochstaden. Aber wer war dieser Mann eigentlich?

    Geboren wurde er um das Jahr 1205 als Sohn des Grafen Lothar I. von Are-Hochstaden und Mathilde von Vianden. Mit dem Geschlecht der Staufer war er blutsverwandt. Er hatte noch zwei Brüder und vier Schwestern.

    Nachdem er Propst von St. Maria ad Gradus war und offenbar seit 1226 auch der "herrschende" Domherr Kölns, wurde er am 30. April 1238 zum Erzbischof als Nachfolger Heinrichs I. von Müllenark gewählt. Bis dahin hatte er bereits seit 1234 das Amt des Dompropstes unrechtmäßig an sich gerissen und den rechtmäßigen Dompropst gebannt, was soviel heißt, dass er ihn aus der kirchlichen Gemeinde ausgeschlossen hatte. Dieser jedoch bemühte sich daraufhin um einen Prozess vor der römischen Kurie. Deren Aufforderung an Konrad von Hochstaden, sich in Rom zu verantworten, wurde seinerseits nicht nachgekommen. So wurde er exkommuniziert und durfte keine gottesdienstlichen Handlungen mehr ausüben, egal, wo er sich auch aufhielt.

    Nachdem er zum Erzbischof gewählt wurde, überließ er das Amt des Dompropstes nun großzügigerweise seinem Widersacher, dem eigentlich rechtmäßigen Propst.

    Nun sollte man meinen, das Wort Bischof sei gleichzusetzen mit einem Mann der Güte und Gnade, ein Mann der Kirche eben. Das war damals aber alles andere als das. Erzbischöfe hatten eine unglaubliche Macht, auch im weltlichen Bereich. Und sie nutzten diese, wenn nötig, auch mit Gewalt. Nach seinen Kriegen mit z. B. Brabant und Jülich war er Mitte der 1240er Jahre zum mächtigsten Reichsfürsten aufgestiegen. Seine weiteren politischen Machenschaften hier näher zu erläutern würde den Rahmen sprengen.

    Die zwei Dinge, die meiner Meinung nach als die besondersten aus seiner Amtszeit hervorgingen, war die Verleihung des Stapelrechtes im Mai 1259 und eben der Spatenstich zum Bau unserer wunderschönen Kathedrale am 15. August 1248.

    Gestorben ist Konrad von Hochstaden 1261. Sein Grabmal befindet sich in der Johanneskapelle des Kölner Domes. Ob er ein guter Mensch war, sei dahingestellt. Aber in Gedanken an unseren Dom steht er mit in erster Reihe.

    Eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Die Antoniterkirche am Neumarkt

    8 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 12 °C

    Diese Kirche wurde bereits in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Klosterkirche der Antoniter errichtet. Deshalb hat sie wie alle Klosterkirchen dieser Zeit auch keinen Turm. Heute steht sie am Neumarkt mitten im Trubel der Kauf- und Bummelsüchtigen, inmitten großer Konsumtempel und Schnellimbissketten. Und so hat sie von dem Kabarettisten Jürgen Becker auch irgendwann ihren Spitznamen bekommen. Dieser bezeichnete die Antoniterkirche wegen ihrer 10 Minuten Andachten mal als "Drive-in-Kirche", in Anlehnung an eine Fastfood-Kette. Sicherlich hat er dies nicht respektlos gemeint, denn immerhin ist die Antoniterkirche das älteste protestantische Gotteshaus in Köln.

    Für viele Menschen ist sie auf dieser hektischen Meile ein Ort der Stille, ein Rückzugsort um eine Kerze zu entzünden, ein stilles Gebet zu sprechen, sich Barlachs Kunstwerke anzusehen, denn mit der "Schwebenden", dem "Lehrenden Christus" und dem "Kruzifix II" beherbergt die Antoniterkirche Köln drei Ausstattungsstücke von der Hand des Künstlers Ernst Barlach.
    Oder eben um 18:00 Uhr an der 10 Minuten Andacht teilzunehmen. Nach dem Dom gilt sie als meistbesuchte Kirche Kölns.

    Hier werden bereits seit 1805 Gottesdienste gefeiert. Und das erst rund 300 Jahre nach der Reformation, bis dahin war es den Protestanten im katholischen Köln verboten, ihre Religion auszuüben. Dies änderte sich erst mit dem Einmarsch der Franzosen. Diese führten die Religionsfreiheit ein.
    Der erste Gottesdienst fand allerdings nicht hier, sondern ein paar Meter entfernt in der Schildergasse 96, dem Haus der Brauerzunft, statt. Dies geschah im Jahre 1802.

    Im Inneren können wir uns den schwebenden Engel anschauen. Diese von Ernst Barlach geschaffene Plastik hat eine sehr interessante Besonderheit. Sie trägt die Gesichtszüge der Künstlerin Käthe Kollwitz. Da diese von Barlach sehr verehrt wurde, gab er seiner Plastik diese Gesichtszüge. Die Plastik soll an die Toten des zweiten Weltkrieges erinnern.

    Was viele nicht wissen, der hier hängende fliegende Engel ist nicht das Original. Dieses war eigentlich für den Dom in Güstrow bestimmt, wurde aber von den Nazis eingeschmolzen da sie es als entartete Kunst betrachtet hatten. Vom Gipsmodel wurde dann später dieser neue Engel gegossen.

    Ihr habt bei uns im Zusammenhang mit dem Dom sicher schon von Boisseree gelesen. Und auch hier treffen wir wieder auf ihn. Während der französischen Besatzung wurden natürlich fast alle mittelalterlichen Stücke entfernt. Auch hier kamen die Brüder Boisseree zum Einsatz und sie bewahrten einige Stücke vor der sicheren Zerstörung.

    Auch in der jüngeren Vergangenheit war die Antoniterkirche immer wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Debatten, Stadtpredigten und vor allem das politische Nachtgebet in den 1968ern sorgte immer wieder für Aufsehen. So war sie lange Zeit das Zentrum der kritischen Christen. Dann, Anfang der 90er war sie erneut im Fokus, da sie als eine der ersten Kirchen "Kirchenasyl" gewährte.

    Und so steht sie weiterhin inmitten der Konsumtempel und bietet den Menschen einen Ort der Ruhe und Besinnung. Mitten auf der Schildergasse.
    euch allen eine schöne Zeit.

    euer Ronald
    Okumaya devam et

  • Severin ein Regengott?

    15 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 7 °C

    Ist der Hl. Severin eigentlich ein Regengott? Diese Frage stelle ich mir immer wieder. Immer, wenn es regnet ohne Ende und ich ihn bitte,ein Einsehen zu haben, oder wenn es mal wieder so heiß ist, so wie diesen Sommer, und ich ihn schon wieder anrufe. Und kann ich ihn von überall bitten, oder muss ich in die Südstadt? Bin ich ihm da näher und es funktioniert besser? Jede Menge Fragen, und ihr fragt euch vermutlich, wovon schwätzt der Ronald eigentlich? War der wieder zu lange im Brauhaus? Schon wieder ne Frage. Ahhhhhhh.......

    Damit ihr mich besser versteht, sollte ich euch wahrscheinlich eine Legende über den hl. Severin erzählen.

    Wir schreiben das Jahr 397, es ist November, arschkalt, Sonntag. Und wie immer begibt sich Bischof Severin von seinem selbst gegründeten Kloster aus auf einen Sonntagsspaziergang. Nicht alleine, er ist beliebt und wird geachtet, so einer wird gerne begleitet. Kennt ihr vom Frühschoppen. Junge Praktikanten und Anhänger Severins begleiten ihn also auf seinem Weg, dieser führt ihn aufs Martinsfeld, das heutige Gebiet am Kartäuserhof. Auf einmal bleibt Severin stehen, lauscht, fragt die anderen, ob sie auch die singenden Stimmen vernommen haben. Haben sie nicht, das sagen ihm die ratlosen Blicke. So hört doch genauer hin, bittet er, aber nichts, er schaut nur in ratlos dreinblickende Gesichter.

    Severin jedoch hat himmlische Psalmen vernommen, so klar und deutlich, das er völlig hin und weg ist. Dies erzählt er seinen Begleitern, aber niemand außer ihm hatte etwas gehört. Nun ist Severin aber nicht als Spinner verschrien und fest im Glauben, deshalb lässt er sich nicht beirren. Einzig, was hatte das zu bedeuten, fragte er sich. Einige Tage später, als die Nachricht vom Tode Bischof Martins Köln erreicht, ist Severin sich sicher. Er hat die Engelschöre gehört, die den heiligen Bischof Martin im fernen Tours in den Himmel begleitet haben.

    Einige Zeit später beschließt der noch rüstige Severin, sich seinen Traum zu erfüllen und in seine Heimatstadt Bordeaux zurückzukehren. Er verlässt also Köln und kehrt in seine Heimatstadt zurück, wo er schon bald verstirbt. Hier wird er nach seinem Tod um etwa 403 heilig gesprochen. Kurze Zeit später wird Bordeaux von Feinden eingekesselt und belagert. Und was unternehmen die Bürger? Sie legen die Reliquien des heiligen Severin auf die Mauer und siehe da, die Feinde fliehen. Absurd? Legende halt.

    Aber zurück nach Köln. Denn hier herrscht Not. Severin ist vor drei Jahren aus Köln weggegangen, und seitdem hat es hier in Köln kaum geregnet. Überall verdorrte Felder, das Vieh verdurstet, die Not ist groß und kein Regen in Sicht.

    Doch eines Nachts träumt ein Domvikar, es müsse mit Severin zusammenhängen. Deshalb solle man die Reliquien des heiligen Severin nach Köln holen. Ihr könnt euch vorstellen wie begeistert man den Vorschlag in Bordeaux aufnahm. Doch da in Köln die Not so groß ist und die Kölner Abgesandten nicht aufhören zu bitten und betteln, hat man endlich ein Einsehen und willigt ein. Die Kölner dürfen die Hälfte der Knochen mitnehmen.
    Nach zügiger Rückreise an den Rhein, der Geleitzug ist gerade auf Höhe von Melaten, passiert was? Riiichtiiig, es fängt an zu regnen. Dä.

    Heute liegen die Reliquien des heiligen Severin in einem Hoch-Schrein hinter dem Altar von St. Severin. Jeden Montag können Gläubige in einer kleinen Prozession unter ihm hindurchziehen.

    Mich aber zieht es an die Ecke Kartäuserhof, Ecke Kartäusergasse, denn hier in einer Häusernische steht ein Denkmal des heiligen Severin. Und hier sage ich ihn auf, den heilsbringenden Spruch:

    "Heiliger Severinus, der Du an diesem Orte die Seele des heiligen Bischofs Martinus von den Engeln in den Himmel hast tragen sehen, bitt für uns".

    So lautet die Inschrift hier an diesem Denkmal. Besucht ihn doch mal, hier in der Südstadt.
    Okumaya devam et

  • Hohenzollernbrücke + Reiterstandbilder

    15 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 7 °C

    Hallo ihr Lieben. Erstmal ein frohes neues Jahr auch von mir. Ich hoffe, ihr seid gut rüber gekommen. Und damit bin ich auch schon bei meinem ersten Beitrag 2019. Rüberkommen ist ein schönes Stichwort, denn bestimmt jeder von euch ist schon einmal über die Hohenzollernbrücke gegangen oder gefahren. Jetzt möchte ich euch etwas über diese Brücke erzählen.

    Schon 1859 stand hier eine Brücke, damals kombiniert als Eisenbahn und Straßenbrücke. Sie war die erste feste Rheinbrücke nördlich der Alpen. Den Grundstein legte damals König Friedrich Wilhelm IV. und Wilhelm I. war 1859 bei der Einweihung als Prinzregent anwesend.

    Und hier beginnt nun die eigentliche Geschichte der Reiterstandbilder auf der Hohenzollernbrücke, denn "auf königliche Anregung" sollte den beiden Herrschern auf der Brücke je ein Reiterdenkmal in doppelter Lebensgröße aufgestellt werden. So schuf der Bildhauer Gustav Blaeser das Reiterstandbild von Friedrich Wilhelm IV. und Friedrich Drake schuf das Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I., aufgestellt wurden sie auf einem Pfeiler zwischen den beiden Brückentürmen. Wilhelm IV. auf der Kölner und Wilhelm I. auf der Deutzer Seite. Heute sind beide rechtsrheinisch platziert.

    Der Verkehr nahm stetig zu und irgendwann war die Brücke den Anforderungen nicht mehr gewachsen und so wurde 1910 eine neue Brücke fertiggestellt. Sie wurde am 22. Mai 1911 durch Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Die Planungsarbeiten für den Neubau wurden unter dem Präsidenten der Eisenbahndirektion Köln, Paul von Breitenbach begonnen und 1906 an dessen Nachfolger Rudolf Schmidt übergeben.

    Vielleicht sagt ja der Name Schmidt dem einen oder anderen fleißigen Leser unserer Beiträge etwas, ich hatte ja erst vor kurzem einen Beitrag über ihn veröffentlicht. Und wie es damals "in" war, wurde auch diese Brücke verschönert. Die Bauherren wollten schon alleine wegen der direkten Nachbarschaft des Domes, das diese Brücke "ins Bild" passen müsse und einer Ausschmückung bedarf. So bekam die Hohenzollernbrücke Portale mit hohen Türmen und kleinere Türme auf den Strompfeilern, und diesmal wurde die Brücke mit jeweils zwei großen steinernden Türmen auf jeder Uferseite gebaut.

    Da es aber nur zwei Reiterdenkmäler gab, wurde nun von der Verwaltung der mittlerweile verstaatlichten Eisenbahn der Auftrag erteilt, zwei weitere Denkmäler zu bauen. So wurde die Hohenzollerndynastielinie um die Reiterstandbilder von Friedrich III. und Wilhelm II. erweitert. Letzterer lebte zu dieser Zeit sogar noch. Diese wurden von dem Berliner Künstler Louis Tuaillon erbaut.

    Des Weiteren bekam die Brücke nun den Namen "Hohenzollernbrücke". Am 22.Mai 1911 wurde die neue Brücke in Anwesenheit des Kaisers eingeweiht. Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde sie leider von den Nazis zerstört. Auch die Reiterdenkmäler wurden beschädigt.
    Nach Kriegsende wurde die Brücke erstmal notdürftig repariert, und am 8.5.1948 konnte sie wieder in Betrieb genommen werden. Lediglich das südliche Straßenbauteil wurde nicht mehr aufgebaut, auf Deutzer Seite kann man noch ein kleines Stück Straße mit Straßenbahngleis aus dieser Zeit sehen, der Rest wurde beim Bau des Kölntriangles entfernt.

    Die Brücke bestand jetzt aus sechs einzelnen Brückenüberbauten, teils komplett neu gebaut. Leider wurden die erhaltenen Portalbauten und Brückentürme nicht wieder instandgesetzt, sondern 1958 abgerissen. Nachdem die Brücke 1959 wieder vollständig aufgebaut wurde, gab die Bundesbahndirektion die Restaurierung und Wiederaufstellung der Reiterstandbilder in Auftrag und so wurden sie wieder auf ihre alten Plätze gestellt.

