• Nils Temme
  • Sarah Lomp
aug. 2019 – sep. 2020

Weltreise Sarah & Nils

August 2019 Les mer
  • Reisens start
    18. august 2019

    Berlin

    19. august 2019, Tyskland ⋅ ⛅ 23 °C

    Liebe Leute,
    nach all den ereignisreichen letzten Wochen sind wir nun in unserer ersten Station Berlin angekommen. Wir nutzen diese Gelegenheit um den ersten Footprint zu erstellen und den Start unserer geplanten Weltreise zu markieren und zu dokumentieren.

    Wir sind einerseits glücklich und aufgeregt, dass es nun endlich losgeht und nach der monatelangen Planung und Vorbereitung die ersten Eindrücke und Erfahrungen auf uns warten.
    Andererseits sind wir immer noch beeindruckt und berührt von der ganzen Anteilnahme zum Abschied, von den schönen Geschenken und den vielen lieben Worten.
    Bei allen hoffentlich schönen Erlebnissen, positiven Eindrücken und neuen Bekanntschaften unterwegs werden wir das nicht vergessen.

    Noch ein Wort zu diesem Reisetagebuch: wir werden dieses Buch soweit füllen, dass jeder uns gedanklich folgen kann, ein paar Fotos sieht und weiß wo wir bisher gewesen sind. Für die privateren Bilder, Gedanken und Geschichten werden wir extra Footprints erstellen, die ihr dann sehen könnt wenn ihr euch bei Findpenguins.com mit eurer Email-Adresse registriert und einem von uns folgt.

    Bis bald und alles Liebe,

    Sarah & Nils
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  • Tallinn

    21. august 2019, Estland ⋅ ⛅ 17 °C

    Tere! Oder auch ein freundliches Hallo aus Tallinn!

    Auch wenn wir uns zwischendurch gewünscht haben, dass wir unsere Reise direkt mit Sonne, Sand und Meer gestartet hätten, sind wir doch mittlerweile froh hier gewesen zu sein.
    Tallinn ist eine schöne kleine Stadt mit vielen mittelalterlichen Gebäuden und altertümlichen Flair. Leider sehr überlaufen durch die ganzen Kreuzfahrttouristen, aber absolut sehenswert. Neben der schönen Altstadt gibt es in bahnhofsnähe ein komplett neues Stadtviertel mit jeder Menge Streetart, Streetfood, Coworking-Spaces und neuer Nutzung alter Industriegebäude. Wir haben hier sehr gut gegessen und an einer interessanten Stadtführung teilgenommen.

    Darüber hinaus ist Estland unglaublich fortschrittlich. Der öffentliche Nahverkehr in Tallinn ist für Einheimische kostenlos und man kann nahezu 99% aller bürokratischen Angelegenheiten online erledigen (inklusive Wählen!). Programmieren wird in der Schule als Pflichtfach gelehrt, quasi als Fremdsprache und Software- und IT-Produkte sind Estlands zweitgrößter Wirtschaftsfaktor. Insgesamt ein spannendes Land im Aufbruch.

    Morgen geht es weiter nach Helsinki – wir freuen uns auf Finnland!

    Bis bald,
    S & N
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  • Helsinki

    25. august 2019, Finland ⋅ ⛅ 18 °C

    Ihr Lieben,

    hier ist der nächste Footprint für unser Tagebuch. Wir genießen unsere Reise und hoffen, es geht euch allen ebenfalls gut.

    Helsinki ist viel größer und viel mehr Metropole als Tallinn. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, die Menschen sind freundlich und es gab sehr gutes Essen: viel Fisch, viel Zimt und viel Lakritz.

    Unsere Unterkunft lag etwas außerhalb des Stadtzentrums, aber der öffentliche Nahverkehr funktioniert unglaublich gut und in einer sehr hohen Frequenz, auch nachts und am Wochenende. Wir haben auch hier eine Free Walking-Tour mitgemacht und einiges gelernt. U.a., dass es im finnischen ein Wort dafür gibt, sich alleine Zuhause in Unterwäsche zu betrinken. Interessant :)
    Denn auch wenn die Sommertage lang und sonnig sind, und es traumhaft ist mit dem Boot auf der Ostsee vor der Stadt von Insel zu Insel zu fahren, sind die langen dunklen Winter doch überall präsent.

