Zwischen den Jahren

December 2019 - January 2020
Einmal in New York falsch abgebogen und schon bin ich am anderen Ende von Nordamerika gelandet. Puerto Rico und die BVI laden zwischen den Jahren. Abenteuer, Vorfreude und Neugier warten schon! Read more
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  • Happy New Year!

    January 1, 2020 in British Virgin Islands ⋅ 🌙 25 °C

    Meine Schwester hat uns gestern unterdessen zu einer kleineren Strandparty eingeladen. Die Musik dröhnt aus allen Lautsprechern und wir können uns glücklich schätzen dass wir an diesem Abend vom Regen verschont werden. Davon wurden wir in letzter Zeit regelmäßig eingeseift auch wenn auf den Bildern immer die Sonne scheint. Diese sensationelle Jahr lässt sich auch nur unterTränen verabschieden.

    Am Strand erwarten uns einige Künstler mit ihrer Vorführung. Stelzenläufer und Seilartisten ringen um die Gunst der Zuschauer. So richtig beeindruckt hat mich jedoch der Mann mit dem Feuer. Aus alten Bojen hat er mit dem Schweißbrenner hochwertige Kunstwerke geschaffen. Diese werden mit Holz gefüllt und als Manns hohe Feuerschalen an den Strand oder ins Wasser gestellt. Es gilt gleichzeitig eine wichtige Bedeutung traditionell die alten Gedanken loszulassen und neue zu fassen.

    Als genau zwischen ihnen das Feuerwerk gezündet wird ist der magische Moment perfekt.
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  • Gute Vorsätze

    January 1, 2020 in British Virgin Islands ⋅ ☀️ 27 °C

    Eine gute alte Familientradition ist es zu Neujahr einen Spaziergang zu machen. Aus Vorsätzen werden Pläne und die werden nun in die Tat umgesetzt. Dabei steht einmal mehr die Frage welche Ziele ich über kurz und lang verfolge. Ist es nicht so dass ich jeden Tag die eigenen Grenzen austesten und ein wenig ausweiten wollte? Ich nutze die Zeit meine Gedanken zu richten.

    Dabei schaue ich nicht mehr als ein paar wenige Tage in die Zukunft und möchte die Gelassenheit der letzten Monate auch weiterhin auskosten ohne jedoch faul auf der Haut zu liegen. Zum Strandleben bin ich wahrhaft nicht geboren. Ich kann Zeitpläne haben. Jedoch ist mir jetzt schon klar dass es wohl das Beste ist Pläne stetig zu verwerfen wenn ich sie nicht Zeitnah anpacke. Dabei bin ich natürlich nicht vor Höhen und Tiefen gefeit. Die Zeit die ich gerade durchmache ist ebenso nicht immer so leicht wie sie scheint. Irgendwann aber kann ich mir sagen ich bin reich an Erfahrung und dankbar wenn jeden Tag neue dazu kommen.

    Selbstverständlich darf das Rad fahren nicht zu kurz kommen. Ich muss mich aber nicht selbst schlagen und gleich noch einen auf die über 13.000km vom Vorjahr drauf setzen. Immerhin beginne ich am Besten gleich heute damit das Sorgenkind meiner Schwester aufzupolieren und wieder gangbar zu machen. Mehr Rost als an jedem Segelboot, ein Hammer und ein bisschen Öl später läuft alles wieder als hätte ich im letzten Jahr nichts anderes gemacht als Fahrräder repariert.
    Schon auf dem ersten Kilometer treffe ich zwei Tschechen auf ihrer Segeltour quer durch die BVI. Die letzten zwei Wochen haben sie auf Jost Van Dyke verbracht. So ziemlich jeder Einwohner kannte sie danach und auch nach nur 2 Wochen war es ein bittersüßer Abschied und rührender Abschied für sie. Es ist Balsam für die eigene Seele wenn ich Menschen schon am Ersten Tag im Jahr so viel Zuversicht spenden kann. Für einen Regenbogen reicht es heute ausnahmsweise nicht. Dafür für einen herrlichen Sonnenuntergang den ich mit den beiden bei meiner Kleinst-Radtour teilen konnte.

