Endless Summer

september 2018 - september 2019
...immer der Sonne entgegen Läs mer
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  • Dag 68

    Moremi Nationalpark

    18 november 2018, Botswana ⋅ ☀️ 39 °C

    Heute fahren wir in den Moremi Nationalpark. Es ist echt verrückt, der komplette Norden Botswanas ist eigentlich nur Buschland. Ein Nationalpark geht in den nächsten über. Handyempfang gibts schon seit zwei Wochen nicht mehr. Internet erst recht nicht.
    Dafür endlose Weite und ganz viel Ruhe („Wenn mal keiner redet ist es voll schön still.“)
    Wieder mal ist die Fahrt an sich ein Highlight. Giraffen, Elefantenherden und Zebras direkt am Wegesrand. Urtümliche Landschaften, die mit ihren Felsbrocken, Dornbüschen und Gestrüpp auf die frühesten Erinnerungen der Menschheit zurückgehen. So sah unsere Erde vermutlich einmal aus, bevor sich der Sapiens die Welt zum Untertan machte.

    Unser Campingplatz „Third Bridge“ ist total abgeschieden, mitten im Moremi Nationalpark. Auch hier unterschreiben wir wieder einen Zettel, auf dem steht, dass niemand haftet, wenn wir gefressen oder aufgespießt werden. Direkt danach berichtet uns ein Mitarbeiter, dass vor ein paar Minuten zwei Löwen durchs Camp gelaufen sind. Peeeerfekt!

    Es ist abend, wir sitzen schön gesättigt am Lagerfeuer und zocken „Hölle hin und zurück“ (Du wirst es nicht glauben Papa, aber wir kennen immer noch nicht alle Regeln auswendig). Plötzlich kommt ein Jeep angedüst und ein junger Mann hüpft heraus, welcher sich als T.H. vorstellt, er sei der Manager hier. „Sorry for disturbance. But there are three lions coming this way at the moment. And they are hungry!” sagt er und schaut prüfend unser Lagerfeuer an. „You need to keep the fire bigger, so that the animals don’t come close.”
    Da wir kein Feuerholz mehr haben und die Äste, die wir gerade verbrennen wohl T.H.’s Medizin und deshalb zu wertvoll sind, bietet er uns an, Feuerholz von ihm zu holen.
    Felix hüpft in seinen Jeep, doch der springt nicht an. Da fällt T.H. ein, dass seine Batterie leer ist. Wir schieben sein Auto zu unserem und überbrücken. T.H. lacht nur „You know my friend. We are in the jungle. It’s an everyday thing.”
    Als T.H. und Felix wieder mit dem Holz kommen, will Felix ihm gerade noch sagen, dass er den Motor nicht ausmachen soll, da is es schon passiert. Bedeutet: gleich wieder anschieben und überbrücken.
    T.H. ist jedoch so gesellig und redselig, dass wir stattdessen unser Kartenspiel abbrechen und ihn erstmal auf ein Bier in unsere Runde einladen. Er erzählt uns Geschichten, zum Beispiel, wie neulich Hyänen ein Impala gejagt haben und er und seine Jungs den Hyänen die Beute weggenommen und gegrillt haben. Breites Grinsen: “You know my friend, that’s the bush.” Oder, dass sein Kumpel gerade von einem Skorpion gestochen wurde und sie ihn mit gekauten Heilblättern (die wir vorhin verbrannt haben, ups!) und Paraceramol behandelt haben.
    Auf unsere Frage, ob es ihm morgen wieder besser gehen wird, erhalten wir ein lautes Lachen und folgende Antwort: „Sure! He is drunk now. It’s an everyday thing.” Er haut eine Geschichte nach der andern raus und beendet sie fast alle mit den Worten: „It’s an everyday thing. Welcome to the bush.“
    Mit jedem Schluck Bier wird er redseliger und großzügiger. Die Bootstour, die er vorhin noch für 600 Pula angeboten hat, gibts plötzlich für die Hälfte, außerdem könne er organisieren, dass wir heute Nacht umsonst in so einem bonzigen Luxus-Safari-Zelt schlafen können. Wir schauen uns an: Wieso eigentlich nicht? Ein kostenloses Schlaf-Upgrade sollte man sich nicht entgehen lassen. Zu diesem Zeitpunkt ahnen wir jedoch nicht, dass wir uns das Luxuszelt erst noch hart verdienen müssen. Es wird langsam spät und T.H. will uns die Zelte zeigen. Die sind zwar nur 2 Minuten zu Fuß entfernt, aber bei Nacht sollte man nicht auf dem Gelände rumlaufen. Da war ja noch das mit den Löwen. Wir müssen also wieder T.H.‘s Jeep zu unserem Auto schieben, drücken dabei wie die Ochsen. Nix geht. Dreimal fragen wir T.H., ob er auch wirklich den Leerlauf drin hat, was er nickend bejaht. Als wir trotzdem keinen Millimeter voran kommen, steigt T.H. ins Fahrerhaus, es klackt und er schreit lachend heraus „Now it’s in neutral!” Na gut, jetzt also schieben, überbrücken, hinten auf seinen PickUp und auf zu den Luxus-Zelten. Wir freuen uns schon riesig auf ein weiches Bett und eine warme Openair-Dusche. Gleich ist es soweit. Wir können die Zelte schon sehen... da würgt T.H. den Motor ab. Diesmal weit entfernt von unserem Auto und den Starterkabeln. Aus der Fahrerkabine ertönt Felix Stimme: „Now we have a problem.“ Wir probieren es nur mit Anschieben und tatsächlich: Es klappt und wir kommen endlich bei unserem Ziel an. Super! Jetzt ist es soweit. „Oh I forgot the keys. Don’t worry! I go and get them!”

