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- Day 11
- Jul 19, 2016
- 🌙 22 °C
- Altitude: 6 m
SwedenVasteras59°36’5” N 16°32’36” E
Västeras Gasthamn

19./20.07.2016
S-721 32 Västeras
Gasthamn
Lögarängsvägen 3
N 59°36‚90“
E 16°32'44“
200SEK
Der Morgen beginnt schon mit einer Überraschung. Besuch zum Frühstück. Ein Auto hält vor unserem Wohnmobil. Der Chef der Marina steigt aufgeregt aus. Während er auf uns zu kommt überlege ich: „Fährt der wirklich die 50 m von seinem Büro bis zum Stellplatz mit dem Auto? Wahrscheinlich weil es bergauf geht.“ Er erzählt uns, dass wir auf dem falschen Stellplatz stehen. Nur die asphaltierten Plätze gehörten ihm. Die Rasenplätze sind verpachtet an Dauercamper. Wer soll denn das wissen. Wir jedenfalls nicht. Die Plätze sind doch alle durchnummeriert. Und wie die Dauercamper gerade Schlange stehen, um auf ihre Plätze zu kommen. Gestern sind noch 2 schwedische Mobile angekommen. Die stehen auch auf Gras und die können alle Hinweisschilder im Gegensatz zu uns lesen. Wir machen Platz für die Dinge, die da kommen. Wie gut, dass wir vorhaben, heute zu wechseln. Da lohnt sich das Zusammen packen gleich doppelt. Gestern haben wir die Weiterfahrt zum Siljansee gekänzelt. Das wären nochmal 400 km, die wir auch wieder zurückfahren müssen. Bei dem schönen Wetter wollen wir nicht soviel im Auto sitzen. Also geht es jetzt landeinwärts Richtung Südwesten. Västeras in den Mälaren soll das Ziel sein. Nach den abgeschiedenen Orten einmal wieder etwas Stadt und nach dem Meer jetzt mal einen See. Wenn man die Mälaren überhaupt als solchen bezeichnen kann. Unterwegs sind sich unsere Navis mal wieder nicht einig. Das eingebaute Wohnmobil -Navi ist nicht ganz up to date und so führen wir auch das mobile Navi aus dem PKW mit uns. Wenn sich die Navis nicht einig sind, komme ich und die Schwedenkarte zum Einsatz. Ich höre nur etwas von 10 km Differenz und bin der Meinung, dass „kleine Else“, so der Name unseres mobilen Navis, eine Abkürzung vorschlägt. Auf der Karte kann ich die zwar nicht genau erkennen. Aber wer bin ich, dass ich einem der beiden Profis auf ihrem Gebiet zu widersprechen wage. So beschert uns die vermeintliche Abkürzung einen Umweg von 10km und eine wunderbare Fahrt über kleine Straßen und durch winzige Dörfer, wo die Welt noch nicht aus den Fugen geraten scheint. Aber im Winter hier zu leben, wenn es nicht richtig hell wird und der nächste Nachbar Kilometer weit entfernt wohnt, wäre nicht unbedingt mein Fall. Inzwischen gibt es wahrscheinlich auch hier Skype und WhatsApp, um wenigstens so Kontakt zu halten. Oder auch nicht. Wer weiß. Manchmal ist es auch von Vorteil, wenn man nicht sieht oder hört.
In Västeras angekommen sehen wir schon von weitem den Stellplatz am Kanal. Der kleine Platz sieht bereits voll aus. Aber dann entdecken wir doch eine Lücke. Aber vor dem Auffahren ist erst einmal die Technik mit der Schranke zu meistern. So sehr ich sie auch nach oben drücke, das Ding bewegt sich keinen Millimeter. Was tun? Vor einem der Wohnmobile bearbeitet gerade ein Mann sein Gesicht mit einem Rasierapparat. Ein Blick auf das Nummernschild zeigt, dass ich es hier mit einem finnischen Exemplar der Gattung Mann zu tun habe. Der müsste doch englisch verstehen, denke ich und schildere ihm mein Problem, so gut es mein Vokabelschatz zulässt. Der versteht allerdings nicht, wo es ein Problem gibt. Als ich seinem Blick folge verstehe ich es auch nicht mehr. Michael, der inzwischen ausgestiegen ist, hält die geöffnete Schranke in seinen Händen, die er einfach nur nach vorne gedrückt hat. Schranken gehen doch immer hoch. So jedenfalls ist es in meinen grauen Gehirnzellen abgespeichert. Über die Flexibilität des Denkens in Bezug auf das Ansteigen des Lebensalters will ich mich an dieser Stelle mal nicht äußern.