    Das Jahr wird einzigartig. So viel steht fest. Ich bin neugierig was dazwischen alles unverhofft hinzu kommt.
    Es wird neue Wegbegleiter geben. An Haus und Garten stehen große Renovierungsprojekte an. Ich habe mir zudem für das Jahr vorgenommen mein eigenes Land besser kennen zu lernen und nicht bloß den Weg zwischen Arbeit und Wohnung. Außerdem steht bereits fest dass ich meinen ersten Tauchschein dieses Jahr absolvieren werde.

    Nichts wie los! Die Zeit wartet nicht auf mich. =).
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  • Anegada Anegada

    January 3, 2020 in British Virgin Islands ⋅ ☀️ 27 °C

    Früher Morgen, kurz vor sechs Uhr. Es ist noch mindestens zwei Stunden finster. Nicht einmal der Hahn hat schon gekräht. Weil die Fähre so zeitig ablegt werde ich dennoch jetzt schon aus der Hängematte geschmissen. Die Straßen sind frei und meine Schwester tut das was sie am liebsten tut - Hauptsache schnell weg. Über die Straßenverhältnisse müssen wir uns vielleicht ein ander Mal unterhalten. Egal.

    Am Pier gilt es zunächst heraus zu finden ob heute gleiche Preise für alle gelten oder ob es Touristenaufschlag gibt. Zumindest heute zahlen jedoch alle das Gleiche. Und auf geht die Fahrt nach Anegada. Der morgen verspricht viel Gutes. Die Wolken hängen alle auf Tortola fest und geben von Weitem einen herrlichen Regenbogen nach dem Nächsten. Nach dem Ersten Zwischenstop auf Virgin Gorda lassen wir die Vulkane hinter uns und fahren hinaus aufs offene Meer. Meine Schwester verschwindet derweil beim Kapitän der scheinbar ein guter Freund von ihr ist. Eine halbe Stunde Später treffen wir wie aus dem Nichts wieder auf Land. Anegada ist die einzige Insel der BVI die man eigentlich nur aus dem Flugzeug sieht. Flach wie eine Flunder liegt das ehemalige Korallenriff vor uns. Höchster Punkt 2m über Null.

    Dennoch ist die Insel seit Siebenhundert und mehr Jahren bewohnt. Davon zeugen heute noch die weißen. Muschelberge (Anegada Conch Shell Islands) die aus dem Wasser ragen als wären die Zeiten längst vergangen. Doch die Fischer fangen auch heute noch Conches und setzen diese Tradition fort.
    Anegada lebt traditionell vom Fischfang und vom Hummer. Heute kommt vor allem der Tourismus hinzu. Wer will kann sich ab ca. 300$ die Nacht einmieten. Oder er ankert mit dem Boot.
    Alles was auf die Insel kommt, kommt mit dem Boot. Lebensmittel, Post, sogar Blumensträuße in einer bereits mit Wasser gefüllten Vase.

    Das einzige was sich hier fast von selbst züchtet sind Esel, Ziegen und Iguanas. Man hält die Esel und Ziegen für Arbeit, Fleisch ind Milch. Die Iguanas sind hingegen eine bedrohte Tierart die über drei Jahre zunächst in Käfigen aufwächst und dann ausgewildert wird um möglichst viel frühe Verluste zu vermeiden.

    Was es sonst noch gibt? Jede Menge einsame Strände zum Schnorcheln und Kitesurfen. Anegada ist die einzige Koralleninsel der BVI. Die Riffe beginnen meist schon direkt im flachen Strandwasser und gehen Kilometer weit hinaus. Und je nach Saison kann die Insel sehr vom Wind gebeutelt werden. Also - Bier holen und dann lauf um dein Leben!
    Anegada wartet schon. =)
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  • Segeln bis in den Sonnenuntergang

    January 4, 2020 in British Virgin Islands ⋅ ☀️ 26 °C

    Was für eine tolle Überraschung! Ich muss heute wieder nicht ganz so zeitig aufstehen. (Es ist erschreckend wie schnell man sich das abgewöhnen kann.) Meine Schwester hat ein Boot organisiert und gemeinsam mit fünf Freunden heißt es heute - Segel setzen!

    Die Mannschaft besteht aus überwiegend jungen Matrosen. Vier davon gehen sogar noch in die 1.-6. Klasse. Gemeinsam wollen wir zur Schatzinsel hinüber in Richtung Norman Island segeln und die Grotten nach dem verborgenen Schatz erkunden.

