Ulia

Wie auch vor vier Jahren schon übernachte ich in der Herberge der "Zwölf Stämme", auf Spanisch "Las Doce Tribus". Dabei handelt es sich um eine Glaubensgemeinschaft, die über die ganze Welt verteilt lebt und über welche die Meinungen auseinandergehen. Böse Zungen würden behaupten, es sei eine Sekte. Damals hatte ich mit den hier lebenden Menschen nur sehr wenig Kontakt, diesmal komme ich in das Vergnügen, beim Abendessen an den Tisch zu den beiden Ältesten der hier angesiedelten Community eingeladen zu werden. Das Ehepaar erzählt mir, den beiden Deutschen und dem Amerikaner am Tisch bereitwillig alles, was wir wissen möchten und David, der Amerikaner, stellt ein paar durchaus kritische Fragen. Dafür bekommen wir die Geschichte eines Pilgers zu hören, der sich erst vergangenen Jänner zu den zwölf Stämmen verirrt hat und letztendlich dort geblieben ist (wenn auch bei der Community in seinem Heimatland, Tschechien). Am Ende des Essens sagt der Mann, der sich Ephraim nennt, ganz offen, dass jeder eingeladen ist, der Gemeinschaft beizutreten, und meint damit ganz offensichtlich auch uns. Er hoffe stets, dass ein paar Pilger auf dem Jakobsweg die Erleuchtung erhalten.
Nach dem Abendessen geht es aber erst richtig los: heute ist für die Gemeinschaft ein besonderer Tag und alle in der Umgebung lebenden sind hergekommen, um gemeinsam zu singen und zu tanzen. Auch wir werden wiederholt zu den israelischen Volkstänzen aufgefordert. Am Ende wiederholt einer der jüngeren Männer der Gruppe die Botschaft, dass man ihnen beitreten könne. Er erklärt, ihre Vision sei, dass einmal alle Menschen auf der Welt so leben wie sie und dass dadurch Frieden auf Erden entstehe.

Der Aufenthalt, die Unterhaltungen und das Essen waren durchaus sehr gut und angenehm, aber am nächsten Tag brechen wir alle noch vor dem Frühstück auf.Read more