Zwei auf Weltreise

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    June 6, 2018 in Costa Rica ⋅ 🌧 26 °C

    Schon die Reise zur Drake Bay macht Freude, wo sich nach diversen Überlieferungen die verlorenen Schätze von Sir Francis Drake - dem Piraten unter englischer Flagge - verstecken sollen. Bevor es nach dreistündiger Busfahrt in Sierpe auf ein gefühlt überladenes Boot geht, begrüssen uns lauthals ein paar grosse Aras vom Baum nebenan. Unsere erste und natürliche Annahme, dass es sich bei diesen roten Prachtexemplaren um „Vögel in Gefangenschaft“ handelt, ist völlig falsch. Über ein Duzend der farbenprächtigen Dinger fliegt hier herum und tummelt sich auf den Bäumen um uns. Hier wohnen sie also, diese Könige der Papageien. Später auf dem Boot zeigen sich dann sogar noch die scheuen Tukane. Sue is very amused. Ich ausnahmsweise auch. Die einstündige Bootsfahrt entwickelt sich danach dank Regen, Überfüllung und selten sichtbaren aber omnipräsenten Krokodilen ziemlich abenteuerlich. Durchnässt, leicht eingeschüchtert aber am Leben, erreichen wir unsere Lodge am späteren Nachmittag. Das riesige Deluxe-Zimmer mit eigenem Kühlschrank, Terrasse mit Hängematte und Meerblick für dreissig Stutz pro Nacht entschädigt allerdings. Off-Season hat durchaus auch Vorteile. Ich gehe jedoch davon aus, dass die liebe Miriam und der (ur-)komische Peter entweder mit dem Flieger oder nicht während der unberechenbaren Regenzeit angereist sind. Ansonsten hätten sie die absolvierte Bootsfahrt als Teil ihres Tipps sicherlich erwähnt. Ganz sicher. Oder? Sie haben uns doch gern. Oder nicht? Peter? Miriam? Also wir haben Euch gern! Noch.

    Neben allerlei kostspieligen Ausflügen in und um den Corcovado National Park, gibt es hier noch einen Hike der Küste entlang zur Playa San Josecito - einer der schönsten Schnorchel-Spots in diesem Teil Costa Ricas. Diesen Trail darf man sogar gratis begehen. Nett. Ausser die Flussüberquerung. Das mit einer Trillerpfeife herbeigerufene Boot kostet 2$ pro Person. Zahlen wir aber gerne. Schliesslich gibt es auf der gegenüberliegenden Seite im Turtle-Rescue-Center einen Dschungel-Kaffee, den wir uns nach zwei Stunden laufen noch vor dem Frühstück auch schön verdient haben. Kaum sitzen wir am Tisch, zeigt uns die Regenzeit auch schon, was sie von unserem Plan für den Tag hält. Nichts. Gar nichts. Es schüttet wie aus Eimern und wir sind froh, die zwei Stunden laufen schon hinter uns und eines der in dieser Gegend äusserst seltenen Dächern über dem Kopf zu haben. Drei Stunden und fünf Tassen Kaffee später, lässt der Regen langsam nach und uns tut der Arsch weh vom Sitzen. Also beschliessen wir, die letzten fünfzehn Minuten zum Strand in Badehose, Bikini und den Flossen unter den Armen zu laufen. Ohne Schnorcheln gehen wir hier nicht weg! Trotz miserabler Sicht, finden wir sogar noch ein paar Fische. Ich frage mich, ob es bei Miriam und Peter ähnlich aussah? Oder ob da mehr Liegestuhl, Sonne und klares Wasser im Spiel war? Unser Programm scheint auf jeden Fall eher ungewöhnlich, denn nach der einsamen morgendlichen Wanderung, sind wir nun auch am Strand mutterseelenalleine. Den Quatsch macht ausser uns niemand. Sex on the beach gabs leider trotzdem nicht. Also den Drink.

    Am letzten Tag unternehmen wir dann doch noch eine geführte Tour in den National Park, sonst kommt man da ja nicht rein. Um 06:00 gehts los per Boot, wie ich das doch vermisst habe. Schnell ist es, dieses Boot. Und ausnahmsweise lässt uns der Regen in Ruhe. Dafür hat es ordentlich Wind und Wellen. Und ehe ich mich versehe, hat es schon drei Mal im Rücken gezwickt. Ich Idiot setze mich ja auch in die vorderste Reihe, wo der olle Kahn die grössten Sprünge macht. Sicht gegen vorne gibt es leider auch keine, womit die heftigen Schläge - einzelne Damen werden davon gar zum Kreischen animiert - unvermittelt eintreten. Ich bin mit ersten Rückenschmerzen also alarmiert und konzentriere mich auf meine passabel trainierte Rumpfmuskulatur, um meine leider schon ziemlich ramponierte Wirbelsäule zu stützen. Für alle die das nicht kennen, dabei werden ähnliche Techniken angewendet und Muskeln genutzt, wie bei hartem Stuhlgang. Ich bin also froh, dass es heute noch keinen Kaffee gab. Sonst hätte ich es aktuell mit zwei kontrahierenden Problemen zu tun. Doch bereits nach wenigen Minuten setzt die Erschöpfung ein. Diese Übungen mache ich normalerweise einige Sekunden. Die Bootsfahrt dauert aber vierzig Minuten! Ich erinnere mich an ein Buch eines US Navi Seals, das ich nicht gelesen habe. Darin beschreibt er, dass die menschliche Psyche die totale Erschöpfung signalisiert - mit heftigen Schmerzen, partieller Taubheit, Wahrnehmungsstörungen und dem ganzen Programm -, obwohl der Körper erst bei 10% seiner Leistungsfähigkeit angekommen ist. Ich habe keine Ahnung, was der alte Krieger damit meint, aber auf mich trifft das sicher nicht zu. Ich bin nudelfertig und mein Rücken bringt mich um. Jetzt. Scheiss Ausflug!