    Jetzt liegen wir in unserer kleinen Kabine auf der Fähre Prinzessin Anastasia und sind über Nacht auf dem Weg nach St.Petersburg. Geplante Ankunft ist morgen früh um 9 Uhr und wir haben das Gefühl, dass das Abenteuer nun richtig los geht. Schön zu spüren, wie sich ganz Europa als Zuhause anfühlt. Egal ob Hamburg, Berlin, Tallinn oder Helsinki. Wir hatten nie das Gefühl fremd zu sein, auch wenn wir unterschiedliche Sprachen gesprochen haben. Es fühlt sich gut an eine gemeinsame Basis zu haben.

    Aber jetzt freuen wir uns auf St.Petersburg - auf Paläste, Kultur, Kaviar und Vodka :)

    Bis bald,

    S &N
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  • St.Petersburg

    27. august 2019, Russland ⋅ ⛅ 20 °C

    Also, St.Petersburg – wow, wo sollen wir anfangen?

    St.Petersburg gehört definitiv zu den schönsten und aufregendsten Städten der Welt. Die Mischung aus Russland und Europa, aus Tradition und Geschichte sowie Aufbruch und Weltoffenheit ist umwerfend.
    Im Stadtbereich reihen sich die schönsten Wohnhäuser aneinander, die größtenteils renoviert wurden und vergleichbaren deutschen Stadtteilen wie Eppendorf oder Prenzlauer Berg in nichts nachstehen.

    Die Hauptstraße Newsky Propeskt ist die Hauptschlagader der Stadt, 24/7 voller Menschen. Alle Cafes, Bars und Restaurants haben durchgehend geöffnet und auch nachts steht an fast jeder Ecke ein Straßenmusiker oder eine Band und macht Musik zu der Menschen tanzen. Einheimische und Touristen aus aller Welt.
    Die Innenstadt ist voll mit überall sichtbarer, reicher Geschichte. Paläste, Kunstsammlungen, Herrschaftshäuser, riesige Kirchen mitten in der Stadt. Man wird förmlich umgehauen von all den neuen Eindrücken aus Geschichte und Moderne. Sie ist unglaublich sauber und wirkt gepflegt und geliebt.

    Dazu kommt, dass es wahrscheinlich kein Land auf der Welt gibt bei dem der Unterschied von Politik und äußerer Darstellung sowie der Bevölkerung so weit auseinanderliegt wie für Russland. Wir haben ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit und viele sprechen gutes Englisch. Darüberinaus haben wir uns zu jeder Zeit sicher gefühlt und waren nie in einer für uns unangenehmen Situation.

    St.Petersburg ist umwerfend und beeindruckend, in fast allen Bereichen.
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  • Puschkin

    28. august 2019, Russland ⋅ ☁️ 21 °C

    Von St.Petersburg aus haben wir einen Ausflug ins ca. 20km entfernte Puschkin unternommen.

    In Puschkin hatte die Zarenfamilie ihre Sommerresidenz, was einerseits an einer wunderschönen Parkanlage zu sehen ist und andererseits am beeindruckenden Katharinenpalast, benannt nach Katharina der Großen. Der Palast ist riesig und wunderschön, die Bilder sprechen eigentlich für sich.

    Die angedrohte Wartezeit von 4h war bereits nach 20 Minuten überwunden und ausgerüstet mit Samtüberziehern für unsere Schuhe standen wir staunend in der Empfangshalle, in der früher hauptsächlich adelige und reiche Gäste begrüßt wurden.
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  • Moskau

    30. august 2019, Russland ⋅ ☀️ 22 °C

    Die Russen sagen: St.Petersburg is for love, and Moscow is for work.

    Und tatsächlich ist Moskau deutlich weniger verspielt als St.Petersburg. Auch wenn es hier ebenfalls eine Vielzahl wunderschöner Gebäude gibt, spürt man in Moskau viel deutlicher die Macht und die Wucht dieser Metropole. Die Mischung aus alt und modern ist auch hier überall sichtbar.

    So laufen wir staunend über den roten Platz mit dem mittelalterlichen Kreml, dem wunderbaren Kaufhaus GUM aus dem 19. Jahrhundert und der alten und beeindruckenden Basilika-Kirche; lösen aber gleichzeitig in Bus und Metro unser Ticket direkt mit dem Handy oder der Kreditkarte.

    Wir durften in Moskau an einem Kochkurs teilnehmen, mit einem unglaublich netten jungen Paar, das ohne Probleme zu unseren deutschen Freundeskreisen zählen könnte. Wir haben Borsch und Dressed Herring gekocht, Vodka und süßes Bier getrunken und über die Probleme unserer Generation geredet, die scheinbar überall auf der Welt die gleichen sind.