    Schnitt. Eine halbe Stunde und 6 mal Abwürgen (inkl. Anschieben) im
    Tiefsand später und wir sind wieder unterwegs, um die Schüssel zu holen.
    Bis T.H. das Auto schon wieder abwürgt und lacht, als hätten wir heute Nacht nicht schon hundert mal seinen Kack-Jeep angeschoben oder überbrückt.

    Es ist mittlerweile 3 Uhr nachts (was hierzulande völlig abgefahren ist - 21 Uhr ist das neue Mitternacht und alle leben nach der Sonne) und wir wollen nur noch unter die versprochene Dusche und dann ab ins Bett. Dieses Mal ruft T.H. seinen Kumpel, der mit seinem Jeep aus dem Nichts auftaucht um zu überbrücken. Leider hat er kein Überbrückungskabel dabei. Also hüpfen Felix und T.H. in den Jeep des Kumpels und Daniel, Charly und ich sollen beim seinem Jeep warten, bis sie mit den Schlüsseln wieder kommen.

    Zack sind sie weg.

    Und wir drei mutterseelenallein auf der Ladefläche des Pickups. Es ist stockdunkel und wir sehen überall reflektierende Löwenaugen um uns herum. Ein bisschen panisch hüpfen wir von der Ladefläche und schließen uns vorne in der Fahrerkabine ein. Jeder eine Stirnlampe auf dem Kopf in verschiedene Richtungen leuchtend.
    Wie kleine Wachposten-Erdmännchen.
    Ein paar Minuten später kommen Felix und T.H. mit den Schlüsseln, wir überbrücken den Jeep ein letztes Mal mit unserem Kabel und dem Auto seines Kumpels, um dann die 50 Meter bis zu den Luxus-Zelten zu fahren. Geschafft!
    Begeistert shamponieren wir unsere Haare in der unglaublich laut prasselnden Outdoor-Dusche (sehr zum Ärgernis der sich umso lauter beschwerenden Nachbarschaft), fallen in unsere Betten und genießen 4 Stunden himmlischen Schlaf - bis T.H. bereits um 8 Uhr morgens wieder vor dem Zelt steht und uns rausscheucht. Noch müde?
    Er habe heute Nacht gar nicht geschlafen, meint er grinsend.
    Der Auto-Mechaniker war schließlich noch da.

    (Edited by Charlotte Meindl)
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  • Dag 69

    Moremi Nationalpark 2

    19 november 2018, Botswana ⋅ ☀️ 37 °C

    Ziemlich verkatert und völlig übermüdet hängen wir nach unserem nächtlichen Luxus-Zelt-Abenteuer den ganzen Tag nur am Campingplatz „Third Bridge“ herum.
    Wir sind im Moremi Nationalpark mitten im Okavango-Delta, eines der größten Flussdeltas der Welt. Fun-Fact: Der Okavango ist der einzige Fluss, der nicht ins Meer mündet, sondern in den Salzpfannen Botswanas versickert.

    Erst am Abend schaffen wir es nochmal auf Pirschfahrt zu gehen.
    Wir fahren im Schritttempo durch diese wilde und einsame Region, durchqueren lange windige Landstriche mit gelbem Gras und verblichenem Dornbusch bis wir an das Ende einer kleinen Halbinsel im Delta gelangen. Dort treffen wir zwar nicht auf die erhofften Geparde, dafür aber auf ein paar Jungs, die an diesem super abgeschiedenen Ort zelten, um tagsüber Touris auf Booten durch das Okavango-Delta zu schippern.