    Ich stehe bei voller Fahrt auf, schiebe mich an Sue vorbei und stelle mich an die vordere Schiffswand. Ab jetzt übernehmen die Knöchel und Knie, was für eine Wohltat. Trotzdem, der Rücken schmerzt nach der Ankunft wie zu meinen schlechtesten Zeiten. Das waren eindeutig zu viele Schüsse in den Rücken. Ich versuche meine „Die Welt hasst mich und ich sie auch“-Miene mit lässig umgedrehtem Cap etwas aufzulockern. Das funktioniert aber nur mässig, gemessen an den vielen Menschen die sich von mir abwenden, kaum schaue ich sie an. Sue natürlich nicht. Sie schaue ich gar nicht erst an. Was allerdings funktioniert, ist das, was der Park zu bieten hat. Die Wildlife-Dichte ist enorm. Wie schon im letzten Park, zeigen sich Tiere im Minutentakt, allen voran die lustigen Tapire. Langsam verstehe ich, was Costa Rica neben seinem Kaffee so populär macht. Auch bei Eichhörnchen. Während die europäischen Verwandten Tag ein Tag aus Haselnüsse suchen müssen, reichen dem Latino-Hörnchen hier zwei Minuten zur nächsten Kokosnuss. Der Rest des Tages ist dann quasi Freizeit. Pura Vida eben! Ich bin mir ziemlich sicher, dass die liebe Miriam und der, äh ... gute Peter auch in diesem Park waren. Denn dafür lohnt sich sowohl die Anreise als auch die Rücken-Tortur. Von all den lautstarken Jöös von Sue, habe ich sogar eine Art Pfeifen im Ohr. Hoffe das mausert sich nicht noch zum Tinnitus. Tat es nicht. Und dank einem mit Schwimmveste gepolsterten Sitzplatz in der hintersten Reihe, macht auch die Bootsfahrt zurück zur Bay richtig Freude. Geiler Ausflug!

    Der Abstecher zur Drake Bay hat sich definitiv gelohnt und wir sind ausnahmsweise total happy, auf die Turnherrs gehört zu haben. Wobei, auf dem Fasnachtsschreier-Wagen höre ich dem flauschigen Peter eigentlich auch immer zu. Da ist er nämlich auch ur-komisch. Wie der Marc und der Stedi, richtig komische Menschen eben. Nächstes Ziel ist La Fortuna. Hoffen wir, die Selbige ist uns auch bei der Reise dorthin hold. Es warten nämlich ein Schiff, vier Busse und eine Reihe ungenauer Fahrpläne auf uns. Wir werden sehen ...
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  • Falsche Schlangen auf teurem Pflaster

    June 9, 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 22 °C

    Also unsere "one boat four buses"-Tour war ein voller Erfolg. Irgendwie gingen die Fahrpläne auf und wir erreichten unser angestrebtes Ziel in knapp fünfzehn Stunden. Hab ich toll gemacht. Sue auch. Ok, in erster Linie Sue. Aber ich hab ganz toll mitgemacht. Da uns die Buchungen ausgehen, wurde es Zeit, erneut ein wenig in die Zukunft zu schauen. Das nächste grössere Ziel ist bzw. war Nicaragua. Wir beobachten die aktuelle Situation im Land seit einige Tagen wenn nicht Wochen. Ok, in erster Linie Sue. Aber ich hab sie das jeweils ganz toll machen lassen. Das Land versinkt zur Zeit in Chaos und Gewalt und Reisen ist aufgrund unzähliger Strassenblokaden an vielen Stellen nicht mehr oder sehr eingeschränkt möglich. Treibstoff und Nahrung sind an vielen Orten bereits knapp, was die Stimmung und Ordnung weiter Bach ab treibt. Wir haben uns daher und sicherlich zur Freude vereinzelter Verwandter dazu entschieden, Nicaragua per Flugzeug zu überspringen und stattdessen ins nunmehr nur noch zweitgefährlichste Land Zentralamerikas, El Salvador, zu reisen. Das stand zwar bisher auf keiner Liste, gewann aber bei der Suche nach dem günstigsten Flug aus Costa Rica. Mit Abstand. Spannend. Ich freu mich!

    So, wo sind wir hier eigentlich? Genau, La Fortuna. Unser Hostel liegt etwas ausserhalb und entpuppt sich als ein komplettes und fast neues Haus mit zwei Schlafzimmern, wobei das andere Zimmer nicht besetzt ist. Wir geniessen also ein Haus für uns inklusive nahrhaftem Frühstück für sagenhafte achtzehn Stutz pro Nacht. Geil. Der morgendliche Überfall vom angsteinflössenden Haushund Bebé Junior macht ebenfalls Stimmung. Was ein Tier! Nach der morgendlichen Buchungsrunde steht dann auch unser Tagesplan und ich verstehe nun auch, wieso Costa Rica bei vielen Reisenden total unpopulär ist. Mein Gott ist das alles teuer hier. Taxi- und Eintrittspreise wie in Zürich. Uns ist eindeutig nach Entspannung und La Fortuna bekannt für seine Hotsprings. Zuoberst auf der Liste steht der fünf Sterne Palast "The Springs", in welchem schon die bescheuerte Kardashian abgestiegen ist und die mindestens so beknackte Costa Ricanische Version vom Bachelor gedreht wurde. Scheint also genau unser Niveau zu haben und dank einem Promo-Combo-Offering und etwas Verhandlungsgeschick, kriegen wir einen Zweitagespass für die Hotsprings und ein Etepetete-Dinner (mit richtigem Brot!!) für läppische achtzig Dollar. Nicht billig, aber günstig. Das rede ich mir seither zumindest ein. Scheisse ist das alles teuer hier.

