Thailand - ohne geht's nicht

oktober 2024 - maj 2025
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    26 mars, Thailand ⋅ 🌙 30 °C

    Heute war unser letzter Tag auf Koh Chang für diesmal. Morgen geht es im PkW nach Bangkok zurück. Vormittags bis in die frühen Nachmittagsstunden gingen immer wieder ergiebigere Regenschauer nieder, wobei das Naßwerden bei den herrschenden Lufttemperaturen überhaupt nicht stört, denn man trocknet genauso schnell wieder.

    Offenbar aufgeweckt durch das plötzliche Überangebot an himmlischer Feuchtigkeit zog eine hüpfende Karawane nur fingernagelgroßer Fröschchen durch das Gras vor unserer Terrasse. Die Amphibien müssen in Trockenzeiten in kühlen feuchten Erdlöchern überdauern.

    Wir nahmen dann noch einige Impressionen vom abendlichen Strand mit Sonnenuntergangsstimmung und später auch nächtliche Ansichten mit.
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  • Geschüttelt - nicht gerührt!

    28 mars, Thailand ⋅ 🌙 30 °C

    Es war am 28. März 2025 gegen 13:20 h Ortszeit, und wir hatten gerade einen kleinen Imbiß aus gebratenen Fischküchlein zusammen mit eingelegtem Ingwer und Weißkohlstreifen genossen, als unsere Umgebung zu schwanken begann. Das ist ein eigenartiges Gefühl, wenn alles um einen herum unsicher wird, etwas wie auf hoher See, wobei das Gebäude, in dem man sich befindet, in den Fugen ächzt und knackt, sich leichte Risse in den Ixeln der Zimmerdecke auftun und der Putz herabrieselt. Es war ein Erdbeben, etwas, was im Sortiment meiner Lebenserfahrungen bislang fehlte, das ich aber auch keinesfalls vermißte!!

    Die ersten Gedanken, die einem durch den Kopf schießen sind: War‘s das jetzt? Bricht gleich alles um einen herum zusammen und man wird unter Tonnen von Schutt begraben? Dann fiel mir ein: Türsturz!

    Ich hatte einmal den Rat registriert, man solle sich bei einem derartigen Ereignis bestenfalls unter einen Türsturz einer tragenden Wand begeben. Also, nichts wie dorthin – bis zur Wohnungstür sind es nur drei kleine Schritte. Als wir die Tür öffneten und um die Ecke in den Korridor lugten, gingen überall in der Nachbarschaft die Türen auf, und ratlose und verängstigte Gesichter erschienen. Derweil schwankte das Gebäude munter weiter, es konnte einem leicht übel davon werden.

    Dann ging der Gebäudealarm los. Geistesgegenwärtig das Mobiltelefon und den Wohnungsschlüssel geschnappt und gegenüber unserer Wohnung in das Fluchttreppenhaus hinein! Der Gebrauch eines Fahrstuhls zum aktuellen Zeitpunkt wäre schier selbstmörderisch gewesen. Wir hatten, faul wie wir waren, nach der morgendlichen Badbenutzung noch immer unsere Schlafanzüge an, doch das störte nicht, denn wir waren auch damit ausstaffiert durchaus präsentabel – jedenfalls in begrenztem Rahmen!

    Gleich uns strebten viele andere Bewohner abwärts, doch es dauert, selbst wenn man in erhöhtem Tempo 18 Stockwerke abwärts hastet und einen unterwegs dann auch noch zum erdbebenbedingten leichten Schwankschwindel zusätzlich ein Drehwurm überfällt.

    Draußen im Freien hatten sich schon eine Menge Mitbewohner eingefunden, ich entdeckte Ulrike und gemeinsam nahmen wir auf einer der steinernen Baumumrandungen vor dem Gebäude Platz. Das Nächste war, daß ich unseren Sohn in Hamburg kurz über die Situation und von unserem unbeschädigten Status unterrichtete – in der Heimat war es da knapp 7:30 h und Junior befand sich auf seinem Weg zur Arbeit in der Innenstadt. Er fiel natürlich aus allen Wolken, hatten denn auch die Medien die Ereignisse noch nicht auf dem Schirm und um den Globus herum posaunt. Dann war der Rest der Lieben daheim dran, und sogleich trudelten auch schon erste besorgte Antworten auf die Schreckensnachricht von dort ein.

    Derweil hatte Ulrike Benedikt über WhatsApp live angerufen und ihn unterrichtet, so daß dieser weitere Informationsketten in Deutschland in Bewegung setzen konnte. Die Mitmenschen um uns herum – und das fiel absolut positiv auf - hatten die ganze Zeit weder beim Verlassen des Gebäudes als auch nachher keinerlei Aufregung geschweige denn Anzeichen von Panik gezeigt, sondern harrten ratlos aber ruhig abwartend auf die weitere Entwicklung. Kurz nach 13:30 h nahmen wir im Sitzen auf ebener Erde noch ein weiteres aber nun leichteres Schwanken der Umgebung wahr: lose aufgehängte Blumentöpfe im Vorplatzbereich begannen deutlich hin und her zu pendeln. Später stellte sich heraus, daß sich 12 Minuten nach dem Haupt- ein schwächeres Nachbeben der Magnitude 6,4 auf der Richterskala ereignet hatte.

    Nun konnte ich mich etwas den Nachrichten widmen. Und langsam tröpfelten sie herein: Um 13:20 h hatte sich in Zentralmyanmar unweit der Millionenstadt Mandalay in 20 km Tiefe ein Erdbeben der Stärke 7,4 (Geoforschungszentrum Potsdam) bzw. 7,7 (US Geol. Survey) auf der nach oben offenen Richterskala ereignet.

    Die Richterskala ist logarithmisch aufgebaut: von Stufe zu Stufe verzehntfacht sich jeweils die gemessene Stärke. Zwischen 7,0 und 7,9 spricht man von einem „größeren Erdbeben“: Schäden an den meisten – auch stabilen - Gebäuden; einige stürzen teilweise oder vollständig ein oder werden schwer beschädigt. Das verheerende Erdbeben in Haiti aus dem Jahr 2010 mit über 100.000 Toten hatte eine Stärke von 7,0. Es ist das stärkste Erdbeben in Thailand seit 90 Jahren gewesen. Im Jahre 1930 waren 500 Todesopfer zu beklagen.