    Viele Boot ankern schon vor uns. Doch wie Piraten eben sind findet sich immer einer der seinen Platz freiwillig abgibt und wir bekommen unsere Boje zum ankern. Jeder eine Nudel unter den Bauch, Flossen an und Schnorchel auf. Dann kann es losgehen. Der Schatz, das ist das Meer. Wo immer man schaut entdeckt man so viel mehr als allein schon an Land. Unterm Boot sitzt ein Barrakuda, unzählige Parrotfische schwimmen an den Felsen, Fairy Basselt, Sergeant Major und die ein oder ander Krabbe finden wir entlang der Grotten.

    Zu Mittag gibt es ein riesiges Buffet mit deutschem Kartoffelsalat, Obstteller und Ananassaft. Reicher konnte der Tisch nicht gedeckt sein. Zum Nachmittag ergänzen wir noch Kaffee, Bananenkuchen und Kalter Hunt. Zwischendurch geht es immer und immer wieder ins Wasser schnorcheln. Bis die Sonne untergeht.

    Die Zeit verging so rasant schnell. Leicht könnte jemand daher kommen und sagen ihr ward doch nur ein wenig schnorcheln und baden. Nein! Das Leben ist mehr. Es lohnt jeden Tag Segel zu setzen und etwas schönes gemeinsam zu unternehmen. Wir haben eine riesigen Schatz gehoben! Doch das war Teamsache. Das ging nur gemeinsam. Und so haben sich auch alle den Sonnenuntergang verdient während das Boot lautlos durch die Wellen gleitet.
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  • Seeratten

    January 4, 2020 in British Virgin Islands ⋅ ☀️ 27 °C

    Ein kleines Erdbeben bringt hier gern immer mal etwas ins wanken. Vor allem den Zeitplan. Leider bleiben dadurch Geschichten im Verborgenen die sonst auf jeden Fall einer Erzählung wert sind. Es lohnt dadurch auch einmal zwei Wochen zurück zu blicken und die Schätze der Südsee unter Wasser zu suchen. Unter Wasser und auf dem Boot fühlt es sich ohnehin sicherer wenn die Erde bebt.

    Unsere Segeltour bot nicht nur Wind, Wellen und farbenprächtige Höhlen. Die Kinder kaperten alsbald das Steuer unseres Piratenschiffes und die alten Erwachsenen wurden während der Schnorcheltour für eine Verschnaufpause auf einer einsamen Insel ausgesetzt. ;)
    Meine Schwester probiert unterdessen ihre neue Unterwasserkamera aus. Vieles lässt sich jedoch vorerst nur beschreiben. All die Fische, Hummer und Muscheln; Seeigel und Korallen kann man gar nicht auf Foto bannen. Die Erinnerung ist im Kopf! Ich glaube wenn ich an diesen Tag zurückblicke weiß ich woher das Sprichwort "Es ist wie im Paradies" stammt.
    Zum Glück können Korallen nicht wegschwimmen. Denn sonst bekämen wir zu Beginn fast gar nichts vor die Linse. Die Unterwasserwelt der Karibik ist sehr farbenfroh. Daran gibt es keinen Zweifel. Doch diese ganze bunte Vielfalt an Spotlight Parrotfish, Fairy Basslet, Great Baracuda, Sergant Major, Yellow Trailsnapper, Hermit Crab und vielen, vielen mehr - suchen blitzartig das Weite sobald man darüber hinweg schnorchelt.Bilder? Farben? Keine Chance! Und dann ist das wie bei den Menschen auch. Drei Fische verstecken sich unter einem Stein und schicken stets den gleichen vierten, der passt nur noch halb darunter, immer wieder vor um zu schauen ob die Luft wieder rein ist. Als ich das gesehen habe musste ich mir das Lachen echt verkneifen. Schon mal versucht unter Wasser zu lachen? Ich schon - und ich war froh dass ich das beim Schnorcheln ausprobiert habe.
    Ja, beim Schnorcheln ist die Welt so - beim Tauchen ganz anders... Das wurde auch anderen Piraten vor uns bereits zum Verhängnis wenn der Schatz etwas tiefer lag. Bevor wir wieder Segel setzen kommen jedoch alle wieder an Bord. Niemand wird zurück gelassen. Auch wenn einer vom Alten Kader seinen Kopf nicht unter Wasser steckte und am Ende fragte „gibt es da unten tatsächlich gleich Fische?“ (Äh, ja?)...
    Das Boot hat mittlerweile einige Algen angesetzt und sieht von unten kein Stück besser aus wie die Boote im "Fluch der Karibik". Möchte jemand beim Segeln Rekorde brechen so ist das wohl ein wahrer Fluch damit. Wir segeln lieber gemächlich dahin und erfreuen uns einmal mehr an diesem wunderschönen Tag. Türkisblaues Wasser machte aus uns Wasserratten kleine Seeratten. In den nächsten Tagen werde ich wohl nicht genug bekommen.
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  • Tiefseeratten im offenen Meer