    Schon nach wenigen Minuten beurteilen wir die paar Dollarios als kleinen Preis für unser maximiertes Wohlbefinden. Die Anlage ist ein Traum und wir da, wo wir hingehören. Man bekommt eigentlich alles, was man sich wünschen kann. Vorausgesetzt, man hat eine Zimmernummer und genügend Kleingeld. Da uns schon Ersteres fehlt, konzentrieren wir uns vornehmlich aufs Baden und ergötzen uns lediglich an den ganzen Drinks, Fingerfood-Platten und Sushi-Kreationen. Die meist amerikanisch-stämmige Schickeria zeigt sich erwartungsgemäss verschwenderisch. Auf einer Sushi-Platte, die es mir besonders angetan hat, bleibt doch tatsächlich jedes dritte Stück liegen. Es droht also akuter Food-Waste, was meinen Dad auf die neben der Platte stehende Palme bringen würde. Völlig zurecht! Das kann und will ich nicht zulassen. Darauf angesprochen, will mich Sue in der Folge allerdings nicht mehr loslassen. Man isst doch nicht die Reste anderer! Man? MAN?!! Hatten wir das nicht schon? Der vollgefressene Geldadel ist weitergezogen und in wenigen Minuten wird einer der äusserst aufmerksamen Kellner die in meinen Augen glitzernden Sushi-Häppchen in einer Tonne entsorgen. Was tun?

    Ich erinnere mich erneut an das Buch, das ich nicht gelesen habe. Wie würde ein Navi Seal auf eine solch bedrohliche Situation reagieren? Tja, wie gesagt, ich habe das Buch nicht gelesen. Von daher, scheiss egal. Ich steige aus dem Pool, laufe lässig tropfend zu besagtem Tisch und greife mir beherzt das glitzerndste Stück. Ich drehe mich um, laufe weniger lässig jedoch unaufgeregt zurück zum Pool und fange erst kurz vor dem Sprung ins warme Nass an zu kauen. Sue kann kaum fassen, was eben passiert ist, was zu einer Mischung aus lautstarkem Lachanfall und leicht aufgesetzter Verabscheuung führt. Gänzlich unberührt davon, geniesse ich das vorzügliche Stück Sushi, das Lust auf mehr macht. Mehr gibt es aber nicht, der Kellner ist dann doch schneller. Schade. Denn das darauf folgende Etepetete-Dinner entwickelt sich gastronomisch nicht ganz zu dem Highlight, das wir uns erhofft hatten. Gut war es trotzdem. Und mein Dinner-Highlight war sowieso der von Sue um zirka neun Uhr erspähte Schmetterling. Die zugegebenermassen grosse Motte dürfte sich über das Kompliment gefreut haben. Während sie unentwegt versuchte, dem als Lampe getarnten Mond zu folgen.

    Das letzte Highlight ist sicher die erste Schlangensichtung nach fast fünf Monaten reisen. Endlich. Beim Hiken am Fusse des Vulkans Arenal zeigten sich uns gleich zwei Schlangen. Eine ungiftige "False Fer-de-Lance (falsche Lanzenotter)" - wie Dr. Ramon, der Bauspengler der vorgibt Zahnarzt zu sein - und eine hochgiftige "Yellow Eyelash-Viper (gelbe Lanzenotter)" mit ihren lustigen langen Wimpern. Süss war sie. Moment, das wirklich allerletzte Highlight war natürlich die Schätzung meines Alters durch ein amerikanisches Pärchen Anfang fünfzig, mit denen wir ein paar Stunden (buchstäblich) über Gott und die Welt philosophiert haben. Zwischen drei- und fünfundzwanzig! Obwohl ich beim Baden kein Cap auf hatte! Ich bin wohl der nächste Benjamin Button. Oder hab ich einfach nur pubertären Quatsch von mir gegeben? Egal ... Nun geht es nach Monteverde. Ist nicht weit.
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  • Darwin‘sche Schwänze für die Queen

    June 12, 2018 in Costa Rica ⋅ ⛅ 18 °C

    Die "Bus-Boot-Bus"-Reise nach Monteverde ist noch kürzer als gedacht. Und wirklich schön. Auch nach bald einhundertfünfzig Tagen, reisen wir immer noch leidenschaftlich gerne und freuen uns auf jeden neuen Ort. Sobald sich das ändert, kommen wir sofort nach Hause. Das ewige Packen ist hingegen scheisse. Und es wird wohl immer scheisse bleiben. Was macht leidenschaftliches Reisen also aus? Für mich sind es zwei Dinge: Erstens hält jeder Ort etwas Neues für uns bereit, das wir so noch nicht kannten. In Monteverde sind dies neben dem bequemsten Bett unserer bisherigen Reise der Quetzal - der vielleicht schönste Vogel der Welt - und der lustige Schnauzvogel. Habe vergessen wie er richtig heisst, aber er hat einen Schnauz. Furchtbar seltener und furchtbar sonderbarer Vogel. Und Zweitens lernen wir an jedem Ort neue und nicht selten skurrile Dinge über Pacha Mama - unsere Mutter Erde -, die aber auch viele Fragen offen lassen. Zumindest bei einem eher beschränkten Biologen und Naturalisten wie mir. Und Sue.

