• Ueli Steiner
mai – aug. 2024

Pilgrims Ride Across Amerika

Seit Monaten bin ich am Überlegen, am Planen und Organisieren. Mein Projekt; Als Bikepacker auf meinem Velo quer durch die USA, von New Jersey nach California. Ich gehe davon aus, dass ich die knapp 6000 km in drei Monaten bewältige. Start: 7. Mai 24 Les mer
  • Sidney NE 2 (Ruhetag)

    24. juni 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 34 °C

    Mein Motel hat keine grossen Extras; Frühstück muss man z.B. selbst besorgen. Wie schön, dass Karri Waller, die Chefin, mich am Morgen mit 2 Spiegeleiern und Toast mit Konfi überraschte (und am Mittag noch mit einem mexikanischen Wrap). Im Lauf des Vormittags fuhr ich ins historische Ortszentrum des früheren Fort Sidney. Viel ist davon nicht übrig, ausser einem kleinen Museum. Am Nachmittag habe ich mich u.a. wieder über den Reiseplan gebeugt mit Etappen und Unterkünften – und nochmals einiges geändert, Unterkünfte rausgestrichen, die es offenbar nicht mehr gibt oder die sündhaft teuer sind.
    Das Rätsel, warum ich mit meinem Handy trotz freiem Roaming-Abo keine Telefoniefunktion mehr habe, hat sich vermutlich gelöst: Meine Androidversion 8.0 ist schlicht zu alt und wird von den amerikanischen Telefongesellschaften nicht mehr unterstützt (ich müsste im Minimum Version 12 haben). Danke, Philippe, dass ich mit Dir heute die Sache noch diskutieren konnte.
    Karri ist gleichzeitig Naturheilärztin, und hatte heute Nachmittag Valerie Nienhueser, (eine Farmersfrau in meinem Alter) zur Behandlung, und hat ihr offenbar von meinem Projekt erzählt. Daraus resultierte eine Einladung zum Nachtessen, wo auch ein Reporter des Wochenblatts Sidney Sun Telegraph teilnahm und evtl. einen kleinen Artikel über unsere Begegnung schreibt.
    Ich hatte Valerie gesagt, dass ich sie nicht anrufen kann, weil mein Handy zu alt ist. Das hat sie dann so beschäftigt (was ist dann in Notfällen!!!), dass sie sofort mit mir in den Walmart fuhr, damit ich ein billiges „Wegwerfhandy“ mit einer Prepaidkarte kaufe. Ich hatte mir das auch schon überlegt, dass es vermutlich doch vernünftiger wäre, gerade jetzt wo es in die einsameren Berggegenden geht. Und so bin jetzt stolzer Besitzer einer amerikanischen Telefonnummer (+1 551 250 1182) und eines dreissigfränkigen Android Wegwerfhandy.
    Morgen fahre ich weiter nach Kimball, und übermorgen dann nach Cheyenne.
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  • Kimball NE

    25. juni 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 17 °C

    Zunächst eine Präzisierung: Ich habe das neue Handy gestern selbst gekauft. Ich war da in meinem Post von gestern zu wenig präzis; man könnte aus meinem Text schliessen, dass ich sogar das Handy geschenkt erhielt. Dem ist nicht so. Immerhin: Das Steak, das ich geschenkt bekam, war etwa gleich teuer wie das neue Handy. Das Handy ist allenfalls für SMS auch international brauchbar, aber Telefonanrufe von der CH her auf diese Nummer könnten schnell teuer werden.
    Ich bin früh auf, und 10 vor 6 bin ich unterwegs. Die angenehme Morgenkühle hält nicht lange hin. Um halb 10 steht das Thermometer bereits bei über 30°C. Immerhin wartet auch der Westwind etwas zu, und vor allem ist er stetig und nicht so böig. Ich habe mir heute eine eher kurze Strecke vorgenommen (63 km). Falls die Hitze nicht bald abflaut, müsste ich wohl auch weitere Tage die Distanz etwas reduzieren.
    In Potter gibt’s nichts sonst, aber es gibt ein Cafe, damit ich noch zu einem warmen Frühstück komme. Nach wie vor begleitet mich die Bahnlinie. Es ist immer wieder spektakulär, wenn da 4-5 Loks gemeinsam einen Zug von über 150 Wagen schleppen.
    Ich erreiche vor dem Mittag Kimball, die letzte Stadt in Nebraska und quartiere mich im Days Inn ein. Duschen, Wäschewaschen, Haare schneiden, Einkaufen, Bankomat suchen etc. füllen den Nachmittag. Ich treffe vor dem Hoteleingang Tim, der auch quer durch unterwegs ist. Sein Velo scheint eher noch schwerer beladen als meines, und vor allen ist er mit einer gebrochenen Hinterradfelge unterwegs.
    Die Temperaturanzeige bei der Bank zeigt 97° F; das sind rund 36° C.
    Morgen geht’s in Wyoming weiter. Ich fahre bei Tagesanbruch, wenn möglich bis Cheyenne, ca. 100 km.
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  • Cheyenne WY 1

    26. juni 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 14 °C

    Die Sonne ging gerade auf, als ich startete. Und es war angenehm kühl. Ich kam gut voran, auch dank der frühmorgentlichen Windstille und der späteren Prise Rückenwind. Die Grenze von Nebraska nach Wyoming kam kurz vor Pine Bluffs, sehr unauffällig, und ohne Hinweis welche Staaten diese "Stateline" trennt.
    Am frühen Nachmittag traf ich nach gut 100 km im Fleetwood Motel ein, noch rund 10 km vom Stadtzentrum entfernt. Da bin ich wieder bei einer Unterkunft der einfacheren Sorte gelandet, man sieht es am schäbigen Teppich und den spärlich vorhandenen Steckdosen. Immerhin hats Kühlschrank und Mikrowelle.
    Auf dem Weg zum Einkaufen sind mir die angepriesenen "New Homes" aufgefallen. Früher nannte man sie Mobil Homes, und jetzt stellt man sie stationär hin. Vermutlich ist das der erste Schritt zum Hausbesitzer.
    Morgen 27. Juni hat meine geliebte Erika Geburtstag. Herzliche Gratulation, Liebste. Das Anstossen findet dann später dieses Jahr in konzentrierter Form statt.
    Morgen gehts zuerst zum obligaten Besuch des Kapitols von Wyoming, bevor ich mich dann nach Laramie auf den Weg mache.
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  • Cheyenne WY 2 und Laramie WY