Da mir der rasierende Finne bei dieser Problemlösung nicht mehr helfen kann, möchte er mir wenigstens auf andere Weise behilflich sein und erklärt mir, dass er in einer Stunde wegfährt und wir gerne auf seinen Platz könnten. Ich bedanke mich für das Angebot, sehe aber im Moment keine Veranlassung es anzunehmen. Wir stehen doch bereits in einer Lücke, die nicht mit einem Schild als reserviert gekennzeichnet ist. Das ist übrigens hier in Schweden das erste Mal, dass ich vorreservierte Plätze entdeckt habe.. Aber da sollen wir gleich eines Besseren belehrt werden. Ein niederländischer Womofahrt erklärt uns, das diese Lücke auch besetzt ist. Er habe da auch wieder wegfahren müssen. Es gäbe nur noch zwei Plätze quer zum Platz und ohne Strom. Strom brauchen wir nicht. Aber so mit der Terrassentür zum Platz zu stehen ist nicht wirklich schön. Auch wenn wir zwischen den anderen Mobilen hindurch auf das Wasser sehen können. Da gibt es ja noch das Angebot des Finnen. Wir stellen uns also zunächst auf den freien Platz. Wenig später kommt der Finne und kündigt sein Wegfahren an. Im gleichen Moment schreit ein ebenfalls querstehender Norweger: „We are the first!“ Willkommen in der Zivilisation! Soll er sich doch zu seinen fünf anderen Norwegern gesellen, die bereits in Reihe und Glied und mit der nötigen geistigen Nahrung auf den Tisch vor sich, auf ihn warten. Für einen Tag tut es unser Platz auch. Und wer sagt denn, dass man seinen Stuhl immer direkt vor der Tür aufstellen muss. Wenige Schritte weiter außerhalb des Stellplatz finde ich einen schönen Sitzplatz direkt am Kanal. Hier verbringen wir bis zum Abend unser Freiluft-Leben und nicht auf der Schotterpiste, wo wir zwischen den Lücken der norwegischen Boliden einen Blick auf Kanal und Hafen erhaschen können. Ärgerlich ist es , dass wir für diesen Platz ohne Strom genau das gelieche bezahlen müssen wie für die Plätze vorn mit Stromanschluß.
Es ist sehr warm, fast schwül und mir fehlt die frische Brise des Meeres, die nicht nur für eine Abkühlung sorgte, sondern auch den Wolken den Garaus gemacht hat. Die hängen gerade dunkel und schwer am Himmel, passend zu meiner momentanen Stimmung. Immer wieder stelle ich fest, wie viele Schweden in der Ferienzeit mit dem Wohnmobil unterwegs sind. Das bestätigt mir auch ein schwedischer Wohnmobilfahrer, der selbst seit über zwanzig Jahren Wohnmobil fährt und mit dem ich a,m Kanal sitzend ins Gespräch komme. Touristisch interessante Plätze sind in der Saison schon ab Mittag voll. An vielen Ecken, wo man früher freistehen konnte, prangen inzwischen Verbotsschilder, vor allem an der Westküste. Viele norwegische Wohnmobilfahrer nutzen Schweden als günstiges Reiseland. So sind es die Norweger, die nach den Schweden am meisten vertreten sind. Auf deutsche und niederländische Womos trifft man verhältnismäßig wenig.
Am Nachmittag unternehmen ich eine Stadtbesichtigung mit dem Rad. Västeras hat ein Herz für Radfahrer. Überall lässt sich auf speziellen Radwegen die Stadt entdecken. Schnell finde ich die Altstadt. Hier stehen noch Fischerhäuser aus dem 17.Jshrhundert. Bauwerke verschiedener Epochen stehen in trauter Nachbarschaft mit ultramoderner Geschäfts- und Bankhäusern. Dazwischen viele Parks, die auch mit dem Rad befahren werden dürfen. Auf den Parkbänken wieder der etwas befremdlich anmutende Anblick von überwiegend Männern, die Bierdosen in großen Plastiktüte bei sich haben und in der Sonne sitzend trinken.
Am Schiffsanleger ist viel los. Menschen warten und drängeln, um noch ein Billet für die Nachmittagsfahrt zu bekommen. Mit 250 bis 350 SEK ist man dabei, inklusive Kaffee und abends mit Musik. "Trubadur" so die schwedische Bezeichnung für den Alleinunterhalter mit Gitarre, der abends aufspielt. Der Badeplatz, der nicht weit vom Stellplatz entfernt Ist, ist an diesem Nachmittag sehr voll. Mit den Industrieanlagen im Hintergrund https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=107… er nicht unbedingt dem Bild, dass wir von schwedischen Badeplätzen haben. Eben Stadtnähe. Morgen fahren wir weiter. Ein Tag touristischer Hotspot muss reichen. Das denke ich auch als mich gegen Abend ein Wohnmobil von unserem Platz am Kanal verscheuchen will, in dem er mir fast in die Stuhllehne fährt (wohlgemerkt nicht auf einem Stellplatz sondern am Rande eines Parkplatzes ausschließlich für PKWS und für Wohnmobile verboten, da direkt neben dem Stellplatz). Und ein weiteres Mal, als spät in der Nacht Autos mit aufgedrehten Bässen hinter unserem Wohnmobil vorbei an den Badeplatz fahren.Read more