    Die Grundsätze der Darwin'schen Evolutionstheorie sind ja gut verständlich, machen Sinn und die dadurch entstandene Artenvielfalt steht ausser Frage. Kurz: "Survival of the fittest". Lang: Zufällige genetische Mutationen führen zu Veränderungen einzelner Nachkommen (bei Tieren und Pflanzen) und sollte sich diese Veränderung positiv auf die entsprechenden Lebensumstände jener Nachkommen auswirken, steigen die Chancen, dass sich diese Nachkommen reproduzieren und die Adaption vererbt wird und somit bleibt. Wird also zum Beispiel in einem Wurf kleiner Vögel ein Küken mit aussergewöhnlich langen Schwanz-Federn geboren und funktioniert die Rasse ähnlich dem Menschen nach dem Prinzip "size matters", ist dem Lang-Schwanz eine Partnerin gewiss. Vielleicht sogar mehrere. Die Chance auf weitere Lang-Schwänze steigt. Sollte sich aber beim Paarungsversuch herausstellen, dass der lange Schwanz - also die hinteren Federn - aufgrund der engen Verhältnisse - also im gebauten Nest - ein Hindernis beim Akt darstellt, dürfte der eine Lang-Schwanz ein sonderbarer Einzelfall bleiben. Wie beim Menschen eben.

    Der Teil ist also verstanden. Schwierig wird es, wenn man sich versucht vorzustellen, wie gewisse Fortpflanzungs-Mechanismen durch diese Adaptions-Prozesse entstehen konnten. Der menschliche Fortpflanzungs-Mechanismus ist ja schon ziemlich interessant, besonders wenn auf Video gebannt. Ein Männlein und eine Weiblein ergeben ein oder mehrere Bebés, die dann später die gleichen Dinge tun wie Mam und Dad. Ein einzelner Schritt der bei allen Säugetieren etwa so aussieht. Soweit so gut. Ganz anders und in mehreren Schritten sieht das zum Beispiel bei den hiesigen Termiten (oder auch bei unseren Ameisen) aus. Völker können aus mehreren Millionen dieser je nach Art weniger als ein Millimeter grossen Krabbler bestehen. Deren Aufgaben sind die Brutpflege, die ununterbrochene Fütterung der gebärfreudigen Queen und die Verteidigung und stetige Erweiterung des Hauses, in welchem die mehrere Zentimeter grosse Königin fest eingebaut ist und über zehn oder fünfzehn Jahre jede Minute vier bis sechs Eier legt. Stirbt die Queen eines Tages, stirbt die gesamte Kolonie. Wohl aus Trauer. Traurig.

    Aber woher kam die Queen? Wenn nicht aus England? Zwei Mal im Jahr legt die Königin ein paar spezielle Eier. Wohl aus Langeweile oder weil Prinz Harry Geburtstag hat. Aus diesen Eiern schlüpfen dann nicht die üblichen kleinen Dinger, sondern etwa ein Zentimeter grosse Exemplare mit Flügeln. Wie bei der grossen Parade durch London zu Ehren der Queen, erheben sich die geflügelten Botschafter sämtlicher Termiten-Stämme gleichzeitig gen Himmel und versuchen sich tänzerisch irgendwie zu paaren. Das dauert etwa fünfzehn Minuten, denn länger können die hiesigen und wohl an Übergewicht leidenden Prinzen und Prinzessinnen nicht fliegen. Fällt die geschwängerte Prinzessin danach zum Beispiel ins Wasser, gilt gleiches für den Aufbau einer neuen Kolonie. Bietet die Absturzstelle mehr Geborgenheit, produziert die soeben befruchtete Gebärmaschine flugs eine erste Gruppe der winzigen Arbeiter, um sich hoch oben in einem Baum einen neuen Palast bauen und sich als neue Queen feiern zu lassen. Lustige Viecher. Und Adaption hat diesen Mechanismus geformt? Lustige Natur.

    Natürlich haben wir uns nicht nur mit Vögeln und Insekten beschäftigt. Wir waren über lange Strecken auch einfach faul und unnütz. Beim Besteigen eines Würge-Ficus gabs dann noch ein wenig Adrenalin. War hoch. Über diese Feigen-Bäume gäbe es auch einiges zu schreiben, aber das lasse ich an der Stelle. Bin schon wieder viel zu faul.
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  • Fertig Pura Vida

    June 14, 2018 in Costa Rica ⋅ 🌧 20 °C

    Wir wollten ja eigentlich gar nicht nach San Jose. Würde sich nicht lohnen, hat man uns auf Anfrage jeweils gesagt. Nun waren wir trotzdem zwei Nächte hier. Ist einfach einfacher um zum Flughafen zu kommen und Sue wollte noch ein wenig shoppen. Bilanz: Eine Mini-SD-Karte, ein Kopfhörer-Splitter (totaler Pärchen-Scheiss), eine Regenjacke für Sie und je ein paar kurze Hosen. Und sonst? Weg hier ...Read more

  • Das grosse Fressen in Teufels Küche

    June 16, 2018 in El Salvador ⋅ 🌧 25 °C

    Ja, was soll ich sagen? El Salvador hat uns überrascht. Man hört und liest ja in erster Linie von hohen Kriminalitätsraten und den gefährlichsten Städten ausserhalb von Kriegsgebieten. Was wir im zugegebenermassen kaum repräsentativen Küstenörtchen El Tunco antreffen, ist aber eine ganz andere Welt. Schon die Reise mit öffentlichen Bussen war überraschend einfach. Helle Haut, schlichte Grösse (ich) und blonde Haare (Sue) fallen zwar auf, aber die Menschen sind sehr freundlich, äusserst hilfsbereit und weisen uns bei Bedarf auch ungefragt den Weg. Angestarrt werden bleibt ein Dauerzustand, wobei wir uns das seit unserem Touri-Modelling in Kolumbien ja durchaus gewohnt sind. El Tunco entpuppt sich als Surf-Spot vom Feinsten. Grosses Kino. Ich glaube für einen Moment meine Schwägerin in Spe, Monica, bei einem wilden Ritt auf dem Brett zu erkennen. Daneben einen etwas unbeholfenen Typen. Tobi?? Nein, doch nicht. Doch nur eine andere lokale Schönheit und ein Typ mit Bart. Schade eigentlich. Es ist Freitag und wir wissen wo Ladies Night ist. Party on!