    January 7, 2020 in British Virgin Islands ⋅ 🌧 27 °C

    Gute Vorbereitung und passende Ausrüstung sind grundsätzlich alles was es zu einem erlebnisreichen Ausflug braucht. Probiert man etwas Neues aus kommt hierzu noch das Training denn aus der Erfahrung lässt sich dann noch nicht schöpfen.
    Auch wenn Tauchen aufgrund qualifizierter Vorbereitung zu den sicheren Sportarten zählt bleibt stets ein kleines Unbehagen wenn man unter Wasser für längere Zeit zu Gast sein will. Völlig auf sich gestellt ist man nicht. Doch wohlfühlen ist Kopfsache. Unter Wasser besonders. Der Körper ist mit sich beschäftigt. Das Wasser drückt auf den Körper ein. Vielleicht kommt am Anfang auch ein klein wenig Platzangst auf, aus der man nicht entfliehen kann. Das Herz pocht auf was man sich alles konzentrieren soll. Und dann sagen einem alle ruhig bleiben und tief! durchatmen. Es braucht seine paar Anläufe bis das klappt. Das Training besteht noch aus viel mehr Erfahrungen die ich unter Wasser selbst lieber nur einmal machen möchte. Es ist alle Mal besser den Notfall zu trainieren als ihn tatsächlich zu haben. Was also tun wenn unter Wasser die Luft ausgeht? Wenn an der Wasseroberfläche sehr starker Wellengang ist, oder die Schlauchboote und Segler rund herum keine Rücksicht auf Taucher nehmen? Wie orientiere ich mich unter Wasser, wie kommuniziere ich und was sind das alles für tolle Geschöpfe unter Wasser die ich bis dato nur aus dem Buch kenne?
    Durch Tauchgänge in Galapagos und Madagascar hattte ich bereits Gelegenheit mehrfach zu schnuppern. Ich will den nächsten Schritt gehen. Bereits die "open water"-Lizens gibt mir ungeahnte Möglichkeiten die Welt unter Wasser ebenso zu entdecken wie im Regenwald, in der Prärie oder auf hohen Bergen. Es brauchte gerade mal vier Tage und einige Nachtschichten. Dann war die Theorie erledigt und die Praxis in vollem Gange.
    Am Nachmittag kam ich von den Tauchgängen zurück. Im Büro wartete bereits meine Schwester war neidisch und sprach nur all zu oft von Frechheit wenn ich ihr erzählte wo ich als Grünschnabel das Tauchen lerne. Rainbow Canyon, Santa Monica Rock und Ring dove Rock sind nur eine kleine Auswahl. Aber ich habe einiges aufzuholen. Sie hat ihren Tauchschein bereits. Sie hat gut reden und will mit mir am letzten Tag mitkommen. *freu* Leider gilt auch hier wieder - die Vielzahl der Fische lässt sich nur beschreiben aber nicht auf Foto fassen. Am Besten Ihr schaut selbst mal bei eurem nächsten BVI-Urlaub nach! Es gilt wie gesagt einen großen Schatz zu bergen. Hawksbill turtel, Sea cucumber, Bermuda Chub, Porcupine fish, Nurse shark, Octopuss, Lobster, Arrow crab, Lionfish, Baracuda, Peacook flounder, Atlantic spade fish. Das sind nur einige der großen Wunder unter Wasser. Dazu kommt noch der farbenfrohe Zauberwald voll Korallen.
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  • El Yunque - der Natur auf der Spur