    Dann, 1985 wurde eine zusätzliche Brücke mit zwei weiteren Gleisen für die S-Bahn, sowie einem Fuß/Radweg gebaut. So wurden an der Nordseite drei Brückenteile angefügt und die Brückenpfeiler verbreitert. 1989 waren diese Arbeiten beendet. Wenn man genau hinsieht, erkennt man aber einen Unterschied zu den alten Teilen. Die alten Brückenteile sind genietet, die neuen geschweißt, auch auf den Gleisen ist ein Unterschied zu sehen. Der neue Abschnitt hat Schottergleise, beim alten Abschnitt sind die Gleise direkt auf die Brückenkonstruktion gesetzt. So hat also die Hohenzollernbrücke wieder ungefähr die alte Größe. Der südliche Straßenbrückenteil ist weg, dafür ist das nördliche Teil für die S-Bahnen neu. Die Hohenzollernbrücke gilt allgemein auch als die meistbefahrene Eisenbahnbrücke Europas.

    Seit 1998 kann man am östlichen Brückenkopf auf der Deutzer Seite sogar klettern, da der Deutsche Alpenverein dort eine öffentliche Kletteranlage mit rund 850 Quadratmetern Wandfläche unterhält.

    Seit Spätsommer 2008 hat sich auf der Brücke der aus Italien stammende Brauch der Liebesschlösser ausgebreitet und ist längst zum Kult geworden.
    Vier Reiterstandbilder preußischer Könige und deutscher Kaiser der Hohenzollern-Familie begrüßen oder verabschieden die Menschen, die den Rhein, unseren Strom überqueren. Dazu der Dom, ein Bild, das regelmäßig um die Welt geht und auf das wir Kölner zu Recht stolz sind.

    Ronald
    Okumaya devam et

  • Ins Gesicht geschrieben

    20 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 3 °C

    Kennt ihr das? Es gibt Orte, zu denen man sich immer wieder hingezogen fühlt. Wo man immer wieder hin muss und die bei zu langen Abständen auch wirklich fehlen. Der Kölner Dom ist für mich so ein Ort. Betrete ich ihn, betrete ich eine andere Welt. Eine Welt, die mich in verschiedene Epochen führt. Bin ich hier, umgibt mich etwas, was ich auch für mich selbst immer wieder versuche, in Worte zu fassen, was mir aber aufgrund der Vielfältigkeit nicht recht gelingt.

    Zum einen ist es sicher das Wissen, dass hier etwas "schwebt", was schon über 1000 Jahre alt ist, denn vor unserem Dom gab es ja an derselben Stelle schon den "Alten Dom" oder "Hildebold-Dom" genannt. Über den ersten Erzbischof des Erzbistums Köln, Hildebold, werde in an anderer Stelle berichten.

    Zum anderen ist es die Geschichte um seine Entstehung. Meister Gerhard, der Baustop und schließlich die Vollendung. Der Geist aller, die daran beteiligt waren, ist hier zu spüren.

    Aber es gibt noch etwas, was hier vermutlich oft in den Hintergrund gerät. Klar, der Kölner Dom ist die Sehenswürdigkeit Nr. 1 in Deutschland mit täglich über 20.000 Besuchern und in der nun bald kommenden Adventszeit auch sehr vielen mehr...aber der Dom ist vor allem eines, nämlich Kirche...ein Haus Gottes. Und wenn wir uns auf einen Rundgang begeben, sind wir auch begleitet von Heiligen, Engeln und biblischen Malereien. Und auf einem meiner Rundgänge, die ich am liebsten mache, wenn der Dom noch nicht oder nicht mehr so gut besucht ist, also ganz früh morgens oder abends, ist mir etwas aufgefallen, was mich fasziniert hat und worüber ich dann auch mehr wissen wollte...

    In der Kreuzkapelle, am Eingang zum Kapellenkranz mit seinen sieben Chorkapellen, befindet sich ein 2,88 m hohes und 1,66 m breites Kreuz aus Eichenholz. An diesem zu sehen der gekreuzigte Jesus. Das Besondere daran ist aber, dass dieses Abbild Christi ihn im Moment seines Sterbens zeigt. Zuvor wurde er oft in aufrechter Position dargestellt und als Held. In dieser monumentalen Skulptur aus dem 10. Jahrhundert aber ist das anders. Erstmals wird hier ein leidender Mensch dargestellt. Viele spätere Bildnisse des gekreuzigten Jesus Christus im Mittelalter orientierten sich an dieser Skulptur, die auch unter dem Namen Gerokreuz bekannt ist.

    Benannt nach seinem Stifter, Erzbischof Gero, der dieses Amt in Köln von 969 bis 976 bekleidete. Man vermutet, dass er derjenige war, der dieses Kreuz in Auftrag gab. Gero hatte während eines längeren Verweilens in Konstantinopel die byzantinische Kunst kennengelernt und nutzte seinen Einfluss, diese Kunst in die Gestaltung des Kreuzes mit einfließen zu lassen. Lediglich der Strahlenkranz, der das Kreuz umgibt, wurde nachträglich im Jahre 1683 vom Domherren Heinrich Friedrich von Mering gestiftet.

    Seit über 1000 Jahren befindet sich das Gerokreuz nun im Kölner Dom. Den Brand des "Alten Domes" 1248 überstand es und wurde 1270 am Sarkophag des Erzbischofs Gero, welcher sich noch heute in der Stephanuskapelle befindet, wieder aufgestellt. Ca. im Jahre 1351 dann fand es seinen Platz dort, wo es sich noch heute befindet.

    Wenn auch ihr einen Rundgang durch den Dom macht und dann vor diesem Kreuz steht, macht euch bewusst, dass ihr vor dem ältesten Großkruzifix steht, welches es nördlich der Alpen gibt, und all die Zeit überdauert hat.

    Mit all diesen Reliquien und Geschichten nimmt er mich immer wieder gefangen. Zauberhafter Kölner Dom.

    Eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Der heilige Severin

    22 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 4 °C

    Zeit mal „Danke“ zu sagen.
    Letzten Sonntag gehen wir spazieren. Wir gehen die Severinstraße von der Innenstadt in Richtung Severinstor entlang. Direkt an Sankt Johann Baptist steht ja die Figur des St. Severin. Der Namenspatron des ganzen, großen Viertels, dass sich von der Severinsbrücke entlang der Severinstraße bis zur Severinstorburg erstreckt.
    Ihr versteht jetzt nur noch „Severin“? Ja, man kommt im Süden des alten Kölns nicht an ihm vorbei. Der Namensgeber all dieser Orte ist unser dritter bekannter Bischof in Köln. Geboren ist er vermutlich um das Jahr 344 und gestorben in etwa um das Jahr 397 und wirkte folglich in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts in Köln. Sein Name bedeutet „der Strenge“, aber, obwohl sich aus seinem Leben wenig belegen lässt, gilt er als ein sehr mildtätiger Mensch. Kein Wunder, dass er beliebt ist und verehrt wird. Ronald berichtete schon über ihn und ich selbst hatte vor Monate die nach ihm benanntet romanische Kirche St. Severin vorgestellt. Die Texte findet Ihr natürlich noch unter www.koelschgaenger.de .
    Aber ich möchte heute von der Statue erzählen. Wir gehen also auf St. Johan Baptist zu und ich sage zu meiner Begleitung „Guck mal, der war doch nie so hell!?“. Das war er wirklich nie. Richtig verrottet war die Statue, die auf die Abfahrt der Severinsbrücke herabblickt. Mich hat das immer beklommen gemacht. Jetzt strahlt sie von weitem schön hell. Natürlich schauen wir uns an, was passiert ist. Das nächste, was ich höre ist „Die ist ja aus Marmor!“. Stimmt, fein ziselierter Marmor. Wunderschön. Ich antworte „Ey, da hat die Stadt aber mal wirklich was richtig Gutes gemacht.“ und denke „Warum habe ich darüber nie etwas gelesen? Komisch.“
    Zuhause möchte ich das wissen und schlage nach. Der St. Severin ist tatsächlich aus Carrara-Marmor gefertigt. Habe ich vorher nie erkannt. Eigentlich wollte man schon 1959 zur Einweihung der Severins-Brücke diesem Heiligen eine Statue widmen und 1964 beauftragte man den Bildhauer Professor Elmar Hillebrand, den St. Severin anzufertigen. 1968 war er fertig. Am 28. November wurde er aufgestellt und dort irgendwie, ja, darf man „vergessen“ sagen? Abgase und Reifenabrieb haben ihm zugesetzt, sagt Frau Schock-Werner, unsere ehemalige Dombaumeisterin.
    „Vergessen“ ist aber auch nicht ganz richtig. Mindestens ein Mensch leidet mit ihm mit. Der Stadt-Anzeiger berichtet am 24. April 2018: als im Jahr 2016 der Bildhauer Elmar Hillebrand auf dem Sterbebett liegt, sagt er voller Sorge zu seinem Sohn, Johannes Hillebrand, dass der Bischofstab vom Heiligen Severin kaputt ist. Wen fasst das jetzt nicht an?
    Natürlich arbeitet das in Johannes Hillebrand, der auch Bildhauer ist. Als sich eine Bürgerinitiative um Rudolf Conrads vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege, Ursula Jünger vom Verein des Severinsbürgerpreises, Johannes Oepen von der katholischen Gemeinde St. Severin und dem evangelischen Pfarrer Matthias Bonhoeffer von der Kartäuserkirche bildet, ist Johannes Hillebrand selbstverständlich dabei und begleitet das Projekt. Ziel ist, dass St. Severin am 28. November 2018, 50 Jahre nach seiner Aufstellung, wieder im alten Glanz erstrahlt.
    Das haben sie offensichtlich geschafft. Ich muss sagen, dieses Jahre habe ich mich noch nicht derartig über eine Veränderung in der Stadt gefreut. Allen, die daran beteiligt sind, auch wenn ich sie hier nicht genannt habe, möchte ihr hiermit von ganzem Herzen sagen: Dankeschön.

    Michael

    -

    Zigg ens „Danke“ ze sage.
    Letzte Sonndag gonn mer spazeere. Mer gonn lans de Vringstroß vun der Innestadt noh der Vringspooz. Tirek an Zint Johann Baptist steiht jo de Figur vum Zinter Vring. Der Namenspatron vum ganze, große Veedel, dat sich vun der Vringsbröck lans der Vringsstrroß noh der Vringstorburg trick.
    Ehr verstoht jetz nor noch „Vring“? Jo, mer kütt em Süde vum aale Kölle nit an im vürbei. Der Namensgeber vun all dä Oote es uns drette bekannte Bischoff vun Kölle. Gebore es hä vermodlich öm et Johr 344 un gestorve öm et Johr 397 un wirkte dämnoh en der zweiten Hälvde vum veete Johrhundert en Kölle. Singe Name bedügg „der Strenge“, ävver, ovschüns sich us singem Levve winnig beläge lööt, gild hä als ene ärg mildtätige Minsch. Kei Wunder, dat hä god geledde es un verihrt weed. Der Ronald hät jo ald en Avhandlung üvver in geschrevve un ich selvs hatt vür Monate die romanische Kirche Zinter Vring vürgestallt, die noh im benannt es. Die Texte fingt Ehr natörlich noch unger www.koelschgaenger.de .
    Ävver ich mööch hügg vun der Statue verzälle. Mer gonn alsu op Zint Johann Baptist aan und ich sage zo minger Gesellschaff „Luur ens, dä wor noch nie esu hell!?“ Dat wor hä en ech nie. Richtig verrott wor die Statue, die op die Avfahrt vun der Vringsbröck eravluurt. Mich hat dat luuter jet bedröv gemaht. Jetz strohlt se vun wiggem schön hell. Secher luure mer uns aan, wat passeet es. Et nächste, wat ich hüre es „Die es jo us Marmor!“ - Stemmp, fing zieseleete Marmor. Wunderschön. Ich antwoode „Ey, do hät die Stadt ävver ens wirklich wat richtig Godes gedon.“ un denke „Woröm han ich dorüvver nie jet gelese? Komisch.“.
    Zehus mööch ich dat wesse un schlonn noh. Der Zinter Vring es wirklich us Carrara-Marmor gemaht. Han ich vürher nie erkannt. Eigentlich wollt mer ald 1959 zor Einweihung vun der Vringsbröck däm Hellige en Statue widme un 1964 hät mer der Beldhauer Professor Elmar Hillebrand beopdrag, der Zinter Vring ze maache. 1968 wor hä fäädig. Am 28. November woodt hä opgestallt un do, jo darf mer „vergesse“ sage? Avgase un Riefeavrieb han im zogesatz, säht ie Frau Schock-Werner, unse fröhere Dombaubaas.
    „Vergesse“ es ävver och nit ganz richtig. Mendestens eine Minsch ligg met im met. Der Stadt-Anzeiger bereech am 24. Aprel 2018: wie em Johr 2016 der Beldhauer Elmar Hillebrand om Stervebedd litt, säht hä voll Sorg för singe Sonn, Johannes Hillebrand, dat der Bischoffsstab vum Helligen Vring kapodd es. Wä fass dat nit aan?
    Natörlich arbeid dat em Schäng Hillenbrand, dä och Beldhauer es. Wie sich en Bürgerinitiative öm der Rudolf Conrads vum Rheinische Verein för Denkmolfläg, dem Ooschel Jünger vum Verein vum Vringsbürgerpreis, dem Schäng Oepen vun der katholische Gemeinde Zinter Vring un dem protestantische Pastur Matthes Bonhoeffer vun der Kartäuserkirch beld, es der Schäng Hillebrand selvsverständlich dobei un geiht mem Projek met. Ziel es, dat der Zinter Vring am 28. November 2018, 50 Johr noh singer Opstellung, widder em aale Glanz erstrohlt.
    Dat han se ganz klor geschaff. Ich muss sage, dat Johr han ich mich noch nit esu üvver en Veränderung en der Stadt gefreut. All denne, die dran beteilig sin, och wann ich se hee nit genannt han, mööch ich heemet vum ganze Hätze sage: Dankeschön.

    Mechel
    Okumaya devam et

  • Der heilige Kunibert

    22 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 4 °C

    Hallo ihr lieben. So, ich denke uns alle hat nach all den Feiertagen der normale Lebensrythmus wieder. Auch wir schreiben wieder fleißig an unseren kleinen "Heimatstorys". Diesmal möchte ich ein wenig über den heiligen Kunibert berichten, denn ich habe zwei kleine aber sehr schöne Legenden über ihn gelesen, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Aber zuerst ein kleiner Abriss über unseren Kunibert.

    Geboren gegen Ende des 6. Jahrhunderts an der Mosel. Erzogen wurde er am Metzer Hof Theudeberts II, da er das Glück hatte zum moselfränkischen Adel zu gehören. Im Jahr 623 wurde er zum Bischof von Köln ernannt. Dies passte ihm gar nicht, aber er beugte sich natürlich dem Befehl des Königs und einer Synode. Und wie gesagt, er war Bischof, nicht wie immer wieder zu lesen, Erzbischof. In seiner Amtszeit sollen die Kirchen und Klöster im Bistum aufgeblüht sein, gute Zeiten. Es heißt, er hätte an der Stelle der heutigen Kunibertskirche einen dem hl. Clemens geweihten Vorgängerbau errichten lassen, in dem er 664 auch beigesetzt wurde.