    Die Sonne ist gerade am untergehen und wir denken uns noch, wie schön so eine Bootsfahrt doch gewesen wäre. Da bietet uns der Tybbi doch im Ernst an, dass er noch einen Sunset-River-Cruise mit uns machen kann. Bedingung: wir müssen JETZT direkt los und wir müssen danach bei ihnen schlafen, weil wir bei Dunkelheit nicht mehr zurück zum Camp fahren dürfen.
    Wir schauen uns kurz an und es ist sofort klar: Das machen wir! Spontan wird’s meistens am besten. Und außerdem kribbelt da so ein wundervolles Abenteuergefühl. Wild campen mitten in einem Nationalpark.

    Zwei Minuten später sitzen wir auf seinem Boot und er fetzt so schnell durch die engen Windungen des Flusses, dass wir überzeugt sind: Diese Tour geht normalerweise eher 3 Stunden als 45 Minuten wie bei uns.

    Auf der High-Speed Tour schießt der Adrenalinspiegel in die Höhe, weil man nie weiß, ob das Boot es um die Kurven schafft oder ob nach der nächsten Kurve ein Hippo hockt, gegen das wir dann mit vollem karacho rammen würden. Einem Hippo kommen wir dann wohl wirklich zu nahe. Es verfolgt unser Boot (abartig wie schnell diese Fettklöpse schwimmen können) und macht immer wieder Drohgebärden. Wir wären nicht das erste Boot, dass von einem Hippo umgekippt wurde.

    Als der Fahrer den Motor ausschaltet, legt sich eine wundervolle Stille über unser Boot und wir genießen die wie ein Aquarell gemalte Himmelsstimmung, die sich so zauberhaft im glatten Wasser spiegelt.

    Wieder zurück am Lager der Bootsjungs, werden wir mit einem ordentlichen Lagerfeuer empfangen. „That’s what we do here every night: watching bush television.” Wir verbringen den restlichen Abend mit den Jungs ums Lagerfeuer und tauschen uns über unsere Kulturen aus.
    Sedudu erzählt uns viel über das Leben seines Volkes, der San, die ursprünglich aus der Kalahari stammen. Sie sprechen eine Klicklaut-Sprache, die sich unfassbar lustig und gleichzeitig unmöglich auszusprechen anhört. Felix ist ganz gut im Klicken, was die Jungs richtig abfeiern. „You’re my African brother!”
    Er staunt darüber, dass es bei uns in Deutschland keine Buschmänner gibt.
    Wir staunen darüber, dass er und seine Familie als Jäger und Sammler leben, das Fleisch im tiereigenen Blut abkochen und die gesamte Familie in einer kleinen Lehmhütte (übrigens aus Termitenhügelmaterial) wohnt: ein kreisrunder Raum, in dem gekocht, gegessen und geschlafen wird. Auf meine Frage, ob sie auf Matratzen schlafen lacht er sich kaputt. „I would rather sleep on the floor than on a mattress. Usually we sleep on the animal skin.”

    Leider kann Felix an diesem so passenden Moment nicht mit seiner Lederhose prahlen, da vor ein paar Tagen die komplette Schrittnaht gerissen ist. Da er seine Badehose verloren hat, und seit Sansibar in seiner normalen kurzen Stoff-Hose badet (die lustigerweise etwas durchsichtig wird, wenn sie nass ist), bleibt ihm genau noch eine kurze Hose. Aber das ist kein Problem für den Minimalist Härter, nach dessen Aussage man easy ein Jahr mit zwei Boxershorts reisen kann.

    Auch in dieser Hinsicht ist Felix ein „African Brother“, nicht unbedingt wegen der Boxershorts, sondern eher wegen der minimalistischen Grundeinstellung:

    Man braucht eigentlich nicht viel, um glücklich zu sein.

    So sitzen wir auf unseren Campingstühlen um das Lagerfeuer, knabbern Erdnüsse und geben uns ganz der Stille dieses magischen Ortes hin, die nur hin und wieder vom Lachen der Hyänen, Grunzen der Flusspferde oder Gebrüll der Löwen unterbrochen wird.
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  • Dag 70

    On the road...

