40 Jahre Hummel Tour 2020

august - september 2020
Et 19-dagers eventyr av Martina Les mer
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  • Dag 3

    Letzte Vorbereitungen

    20. august 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 18 °C

    Noch zweimal schlafen, dann geht's los - der aufgehenden Sonne entgegen. Die Hummel, also meine Moto Guzzi, hat dieses Jahr einen runden Geburtstag, und da ist natürlich SIE meine Reisebegleiterin 2020. Navi an die Batterie angeschlossen, Scheibe geflickt (Danke lieber Bruder Gerd), Flüssigkeiten gecheckt, Reifen (naj, die gehn noch...), Tasche gepackt, Werkzeugkoffer aufgeräumt (vielleicht muss ich ja mal jemandem was helfen ;-)).
    Und heute wird die erste Etappe geplant.
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  • Dag 4

    Letzter Tag vor dem Start

    21. august 2020, Tyskland ⋅ ☀️ 32 °C

    Noch schnell die Hummel aufgepappt, das Farewelldinner gekocht... Morgen die erste Station ist auf jeden Fall der Bratwurschtstand auf dem Marktplatz in Coburg. Dann sehn wir weiter.
    Wie gut, dass ich nicht nach Kroatien will, das ist Coronamäßig gerade eine terra non grata.Les mer

  • Dag 5

    Hassberge Coburg Frankenwald

    22. august 2020, Tyskland ⋅ ⛅ 19 °C

    Der erste Reisetag führt mich in die alte Heimat, wo ich aufgewachsen bin. Und wo es die weltbeste Bratwurscht gibt. Da ich mich in den Hassbergen a weng verdaddelt hab, weils da so schö is, hat die Bratwurscht auf dem Coburger Marktplatz gleich nochmal so gut gschmeckt.
    Und dann der Frankenwald! Frisch, grün, kleine Strässli und gutes Bier. Natürlich erst am Feierabend. Die kleine Offroadeinlage hat die Hummel ohne zu mucken mitgemacht. Wie überhaupt alles! Sie ist halt ein Schatz.
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  • Dag 6

    Erste Kilometer in Tschechien...

    23. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ⛅ 22 °C

    Fast hätte ich den Besen getauscht ...
    Gut ausgeschlafen und versorgt mit schlimmen Geschichten von den verschlagenen Leuten jenseits der Grenze tuckern wir Richtung Grenze, vorbei an zahlreichen Fabriken, die hier im Grenzgebiet sicherlich zu seeehr günstigen Konditionen werkeln dürfen, denn dies hier scheint eines der strukturschwächsten Gebiete Deutschland zu sein . Das "weiße Gold" hat jedoch eine lange Tradition in dieser Gegend. Was das ist? Na, Porzellan natürlich! Durch Selb führt mich mein Weg, Rosenthal hab ich schon mal gehört, Schönau ist eine Marke für sich...
    So, und jetzt der Grenzübertritt: wie so viele Grenzstationen verwahrlost, trostlos, menschenleer, denn hier hält man sich nicht auf, da bleibt nur die Flucht - nach Osten oder nach Westen. Ich natürlich nach Osten mit nächstem Etappenziel Cheb bzw. Eger, da solls eine Burg geben, die ich mir mal anschauen will. Der Weg nach Eger könnte einfach sein, wenn ich mein Navi nicht auf kurvenreiche Strecke eingestellt hätte. Ergebnis: die nächste Offroadchallenge für die Hummel (s. Fotos) und mich. So werden die Reifen wohl nicht mehr lange halten...
    Vielleicht hilft da aber der kleine Umweg über die Wallfahrtsstätte Maria Kulm...mit der wunderschönen Kirche.
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  • Dag 6

    Karlsbad

    23. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ☀️ 20 °C

    Ein Ort wie im Märchen. Heute nächtige ich im Hotel Astoria. Hier scheint Coronafreie Zone zu sein. Mit meinem Abendessen - Gemüse mit Meerrettich- desinfiziere ich mich und meine Atemwege und stärke mein Immunsystem! Der putzt alles Unerwünschte aus den Atemwegen, sag ich euch!Les mer

  • Dag 7

    Tschechien ist ein Kessel

    24. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ☁️ 13 °C

    Schon seit ein paar Tagen hab ich das: das Grinsen😀, das sich morgens in meinem Gesicht breit macht und nicht mehr weichen will. Neurowissenschaftler nennen das positiven somatischen Marker. Die können einem wirklich jeden Spaß verderben!