    27. juni 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 13 °C

    Diesen Härtetest hatte ich unterschätzt. Ich fuhr wieder früh weg, zunächst zum Kapitol. Klassisch mit vergoldeter Kuppel, sonst einfach und nicht protzig. So könnte man vermutlich auch den hiesigen Menschenschlag beschreiben: Mit einer gewissen Demut versehen und nicht protzig. Den ersten Siedlern wurde nichts geschenkt; jeder musste sich selbst durchschlagen.
    Die Strasse nach Laramie führte zunächst an einer grossen Militärbasis vorbei. Und dann begann sie zu steigen. Die Landschaft änderte sich, sie wurde bergiger. Trotz manchmal drohender Wolkenbilder blieb es den ganzen Tag trocken. Mein grösster Feind war der steife, manchmal böige Westwind, der mich manchmal regelrecht aus der Spur warf oder zum Stillstand brachte. In Kombination mit den gut 900 Höhenmetern kam ich an meine körperlichen Grenzen. Etwa dreimal stieg ich vom Velo und stiess das ganze Gefährt ein Stück weit.
    Dann kam die Passhöhe, und ich hatte die Route für die Abfahrt von rund 500 Höhenmetern über einen bestimmten Trail geplant, Doch dieser Trail entpuppte sich als nicht fahrbar; Wasserlöcher, blockige Fahrspuren etc. liessen mich nach rund einem Kilometer umkehren. Doch eine Alternative für die Abfahrt gab es nicht, ausser in ganz anderen "falschen" Richtungen, oder die Autobahn I-80. Nicht verzagen, Google fragen. Ich hatte bis jetzt immer angenommen, dass ich mit dem Velo die Autobahn nicht benützen darf. Gestern hatte mir Tim (den ich im Motel traf) erzählt, dass er für ein Wegstück auf die Interstate ausgewichen sei. Und Google gab mir die Info, dass es in verschiedenen Staaten unter Bedingungen, aber grundsätzlich erlaubt ist. Und so kam ich zu einem weiteren "erstes Mal" und fuhr gemütlich hinter einem Schwertransport-Konvoi auf dem Pannenstreifen der I-80 runter nach Laramie.
    Laramie ist ein hübsches Städtchen und ist voll von Wildwestbezügen. Hier müsste man als Wildwestfan mehr Zeit haben, aber meine Priorität auf dieser Pilgerfahrt ist ja nicht das Sightseeing, sondern die Distanz.
    Morgen muss ich - nach der heutigen Erfahrung - schauen, wie sich Wind und Wetter im Laufe des Vormittags entwickeln. Je nachdem mach ich dann bereits im Städtchen Centennial halt und nehme den Snowy Mountain Pass erst übermorgen in Angriff.
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  • Medicine Bow WY

    28. juni 2024, Forente stater ⋅ 🌬 18 °C

    Ein Nachtrag zu gestern: Interstatebenutzung mit Velos ist in USA in 6 Staaten "Fully allowed", darunter Wyoming. In Utah und Californien ist es gestattet, wenn es keine passende Alternative gibt. Diese Info hat mir und Erika - an unserem frühmorgendlichen Telefongespräch - den Anstoss gegeben, die Route über die Snowy Mountain Range nochmals grundsätzlich zu hinterfragen. Ich habe mich dann für eine alternative Route über Medicine Bow, über die Bundesstrasse US 30 entschieden, die deutlich weniger Höhendifferenz ausweist (gefühlt allerdings nicht unbedingt).
    Die ersten beiden Stunden nordwärts ab Laramie gingen flott voran, doch als der Strassenverlauf Richtung Nordwest und dann West drehte, schlug der Westwind mit 50-60 km/h Grundrauschen, dazwischen mit stärkeren Böen, erbarmungslos zu. Zeitweise war an ein vorankommen nicht zu denken. Und so erreichte ich erst um fünf Uhr Medicine Bow, meine heutige Destination. Dort kam ich sofort in ein Gespräch mit Jeffrie Parker, einem 76-jährigen Dinosaurierforscher, welcher auch Kontakt hat zum Sauriermuseum Aathal und dessen Leiter Kirby Sieber. Und Jeffrie bezahlte mir ein gutes Steak zum Nachtessen. Es sind dann noch weitere Biker eingetroffen, mit Begleittross, und ich habe eine neue Adresse in Carson City um vorbeizugehen.
    Medicine Bow ist ein Kaff mit ca. 250 E, und sein "Ruhm" gründet darauf, dass der Autor des Romans "The Virginian" zwei Jahre in Medicine Bow gelebt hat. Bemerkenswert ist natürlich das historische Hotel Jahrgang 1911, allerdings bin ich in einem Annex, einem früheren Bankgebäude, einquartiert.
    Morgen erwarte ich günstigere Windverhältnisse für die nächste Etappe nach Rawlins. Bilder gibts heute wenig, v.a. von der frühen Phase und dem Schluss der Tour.
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  • Rawlins WY