    20 november 2018, Botswana ⋅ ☀️ 35 °C

    Da wir Botswana ziemlich wild durchkreuzen, verbringen wir viel Zeit im Auto.
    Klingt anstrengend.
    Ist aber saugeil.
    Auf Asphalt fahren wir schon lange nicht mehr. Dafür im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein. Hauptsächlich aber auf Sandpisten.
    Wir sind begeistert von der Leistung unseres Allradjeeps. Unfassbar welche scheinbar unpassierbaren Pisten er mit Leichtigkeit packt. Schlaglöcher so tief, dass es die leichte Charly beim Drüberbrettern gegen das Autodach katapultiert. (Felix zu Daniel „Hast du gerade gebetet während dem Fahren?“).
    Brücken aus Baumstämmen, bei denen es uns das Holz um die Ohren haut. Wasserlöcher, bei denen davor nie klar ist, wie weit man beim Durchfahren eintaucht. Fieser Tiefsand in fieser Schräglage. Immer im Hinterkopf: Auto-Flippen ist nicht versichert.
    Dabei ziehen die verschiedensten skurrilen Landschaften an uns vorbei, eine beeindruckender als die andere. Gerade denkt man noch, man sei auf dem Mond, schon fährt man wieder an Nilpferdsümpfen vorbei, die übergehen in meilenweite knochentrockene Savanne mit kahlen skelettartigen Bäumen.

    Wie wunderschön unsere Erde doch ist!
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  • Dag 71

    Baines Baobabs

    21 november 2018, Botswana ⋅ ⛅ 35 °C

    Durch Elefantenherden, vorbei an Zebras und Giraffen machen wir heute unseren Weg vom Moremi Nationalpark in den Nxai Nationalpark (Achtung: das x ist ein Klicklaut). Wir freuen uns tierisch, denn wir haben für heute eine der drei Campsites bei den Baines Baobabs gebucht.
    Am Rande des weltgrößten Salzpfannensystems „Makgadigkadi“ stehen ein paar gigantische Baobab-Bäume (=Affenbrotbäume), die nach dem Maler und Abenteurer Thomas Baines benannt sind. Fun Fact: Heute zeigt ein Vergleich mit Baines‘ Gemälden, dass in fast 150 Jahren nur ein einziger Ast abgebrochen ist.
    Inmitten dieser Salzpfannen auf einer kleinen grünen Insel um einen riesigen Baobab herum finden wir unseren Stellplatz. Spektakulär. Geduscht wird (wenn überhaupt) mit dem Eimer und dem Wasser unseres Autotanks. Kein Gate, keine Rezeption, keine Nachbarn. Nur endlose Weite in alle Richtungen.

    Abgeschiedener geht es wohl kaum. Wir sehen uns schon in Robinson Crusoe Manier Äste für Stockbrot schnitzen, Feuer machen und in himmlischer Stille den Sonnenuntergang über dem Horizont beobachten.

    Schnitt.
    Eine Stunde später.
    Es regnet wie aus Eimern. Es ist unheimlich düster und es stürmt so sehr, dass Felix die Leitern unserer Dachzelte festhalten muss.
    Wir retten, was zu retten geht. Da ich mittlerweile eh pitschnass bin, nutze ich die Gunst der Stunde und dusche mich im Wasserfall, der vom Zeltdach herunterkommt.
    Leider regnet es eine halbe Stunde später immer noch, unser Feuerholz ist durchnässt, wir stehen frierend mit einem Bier in der Hand unter dem Dachzelt und fühlen uns schon gar nicht mehr so Crusoeig. Es kommt sogar ein leichtes Unbehagen auf, als wir uns vorstellen, dass die endlosen Salzpfannen um uns herum vom Dauerregen so aufweichen, dass wir hier feststecken.
    2 Bier und ein paar Kindheitsgeschichten später lässt der Regen jedoch nach und wir verbringen einen fantastischen (fast schon romantischen) Grill-Spiele-Abend unter unserem Baobab. Zwar ohne Sternenhimmel, dafür mit Stockbrot und Whiskey.

    In aller Herrgottsfrüh klingelt der Wecker. Der halbe Kanister Rotwein von gestern klopft gegen unsere Schädeldecken. Ohne Frühstück packen wir die nassen Zelte zusammen, stopfen das dreckige Geschirr von gestern Abend in einen Müllsack und die nassen Campingstühle in den Kofferraum. (Charly und Daniel haben mittlerweile endgültig aufgegeben, dass dies ein Erholungsurlaub wird). Keine Zeit verlieren. Die Tiere warten mit ihrem Frühstück nicht auf uns.
    Also los zum Wasserloch.
    Dort treffen wir auf...Nix.
    Komisch. Ob wir doch zu spät gekommen sind?
    Obwohl es verboten ist, steigt Felix aus unserem Jeep (es ist ja weit und breit kein Tier zu sehen) und geht zu dem einzigen anderen Fahrzeug, das gerade eben angekommen ist. Er fragt den Fahrer, ob er heute schon was Tolles gesichtet hat. „No. All animals are here at the waterhole. Don’t you see the lions over there?! And you’re out here...”
    „Oh. Ok. Thanks. I think I better go back to my car then!”
    Und schwuppdiwupp hüpft Felix etwas panisch wieder in unser Auto.
    Krass. Die Löwen lagen die ganze Zeit hinter dem Wasserloch im dürren Gras, das dieselbe Farbe hat wie ihr Fell. Was für eine perfekte Tarnung! Jetzt ist uns auch klar, wieso keine anderen Tiere dort herum hängen. Als die Löwen sich dann irgendwann entscheiden ganz gemächlich abzuziehen, herrscht plötzlich wieder ein buntes Treiben am Wasserloch. Strauße und andere Vögel, Springböcke, Impalas, Schakale und viele mehr.