    Uns geht es gut unterwegs, wir genießen die freie Zeit, genießen die Zeit zu zweit. Wir gehen viel Essen, Frühstücken und Kaffee trinken, probieren viele einheimische Gerichte und die durchaus gute russische Küche. Und wir bewegen uns viel mehr als Zuhause, und das tut verdammt gut.

    Doch nach zwei Wochen in der Stadt freuen wir uns nun erstmal auf den Weg in die Natur, auf Irkutsk und den Baikalsee. Mal sehen wie es uns in der berühmten transsibirischen Eisenbahn ergeht...
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  • Transsibirische Eisenbahn

    5. september 2019, Russland ⋅ ☁️ 11 °C

    Die transsibirische Eisenbahn ist wahrscheinlich ein Once in a Lifetime-Ding.

    Es ist nicht so, dass es nicht schön ist mit dem Zug durch die russische Natur zu fahren. Vor allem, je weiter wir nach Osten reisen, desto sonniger, hügeliger und grüner wird es.
    Die Mitreisenden sind größtenteils Einhemische und durchweg freundlich. Sie teilen großzügig ihre üppige Verpflegung, wir sind quasi Verbündete auf dem langen Weg von West nach Ost.

    Darüber hinaus ist der durchschnittliche russische Bahnreisende deutlich besser ausgerüstet als wir. Kaum jemand ist in diesem Zug unterwegs ohne Hausschuhe, kleine Tischdeckchen, Geschirr, Besteck, Feuchttücher, einer Trainingshose und jeder Menge Proviant. Wir sehen überall gekochte Eier, Tomaten und Gurken aus dem eigenen Anbau, Instantnudeln, Sandwiches, Kaffee, Tee... Wer weiß ob man nicht irgendwo in einen Hinterhalt des Schicksals gerät, abgeschnitten von der Außenwelt ausharren und tagelang auf seine Retter warten muss.

    Die Wagons sind ordentlich und sauber, eine Schaffnerin pro Wagon kümmert sich um alle Angelegenheiten und dient als Ansprechpartner. Leider nur auf russisch, aber Google Translate hilft unglaublich gut weiter.

    Aber vor allem ist die Strecke der transsibirischen Eisenbahn eins: lang und eintönig.

    Wir haben die Strecke von Moskau nach Irkutsk im östlichen Sibirien (insgesamt gute 5200 km) in 2 Teilabschnitte unterteilt.
    Der erste Teil von Moskau nach Ekatharienburg dauerte ca. 30h und war noch recht aufregend. Unser offener Schlafwagen war ausgebucht und überall lagen Menschen, standen Schuhe und Gepäck. Die Nacht in den viel zu kurzen Betten war ruhig, bis auf das Schaukeln des gesamten Wagons.

    Die zweiten Etappe nach Irkutsk dauerte ca. 53 h, 3 Nächte und zwei komplette Tage. Die perfekte Entschleunigung, ein Zwang zum Nichtstun, zum Lesen, zum Musikhören, zum Aus dem Fenster sehen, zum Langweilen.

    Es ist unfassbar, wie groß dieses Land ist. Wie viele Bäume links und rechts der Strecke stehen, wie viel unberührte Natur zu sehen ist.

    Aber die Sehnsucht nach einer warmen Dusche, einem großes Bett und nach der Möglichkeit sich zu bewegen, durch einen Ort oder auf einen Berg zu wandern, wird unterwegs mit jeder Stunde größer.

    Nach über 80 Stunden Bahnfahrt freuen wir uns deshalb unglaublich, unseren Zielort Irkutsk nah am Baikalsee erreicht zu haben und in unseren Unterkunft frisch geduscht einen Kaffee zu trinken...
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  • Lake Baikal

    9. september 2019, Russland ⋅ ☀️ 13 °C

    Unsere letzte Station in Russland ist Irkutsk mit dem nahegelegenen Baikalsee, dem größten Süßwassersee der Welt.

    Wir sind froh nach den vielen Städten und Metropolen und all den Stunden im Zug ein wenig in der Natur zu sein.
    Irkutsk ist deutlich westlicher als wir erwartet haben und wurde um 1900 auch das Paris Sibiriens genannt. Tatsächlich ein schöner Ort mit viel Wasser und einigen schönen Gebäuden und vielen guten internationalen Restaurants. So haben wir hier überraschenderweise sehr gutes mexikanisches und japanisches Essen genießen dürfen.