    Der Untergrund von Bangkok besteht bis in über 100 m Tiefe aus Tonen und Mergeln und reagiert darum auf Erschütterungen elastisch-plastisch – und dies ist in der gegebenen Situation von erdmechanischem Vorteil; denn es besteht somit eine erhöhte Pufferungsfähigkeit. Man haue vergleichsweise doch einfach einmal auf einen Pudding, um sich dieses zu verdeutlichen! Außerdem befand sich das Epizentrum in Mandalay rund 950 km Luftlinie von hier entfernt. Man stelle sich die Stärke der Erdbewegungen dort rückschließend vor! Bangkok liegt glücklicherweise eigentlich nicht in einer aktiven Erbebenzone, ist also allenfalls von den Auswirkungen in den angrenzenden Regionen betroffen.

    Myanmar befindet sich an der Schnittstelle von vier tektonischen Platten: der Indischen, Eurasischen, Sunda- und Burma-Platte. Diese Platten interagieren aufgrund aktiver geologischer Prozesse und prägen die seismische Aktivität der Region. Entlang der Westküste der Kokosinseln, vor der Küste von Rakhine (Westküste von Myanmar, angrenzend an den Golf von Bengalen) und bis nach Bangladesch verläuft eine stark schräge konvergente Plattengrenze, die als Sunda-Megathrust (thrust = eigentlich Schubkraft, hier im Sinne von Überschiebung) bekannt ist. Diese große Verwerfung markiert die Grenze zwischen der Indischen und der Burma-Platte und setzt sich nördlich von Myanmar bis in den östlichen Himalaya fort.

    Eine bedeutende tektonische Struktur des Landes ist die Sagaing-Verwerfung, eine rund 1.400 km lange Transformstörung: zwei Kontinentalplatten schieben sich aneinander entlang. Bekanntes Beispiel hierfür ist die San Andreas-Spalte in Kalifornien. Erwähnte Sagaing-Verwerfung verbindet das Andamanen-Spreizungszentrum mit einer Kollisionszone im Norden und bildet die Grenze zwischen der Burma- und der Sunda-Platte. Die Platten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 18 bis 49 mm pro Jahr aneinander vorbei, wodurch die Sagaing-Verwerfung als die erdbebenaktivste Zone Myanmars gilt.

    Sie verläuft durch oder nahe an großen Städten wie Rangun, Naypyidaw und Mandalay. In der Vergangenheit kam es entlang dieser Störung zu mehreren schweren Erdbeben, darunter in den Jahren 1931, 1946, 1956, 1991 und 2012. Das Wiederkehrintervall variiert je nach Abschnitt der Verwerfung und liegt in den südlichen Bereichen, die 1930 aufbrachen, bei 100 bis 150 Jahren.

    Trotz der wiederkehrenden seismischen Aktivität gibt es nur begrenzte wissenschaftliche Untersuchungen zur Erdbebengefahr in Myanmar. Eines der größten dokumentierten Beben ereignete sich 1762, als ein Abschnitt der Sunda-Megathrust (s. o.!) vor der Küste von Rakhine aufbrach. Dieses Beben wurde vermutlich durch das Abtauchen der Indischen Platte unter die Burma-Platte verursacht.

    Doch nun zum weiteren Geschehen vor Ort. Ein altes Ehepaar, das gut Englisch sprach, gesellte sich zu uns und setzte sich neben uns. Wir kamen ins Gespräch und erfuhren, daß die beiden im 21. Stock unseres Hauses wohnen und ebenso wie wir alle vom Erdbeben überrascht worden waren. Allerdings hatte sich ihre Wohnungstür durch die Gebäudebewegungen verklemmt und ließ sich mit eigener Kraft nicht von innen öffnen, so daß sie erst durch externe Hilfe aus ihrer mißlichen Lage befreit werden konnten. Daß wir das Schwanken des Bauwerks so massiv empfanden, liegt vor allem an unserer erhöhten Wohnungslage. Hierdurch wurde die Schwingungsamplitude im Vergleich zu weiter unten liegenden Wohnungen merklich verstärkt.

    Ein stärkeres Beben der Stärke 4,5 (moderates Erdbeben) wurde letztmalig am 19. April 1990 in Suphanburi, 78 km nordwestlich von Bangkok, registriert. Allerdings gibt es aus den vergangenen Wochen wohl bereits einige seismische Aktivität in Mynanmar, wobei hiervon – wohl vor allem bedingt durch die momentane desolate innenpolitische Situation des Landes – nichts nach draußen drang.

    Allmählich kamen immer neue Fakten ans Licht. Im Chatuchak-Distrikt in relativer Nähe zu uns in Bang Khen ist durch die Erdbewegungen ein gerade zwischen dem neuen Hauptbahnhof und dem Gelände des Weekend-Marktes im Bau befindliches 30stöckiges Hochhaus – ein Regierungsbau - kollabiert und hat 47 Arbeiter unter sich begraben. Der Gouverneur von Bangkok rief den Notstand aus. Das Wasser in einer Reihe von auf Hochhausdächern angelegten Schwimmbecken, sogenannter Infinity Pools, schaukelte sich durch das Beben derartig auf, daß es sich schließlich in wildem Schwall über die Begrenzung hinausschießend auf die darunter verlaufende Straße ergoß. Von beiden Ereignissen sind Videos im Internet abrufbar. Hochhäuser, Hotels und Krankenhäuser wurden evakuiert. Die Leute campierten auf den Straßen im Freien. Der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt und auch der Straßenverkehr kam zum Erliegen: nichts ging mehr.

    Anmerkung: Diese Situation gemahnt uns eindringlich an die derzeitige Lage in Berlin, wo eine wichtige Verbindungsbrücke auf dem Autobahnstadtring unterhalb des Funkturms wegen statischer Probleme gesperrt werden mußte. Seitdem quält sich der Straßenverkehr konzeptionslos durch die umliegenden Stadtviertel. Außerdem mußte auf der unter besagter Brücke verlaufenden Haupt-S-Bahnstrecke der Betrieb eingestellt werden. Zu allem Überfluß streikt dann auch noch die städtische Verkehrsgesellschaft BVG….

