Eastbound to Mongolia

August - October 2023
Ein kleiner Ausflug Richtung Asien. Von der Türkei aus durch den Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan und China. Inshallah. Read more
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  • Day 56

    Dreamliner statt Bergziege

    October 7, 2023 in Mongolia ⋅ 🌬 8 °C

    Nach acht Wochen on the road in der Bergziege T4 geht es nun in acht Stunden in the air an Bord eines Dreamliners 787-9 zurück in die Heimat. Hinter mir liegen 11.000 höchst unterhaltsame, spannende und extrem abwechslungsreiche Kilometer in acht Ländern.

    Was nicht hinter mir liegt: Ein einziger Moment des Gefühls, in Gefahr zu sein. Angst war auf keinem der vielen Kilometer ein Begleiter. Was hatten sie mich gewarnt! "In den Iran? Bist Du wahnsinnig? Nach China als Journalist? Du spinnst doch!" Solche Sätze hatte ich im Vorfeld dutzendfach gehört. Was bin ich froh, dass ich mich davon nicht habe verunsichern lassen!

    Was stattdessen hinter mir liegt? Das große Glück, zahllosen unglaublich gastfreundlichen, herzlichen, hilfsbereiten Leuten begegnet zu sein - mal nur für ein schnelles Selfie, mal auf eine Tasse Tee, mal für ein paar Tage gemeinsamen Reisens. Diese Welt ist voll wunderbarer Menschen!
    Warum fürchten sich manche Zeitgenossen vor Fremden, vor anderen Kulturen? Woher kommt die Angst, außerhalb des eigenen Tellerrandes lauere das Böse? Wer jemals von einem Schafhirten zum Tee in seine karge Hütte eingeladen wurde, wer die aufopferungsvolle Fürsorge für wildfremde Leute erleben durfte oder in einer Jurte wie ein Familienmitglied aufgenommen wurde, der hat unweigerlich einen anderen, einen positiven Blick auf unsere große, globale Gemeinschaft. Ich bin sehr dankbar dafür, die Möglichkeit zu solchen Perspektivewechseln zu haben. Und auch dafür, dass ich dabei noch nie enttäuscht wurde.

    Zugegeben: Im Vorfeld dieses Ausfluges war mir nicht immer ganz wohl in meiner Haut. Der Zeitpunkt war denkbar ungünstig - und zwei Drittel der bunt zusammengewürfelten Truppe kannte ich ja gar nicht. Da können, wenn die Chemie nicht stimmt, acht Wochen eine zähe Zeit werden.

    Die Chemie hat gestimmt - und das, obwohl die Charaktere in dieser Schicksalsgemeinschaft auf Zeit kaum unterschiedlicher hätten sein können. Aber die Bereitschaft, jeden mit seinen individuellen Macken zu akzeptieren und auch mal zurückzustecken zugunsten des Teams, half über alle Hürden hinweg.

    11.000 Kilometer und ebensoviele Eindrucke, Erlebnisse, Erfahrungen. Nächte unter freiem Himmel, in verranzten Kaschemmen und im 17. Stock gediegener Hotels. Heute in unberührter Natur, morgen in einer Millionen-Metropole. Mal undefinierbares, aber leckeres Streetfood, mal China-Tüten-Suppe, mal Top-Restaurant. Vom Millionär (wie im Iran) zum Mittellosen, dessen Kreditkarte streikt. 4655 frostig-zugige Meter hoch und glühend heiße 160 Meter unterm Meeresspiegel tief.
    Die Kontraste auf dieser Reise waren riesig. Es wird wohl ein Weilchen dauern, das alles zu verarbeiten - und mich durch zehntausende Fotos zu wühlen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Auf dass, inshallah, eines Tages ein dem geneigten Publikum zumutbarer Vortrag daraus werde. Ich bitte um Geduld.

    Allen, die uns hier wohlwollend und mit unglaublich viel freundlichem Feedback begleitet haben, ein herzliches Dankeschön. Dieses Kapitel meines Pinguin-Reisetagebuches "Wolferl weltweit" wird hiermit geschlossen. In der Hoffnung, in nicht allzu weiter Ferne ein neues aufschlagen zu dürfen.
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  • Day 55

    Zum Abschied Musikantenstadl

    October 6, 2023 in Mongolia ⋅ ☁️ 7 °C

    Ein würdiger Ausklang der viel zu kurzen Zeit in der Mongolei: ein Parforceritt durch die traditionelle Musik- und Tanzkultur des Landes, vom Kehlkopfgesang bis zur zweisaitigen Pferdekopfgeige. Ungewohnte Instrumente, aufwändige Kostüme mit seltsamen Hüten und prächtigen Masken: Ein Feuerwerk der Farben und Klänge, ein Fest für Aug und Ohr.