    Für eine ganze Stunde trinken Girls um sonst. Wir gönnen uns davor ein leckeres Pizza/Rotwein-Dinner und ich überlege mir noch kurz, mich zu verkleiden. Tue es dann aber doch nicht. Wegen Sue. Mehr als ein Duzend Mädels hat es dann sowieso nicht. Auch hier ist die Hauptsaison passé, wobei dies die ausgelassene Stimmung nicht dämpft. Auch beim anschliessenden Reggae-Konzert in einer Strand-Bar nicht. Als dann sogar noch ein Joint die Runde macht, gebe ich mich den ganzen Vibes hier gänzlich hin. Nach fünfzehn Jahren (scheisse, das klingt jetzt richtig alt) zieh ich mit den angereisten Kiffern mal wieder einen durch. Lustig. Gemerkt hab ich leider nichts, lahmer Scheiss. Oder ich war einfach schon zu betrunken. Wohl beides.

    Eine weitere Überraschung hält das Frühstück für uns bereit. Frisches, selbst gebackenes Brot nach einem Schweizer Rezept. Da grinst die kleine Sue bis über beide Ohren. Essen ist auch sonst der bestimmende Faktor in El Tunco. Für einen Moment bzw. Abend läuft alles aus dem Ruder und wir blicken gemeinsam in die einladenden und beängstigenden Abgründe der Völlerei. Etwas das wir beide nur zu gut aus unserer (pummeligen) Kindheit kennen. Nach einem sehr üppigen Frühstück und einigen Pupusas - lecker und reich gefüllte salvadorianische Reismehl-Fladen - zum Lunch, entscheiden wir uns für ein Fisch-Dinner bei Erika. War lecker und viel. Zwar satt und kaum auf der Strasse, denkt Sue aber auch schon laut über ein Glacé zum Nachtisch nach. Ich halte mir bloss den Bauch und lache. Doch dann kommt sie, die Vitrine. Der wie eine Werkstatt wirkende Laden hat nur diese eine Auslage mit einer äusserst aussergewöhnlichen Pizza darin. Also eigentlich nur noch drei Stück davon. Amerikanisch dick und mit unzähligen Dingen belegt. Trotzdem oder gerade deshalb, das Teil funkelt wie das verdammte Sushi im 5*-Hotel in Costa Rica. Oder ist das der späte Fress-Flash vom gestrigen Joint?

    Ohne zu überlegen, bestelle ich einen Slice und lasse mir - während ich beherzt zubeisse - vom Verkäufer die Besonderheiten des verwendeten Käses erklären. Wow, das Ding ist der Hammer. Sue spielt für einen Moment entsetzt, bevor das kleine Pizza-Monster die Augen nicht mehr von meinem Slice lassen kann. Eis will sie auch keins mehr, aber einen fairen Anteil von „meinem Dessert“. Irgendwie sind wir beide etwas unzufrieden, nachdem der Slice - der in etwa die Masse einer halben Brüggli-Pizza hatte - verputzt war. Also nach etwa dreissig Sekunden. Natürlich bekräftigen wir beide, dass wir schon lange satt sind und nichts mehr runter kriegen. Aber auch die gestrige Pizza und der Wein wären richtig lecker gewesen. Als wir die entsprechende Pizzeria einige Minuten später passieren, lächeln wir uns kurz an. Nein, das können wir nicht bringen. Und Hunger haben wir ja wirklich keinen mehr. Im Gegenteil. Knapp fünfzig Meter später ist es die teuflische Sue, die unvermittelt anhält und mit diabolischem Grinsen meint: „aso ein Slice würdi scho no möge“ ... Das Unaussprechliche war gesagt. Die Türe zur Hölle stand weit offen und wie gewohnt, schreite ich motiviert und kopflos voran. Wo ich sonst die Notbremse ziehe und wir uns normalerweise unterstützen und aufeinander achten, schupsen wir uns heute gegenseitig ins Verderben. Werfen uns den Löwen zum Frass vor. Oder eher umgekehrt. Arme Löwen. Sämtliche Dämme der Selbstbeherrschung brechen. Der kleine Pascal will Pizza. Und die noch kleinere Sue auch!

    Wir setzen uns sogar an den selben Tisch wie tags zuvor. Des Kellners Frage nach der Grösse der Pizza klingt wie Hohn in meinen Ohren. Bring gross! Und zwei Glas Wein! Schnell! Während wir uns die ersten Slices gierig zwischen die Kiemen schieben, witzeln wir noch, dass man den Rest ja auch mitnehmen könnte. Nach der Hälfte der Pizza kommt es dann auch tatsächlich zu einer schmerzbedingten (Fress-)Pause, welche aber schon kurze Zeit später durch Sue‘s erneuten Griff zum Pizza-Brett jäh beendet wird. Also gut. Wir waren einfach schon viel zu weit gegangen, als dass es noch ein Zurück gäbe. Wir sind dazu verdammt, dieses Brett zu leeren. Und das tun wir auch. Trotz Schmerzen und dem Wissen, dass die heute konsumierten Kalorien eine siebenköpfige Familie locker zwei Tage ernähren könnten. Genuss geht anders und wohl ist uns im Bett anschliessend nicht. Nein. Wir sind sowohl physisch wie auch psychisch am Ende. Wie konnten wir nur so weit gehen? Bei aller Liebe! Genau, Liebe, davon gab es an dem Abend viel. Aber nicht für uns und auch nicht gegenseitig. Nein. Nur für unsere echte grosse Liebe. Pizza!!
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  • Ein Leben auf dem Laufsteg