    Kairos, der andere Gott der Zeit. Er zeigt sich nur, wenn du dich der Zeit hingibst. Oder eher dem Leben ohne Zeit. Dann kann die Magie des perfekten Plans geschehen, wenn sich alles fügt und dir zufällt. So wie die Bergausläufer im Riesengebirge sich im Reißverschlussverfahren ineinanderfügen. So wie mein Gastgeber im U Kotle mlr das Stückchen Kuchen als Gegenwart serviert: "Das ist present."
    Kotle heißt Kessel, weiß ich jetzt. Und den Boden dieses Kessels hab ich heut auf 340 km durchzuckelt. Ein paar glatte Pisten waren auch dabei. Nicht viele.
    Brav brummt die Hummel einen Kilometer nach dem anderen, durch Birnbaumalleen, Waldwege, Split und Schotter, Blitz und Donner. Aber nein! Das Wetter könnte perfekter nicht sein: freundlicher Spätsommer mit regennassen Straßen, die der Regen schon hinter sich gelassen hat. Und die Zwetschgen sind auch schon fast reif.
    In dem Kessel wächst auch Bier! Tatsächlich! Dieser wunderbare süffige tschechische Zaubertrank säumte ein paar Kilometer unseres Weges. Die Birne hingegen war eher sperrig...
    Und dann hab ich ihn endlich gefunden, den Rübezahl. Eine Nachbildung nur, aber für den Anfang schon mal nicht schlecht.

    U Kotle und der Rübezahl, das wird mein nächster Fußabdruck...
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  • Dag 7

    Penzion U kotle

    24. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ☁️ 13 °C

    Willst du Abenteuer erleben? Buche über booking.com! Direkt am Skilift, heißt es in der Beschreibung. Na, im Sommer wird das ja nicht schwer zu erreichen sein. Ein kleines Zimmer, einfach, ruhig, Essen und Trinken gibt es auch. Nehm ich! 3 Nächte! Will ja den ollen Zausel Rübezahl finden, das braucht Zeit. Und die Hummel muss sich auch erstmal von dem Geruckel und den Offroadzumutungen erholen.

    Die Karte lügt nicht! Wir sind mitten drin im Wald. Erst rauf in Serpentinen, dann links runter auf dem Waldweg. Runter hat er gesagt. Das Navi hilft hier nicht weiter, direkte Wegweisung ist gefragt.

    Angekommen!
    Wunderbar!
    Bleiben!

    Morgen Rübezahl suchen. Zufällig (!) läuft hier der Rübezahlwanderweg vorbei https://www.riesengebirge.cz/touristik/der-krak…
    Da setz ich mich einfach an den Wegesrand und warte, bis er vorbeigewandert kommt.
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  • Dag 8

    Zur Elbquelle und zurück

    25. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ☁️ 15 °C

    Schusters Rappen sind keine Siebenmeilenstiefel.
    Das mit dem Sitzen am Wegesrand hat jetzt nicht so geklappt, der Sog der vielen Frischluftfanatiker:innen ließ mir keine Wahl: der gelben Markierung entlang Richtung Pramen Labe war die Devise ((grade im Moment denk ich bei mir, dass 1 Bootbier nach so einem Wandertag eigentlich... und schon stellt mir MEIN Wirt das zweite vor die Nase. Der Schlawiner)).
    Hab ich gemacht. Sechseinhalb Kilometer hoch, und siebeneinhalb Kilometer den anderen Weg runter. Den ganzen Tag auf den Socken, mit heftigen Offroadeinlagen, die ich ganz alleine, ohne die Hummel meistern musste ((ächz!). Hart war das. Die Hummel muss ja ihr "Profil schonen", so formuliert sie das, wenn sie mir einen Ruhetag verkaufen will.
    Ach ja, Pramen Labe heißt Elbquelle.
    Da kommt halt Wasser aus einem künstlich eingefassten Loch, das dann bergabwärts fließt. Glaube ich zumindest. Denn es waren so viele Leute da drum herum, dass ich das gar nicht richtig sehen konnte. Was wollen die vielen Menschen hier in der "freien" Natur eigentlich? Haben die keinen Fernseher?
    Jetzt, nach diesem Heldinnentag, freue ich mich mit meinem zweiten Bootbier auf das leckere Abendessen von MEINEM Wirt! Und der nächste Bericht wird wahrscheunlich ein kleiner Wehgesang auf die schwindende Menschlichkeit an Frühstückbuffets.
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  • Dag 8

