Trøndelag

Für meine Verhältnisse habe ich gut geschlafen. Um 5:30 Uhr werde ich wach, schaffe es aber sogar noch einmal einzuschlafen. Zusammen mit meinem etwas längeren Vorabendschlaf bin ich so doch auf einige Stunden gekommen. Heute Morgen lasse ich mir Zeit. Draußen hängen die Wolken tief über dem See, alles ist grau und die kleinen fiesen, flogroßen Stechviecher lauern vor dem Zelt.

Ich frühstücke, schreibe dann meinen Footprint von gestern und trinke zwei Cappuccino. Erst gegen 10:00 Uhr mache ich mich auf den Weg. Vorher dehne allerdings noch einmal meine Waden. Die Wolken sind nun ein klein wenig höher, aber es ist immer noch alles grau. Eigentlich war für heute Sonne vorhergesagt. Den Fuß spüre ich wie gestern, aber in Summe kann ich gut gehen. Ich merke, dass ich heute deutlich mehr Energie habe als gestern. Gestern habe ich mich die Straße entlang geschleppt. Heute bin ich zügig unterwegs und es fühlt sich gut an.

Erst nach 11 km mache ich eine Pause. Mittlerweile haben sich die Wolken verzogen und die Sonne scheint. Es ist sogar richtig warm geworden. Ich esse ein paar Müsliriegel und die restlichen sechs Stücke meiner Schokolade. Den Großteil der Tafel habe ich heute Morgen zwischen den zwei Cappuccino gegessen. Die andere Tafel hat den Vorabend erst gar nicht überlebt. Es sind immerhin 200g-Tafeln gewesen. Dennoch mache ich mir gerade keine Sorgen um meine Figur. Den Konsum sollte ich zu Hause ein wenig anpassen, wenn ich nur noch einen Bruchteil der aktuellen Bewegung täglich habe.

Dann gehe ich weiter. Die Straße verläuft erhöht rechts am See entlang und immer wieder habe ich wunderschöne Ausblicke. Dennoch wird das auf der Straße gehen so langsam eintönig. Ich telefoniere fast eine Stunde mit Nicole, die gerade im Auto unterwegs nach Aichach ist. Wir tauschen so oft Sprachnachrichten aus, aber mal live miteinander zu telefonieren ist einfach schöner. Kurz nachdem ich aufgelegt habe, sehe ich Markus, der es sich links am Straßenrand für eine Mittagspause bequem gemacht hat. Wir quatschen kurz, dann gehe ich weiter. Ich will noch einige Kilometer schaffen, bevor ich meine zweite Pause mache. Zwischendurch gönne ich mir eine Flasche Wasser aus einem Bach, der die Straße unterquert.

Bei Kilometer 22 mache ich die zweite Pause. Jetzt kommt Marcus vorbei und geht nach einem kurzen Plausch weiter. Klar könnte man das alles ja auch gemeinsam gehen. Aber ich glaube, sowohl er als auch ich genießen es, immer wieder miteinander zu quatschen, die meiste Zeit des Tages aber für sich zu haben. Außerdem sehen wir uns heute Abend im Limingen Gestjegart.

Dann raffe ich mich auf, um die letzten 5 km zu meinem Etappenziel zu bewältigen. Gegen 16.00 Uhr erreiche ich die Unterkunft, wo ich auch das nächste Paket in Empfang nehme. Auch Markus checkt gerade ein. Mein Zimmer ist groß und ich leere meinen kompletten Rucksack. Mein Zelt baue ich draußen zum Trocknen auf. Dann gönne ich mir eine heiße Dusche und lege mich dann auf‘s Bett, wo ich nach einigen Minuten einschlafe, bis mich der Wecker weckt. Die Waschmaschine sollte jetzt frei sein. Allerdings gehe ich erst hoch, um was zu essen, da ich sonst Oberkörper frei essen müsste. Es gibt für mich einen Elchburger mit Pommes. Und der ist richtig gut! Frisch gestärkt werfe ich dann die Waschmaschine an. Gut, dass der Raum genau gegenüber von meinem Zimmer liegt. Denn außer einer sauberen Boxershorts, die in meinem Paket war, landet alles in der Waschmaschine. Heute bin ich mit dem Waschpulver besonders großzügig! Als ich auf die Wäsche in meinem Bett sitzend warte, fange ich mir wieder eine dieser gemeinen Verspannungen in der rechten Schulter ein, die direkt beginnt, in den Kopf zu ziehen. Hoffentlich versaut mir das nicht die Nacht.Read more