    Den Abschied macht solch ein fulminanter Abend nicht leichter. Er endete mit einem Festmahl mit Suvdmaas Familie, von der wir so herzlich und großzügig aufgenommen und umsorgt wurden.
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  • Day 55

    Der mongolische Moloch

    October 6, 2023 in Mongolia ⋅ ☁️ 8 °C

    Jeder zweite der rund drei Millionen Mongolen lebt in der Hauptstadt Ulaanbataar ("Roter Held"), die Stadt explodiert förmlich. Hohe Wohngebäude, soweit das Auge reicht. Wie Krebsgeschwüre wuchern neue Betonblöcke empor und verdrängen die Jurten in ihrem Schatten.
    Der Moloch, in dem es keine U-Bahn gibt, erstickt im Stop-and-go-Verkehr und unter einer Smog-Glocke.
    Trotz all dieser typischen Großstadt-Schattenseiten ist Ulaanbataar eine faszinierende und stellenweise auch schöne Stadt. Hier nur ein paar Impressionen.
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  • Day 54

    Der Held in Hochglanz

    October 5, 2023 in Mongolia ⋅ ☀️ 13 °C

    50 Kilometer außerhalb der Hauptstadt trohnt auf einer Anhöhe, weithin sichtbar, ein auf Hochglanz poliertes Reiterstandbild: Die Nationalfigur Dschingis Khan in XXXXL. Man kann das Monument sogar besteigen - wie die Freiheitsstatue in New York.

    So geht Heldenverehrung.
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  • Day 53

    Nei die Gobi, naus zur Gobi

    October 4, 2023 in Mongolia ⋅ ☀️ 12 °C

    Um die letzte Etappe ein wenig kurzweiliger zu gestalten, haben wir die (geteerte) Zielgerade gen Ulanbator verlassen und sind in die Wüste Gobi abgebogen. Weit gekommen sind wir nicht.

    Kaum 50 Kilometer bzw. zwei Stunden offroad unterwegs auf dem Steppenhighway, schon stellte eine denkbar knappe Mehrheit der Mannschaft in einer Urabstimmung fest: So wird das nichts. Wir sind mit unserem (obschon mega-zuverlässigen) Fuhrpark schlicht zu langsam auf den wüsten Pisten unterwegs, um beizeiten in der Mongol-Metropole anzukommen.

    Also: Umkehren und den Rest auf der Hauptstraße runterschruppen. Die ihrerseits durchaus ihre Tücken in Form garstiger Bodenwellen birgt, zumal in der Nacht (die sind nachts zwar nicht tiefer als tags, aber noch schlechter zu antizipieren).
    Das Gobi-Intermezzo samt abschließenden Männerspielchen in der Dünen-Sandkiste war ein finales Highlight dieses Ausfluges. Rallye-Feeling pur!

    Der Einlauf in Ulanbator erfolgte gegen Mitternacht. Die freundliche Dame im Navi würde sagen: "Sie haben Ihr Ziel erreicht."

    Es war mir, fürwahr, ein Fest! Freixenet aus dem Pappbecher (unterm Jurtendach im Garten von Suvdmaas Brüdern) passte in seiner ganzen Widersprüchlichkeit wie Arsch auf Eimer zu dieser endlos geilen Tour einer schrägen und doch sensationell harmonischen Truppe. Chapeau, Jungs und Mädels - mit Euch jederzeit wieder!
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  • Day 52

    Der dampfende Berg

    October 3, 2023 in Mongolia ⋅ ☀️ 6 °C

    Fast kochend drückt es hier in Shargaljuut an manchen Stellen das Wasser aus dem Berg. Jede der dutzenden, unterschiedlich heißen Quellen soll eine spezielle Wirkung auf bestimmte Organe haben. Man kann gurgeln, trinken, inhallieren und in Badehäuschen zu Wasser lassen.

    Wir Wannenwichtel haben uns die Beckenkur nicht entgehen lassen. Möge die Generalsanierung unserer Leiber gelingen. Für die geistige Gesundung reicht die Schönheit des Landes.
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  • Day 52

    Mongolian Dies und Das

    October 3, 2023 in Mongolia ⋅ 🌙 2 °C

    Nach mehrtägiger, exzessiver Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der Mongolei lässt sich folgendes Zwischenfazit ziehen:
    - Die überwiegend heruntergekommen wirkenden Städte und Dörfer können mit dem unbeschreiblichen Liebreiz der Landschaft bei weitem nicht mithalten. Dass die Hauptstraßen nachts mit allerlei LED-Blingbling gepimpt werden, kann nicht über die allgegenwärtige, postsozialistische Trostlosigkeit hinwegtäuschen.
    - Verschärfend kommt hinzu, dass ausgerechnet alte Toyota Prius das Straßenbild prägen. Geschätzt jedes zweite Auto ist ein solcher Hybrid - und das, obwohl zugleich kohlebefeuerte, zentrale Nahwärmeanlagen schwarze Russwolken über die Stadt ausspucken. Kurioserweise sind sehr viele Autos Rechtslenker, obwohl hier rechts gefahren wird. Gebrauchte aus Japan und Korea sind wohl billig.
    - Es gibt Mongolian Disco und Mongolian Karaoke in Hülle und Fülle, aber definitiv kein Mongolian BBQ. Das ist eine Erfindung des Westens.