    Aber genug von der Stadt. Am 2. Tag haben wir uns morgens früh auf dem Weg zum großen See gemacht. Schnell wird man an der Bushaltestelle als Tourist erkannt und von freudlichen Russen in den richtigen Minivan Richtung Listvyanka gesteckt. Für wenige Rubel waren wir nach einer guten Stunde an unserem Ziel. Das klare, tiefblaue Wasser glitzert in der Sonne, am Horizont sieht man schneebeeckte Berge, Wald bedeckt die umliegenden Hügel. Man sagt, der Baikalsee sei magisch und selbst wir Naturwissenschaftler müssen bei diesem Anblick zustimmen.

    Listvyanka selbst ist keine Schönheit also haben wir eine wundervolle Tageswanderung nach Bolshiye Koty unternommen, ein Teil des Great Baikal Trails. Der Weg führt knapp 25 km durch sibirischen Wald, bergauf, bergab, über Stock und Stein, über Strände, alte Holzwege und klapprige Brücken - immer mit Blick auf den riesigen See an unserer Seite, meistens blau, manchmal türkis und stets wunderschön.

    Unglaublich, dass der Baikalsee von November bis Mai komplett gefroren ist. So dick, dass sogar LKW darauf fahren und Schienen für Zugverkehr darüber gelegt wurden. Es muss im Winter wunderbar sein auf dem See zu wandern oder mit Schlitten über die Schneebedeckte Eisschicht zu fahren.

    Das Land ist rießig und schön, die Menschen sind deutlich freundlicher als erwartet und als das Image der Landes vermuten lässt. Und auch wenn wir uns auf den nächsten Stop in der Mongolei freuen haben wir das Gefühl mit Russland noch nicht fertig zu sein.
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  • Ulaanbaatar (Mongolei 1/3)

    11. september 2019, Mongolia ⋅ ⛅ 20 °C

    Ulaanbaatar, die kälteste Hauptstadt der Welt, empfängt uns mit viel Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um die 20°C.
    Die Stadt selbst hat nicht sehr viel zu bieten, außer unzähligen koreanischen Restaurants, Karaokebars, viel Verkehr und Smog.
    Die Mongolei, das am dünnsten besiedelte Land weltweit, hat nur ca 3 Millionen Einwohner, ungleichmäßig verteilt auf einer Fläche ungefähr vier Mal so groß wie Deutschland. Gut die Hälfte davon lebt hier, in der viel zu schnell gewachsenen und einzigen wirklichen Stadt.

    So machen uns am zweiten Tag auf zu einer neuntägigen Tour in die Wüste Gobi und die Zentralmongolei. Dabei verbringen wir viel Zeit in unseren russischen Kleinbussen und kommen Offroad nur langsam voran. Aber die Fahrt durch eine der größten Wüstenregionen der Welt lohnt sich.
    Die Landschaft verändert sich stündlich und wechselt zwischen Steppe, Steinwüste, Grasflächen und Bergen hin und her. Vereinzelt sieht man andere Tourbusse oder kleine Nomadenzelte (sogenannte Gers), aber vor allem sieht man eins: Natur so weit das Auge reicht. Unendliche Weite und große Tierherden von Ziegen, Pferden, Yaks und Kamelen, die frei und wild erscheinen, aber trotzdem zu den Nomadenfamilien gehören.
    Es ist unglaublich wie viel einsame und unberührte Landschaft dieses Land zu bieten hat. Die Nächte sind zwar kalt, aber sternenklar, und die Milchstraße zieht sich von Horizont zu Horizont deutlich über den gesamten Nachthimmel.

    Wir kommen hauptsächlich in den Gast-Jurten bei Nomadenfamilien unter, die uns freundschaftlich empfangen und uns zur Begrüßung Schnupftabak und fermentierte Stutenmilch anbieten. Und da unsere Gruppe, die ausschließlich aus Europäern bestand, nicht unhöflich erscheinen möchte, schnupfen wir ordentlich Tabak, essen sehr intensiven Ziegenkäse und trinken wahlweise leckeren Milchtee oder auch fermentierte Milch.

    Wasser ist in der Wüste Mangelware, sodass die sanitären Einrichtungen vornehmlich aus einem Loch im Boden bestehen, immerhin mit einem Holzverschlag drumherum. Babytücher ersetzen das Waschbecken und die Dusche, und auch wenn dieser Zustand von der Gruppe schnell akzeptiert wird, kann sich bis zum Schluss so recht niemand daran gewöhnen.