    29. juni 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 14 °C

    Ein Aufsteller! Die ganze Strecke leichter Rückenwind. Zwar ging es auch heute obsi und nidsi. Viel gibt es von unterwegs nicht zu berichten; es hat über 60 km keine Tankstelle oder sonst was. Ein Teilstück von ca. 15 km bin ich auf der Autobahn gefahren. Allerdings ist das ständige Vorbeibrausen der Lastwagen nicht speziell angenehm.
    In Rawlins ist das Super 8 Motel am westlichen Ende der Stadt, das grosse Einkaufszentrum am östlichen. Dazwischen irgendwo das alte Downtown. Ich werde mich morgen mal umsehen. Denn morgen mache ich Sonntag.
    Sonst war heute nach Ankunft wieder Wäsche angesagt, und die Befestigung an der Vorderradgabel für die beiden Gepäcksäcke habe ich mit Kabelbindern auch wieder fixiert. Gegen Abend hat leider der Wind wieder auf West gedreht, aber ich muss ja erst übermorgen wieder weiter.
    Gestern habe ich die 2/3 Marke erreicht; nach meiner Statistik steht der Kilometerzähler heute auf 3952 km.
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  • Rawlins WY 2

    30. juni 2024, Forente stater ⋅ 🌬 27 °C

    Rawlins ist Bezirkshauptstadt des Carbon County Bezirks und hat gut 8000 Einwohner. Auch diese Stadt entstand zur Zeit des grossen Vormarsches der Eisenbahn. Neben dem obligaten Ring von Motels, Tankstellen und Einkaufszentren hat es eine "Altstadt", wie man sie in den 1870er Jahren gebaut hat. Die amerikanischen Ortskerne kämpfen mit den gleichen Problemen wie viele Schweizer Städte. Eingekauft wird in den grossen Einkaufszentren am Stadtrand. Auffallend in Rawlins: Viele schöne Fassadenmalereien.
    Wyoming ist offziell seit 1890 der 44. Gliedstaat der USA. Doch schon vorher, im Status eines Territoriums, funktionierte ein Territorialparlament. Dieses führte bspw. 1869 das Frauenstimmrecht ein.
    Und entschied in den 1880er Jahren auch über 2 Kredite: Cheyenne bekam das Capitol, Rawlins das Staatgefängnis. Und während das Capitol nach 3 Jahren Bauzeit schon 1890 eingeweiht wurde, dauerte der Bau des Gefängnisses rund 13 Jahre.
    Heute besichtigte ich dieses alte Staatsgefängnis (jetzt ein Museum). Ziemlich starker Tobak, schon die "normalen" Zellen, v.a. aber die sog. "Todeszellen" und die Hinrichtungseinrichtungen.
    Das Carbon County Museum, das die Geschichte des Bezirks dokumentiert, ist Sonntags leider geschlossen.
    Morgen Montag habe ich am späteren Vormittag noch eine Zoomkonferenz mit dem SVP-Vorstand Ostermundigen. Ich fahre also erst ca. am Mittag los und hoffe, auf der Autobahn innert 4-5 Std. bis Wamsutter zu kommen. Heute war wiederum ein sehr windiger Tag, mit Schauern frühmorgens und ab Mitte Nachmittag. Hoffe es ist anders morgen.
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  • Wamsutter WY

    1. juli 2024, Forente stater ⋅ 🌬 23 °C

    Ein weiterer Kampftag gegen den Wind. Der Wind bläst auch auf der Autobahn. Der Vormittag war allerdings besetzt für ein Zoommeeting (Vorstandssitzung SVP Ostermundigen). Ca. halb zwei startete ich in Rawlins auf der Interstate I-80 Richtung Wamsutter. Zwischen Rawlins und Rock Springs gibts auf 190 km nichts als diesen Flecken mit etwa 200 Einwohnern, 3 Tankstellen, 1 Motel, 1 Baptist Church. Also hatte ich auch meinen Plan so angelegt, dass ich hier, 65 km von Rawlings, übernachte. Um acht Uhr Abends war ich da, Durchschnittsgeschwindigkeit 10 km/s, plus diverse kurze Halte. Für morgen ist eine doppelt so lange Etappe geplant. Mal schauen, vielleicht stelle ich dann irgendwo mein Zelt auf.
    Nicht weit von Rawlins kam die Hinweistafel auf die "Continentel Divide", die westliche Kontinentalwasserscheide (die östliche haben wir in den Allegheny Bergen überquert). Interessant: Zwischen Rawlins und Wamsutter fahre ich quasi durch hydrografisches Niemandsland. Denn hier geht's durch das "Great Divide Basin", ein Gebiet, das keinen Abfluss hat, grössenmässig ca. ein Viertel der Schweiz. Es ist eine grosse Pfanne, rundum von Hügelzügen umgeben, mit sehr wenig Niederschlag, auf einer Meereshöhe von 2000 - 2300 m. Kein nutzbares Land ausser extensive Weidewirtschaft, sonst Artemisia und andere Sträucher als Bodenbedeckung.
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  • Rock Springs WY

    2. juli 2024, Forente stater ⋅ 🌙 18 °C

    Trotz gewissen Zweifeln am Tagesprogramm startete ich am Morgen in Wamsutter weiter westwärts: Ziel Rock Springs, ca. 108 km. Der Wind war eher mässig, mit weniger starken Böen, und so konnte ich meine gestrige Marke der Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 auf 12 km/h steigern. Meine Zuversicht, dass ich nicht irgendwo im "Sagebrush" zelten muss, sondern Rock Springs erreichen werde, wuchs stündlich.
    Ein zweites Mal querte ich die kontinentale Wasserscheide, als die Strasse das Great Divide Basin wieder verliess. Der Flecken "Point of Rocks" war grösser als erwartet, hatte eine Tankstelle und einen grossen Feuerwerksverkauf. Am 4.7. ist Nationalfeiertag. Es gibt also doch "Services" zwischen Wamsutter und Rocksprings!
    Viel mehr gibts von unterwegs nicht zu berichten. Faszinieren tun mich die Landschaften, aber auf den Bildern kommen sie nicht so richtig zum Tragen. Da ist meist die Strasse der dominante Bildinhalt
    Die Windprognosen für die nächsten 7-10 Tage sind stabil: Schön, aber auch stabiler Westwind.
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  • Little America