    January 10, 2020 in Puerto Rico ⋅ ⛅ 23 °C

    Die Zeit in den BVI geht schon wieder zu Ende. Die Reise Checkliste hat hingegen noch einige Punkte offen. Er Rückflug offenbart noch einmal einen herrlichen Blick über das Karibische Meer und sein einzigartiges türkisblaues Wasser. Aus dem Fenster sehe ich noch einmal jeden Strand über den ich eine Geschichte erzählen könnte. Zum Glück ist dieses eine Privileg im Flieger sicher. Jeder bekommt einen Fensterplatz. =) Manchmal ist es auch ein wenig komisch. Wenn man es gar nicht gewohnt ist etwa mit den Füßen fast in der Luft zu baumeln weil das Flugzeug nicht viel länger wie breit ist. Und dann in über 3000m Höhe so gut wie nichts unter sich zu haben. Reine Kopfsache, ich weiß.

    Zum Ausgleich erklimmen wir am selben Tag noch die Höhen des El Yunque National Forest. Dem einzigen Regenwald Nationalpark unter US-Amerikanischer Verwaltung. Die nächsten Tage verheißen wohl nicht nur Gutes. In den letzten Tagen bebte hier in Puerto Rico gewaltig die Erde. Ein Grund mehr auf die Berge zu steigen wenn sie noch stehen.
    Der Regenwald wird hauptsächlich durch die Luquillo Mountains bestimmt. Er zeichnet sich durch seine besonders hohe biologische Vielfalt aus und ist vergleichsweise leicht zu erreichen. Jedes Jahr kommen etwa 600.000 Besucher hier her. Ein Bruchteil derer die zum Beispiel mit dem Kreuzfahrtschiff in den BVI unterwegs sind. Es lohnt sich also.
    Auf schmalen Wanderwegen laden Farne, Wasserfälle und Aussichtstürme zum Entdecken ein. Der Blick, wenn man ihn denn hat, reicht bis hinaus aufs Meer. Ein Wermutstropfen ist wiederum der Winter. Die 24 Grad im Schatten trösten nicht über die Tatsache hinweg, dass die Wolken tiefer liegen und die Bergspitzen im Nebel bleiben. Es wäre ein idealer Ort Nachts Mäuschen zu spielen und Tiere zu beobachten die sich am Tag so weit wie möglich von Besuchern fern halten. Und der Sternhimmel! Naja - ein ander Mal. Ich begnüge mich damit am Abend doch ein wenig mehr Licht zu haben und meine Platzwunde am Knie zu versorgen. Der Boden im Regenwald war an manchen Stellen rutschiger als erwartet.
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  • Da schwappt mir der Kaffee aus der Tasse