    Obwohl er ja erst überhaupt nicht Bischof in Köln werden wollte, fanden Köln und er doch zusammen. Man kann sogar sagen, er liebte "sein" Köln. Nun, auch heute soll es ja ab und an Menschen geben, die unsere Stadt kennenlernen. Viele lernen sie nicht nur kennen, sondern verlieben sich in sie.

    Aber zurück zu Kunibert und endlich auch zu seinen beiden kleinen Legenden, die ich erzählen wollte. Denn eines haben wir Kölschgänger längst bemerkt, ihr liebt die kölschen Legenden. Dies beweisen immer wieder die vielen Kommentare dazu. Also, hier kommen noch zwei.

    Kunibert war sehr fromm, und er liebte sein Köln. Die Menschen, und ganz besonders den Rhein. Einmal, Kunibert heilte gerade einen Besessenen, als der böse Geist des Besessenen diesen verließ und in den Rhein gehen wollte. Bischof Kunibert aber sagte: "Was, du unsauberer und schmutziger Gast, du willst ein solch heiliges Wasser besudeln, das der Weltschöpfer gesegnet und den Kölnern geschenkt hat? So viele Wunder sind hier auf diesem Strom geschehen, so viele Heilige haben es verehrungswürdig gemacht, so viele von Gott geschenkte Naturkräfte adeln dieses Gewässer. Und nun willst du es besudeln? Hinfort mit dir in die Hölle, raus aus meinem Kölle" (Ok, vielleicht geht mir auch gerade etwas der Gaul durch, aber so in etwa muss er es gesagt haben).

    Ja, so war er, unser Kunibert. Auch hatte er schon lange nach dem Grab der heiligen Ursula gesucht, es aber wie alle anderen auch nicht gefunden. Damals wusste niemand mehr, wo genau sich Ursulas Grab in der ihr geweihten Kirche befand.
    Eines Tages im Jahr 640, Kunibert las gerade die Messe in der St. Ursula Kirche, da schwebte plötzlich eine wunderschöne, schneeweiße, vor Reinheit strahlende, Taube lautlos auf ausgebreiteten Schwingen aus der Höhe des Chores herab und landete keck auf dem Haupt des Bischofs. Dann erhob sie sich, umflog dreimal den Altar und flog dann in eine Seitenhalle der Kirche, wo sie sich auf dem Boden niederließ und dann plötzlich verschwunden war. Kunibert aber deutete dies als Hinweis, ließ genau an der Stelle nachgraben, an der die Taube so spurlos verschwunden war, und siehe da, in geringer Tiefe wurden die Reliquien Ursulas gefunden. Es soll sogar eine Tafel daneben gelegen haben, auf der Ursulas Name stand. Ihr Haupt wird seitdem in einem silbernen Schrein aufbewahrt und den Gläubigen zur Verehrung ausgestellt.

    In Köln wird Kunibert als Heiliger verehrt, sein Gedenktag ist der überlieferte Todestag, der 12. November. Seine Gebeine wurden im Mittelalter erhoben und werden heute in einem Schrein in der Apsis der ihm geweihten Kirche St. Kunibert in Köln aufbewahrt.

    Schenkt ihm doch ein paar Minuten eurer Zeit und gedenkt ihm, wenn ihr das nächste mal am Rhein spazieren geht und St. Kunibert erblickt.
    Im Rahmen der Neukonzeption des Skulpturenprogramms des Kölner Rathausturms in den 1980er Jahren wurde Kunibert durch eine Figur von Majka Wichner im vierten Obergeschoss auf der Ostseite des Turms verewigt. Auch dort könnt ihr ihm begegnen, dem heiligen Kunibert, der sein Köln liebte bis zuletzt.

    Euer Ronald
    Okumaya devam et

  • Magister Gerardus

    26 Kasım 2018, Almanya ⋅ ⛅ 5 °C

    Seid gegrüßt, ihr Leute, Männer und Frauen. Mir wurde zugetragen, dass hier an diesem Orte schon von mir kundgetan wurde. Wer ich bin? Ich bin der, den ihr als Meister Gerhard genannt bekamt.

    Aber wisset, dass es einiges mehr von mir zu erzählen gibt. Bevor ich den Auftrag zum Bau dieser Kathedrale, die größer als alle anderen werden sollte, erhielt, habe ich einiges erlebt, von dem ich euch nun berichten werde...

    Mein Geburtsname ist Gerhard von Rile. Meine jüngeren Jahre widmete ich der Schulung meiner Fertigkeiten in Nordfrankreich. Ich erlernte den Beruf des Steinmetzes auf der Baustelle der Abteikirche von Saint-Denis. Mein Lehrmeister, Pierre de Montereau lehrte mich die Baukunst Stein um Stein. Ich war ehrgeizig, übte mich in mathematischen Berechnungen ebenso wie in meiner Ausbildung zum Steinmetz. Ich war ein exzellenter Schüler. So arbeitete ich während meiner Lehr- und Wanderjahre an den Kathedralen von Troyes oder Sainte Chapelle in Paris. Auch pflegte ich zum Austausche den Kontakt zu Jean de Chelles, der den Bau der Kathedrale Notre Dame in Paris leitete.

    In kurzer Zeit hatte ich es zum Parlier gebracht, und stand somit den Maurern, Zimmerleuten und Steinmetzen als Leiter zuvor.
    Davon, dass im weit entfernten Köln eine Kirche, nein, eine Kathedrale immensen Ausmaßes erbaut werden sollte,erfuhr ich nach dem Beschluss zu deren Bau vom Kölner Domkapitel. Nachdem ich mir in Frankreich bereits einen Namen gemacht hatte, wurde ich von Konrad von Hochstaden, dem Erzbischof, als Werkmeister nach Köln berufen.

    Bereits im Jahr darauf, am 15. August 1248 wurde durch von Hochstaden der Grundstein gelegt. So war es nun an mir. In meiner Verantwortung lag es, eine Kathedrale zu erschaffen, wie es sie noch nie gegeben hatte. Tag und Nacht saß ich über ausgebreiteten Pergamenten, berechnete, zeichnete, radierte, berechnete neu, bis alles so war, wie ich es wollte. Denn vor meinem geistigen Auge entstand ein Bauwerk, welches der gotischen Kathedrale von Amien in Nordfrankreich, die mir gut bekannt war, ähnelte, nur größer und prächtiger sollte sie werden. Ein Abbild des Himmels auf Erden. So setzte ich durch, dass auch die Kathedrale zu Köln in gotischer Bauart errichtet wurde und übernahm die Gewölbeform und Wandgliederung von Amien.

    Offenbart sei euch, dass die Pläne einzig aus meiner Feder stammen, nicht aus Albertus Magnus', dies ist ein Irrglaube.

    Nun war die Zeit gekommen. Gestein, Trachyt vom nahegelegenen Drachenfels wurde zur Baustelle geschafft und Steinmetze begannen, daraus Steine zu hauen und zu schleifen, damit die Maurer ihr Werk beginnen konnten. Zimmerleute bauten Gerüste, denn der Chor, das erste, was ich baute, wuchs und wuchs. Unzählige Handwerker gaben ihre ganze Kraft für den Bau dieser Kirche, meiner Kathedrale.

    Die Domherren würdigten meine Verdienste, indem sie mir im Jahre 1257 Land bei meinem Haus in der Marzellenstraße überließen, um für mich, Frau und Kinder dort ein großes Steinhaus bauen zu können. Ich hatte es weit gebracht, Ehre und Ansehen als Dombaumeister erlangt. Manche glaubten, es müsse mit dem Teufel zugehen, weil der Bau so schnell voranschritt, denn im Jahre 1265 war der Kapellenkranz um den Chor bereits fertig.

    So verging Jahr um Jahr, der Chor hatte schon eine Höhe von 20 Metern erreicht. Dann kam jene Nacht, der 25. April im Jahre 1271, in der ein Sturm tobte, wie ich ihn nie zuvor erlebt hatte. Von Sorge gepeinigt, ging ich des Nachts noch einmal zur Baustelle, um mit einer Laterne leuchtend nach dem Rechten zu sehen. Wind und Nässe erschwerten mir den Aufstieg auf dem Gerüst und als ich mich fast schon oben angekommen wähnte, rutschte ich auf der Leitersprosse aus und stürzte in die Tiefe.

    Wird auch von einer Wette mit dem Leibhaftigen gemunkelt, die ich verloren haben soll und mich deshalb zu Tode stürzte, so muss ich euch enttäuschen. Ungeschick war's, reines Unglück.

    Wie es mit dem Bau des Doms zu Köln weiterging...nun, mein Geist ist dort, war dort und wird dort in alle Ewigkeiten verbleiben. Wer weiß, vielleicht hört ihr wieder von mir.

    Euer Meister Gerhard
    Okumaya devam et

  • Das Zunfthaus der Fassbinder

    7 Aralık 2018, Almanya ⋅ ⛅ 12 °C

    Früher waren Fässer sehr wichtige Transportgefäße. Nicht nur flüssige Güter wurden darin transportiert, sondern auch z.B. eingesalzene Heringe wurden in Holzfässern transportiert. Und diese Fässer musste ja schließlich jemand herstellen, dies waren die sogenannten „Fassbinder“, andernorts auch Böttcher, Küfer oder als Tonnenmacher bezeichnet. Natürlich stellten diese nicht nur Fässer, sondern auch andere Alltagsgegenstände wie Kannen, Becher, oder Eimer her.

    Diese Handwerker schlossen sich dann zu einer Zunft zusammen. Wann genau diese Zunft gegründet wurde, ist leider nicht bekannt. Man schätzt, dass sie irgendwann im 12. Jahrhundert entstanden ist. Damit würde sie zu den ältesten Zünften gehören, entstanden aus dem Wunsch der Handwerker, sich zusammenzuschließen, um ihre Angelegenheiten selbst regeln zu können, so wie es seit längerem bereits den Kaufleuten zugestanden wurde. Natürlich bekamen sie so auch mehr politische Macht. Die Zunft gehörte aufgrund ihres Einkommens und ihres politischen Einflusses zu den bedeutendsten Berufsgruppen der Stadt. So wurde ihnen das Recht auf Ausübung militärischen Schutzes der Stadt zugesprochen, dies war wichtig im ewigen Streit mit dem Erzbischof.

    Nach der Bürgerrevolution 1396 organisierten sich die Kölner in den Gaffeln und gaben der Stadt eine neue Verfassung. Dadurch konnten die Zünfte mehrere Vertreter in den Rat der Stadt einbringen und ihre Macht wurde weiter gestärkt.

    Nun waren die vielen Fassbinder in einer eigenen Zunft vereinigt und hatten auch ihr eigenes, prächtiges Zunfthaus am Filzengraben, ausgestattet mit aufwändigem Giebelaufbau und großen Doppelfenstern. Dieses dreistöckige Haus war wohl eines der ersten und eines der ganz wenigen Bauten in Köln, die als Renaissancebau errichtet wurden. Zur Straße hin waren an den Giebelseiten flankierende Figuren zu sehen, die wohl Agrippa und Marsilius darstellten. Dazu sah man zwei aufgerichtete Löwen, die eine Wappenkartusche mit dem Zunftzeichen hielten. Oben sorgte eine schmiedeeiserne Blume mit einer Wetterfahne dafür, dass man dieses Haus bereits von weitem sehen konnte.

    Dieses Zunfthaus wurde 1539 erbaut, 1943 im Krieg zerstört und leider nicht wieder aufgebaut. Trotzdem gibt es heute wenigstens eine Bronzetafel, welche an das Zunfthaus erinnert. Zu verdanken haben wir diese dem Kaufmann Dr. Joachim Bohn, er hatte das brachliegende Grundstück 1957 erworben und ließ dort ein Wohn- und Geschäftshaus errichten. In Erinnerung an das alte Zunfthaus ließ er vom chinesischen Bildhauer Hon Sang Tong 1961 die Fassade des Zunfthauses auf einer Bronzetafel festhalten, unter der Fassade ließ er eine Inschrift anbringen. Diese lautet: „1539-1943. An dieser Stelle stand das Fassbinderzunfthaus“.

    Noch heute können wir diese Tafel an diesem Geschäftshaus am Filzengraben 18-20 bewundern.

    Schaut sie euch doch mal an, wenn ihr mal in der Gegend seid.

    Ronald
    Okumaya devam et

  • Hermann-Joseph-Brunnen

    12 Aralık 2018, Almanya ⋅ ⛅ 4 °C

    Mittlerweile bin ich langsam im Advent angekommen, nachdem ich vorletzte Woche noch über ausgekochte Hunde geschrieben habe. Advent, die Zeit des Schenkens.
    Habt Ihr da die Geschichte von Ernst-August von Hannover gelesen? Der hat seine Marienburg in Hannover seinem Sohn Ernst-August (Junior) geschenkt und zieht die Schenkung zurück, weil sein Sohn „grob undankbar“ sei. Selbstverständlich gibt es jetzt Streit.
    Für mich ist ja eines der schönste Gefühle, wenn sich jemand richtig freut, wenn er ein Geschenk bekommt. Gut, bei der Adelsfamilie geht es da bestimmt um andere Dinge als die Freude. Aber es geht auch ganz anders:
    In Köln lebt Ende des 12. Jahrhunderts der kleine Herrmann Joseph. Er ist arm, weil seine Eltern arm sind. Die Kleidung ist verschlissen, das Essen einseitig und knapp und das Schulgeld ist kaum aufzutreiben. Dabei ist er blitzgescheit.
    Man weiß nicht mehr, was genau ihn antreibt. Vielleicht ist es Frömmigkeit, Liebe, Hoffnung, Dankbarkeit oder einfach ein wenig Mitleid. Auf jeden Fall betet der kleine Herrmann Joseph in jungen Jahren regelmäßig vor dem Marien-Alter in unserer Basilika „Maria im Kapitol“. Einmal schenkt er ihr dabei einen Apfel und legt ihn zu ihren Füßen ab.
    Die heilige Maria ist jetzt aber alles andere als „grob undankbar“. Findet Hermann Joseph doch am nächstem Tage einen Schatz, der an Wert alles übersteigt, was seine Familie besitzt und dem gescheiten Jungen das Schulgeld über Jahre hinweg sichert.
    Selbstverständlich setzt Herrmann Joseph diese Gabe sinnvoll ein, lebt fromm, lernt fleißig und ist am Ende Chorherr der Prämonstratenser in im Kloster Steinfeld bei Kall in der Eifel.
    Wenn man aus dem Herzen schenkt, bekommt man etwas zurück. Mindestens ist es die Freude des anderen. Im Fall des Herrmann Joseph mag ich am Ende nicht sagen, wer reicher beschenkt wurde, ob es Maria war oder eben er. In jedem Fall verband die beiden Liebe ein Leben lang und wer weiß, ich glaube doch, darüber hinaus noch.
    Der dritte im Bunde, der beschenkt wurde, sind ja wir. Wir Kölner erzählen uns diese Geschichte schon über Jahrhunderte und ziehen daraus unsere Schlüsse. Bei einigen ist sie Teil des Lebens geworden. Geht mal in die Basilika St. Maria im Kapitol. Ihr werdet eben diese Marien-Figur finden. Ganz sicher.
    Wie präsent diese Geschichte über Jahrhunderte ist zeigt auch der Brunnen am Waidmarkt. Der Kölner Verschönerungsverein, der im vorletzten Jahrhundert das Aufstellen einiger Brunnen bewirkt hat, hat 1894 auch für diesen wunderschönen gesorgt. Er ist ungefähr stattliche 8 Meter hoch und aus Sandstein.
    Eine Erinnerung an eine schöne Geschichte, die nicht jeder kennt, aber tief in unseren Herzen lebt.