    Lehre des Tages: Wenn es leer um ein Wasserloch ist, hängen ziemlich sicher Großkatzen in der Nähe herum. Und dann sollte man besser nicht aussteigen...
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  • Dag 72

    Von der Wildnis in die Luxushütte

    22 november 2018, Botswana ⋅ ☀️ 35 °C

    Klospülung statt Schaufel, eine warme Dusche (naja eigentlich eher 3), Gerichte in mehr als einem Topf kochen, sich im Spiegel sehen, Flachbildschirm anstatt Bush-Television, auf einer richtigen Matratze schlafen, Kleider in der Waschmaschine anstatt im Waschbecken waschen.
    Als wäre dies alles nicht genug an neu gewonnenem Luxus, haben wir in unserem Urlaubshaus (oder besser Anwesen) 5 Wachhunde (zwei davon so riesig, dass Charly auf ihnen reiten kann), einen Pool mit Barbecuestelle sowie einem abartigen Ausblick und nicht zu vergessen Anna, die Haushälterin, die für uns wäscht, spült, aufräumt und putzt.

    Wir nehmen uns ein paar Tage Auszeit vom Campen.

    So wunderbar das Leben in der Wildnis auch ist, genießen wir im Moment den vielen Platz, die Hygiene und die frische Wäsche in unserem AirBnB-Anwesen auf einem abgelegenen Hügel in der Nähe von Francistown.
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  • Dag 73

    FeTi forever

    23 november 2018, Botswana ⋅ ⛅ 30 °C

    Er hat JAAAAAA gesagt :)

  • Dag 75

    Emsige Erdmännchen

    25 november 2018, Botswana ⋅ ☀️ 31 °C

    Heute geht ein Traum in Erfüllung.

    Wir stehen in der Nwetwe-Salzpfanne inmitten einer Erdmännchen-Kolonie und beobachten diese niedlichen Tiere beim Buddeln, Flitzen, Wache halten und Skorpion fressen.

    Es sieht einfach so unglaublich lustig aus, wenn die Wächtermännchen auf Zehenspitzen stehen und die Umgebung nach Feinden abscannen. Sobald der aufmerksame Wächter Gefahr wittert, gibt er einen Ton von sich und alle seine nach Futter buddelnden Kollegen fetzen in die Höhle. So ein praktisches System!

    Die Erdmännchen scheint es nicht zu stören, dass wir da sind. Unbeirrt gehen sie ihrem Geschäft nach und wuseln um uns herum. Es herrscht eine eifrige Betriebsamkeit. Es wird gebuddelt, was das Zeug hält. Der ausgegrabene Sand wird im hohen Bogen durch die Hinterbeine weggeschleudert.

    Sehr niedlich sieht es auch aus, wenn die kleinen Kerlchen erst in Turbospeed buddeln, um sich dann bäuchlings - alle viere von sich gestreckt - auf den ausgegrabenen kühleren Sand zu legen.

    In Momenten wie diesem wünsche ich mir, dass geliebte Menschen, die leider schon von uns gehen mussten, immer ein Auge auf uns haben. Denn dann würde mein verstorbener Onkel Rainer jetzt seine Lieblingstiere in freier Wildbahn sehen können.
    Kurz überkommt mich ein Hauch Traurigkeit, aber dann sehe ich meinen Raini vor mir, wie er sich kaputtlacht über die witzigen Erdmännchen und schon muss ich wieder lächeln.

    Wie die ganzen letzten Wochen überschlagen sich auch heute wieder die Ereignisse.
    Keine 10 Minuten nach dem Besuch bei den Erdmännchen sitzen wir auf Quads und heizen durch die Salzwüste.
    Ein Gefühl grenzenloser Freiheit.
    Endlose Weite in allen Himmelsrichtungen.
    Ein Labyrinth aus goldfarbenen trockenen Grasinselchen und schillernd weißen Salzflächen, die unter dem Druck der Reifen lustig knacken.

