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- Jul 24, 2024, 7:51 AM
- ☁️ 16 °C
- Altitude: 1,322 m
- MongoliaGovĭ-SumberLüngiin Mörön Nuur46°27’21” N 108°21’33” E
Regen, Schlamm und viel Chaos
July 24 in Mongolia ⋅ ☁️ 16 °C
Noch waren wir ahnungslos. Den Frühstückskaffee in den Händen haltend schweifte mein Blick über die unendliche Weite, welche sich vor unserem fahrenden Zuhause im Morgenlicht präsentierte. Einige Restwolken zeugten von einer regnerischen und windigen Nacht. Die Golio's schienen wie vom Erdboden verschwunden zu sein.
Eine 270 Kilometer lange Fahrt zu einem Buddhistischen Kloster lag vor uns. Am Abend zuvor gab es eine Abstimmung, wer zusätzliche 100 Kilometer fahren will, um dieses anscheinend interessante sakrale Bauwerk zu bestaunen. Die Mehrheit zeigte Interesse. Wir zählten nicht zu ihnen, da noch weitere Klöster auf der Seidenstrasse auf ihre Besichtigung warten.
Bevor es richtig weiterging deckten wir uns bei einem Wasserhäuschen mit dem wervollen Nass ein. Die Zufahrt dorthin war vom vielen Regen aufgeweicht, sandig und mit tiefen Pfützen übersät. Mit sommerlichen Regenfällen in der Wüste Gobi muss man rechnen. Es ist nicht aussergewöhnlich. Wir warteten zu dritt mit unseren Wohnmobilen auf den Wasserschlauch, ein Mongole brauchte auch noch Wasser. Grosszügig bezahlte er für uns alle zusammen das Wasser, ohne viel Kommentar.
Der Himmel verdunkelte sich allmählich. Unterwegs fuhren wir an überschwemmten Steppengebieten vorbei. Die Strasse blieb vorerst von den Wasserfluten verschont.
Nach einem Mittagsstop übernahm ich das Lenkrad. Per Signal kam eine
Meldung von Ingrid: " 3 Kilometer vor dem Abzweig kurze Umleitung über die Piste." Als wir zu dieser Stelle kamen herrschte Chaos. Zwei Lastwagen schienen einen Unfall verursacht zu haben. Ein Anhänger mit Wagenladung lag quer über der Fahrbahn. Viel Zeit blieb nicht, um sich gross zu ängstigen. Das Lenkrad fest umklammert steuerte ich unser Hüttli über das Bord hinunter und versuchte so gut wie möglich einem PW zu folgen. Wenn der durchkommt, schaffen wir das auch..."Gring abe und fahre". Peter neben mir hielt sich fest am Haltegriff und schrie mir die Orders durch: "Rechts, nein links, gib Gas, nicht so schnell, ja nicht stehen bleiben..." Giotti fuhr durch Riesenpfützen, über Geröll, durch Schlamm und als I-Tüpfelchen ein steiles Bord hinauf, damit wir wieder auf der Strasse waren. Unser Adrenalinspiegel lag ziemlich hoch. Einige Lastwagen blieben im Schlamm stecken.
Je näher wir nach Sainschand kamen, umso mehr Wasser, Pfützen und reissende Wasserfluten behinderten die Fahrspur.
Eine Warnung von Jörn über Signal kam rechtzeitig. Die Strasse zum Kloster war völlig überflutet und für unsere Fahrzeuge ungeeignet.
Die Rennleitung suchte für die Nacht einen geeigneten Stellplatz. Währenddessen liessen wir Giotti vor einem Einkaufszentrum parkiert. Ein Stromausfall legte die halbe Stadt lahm. Auf Spielplätzen vergnügten sich die Kinder wie in einer Badeanstalt aber in Alltagskleidung. Bei schummerigem Licht machten wir ein paar Einkäufe. Kaffee gabs nirgends, ausser in unserem Hüttli.
Für die Nacht konnten wir uns beim örtlichen Sportzentrum auf den geteerten Parkplatz stellen.
Ein kurzer Spaziergang zurück ins Zentrum der Stadt zeigte, wie gelassen die Bevölkerung mit solchen Ereignissen umgeht. Auf einem grossen Platz spielten die Erwachsenen Bingo, Kinder fuhren ferngesteuerte Autos und versuchten sich auf Rollschuhen. Eisdielen und Fast-Food-Buden boten ihre Leckerbissen an. Die Stadt schien wieder Strom zu haben. Das Leben ging weiter.
Ein dramatisch eingefärbter Abendhimmel läutete eine trockene Nacht ein.Read more