    Michael

    -

    Jetz ben ich och ald em Advent aangekumme, nohdäm ich jo en der vürletzte Woch noch üvver usgekochte Hüngk geschrevve han. Advent, die Zigg en dä geschenk weed.
    Hat ehr der neue Verzäll vum Ernst-August vun Hannover gelese? Dä hat sing Maireburg en Hannover singem Sonn dem Ernst-August (Junior) geschenk un trick die Schenkung zoröck, weil singe Sonn ärg undankbar wör. Selverständlich gitt et jetz Strigg.
    För mich es jo ei vun de schönste Geföhle, wann sich einer esu richtig freue deit, wann hä e Geschenk kritt. God, bei der Adelsfamillich geiht et es do bestemmp öm andere Saache wie de Freud. Ävver off läuf et och anders:
    En Kölle läv am Engk vum 12. Johrhundert der kleine Manes-Jupp (Hermman Joseph). Hä es ärm, weil sing Eldere ärm sin. De Pluute sind verschlesse, et Esse luuter et gliche bellige, wat ze krige es un suwiesu winnig un et Schullgeld es nor met Hänge un Würge ze berappe. Dobei es hä ärg luus.
    Mer weiß nit mih, wat in driev. Vielleich es et Frömmigkeit, Liebe, Hoffnung, Dankbarkeit ov einfach jet Metleid. Op jedde Fall bedd der kleine Manes Jupp en junge Johre luuter vörm Altar vum Hellige Maria en unser Basilika „Maria em Kapitol“. Eimol schenk hä im dobei ene Appel un läht en im an de Föß av.
    Et Hellige Maria es jetz ävver alles andere wie „ärg undankbar“. Der Manes Jupp fingk doch am nächste Dag ene Schatz, dä em Wäät alles üvversteig, wat sing Famillich hät un däm gewätze Jung mem Schullgeld üvver Johre fotthilf.
    Selvsverständlich setz der Manes Jupp die Gav esu en, dat et Hand un Foß hät, läv fromm, liert iefirg un es am Engk der Chorbaas vun der Prämonstratenser em Kluster Steinfeld bei Kall en der Eifel.
    Wann mer usem Hätze schenk, kritt mer jet widder. Zomindes die Freud vum andere. Em Fall vum Manes Jupp mag ich am Engk nit sage, wä richer beschenk woodt, ov et die Maria wor ov evvens hä. Secher es, dat se de Liebe e Levve lang verbunge hät un wä weiß, ich gläuve doch, dodrüvver erus noch.
    Dä drette em Bund, dä beschenk woodt, sin jo mir. Mir Kölsche verzälle uns dat Kreppche ald üvver Johrhunderte un tricke dodrus uns Schlüss. Bei e paar es et e Deil vum Levve gewoode. Geiht ens en de Basilika Zint Maria em Kapitol. Ehr weed evven die Figur vun dem Maria usem Kreppche finge. Ganz secher.
    Dat mer dat Rümche üvver Johrhunderte em Senn han, zeig och der Pötz am Waidmaat. Der Kölner Verschönerungsverein, dä em vürletzte Johrhundert dat Opstelle vun su einige Pötze erreich hät, hät 1894 och för dä wunderschöne Pötz gesorg. Hä es öm die staatse aach Meter huh un us Sandstein.
    En Erinnerung an e schön Rümche, dat nit jeder kennt, ävver deef en unsem Hätze läv.

    Mechel
    Okumaya devam et

  • Zeppeline in Köln

    15 Aralık 2018, Almanya ⋅ ☁️ 0 °C

    Am 5. August 1909 gegen 11:30 Uhr landete das Luftschiff "Zeppelin II" mit Ferdinand Graf von Zeppelin in Bickendorf. Bis dahin dürften die meisten Kölner noch nie einen Zeppelin gesehen haben, entsprechend stark war natürlich der Andrang und die Begeisterung kannte keine Grenzen. Man bedenke die Zeit, von der ich hier berichte. Es wurde mit Taschentüchern gewunken, Hüte geschwenkt, ja, die Stimmung war ähnlich wie im Karneval in der Stadt. Unzählige Kölner fanden sich am Dom und anderen Plätzen ein um den Überflug und den Landeanflug der 130 Meter langen "fliegenden Zigarre " zu beobachten, auch die Pänz hatten schulfrei um das Schauspiel beobachten zu können.

    Das Luftschiff flog damals über Deutz und Mülheim, umkreiste gleich zweimal den Dom, bevor es nach Bickendorf abdrehte, und in der Mathias-Brüggen-Str. 20, wo heute ein Hochhaus steht, landete. Und das war noch mehr als spannend anzusehen. Vom Luftschiff aus wurden Seile heruntergelassen, jede Menge Menschen zogen nun daran um das Luftschiff langsam herunterzuholen. Jeder wollte dabei sein, anpacken, es in die Halle ziehen. Dem Grafen wurde ein Lorbeerkranz überreicht, Reden wurden gehalten, das Luftschiff bestaunt.

    Hier in Bickendorf hatte das Militär in nur vier Monaten Bauzeit auf dem freien Feld einen Landeplatz mit Luftschiffhalle gebaut. 30 Meter hoch, 152 Meter lang und 50 Meter breit. Als besondere Herausforderung stellten sich die beiden Flügeltüren heraus. Sie waren riesig. Und sauschwer. 18 Tonnen Gewicht mussten, zwar auf Schienen und mit elektrischem Antrieb ausgestattet, jedes Mal bewegt werden. Das Luftschiff blieb damals in der Domstadt, als Vehikel für Aufklärungsflüge wurde es dem "Luftschiffer-Bataillon 3" unterstellt.

    Eigentlich ja eine militärische Angelegenheit und damals auch als „geheim“ eingestuft, doch in Köln ist es mit der Ernsthaftigkeit ja immer etwas schwierig. So sah es vor dem Militärgelände bald aus wie auf einem Jahrmarkt. Dort standen Wurstbuden, Eisverkäufer fanden ihre Kundschaft, Zauberkünstler zeigten ihr Können, ja, sogar Ansichtskarten wurden verkauft. Sogar ein Rundgang durch die Halle war oft möglich. Die Luftschiffe zogen die Kölner in ihren Bann.

    Schon bald war der Anblick von Luftschiffen für die Kölner normal, im Oktober 1909 fand sogar ein Luftschiff-Manöver in Köln statt. Es konnten teilweise bis zu vier Luftschiffe gleichzeitig auf ihren Übungsflügen beobachtet werden.

    Was sich jetzt belustigend anhört, hatte aber leider auch schreckliche Folgen. Natürlich war der Hintergrund des Kölner Luftschiffhafens ein militärischer, und so erfolgte von Köln aus der erste Bombenangriff mit einem Luftschiff auf eine städtische Zivilbevölkerung in Europa, denn das Luftschiff „Cöln“ startete von Bickendorf aus und bombardierte die Innenstadt von Lüttich. Ebenfalls war Köln dadurch der erste Angriffspunkt in Deutschland. Eigentlich war der Luftschiffhafen das Ziel, getroffen aber wurde Ehrenfeld.

    In den nächsten Jahren, genau bis 1918, fanden drei Luftschiffe hier in dieser Halle in Bickendorf ihren Platz. Nach dem ersten Weltkrieg war es dann vorbei mit den Zeppelinen in Köln.

    Doch die Geschichte der Luftschiffe in Köln begann eigentlich schon etwas früher und ganz woanders. Denn bereits 1907 baute der Gummiwarenfabrikant Clouth in Nippes eine Luftschiffhalle und baute dort sein erstes Luftschiff, die „Clouth 1“.

    Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen. Bei Baggerarbeiten wurde 1991 zufällig der Luftschutzanker entdeckt, ein eher unanschaulicher Betonklotz, heute untergebracht in einem genauso hässlichen „Gewächshaus“ ,steht er auf der Mathias-Brüggen-Str. auf einem Grünstreifen in der Gegend herum. Das nach oben konisch zulaufende, rechteckige „Gewächshaus“ zeigt oben dann einen verrosteten Ring. Das ist alles, was übrig ist. Deshalb bin ich froh, das mir Marcel Jess, der Betreiber der Seite "Kölle, wie et es un war" mit ein paar Bildern ausgeholfen hat. Schön, wenn Kölner Seiten sich unterstützen und so freundschaftlich miteinander umgehen. Dankeschön Marcel.
    Aber zurück zu unserem "Gewächshaus".

    Man steht davor und fragt sich, was’n das für ein Unsinn? Tja, und hier die Lösung. An diesem Ring gingen Luftschiffe vor Anker, die wegen zu schlechtem Wetter nicht landen konnten. Angeblich ist der Anker hier in Bickendorf der letzte noch vorhandene seiner Art in ganz Europa. Also irgendwie doch was Besonderes. Allerdings ist es in diesem Fall wohl eher die dahinter stehende Geschichte die interessant ist.

    Wer mehr darüber erfahren möchte, dem kann ich die Seite des Kölner Luftschiffarchivs ans Herz legen, sie erzählt die ganze Geschichte sehr ausführlich und hat viele tolle Fotos aus dieser Zeit. Klasse gemacht, lohnt sich.

    Ronald
    Okumaya devam et

  • Loss jon - typisch kölsch

    15 Aralık 2018, Almanya ⋅ ☁️ 0 °C

    Eine typische Aussage. Vielleicht als Aufforderung zu verstehen, in die Kneipe zu gehen...oder eben später auch wieder hinaus. Oder einfach, um etwas zu erledigen. Anwendungsmöglichkeiten gibt es genug. Es gibt allerdings eine Anwendung dieses Ausspruchs, wo ich dachte: typisch, das gibt es auch nur in Köln. Und tatsächlich nicht nur einmalig in Köln, sondern auf der ganzen Welt findet man so etwas kein zweites Mal.

    Was ich meine? Nun, stellt euch vor, ihr sitzt im Dom. Es ist kurz vor 10 Uhr, jeden Moment beginnt die feierliche Messe. Ich habe die Erfahrung gemacht, auf das jetzt gleich einsetzende Spiel der Kirchenorgel zu warten und wenn es dann beginnt, trotzdem das Gefühl zu haben, DAMIT nicht gerechnet zu haben.
    Dieser Klang der Orgel weit oben, der den Dom komplett ausfüllt, ist so berührend, einfach ein "Gänsehaut-Erlebnis". Ihr werdet wissen, wovon ich rede. Und um genau diese Orgel weit oben, die Schwalbennestorgel, geht es.

    Im Jahr des 750-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung des Domes, 1998 also, bekam der Kölner Dom eine neue Orgel. Diese gewaltige Orgel über dem Mittelschiff des Domes, bestehend aus 25000 einzelnen Teilen und mit einem Gewicht von sage und schreibe 30 Tonnen, hängt in einer Höhe von 20 - 45 Metern, verankert im Dachstuhl des Domes. So weit, so gut. Bisher nichts ungewöhnliches.

    Aber auf eben dieser Orgel ganz rechts oben, neben den anderen Registern, welche Namen wie "Prinzipal" oder "Praestant" tragen, findet sich ein weiteres Register mit dem Namen "Loss jon".

    Zieht der Domorganist nun dieses Register, öffnet sich unter der Orgel eine Klappe und eine hölzerne Figur samt Narrenkappe auf dem Kopf fährt heraus. Dazu spielt die Orgel: "Mer losse d'r Dom in Kölle". Gibt es da noch mehr zu sagen, als: typisch kölsch?

    Ursprünglich trug dieser kleine Narr in den Entwürfen der Orgelbaufirma Klais eine Kappe in den Kölner Farben rot und weiß. Das allerdings ging für den damaligen Dompropst Bernard Henrichs so gar nicht. Die Orgelbauer schauten den Propst entsetzt an, da er bis kurz zuvor noch so begeistert von dem Vorhaben war. Der Propst, natürlich wissend um den Schrecken der Mitarbeiter der Firma Klais, führte nun an, dass er, in seiner Eigenschaft als Dompropst des Kölner Domes, Feldkaplan der 1902 gegründeten Ehrengarde sei und deren Farben seien schließlich grün und gelb. Nicht rot und weiß. Gesagt, getan, der Narr bekam eine Kappe in den "gebührenden" Farben verpasst.

    Seitdem wird das Register zweimal im Jahr gezogen, jeweils am Ende des Gottesdienstes. Einmal, vor der Proklamation des neuen Dreigestirns, bei einer ökumenischen Feier der Karnevalsgesellschaften Kölns und am Karnevalssonntag nach der 10-Uhr-Messe.

    Tja... Köln, du bist eben anders als alle anderen. In diesem Sinne: loss jon!

    Bis bald
    eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Die Sternengasse kann was erzählen.....

    22 Aralık 2018, Almanya ⋅ ⛅ 9 °C

    Ja, die kleine Sternengasse, eine kleine Seitenstraße in Köln, hat was zu erzählen, denn sie hat eine ganze Menge Persönlichkeiten beherbergt. Im Haus Jabach machte einst Goethe Station, hier in dieser Straße gab der jugendliche Beethoven eines seiner ersten Konzerte. Niemand ahnte wohl damals, welch genialem Musiker er gerade lauschte. Der berühmte Domkapellmeister Carl Leibl lebte hier in dieser Straße, er war einer der bedeutendsten Kölner Musikschaffenden und war von 1826 -1862 Domkapellmeister. Er erwies sich als Glücksgriff für Köln, denn außer der Dommusik schaffte er es auch, Kirchenmusik und Karnevalslieder zu vereinen. Das "O-jerum -Lied" wurde 1827 zu einem beliebten Song unter den Karnevalisten. Dass der berühmte Maler Wilhelm Leibl hier aufwuchs, ist ja nicht sonderlich verwunderlich, schließlich war er des Kapellmeisters Sohn.

    Wenn ich heute durch die Sternengasse gehe, käme ich im Leben nicht auf die Idee, hier könnten weltberühmte Menschen gelebt haben. Die Straße wird von einem Zweckbau der Telekom dominiert und nichts erinnert an die berühmte Vergangenheit. Nichts? Das stimmt nicht ganz. Eine kleine Tafel gibt es. Sie weist auf Unglaubliches hin, denn die bisher Genannten waren nur ein Teil der berühmten Persönlichkeiten hier in der Sternengasse.

    Im damaligen Haus Nr. 10 wuchs Peter Paul Rubens auf. Sein Vater Jan Rubens verdiente sich seinen Lohn als Anwalt in Köln. Als Calvinist musste er aus seiner Heimatstadt fliehen, kam 1568 als Emigrant in Köln unter, musste dann nach einem Techtelmechtel mit einer Prinzessin erneut mit seiner Frau fliehen, diesmal nach Siegen, wo Peter Paul Rubens dann das Licht der Welt erblickte. In Siegen. Mann, hätte der Vater seine Finger von der Prinzessin gelassen, dieser später berühmte Maler wäre Kölner. Aber so...Siegen. Da fällt mir doch der beliebte Spruch unter den Fußballfans ein, "was ist schlimmer als verlieren?....Siegen", okay flach, zugegeben.