    January 11, 2020 in Puerto Rico ⋅ ☀️ 28 °C

    Ich habe einige Zeit überlegt ob es richtig ist über Trauer und Leid zu schreiben wenn es mich im großen gar nicht selbst betroffen hat. Wie oft sehen wir die Nachrichten und hören über Katastrophen die andere Teile der Welt heimgesucht haben. Eine Flut hier, ein Hurrikan da. Ein Erdbeben das Nächte lang Menschen auf der Straße schlafen lässt weil sich keiner mehr in das eigene Haus traut. Tagelang Stromausfall. Mein Schutzengel hat bislang immer dafür gesorgt dass es irgendwie problemlos weiter ging. Ich erinnere mich nur zu gut wie vor Jahren einmal in China im ganzen Stadtteil das Wasser fehlte und wir bis hin zu leeren sauberen Mülleimern und Schüsseln mit allem was wir hatten am Tankwagen standen weil nicht absehbar war wie lang das andauert. Es ist hilfreich diese Ungewissheit einmal zu erleben wenn man weiß auf was man sich einlässt.
    Anders sieht das aus wenn einem mit dieser Ungewissheit einher die Lebensgrundlage verschwindet. Zwei Ereignisse sind mir dazu all zu gut in Erinnerung. 2017 reiste ich in den Oman. Da wollte ich ursprünglich bereits schon einmal in die BVI. Hurrikan Irma zerstörte kurzerhand die Flughäfen und alles andere drum herum in den Islands. Kein Dach war mehr auf seinem Haus. Kein Blatt war mehr an seinem Baum. Und meine Schwester war damals mitten drin....Heute erinnern nur wenige Häuser an das katastrophale Ausmaß. Ein paar Boote sind stumme Zeitzeugen und liegen im Hafen. Sie liegen wohl für immer so wie sie der Sturm zurück gelassen hat. Korallen und Mangroven sind genauso schwer beschädigt oder gar unwiederbringlich zerstört. Eine Versicherung ist für die Menschen vor Ort damals wie heute oft unbezahlbar. Jährlich kommen wieder neue Stürme. Mit ihnen die Ungewissheit. Die Menschen haben zusammen gehalten und sehr viel nach ihren Möglichkeiten wieder aufgebaut. Sie meinen - es ist passiert, was willst du jetzt darüber reden was damals an Fehlern gemacht oder bis heute versäumt wurde. Der Medienzirkus kam und ging. Beim Aufbau mit angepackt hat keiner. Die eigene Zeit, Mittel und Ressourcen sind auf einer Insel jedoch begrenzt. All das kann bereits morgen wieder vernichtet sein.
    Hinzu kommt der Fakt das Leben gleicht hier einem Tanz auf dem Vulkan. Die Region um Puerto Rico ist weniger für spektakuläre Ausbrüche als vielmehr kleine fieße Erdbeben bekannt. Das öffentliche Leben leidet darunter genauso. Zwei Tage vor unserem Rückflug gab es in Guanica an der Südküste Beben mit 6,8 und mehr. Ich war zuversichtlich und änderte nicht meine Reisepläne allein von dem was ich aus den Nachrichten wusste. Stromausfall auf der ganzen Insel, das öffentliche Leben ist weitgehend zum erliegen gekommen, das Militär ist im Einsatz um vor Ort zu helfen...und der erste Tag im Regenwald Verlief ja entsprechend gut. Nach nur zwei Tagen war größtenteils der Strom wieder her gestellt. Unsere Kajak tour im Mondschein war davon ebenso unabhängig. Die Hausdame bei der Zimmervermietung meinte - hier hast du Taschenlampen wenn der Strom wieder weg ist. Ihr Haus würde immer mal wackeln. Da es aber auf Holzpfählen gebaut ist gleicht es das gut aus und fällt nicht ein... wie beruhigend. In der Nacht wackelt das Bett. Am Morgen beim Frühstück kommt eine andere Stoßwelle und schwankt dass der Kaffee aus der Tasse schwappt. Kleine Nachbeben. Wie die Frau bereits meinte... Doch sogar meine Schwester spürte es diesmal auf ihrer hunderte Kilometer entfernten Insel und wollte wissen dass es uns gut geht. Und nun führte uns unser Ausflug direkt an den Rand des Geschehens nach Ponce. Ich will keinen Katastrophentourismus unterstützen. Oft läuft man.von ganz allein in das Unheil. Von den Erzählungen der Einheimischen gingen wir davon aus die Stadt sei genau so wenig betroffen wie die Osthälfte der Insel am Tag zuvor... wie Schaufensterdekoration wirken am Anfang fein säuberlich umgefallene Kartons. Irgendwann kommt die Einsicht dass es so nicht hingehört. Absperrband für Autos. Kein fährt rein oder raus. Ohnehin besteht die Bevölkerung hier an diesem Samstag nur aus einer Hand voll Polizisten und einen Kamerateam. Ein Konvoi von 6 weißen Jeeps brettert die Straße hinunter. Dann ist wieder unheimliche Stille. Auf der Straße liegen Trümmer. Teilweise haben die Häuser über mehrere Etagen Risse erhalten. Balkone sind abgebrochen. Vor allem Stuck und Verzierungen an den Häusern liegen jetzt auf der Straße. Die Atmosphäre ähnelt einer Geisterstadt. Ich fühle mich bestürzt.
    Jetzt im Nachhinein verdienen diese Leute meinen Respekt. Niemand hat allzu Lang Mitleid gesucht oder auf Hilfe von außen gehofft. Sie haben selbst Hand angefasst wo das zuerst am dringendsten notwendig war. Sie haben mit Ruhe und Besonnenheit aufgeräumt und sind bald schon wieder am Aufbau. Draußen vor der Stadt gibt es ein paar Zeltlager. Die Menschen sitzen in geselliger Runde und reden. Sie verstecken sich nicht. Schließlich kann es bald schon wieder so weit sein.
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  • Das Erbe von James Bond