    June 19, 2018 in El Salvador ⋅ ⛅ 21 °C

    Santa Ana dürfte schon eher zeigen, wie El Salvador wirklich ist. Leider ziemlich dreckig. Obwohl Santa Ana im Vergleich zu San Salvador als schönes und beschauliches Städtchen gilt. Die Leute sind aber auch hier sehr freundlich und nicht wenige freuen sich überschwänglich uns zu sehen. Händeschütteln und Small-Talk inklusive. Zum Glück wurden wir sehr bescheiden erzogen und entwickeln daher keine Star-Allüren. Ich zumindest nicht. Als die schöne Sue ihre hell leuchtenden und im Wind wehenden Haare über die Schultern wirft, dürften viele den Eindruck vom roten Teppich mit mir geteilt haben. Auch die öffentlichen Busse - ehemalige amerikanische Schulbusse und herrlich farbig - sind eine Art Laufsteg. Ununterbrochen passieren Strassenverkäufer mit ihrer Ware den Bus, was selbst bei einem geplanten Grosseinkauf ein Aussteigen überflüssig macht. Und das alles zu unverschämt günstigen Preisen, wie sich das für Hehlerware halt so gehört. Man kriegt hier einfach alles. Ausser Pizza. Schade.

    Ansonsten wollte ich eigentlich noch ein Mind-Map der restlichen Aktivitäten machen, hatte dann aber doch keine Lust. Faule Sau eben. Gibt ja auch nicht soo viel zu mappen. Also eigentlich gäbe es nur zwei Arme: 1. Natur -> Hiken -> Vulkan Santa Ana -> schön und 2. Action -> Buggy fahren -> Laguna Verde -> lustig. Davon gibt es natürlich Fotos, werde daher keine weiteren Worte verschwenden. Hab nicht mehr so viele. Bevor wir uns weiter in Richtung Honduras bewegen, verbringen wir die nächsten zwei Nächte in Suchitoto. Hoffentlich schön dort.
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  • Pupusas fürs Volk

    June 21, 2018 in El Salvador ⋅ ⛅ 22 °C

    Der Abstecher hat sich echt gelohnt. Suchitoto ist ein bezauberndes Städtchen und die Leute einmal mehr überfreundlich. Es gibt hier sogar noch ein paar weitere Touristen und so freunden wir uns schon nach zwei Minuten mit zwei Holländern an. Also mit einem Holländer und einer Holländerin. Sind aber kein Pärchen, sonst hätte ich ja "mit einem holländischen Pärchen" geschrieben. Nach einem späten Lunch - diese Pupusas haben es mir angetan - gehen wir mit den Holländern saufen. Als Zeit für Dinner ist, hole ich einfach noch eine Runde Bier. Damit hat sich das Thema auch schon wieder erledigt. Endlich mal normale Leute. Und da das so lustig war, machen wir vier das tags darauf - nach Pupusas zum Frühstück und einem Tag die Gegend erkunden auf der Ladefläche eines PickUps - nochmals genau gleich. Diesmal stiehlt sich Sue allerdings davon, um kurz vor Küchenschluss doch noch was zum Znacht zu bestellen. Bei ein paar Pupusas machen dann sogar nochmal alle mit. Ich glaube ich eröffne als nächstes eine Pupusa-Kette in Europa und kröne mich selbst zum Pupusa-König. Der beste Kunde steht dann zwar hinter dem Tresen, aber das ziehe ich der gefrässigen Sue dann einfach vom Lohn ab.

    Und das wars dann wohl mit El Salvador. Falls unser Plan aufgeht und uns niemand daran hindert, passieren wir als Nächstes die Grenze zu Honduras. Wobei, wer soll uns schon aufhalten? Bei meinem unaufdringlichen Charme und Sue‘s gülden wehendem Haar ...
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  • Die Fassade bröckelt

    June 23, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Einreise nach Honduras verläuft ohne Probleme, wir sind also nach wie vor nicht zur Fahndung ausgeschrieben. Nach einer Reihe eher simpler Unterkünfte, entscheiden wir uns für die ersten drei Nächte in Honduras zur Abwechslung für ein kleines Butique-Hotel in Santa Rosa de Copan. Die Fassade sowie das ganze Städtchen sind wirklich schön und auch die Zimmer lassen auf den ersten Blick keine Wünsche offen. Doch der Schein trügt und das sollte bezeichnend werden, für alles was wir die ersten Tage in Honduras so erleben. Eigentlich fängt alles ganz gut an. Wie sich herausstellt, gibt es auch hier Pupusas. Ich könnte weinen vor Glück! Beim Bezahlen realisiere ich ausserdem schnell, dass die hiesige Währung nur aus Scheinen besteht. Geil, das verdammte Münz im Sack geht mir nämlich total auf den Sack. So gibt es hier sogar 1-Lempira-Noten, was umgerechnet vier Rappen sind. Damit schaffen auch wir eine Money-Shower, wie man es sonst nur von Rapper Fat Joe kennt. Das machen wir dann aber doch nicht, da die lokale Bevölkerung den künstlerischen Teil einer solchen Performance wohl nicht verstehen würde. Wahrscheinlich auch sonst niemand. Ausser Dani und mir.