    Zurück zu Paule. Nach einem Jahr in Siegen kam die Familie zurück nach Köln und Peter Paul verbrachte noch 12 Jahre in Köln, ehe die Mutter nach dem Tod seines Vaters zusammenpackte und nach Antwerpen zurückkehrte. Jan Rubens liegt übrigens nicht weit von der Sternengasse in St. Peter begraben. Peter Paul Rubens kam nie mehr nach Köln zurück, auf Bestellung des Kölners Everhard Jabach und in Erinnerung an seine Kindheit in Köln malte er aber das Bild "Kreuzigung Petri", dieses hängt heute noch in St. Peter.

    So, und ihr Lieben, ich lege jetzt noch einen drauf, denn das waren immer noch nicht alle Berühmtheiten. Es geht weiter. Später logierte hier im gleichen Haus die französische Königin Maria de Medici.

    Dä.

    Am französischen Hof war es zu Intrigen zwischen ihrem Sohn Ludwig XIII. und dem berüchtigten Kardinal Richelieu gekommen, Leidtragende war am Ende die Königin, die Frankreich verlassen musste und nach einigem hin und her 1641 nach Köln kam. Leider starb sie bereits am 3.7.1642. Ihr "Herz" wurde damals in der östlichen Achskapelle des Doms beigesetzt, direkt vor dem Dreikönigsschrein. Ihr "Leib" wurde nach St. Denis überführt, wo sie in der Königsgruft begraben liegt.

    Aus dem Haus in der Sternengasse wurde später ein Brauhaus und im Hinterhof logierte in der Zeit von 1926 bis 1938 unser Puppentheater Hänneschen.

    Neben dem Eingang zum Fernmeldeamt mit der Hausnummer 14-16 findet ihr ein Relief in weißem Marmor und Kupfer, dieses weist auf Rubens und die französische Königin hin.

    Tja, das hättet ihr in dieser kleinen Seitenstraße nicht erwartet, oder? Ich ehrlich gesagt auch nicht. All diese berühmten Menschen haben hier auf diesem kleinen Fleck, in einer kleinen unscheinbaren Straße gewohnt. Gelebte Geschichte in der Sternengasse. Spannend.

    Euch eine gute Woche, bleibt neugierig und aufmerksam,
    euer Ronald
    Okumaya devam et

  • Der Hermann-Josef-Brunnen am Waidmarkt

    29 Aralık 2018, Almanya ⋅ ⛅ 5 °C

    Etwas südlich der Altstadt, direkt vor der Kirche St. Georg finden wir ihn, den Hermann-Josef-Brunnen. Ich denke, die „Apfellegende“ um Hermann-Josef kennt jeder, auch auf der Kölschgänger Homepage ist sie von Ramona unter dem Titel „Ein Apfel für das Jesuskind“ erzählt worden.

    Der Brunnen wurde vom Kölner Verschönerungsverein gestiftet, als zweiter Brunnen nach dem Jan-von-Werth Brunnen am Alter Markt, übrigens wurde dieser Brunnen von einer Jury ausgewählt, mit in der Jury war Josef Stübben, ihr erinnert euch vielleicht, vor kurzem erst kam ein Beitrag von mir über ihn. Nachdem also die Jury sich für den „Volkstümlichsten Vorschlag“ entschieden hatte, setzte Wilhelm Albermann 1894 seine Idee um und baute den Brunnen. Dass der Vorstandsvorsitzende des Verschönerungsvereins ein enger Freund Albermanns war, hatte sicherlich nichts mit der Entscheidung zu tun. Ein Schelm, wem jetzt das Wort „Klüngel“ einfällt.

    Der Brunnen hält die Geschichte um Hermann-Josef in einer Szene fest. Gerade durch die anderen spielenden Kinder wird die „Sonderstellung“ des braven Hermann-Josef herausgestellt. Seit Juli 1980 ist er in der Denkmalliste unserer Stadt eingetragen.

    Aber kommen wir zum Brunnen selbst.
    Er ist nicht mehr komplett im Original erhalten, einige Kriegsschäden haben ihm zugesetzt. Umfasst von einem flachen, etwa kniehohen Becken, das ursprünglich kleeblattförmig war, erhebt sich in der Mitte der Sockel mit der sitzenden Marienstatue als Spitze. Auf ihrem Schoß ruht das Jesuskind. Davor kniet der Knabe Hermann-Josef, der Maria einen Apfel reicht. Etwa auf halber Höhe des Sockels sind an den vier Ecken spielende/streitende Kinder dargestellt. Jeweils zwei Jungen mit einem Tier. Diese Darstellungen sollen den sinnlosen Streit der Menschen um die irdischen Güter darstellen, die Tiere stehen für die vier Elemente Erde (Hund), Wasser (Fisch), Luft (Adler) und Feuer (Krebs). Aus zwei als Delphinköpfe gestalteten Wasserspeiern läuft das Wasser dann in die seitlichen Schalen, und von dort über je fünf Delphinmasken in das untere Becken. Wenn er denn läuft. Neben der Säule stehen zwei Wasserbecken.

    Eigentlich wurde der Brunnen damals als sogenannter „Laufbrunnen“ angelegt. Diese dienen der Entnahme von Wasser durch Menschen und Vieh und besitzen meist ein offenes Wasserbecken. Heute stellt er einen reinen Zierbrunnen dar.

    Tja, damals hat der Verschönerungsverein diese Brunnen gestiftet, um eine Verbesserung des Stadtbildes zu erreichen. Der Brunnen stand am Platzeingang und war ein herrlicher Blickfang. Heute, nachdem sich das Stadtbild grundlegend verändert hat, ist sein Platz nicht mehr besonders schön. Er steht da, wie in die Ecke gedrängt und wird kaum beachtet. Schade, denn eigentlich ist er sehr hübsch und hat ja auch eine sehr spannende Geschichte zu erzählen.

    Euer Ronald
    Okumaya devam et

  • Der Schrecken der Kindheit

    30 Aralık 2018, Almanya ⋅ ⛅ 7 °C

    "Och nö, nicht ins Museum"...
    "Museum ist doch so langweilig"...

    Diese und andere entsetzte Aussagen kennen wir doch aus unserer Kindheit oder später von unseren Kindern alle. Und ich muss gestehen, auch bei mir war das nicht anders. Auf Klassenfahrten hatten unsere Lehrer nichts besseres zu tun, als uns von einem Museum ins nächste zu jagen. Es sei denn, wir hatten das große Glück und die Fahrt ging in die Berge oder ans Meer. Bei meiner Abschlussfahrt ging es aber dann leider nach Berlin und da hatten wir natürlich "das große Los gezogen". Unsere Lehrer kannten keine Gnade.

    Aber irgendwie scheint sich das Interesse an den verschiedenen Völkern und Künsten, die in den vielen Museen ausgestellt sind, mit den Jahren zu ändern. Klar interessiert man sich auch dann nicht unbedingt dafür, sich in einem Museum für moderne Kunst einen roten Fleck auf blauem Untergrund anzusehen, aber das ein oder andere Thema betrachtet man nun doch aus einem anderen Blickwinkel. Mir zumindest es es so ergangen.

    Wie sehr ich unser "Bahnhofskapellchen" liebe und wie gerne ich darüber schreibe, wisst ihr ja. Aber zwangsläufig, wenn man sich etwas intensiver damit beschäftigt, rutscht man auch in die geschichtlichen Hintergründe. Und das in diesem Fall eben nicht nur den Dom und seine Vorgeschichte betreffend, sondern auch die Geschichte unserer Stadt. Und unsere Colonia Claudia Ara Agrippinensium - oder heute dann Köln - hat da einiges zu erzählen.

    Wie ihr in der letzten Zeit vielleicht schon gemerkt habt, zieht es mich auch immer wieder mal zu den Römern, die aus Köln überhaupt erst diese Stadt haben werden lassen. Und man nennt Köln nicht umsonst die nördlichste Stadt Italiens. Tatsächlich findet man an vielen Orten noch Überbleibsel aus römischer Zeit. Und so kam ich dann dieses Jahr endlich in den Genuss eines? Ja genau, eines Museumsbesuches. Um genauer zu sein, des Römisch-Germanischen Museums. Und ich war, und bin es immer noch, begeistert. Es ist schlichtweg beeindruckend, so in die Geschichte einzutauchen. Als erstes wollte ich das Dionysosmosaik sehen. Ich begab mich also eine Etage tiefer und schon von der Treppe aus hatte ich einen unwerfenden Blick darauf. Ich war so fasziniert, dass ich das direkt mir gegenüberliegende Grabmal des Poblicius, und ich muss dazu sagen, man KANN dieses Grabmal in monumentaler Größe eigentlich gar nicht übersehen, nicht wahrnahm. Erst als ich mir die untere Etage weiter ansehen wollte, und mich noch einmal umdrehte, sah ich es. Dieses Grabmal des Legionärs Lucius Poblicius stammt aus den ersten 50 Jahren nach Christus. Früher stand es am heutigen Chlodwigplatz, dort verlief die römische Fernstraße Köln-Bonn.

    Unglaublich, dass wir heute das Glück haben, ein so altes Stück Geschichte betrachten zu können. Aber nicht nur das. Als ich weiterging, kam ich zu einem großen Zimmer, natürlich geschützt hinter Glas, dargestellt sind dort Tisch, Stühle, ein Mosaikfußboden usw. Man erhält tatsächlich einen Einblick, wie damals gelebt wurde. Natürlich findet man in verschiedenen Vitrinen auch diverse Dinge des damaligen Alltags. Die Krönung des Ganzen aber befindet sich im Obergeschoss des Museums. Hier gehen die Funde sogar noch weiter zurück, nämlich in die Ubierzeit. Was mich persönlich aber am meisten beeindruckte, ist der wieder aufgebaute originale Mittelbogen des Nordtors, auch Pfaffenpforte genannt, mit der Inschrift CCAA.
    Des Weiteren findet man hier Grabsteine samt Inschriften, Sarkophage, Säulen, Büsten und vieles andere mehr. Auch die Götterverehrung der damaligen Zeit kommt hier nicht zu kurz.

    Mit dem Gefühl, "meiner" Stadt wieder in Stück näher gekommen zu sein, verließ ich das Museum. Aber ich bin sicher, ich komme wieder. Und einen Besuch hier kann ich euch nur empfehlen.

    Eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Brückenschläge

    3 Ocak 2019, Almanya ⋅ ⛅ 3 °C

    Wie komme ich denn jetzt von 2018 nach 2019? Was für eine Brücke habe ich da? Ok, Brücke...
    Zu Köln gehören acht Brücken: die Rodenkirchener-, die Süd-, die Severins-, die Deutzer-, die Hohenzollern-, die Zoo-, die Mülheimer- und die Leverkusener Autobahnbrücke.
    Die Leverkusener Autobahnbrücke? Die liegt auf der rechten Seite auf Leverkusener Grund und ist ja gar nicht im Kölner Brückengrün bemalt. Alle Brücken über den Rhein auf Kölner Grund sind immer grün. Diese Farbe hat Konrad Adenauer damals extra dafür bei Bayer in Auftrag gegeben.
    Gut, ich glaube, auch er hatte eine grobe Idee davon, dass die Stadtfarben eigentlich rot und weiß sind. Er wollte eine wetter- und lichtbeständige Farbe haben. Gibt es in rot und weiß nicht. Heraus kam dieses Chromoxidgrün, mit dem wir seit 1929 unsere Kölner Brücken streichen.
    Aber Leverkusen braucht ja gar keine Brücke, weil es ja nur auf der rechten Rheinseite liegt. Also ist es ja wohl eine Kölner Brücke. Die Logik ist doch jetzt zwingend, oder?
    Andererseits muss man sagen, wir Kölner brauchen ja irgendwie auch keine Brücken.
    Die Römer haben im fünften Jahrhundert den ersten Brückenschlag gewagt. So ungefähr auf der Verlängerung der Salzgasse bauten sie damals die Brücke über den Rhein zum Deutzer Ufer. Das war aber eher so ein römisches Kulturding. Als die Römer weg waren, wollte die wieder keiner. Sie verfiel. Spätestens ab dem Jahr 960 ärgerten wir uns allenfalls noch über die Stümpfe der römischen Steinpfeiler, die gerade bei Niedrigwasser den Schiffsverkehr bedrohten.
    Wir Kölner fuhren jahrhundertelang lieber mit Bötchen, den „Nachen“, hinüber. Später gab es sogar einen richtigen Linienverkehr für uns. Einfach mal wieder eine Brücke zu bauen, war bis ins 18. Jahrhundert zwar möglich, aber nicht machbar. Nicht zuletzt hatte das Heer der ganzen Fährleute andere Interessen. Das muss so ähnlich gewesen sein, wie der heutige Nachtfahrtakt der KVB und die Wünsche der Taxi-Betreiber.
    Als 1815 die Preußen nach Köln kamen, waren sie schon etwas verwundert. Da bauten wir Kölner dann 1822 etwas, dass man verschämt „Brücke“ nennen mag: eine aus 42 Nachen zusammengesetzte schwimmende Brücke. Am Ende musste sie bis zu dreißigmal am Tag auseinanderzogen werden, damit Schiffe passieren konnten. Nervig, oder? War uns trotzdem lieber als eine richtige Brücke.
    Erst die Eisenbahn, die Industrialisierung und militärische Notwendigkeiten zwangen uns wirklich aus der eher gemütlichen Einstellung zur Rheinquerung. 1859 bauten die Preußen eine richtige Eisenbahnbrücke zum Hauptbahnhof. Und dann überrumpelte man uns vollends! 1911 ersetzte die Hohenzollernbrücke diese erste Eisenbahnbrücke. Bis zur siebten Brücke, der Rodenkirchener Autobahnbrücke 1941, entstanden dann alle innerhalb von 30 Jahren. Mit dieser Tat sind wir bis heute nicht im Reinen, wie ich bestimmt jetzt nicht weiter erläutern muss.
    Die achte Brücke, die Leverkusener Autobahnbrücke, ist ein Kind der 60’er Jahre. Lassen wir also die Brücke einfach den Leverkusenern. Sie gehört ja eh der Bundesrepublik und nicht der Stadt.
    Und sowieso, wenn schon Brücken sein müssen, dann sieben. Sonst passt das auch mit der kölschen Zahlenmystik nicht so. Sieben ist die Summe aus drei und vier: Vier Brücken gehören ja der Stadt, nämlich die Mülheimer-, die Zoo-, die Deutzer- und die Severinsbrücke. Sie stehen für die vier Evangelisten. Drei Kölner Brücken, die Hohenzollern-, die Süd- und die Rodenkirchener Brücke gehören dem Bund oder der Deutschen Bahn. Sie stehen für die Dreifaltigkeit. Die Summe ergibt die Zahl sieben. Dies entspricht der Zahl der Chorkapellen im Dom. Und das wiederum zeigt, wie fromm wir sind. Diese Zusammenhänge kennen ja überhaupt nur noch sehr wenige Kölner. Gut, dass Ihr uns habt!
    Aber egal. Brauchen tun wir eh nur eine Brücke nach Deutz, damit wir die Altstadt wackelfrei knipsen können.
    „Schatz, was war das für eine leckere Creme, in der das Vanille-Eis gebadet hat? Eierlikör!? Ach was!“
    Frohes Neues Jahr!