    Dafür ist die unendliche Natur umwerfend und schön. Wir besteigen bei starkem Wind eine 40km lange und mehr als 300m hohe Sanddüne, die irgendwie nicht richtig dorthin passen möchte. Wir durchwandern schattige Täler, besuchen buddhistische Klöster und eine alte Haupstadt. Wir schwimmen in natürlichen Wasserfällen und reiten einen Tag durch das wunderschöne Orkan-Valley.

    Die Tour ist unglaublich intensiv, wunderschön aber auch anstrengend. Und während wir uns nun noch 3 Tage in Ulaanbaatar erholen, freuen wir uns auf Peking, die chinesische Mauer und die verbotene Stadt.

    PS:
    Wir haben den Footprint Mongolei in 3 Abschnitte unterteilt: Ulaanbaatar, Gobi und Zentralmongolei, da wir pro Punkt nur 10 Fotos hochladen können.
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  • Gobi (Mongolei 2/3)

    16. september 2019, Mongolia ⋅ ☀️ 19 °C
  • Zentralmongolei (Mongolei 3/3)

    21. september 2019, Mongolia ⋅ ☁️ 18 °C
  • Beijing (China 1/2)

    25. september 2019, Kina ⋅ ☀️ 27 °C

    Wir erreichen Beijing mitten in den Vorbereitungen zu den Feierlichkeiten des 70sten Geburtstags der Volksrepublik China. Der erste Eindruck: die Stadt ist wahnsinnig ordentlich, sauber und super organisiert. Ganz anders als erwartet, viel mehr progressive Weltmetropole als rückständiges Asien.

    Unseren ersten Tag verbringen wir damit bei bestem Wetter die Stadt zu erkunden. Wir durchstreifen den Temple of Heaven, spazieren um die verbotene Stadt herum und durch ein Stadtviertel voller kleiner chinesischer Häuser mit gemütlichen Cafes und Restaurants.

    Abends sind wir mit Danny verabredet um auf einer Foodtour den lokalen Spezialitäten näherzukommen. Wir starten mit gedünsteten Dumplings und kommen über gebratene Nudeln mit selbstgemachtem, geworfenem und handgezogenem Pastateig schließlich zu einem leckeren Esel-Sandwich. Klingt im ersten Moment vielleicht seltsam, schmeckt aber hervorragend...
    Unser Guide ist sehr nett, wie viele Einheimische denen wir begegnen und gibt uns gerne Auskunft über sein Leben in Peking und den USA, seine Leidenschaft fürs Essen sowie über die Herkunft der verschiedenen Gerichte. Politische Themen umgehen wir gezielt mit großem Abstand, in stiller Absprache. Sicher ist sicher, für beide Seiten.

    Am zweiten Tag brechen wir früh morgens auf um an einer geführten Tour zur chinesischen Mauer teilzunehmen. Unsere beiden Mitreisenden sind Piloten von Delta-Airline und haben 36h Aufenthalt bis zu ihrem gemeinsamen Rückflug nach Seattle.
    Sie werden von unserer kleinen Reisegruppe (bestehend aus Fahrer, Guide und uns) unterwegs im Hyatt eingesammelt. Definitiv ein anderes Budget als unser AirBnb-Zimmer in einer zwar kleinen, aber sehr sauberen Pekinger Wohnung, die wir uns mit unserem netten Gastgeber Qi teilen.

    Nach ca. 2h Fahrzeit über moderne Autobahnen ohne Baustellen weit und breit und einer einstündigen Wanderung steil bergauf erreichen wir schließlich einen unrenovierten Abschnitt der beeindruckenden Mauer. Wir sind das erste Mal durchgeschwitzt und kaputt, genießen aber die atemberaubende Aussicht auf dem Dach eines alten Wachturms und sind begeistert.
    Nach einer kurzen Erholungspause machen wir uns anschließend auf die ca. 11 km lange Wanderung zu einem gut renovierten und besser erschlossenen Abschnitt. Wir haben Glück und sind etwa die Hälfte des ungefähr dreistündigen Weges auf der Mauer nahezu unter uns.
    Die Sonne brennt, es geht auf und ab und wir werden unsere Beine am nächsten Tag definitiv spüren. Aber die Anstrengungen lohnen sich, die chinesische Mauer ist eines der beeindruckendsten Bauwerke, die wir bisher besucht haben und der Ausblick auf die umliegende Natur ist großartig.