    January 12, 2020 in Puerto Rico ⋅ ☀️ 26 °C

    Ich bin überzeugt James Bond 007 hat Puerto Rico ebenso mit einem Schreck in den Gliedern und einem Lächeln im Gesicht verlassen. Ob es so war kann ich nicht mehr nachvollziehen. Das hier am Arecibo Observatory der Film Golden Eye gedreht wurde ist 25 Jahre her. Leider verhindert die anhaltende Serie an Erdbeben fast das gesamte öfentliche Leben in Puerto Rico. Das Satellitenteleskop ist bis auf weiteres aus Vorsicht geschlossen. Agent zu sein würde so manches jetzt anders gestalten aber die Tatsache das man nicht zerstörungsfrei an den Beamten vorbei kommt eröffnet Zeit für andere komplett neue Möglichkeiten.
    Auf einer schönen Hinterlandstraße geht es vorbei an kleinen Dörfern über Berg und Tal. Anstatt Frust wartet auf uns ein idyllisches Panorama von Puerto's Bergen. Diese Ecken wo eigentlich bewusst kein Besucher fährt weil es viel zu viel Zeit kostet sind besser als jede als solches bezeichnete Panorama-Straße. Wer zufällig hier in der Nähe ist und Zeit mitbringt kann von mir gern ein paar nützliche Tipps erhalten.
    Die Mittagssonne brennt unterdessen. Puerto Rico ist ein klassisches Hundeland. Als Hund ist es wichtig, dass man eine Gute Figur macht. Ein bisschen klaffen, aber Hauptsache nicht bewegen. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Was fehlt ist die feuchte Seeluft und eine Brise Wind. Also raus aus den Bergen. Nach Cabo Rojo und an die Surferstrände der Westküste. Der ein oder andere Regenschwall setzt die Straßen komplett unter Wasser während fünf Minuten später erneut die Sonne scheint. Aber da sitze ich erst einmal für längere Zeit in einem leckeren Café. Es heißt ja einmal mehr so viel wie irgend möglich neues zu probieren. Die handgemachten Torten schmecken einfach unglaublich gut.
    Was wäre eine gute Idee wenn in dieser Woche nur noch ein letzter Sonnenuntergang zu bewundern wäre? Richtig! Wenn vorhanden empfiehlt sich dieses Spektakel in Bond-Manier am Strand bei Sonenuntergang und Meeresrauschen. Wer weiß wann es mal wieder so weit ist. Am westlichsten Zipfel von Puerto Rico liegt Rincon. Ein Leuchturm, Sonne, Strand, Palmen, Übereste eines kleinen Atom-Versuchsreaktor, hohe Wellen und Surfer. Je nach Wetterlage trifft die Brandung mit 2-25ft an Land. Die Surfer erscheinen wie kleine Zwerge in den Fluten. Ein schöner Ort um auch mal zwei Tage zu bleiben. Leider wartet der Heimflug. Nein, das kann nicht wahr sein! Während ich überlege will ich mir das am liebsten mit Rum schön trinken. Martini gibt es nicht geschüttelt, nur gerührt. Jedoch muss ich noch fahren. Die weitaus interessantere Möglichkeit am nächsten Tag ist daher ein Besuch der Bacardi Destille und Rum-Produktion südlich von San Juan. Bacardi wird gern überall hin verortet. Nur nicht nach Puerto Rico. Je nach Lagerung, Zeit und Holz der Fässer bekommt jede Charge ihren eigenen Geschmack. Und plötzlich gibt es so viel mehr Auswahl anstatt dem einen Bacardi den man in Deutschland nur bedingt trinken kann. Die Barkeeper in der örtlichen Fledermaus-Bar haben schon früh um zehn alle Hände voll zu tun. Nach dem vielen Sightseeing bleibt gar nicht genug Zeit zum verkosten. :(
    Komme was wolle. Die wenigen Tage hier waren entspannt und lohnenswert. Ganz nach James Bond habe ich mich in einem ganz besonderen Abenteuer wieder gefunden. Der Auftrag - die Welt selbst zu entdecken und Erfahrungen zu teilen - wird so schnell nicht enden.
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