    Die Organisation für uns außerhalb Gestrandete durch die Verwaltung unseres Wohngebäudes war vorbildlich. Wir wurden schnellstens mit Wasser versorgt. Eine Verteilstation wurde dazu vor dem Eingang eingerichtet. Die Zerstörungen in Zentralmyanmar müssen immens sein. Viele Gebäude, darunter eine Menge buddhistischer Tempel, scheinen eingestürzt, genau wie die bekannte historische Ava-Brücke, die bei Mandalay den Irawaddy überspannte. Über die Anzahl von Todesopfern, die in den nächsten Tagen mit Sicherheit noch stark steigen wird, kursieren bislang vage Angaben.

    Da noch weitere Nachbeben vorhergesagt waren, bat man uns gegen 15 h, uns in einen etwas entfernteren Grundstücksteil zu begeben und das Weitere dort abzuwarten. Das taten wir gemeinsam mit allen anderen und verweilten dort im Schatten weiterhin bestens mit Wasser und kleinen Snacks versorgt, bis gegen 17 h Entwarnung gegeben wurde und wir den Aufzug benutzend in unsere Bleibe zurückkehren durften. Die erkennbaren inneren Schäden am Gebäude halten sich sehr in Grenzen und dürften für die Reparatur keinen großen Aufwand erfordern. Die Statik scheint weiterhin intakt.

    Thailand scheint für dieses Mal anders als damals beim Weihnachtstsunami 2004 mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.

    Quellen: Wikipedia, t-online.de
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  • Nachbeben

    31 mars, Thailand ⋅ ☁️ 31 °C

    Da sitzt man nun also drei Tage nach dem Erdbeben und macht sich so seine Gedanken. Als wir vor über einem Jahr hier in unsere jetzige Bleibe einzogen, hätte ich im Traum nicht daran gedacht, einmal die Fluchttreppe nutzen zu müssen – so schnell kann das gehen. Glücklicherweise befindet sich eines der drei Treppenhäuser des Gebäudes direkt gegenüber unserer Wohnung.

    Am 31. März, also gestern, erhielten wir von der Hausverwaltung die offizielle Bestätigung, daß die Prüfung unseres Hauses bis auf kleinere Schäden keine relevanten Mängel ergeben habe und somit volle Sicherheitsfreigabe erfolgen könne. Wahrscheinlich hätte für ein vergleichbares Prüfungsvorhaben bei uns daheim erst einmal eine umfangreiche Ausschreibung mit anschließendem Vergabeverfahren erfolgen müssen, das sicherlich aufgrund diverser Formfehler zeitraubende Gerichtsprozesse nach sich gezogen hätte….

    Ich glaube, daß unser Haus so relativ glimpflich davonkam, ist vor allem auch seinem Grundriß geschuldet: der ist nämlich Z-förmig. Das führt zu einer erhöhten Quersteifigkeit und Verwindungsresistenz der Gesamtstruktur. Hochhäuser in simpler Rechteck- bzw. abgeleiteter Säulenform sind deutlich „schwingungsfreundlicher“, wirken entsprechend äußere Kräfte auf sie ein. Thailand ist insgesamt betrachtet einigermaßen glimpflich und mit einem blauen Auge davongekommen.

    Heute waren wir für verschiedene Besorgungen zum ersten Mal wieder in der Innenstadt. Das Leben läuft erkennbar wie immer und so, als wäre nichts geschehen. Lediglich der eine oder andere Aufzug in anderen Gebäuden ist noch außer Betrieb.

    Wie gelingt denn eigentlich ein einigermaßen erdbebensicheres Bauen? Nun, der Dreh- und Angelpunkt ist die relative Entkopplung zwischen Bauwerk und Erdboden.

    Beim erdbebensicheren Bauen unterscheidet man zwei Ansätze.

    • Erdbebengerechtes Bauen mit dem Schutzziel, in großen Erdbeben die Fluchtwege offen zu halten
    Dazu strebt man ein duktiles – also verformungsfreundliches - Tragwerkverhalten an und baut Sollbruchstellen bei Überbelastung ein.

    • Erdbebensicheres Bauen mit dem Schutzziel der Ausfallsicherheit
    Hierbei ist das Ziel, das Verhalten der Gebäudegründungen durch entsprechende Lagerung elastisch zu gestalten (vgl. in der Folge). Ergänzend dazu gestaltet man Einbauten in der Art, daß sie auf Belastungen möglichst zerstörungsfrei reagieren.

    Die Entkopplung von Bauwerken von ihrem Untergrund, um die Wirkung der Erdbebenwellen auf diese zu verringern, kann durch verschiedene Arten der Lagerung erreicht werden. Das wesentliche Prinzip beruht dabei auf einer Erhöhung der Eigenschwingdauer des Bauwerks gemeinsam mit der Lagerung. Die auftretenden dreidimensional einwirkenden Erdbebenkräfte werden durch eine Verschiebung im Antwortspektrum des Bauwerkes verringert.

    1. Elastomerlager

    • Große Vollgummilager
    Hochelastische zylindrische Elastomerlager wirken in alle Raumrichtungen isolierend und dämpfend. Sie sind bei entsprechender Auslegung zum Schutz gegen die größten Erdbeben geeignet (Stichwort RSL: Räumlich schwimmende Lagerung).

    • Modifizierte Brückenlager
    Diese wirken in horizontaler Richtung (2D; vertikal steif) isolierend und dämpfend. Sie sind bei großer Schubverformungsfähigkeit zum Schutz vor kleineren Erdbeben geeignet (Stichwort HSL: Horizontal schwimmende Lagerung).

    2. Bleikernlager
    Ein Gummilager enthält dabei zusätzlich einen Bleikern, der durch plastische Verformung dämpfend wirkt und Energie absorbiert.

    3. Gleitlager
    Gleitlager ermöglichen die horizontale Bewegung (2D) des Bauwerks auf dem Untergrund und werden meist in Kombination mit anderen Verfahren der Absorption und Dämpfung eingesetzt.

    4. Gleitpendellager
    Diese Bauwerklager kombinieren verschiedene Verfahren und verwenden eine konkave Gleitplatte. Sie wurden unter anderem beim Akropolismuseum angewendet.

    Weiche Bauteile wie eine schwimmende Lagerung oder die Aufhängung einer Hängebrücke sind weitere Möglichkeiten der Lagerung von Bauwerken zur Verringerung der Belastung aus Erdbeben.