    MEIN Wirt

    25. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ⛅ 12 °C

    Mein Wirt im U Kotle - denn MEIN darf ich ihn schon nennen, ist er doch gleich Quelle meiner Inspiration geworden - MEIN Wirt also hat 10 Jahre als Koch in Kaprun gearbeitet, bevor er sich hier in der Baude im Wald niedergelassen hat. Ob er schon 70 ist? Seit ich selber schon fast 60 bin, scheue ich mich, Menschen älter als mich zu schätzen - denn öfter ist es schon passiert, dass ich sie auf 70 geschätzt habe, und dann waren sie 5 Jahre jünger als ich.
    MEIN Wirt also, der macht das so: selbst wenn ich einziger Gast wäre, würde mich morgens ein fürstlich gedecktes Frühstücksbüffet erwarten, mit selbstgemachten Marmeladen, Brotaufstrichen und selbstgebackenen Brötchen mit Kümmel und Hagelsalz oben drauf. Das Rührei bereitet er selbstverständlich frisch zu, " mit oder ohne Zwiebeln? ".
    Und er hat noch mehr auf Lager: Gestern noch hab ich mir im Hotel Astoria in Karlsbad heimlich eine Birne vom Buffet gemopst. Als Wegzehrung. Schnell in den Rucksack. War zwar kein Schild da, das das Mitnehmen von Speisen aus dem Frühstücksraum ausdrücklich verbot (was in vielen BWL versauten Hotels mittlerweile üblich ist), doch die missbilligenden Blicke der Servicekräfte reichten mir. Die Birne schleppe ich heute noch mit mir rum...
    MEIN Wirt legt mir gerade ein Butterbrotpapier mit Plastiktüte auf den Tisch mit Geste zum Buffet und der Aufforderung "einpacken! Wurst, Käse, Brot".
    Vor lauter Rührung krieg ich feuchte Augen und muss an mich halten, nicht in Tränen auszubrechen. Nein, nicht vor Rührung, sondern bewegt durch die Hingabe eines Gastgebers an sein Tun. Und aus Trauer darüber, dass die Welt ihre Seele immer mehr an den 😈 verliert.

    Vielleicht bleib ich einfach hier und schau ihm einfach zu. Es hat schon andere gege, die von solchen Orten und Menschen nicht mehr losgekommen sind.
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  • Dag 9

    What goes up must come down

    26. august 2020, Tsjekkisk Republikk ⋅ ⛅ 13 °C

    ...oder umgekehrt. Der Marsch nach der Spindlermühle heute fing an mit come down. Im Winter die schwarze Piste . Nur dreieinhalb Kilometer. Wie gut, dass ich das auf keinen Fall zurücklaufen muss! Wetter ist durchwachsen mit kurzen Regenschauern aber nicht schlimm. Trotzdem erstehe ich im Touristenzentrum Splindermühle ein großes Stück Plastik. Für den Regen.
    Der Weg zurück: Bus?? Hier ist Naturschutzgebiet! Was soll die Frage!
    Taxi: 60 Euro muss ich schon nehmen! 50 Kilometer außenrum. Hier ist Naturschutzgebiet!
    Eigentlich wollte ich meine Schusters Rappen, die meine Füße seit fast 30 Jahren zuverlässig und geliebt tragen, schonen. Aber leider muss es zurückgelaufen werden. Also go up heißt die Devise. Dreieinhalb Kilometer einfach nur bergauf.
    War gar nicht so schlimm.

    Dass Rübezahl sich allerdings durch besonders stramme Waden auszeichnet, wundert mich nicht. Schließlich ist er ja kein Couchpotatoe.

    Morgen wirds dann literarisch.

    Dieser Kurzbericht über einen Trip hierher ist auch lesenswert: https://www.motorradonline.de/reise/motorradtou…
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