    3. juli 2024, Forente stater ⋅ 🌬 23 °C

    Was wäre passender, als am Vorabend des amerikanischen Nationalfeiertags in Little America zu übernachten. Das musste ich mir - einmal mehr - auch schwer verdienen. Der Morgen in Rock Springs startete fast windstill, doch ab Green River zog der Wind wieder an; manchmal brachte er mich zum Stillstand. Dann wartete ich, bis die Böen von 60-80 km/h wieder nachliessen, und dann fuhr ich weiter. Gefühlt ging es zudem ständig aufwärts, denn bergab musste ich auch gegen den Wind pedalen.
    Little America ist im Wesentlichen eine grosse Tankstelle für Lastwagen, mit Dusch- und Verpflegungsmöglichkeiten. Daneben ein RV-Abstellplatz (Recreational Vehicles, also Wohnmobile, die ja alle heute Lastwagengrösse haben). Und dann noch ein Motel wo ich mir ein Zimmer leiste. Ich muss meine Etappen im Moment eher kurz halten (50+ Kilometer); ich spüre die letzten Tage auch in meinen Beinen. Die geplante Distanz morgen zum Fort Bridger ist ca. 55 km. Und: Wiederum ein paar Bilder von unterwegs.
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  • Fort Bridger

    4. juli 2024, Forente stater ⋅ 🌬 25 °C

    Für die 4th of July Parade in Fort Bridger kam ich zu spät. Aber meistens sind diese Umzüge v.a. ein Corso von Oldtimerautos. Die Bevölkerung ist jedoch noch auf der Strasse und Vorplätzen, oder hat heute gratis das Fort-Bridger-Museum besuchen können (hab ich auch genutzt). Ich nehme an, dass das viele Feuerwerk, das in den letzten Tagen entlang der Strassen vermarktet wurde, sich heute abend lautstark in Rauch auflösen wird.
    Fort Bridger war ein wichtiger Handelsposten auf dem Weg der nach Westen vordrängenden Siedler, Händler und Soldaten. Während an der Ostküste sich bereits die neue Geldaristokratie entwickelte, die Vanderbilts, die Rockefellers und andere, die eine gute Nase fürs Geschäft hatten, war in Wyoming auf dem Oregon, dem California und dem Mormon Trail immer noch der Revolver und das Rad an Planwagen und Postkutsche wichtiger.
    Das Fort Bridger wurde von Jim Bridger errichtet, ca. 1842, als Pelzhandelsposten. Das Fort entwickelte sich sehr schnell zu einem wichtigen Versorgungspunkt für Siedlertrecks auf dem Oregon Trail, dem California Trail und dem Mormon Trail.
    Jim Bridger war, so wird berichtet, einer der grössten und fähigsten "Pfadfinder" und "Frontiersmen". Er hatte ein ausserordentliches "Gspüri" für die Bedürfnisse der Siedler, Trapper, Pelzjäger, Soldaten, Händler und Goldsucher.
    Die Armee richtete um 1860 im Fort einen Militärstützpunkt ein, und 1890 wurde das Fort geschlossen. Über 30 Gebäude (z.T. Replikas) sind noch zu besichtigen.
    Ich durfte mich heute freuen an günstigen Windverhältnissen unterwegs. Erst gegen Mittag zog der Westwind wieder an, aber da war ich schon nahe am Ziel. Ich werde auch morgen versuchen, zeitig aufzubrechen; es scheint, dass der Wind am Vormittag weniger stark ist als wenn dann die Tageshitze kommt.
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  • Evanston WY

    5. juli 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 11 °C

    Die heutige Etappe, von Fort Bridger nach Evanston, war wiederum kurz. Zeitig zu starten lohnt sich, da der Wind erst gegen Mittag aufkommt. Die drei langen Anstiege waren allerdings - auch ohne Wind - einigermassen happig.
    Ich nehme morgen einen Ruhetag und bleibe bis Sonntag Mittag hier in Evanston, das letzte Städtchen in Wyoming vor der Grenze zu Utah. Ich werde mir morgen das historische Zentrum anschauen, und den neu gestalteten Park dem Flüsschen entlang. Fotos habe ich sehr wenig gemacht - vielleicht wird es morgen ergiebiger.
    Den Einkauf habe ich erledigt, die Wäsche wartet noch, und die administrativen Aufgaben kommen dann auch noch dran (Mails, e-Banking etc.).
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  • Evanston WY 2

    6. juli 2024, Forente stater ⋅ 🌬 27 °C

    Schweiz-England 3:5 nach Penaltyschiessen - bitter nach einem super Match. Da ich heute Zeit hatte, schaute ich mir das Spiel an. Daneben hatte ich Waschtag und keine weiteren Verpflichtungen.
    Evanston hat rund 12'000 E und ist damit die acht-grösste Stadt in Wyoming. Die Stadt ist Sitz der Bezirksverwaltung des Uinta Bezirks. Die Uinta-Gebirgskette im Süden der Stadt ist teilweise noch schneebedeckt und die höchsten Gipfel sind über 4000 müM hoch. Evanston selbst liegt auf rund 2100 müM.
    Einen Besuch im historischen Zentrum finde ich immer interessant, aber grosse Unterschiede zwischen den Städtchen aus der "Gründerzeit" im 19. Jh. gibt es nicht. Eindrücklich: Die Hunderten Namen von Veteranen der vielen amerikanischen Kriege aus dem Bezirk , die vor dem Beziksverwaltungsgebäude denkmalartig aufgeführt sind (z.B. auf den scharzen Stein-Stelen).
    Erfreulich: Hier in Evanston fand ich eine lokale kleine Bierbrauerei, die ein Restaurant betreibt. Dort genehmigte ich mir einen Muschroomburger zum Bier. Und nicht weit davon eine Gelateria, die mir zu einem Dessert verhalf. Sonst war wenig Betriebsamkeit festzustellen.
    Morgen breche ich auf nach Coalville in Utah.
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  • Coalville UT