    Bei der Planung moderner Gebäude, orientiert man sich zunehmend an historischen Gebäudetypen, die sich als besonders erbebenresistent erwiesen haben. So zeigen Japanische Pagoden bei Erdbeben ein Schwingungsmuster (auch Schlangentanz genannt) um den zentralen Mittelpfeiler, durch das die Erschütterungen abgefedert werden, da sich jedes „Stockwerk“ in eine entgegengesetzte Richtung bewegt. Außerdem werden Schwingungen bei Pagoden und anderen traditionellen Holzbauten dadurch abgebremst, dass die einzelnen Balken nicht genagelt, sondern in einander gesteckt und verkeilt sind, was zusätzliche Beweglichkeit ermöglicht.

    Quellen: Wikipedia (auch Abbildungen), myanmar_mapper 919
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  • Einstürzende Neubauten - warum???

    1 april, Thailand ⋅ ☁️ 33 °C

    Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben, das Zentral-Myanmar heimsuchte und seine Ausläufer bis in das über 1.000 km entfernte Bangkok sandte, stellt man sich auf Seiten der Regierung ernsthafte Fragen, warum unter all den Hochhausprojekten, die gegenwärtig in der Kapitale im Entstehen begriffen sind, ausgerechnet nur dieses eine einzige im Distrikt Chatuchak durch das Erdbeben zum Einsturz gebracht worden ist.

    Es handelt sich ausgerechnet um den Neubau für den staatlich-thailändischen Rechnungshof. Das Vorhaben wird in einem Joint-Venture zwischen der bekannten und bewährten Baugesellschaft ItalThai – die bereits für viele andere Hochbauprojekte im Lande verantwortlich zeichnete – und der China Railway No. 10 Engineering Company (CREC) ausgeführt.

    Premierministerin Paetongtarn Shinawatra hat eine Untersuchungskommission ins Leben gerufen, die innerhalb von sieben Tagen erste Ergebnisse vorlegen soll. Inzwischen sagte nun auch mit einiger Verzögerung der chinesische Botschafter in Thailand seine vollständige Kooperationsbereitschaft bei der Aufklärung der Vorgänge zu.

    Es stehen viele Fragen im Raum. So zum Beispiel die, warum ein auf den Eisenbahnbau spezialisiertes Unternehmen den Auftrag für ein Hochbauvorhaben erhielt. CREC bewarb das Projekt als das „erste spezielle Hochhausprojekt im Ausland“ und hoffte offenbar, es als Vorzeigeobjekt für die chinesische Ingenieurkompetenz nutzen und auf diesem Wege in den südostasiatischen Markt einsteigen zu können.

    Wie auch immer bei derartigen Vorgängen steht unausgesprochen der Elefant namens „Korruption“ im Raum, mit dessen Erscheinen und Auftreten hier stets zu rechnen ist. Unbestätigte Gerüchte schwirren herum, die von der Verwendung minderwertiger Materialien, z. B. Stahl von nicht ausreichender Güte, sprechen. Außerdem verschwanden sofort nach dem Unglück öffentliche Projektinformationen aus dem Internet. Zwei Tage später erwischte man vier chinesische Staatsbürger, die alle für CREC tätig sind, dabei, wie sie heimlich auf der Baustelle versuchten, 32 Akten zu entwenden.

    Indem die chinesische Regierung andererseits vorgibt, nichts von der Angelegenheit zu wissen, liefert sie einigen Thailändern Munition, die in den sozialen Medien bereits antichinesische Stimmungen schüren.

    Von all dem werden die vielen Verschütteten unter den Trümmern nicht mehr lebendig; denn 72 Stunden nach dem Unglück und bei den herrschenden hohen Außentemperaturen ist nicht mehr realistisch mit Überlebenden zu rechnen. Viele der Arbeiter auf der Baustelle stammten als Migranten aus dem benachbarten Myanmar.

    Was die SMS-Warnungen nach dem Beben am Freitagnachmittag betrifft, so waren sie für viele eindeutig zu langsam. Ich erhielt immerhin einen Tag nach dem Ereignis eine entsprechende SMS des DDPM (allerdings in Thai, vgl. Screenshot), die übersetzt wie folgt lautet:

    „So verhalten Sie sich im Falle eines Nachbebens:
    1. Sammeln Sie sich.
    2. Suchen Sie im Haus nach einem stabilen Schutz. Verlassen Sie hohe Gebäude. Halten Sie sich von Dingen fern, die auf Sie fallen könnten. 3. Benutzen Sie keine Aufzüge.
    4. Halten Sie sich von Strommasten fern.
    Für Anfragen rufen Sie Tel. 1784 an.“

    Das Department of Disaster Prevention and Mitigation (DDPM), also die Abteilung für Katastrophenvorsorge und –minderung des Thailändischen Innenministeriums, wurde am 3. Oktober 2002 als Behörde für das Katastrophenmanagement gegründet.
    „Da sich die Katastrophensituation in Thailand aufgrund von Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und den Auswirkungen des Klimawandels verschärft hat, soll das DDPM einen besseren und effektiveren Mechanismus zur Verhinderung von Katastrophenschäden und -verlusten sowie zur Eindämmung von Katastrophen durch von Menschen verursachte und Naturkatastrophen schaffen.“ (Zitat von der Homepage des DDPM, https://www.disaster.go.th/about/background)

    Folgende Aufgaben hat die Behörde bzw. sollte sie wahrnehmen (korrigiert und angepaßt von der Homepage des DDPM):
    • Formulierung von Strategien, Leitlinien und Maßnahmen zur Katastrophenvorbeugung und -minderung;
    • Erforschung, Analyse und Entwicklung von Systemen zur Katastrophenprävention, Katastrophenwarnung und Katastrophenminderung
    • Entwicklung von Informationstechnologien zur Katastrophenvorbeugung und –minderung
    • Förderung der Beteiligung der Bevölkerung an Aktivitäten zum Katastrophenmanagement
    • Sensibilisierung für Katastrophenrisiken
    • Bereitstellung von Schulungen zum Kapazitätsaufbau und zur Verbesserung der Fähigkeiten im Katastrophenmanagement und in der Katastrophenhilfe
    • Förderung, Unterstützung und Umsetzung von Programmen zur Hilfe für Katastrophenopfer
    • Einsatzleitung und -koordination bei Katastrophen großen Ausmaßes
    • Koordinierung mit nationalen und internationalen Agenturen/Organisationen

    NOTA BENE!
    Eine problemlose Onlineverbindung im englischsprachigen Bereich ist heute, 23 Jahre nach der Gründung des DDPM, nicht möglich.

