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- 12.09.2023, 21:29
- 🌙 16 °C
- Höhe über NN: 16 m
- TürkeiSinopIşıklı41°56’30” N 34°17’40” E
Lecker Fisch...
12. September 2023 in Türkei ⋅ 🌙 16 °CWir haben uns für den heutigen Morgen keinen Wecker gestellt und prompt fast verschlafen Etwas hektisch packen wir unsere Taschen und bauen das Zelt ab, um einigermaßen pünktlich bei dem für neun Uhr anberaumten Frühstück bei Nuri und Türkan zu sein. Nuri winkt uns bereits heran, als wir uns mit den beladenen Rädern in die Richtung seines Hauses bewegen. Einen kurzen Abstecher machen wir allerdings noch zu Cengis und seiner Familie. Fast ein wenig emotional verabschieden wir uns und überreichen, wie in diesem Jahr üblich, die Foto-Dankes-Karte von uns. Die Rückseite hat Heiko mit einer Zeichnung von der Moschee und unserem Zelt sowie ein paar Dankesworten versehen, worüber die die gesamte Familie sich sehr freut. Sie werden das "Geschenk" für immer behalten, übersetzt Cengiz uns. Wir erfahren in diesem Zuge auch, dass sein (überaus netter, herzlicher und humorvoller) Onkel das am gestrigen Abend entstandene Gruppenfoto auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat und daraufhin bereits über 60 Reaktionen erhalten hat. Nach einigen Umarmungen und geschüttelten Händen rollen wir schließlich winkend vom Hof und parken unsere Räder eine Auffahrt weiter. Hier haben Nuri und Türkan bereits ein köstliches Frühstück vorbereitet, welches wir auf der Terrasse vor ihrem Haus mit Meerblick genießen. Das Paar hat viele Jahre in Augsburg gelebt und gearbeitet, bevor sie vor drei Jahren ihre Zelte in Deutschland abgebrochen haben und nach Auszahlung der deutschen Rente in ihre türkische Heimat gezogen sind. Wir unterhalten uns angeregt über dies und das, speziell die "Innenansichten" der Einheimischen sind für uns immer wieder sehr interessant und spannend. Etwas abgelenkt werden wir lediglich durch drei herzallerliebste Katzenbabys, die aktuell von Nuri und Türkan versorgt werden. Abgemagert und verwahrlost haben sie die drei Kleinen und ihre Mutter von der Straße aufgelesen und sich ihrer angenommen. Nach etwas Aufpäppelung sollen sie ein neues Zuhause auf einem landwirtschaftlichen Hof finden. Elf Uhr ist es bereits, als wir uns verabschieden und uns mit vollen Bäuchen dem Auf und Ab der Küstenstraße stellen. Kurz hinter dem Ortsausgang des Ortes Ayancık legen wir eine kurze Pause an einer Bushaltestelle ein, um das empfindliche Obst in Form von Weintrauben und frischen Feigen, welches wir seit gestern durch die Gegend fahren, zu vertilgen. Weiter geht es durch ein großes Baustellenareal, wo bis heute an der Beseitigung von Schäden durch eine verheerende Überschwemmung im August 2021 gearbeitet wird. Während wir dieses Gebiet durchqueren, ereilt uns nach nunmehr über fünf Wochen der allererste Defekt dieses Urlaubes: Heiko hat einen Platten am Hinterrad. Frisch geflickt dauert es nicht lange bis zur nächsten kurzen Reiseunterbrechung. Ein junger Radreisender kommt uns entgegen und hält auf ein Pläuschchen an. Wir erfahren, dass er auf Freiburg kommt, gerade sein Physikstudium abgeschlossen hat und nun für etwa ein Jahr, bzw. bis ihm das Geld ausgeht, unterwegs sein möchte. Bis Georgien soll es gehen, danach will er über den türkischen Süden zurück gen Heimat radeln. Recht kreativ und eigenwillig muten Rad und Ausstattung an. So