    7. juli 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 29 °C

    Es ging schnell heute! In bloss 2 1/2 Stunden fuhr ich 60 km. Es ging alles bergab. Dank 2 h Zeitverschiebung zu Ohio konnte ich heute Sonntag am Morgen zuerst den Gottesdienst in der Oasis Church verfolgen, und dann trotzdem noch ein Stück fahren, bevor der Wind wieder zunahm.
    3 Meilen hinter Evanston kam das Willkommensschild von Utah. Strasse und Bahn führen den "Echo Canyon" hinab, ein teilweise etwas schmales Tal. Leider keine durchgehende Strasse ausser der Interstate 80. Und leider verpasste ich dann später die Ausfahrt als es eine Parallelstrasse gab und musste den ganzen Weg pausenlos den Lärm und das Vorbeidonnern der vielen Trucks ertragen. Hier gibt es offenbar kein Sonntagsfahrverbot für die schweren Laster.
    Ich war froh, konnte ich unten dann abdrehen Richtung Echo Reservoir, ein wunderschöner Stausee, an dessen Ufer ich mich auf dem Dry Hollow Campground auf einem grosszügigen (und 40 Dollar teuren) Platz einrichten konnte. Dank einem nahen Stromanschluss ist sogar für Kommunikation mit der Aussenwelt gesorgt.
    Morgen gilt's dann wieder in den "Normalbetrieb" mit längeren Distanzen umzuschalten. Ziel ist das Statehouse von Utah in Salt Lake City, und dann wenn möglich noch ein Stück Richtung südliche Vorstädte.
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  • Salt Lake City, UT

    8. juli 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 26 °C

    Heute morgen im Dry Hollow Campground hatte ich Mühe, den warmen Schlafsack zu verlassen. Draussen ging ein kühler Wind (7° C). Doch ich wusste um den Tag, also raus aus den Federn. In Coalville kehrte ich noch für Frühstück ein, und dann gings die nächsten gut 25 km auf dem alten Bahntrasse der Union Pacific Railways Richtung Park City, dem Austragungsort der Olympischen Winterspiele 2002. Die Schweizer brillierten damals nicht gerade.
    Auf der Passhöhe wechselte ich wieder auf die Autobahn I-80, und in Salt Lake City gings zuerst zum Utah Statehouse. Der Bau ist sicher einer der schönsten unter den Statehouses der einzelnen Staaten. Ich nahm mir auch hier etwas Zeit, um auf Eindrücke zu hören, und für diesen Staat und diese Stadt gezielt zu beten.
    Was auffällt: Das blitzblank aufgeräumte, saubere Stadtzentrum und die schönen Bauwerke. Das Bild wird dann in den Vorstädten allerdings relativiert. Da herrscht die übliche flächendeckende Ansammlung von Auto- und Autozubehör-Handel, neu und gebraucht, Tankstellen und mexikanische Restaurants, und sogar ein offensichtlich expandierendes ChinaTown.
    Es war heiss heute Nachmittag, und die nächsten Tage sollen noch heisser werden (die Prognosen gehen von Temperaturen von über 40° C aus). Ich habe jetzt noch zwei Etappen mit Motel-Übernachtung, dann gehts in die eher menschenleeren Gebiete. Wo ich die zusätzlichen Wasserkontingente auf dem Velo befestige, habe ich noch nicht ganz gelöst.
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  • Payson UT

    9. juli 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 22 °C

    Ein Etappentag. Die Reise verläuft im Utah-Tal eher süd- als westwärts. Am linken Talhang verläuft auf halber Höhe zunächst ein Rail Trail, der dann zu einem "Kanaltrail" wird. Ein 2m Rohr nimmt die diversen Hangzuflüsse auf. Der früher offene Kanal ist heute durchgehend ein Radweg, das Rohr im Untergrund.
    An einer Trail-Verzweigung ist mir nicht ganz klar, welcher von drei Wegen der richtige ist. Im kleinen Wartehäuschen sitzt Jim, mit Rennrad neben sich, und studiert das Handy. Er rät mir, nicht die von mir ins Navi eingegebene Route zu nehmen, sondern die , welche auf dem Kanalweg weiter geht. Kein Verkehr, das meiste praktisch ebenaus (mit Ausnahmen!), leicht länger in der Distanz, und offeriert mir, mich ein Stück weit zu begleiten. Er ist 5 Jahre jünger als ich und offensichtlich in blendender Form. Mit seinem Speed kommen wir gut voran, auch wenn er bei steileren Abschnitten oben auf mich warten muss. Nach etwa zwei Stunden trennen wir uns wieder, und ich fahre nach Provo runter und komme dort auf meine geplante Route.
    Für die Nacht hatte ich ein Motel hier in Payson vorgesehen. Allerdings war nur das Hotel-Icon im elektronischen Kartenmaterial, aber kein Motelname und Kontakt. Das muss noch nichts heissen, aber hier hatte ich bereits im Voraus mögliche Alternativen identifiziert. Nach Aussagen von Leuten, die ich fragte, gab es seit Menschgedenken dort kein Motel, wo ich eines gefunden zu haben glaubte (es hat auch keine der typischen baulichen Motel-Spuren), und so landete ich in der (tadellosen) Alternative.
    Ich war etwas fotofaul heute, es war auch heiss ab dem Mittag. Morgen sind 42°C prophezeit. Und eine lange Fahrt bis Delta.
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  • Delta UT