    Noch immer liegt 20 Jahre nach dem Tsunami, bei dem in Thailand Tausende Menschen ums Leben kamen, kein funktionierendes Nationales Katastrophenalarmsystem vor. Die Nationale Rundfunk- und Telekommunikationskommission (NBTC) verteidigte sich mit der Aussage, das Mobilfunksystem werde erst im Juni 2025 betriebsbereit sein.

    Das ist (fast) unverzeihlich, da in den Stunden nach den Erdbeben viele in Panik gerieten und unkontrollierbare Gerüchte die Runde machten. Die Premierministerin selbst sagte, selbst für diejenigen, die schließlich eine Nachricht erhielten, habe es „viel zu lange gedauert“. Sicher wird nun wieder ein Bauernopfer gesucht, gefunden und geopfert werden – ändern wird sich leider nichts.

    Eine weitere große Herausforderung nach den Erdbeben, die noch viele Monate, wenn nicht Jahre, anhalten wird, ist die Frage der Sicherheit der vielen noch in Bangkok stehenden Hochhäuser. Die Verwaltung von Bangkok ist dabei, die Statik von rund 160 Gebäuden zu überprüfen. Bangkoks Gouverneur Chadchart Sittipunt hat kürzlich eine Anordnung erlassen, die alle Hochhausverwaltungen dazu verpflichtet, Ingenieure mit der Überprüfung der Statik ihrer Gebäude zu beauftragen.

    Zwei Wohnanlagen in Bangkok wurden für nicht nutzbar erklärt. Es wird erwartet, dass es in Kürze noch mehr „gefährliche“ Gebäude geben wird, und alle, die in Bangkok, Zentral- und Nordthailand in Hochhäusern arbeiten und leben, sollten zu ihrer eigenen Sicherheit wachsam sein und ihre Wohn- und Büroräume sorgfältig im Auge behalten.

    In Zukunft muß Thailand angesichts der neuen, wahrhaft erschütternden und erschütterten Realität seine Mindestanforderungen für den Hochbau - insbesondere für Hochhäuser - dringendst überprüfen.

    Quellen: Khaosod/Englisch (https://www.khaosodenglish.com/), DDPM (https://www.disaster.go.th/about/background), Wikipedia
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  • "On the Road to Mandalay ...."

    1 april, Thailand ⋅ ⛅ 34 °C

    Ich war letztmalig 1985 in Myanmar und habe dabei auch wiederum Mandalay die alte Königsstadt besucht. Die Stadt ist gegenwärtig rund um die Welt in Verbindung schlimmer und trauriger Ereignisse in aller Munde; denn die in der Nähe vorbei verlaufende Sagaing-Verwerfung hat ein schweres Erdbeben mit unermeßlichen Schäden über das arme Land gebracht.

    Und mir kommt auf diese Weise - ich kann und will es nicht stoppen - laufend Rudyard Kiplings Gedicht "Mandalay" in den Sinn, das in unseren Tagen u.a. durch Frank Sinatra schlimm verunstaltend ins Repertoire genommen wurde.

    M A N D A L A Y

    By the old Moulmein Pagoda,
    Lookin' lazy at the sea,
    There's a Burma girl a-settin',
    And I know she thinks o' me;
    For the wind is in the palm-trees,
    And the temple-bells they say:
    "Come you back, you British soldier;
    Come you back to Mandalay!"
    Come you back to Mandalay,
    Where the old Flotilla lay:
    Can't you 'ear their paddles chunkin'
    From Rangoon to Mandalay?
    On the road to Mandalay,
    Where the flyin'-fishes play,
    An' the dawn comes up like thunder
    Outer China 'crost the Bay!

    'Er petticoat was yaller
    An' 'er little cap was green.
    An' 'er name was Supi-yaw-lat
    –jes' the same as Theebaw's Queen,
    An' I seed her first a-smokin'
    Of a whackin' white cheroot.
    An' a-wastin' Christian kisses
    On an 'eathen idol's foot:
    Bloomin' idol made o' mud
    Wot they called the Great Gawd Budd
    Plucky lot she cared for idols
    When I kissed 'er where she stud!
    On the road to Mandalay...

    When the mist was on the rice-fields
    An' the sun was droppin' slow,
    She'd git 'er little banjo
    An' she'd sing "Kulla-lo-lo!"
    With 'er arm upon my shoulder
    An' 'er cheek agin my cheek
    We useter watch the steamers
    An' the hathis pilin' teak.
    Elephints a-pilin' teak
    In the sludgy, squdgy creek,
    Where the silence 'ung that 'eavy
    You was 'arf afraid to speak!
    On the road to Mandalay...

    But that's all shove be'ind me-
    Long ago an' fur away
    An' there ain't no 'buses runnin'
    From the Bank to Mandalay;
    An' I'm learnin' 'ere in London
    What the ten-year soldier tells:
    "If you've 'eard the East a-callin',
    You won't never 'eed naught else."
    No! you won't 'eed nothin' else
    But them spicy garlic smells,
    An' the sunshine an' the palm-trees
    An' the tinkly temple-bells;
    On the road to Mandalay...

    I am sick o' wastin' leather
    On these gritty pavin'-stones,
    An' the blasted English drizzle
    Wakes the fever in my bones;
    Tho' I walks with fifty 'ousemaids
    Outer Chelsea to the Strand,
    An' they talks a lot o' lovin',
    But wot do they understand?
    Beefy face an' grubby 'and -
    Law! wot do they understand?
    I've a neater, sweeter maiden
    In a cleaner, greener land!
    On the road to Mandalay...

    Ship me somewheres east of Suez,
    Where the best is like the worst,
    Where there aren't no Ten Commandments
    An' a man can raise a thirst;
    For the temple-bells are callin',
    An' it's there that I would be
    By the old Moulmein Pagoda,
    Looking lazy at the sea;
    On the road to Mandalay,
    Where the old Flotilla lay,
    With our sick beneath the awnings
    When we went to Mandalay!
    O the road to Mandalay,
    Where the flyin'-fishes play,
    An' the dawn comes up like thunder
    Outer China 'crost the Bay!