    Neben einem steilen und schönen Hike im Celaque National Park, unternehmen wir eine kleine Tagesreise zu den Maya Ruinen von Copan. Das Gelände voller roter Aras ist wirklich eindrücklich, die Hin- und Rückfahrt mit sogenannten Chicken-Buses irgendwie auch. Wobei man diese permanent und unendlich überfüllten Mini-Busse in unseren Breitengraden nicht „Chicken“-Buses nennen dürfte, denn diese Art der Tierhaltung ist in Europa seit den Siebzigern verboten. Die Leute hier sind sich das offensichtlich gewohnt und mir scheint es, denen gefällt dieses schwitzige Gruppenkuscheln sogar. Mir nicht. Fahrpläne gibt es generell nicht. Und wenn an einem Bus doch ein Fahrplan hängt, stimmt dieser auf Nachfrage ohne jegliche Begründung doch nicht und wir sitzen etwas verloren rum. Resultat: zwei Stunden Ruinen gucken, halbe Stunde Pupusas futtern, über acht Stunden Chicken-Bus leiden und irgendwie den Anschiss. Und Gummibärli haben wir auch keine dabei. Sue ist doof.

    Hinzu kommt die schockierende Erkenntnis, dass sich hier - und eigentlich in ganz Süd- und Zentralamerika - offensichtlich niemand um die Umwelt schert. Alle, Erwachsene, Alte, Kinder und auch der Busfahrer selber, schmeissen einfach alles aus dem Fenster. Alle. Und niemand würde je etwas sagen. Natürlich habe ich als Jugendlicher auch mal ein Fanta-Fläschli aus der BD/WM geworfen, aber man hat mich Besseres gelehrt und bei Bedarf zurechtgewiesen. Und ja, ich habe leider auch genügend Freunde, die ihre Zigaretten immer noch auf die Strasse schmeissen. Schämt Euch! Aber das hier hat ein ganz anderes Ausmass. Und wenn man mal das ganze Ausmass erkannt hat - Asien soll ja noch schlimmer sein -, erscheint die ganze Migros- und Coop-Säckli Diskussion wie ein Witz. Natürlich, man muss irgendwo anfangen und zuerst vor der eigenen Türe fegen, alles richtig. Aber in meinem nächsten Leben werde ich vor der UNO-Vollversammlung einen Umweltsünder-Index verlangen, dessen Ranking massiven Einfluss auf mögliche Privilegien und Wirtschaftsförderung hat. Wahrscheinlich gibt es das schon, aber es funktioniert offensichtlich nicht. Alles nur Fassade.

    Wie unser lustiges Hotel eben. Das schöne Zimmer entpuppt sich als stinkendes Loch, welches wir nach der ersten Nacht wechseln. Das Personal beim Frühstück braucht gerne dreissig Minuten für den Kaffee bei vier Gästen und wer gewisse Anmerkungen wie „kein Käse“ oder so hat, der wird sowieso ignoriert. Anstelle vom Käse fehlen dann Fleisch und Brot. Macht ihr ganz toll hier. Und wer schon einen O-Saft hatte, kriegt hier keine Tasse Kaffee. Es gibt nur entweder oder. Bei knapp fünfzig Stutz pro Nacht. Echt jetzt? Trotz Food-Waste Aversion lasse ich am letzten Morgen den ganzen Scheiss stehen und laufe davon. Den Quatsch mache ich nicht mit und schliesslich wollen wir noch die hiesige Zigarrenfabrik besuchen. Meine letzte kubanische Zigarre habe ich am Abend zuvor extra noch geraucht, damit mein Reisehumidor maximale Kapazität bietet. Die olle Schrulle von der Rezeption hatte ja am Freitag dort angerufen und bestätigt, dass es am Montag um zehn eine Führung gibt und keine Reservation nötig ist. Tja, das sieht Security-Ramon am Eingang der Fabrik anders. Führung? Gibt es nicht! Verpisst euch ... Jup, wirklich ganz toll gemacht. Scheiss Hotel. Zur Beruhigung und weil ich das Frühstück hab stehen lassen, ziehe ich mir ein paar Pupusas rein. Aber auch die haben in El Salvador irgendwie besser geschmeckt. Ich will nach Hause.

    Sue lässt mich nach kurzer Diskussion dann aber nicht gehen und obwohl aus meiner Sicht unverdient, bekommt Honduras natürlich (mindestens) noch eine Chance. Unser nächster Halt ist am Lake Yojoa, wo wir drei Nächte in der D&D Brewery Lodge reserviert haben. Wie der Name vermuten lässt, eine Brauerei. Ich freu mich!
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  • Um ein Haar hätte es Ramon geschafft

    June 27, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach der geballten Negativität des letzten Posts, war es Zeit für ein wenig Optimismus. Honduras bekommt seine zweite Chance. Die Reise zum Lake Yojoa läuft gut. Die Chicken-Buses sind weit weniger überfüllt und ab und zu bekommt man sogar ein Lächeln zugeworfen, welches ich ausnahmsweise erwidere. In einem Fall entwickelt sich sogar ein (mehr oder weniger) interessantes Gespräch mit einem Local, der mir in der Folge auch seine Nummer hinterlässt, um bei weiteren Schwierigkeiten zur Stelle zu sein. Nett. Und dann liegt der scheiss Chicken-Bus doch einfach ab. Ursache? Kein Most mehr im Tank. Echt jetzt? Ganz toll gemacht! Du hast genau zwei Aufgaben, schauen, dass dein Arbeitsgerät funktioniert und uns während der Fahrt nicht umbringen. Name: Ramon, Beruf: Busfahrer, bei mir: Durchgefallen. War es das schon mit der zweiten Chance für Honduras? Fast. Nachdem ein erster Truck bereit ist, ein paar Tropfen seines wertvollen Treibstoffs abzugeben und ein zweiter Truck einen Schlauch für das Absaugen aus dem Tank zur Verfügung stellt, ist das Problem in unter einer Stunde behoben. Alle lachen. Ich nicht. Fahr! 