    Besonders faszinierend: Die Hitze spielt dem Auge ein Schnippchen, ständig sieht man am Horizont irgendwelche (nicht existierende) Seen flimmern oder man entdeckt schwebende Kamele, die, wenn man näher kommt, Pferde sind und nicht schweben.

    Hier, mitten in dieser riesigen Salzwüste, kann man sie deutlich spüren - die elementare Kraft der Landschaften.
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  • Dag 76

    Kubu Island

    26 november 2018, Botswana ⋅ ☁️ 32 °C

    Das weltgrößte Salzpfannensystem „Makgadigkadi“ besteht grundsätzlich aus drei großen Salzpfannen.
    Wir befinden uns auf der Fahrt nach Kubu Island, einer Insel zwischen der Sowa- und der Ntwetwe-Salzpfanne.
    In der Regenzeit ist es nicht möglich, die Salzpfannen zu befahren. Jetzt, am Ende der Trockenzeit, kann man sie komplett durchqueren. Solange man auf den Reifenspuren der anderen Autos bleibt. Fährt man querfeldein, ist es sehr wahrscheinlich, dass man im Schlamm unter der Salzkruste steckenbleibt. Im Reiseführer steht sogar, dass ganze Autos darin versinken können. Ups.
    Wir nehmen uns zwar fest vor, uns an diesen Ratschlag zu halten.
    Wenn man jedoch in die Pfannen hineinfährt, fühlt man sich in seiner Euphorie versucht, mit Hurra in die weiße, leere Landschaft hinein zu brettern.
    Es gilt also, die Kontrolle über sich selbst zu bewahren, auch wenn die Salzpfannen eine hypnotisierende Wirkung ausüben. In jeder Richtung sieht alles gleich aus. Weiß. Und der Horizont flimmert, als gäbe es kein Morgen mehr.

    Da es gewaltig heiß ist, will Felix Getränke aus dem Kühlschrank holen. Dabei entdeckt er, dass wir mal wieder mit offener Seitenklappe umhergefahren sind.
    Kurzer Check: Der Teekessel fehlt.
    Also zurück fahren. Weit kann er nicht sein, da Felix die Klappe erst vorhin aufgemacht hat.
    Felix, schon wieder in gestrandeter Robinson Crusoe Manier, will an der Stelle warten, bis wir wieder kommen.
    Charly, Daniel und ich verfolgen die kerzengerade Spur und merken, dass der Weg doch länger ist als gedacht. In dieser Wüste verliert man echt das Gefühl für Zeit und Raum. Irgendwann sehen wir dann etwas am Horizont glitzern. Unseren Teekessel! Bis wir bei ihm angelangen, sammeln wir dann auch noch unsere Gruppen-Zahnpasta und die abgerollte Klopapierrolle auf.
    Dann wieder umdrehen. Schließlich wartet Felix in der sengenden Hitze auf uns.
    Hoffentlich finden wir den wieder in diesem endlosen Nichts. „Hey hier sieht uns doch niemand!“ freut sich Daniel. „Da kann man die ‚Don’t ride on the roof‘-Regel doch mal kurz ignorieren.“
    Schwuppdiwupp klettert er aufs Dach und wir düsen los. Bravurös steuert Charly unseren Jeep durch das salzige Weiß bis wir irgendwann am Horizont einen schwarzen flimmernden Strich erkennen können. Felix? Kamel? Pferd?

    Erleichtert stellen wir fest, dass es sich um Felix handelt. Ein bisschen blass ums Näschen steigt er ein und berichtet von seiner Nahtoderfahrung: Als wir mit dem Auto komplett vom Horizont verschwunden sind, hat ihn eine Panik beschlichen, die vermutlich Leute spüren, die in Wüsten ausgesetzt werden. In alle Richtungen nichts als staubtrockene Salzkruste, brütende Hitze, kein Schatten und kein Wasser.
    Tja, Felix wollte es ja selbst so. Dieser Adrenalinjunkie.

    Mit Zahnpasta, Klopapier, Teekessel und Felix an Bord machen wir uns weiter auf den Weg nach Kubu Island.
    Und plötzlich sehen wir die Insel:
    Inmitten eines Meeres aus Salz ragt
    ein gespenstischer mit Affenbrotbäumen bestandener Felsen auf. Auf dieser Insel befindet sich ein weitläufiger Campingplatz. Von den 14 Zeltplätzen ist heute außer dem unseren nur ein weiterer belegt. Unser Platz ist von Affenbrotbäumen und Felsaufwerfungen gesäumt und bietet einen sagenhaften Blick über die Salzpfannen.