    Unser dritter Tag in der Stadt steht im Zeichen der Regeneration, wir erholen uns und treffen abends ein paar Mitreisende aus der Mongolei zum Peking-Ente essen wieder. Das nächste Highlight, denn der Geschmack aus zartem Entenfleisch, mit etwas Gemüse und süßer Soyasouce in eine Art kleinen Pfannkuchen eingewickelt ist einzigartig und zählt zu Recht zu den bestkomponiertesten Essen der Welt.

    Die Tage in Beijing gehen schnell vorbei, wir fühlen uns wohl in der gut organisierten und aufgeräumten Stadt und sind überrascht von der Freundlichkeit vieler Einheimischer die wir treffen und kennenlernen durften.

    Doch am nächsten Morgen geht es weiter nach Seoul, einer weiteren Metropole der Region und wir freuen uns auf koreanisches BBQ, Karaoke und K-Pop a la Gangnam style...
     
    (PS: wir setzen auch für Peking/China wieder 2 Footprints um die Fotos besser verteilen zu können.)
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  • Chinesische Mauer (China 2/2)

    26. september 2019, Kina ⋅ ☀️ 25 °C
  • Seoul

    30. september 2019, Sør-Korea ⋅ ☀️ 27 °C

    Wir sind in Seoul vom ersten Moment an beeindruckt und umgehauen. Die Stadt ist rießig und voller Leben, die Straßen sind noch spätabends prall gefüllt mit Menschen, K-Pop-Klängen und dem Geruch der unzähligen Streetfood-Stände, an denen gebratener Oktopus, Marshmallow-Eis oder warme Waffeln in Fischform, gefüllt mit süßer Roter Bohnen-Paste verkauft werden.
     
    Die Lichter der rießigen Leinwände und Reklametafeln lassen die Straßen auch nachts taghell erscheinen. Wir laufen staunend an dutzenden (Katzen- und Tier-) Cafes (nur streicheln, nicht reinbeißen), jeder Menge Karaoke-Bars und unzähligen BBQ-Restaurants vorbei.
    Dort sitzen die Gäste um einen Tisch mit eingelassener Feuerstelle oder Grillplatte und braten selbst das hervorragend marinierte Fleisch bis zur gewünschten Bräunung, während ein seltsamer Rüssel von der Decke über dem Tisch hängend den dabei entstehenden Rauch absaugt.

    Blinkende Spielhöllen runden das Straßenbild ab, nach denen die Koreaner scheinbar süchtig sind und stundenlang versuchen die lustigsten Kuscheltiere und komischsten Spielzeug-Figuren mit Greifarmen aus dem dichtbevölkerten Plexiglas-Gefängnis zu befreien.

    Doch neben dem pulsierenden Leben und der überall sichtbren reichen Kultur (unter anderem in den wunderbaren kaiserlichen Palastanlagen) ist die aktuelle Teilung des Landes überall bedrohlich präsent. So befinden sich beispielsweise in jeder U Bahn-Station Notfall-Schränke mit Gasmasken und Sicherheits-Instruktionen für den Fall eines Angriffs aus dem Norden, inklusive Lageplan des nächsten unterirdischen Bunkersystems.

    Die Stadt ist wahnsinnig sauber und gepflegt, auch wenn wir große Probleme haben öffentliche Mülleimer zu finden und wir stundenlang unsere leeren Wasserflaschen und Sushi-Verpackungen aus den 7/11-Stores mit uns rumtragen müssen. Wie machen die Koreaner das nur?
    Andererseits haben wir bisher in keinem Land ein so gut ausgebautes öffentliches Toilettensystem erlebt. Keine U Bahn-Station, kein Supermarkt, kein Park, ja, fast keine größere Kreuzung an der nicht ein gepflegtes, sauberes und kostenloses öffentliches WC zu finden ist. Gerade für Reisende ein unglaublicher Luxus!

    Und dank unserer Bremer Arbeitskollegen durften wir auch in Seoul an einem Streetfood-Streifzug durch die großartige koreanische Küche teilnehmen (vielen Dank noch einmal :-))

    Die Tour startete mit einem oben beschriebenen koreanischen BBQ, bevor uns unser Guide über frittierte Dumplings mit Sojasauce zu einer Eisdiele mit großartigem selbstgemachtem Süßkartoffel-, Sesam- und Darjeeling Tea-Eis führte.
    Und um nicht vom Fleisch zu fallen unterbrachen wir die Spaziergänge zwischen den Lokalitäten immer wieder für einen Snack an einem der vielen Streetfood-Stände. Großartig!