    10. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 28 °C

    Es war heiss von Payson nach Delta (40°C plus), es gab keinen Schatten, es war weit (124 km), der Mund war trocken (10% Luftfeuchtigkeit), es war z.T. steil (7-8%). Es gab eine lange Belagsbaustelle, und die Arbeiter dort hatten noch heisser. Plötzlich zog ein weisser Pickup Truck der Baufirma neben mich und die beiden Frauen im Auto reichten mir durch die offene Scheibe ein eisgekühltes Fläschchen Wasser. Es war ein inspirierender Akt (... wer einem dieser Geringsten ...).
    Es war auch eine Art Hauptprobe für die nächsten Tage. Da gibts über 130 km bis zur Grenze von Nevada keine "Services", und zum Übernachten bleibt für 2 Nächte das Zelt, und für die Versorgung das, was du dabei hast. Delta ist die Absprungbasis ins "Great Basin" von Nevada.
    Delta ist offenbar aktuell auch eine Art Boomtown. In der Nähe wird ein Kraftwerk gebaut, neben anderen Grossbaustellen. Das hat zu einem Zustrom von Bauarbeitern, Ingenieuren etc. geführt. Und zu einer Knappheit an Unterkünften; viele Auswärtige haben ihr Motelzimmer gleich für mehrere Monate gebucht. Was das für die Preise heisst, ist klar.
    Ich bin im Zentrum Delta's heute Abend an einer Gedenktafel vorbeigekommen, die eine unrühmliche, meist verdrängte Seite der USA während dem 2. Weltkrieg zeigt. Nicht weit von Delta gab es ein riesiges Konzentrationslager, wo mehr als Hundertausend aus Japan stammende US-Bürger während der Dauer des Kriegs hinter Stacheldraht eingesperrt wurden. Für mich ein offener Punkt in der amerikanischen Gesellschaft, der einmal aufgearbeitet werden müsste. Gerade auch im Licht ähnlicher Denkansätze, die in den letzten 3 Jahren in der Politik und Gesellschaft laut wurden.
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  • Sacramento Pass

    11. juli 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 34 °C

    Die letzten 2 Tage waren etwas turbulent. Weite Teile meiner Route hatten keine Telefon- oder Internet-Abdeckung. Ich startete am Donnerstag in Delta. Noch vor Mittag hatte ich den Ort erreicht, wo ich irgendwo mein Zelt aufzuschlagen beabsichtigte. Doch da gab es nichts, was zum Bleiben einlud: 40°C im Schatten, aber kein Schatten weit und breit. Ich fuhr deshalb weiter, und es ging bergauf, den Kings Canyon hoch. Nach etwa 2 h gab ich auf. Ich stellte mein Zelt auf, war ziemlich ausgelaugt. Und telefonieren, oder Internetpost, oder Routenfeinplanung ging auch nicht ohne Telefonnetz. Und ins Zelt liegen ging wegen der Hitze auch nicht.
    Da hielt ein weisser Camper-Kleinbus still auf der Passstrasse und kehrte um in den Ausstellplatz neben meinem Zelt. Eine der beiden Frauen fragte mich ob ich genug Wasser hätte. Hatte ich nicht ganz, denn ich hatte über Gebühr schon getrunken. Ich konnte meinen Wasservorrat wieder komplettieren. Dann schlugen sie vor, mich ein Stück weit mitzunehmen, was ich für mich schon erhofft hatte. Eine Gebetserhörung! Sie hatten irgendwie gespürt, dass ich froh wäre um Unterstützung. Wir brachen mein Zelt wieder ab, machten mein Velo reisefertig (Vorderrad rausnehmen, Scheibenbremse sichern) und luden mein Gepäck ein. Und dann fuhren mich die zwei Medizinstudentinnen aus Oregon an mein (morgiges bzw. heutiges) Tagesziel, die Sacramento Pass Recreational Area, machten mein Velo wieder reisefertig - und verabschiedeten sich. Zwei Engel?
    Dort stellte ich schliesslich beim Eindunkeln mein Zelt auf. Ein neuer Post lag jedoch nicht drin. Sowohl wegen dem Funkloch, aber auch wegen zu tiefem Ladestand meiner Elektronik.
    Immerhin gabs noch ein Feierabendbier, gespendet von Doug und Katie, meinen Zeltplatznachbarn. Die beiden waren unterwegs in den Yosemite Park zum Klettern. Dass Doug meinen Namen sogar richtig aussprechen konnte, hängt mit Ueli Steck zusammen, der in der Kletter-Community natürlich immer noch ein Begriff ist.
    Und vom Sacramento Pass bin ich heute morgen gestartet. Rund 80 km bis Ely, die nächste Ortschaft. Mit dem Connors Pass hatte es auch heute wiederum eine echte Herausforderung dabei. In Ely nehme ich mir das Wochenende frei.
    Übrigens: Ich habe gestern den Staat (von Utah nach Nevada), und damit einmal mehr die Zeitzone gewechselt, von Mountain Time zu Pacific Time. Ich bin der Schweiz nun 9 Stunden hintendrein!
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  • Ely, NV