    Wir lassen es uns nicht nehmen, den dramatischen Sonnenuntergang anzuschauen, auch wenn wir wissen, was das bedeutet: Wieder mal im Stockdunklen kochen. Eigentlich sind wir darin ja Profis mittlerweile.
    Heute steht uns jedoch eine Herausforderung der besonderen Art bevor.
    Eine massive Käferattacke.
    Tausende dieser Insekten fliegen in unsere Töpfe, auf unser geschnittenes Gemüse, in unsere Getränke. Aufgrund der Stirnlampen natürlich auch in unsere Gesichter.

    Das bedeutet für mich dann wohl eine Veggie-Pause. Naja so ein paar Zusatzproteine haben wohl noch keinem Vegetarier geschadet.

    So sitzen wir um unser allabendliches Lagerfeuer, unter einem gigantischen Sternenhimmel und verputzen unsere Tomaten-Käfer-Spaghetti.

    Nach dem Essen eröffnet sich uns ein ganz besonderes Spektakel.
    Ein Mondaufgang, wie ihn noch keiner von uns gesehen hat.
    Wir positionieren unsere Campingstühle in die passende Richtung, rutschen eine Stufe tiefer, schauen hoch in den weiten Himmel und fühlen uns ein bisschen wie im Planetarium.
    Der Mondaufgang sieht sagenhaft aus. Leider sind wir alle so platt, dass wir abwechselnd auf unseren Stühlen einnicken.

    La-le-lu
    Nur der Mann im Mond schaut zu,
    wenn die kleinen Babies schlafen.
    Drum schlaf' auch du....
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  • Dag 77

    Kubu Island 2

    27 november 2018, Botswana ⋅ ☀️ 30 °C

    Der nächste Tag.
    Es ist brütend heiß und wir sind jetzt ganz alleine auf Kubu Island. Außer dem Motswana namens Nektar (Fun Fact: In Botswana lebt ein Motswana und mehrere Batswana) ist keine Menschenseele hier.
    Er verbringt drei Monate am Stück auf dieser verlassenen Insel mitten in den Salzpfannen, bevor er dann für 2 Wochen in sein Dorf geht, um dann wieder 3 Monate auf Kubu Island zu arbeiten. Krasses Leben.
    „There are only two trees on this island where you can spend the day. All the others don’t have leaves at the moment. It’s gonna be really really hot.”
    Ja. Es ist wirklich unfassbar heiß. Und es ist gerade mal 10 Uhr morgens. Charly gönnt sich nach dem Frühstück eine Campingdusche, was zu einem Gruppenprojekt wird: Felix lässt das perfekt temperierte Wasser aus dem Autotank in den schwarzen Beutel, welchen Daniel dann sehr professionell an die Bäume zwischen die Felsaufwerfungen hängt. Eine perfekte Outdoor-Dusche.

    Wir befolgen Nektar’s Rat und kauern den ganzen heißen Mittag unter einem der beiden Schattenbäume. Wie ein Rudel fauler Löwen.

    Als plötzlich ein Unwetter aufzieht, fängt es an zu stürmen und uns wird ein bisschen mulmig zumute. Wir sind mutterseelenallein auf dieser Insel. Ok, Nektar ist noch da. Aber den haben wir auch schon länger nicht mehr gesehen.
    Wir verlassen unseren Schattenbaum und umrunden ganz mutig die Insel. So ein Spaziergang in der flunderflachen Salzwüste bei aufkommendem Unwetter hat was.
    Wenn mal keiner redet, hört man nichts ausser dem Heulen des Windes und dem Knacken des Salzes unter den Füßen. Wundervoll abenteuerlich.