    Übersetzung:

    An der alten Moulmein-Pagode,
    träge aufs Meer blickend,
    sitzt ein burmesisches Mädchen,
    und ich weiß, sie denkt an mich;
    Denn der Wind weht durch die Palmen,
    und die Tempelglocken rufen:
    „Komm zurück, du britischer Soldat;
    komm zurück nach Mandalay!“
    Komm zurück nach Mandalay,
    Wo die alte Flottille lag:
    Hörst du nicht, wie ihre Schaufelräder
    von Rangun nach Mandalay klappern?
    Auf dem Weg nach Mandalay,
    Wo die fliegenden Fische spielen,
    Und die Morgendämmerung bricht wie Donner
    aus China über die Bucht herein!

    Ihr Unterrock war gelb
    und ihr Käppchen, das war grün,
    Und ihr Name war Supi-yaw-lat
    just genau wie Theebaws Königin,
    Und ich sah sie zum ersten Mal
    eine riesige weiße Zigarre rauchen,
    Und wie sie christliche Küsse
    auf den Fuß eines irdenen Götzenbildes hauchte:
    Ein strotzendes Götzenbild aus Ton,
    Das sie den „Großen Gott Buddha“ nannten.
    Sie kümmerte sich wacker um Götzenbilder,
    als ich sie dort küsste, wo sie stand!
    Auf dem Weg nach Mandalay...

    Als der Dunst über den Reisfeldern lag
    und die Sonne langsam unterging,
    nahm sie ihr kleines Banjo
    und sang „Kulla-lo-lo!“.
    Mit ihrem Arm auf meiner Schulter
    und ihrer Wange gegen meine gelehnt
    beobachteten wir die Dampfer
    und die Hathis (indisch für Elefant), die Teakholz stapelten.
    Elefanten, die Teakholz stapelten
    im schlammigen, matschigen Ufer des Flusses,
    wo die Stille so niederdrückend auf allem lastete,
    daß man sich kaum zu sprechen wagte!
    Auf dem Weg nach Mandalay...

    Aber das ist alles weit weg –
    lange her und fern.
    Und es gibt keine Busse,
    die hier vom Themseufer nach Mandalay fahren.
    Und ich lerne hier in London,
    was der Zehnjährig-Freiwillige (Soldat) sagt:
    „Wenn du den Osten rufen gehört hast,
    wirst du nie wieder der gleiche sein wie zuvor."
    Nein! Du brauchst nichts anderes
    als diesen würzigen Knoblauchduft,
    und den Sonnenschein, die Palmen
    und die klingelnden Tempelglocken;
    auf dem Weg nach Mandalay...

    Ich habe es satt, Leder
    auf diesen rauen Pflastersteinen abzulaufen,
    und der verfluchte englische Nieselregen
    weckt das Fieber in meinen Knochen;
    obwohl ich mit fünfzig Hausmädchen
    von Chelsea zum Strand (Straße in London) laufe,
    und sie reden viel von Liebe,
    aber was verstehen sie davon?
    Gedunsenes Gesicht, schmuddelig und –
    Meine Güte! Was verstehen sie?
    Ich habe ein hübscheres, süßeres Mädchen
    in einem saubereren, grüneren Land!
    Auf dem Weg nach Mandalay...

    Schick mich nach irgendwohin östlich von Suez,
    dorthin, wo Gutes und Böses gleich sind,
    wo es keine Zehn Gebote gibt
    und wo ein Mann richtigen Durst entwickeln kann;
    denn die Tempelglocken läuten,
    und genau dort möchte ich sein,
    bei der alten Moulmein-Pagode,
    träge aufs Meer blickend.
    Auf dem Weg nach Mandalay,
    wo die alte Flottille lag,
    mit unseren Kranken unter den Planen,
    als wir nach Mandalay fuhren!
    O, der Weg nach Mandalay,
    wo die fliegenden Fische spielen,
    und die Morgendämmerung wie Donner
    aus China über die Bucht hereinbricht!

    „Mandalay“ ist ein Gedicht von Rudyard Kipling, geschrieben 1890 und erstmals 1892 in „Barrack-Room Ballads, and Other Verses“ publiziert. Das Gedicht spielt im kolonialen Burma, damals Teil Britisch-Indiens. Der Protagonist ist ein Soldat der Cockney-Arbeiterklasse, zurück im grauen, beengten London, der sich an die Zeit erinnert, als er sich frei fühlte und eine burmesische Freundin hatte, die nun unerreichbar weit weg ist. Folgerichtig ist das Gedicht auch im verwaschenen Slang des Cockney-Englisch gehalten.

    Das Werk erlangte große Bekanntheit, insbesondere nachdem es 1907 von Oley Speaks vertont wurde, und wurde von Kiplings Zeitgenossen geschätzt, obwohl einige von ihnen seine verworrene Geographie beanstandeten. Es wurde als „Vehikel imperialen Denkens“ kritisiert, aber in jüngerer Zeit von Kiplings Biografen David Gilmour und anderen verteidigt.

    Andere Kritiker identifizierten eine Vielzahl von Themen in dem Gedicht, darunter exotische Erotik, viktorianische Prüderie, Romantik, Klasse, Macht und Geschlecht. Das Lied mit der Musik von Speaks wurde zerjazzt dann auch von Frank Sinatra gesungen, wobei der Text geändert wurde, beispielsweise durch „broad“ anstelle von „girl“, was Kiplings Familie mißfiel. Bertolt Brechts „Mandalay Song“, vertont von Kurt Weill, spielt auf das Gedicht an.

    Das in diesem Gedicht erwähnte Mandalay war die ehemalige Hauptstadt Burmas, das von 1886 bis 1937 zu Britisch-Indien gehörte und von 1937 bis 1948 eine eigenständige britische Kolonie war. Es erwähnt die „alte Moulmein-Pagode“, wobei Moulmein die anglisierte Version des heutigen Mawlamyine im Südosten Burmas am Ostufer des Golfs von Martaban ist. Die in Burma stationierten britischen Truppen reisten auf Raddampfern der Irrawaddy Flotilla Company (IFC) den Irrawaddy auf und ab, da der Wasserweg auf dem Fluß die beste und schnellste Möglichkeit darstellte, von A nach B zu gelangen.

    Von Rangun nach Mandalay war es eine 700 km lange Reise, und während des Dritten Anglo-Burmesischen Krieges von 1885 wurden 9.000 britische und indische Soldaten mit einer Flotte von Raddampfern („der alten Flottille“ des Gedichts) und anderen Booten von Rangun nach Mandalay transportiert. Auf die Besetzung Mandalays folgte ein Guerillakrieg, und britische Regimenter blieben mehrere Jahre in Burma.