fährt er z.B. mit zwei Scout-Schulranzen als Packtaschen und am Lenker hat er sich einen dicken Ast als ergänzende Griffoption befestigt. Außerdem fällt er dadurch auf, dass elektronische Navigation oder Reisedokumentation auf Social-Media-Kanälen kein Thema sind, sondern er noch ganz klassisch mit Kompass und Karte unterwegs ist. Wir schenken dem jungen Radler noch eine Rolle Kekse und nehmen dann den Berg in Angriff, den er gerade hinter sich hat. Teilweise mal wieder biestig steil geht es vom Meeresniveau hinauf auf 400m. Oben an einer kleinen Moschee angekommen beschließen wir, dass wir uns nun auf jeden Fall reichlich Chips und Kekse verdient haben. Kurz überlegen wir ob wir einfach hier die Nacht verbringen und Heiko inspiziert auch diesbezüglich das Gelände. So richtig geeignet für eine Wildübernachtung scheint der Ort jedoch nicht und so begeben wir uns um halb fünf auf die Abfahrt. Unser Plan sieht vor, die Augen offenzuhalten und die nächste Zeltoption zu nutzen. Die Umsetzung dieses Vorhabens gestaltet sich aber alles andere als einfach: zu besiedelt, zu einsehbar, schlechter Boden. So ist bald das Meer wieder erreicht und wir haben weiterhin keinen Schlafplatz. Doof! Der steinige Strand bietet auch keine Möglichkeit und als wir die kleine Stadt Türkeli durchqueren, bricht bereits die Dunkelheit an. Die Stimmung droht etwas zu kippen, da ereilt Heiko zu allem Überfluss auch noch der nächste Platten am heutigen Tag, diesmal verliert der Vorderreifen Luft. Heiko kümmert sich um die Reparatur, Claudia googelt indes in Ermangelung an Zeltgelegenheit nach Zimmern in der näheren Umgebung. Acht Kilometer sind es bis zum nächsten Hotel, also Licht an und in die Pedale getreten. Wir sind kaum losgefahren, da entdecken wir eine große Außenanlage, die zu einem Fischrestaurant gehört. Einige Männer teetrinkend vor dem Haus sehend halten wir an und fragen kurzerhand, ob wir auf dem Restaurantgelände zelten dürfen. Mal wieder empfängt man uns mit sehr herzlicher Offenheit und sofort wird geklärt, wo wir am besten übernachten können. Als erstes sollen wir uns aber zu ihnen setzen und haben auch direkt ein Glas Tee und eine Schale Obst vor uns stehen. Zunächst unterhalten wir uns, vorwiegend mit einem netten Fernfahrer, mittels Heikos Sprachkenntnissen und dem Google-Übersetzer. Recht bald kommen aber ein weiterer Herr mit seinem Sohn dazu, die ursprünglich aus Deutschland (NRW) kommen. Der Mann ist in Deutschland in der Automobilbranche tätig und hat darüber hinaus hier vor Ort ein Unternehmen gegründet. Direkt neben dem Fischrestaurant baut er aktuell mit seinem Sohn eine Ferienanlage mit 30 Holzhütten. Irgendwie scheinen die beiden auch mit dem Restaurant in Verbindung zu stehen, der 25 Jahre alte Sohn führt uns auf jeden Fall auf die große Außenanlage, auf welcher wir uns "wie zu Hause fühlen" dürfen. Was für eine großartige Wendung dieser Abend doch mal wieder nimmt. Und er ist noch nicht zu Ende. Vor dem Aufbau lädt der Fernfahrer uns zum Essen es, es gibt ausgezeichneten Lachs mit verschiedenen Beilagen sowie eine extrem leckere warme Helva-Nachspeise. Ein paar Teegläser später, satt und von der Freundlichkeit überwältigt begleitet der 25-Jährige uns schließlich mit einer Taschenlampe auf "unsere Zeltwiese". Schnell ist das Zelt aufgebaut und wir liegen mit Meeresrauschen im Hintergrund in unseren Schlafsäcken.Weiterlesen