    Doch nach vier aufregenden Tagen in der Hauptstadt sind wir schließlich trotz Taifun-Warnung für den koreanischen Süden mit dem Zug in Richtung Busan unterwegs...
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  • Busan

    3. oktober 2019, Sør-Korea ⋅ ⛅ 26 °C

    Der Taifun Mitag soll während unserer ersten Nacht vor Ort auf das koreanische Festland auftreffen, schwächt sich allerdings so weit ab, dass außer viel Regen und ein wenig Wind kaum noch etwas von der Bedrohung übrig bleibt.

    Wir verbringen unsere zwei Tage in Busan damit auf einer vorgelagerten Halbinsel durch die Natur zu wandern und zwei der schönsten Stadtstrände mit Blick auf die in Busan berühmte Gwangan-Brücke und die durchaus beeindruckende Skyline zu besuchen. Gerade abends zum Sonnenuntergang trifft sich hier die halbe Stadt, sitzt am Meer, beobachtet die Lichtershow an der Brücke oder isst in einem der zahllosen koreanischen BBQ- und Seafood-Restaurants.

    Wir gehen auch in eines dieser Restaurants und merken schnell, dass die automatische Kamera-Übersetzungsfunktion von Google Translate mit den koreanischen Schriftzeichen so ihre Probleme hat (siehe Foto). Wir konnten das angebotene Gericht jedenfalls nicht entziffern und haben schlussendlich doch lieber auf die Empfehlung des Kellners gehört.

    Für unsere Weiterreise checken wir abends auf die Nacht-Fähre nach Fukuoka in Japan ein. Die reine Fahrzeit beträgt zwar nur 8h, die Fahrt wird aber durch verschiedene Hilfsmittel wie eingebaute Pausen, frühes Boarding und spätes Check-out auf knapp 12h ausgedehnt. Warum weiß keiner so genau.
    Unser Dorm ist klein und wir sind froh, dass nur 5 der möglichen 12 Schlafgelegenheiten (eigentlich sind es nichts weiter als ein paar Zentimeter dickes zusammenklappbares Kissensystem) belegt sind. Insgesamt ist die Fähre zu 90 % von (westlichen) Touristen gebucht und macht dadurch eher den Eindruck einer Touristenattraktion als eines regulären Verkehrsmittels.

    Aber wir freuen uns auf Japan und laufen trotz unruhiger See einen Tag nach dem Taifun Mitag aus dem sicheren Hafen von Busan aus...
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  • Fukuoka

    5. oktober 2019, Japan ⋅ ⛅ 27 °C

    Unseren ersten Tag in Japan verbringen wir auf der Insel Nokonoshima, direkt vor der Hafenstadt Fukuoka.

    Wir sind etwas kaputt von der unruhigen Nacht auf der Fähre und schmeißen deshalb nur kurz unsere Rucksäcke ins gemütliche Hostel, trinken noch schnell einen Yasemin-Tee und machen uns dann auf den Weg zur Insel.

    Schon unterwegs bewahrheitet sich das Vorurteil des höflichen und respektvollen Japaners, was den Einstieg in dieses Land einfach und angenehm macht. An der Bushaltestelle warten alle Fargäste wie Perlen an der Schnur aufgereit auf den Einstieg und werden auch nicht ungeduldig, wenn ältere Mitmenschen dafür etwas länger brauchen. Die Fahrer errinnern mit ihrer Mütze, dem sauberen Hemd, der passenden Krawatte und den weißen Handschuhen eher an einen Chauffeur als an einen Busfahrer. Dazu bedanken sie sich bei jedem Fahrgast der aus seinem Bus aussteigt für die gemeinsame Fahrt und wünschen noch einen schönen Tag. Wir müssen an unsere Erfahrungen an den Nahverkehr in Bremen und Hamburg denken und kommen ein wenig ins Grübeln.
    Die Merkwürdigkeit, dass jeder Fahrgast durch die Vordertür den Bus verlassen muss um beim Herausgehen beim Busfahrer zu zahlen verblüfft uns ebenfalls, und wir beobachten an jeder Haltestelle das unpraktische Durch-die Masse-Schieben der Fahrgäste von ganz hinten nach ganz vorne mit einem unterdrückten Lächeln (wir wollen ja nicht unhöflich sein).