    Kipling erwähnt die damalige burmesische Königsfamilie: „Ihr Name war Supi-yaw-lat – genau wie Theebaws Königin.“ Thibaw Min (1859–1916, damals oft Theebaw geschrieben) war der letzte regierende König von Burma mit seinem Palast in Mandalay. Er heiratete seine Halbschwester Supayalat kurz vor seiner Thronbesteigung 1878 in einem blutigen Palastputsch, der angeblich von seiner Schwiegermutter eingefädelt worden war.

    Thibaw führte eine Reihe von Reformen ein, beging aber 1885 den Fehler, die Kontrolle über Unterburma von den britischen Streitkräften zurückgewinnen zu wollen, die es seit 1824 besetzt hatten. Die Folge war eine britische Invasion, die Thibaw und Supayalat umgehend ins Exil nach Indien verbannte. Dem Soldaten in Kiplings Gedicht sind seine und ihre Namen daher geläufig, als letzte und jüngste Mitglieder des Königshauses einer britischen Kolonie.

    Rudyard Kiplings Gedicht Mandalay entstand zwischen März und April 1890, als der britische Dichter 24 Jahre alt war. Er war im Oktober des Vorjahres nach sieben Jahren in Indien nach England zurückgekehrt. Er hatte dafür eine ostwärts gerichtete Heimreise angetreten und war in Begleitung seiner Freunde Alex und „Ted“ (Edmonia) Hill mit dem Dampfschiff von Kalkutta nach Japan, dann nach San Francisco und schließlich quer durch die Vereinigten Staaten gereist.

    Rangun war der erste Anlaufhafen nach Kalkutta; anschließend gab es einen ungeplanten Zwischenstopp in Moulmein. Kipling war von der Schönheit der burmesischen Mädchen beeindruckt und schrieb damals:

    „Ich liebe die Burmesen mit der blinden Begeisterung, die dem ersten Eindruck entspringt. Wenn ich sterbe, werde ich eine Burmese sein … und ich werde immer mit einem hübschen mandelfarbenen Mädchen einhergehen, das lachen und scherzen wird, wie es sich für ein junges Mädchen gehört. Sie soll keinen Sari über den Kopf ziehen, wenn ein Mann sie ansieht und ihr dabei anzügliche Blicke zuwirft, noch soll sie hinter mir hertrampeln, wenn ich gehe: denn das sind die Sitten Indiens. Sie soll der ganzen Welt in Ehrlichkeit und Kameradschaft in die Augen blicken, und ich werde sie lehren, ihren hübschen Mund nicht mit gehacktem Tabak in einem Kohlblatt zu beflecken (Anspielung auf das Betelkauen), sondern gute Zigaretten der besten Marke ägyptischen Tabaks zu inhalieren.“

    Kipling behauptete, er habe in Moulmein der Pagode, die sein Gedicht später berühmt machte, keine Beachtung geschenkt, weil ihn die burmesische Schönheit auf den Stufen so beeindruckt habe. Viele Westler dieser Zeit erwähnten lobend die Schönheit burmesischer Frauen.

    Die Literaturkritikerin Sharon Hamilton bezeichnete im Jahre 1998 das Gedicht „Mandalay“ von 1890 als „geeignetes Vehikel imperialen Denkens“. Sie argumentierte, Kipling habe den viktorianischen Leser dazu gebracht, es als ‚Lied des Empire‘ zu betrachten, indem er es in die Tradition der „Border Ballads“ einordnete, in der kämpfende Männer ihre eigenen Taten besangen und dem Versepos dadurch emotionales Gewicht verliehen.

    Sie vermutete weiter, dass Kipling, da er seine „Barrack-Room Ballads“ von 1892 (einschließlich „Mandalay“) in dieser Tradition in einer Zeit intensiver Auseinandersetzung mit der Geschichte der britischen Ballade verfasste, sich wahrscheinlich bewusst war, dass „Mandalay“ die Botschaft der Unterwerfung einer Frau und damit ihrer Stadt unter einen weißen Eroberer vermitteln würde. Sie argumentiert, dass der Soldat grammatikalisch aktiv, das „eingeborene Mädchen“ grammatikalisch passiv sei, was auf „ihre willige Unterwürfigkeit“ hindeute. Hamilton sieht in der Tatsache, dass das Mädchen Supayalat hieß, „genauso wie Theebaws Königin“, ein Zeichen dafür, dass Kipling mit ihrer Eroberung den Sturz der burmesischen Monarchie durch die Briten metaphorisch umschrieb.

    Andrew Selth kommentierte hingegen Hamiltons Analyse wie folgt: „Es ist fraglich, ob Kiplings Zeitgenossen oder viele Menschen seitdem die Ballade in solch esoterischen Begriffen sahen, aber dennoch stieß sie auf begeisterte Aufnahme.“ Im Jahr 2003 argumentierte David Gilmour in seinem Buch „The Long Recessional: The Imperial Life of Rudyard Kipling“, daß Kiplings Sicht auf das Imperium weit entfernt vom chauvinistischen Kolonialismus sei und daß er sicherlich kein Rassist sei.

    Stattdessen nannte Gilmour „Mandalay“ „ein Gedicht von großem Charme und auffallender Ungenauigkeit. Selth merkt an, daß zeitgenössische Leser bald Kiplings ungenaue Geographie bemerkten, etwa dass Moulmein 61 Kilometer vom Meer entfernt ist, das weit außerhalb der Sichtweite liegt, und daß das Meer westlich und nicht östlich der Stadt liegt.

    Ian Jack schrieb im "Guardian", dass Kipling in „Mandalay“ nicht Kolonialismus und Britisches Imperium verherrlichte. Er erklärte, dass Kipling zwar prokolonialistische Verse schrieb, wie etwa in „The White Man’s Burden“, aber dass „Mandalay“ nicht von dieser Art sei. Eine ähnliche These vertrat der Politikwissenschaftler Igor Burnashov in einem Artikel für die Kipling Society.