    14. juli 2024, Forente stater ⋅ ☀️ 29 °C

    Ich durfte 2 ganze Erholungstage in Ely geniessen. Ein Wüstenstädtchen mit immerhin fast 4000 Einwohnern. Das östliche Tor zum "Loneliest Highway of America". Immer wieder treiben Windböen braune Staub- bzw. Sandwolken durch die Strassen. Ely's wirtschaftliches Rückgrat ist der Bergbau, in Gestalt einer riesigen Kupfermine, wo kupferhaltiges Gestein im Tagbau gewonnen wird.
    Gestern war Wäsche, Veloputz, Nachführen der Routenplanung, Einkauf, e-Banking, e-Mails etc. dran. Heute habe ich zuerst den GD in der Oasis Church online verfolgt, dann besuchte ich eine kleine Gemeinde gleich hier nebenan (Ely Calvary Church, 20 GD-Besucher) . Erstaunlich, wie christliche Gemeinden sehr unterschiedlich auf das Trump Attentat reagieren: Hier mit keinem Wort erwähnt, dort tiefe Betroffenheit und Gebet für die Situation! Amerika braucht Gebet. Ich mache meine Pilgerfahrt offensichtlich nicht umsonst!
    Um die Mittagszeit besichtigte ich per Velo das historische Zentrum. Der legendärste Bau ist das über 100 jährige Hotel Nevada, heute vor allem ein Casino, aber auch mit Verpflegungsmöglichkeiten. Ein Bancomat bei Wells Fargo kam auch gelegen, um meinen Bargeldvorrat wieder zu erhöhen. Und dann gabs einen offenen Veloladen mit Werkstatt. Ich hatte schon längere Zeit Probleme mit der Gangschaltung. Und in der Tat: Der Wechslerhebel für die Hinterradkassette (sitzt vorn rechts auf dem Lenker) war kaputt. Für eine Stunde Arbeit und Material und 72 Dollars habe ich jetzt einen neuen Wechsler, nicht der gleiche wie auf der linken Seite und etwas gewöhnungsbedürftig. Ich bin sehr froh um die Reparatur, sie kam gerade rechtzeitig. Denn die nächsten Tage gehts wieder in die Berge, wo es eine sauber funktionierende Gangschaltung einfach braucht.
    Morgen gehts weiter Richtung Eureka. Vermutlich verteile ich die Strecke auf zwei Tage, und übernachte morgen auf einem Zeltplatz am Illipah Stausee.
    Mit Funklöchern grösseren Ausmasses ist in den nächsten Tagen immer wieder zu rechnen. Ein täglicher Post wird deshalb nicht immer möglich sein.
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  • Illipah Reservoir NV

    16. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 17 °C

    Dank Telefonnetzverbindung kann ich heute einen kurzen Post machen. Die Etappe von Ely nach Eureka (126 km, und 1300 m Höhendifferenz) war mir zu happig auf einmal. Ich nutzte die Campingmöglichkeit am Illipah Stausee etwa in der Mitte der Strecke. Der See wurde 1957 erstellt und dient hauptsächlich der landwirtschaftlichen Bewässerung. Ist aber auch für Fischer interessant und wird auch genutzt.
    Ich startete um 6 Uhr in Ely auf die „Loneliest Road in America“. Links fallen die riesigen Abraumhalden der Kupfermine auf. Der erste von 3 Pässen (Robinson Pass) hatte mässige Steigung und war gut zu fahren (2 weitere kommen morgen). Ich war bereits kurz vor Mittag beim Camp Ground. Der Platz ist praktisch leer, bis auf ein Wohnmobil und ein paar Angler unten am Wasser.
    Im „White Pine Mining District“ südlich von hier wurde 1865 Silber gefunden. Das löste einen riesigen Boom aus (das sog. «White Pine Fever» von 1869-1871), wo sich bis zu 170 Bergbaugesellschaften zu bereichern suchten. Das ganze resultierte im «kürzesten, verschwenderischsten, intensivsten Rush in der Geschichte des amerikanischen Westens» (zitiert von der Hinweistafel hier am Eingang zum Camping). Unglaubliche Investitionen gingen flöten. Zentrum des Rushs war die heutige Ghosttown von Hamilton, die innert kürzester Zeit auf 20'000 Einwohner wuchs und heute noch 500 hat. Der Bezirksverwaltungssitz wurde in der Folge nach Ely verlegt.
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  • Illipah Stausee nach Eureka NV

    16. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 26 °C

    Tagwache 03:30. Ich wollte möglichst viel der rund 70 km mit diversen Pässen in der Kühle des Morgen fahren. Das Zusammenräumen des Zelts und Zubehör, Frühstück, Packung wieder fertigstellen und Velo sicher beladen - dafür brauche ich immer relativ viel Zeit. Doch bei Tagesanbruch konnte ich fahren.
    Zunächst zurück auf die US 50, die nicht ganz so einsam ist wie es der Claim suggeriert. Zuerst kam der Little Antelope Pass, dann der Pancake Pass, und (am kräftezehrendsten) der Pinto Pass.
    Noch vor Mittag erreichte ich Eureka - gemäss Eigenlob des Städtchens "The friendliest Town on the Loneliest Road in America". Das mag stimmen, aber augenscheinlicher ist, dass das historische Zentrum Eurekas ein einziges Museum ist. Rund 50 Gebäude werden in einem Führer beschrieben und bebildert, um dann auch von den Touristen besucht zu werden. Aber die meisten sind nur noch Fassade. Das Zentrum ist ziemlich leer - der letzte Lebensmittelhändler hat 2 km ausserhalb der Stadt auf der "grünen" Wiese ein grosses Einkaufszentrum erstellt - Volg, Farmbedarf Landi, Tankstelle, Spirituosen, etc. Zu Fuss geht da keiner mehr hin.
    Morgen gehts weiter Richtung Austin, ca. 110 km, und (v.a. auf den letzten 20 km) gut 900 Höhenmeter.
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  • Austin NV

    17. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 31 °C

    Losfahren um 05:30 in Eureka; es wartet eine volle Etappe von 113 km und rund 900 Höhenmetern. Ziel: Austin, ein Etappenort auf der Pony Express Route, und heute an der "einsamsten Strasse" Amerikas gelegen. Die "Geburt" verdankt Austin einem gewissen Mr Talcott, der 1862 über eine verheissungsvolle Silberader "stolperte". Bis dahin galt die Gegend als unerforscht.
    Und so nahm die Sache ihren Lauf. Innert kurzer Zeit wuchs Austin zur damals zweitgrössten Stadt in Nevada, Der Boom hielt verhältnismässig lange an, rund 20 Jahre. Heute zählt Austin noch rund 170 Einwohner.
    Austin ist - aus meiner Sicht - angemeldet als Kandidat für den nächsten "Ghosttown Contest": Eine Tankstelle; der Tankstellen Shop ist die einzige "Grundversorgung"; Restaurants mit zuverlässigen Öffnungszeiten gibts keine mehr. Motels sind noch zwei im Betrieb. Die Bauten entlang der Main Street sind am zerfallen. Das älteste Hotel ist eine Bruchbude. Was evtl. neue Belebung bringen könnte: Die Fokussierung auf Outdoor Sport (Biking, Hiking, heisse Quellen, Geschichtliches, etc.).
    Morgen gibts für mich wiederum ein volle Tour von 104 km. Ziel ist die Middlegate Station, eine weitere Station auf dem Pony Express Trail. Ausser einem Motel und 2 Abstellplätzen für Wohnmobile gibts dort nichts, und unterwegs auch nicht.
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  • Middlegate Station NV,