    Bei einbrechender Dunkelheit beginnen wir, unseren Gemüseeintopf zuzubereiten.
    Heute ohne Käferattacke.
    Dafür mit so starkem Wind, dass es nicht nur die Dachzelte zusammenklappt, sondern auch die Flamme des Gaskochers ausbläst.
    Also ab mit unserer Meisterköchin Charly, dem Gasbrenner und dem übervollen Topf zu einem windgeschützten Plätzchen.
    Problem Nr. 1 geregelt.
    Problem Nr. 2: Das Unwetter ignorierend haben Daniel und ich uns nicht abhalten lassen, einen Cookie-Teig anzusetzen, den wir im gusseisernen Topf über dem offenen Feuer backen wollen. Das Feuer brennt bereits tippitoppi. Da es mittlerweile jedoch so extrem stürmt und blitzt, stopfen wir den Teig und alles, was sonst noch herum liegt ins Auto und parken es auf einen Stellplatz im windgeschützten Inselinneren.
    Wir haben ja eh freie Platzwahl.
    Zwischen dem alten und dem neuen Platz sitzt Charly im Schutze eines kleines Steinhaufens und rührt fleißig den Eintopf. Ich leiste ihr Gesellschaft und kann total nachvollziehen was sie meint mit: „Es ist ganz schön creepy hier.“ Mittlerweile ist es nämlich stockdunkel, die grellen Blitze bleiben immer länger und deutlicher am Himmel zu sehen - bald wird es vermutlich wie aus Eimern regnen - und der Wind pfeift uns nur so um die Ohren.
    Plötzlich sehen wir eine Stirnlampe auf uns zu kommen. Es ist Felix mit dem Spaten in der Hand.
    Hat der jetzt wirklich die Ruhe weg, ganz gemütlich sein Geschäft zu verrichten? „Nein! Ich hole das Feuer!“
    Charly und ich schauen uns an und wissen nicht so recht, ob uns zum Lachen oder zum Verzweifeln zumute ist. Wir entscheiden uns für Lachen (das war noch immer die beste Lösung), tragen unseren Brenner mitsamt Eintopf zum neuen Stellplatz und schauen Felix zu, wie er die glühende Kohle schleppt. In der tiefschwarzen Nacht hat das fast was künstlerisches, weil man eigentlich nur das glühende Rotorange sieht, das näher kommt, und gleichzeitig eine Spur glühender Punkte auf dem Boden hinterlässt.

    Als Felix das Lagerfeuer umgezogen hat, sitzen wir im Windschutz im Kreis um den Gaskocher, trinken Rotwein aus Campingbechern (mit lecker metallischem Beigeschmack) und tauschen uns über unsere Lebensträume aus.
    Zwischen Träumen wie „Die Hauptrolle in einem Film spielen“ und „Ein perfektes Foto von mir in einer Barrel“ sagt Charly etwas, das mich sehr beeindruckt: „Eigentlich habe ich gar nicht so DEN großen Lebenstraum. Es sind genau die kleinen, ungeplanten Momente wie dieser hier, die ich am schönsten finde und die man nie vergessen wird. Solche tolle Momente mit Freunden wünsche ich mir noch viele.“

    Ich bin so glücklich, diesen Moment mit Menschen verbringen zu dürfen, die sich nicht über Kleinigkeiten (wie die unendlich lange Zubereitungszeit unseres Abendessens) aufregen, sondern diese gewonnene Zeit lieber für die schönen Dinge des Lebens nutzen.

    Der Eintopf schmeckt köstlich und am Ende schaffen wir es sogar noch, unsere Cookies zu backen.
    Den gusseisernen Topf auf den Tripot in die Glut stellen, auf den Deckel ein paar heiße Kohlestücke legen und fertig ist die Ober-/Unterhitze.

    Mit den (nur dezent verbrannten) Cookies, dem Whiskey und den (unlösbaren) Rätseln von Daniel verbringen wir einen superlustigen Abend am Lagerfeuer. Allen voran weil Daniel weder die Rätsel an sich, noch die Lösungen auf die Reihe bekommt. „Ich erzähl jetzt mal den Anfang des Rätsels. Und dann müsst ihr mir weiterhelfen.“ „Du meinst, wie das Rätsel weitergeht?“ „Jaaaa, das. Und auch mit der Lösung.“

    So ein lustiges Kerlchen...
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  • Dag 78

    On the road...

    28 november 2018, Botswana ⋅ ⛅ 31 °C

    Dummenglück ist eine super Sache.

    Es ist kaum zu glauben, aber obwohl wir vier Leute sind, schaffen wir es fast jedes Mal irgendwo loszufahren und entweder die Kofferraumtüre oder die Kofferraumseitenklappen offen zu lassen, manchmal liegen auch noch Dinge aus dem Kofferraum hinter dem Auto. Ein Hoch auf diese lieben Mitmenschen, die einem durch Hupen oder Zurufen signalisieren, dass wir gerade den halben Kofferrauminhalt verlieren.
    Jedes Mal sagen wir: Ab jetzt müssen wir immer Double checken, dass alles verschlossen ist und dann enden wir doch wieder mitten in der Salzwüste und fahren kilometerweise zurück, um Wasserkessel, Klopapier und Zahnpasta einzusammeln.
    Unser größtes Werk: Aufgrund von grobem Überqueren von Schlaglöchern hatten wir einen kaputten Reifen, den wir sehr professionell gewechselt haben. Perfektes Teamwork.
    Fast.
    Leider dachten alle, dass jemand anders die Schrauben festgezogen hat. 2 Tage später schaue ich während der Fahrt aus dem Auto und sehe im Rückspiegel einen Reifen im Sand liegen. Unser Ersatzreifen.

    Wie wahr doch Felix’ Worte sind: „Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen.“
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