    Der Worte damit genug. Anbei noch ein paar Impressionen. Weil schee is fei scho do!
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  • Day 51

    Unterbodenwäsche

    October 2, 2023 in Mongolia ⋅ ⛅ 2 °C

    Unser Fahrzeug-Equipment ist für die mongolische Pampa eher suboptimal geeignet - selbst den T4 Synchros fehlt es bisweilen an Bodenfreiheit. Aber was über den Pamir gekommen ist, schafft es irgendwie auch durch Flussdeltas mit Kiesgeröll. Der Mazda muss halt zur Not mal wieder ans Seil. Und anschließend auf die Hebebühne. Den Unterfahrschutz Marke Eigenbau zurechtdengeln.Read more

  • Day 51

    Almabtrieb und Jurtengaudi

    October 2, 2023 in Mongolia ⋅ ☀️ 2 °C

    Es gibt sie, diese Momente, die kein Geld der Welt aufwiegen könnte.

    Gut 50 km sind wir offroad durch die Botanik gefahren, abenteuerliche Flussdurchquerungen inklusive. Jetzt sitzen wir bei Suvdmaas Tante in der Jurte, laben uns an Brot mit selbstgestampfter Butter und saurem Yoghurt-Hartkäse, ebenfalls aus Eigenproduktion. Vergorene Yakmilch gibt es dazu.

    Vor dem Abendessen machen wir uns im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten nützlich. 100 Yaks und 300 Schafe besitzt die Tante von Suvdmaa, bei der wir zu Gast sind. 42 Jahre alt ist sie, Nomadin zeitlebens. Ihr Name, zu deutsch "die kleine Weiße", ist zu kompliziert, deshalb ist sie einfach "die Tante". Wir helfen ihr, das Vieh, das den Tag über irgendwo in den Bergen weidet, zur Jurte heimzutreiben.
    Dort werden die Kälbchen aussortiert - sie verbringen die Nacht in einem Pferch, die Kühe bleiben frei. Was die Tante normalerweise locker allein erledigt, wird zu zehnt ein turbulentes Unterfangen: Die Herde ist in heller Aufregung.

    Zum gemütlichen Abend-Ausklang in der warmen Jurte - draußen nähert sich das Thermometer der Null-Grad-Marke, immerhin sind wir auf 2300 Metern - gesellen sich überraschend ein paar "Nachbarn" auf dem Heimweg von einer Feier. Wo sie herkommen, wo sie hinfahren - für uns bleibt es ein Rätsel. Für Nomaden sind weite Wege normal.

    Am nächsten Morgen nochmal Yak-Spektakel. Wieder müssen die Kühe heimgetrieben werden. Dann dürfen die Kälber einzeln aus dem Pferch. Sie suchen ihre Mütter, trinken kurz und werden dann abgeführt und angebunden. Die Mütter weichen ihnen nicht von der Seite und können so in Ruhe gemolken werden. Was für ein Spektakel! Inzwischen haben sich die Yaks mit uns abgefunden und lassen uns mittenrein in die Herde.
    Die Morgensonne wärmt nach der frostigen Nacht, der Rauhrauf weicht zügig. Schöner kann ein Tag nicht beginnen.
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  • Day 50

    Mönchsgesänge und Fürbitten

    October 1, 2023 in Mongolia ⋅ ☁️ 11 °C

    Der Sonntag ist auch im Buddhismus Kirchtag. Im Gotteshaus geht es hoch her: Das Publikum läuft kreuz und quer durch den Raum, während Mönche ihre Rituale zelebrieren. Bisweilen bekommen sie Zettel gereicht: Die Gläubigen können Fürbitten in Auftrag geben.
    Die buddhistischen Tempelanlagen in Bajanchongor sind in die Jahre gekommen. Dabei sind sie erst 30 Jahre alt. Zu Zeiten des Sozialismus wurde der Religion der Garaus gemacht, die heiligen Stätten zerstört, tausende Mönche ermordet, berichtet einer der Glaubensbrüder. 1990, als die Mongolei das sozialistische Joch abstreifte, wurden die Tempel neu aufgebaut. Doch inzwischen bröckelt der Glanz - für die Pflege fehlt das Geld.
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