    18. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 33 °C

    Nun bin ich richtig im Wilden Westen gelandet. Middlegate Station wurde 1859 durch die "Overland Stage & Freight Company“ erstellt und diente zunächst vor allem den Gold- und Silberminen, um die Edelmetalle abzutransportieren. Sie war auch Postkutschen-Station. Die Pony Express Route (während den 18 Monaten im Betrieb) nutzte Middlegate als Pferdewechselstation. Middlegate diente bis ins frühe 20. Jh. weiterhin den Gold- und Silberminen im östlichen Teil Nevada's bis auch diese geschlossen wurden.
    Nach der Schliessung wurden die Gebäude als Material für den Bergbau verwendet. 1942 kaufte Ida Ferguson das Grundstück, holte viel Material von den Minen zurück und machte sich an den Wiederaufbau. 1952 wurden Bar und Cafe wieder eröffnet. Es folgten zahlreiche Handwechsel (meist von Frau zu Frau!) und ein sukzessiver weiterer Ausbau. Neben dem Motel gibt es auch ein Angebot für Wohnwagenstellplätze.
    Morgen gehts nach Fallon weiter, voraussichtlich mein Wochenendquartier.
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  • From Middlegate to Fallon NV

    19. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 22 °C

    Die Höhenlage hat geändert. Vorgestern fror ich am frühen Morgen, heute war es schon um halb 6 Uhr angenehm warm. Statt wie in den letzten Wochen in der Höhenlage 2000-2500 m.ü.M. bewege ich mich heute auf 1000-1500 m. Es wird damit auch schon früher am Tag heiss.
    Heute gehts weiter durch unwirtliches Gebiet, hauptsächlich geprägt von ausgetrockneten, salzigen Ebenen, welche aus der Distanz fast wie Schnee wirken. Rechts taucht irgendwann der Sand Mountain auf (An Nathanael: Erinnerst Du Dich? Wir waren zusammen oben!) Kurz vor Fallon, dem Tagesziel, querte ich diverse grosse Bewässerungskanäle, und erste grüne, bewirtschaftete Felder tauchten auf. Richtig wohltuend!
    In Fallon gibt es eine grosse Navy-Basis. Fast ununterbrochen dröhnten am Himmel die Kampfflieger, als ich die Abflugschneise durchfuhr. Zum Glück ist die Basis etwa 15-20 km ausserhalb der Stadt.
    Ich ging heute nochmals zu einem Velomech: Der Schaltwechsel funktioniert immer noch schlecht. Der Mech hat den Wechsler neu eingestellt, aber das Problem ist offenbar die Kassette hinten. Die Zahnräder sind teilweise schadhaft geworden von der Abnutzung (sollte aber noch bis S.F. halten!).
    Ich werde hier in Fallon nochmals ein Ruhe-Wochenende einschalten (mein nächstes Update kommt wohl Sonntag Abend). Nächstes Wochende sollte ich bereits im "Anflug" auf San Francisco sein.
    Wieder einmal eine kleine Zwischenbilanz: Ich habe heute die 5000 km Marke überschritten. 575 km und und 4900 Höhenmeter verbleiben.
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  • Fallon NV City

    20. juli 2024, Forente stater ⋅ ☁️ 33 °C

    Fallon, die selbsternannte "Oase Nevadas", Hauptort des Bezirks Churchill, ca. 9700 Einwohner, könnte als "Grosskind" des kalifornischen Goldrauschs um 1850 bezeichnet werden. Obwohl erst 1908 formell konstituiert, wurde durch die bis zu 25'000 jährlich nach Westen drängenden Schatzsucher die Gegend um Fallon indirekt auch bevölkert. Denn die Überlebenden der Wüstendurchquerung brauchten Ausrüstung, Wasser und Nahrungsmittel für die Weiterreise. Bereits 1861 wurde der Bezirk Churchill gebildet (benannt nach einem Brigadegeneral aus dem amerikanisch-mexikanischen Krieg). 1896 eröffnete der schon alteingesessene Farmer Mike Fallon, der Namensgeber der Stadt, die erste Poststelle, und 1903 wurde das Bezirksgerichtsgebäude erstellt.
    Bekannt ist Fallon durch die grosse Naval Air Station, die wichtigste Schulungsstätte für die "Top Guns", die Kampfpiloten der Navy. Der Stützpunkt beschäftigt rund 3000 Personen und ist so ein wichtiges wirtschaftliches Element der Stadt.
    Eher noch wichtiger dürfte heutzutage der Spielcasino-Betrieb sein. Überall, in jeder Beiz, jeder Tankstelle, stehen die Slot-Machines. Nevada hat innerhalb der USA die liberalste Gesetzgebung betreffend Geldspielbetrieben. Und so nimmt die Casinodichte zu, je näher man der Grenze zu einem Nachbarstaat kommt. Man will ja schliesslich auch die Kundschaft von ennet der Staatsgrenze melken können.
    Morgen gehts weiter westwärts, möglichst noch vor Sonnenaufgang. Denn wir sind wieder bei Tageshöchstwerten von über 40°C, und deshalb versuche ich Nachmittagsfahrten möglichst zu vermeiden.
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