    Die D&D Lodge ist wirklich schön und wir gönnen uns endlich die erste einstündige Massage unserer Reise. Und die war wirklich fantastisch! Auch ohne Happy-End und für lediglich dreizehn Dollar. Auf unseren Hikes sind wir meist stundenlang alleine, was zugleich schön und doch auch ein wenig seltsam ist. Das Schöne überwiegt aber. Wie bei Sue. Als wir auf einen Wasserfall mit grosser Badewanne treffen, können wir der Versuchung nicht widerstehen. Obwohl wir keine Badehosen dabei haben, wollen wir unsere durchgeschwitzten Körper kühlen und von all dem klebrigen Schmodder befreien. In Unterwäsche lässt sich ja auch baden. Die kecke Sue meint noch, ich könne ja auch den Adam machen. So so. Selber hätte sie aber keinen Mut für Eva. Nach kurzem Zehentest befinde ich dann aber, dass es für den Adam eindeutig zu kalt ist und ich leider gerade kein Feigenblatt zum Kaschieren der visuellen Folgen zur Hand habe.

    Nach drei aktiven Tagen in der Lodge, tollem Essen und dem Weiterkommen der Schweiz an der WM, bin ich schon fast versöhnt mit Honduras. Das Land hat seine zweite Chance doch noch genutzt. Und eine dritte Chance gibt es ja auch noch. Nämlich in Utila, unserer nächsten Destination, wo Sue ihren Tauchschein machen will. Ich seh mich eher mit Schirmchendrink und Club-Sandwich (oder Pupusas) im Liegestuhl fläzen ...
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  • Dr. John with no t-shirt on

    July 5, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 28 °C

    Utila ist laut, hektisch und schrill. Eine Touristen-Hochburg mit eigenem Party-Song der einfältigeren Sorte. Hätte ich das eher bescheiden produzierte Video schon vor unserer Anreise gesehen, hätte ich mir das vielleicht nochmals überlegt (https://youtu.be/LX-H-zF9PJ4). Wobei, wahrscheinlich nicht. Genau unser Niveau und schliesslich ist Utila eines der günstigsten Tauchreviere, um offizielle Zertifizierungen zu erlangen. Und darum sind ja auch wir Cheap-Fuck-Touris hier. Sue traut sich doch tatsächlich ans PADI Open Water, obwohl dies nur wenige überleben und sie zu der besonders gefährdeten Gruppe von Menschen (bzw. Mädchen) gehört, die sich beim Sprung ins Nass ausnahmslos die Nase zu hält. Ich habe in erster Linie Durst, trage mich dann aber doch auch für zwei Fun-Dives ein. So schlimm wie im Video ist es hier dann nämlich doch nicht. Und könnte ja sein, dass Sue bereits am ersten Tag aussteigt oder gänzlich untergeht. Was auch schade wäre, denn dann hätte ich ja nie von den Preisen hier profitiert.

    Und irgendwie packt mich dann doch wieder der Ehrgeiz. Kaum zurück von meinen Dives, checke ich beim Vorbeischwimmen kurz Sue‘s geistige und physische Verfassung - beides scheint trotz Unterwasser-Training ohne Nase zuhalten überraschend gut -, ehe ich mich für den „Advanced Open Water“-Kurs eintrage. Also Ehrgeiz ist sicher auch ein Grund. Einer der gut klingt. In erster Linie hätte ich aber einfach gerne eine offizielle Lizenz. Bei der Überprüfung meiner als Fotokopie vorgelegten taucherischen Laufbahn, stellten sich dann nämlich doch einige Fragen und ich stand kurz davor, der Guttenberg der hiesigen Tauch-Community zu werden. PADI war das 1993 definitiv nicht und Digitalisierung gab es damals auf Korsika offensichtlich auch noch nicht. Ob ich vielleicht CMAS 1* gemacht habe? Genau, das wars. Ganz sicher. Ehrlich. Und wieso zeigt die Fotokopie den entsprechenden Aufkleber nicht? Woher soll ich das wissen?! Frag doch Stalking-Mam. Ich war damals schliesslich noch ein Kind! Verdammt nochmal.

    Drei Tage später sind wir beide stolze und vollwertige Mitglieder der PADI-Tauch-Community. Ich ein erfahrener Adventure-Taucher und die schöne Sue neu mit imaginärem Seepferdchen-Aufnäher am Bikini. Gratuliere. Ich muss gestehen, die fünf Adventure-Dives (inklusive Nacht-Tauchen) des Advanced-Kurses haben eine Menge Spass gemacht. Und irgendwie läuft es dann eben doch wie im Video und wir bleiben auch auf dieser verdammten Insel hängen. Neben den ganzen WM-Spielen - und dem damit verbundenen Frust den es zu betäuben gilt - gibt es in unserem Dive-Center jeden Abend irgend so ein Special-Dings. Immer ziemlich genau in der Mitte zwischen irgendwie überflüssig/übertrieben und doch irgendwie lustig/unterhaltsam. Sushi-Night, Trivia-Thursday, Wings-Night, Pizza-Friday (das offensichtliche Highlight!), Movie-Night oder eben der Bingo-Abend. Ach, wie ich es geliebt habe. Damals, in Bettwil. Mit dem Fönz und denen vom Meier Elektro. Als man mich noch eingeladen hat. Schön wars. Ob ich hier in Utila was gewonnen habe? Verdammte Scheisse, nein. Sue natürlich schon. Tequilla-Shot direkt ab der Flasche. Gratuliere. Nach zehn Tagen, vier Zigarren, einem kleinen Zwischen-Koller, trotzdem viel Spass und zusammen insgesamt neunzehn Tauchgängen wird es aber Zeit für uns. Hundertprozentig warm werden wir mit dem hiesigen Leben dann doch nicht - mit Ausnahme vom Pizza-Friday! - und bei einem weiteren Verbleib bekäme ich wohl ein Fall für „Dr. John, the doctor with no t-shirt on“!

    Ab nach Belize! Soll schön sein. Und teuer. Bleiben wohl nicht lange ...
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