    Er schreibt: „Die bewegende Liebe des burmesischen Mädchens und des britischen Soldaten wird auf malerische Weise beschrieben. Dass das burmesische Mädchen die unterlegene und der britische Soldat die überlegene Rasse repräsentierte, ist zweitrangig, da Kipling hier die menschlichen, nicht aber die imperialen Beziehungen betont.“
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  • Willkommen in Vietcong-City

    3 april, Vietnam ⋅ ☀️ 24 °C

    Gestern sind wir nun wieder einmal nach Vietnam geflogen. Geminsam waren wir beide das letzte Mal im Jahre 2016 hier und und ich zusammen mit meiner thailändischen Geologen Truppe dann noch einmal zwei Jahre später. Das waren für mich immerhin 2.283 Tage seit meinem letzten Besuch und für Ulrike neun Jahre!

    Beim Einchecken registrierten wir zum ersten Mal einen Reliquienschrein mit angeblichen Überresten des verehrten Religionsstifters Buddha. Unter dessen höherem Schutz konnte ja dann auch praktisch nichts mehr schiefgehen. Und wirklich: Der Flug klappte wunderbar!

    In Hanoi ist man am Flughafen mächtig mit Erweiterungsarbeiten beschäftigt. Bei der Fahrt zu unserem Hotel in der Altstadt fiel auf, dass eine Menge von Bauvorhaben inzwischen fertiggestellt und abgeschlossen worden ist. Außerdem kam mittlerweile eine große Menge von Hochhäusern hinzu, die das Stadtbild unvorteilhaft beeinflussen.

    Wir konstatierten, dass uns selbst dieses kleine Stück Reise ziemlich mitgenommen hatte: wir werden halt nicht jünger! Doch nach einer kurzen Ausruhphase brachen wir dann zu einem Erkundungsgang in der näheren Umgebung auf.

    Eine Menge neuer Eindrücke überfiel uns und verlangte danach, auch im Bild festgehalten zu werden. Am Hoa Kiem-See in der Nähe staunten wir über die mächtigen klobigen Wurzeln eines Baumes, die das Gehwegpflaster kräftig angehoben hatten.
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  • Am Hoan Kiem-See

    3 april, Vietnam ⋅ ☀️ 25 °C

    Vor dem Gebäude der staatlichen Elektrizitätsverwaltung waren alle Zaunpfeiler rot beflaggt. Dieses Bauwerk entstand noch unter der Ägide der französischen Kolonialverwaltung und zeigt deutlich stilistische Ansätze des Art Déco.

    Eine Hinweistafel klärt über die Geschichte des Gebäudes aus Sicht der gegenwärtigen Machthaber auf, befand sich doch hier offenbar eine wichtige Zelle der Kommunistischen Partei. Auch Ho-Chi Minh beehrte das Bauwerk wohl 1954 mit einem Besuch. Das Kollektiv der Beschäftigten ist offenbarTräger diverser einschlägiger Auszeichnungen und Aktivistenorden.
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  • Altstadtgewusel

    3 april, Vietnam ⋅ ☀️ 26 °C

    Nachdem wir den Sonnenuntergang über dem See ausgiebig genossen hatten, lenken wir unsere Schritte in die benachbarte Altstadt hinein. Dort herrschte das wohlbekannte Gewusel und laute Verkehrsgetümmel. Vor allem fällt auf, dass hier in Vietnam deutlich ausgiebig von den Hupen der Fahrzeuge Gebrauch gemacht wird, etwas, was wir aus Thailand so gar nicht gewohnt sind.

    Außerdem ist ja hierzulande Rechtsverkehr angesagt, was uns schon wieder etwas auf die heimischen Verhältnisse in Deutschland vorbereitet. Sattsam müde erreichten wir schließlich wieder unsere Unterkunft.
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  • Train Street - die Eisenbahnstraße

    3 april, Vietnam ⋅ 🌙 21 °C

    Die Temperatur in Hanoi ist momentan durchschnittlich um 10° geringer als in Bangkok; hier herrschen so um die 24° C, was einem guten Sommertag bei uns in Deutschland nahekommt.

    Es fällt auf, dass hier die Busse durchweg von moderner Bauart sind. Das sticht besondersvon Bangkok ab, wo doch ziemliche Wracks und Halbwracks im öffentlichen Personennahverkehr herumfahren. Die thailändische Hauptstadt hat in dieser Hinsicht jedenfalls einen immensen Modernisierungsbedarf, insbesondere, da diese alten Vehikel in der Mehrzahl dunkle Wolken rußigen Diesel-Auspuffqualms ausstoßen.

    Der Einsatz der Autohupen im hiesigen Straßenverkehr erweist sich als durchaus notwendig, denn das Durcheinander ist teilweise unbeschreiblich. Die Motorrollerfahrer legen in der Mehrzahl einen regelrecht harakiriartigen Fahrstil an den Tag, wenn sie sich durch die sich stauenden Autos hindurchschlängeln. Ampelregelungen scheinen gerade für die Rollerfahrer nur von begrenztem Interesse zu sein.

    Die Train Street ist eine faszinierende Sehenswürdigkeit in der vietnamesischen Hauptstadt.
    Eine schmale Wohnstraße wird mehrmals täglich fahrplanmäßig von einem Zug passiert. Daas Gleis verläuft sehr nah an den Wohnhäusern, so daß zwischen Zug und Gebäuden oft nur wenige Zentimeter Platz verbleiben.

    Die Bahnstrecke wurde ursprünglich gebaut, um Hanoi mit den nördlichen Provinzen Vietnams zu verbinden. Im Laufe der Zeit entstanden entlang der Gleise Wohnhäuser, was zu der heutigen engen Bebauung führte. Von den zahlreichen Cafés und kleinen Geschäften entlang der Straße beobachten Besucher fasziniert das Spektakel. Bereits längere Zeit, bevor der Zug ankommt, machen sich Polizeibeamte mit Trillerpfeifen wichtig und scheuchen übereifrig allzu dreiste Zeitgenossen von den Gleisen. Dabei ist die Trillerpfeife das wichtigste Utensil und unterstreicht die Bedeutung der jeweiligen menschlichen Pfeife am anderen Ende.

    Und natürlich mußten - wie in einiger Entfernung zu beobachten war - wieder einige Idioten Stücke des Bahnschotters auf die Schiene packen. Harmlos war hingegen die Eigentümerin eines Cafés in der Nähe, die Kronkorken auf dem Metall plazierte, auf dass der Zug sie beim Drüberrollen plattwalze.
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