    Michael

    -

    Wie kumm ich dann jetz vun 2018 noh 2019? Wat för en Bröck han ich dann do? Jo god, Bröcke…
    Bei Kölle gehüre jo aach Bröcke: de Rudekirchener-, de Süd-, de Vrings-, de Düxer-, de Hohenzollern-, de Zoo-, de Müllemer- un de Levverkusener Autobahnbröck.
    De Levverkusener Autobahnbröck? Die litt doch op der Schäl Sick op Leverkusener Grund un es jo gar nit em Kölsche Bröckegrön bemolt. Alle Bröcke üvver der Rhing op kölschem Grund sin luuter en däm Grön bemolt! Die Färv hät der Konrad Adenauer domols nor doför beim Bayer en Opdrag gegovve.
    God, ich gläuve, och hä woss, dat de Stadtfärve rud un wieß sin. Hä wollt en Färv han, die bei jedem Wedder- un Leech häld. Gitt et en rud un wieß nit. Erus kom dat Matschgrön - en der Fachsproch: Chromoxidgrön - met däm mer zick 1929 uns kölsche Bröcke striche.
    Ävver Levverkuse bruch jo gar kein Bröck, weil et jo nor op der räächte Rhingsigg litt. Dämnoh es et jo wall en kölsche Bröck. Dat es doch jetz ganz logisch, oder?
    Op der ander Sigg, muss mer sage, mir Kölsche bruche jo irgendwie och kein Bröcke.
    De Römer han em fünfte Johrhundert der eeschte Bröckeschlag gewag. Esu ungefär op der Verlängerung vun der Salzgass baute se domols de Bröck üvver der Rhing nohm Düxer Ofer. Dat wor ävver ihter esu en römische Kultursaach. Wie de Römer fott wore, wollt se widder keiner. Se verfeel. Spädstens av dem Johr 960 däte mer uns hüchstens noch üvver de Stümpe vun dä römischen Bröck, ärgere, die, grad bei winnig Wasser em Rhing, doför sorge däte, dat de Scheffe en Brass kome.
    Mer Kölsche fuhre för Johrhunderte leever met Böötcher, de „Naache“, noh drüvve. Späder gov et sugar ene richtige Linieverkehr för uns. Einfach ens widder en Bröck zo baue, wor bes en et 18. Johrhundert zwor möglich, ävver nit ze maache. Nit zoletz hatt et Heer vun dä ganze Fährlück ander Interesse. Dat muss esu ähnlich gewäs sin, wie der Naachfahrtak vun der KVB hüggzedags un de Wünsch vun de Taxi-Ungernemme.
    Wie 1815 de Preuße kome, wore se ald jet verwundert. Do baute mer Kölsche dann 1822 jet, dat mer verläge „Bröck“ nenne künnt: ein us 42 Naache zesammegesetze Bröck, die schwemme dät. Am Engk moot die bes zo dressigmol am Dag useneingetrocke weede, domet Scheffe vürbei kumme kunnte. Do kriss do doch en Aap. Wor uns ävver leever wie en richtige Bröck.
    Eesch de Ieserbahn, de Industrialiseerung un de militärische Nudwendigkeite zwunge uns tatsächlich us dä mih genögliche Enstellung zom Üvverquere vum Rhing. 1859 baute de Preuße en richtige Ieserbahnbröck nohm Haupbahnhoff. Un dann üvverrumpelte se uns ganz! 1911 dät de Hohenzollernbröck die eeschte Ieserbahnbröck do erseteze. Bes zo der sibbte Bröck, der Rudekirchener Autonbahnbröck 1941, woodte alle Bröcke dann benne 30 Johre gebaut. Domet sin mer bes hügg nit em Reine, wat ich bestemmp jetz nit wigger verklöre muss.
    De aachte Bröck, der Levverkusener Autobahnbröck, es e Kind vun de 60’er Johre. Looße mer alsu die Bröck einfach de Levverkusener. Se gehürt jo och der Bundesrepublik un nit der Stadt.
    Un suwiesu, wann et ald Bröcke sin müsse, dann sibbe. Söns pass dat och met der kölschen Zahlemystik nit esu. Sibbe es dat, was drei und veer zosamme sin. Veer Brücke gehüre der Stadt, nämlich de Müllemer-, de Zoo-, de Düxer un de Vringsbröck. Die stonn för de veer Evangelisste. Drei kölsche Bröcke, de Hohenzollern-, de Süd- un de Rudekirchener Bröck gehüre dem Bund ov der Deutschen Bahn. Se stonn för de Dreifaltigkeit. De Summ gitt de Zahl sibbe. Dat entsprich der Zahl vun de Chorkappelle em Dom. Un dat widderöm zeig, wie fromm mer sin. Die Zosammhäng kenne jo üvverhaup nor noch ärg winnige Kölsche. God, dat Ehr uns hat!
    Ävver egal. Bruche dun mer su en suh nor ein Bröck noh Düx, domet mer de Aldstadt ohen ze waggele knipse künne.
    „Leevche, wat wor dat för en leckere Zauß, wo dat Vanille-Ies dren gebadt hät? - Eierlikör!? Och wat!“
    Un jetz künnt Ehr mer der Naache däue! Glöcksillig Neu Johr!

    Mechel
    Okumaya devam et

  • Das Rote – Funken – Plätzchen

    10 Ocak 2019, Almanya ⋅ ⛅ 1 °C

    Heute berichte ich von einem kleinen Platz, der nur sehr selten im Mittelpunkt steht, dabei erzählt er uns doch ein schönes Stück kölscher Tradition und Eigenart.

    Zu finden ist dieser kleine Platz sehr leicht, liegt er doch schön gelegen am Buttermarkt, also mitten in der Altstadt. Trotzdem bekomme ich im ersten Moment nicht das Gefühl, hier einen Platz zu betreten. Der erste Eindruck ist der, in eine Baulücke hinein zu schauen. Sieht jetzt nicht wirklich interessant aus, und viele Menschen laufen einfach vorbei. Erst auf den zweiten Blick erkennt man Tafeln an der Mauer. Was sie darstellen, ist nicht so gut zu erkennen, aber es lohnt sich, einmal näher hinzuschauen. Also lasst uns den leicht erhöhten kleinen Platz einmal betreten, und schauen wir uns die Tafeln an der Wand etwas genauer an. Links sehen wir eine vielleicht tanzende Frau, in der Mitte steht ein schwer zu lesender Text und rechts sind zwei Soldaten aus früheren Zeiten abgebildet, wie man an den alten Uniformen erkennen kann. Ok, ganz nett, das war's hier auch schon, unspektakulär, also weiter.

    S T O P!!!!!!! Stopstopstopstop.

    So sehen es viele Touristen,aber doch nicht wir Kölschgänger. Uns Kölschen geht hier das Herz auf, denn hier ist kölsches Brauchtum abgebildet, große Geschichten, untrennbar mit unserer Stadt und seinen Bürgern verbunden.
    Ja, zugegeben, der Platz war tatsächlich mal eine Baulücke. Anfang der 70er bekam er dann den Namen Rote-Funken-Plätzchen, die Roten Funken nahmen sich des Platzes an und Heribert und Karlheinz Kreiten machten sich an die Arbeit und errichteten das Denkmal hier an dieser Mauer. Heribert war Bildhauer, Karl-Heinz war Architekt, beide waren sie Rote Funken. Wer die Roten Funken sind, brauche ich ja wohl niemanden zu erklären. Wer mit diesem Namen nichts anfangen kann, kommt entweder aus der Walachei oder Dü…., und sollte dann auch da bleiben. Integration misslungen.

    Zum 150-jährigen Jubiläum der Funken wurde das Denkmal dann 1973 enthüllt. Auf dem linken Relief sehen wir eine Marketenderin, oder wie wir heute sagen, ein Funkenmariechen. Auf dem rechten Relief sind zwei Soldaten abgebildet. Zwei Stadtsoldaten, zwei Funken. Diese beiden, Funkenmariechen und Roter Funk sind natürlich untrennbar miteinander verbunden, wie jeder Kölsche weiss.
    In der Mitte steht ein Text auf Kölsch. Es handelt sich hier um den Eid der Roten Funken. Dieser wird von jedem Funk auf „Plaggen“, der Traditionsfahne des Korps abgelegt. Der Text lautet:

    Bei Öllig, Böckem, ähde Nötz
    un bei der rut-wieß Funkemötz
    beim hölze Zabel un Gewehr
    well treu ich sin dem Fasteleer
    well su vill suffe als der Mage
    ohn Biesterei kann got verdrage
    de Mädcher well ich mich verschrieve
    de Bützerei nit övverdrieve
    och Knutsche well ich mit Maneere
    nor Kölsche Mädcher karresseere
    Ne Funk well ich sin von unge bis bove
    dat dun ich op de Fahn gelovve !

    Damals, als die Stadt 1681 verpflichtet war, ein Kontingent Stadtsoldaten zu unterhalten, war das Ganze natürlich noch sehr ernst und die Soldaten verrichteten unter anderem Wachdienste und Zolldienste. Ihr Ruf war meist nicht so gut, denn da sie sehr schlecht bezahlt wurden, besserten sie Ihr Salär mit allerhand äh, sagen wir Nebentätigkeiten auf. Um die Disziplin stand es wohl meist nicht so besonders. 1801 wurden sie wohl aufgelöst.
    1823 nahm erstmals eine Gruppe „Funken“ an einem Karnevalsumzug teil, sie verballhornten den ungeliebten preußischen Militarismus. Damit waren die Roten Funken geboren. Und ich kann mir ehrlich gesagt unsere Stadt ohne die Roten Funken überhaupt nicht vorstellen.

    Die Geschichte der Roten Funken kann ich hier unmöglich wiedergeben, sie ist viel zu lang. Aber wer mehr erfahren möchte, dem lege ich das Buch „“Vom Stadtsoldaten zum Roten Funken“ aus dem Greven Verlag an’s Herz.
    Ihr seht, ein Platz kann unscheinbar sein, die einen nehmen ihn dann gar nicht wahr, für andere, wie für mich, ist er ein Stück Heimat, er erzählt Geschichte und gehört zu uns. Und ich besuche ihn gerne.

    Vorgestellt: Rote – Funken – Plätzchen
    Ort: Buttermarkt 37, 50667 Köln
    Anfahrt: Heumarkt, Linie 1,5,7,9

    Euch eine gute Zeit, bleibt neugierig und aufmerksam.
    Euer Ronald.
    Okumaya devam et

  • Agrippina

    15 Ocak 2019, Almanya ⋅ ⛅ 6 °C

    Unser Stammbaum – wer von Agrippa erzählt, muss auch den Weg zu Agrippina der Jüngeren aufzählen, habe ich letzte Woche gelernt.
    Die „Blutsbrüder“ Augustus und Agrippa sind also verantwortlich, dass die Ubier ungefähr im Jahre 19 vor Christus (v. Chr.) von dem Gebiet der rechten Rheinseite, dass sich in etwa von der Sieg bis zur Lahn und dem Main erstreckte, ins Linksrheinische umgesiedelt werden. Das „neue“ Gebiet ist jetzt natürlich nicht nur „Köln“. Es ist schon auch etwas größer: das Ahrtal, der Bonner Raum, aber auch Aachen bis zum rechten Ufer der Wurm, die sich von Aachen bis Heinsberg windet und sich dann etwas nördlich von Kempen mit der Rur vereinigt. Tja, und dann ist da eben der Kölner Raum. Das Oppidum Ubiorum wird von den Römer als ubischer Hauptort definiert. Die Römer schützen vor allem diesen. Aber auch die Ubier sind in die Pflicht genommen, ihr Oppidum Ubiorum zu schützen.
    Agrippa, der das alles in die Wege leitet, hat aber auch ein Privatleben. Mit seiner Julia, der Tochter seines besten Freundes Kaiser Augustus – siehe letzte Woche – hat er eine Tochter, Agrippina die Ältere. Sie wird im Jahr 16 v. Chr. geboren. Ihr Vater, Agrippa, stirbt als sie erst zwei Jahre alt ist. Julia, ihre Mutter, heiratet danach Tiberius. Tiberius ist ein adoptierter Sohn von Kaiser Augustus – es bleibt also alles in der Familie - und er folgt ihm im Jahr 14 nach Christus (n. Chr.) auf dem Thron. Agrippina wächst am Hof des Augustus auf und hat wohl auch ein sehr gutes Verhältnis zu ihm. So hat sie stets Kontakt zu den Kreisen der römischen Elite.
    Augustus ist es auch, der dafür sorgt, dass Agrippina die ältere den nächsten Thronanwärter heiratet: seinen Großneffen Germanicus. Germanicus, mit vollständigem Namen Nero Claudius Germanicus, ist Oberbefehlshaber der römischen Truppen am Rhein. So kommt es, dass Agrippina die Ältere sich im Jahr 16 gerade hier im Oppidum Ubiorum aufhält und dabei die gemeinsame Tochter Agrippina die Jüngere zur Welt bringt. Schon allein dieser belanglose Satz birgt dabei so viel spannende Geschichte und Geschichten, dass diese hier komplett den Rahmen sprengen würde…
    Diese Agrippina die Jüngere, ist die nach der letztendlich unser Köln – CCAA – Colonia Claudia Ara Agrippinensium - benannt ist. Wie kommen wir nun zu der Ehre, von einem ubischen Hauptort zur Grenzsicherung, zu einer richtigen römischen Kolonie zu werden?
    „Um ihre Macht auch den verbündeten Völkern vor Augen zur führen, setzt es Agrippina durch, dass im Hauptort der Ubier, wo sie geboren wurde, eine Veteranenkolonie angelegt wurde, die nach ihr benannt wurde“, schreibt Tacitus um 50 n Chr.. Machtdemonstration? Extra eine Ansiedlung auch von römischen Veteranen? Natürlich!
    Ja, Agrippina ist, sagen wir, machtbewusst. Geld reicht ihr nicht. Sie heiratet selbstverständlich auch in die Elite des römischen Adels ein. Ihr erster Ehemann ist im Jahr 28, demnach mit 12 Jahren, Gnaeus Domitius Ahenobarbus, ein Großneffe des Augustus. Mit diesem zeugt sie im Jahr 37, mit 21 Jahren, ihr einziges Kind, Lucius Domitius. Ihr Gatte stirbt im Jahr 40 an einer Krankheit. Ihr zweiter Gatten, Gaius Sallustius Crispus Passienius, verstirbt nach sieben Jahren Ehe mit ihr. Gerüchte sagen, Agrippina selbst habe nachgeholfen.
    Irgendwie musste der aber auch echt weg. Ihr nächster Gatte ist im Jahr 49 ihr eigener Onkel, Claudius. Dieser ist zu diesem Zeitpunkt seit 8 Jahren Kaiser des römischen Reiches. Was für ein Machtgewinn! Klar, dass der zweite Mann Gaius Sallustius Crispus Passienius da im Weg gewesen ist.
    Und wenn man jetzt noch mehr möchte, was ist da besser? Ist es besser in einem ubischen Dorf geboren zu sein oder in einer richtigen römischen Colonia? Das schreit nach einer kleinen Korrektur für unser ubisches Dorf.
    Schon im Jahr 50 sind wir hier eine richtige Colonia! Und wisst ihr was? „Unsere“ Agrippina wurde auf diesem Weg die erste römische „Augusta“ – Kaiserin. Ihr Sohn Lucius Domitius begegnet uns auch wieder: im Jahr 54, in direkter Folge des Claudius, der für seine Agrippina diese Colonia an der Ara - der Opferstätte der Agrippinenser - gründete, wird er Kaiser. Lucius Domitius nennt sich Nero – Kaiser Nero. Und irgendwie finde ich es gut, dass dieser in Rom geblieben ist. Warum? Nun, guckt mal auf das Bild.
    Geht es Euch jetzt auch „komisch“? Habt Ihr auch dieses dunkle Gefühl, dass die von uns so verehrte Namensgeberin eigentlich wenig mit Köln im Sinn hatte? Ist unser Köln überhaupt wichtig gewesen? Oder sind wir tatsächlich nur ein Nebenprodukt des tobenden, römischen Ränkespiels?
    Egal, meine ich, dieser Ort hier, unser Köln, wurde durch diese Geschichte für immer verändert. Man mag es eine „Chance“ nennen. Am Ende ist Köln aber das, was wir daraus machen.

    Michael

    -

    Unse Stammbaum – wä vum Agrippa verzällt, muss och der Wäg nohm Agrippina dem Jüngere opzälle, han ich letzte Woch geliert.
    De „Blodsbröder“ der Augustus un der Agrippa sin et alsu schold, dat de Ubier öm et Johr 19 vür Chrestus (v.Chr.) vum Gebiet op der Schäl Sick, dat esu ungefähr zwesche der Sieg, der Lahn un dem Main log, en et Linksrheinische ömgesiedelt weede. Et neue Gebiet es jetz natörlich nit nor „Kölle“, et es doch ald jet größer: et Ahrtal, Bonn un drömeröm, ävver och Ooche bes nohm räächte Ofer vun der Wurm, die sich vun Ooche bes Heinsberg schlängelt und dann jet nördlich vun Kempen ene Fisternöll met der Rur hät. Tja, un dann es do evvens hee et kölsche Gebiet. Et Oppidum Ubiorum weed vun de Römer als ubische Hauptoot bestemmp. De Römer schötze vür allem dä Oot. Ävver och de Ubier sin en de Flich genomme, ehr Oppidum Ubiorum ze schötze.
    Der Agrippa, dä dat all en de Gäng Laufe brängk, hät ävver och e Privatlevve. Met singem Julia, der Doochter vun singem beste Fründ dem Kaiser Augustus – hatt ich jo letzte Woch geschrevve – hät hä en Doochter, et Agrippina et Äldere. Et weed em Johr 16 v. Chr. gebore. Singe Papp, der Agrippa, stirv wie et eesch zwei Johr ald es. Et Julia, de Mutter, hierod donoh der Tiberius. Der Tiberius es ene adoptierte Sonn vum Kaiser Augustus - et bliev alsu alles en der Famillich - un hä folg im em Johr 14 noh Chrestus (n.Chr.) op der Thron. Et Agrippina wähß am Hoff vum Augustus op un hät wall och e god Verhäldnis zo im. Su hät et luuter Kontak met der römischen Elite.
    Der Augustus es et och, dä doför sorg, dat et Agrippina et Äldere der nächste Aanwärter op der Thron hierod: singe Großneffe der Germanicus. Der Germanicus, met ganzem Name Nero Claudius Germanicus, es Oberbefählshaber vun de römische Truppe am Rhing. Su kütt et, dat et Agrippina de Äldere sich em Johr 16 grad hee em Oppidum Ubiorum ophäld un dobei de gemeinsame Doochter Agrippina de Jüngere op de Welt brängk. Ald allein dä gewöhnliche Satz hät dobei su vill spannende Historie un Histörcher es sich, dat dat hee total der Rahme sprenge dät…
    Et Agrippina die Jüngere, es dat, noh däm am Engk uns Kölle – CCAA – Colonia Claudia Ara Agrippinensium – benannt es. Wie kumme mer no zor Ihr, vun enem ubische Haupdörp zor Sicherung vun der Grenz zo ener ech römische Kolonie ze weede?
    För sing Maach och de verbündete Völker för Auge ze föhre, setz et Agrippina durch, dat em Haupoot vun de Ubier, wo et gebore woodt, en Veteranekolonie aangelaht woodt, die noh im benannt woodt“, schriev der Tacitus öm 50 n. Chr.. Maachdemonstration? Extra en Aansiedlung och vun römische Veterane? Selvsverständlich!
    Jo, et Agrippina es, sage mer, maachbewoss. Nüsele recke ehr nit. Et hierod selvsverständlich och en de Elite vum römische Adel en. Singe eeschte Kääl es em Johr 28, dämnoh met 12 Johre, der Gnaeus Domitius Ahenobarbus, ene Großneffe vum Augustus. Met däm kritt et em Johr 37, met 21 Johr, sing einzig Ströppche, der Lucius Domitius. Ävver singe Kääl stirv em Johr 40 an en Krankheit. Singe zweite Kääl, der Gaius Sallustius Crispus Passienius, stirv noh sibbe Johre Ih met im. Geröchte sage, et Agrippina selvs hät do jet „geholfe“.
    Irgendwie moot dä ävver och ech fott: Der Nächste es em Johr 49 singe eige Ühm, der Claudius. Hä es zo dä Zigg zick aach Johr Kaiser vum römische Rich. Wat för en Maachgewenn! Klor, dat der Gaius Sallustius Crispus Passienius do em Wäg gewäse wör.
    Un wann mer jetz noch mih well, wat es do besser? Es et besser en enem ubische Dörp gebore ze sin ov en ener richtige Kolonie vun Rom? Dat schreit noh ener klein Berichtigung för uns ubisch Dörp.
    Ald em Johr 50 sin mir hee ene richtige Colonia! Un wesst ehr wat? „Uns“ Agrippina woodt op däm Wäg et eeschte römische „Augusta“ – Kaiserin. Singe Sonn Lucius Domitius begähnt uns och widder: em Johr 54, tirek nohm Claudius, dä för singe Agrippina die Colonia am Ara – dem Offerplatz vun de Agrippinenser – gründt wooden es, weed hä Kaiser. Der Lucius Domitius nennt sich Nero – Kaiser Nero. Un irgendwie fing ich et god, dat hä en Rom geblevve es. Woröm? No, luurt ens op dat Beld.
    Geiht et Üch jetz och jet „komisch“? Hat Ehr och dat dunkle Geföhl, dat die vun uns esu verihrte Namensgeberin eigentlich winnig met Kölle em Senn hatt? Es uns Kölle üvverhaup wichtig gewäse? Oder sin mer en Wirklichkeit nor e Nevveproduk vun däm Klüngel, dä en Rom en Gang es?
    Egal, meine ich, dä Oot hee, uns Kölle, woodt durch dat Kreppche för immer verändert. Mer mag et en „Schangs“ nenne. Am Engk ävver es Kölle, wat mir drus maache.

    Mechel
    Okumaya devam et

  • Das Jupp Schmitz Denkmal

    18 Ocak 2019, Almanya ⋅ ⛅ 1 °C

    Jupp Schmitz, sagt der euch noch was? Ich denke, zumindest die etwas älteren werden jetzt wissend nicken. Aber auch die jüngeren singen seine Lieder zur Karnevalszeit, oftmals, ohne den Interpreten nennen zu können.
    Jupp Schmitz, geboren 1901 in Köln, war Schlager- und Krätzchensänger und natürlich Karnevalist. Nach dem ersten Weltkrieg arbeitete er als Cafehausmusiker, unter anderem trat er im Cafe Bauer und im Dom Hotel auf. Schwere Zeiten für den ausgebildeten Pianisten.

    Desweiteren begleitete er als Pianist viele Stummfilme. Später dann, die Zeiten waren schon deutlich besser, ging er mit Willi Ostermann auf Tournee und arbeitete als freier Mitarbeiter beim Rundfunk. Ab 1949 trat er dann auch im Karneval auf und war viele Jahre einer der größten Stars im Kölner Karneval.

    Eine seiner letzten Aufnahmen war die WDR-Aufzeichnung aus dem Kölner Senftöpfchen vom 12. Februar 1991 anlässlich seines 90. Geburtstages. Jupp Schmitz starb am 26. März 1991.

    Der Name war übrigens kein Künstlerpseudonym, er hatte wirklich den kölschesten aller kölschen Namen. Seine bekanntesten Lieder sind sicher: „Wer soll das bezahlen“ und „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, sowie „Es ist noch Suppe da“.

    Wegen seines markanten Oberlippenbartes wurde er von den Kölnern „dä Schnäuzer“ genannt. Er liegt auf Melaten begraben. Auf seinem Grabstein ist der Titel des Liedes „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ eingraviert.

    1994 wurde auf Betreiben des ehemaligen Festkomiteepräsidenten Ferdi Leisten ein vom Bildhauer Olaf Höhnen geschaffenes Denkmal enthüllt, das Schmitz am Klavier sitzend darstellt.

    Das Denkmal ist nicht sonderlich groß, aber es passt ganz wunderbar zu Jupp Schmitz. Es zeigt ihn in seiner typischen Pose am Klavier sitzend, auf dem Klavier liegen Zettel mit den Texten seiner Erfolgssongs. Ein schönes, gelungenes Denkmal für einen ganz großen kölschen Musiker.

    Besucht es doch mal, es steht sehr zentral zwischen Altstadt und Hohe Straße auf dem Jupp Schmitz Plätzchen.

    Vorgestellt: Jupp Schmitz Denkmal
    Ort: Jupp Schmitz Plätzchen
    Anfahrt: Marspfortengasse, 50667 Köln, Linie 5,16,18 Hauptbahnhof

    Teilen erwünscht, erzählt jedem in der Stadt von Kölschgänger, teilt, liked und helft uns damit, unsere Geschichten weiter zu verbreiten. Wir wären euch sehr dankbar.

    Euch eine gute Zeit,

    euer Ronald
    Okumaya devam et

  • Kurios, kurios

    28 Ocak 2019, Almanya ⋅ 🌬 3 °C

    Bald ist es wieder soweit. Die schöne vorweihnachtliche Zeit beginnt und wir können durch festlich geschmückte Straßen und Gassen schlendern oder über einen der schönen Weihnachtsmärkte, wie zum Beispiel den Heinzelmännchen-Markt in der Altstadt. In der "Heimat der Heinzel" leiten uns die Heinzel mithilfe von Schildern, auf denen "Weihnachtsgasse" oder "Handwerkergasse" steht, über den Markt und man weiß sogleich, was in etwa man dort für Stände vorfindet.

    Aber wie ist das eigentlich mit den Straßennamen in Köln? Wenn man so durch die Stadt spaziert, fällt einem schon der ein oder andere kuriose Name von Straßen oder Gassen ins Auge. Schauen wir uns doch mal einige dieser Namen etwas näher an.

    Beginnen wir mit der Schaafenstraße. Schaf oder nicht Schaf, das ist hier die Frage...schreibt sich doch der Namensgeber, das liebe Vieh, nur mit einem a. Dennoch handelt es sich hier tatsächlich um die Strecke, auf der die Viehhändler im Mittelalter ihre Schafe bis zum Neumarkt trieben, damals dem größten Viehmarkt in Köln. Ursprünglich mußten die Tiere noch durch das Schaafentor, das existiert aber nicht mehr. Dass die Endstation der Schafe dann der Schlachthof war, blieb zu erwarten und der befand sich, wie könnte es anders sein, in der Fleischmengergasse.

    Kommen wir zur Kostgasse. In dieser sich in der Nähe des Breslauer Platzes befindlichen Gasse haben die Metzger im Mittelalter Eingeweide und Abfälle des Schlachtviehs verarbeitet. Der ursprüngliche Name "Kotsgasse" kommt allerdings nicht, wie man jetzt bei dem Thema denken könnte, von sich übergeben, sondern war abgeleitet von dem mittelalterlichen Wort für Innereien "kut". Unserem guten Herrn Wallraff allerdings klang das zu unedel, daher nun der heutige Name.

    Und wo wir gerade bei Wallraff sind...machen wir mit der "Hohe Straße" weiter, auch diesen Namen haben wir ihm zu verdanken. Schon in der Colonia Claudia Ara Agrippinensium spielte diese Verkehrsstraße eine wichtige Rolle, allerdings war sie im Mittelalter noch in Teilbereiche mit einzelnen anderen Namen untergliedert. Wallraff aber benannte diese große Straße, die bis zur "Hohen Pforte" führt, in "Hohe Straße".

    Weiter gehts. Schau an, die Sachsen...nein, nicht wirklich. "Unter Sachsenhausen" hat mit den Sachsen nicht mal ansatzweise zu tun. In dieser Straße befand sich im 13. Jahrhundert die älteste Mietskaserne Kölns. Diese, bestehend aus 16 Häusern unter einem Dach, die der Patrizierfamilie Overstolzen gehörte, hieß "Unter Sechzehnhäusern" und wandelte sich später in "Unter Sachsenhausen". Ich finde es schwierig, manche Namenswandlungen nachzuvollziehen, aber wer sagt denn auch, dass man alles verstehen muss?

    Wenden wir uns dem nächsten Kuriosum zu, dem Waidmarkt. Dass sich Textilwaren im mittelalterlichen Köln gut verkaufen ließen, ist ja bekannt, aber woher kommt der Begriff Waid? Waid ist eine Pflanze, deren Farbstoff die Blaufärber am Blaubach zum färben ihres Leinens nutzten. Und da die Bauern aus Jülich ihre Pflanzen an diesem Ort verkauften, bekam er den Namen Waidmarkt.

    Gehen wir zum Himmelreich. Nein, so weit ist unser Spaziergang nicht, zum Glück. "Auf dem Himmelreich", damit ist der Ort gemeint, wo heute das Maritim-Hotel steht. Dort hatte im Mittelalter eine der 22 Gaffeln ihren Sitz. So romantisch das allerdings klingt, ist es aber gar nicht, denn man vermutet, dass der Name der Straße sich von "humelric" ableitete, und das bedeutet feuchte Erde oder Morast.
    Ihr seht, so manche Interpretationen können schon mal in die völlig falsche Richtung führen.

    Ganz in der Nähe zum Heumarkt befindet sich der Alter Markt und die Straße dorthin heißt "Unter Käster". Dieser Name steht für die Kistenmacher, die dort im Mittelalter die Obst- und Gemüsekisten für die Händler hergestellt haben.

    So, Ihr Lieben, zum Schluss ein kleines Rätsel...was hat es mit dem Straßennamen "Im Ferkulum" auf sich? Viel Spaß beim rausfinden...

    Eure Ramona
    Okumaya devam et

  • Schoko-Museum

    31 Ocak 2019, Almanya ⋅ ⛅ 0 °C

    Letzens war ich mit dem Rad auf dem Weg zum Rathausturm. Ich wollte da ein Foto von Agrippina machen. Den Beitrag hier habt ihr ja schon gelesen. Aber an dem Tag habe ich noch ein Bild gemacht, eher zufällig. Auf dem Weg zur Agrippina wende ich meinen Kopf zur Seite und denke „der Blick ist dir noch nicht aufgefallen. Sieht etwas anders aus von hier.“…
    Erkennt Ihr den Ausschnitt im Bild?
    Da, wo der Glasbau steht, wurden im Mittelalter noch die Oberländer-Schiffe beladen. Klar, kennt Ihr auch das Stapelrecht. In Köln, weil es ein so natürliche Stelle für den Warenumschlag war, wurde ja meist zwischen Niederländer- und Oberländerschiffen getauscht. Die großen Niederländer, die hochseetüchtig waren, zogen auf dem Rhein Richtung Nordsee. Die Oberländer aber, waren flacher und fuhren in den Süden zur Loreley.
    Natürlich ist man dann 1259 so gewitzt, den Kaufleuten zu sagen „Das müsst ihr jetzt hier machen. Lasst Euch auch Zeit, in drei Tagen könnt ihr wieder mitnehmen, was wir in Köln nicht gebrauchen können. Wir kaufen als Erste.“.
    Später dann, zur Industrialisierung versuchten wir tatsächlich mit den größten Binnenhäfen mitzuhalten, um nicht an wirtschaftlicher Bedeutung zu verlieren. Köln als Hafenstadt? Aber ja! Das Fleckchen Erde wurde künstlich verbreitert und mit dem Festland verbunden. So wurde eine große Hafenanlage geschaffen, die modernste zu der Zeit. Ein Schienennetz von 18 Kilometern mit 96 Weichen waren auf diesem Gebiet verbaut. Güter aufnehmen und schnell verteilen, war das Ziel.
    Die Anstrengungen haben am Ende nicht gereicht. Duisburg ist die Nummer eins. Danach buhlen wir aber bis heute noch mit Hamburg jedes Jahr um die Nummer zwei in Deutschland. Wusstet Ihr das? Ich nicht. Das hat mir ein Hamburger erzählt.
    Das Gelände lag nach 1971 weitgehend brach. Schuld daran war aber nicht direkt die Konkurrenz der anderen Städte, die zu viel Schiffe anzog. Nein, die Konkurrenz hat Köln sich selbst gebaut. Die Häfen in Mülheim, Godorf und die zwei Häfen in Niehl, die immer weiter ausgebaut wurden, machten diesen Hafen überflüssig.
    Leerstand, bis neue Ideen kamen.
    Das Gebäude hier ist ein Pionier der neuen Ideen. Der ursprüngliche Teil war seit 1898 das preußische Hauptzollamt des Hafens. Architekt Fritz Eller gestaltete es um, so dass 1993 etwas Neues entstanden war. Ein großes Gebäude, dessen äußere Form an ein Schiff erinnert. Eben hierzu gehört dieser Glaswürfel mit Seitenlängen von ungefähr zehn Metern.
    In diesem Würfel werden Pflanzen gehegt und gepflegt, „Theobroma grandiflorum“ und „Theobroma cacao“. Kennt ihr nicht? Was soll ich sagen? Es sind keine kölschen Pflanzen. Die Olmeken könnten es Euch erklären. Aber die hat nie ein Kölner zu Gesicht bekommen, wenn ich richtig informiert bin. Sie sind fast 2000 Jahre vor ihrer Entdeckung in ein anderes Volk aufgegangen.
    Aber die Früchte dieser fremden Gewächse sorgten dafür, dass nicht weit von diesem Glaswürfels ein Unternehmen entstehen konnte, dass eines der berühmtesten von ganz Köln war.
    Na gut, ich merke schon, es ist zu einfach. Der Versuch ein Rätsel zu gestalten, lässt Euch eh nur schmunzeln. Aber es ist ein Versuch. Oder rätselt noch wer?

    Michael

    -

    Letz wor ich mem Räddche om Wäg nohm Rodhuusturm. Ich wollt do e Fotto vum Agrippina maache. Dä Beidrag hatt er jo ald gelese. Ävver an däm Dag han ich noch e Beld gemaht, ihter zofällig. Om Wäg nohm Agrippina drihe ich minge Kappes op Sigg un denke „dä Bleck es der noch nit opgefalle. Süht jet anders us vun hee.“…
    Erkennt Ehr dä Usschnedd em Beld?
    Do, wo dä Glasbau steiht, woodte em Meddelalder noch de Oberländer-Scheffe belade. Klor, kennt Ehr och et Stapelrääch. En Kölle, weil et su en natörliche Stell för Güter omzeschlage wor, woodt jo miets zwesche Niederländer- un Oberländerscheffe getuusch. Die große Niederländer, die op huher Sie fahre kunnte, troke op der Rhing Richtung Nordsie. De Oberländer ävver, wore platter un fuhre en der Süde noh der Loreley.
    Natörlich es mer dann 1259 esu gewetz, de Kauflück ze sage „Dat mutt ehr jetz hee maache. Losst üch Zigg, en drei Dage künnt er widder metnemme, wat mer en Kölle nit gebruche künne. Mir kaufe als Eeschte.“.
    Späder dann, bei der Industrialisierung versoke mer ungeloge met de größte Bennehafe metzehalde, domet die Wirtschaff en Kölle nit en Gefahr kom, an Geweech zo verliere. Kölle als Hafestadt? Secher dat! Dat Fleckche Ääd woodt künslich breider gemaht un mem Fessland verbunge. Esu woodt en große Hafeaanlag geschaffe, de modernste zo dä Zigg. En Schinnenetz vun 18 Killometere met 96 Weiche wor op däm Gebiet verbaut. Güter opnemme un flöck verdeile, wor et Ziel.
    De Aanstrengunge han am Engk nit gereck. Duisburg es de Numer eins. Danoh buhle mer ävver bes hügg noch met Hamburg jedes Johr öm de Nummer zwei en Deutschland. Hätt Ehr dat gewoss? Ich nit. Dat hät mer ene Hamburger verzallt.
    De mieste Deil vun däm Terrain woodte noh 1971 nit mih genötz. Schold dran wor ävver nit tirek de Konkurrenz vun dä andere Städte, die zo vill Scheffe aantrok. Nä, de Konkurrenz hät Kölle sich selvs gebaut. De Häfe en Müllem, Godorf un die zwei Häfe en Neehl, die luuter wigger usgebaut woodte, mahte dä Hafe üvverflüssig.
    Leerstand, bes neu Idee kome.
    Dä Bau hee es ene Pionier vun dä neu Idee. Dä aale Deil wor zick 1898 et preußische Haupzollamp vum Hafe. Dä Architek Fritz Eller hät 1993 jet Neues drus gemaht. Ene große Bau, vun däm die üssere Form an e Scheff erennert. Evvens dobei gehürt dä Glaswürfel met Siggeläng vun öm de zehn Meter.
    Em Würfel weede Flanze gehäg und gefläg, „Theobroma grandiflorum“ un „Theobroma cacao“. Kennt ehr nit? Wat soll ich sage? Et sin kein kölsche Flanze. De Olmeke künnte et Üch verklöre. Ävver die hät nie ene Kölsche zo Geseech gekräge, wann ich mich nit verdun. Se sin baal 2000 Johr vür ehrer Entdeckung en e ander Volk opgegange.
    Ävver die Frööch vun dä fremde Gewächse han doför gesorg, dat nit wigg vun däm Glaswürfel e Ungernemme groß weede kunnt, dat eins vun de bekannteste vun ganz Kölle wor.
    No god, ich merke ald, et es einfach. Der Versök e Rödsel ze maache, lööt Üch suwiesu nor griemele. Ävver et es ene Versök. Oder rödselt hee noch einer?

    Mechel
    Okumaya devam et

  • Heinrich II von England

    5 Şubat 2019, Almanya ⋅ ⛅ 3 °C

    Der Rathausturm ist ja mein Lieblingsturm in Köln. Gibt es eine schönere Idee, als die für Köln bedeutsamen Persönlichkeiten mit einer Figur dort zu ehren? Weit über 100 Personen der Geschichte, die für Köln sehr wichtig waren, sind dort verewigt.
    Es fängt im Erdgeschoss schon ganz schön herrschaftlich an: Agrippa, Augustus, Agrippina, Sigibert von Ripuarien, Karl der Große, Heinrich II. von England, also Römer, Franken, Merowinger, Karolinger, Engländer. Eine Zeitreise durch Köln mit Hilfe von Menschen.
    Moment, was stimmt denn da nicht? Ach ja! Heinrich II. von England! Was hat der denn mit Köln zu schaffen? War der überhaupt mal hier?
    Heinrich II. von England lebt von 1133 bis 1189. Er ist der König mit diesem riesigen Reich im Westen Europas. Zeitweise umfasst es Westfrankreich bis hinunter nach Aquitanien. Schottland, Wales, der östliche Teil von Irland und eben England gehören dazu. Köln finde ich in der Aufzählung aber nicht. Den Dom, den karolingischen Dom, hat Heinrich II. nie gesehen. Wie kommt er wohl an den Rathausturm?
    Der Grund liegt hier tatsächlich weniger in der politischen Macht, die er Köln gebracht hat. Der Grund ist mehr im Reichtum zu finden. Köln ist vor allem auch eine Handelsstadt. Neben dem Wareneinkauf sind Absatzmärkte wichtig. Und eben hier spielt Heinrich II. eine wichtige Rolle für Köln.
    Seit dem 11. Jahrhundert treibt Köln Handel mit England. Kölner Kaufleute stehen früh unter dem Schutz der englischen Krone. Wolle und feines Tuch werden gehandelt. Wir Kölner verkaufen Wein in riesigen Mengen. Die Kölner sind England so wichtig, dass sie spätestens ab dem Jahr 1130 ein ständiges Aufenthaltsrecht in London besitzen.
    Im Jahre 1157 hält Heinrich II. Hoftag in Northampton. Unsere Jungs, eine Kölner Delegation, sind auch zugegen. Und eben diese bekommen das erste Handelsprivileg für England. Das Vermögen, die Waren und die Besitzungen Kölner Kaufleute und auch die neu errichtete „Guildhall“ in London stehen unter besonderem königlichen Schutz. Sie dürfen Handel treiben, wie seine eigene Untertanen, die Franzosen, gleiche Märkte, gleiche Preise.
    Was das bedeutet? Wann man an die damals junge Wirtschaftsgemeinschaft, die Hanse denkt, denkt man an die Städte Norddeutschlands: Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund. Der Markt, der sich jetzt nach Westen öffnet und die gegenüber den Ostseestädten bessere Lage Kölns bringen den Kölner Handel so ins Schwung, dass es die zweitwichtigste Stadt der Hanse wird. Direkt nach Lübeck, dass den Ostseehandel beherrscht. Von Wegen „Hamburger Pfeffersäcke“. Hier spielt die Musik. Und Köln kann man nicht mal als Küstenstadt bezeichnen!
    Als Köln im Jahr 1175 einen Konflikt mit Kaiser Barbarossa austrägt, steht Heinrich II. zu seinem Wort und bekräftigt den Bund.
    Der England-Handel ist uns Kölnern dann aber im Gegenzug auch so wichtig, dass wir im 15. Jahrhundert einen Handelsboykott der Hanse gegen England einfach nicht mitmachen. Dafür werden wir 1471 ausgeschlossen. Das tut natürlich beiden Seiten weh. Darum sind wir dann 1476 auch wieder Hansestadt.
    Also Heinrich II. hat sich seinen Platz auf dem Rathausturm redlich verdient. Freier Handel bedeutet Wohlstand. Das ist so. Meint Ihr, wir haben noch ein Plätzchen für den Politiker, der den Brexit verhindert?

    Michael

    -

    Der Rodhuusturm es jo minge leevste Tturm en Kölle. Gitt et ene schönere Enfall, wie do e Denkmol för Minsche opzestelle, die för Kölle en große Roll gepillt han? Wigg üvver 100 Persone us der Historie, die för Kölle wichtig wore, sin do veriwig.
    Et fängk em Parterre ald ganz schön herrschafflich aan: der Agrippa, der Augustus, et Agrippina, der Sigibert vun Ripuarie, der Karl der Große, der Heinrich II. vun England, alsu Römer, Franke, Merowinger, Karolinger, Engländer. En Ziggreis durch Kölle met Hölp vun Minsche.
    Momang, wat stemmp dann do nit? Och jo! Der Heinrich II. vun England! Wat hät dä dann met Kölle zo dun? Wor dä üvverhaup ens hee?
    Der Heinrich II. vun England läv vun 1133 bes 1189. Hä es dä Künning met däm riesige Rich em Weste vun Europa. Ziggwies reck et vun Wessfrankreich bes erav noh Aquitanie. Schottland, Wales, der össliche Deil vun Irland un evvens England gehüre dobei. Kölle finge ich en do ävver nit. Der Dom, der karolingische Dom, hät der Heinrich II. nie gesinn. Wie kütt hä wall an der Rodhuusturm?
    Der Grund litt hee tatsächlich winniger en der politische Maach, die hä Kölle gebraht hät. Der Grund es mih em Richdum ze finge. Kölle es jo vür allem och en Handelsstadt. Nevven dem Warenenkauf sin Määt wichtig, wo mer Güter avsetze kann. Un genau hee spillt der Heinrich II. en wichtige Roll för Kölle.
    Zick dem 11. Johrundert driev Kölle Handel met England. Kölsche Kauflück stonn fröh ungerm Schotz vun der englische Krun. Woll un fing Doch weede gehandelt. Mir Kölsche verkaufe Wing en riesige Menge. De Kölsche sin England esu wichtig, dat se sich spädstens av dem Johr 1130 luuter en London ophalde dürfe.
    Em Johr 1157 häld der Heinrich II. Hoffdag en Northampton. Uns Junge, en kölsche Delegation, sin och dobei. Un evvens die krige et eeschte Handelsprivileg för England. Et Vermöge, de Ware un dat, wat kölsche Kauflück gehööt un och de neu gebaute „Guildhall“ en London stonn unger besonderem Schotz vum Künnig. Se dürfe handele wie sing eige Untertane, de Frazuse, gliche Määt, gliche Priese.
    Wat dat bedügg? Wann mer an die domols junge Wirtschaftsgemeinschaff, de Hanse denk, denk mer an de große Städt em Norde vun Deutschland: Hamburg, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund. Der Maat, dä sich jetz noh Weste opdeit un de Lag vun Kölle, die gägeüvver vun dä Städt an der Osssie besser es, lööt der Handel vun Kölle esu fuppe, dat Kölle de wichtigste Stadt vun der Hanse weed. Tirek noh Lübeck, dat der Osssiehandel behersch. Vun Wäge „Hamburger Peffersäck“. Hee spillt de Musik. Un för Kölle kann mer nit ens Küstestadt sage!
    Wie Kölle em Johr 1175 ene Konflik mem Kaiser Barbarossa usdräht, steiht der Heinrich II. zo singem Wood un bekräftig dä Pak.
    Der England-Handel es uns Kölschen ävver em Gägezog och esu wichtig, dat mer em 15. Johrhundert ene Handelsboykott vun der Hanse gäge England einfach nit metmaache. Doför weede mer 1471 usgeschlosse. Dat deit natörlich alle zwei Sigge wih. Dröm sin mer dann 1476 och ald widder dren, en der Hanse.
    Alsu der Heinrich II. hät sich singe Platz om Rodhussturm ech verdeent. Freie Handel bedügg Wohlstand. Dat es esu. Meint Ehr, mer han noch e Plätzche för dä Politker, dä der Brexit verhindert?

    Mechel
    Okumaya devam et