    Das Wetter spielt mit, wir leihen uns auf der Insel kurzerhand Fahrräder und erkunden das hüglige, dicht bewaldete Eiland. Die Warnung der Vermieterin, dass sie keine E-Bikes mehr für uns im Angebot hat tun wir zwar noch mit einem Lächeln ab, merken aber schnell wie anstrengend das ungewohnte Radfahren in den Bergen doch ist. Aber wenigstens werden wir nicht nur zwischendurch immer wieder mit schönen Ausblicken belohnt, sondern auch mit einem einsamen Strandabschnitt, an dem wir das erste Mal auf unserer Reise die Badesachen auspacken und eine Abkühlung in den Fluten erleben dürfen.

    Abends schlendern wir noch über einen Markt mit vielen Lichtern, roten Lampions und leckerem Streetfood bevor wir kaputt und zufrieden ins Bett fallen und uns auf die morgige Fahrt nach Hiroshima freuen.
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  • Hiroshima

    6. oktober 2019, Japan ⋅ ⛅ 24 °C

    Hiroshima ist wahrscheinlich der ganzen Welt ein Begriff und tatsächlich werden wir überall in der Stadt an den Abwurf der ersten Atombombe im August 1945 erinnert.

    Man sieht den Touristen an, dass sie betroffen sind und häufig schweigend an den Gedenkstätten verweilen. Ganz anders als sonst in der Welt üblich, trotz Sonnenschein und 25 °C.

    Das Hiroshima Peace Memorial beschreibt auf beeindruckende Weise den Tag des Unglücks mit Bildern der Stadt und den Menschen, mit Ausstellungsstücken wie geschmolzenen und total verformten Stahlträgern, auf dem Boden ausgebreiteten, teils verbrannten und durchlöcherten Schuluniformen einer Grundschulklasse, sowie vielen Geschichten, Briefen und Fotografien von Bürgern und Privatpersonen deren Leben an diesem Tag von einer der größten Katastrophen der Menschheit verändert oder ausgelöscht wurde. Wir haben nie vorher eine so fassungslose, nachdenkliche aber auch demütige und empathische Stille erlebt wie an diesem Ort.
    Aber neben der Erinnerung an diesen Tag und an die Auswirkungen auf die Stadt, aufJapan und die gesamte Menschheit nutzt das Museum auch die Aufmerksamkeit der Besucher um auf die aktuelle weltpolitische Situation aufmerksam zu machen und daran zu erinnern wie gefährlich die Existenz von Atomwaffen für die gesamte Menschheit ist und beendet die Ausstellung mit dem Motto: No more Hiroshimas. 

    Den zweiten Tag in Hiroshima verbringen wir dann auf der Insel Miyajima, einen der bekanntesten und meistbesuchtesten Orte Japans. Neben einigen schönen Highlights wie Tempeln und Pagoden und einer Gondelfahrt mit anschließender Wanderung zum höchsten Punkt der Insel, tummeln sich hier vor allem wildlebende Rehe, die allerdings so zahm und menschengewöhnt sind, dass sie nahezu an jeder Ecke herumspazieren, in der Sonne ein Nickerchen machen oder die Touristen mit ihren Rehaugen um etwas essbares oder ein paar Streicheleinheiten anbetteln.

    Bevor wir abends auf unserer nächsten Station in Osaka eintreffen, müssen wir allerdings noch eine kleine Odysse auf uns nehmen und werden an Jules Vernes "Reise um die Welt in 80 Tagen" erinnert. Die Tour vom Berggipfel Miyajimas über unser Hostel in Hiroshima (um unsere Rucksäcke einzusammeln) bis zu unserer Unterkunft in Osaka dauert zwar insgesamt nur gute 5 Stunden. In der Aufzählung der verwendeten Verkehrsmittel ist allerdings die gesamte Bandbreite japanischer Transportmöglichkeiten vertreten:

    Seilbahn, Fähre, Regionalbahn, Straßenbahn, Hop-on/Hop-off-Bus, Shinkansen Schnellzug, Regionalbahn, Circle-Line Osaka, U-Bahn.

    Hätten wir irgendwo zwischendurch noch ein Taxi, eine Rikscha oder einen Heißluftballon einbauen können, hätten wir wahrscheinlich in der Lokalzeitung unter der Rubrik "Kurioses" kurze Berühmtheit erlangt.
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  • Osaka

    7. oktober 2019, Japan ⋅ ⛅ 23 °C

    Nach unserem Transportmittel-Hopping erreichen wir die Region Osaka/Kyoto als dritte Station in Japan.

    Osaka ist berühmt für sein Nachtleben, seine Spielhallen, seine vielen bunten Lichter und seine gute Küche. In einigen Reiseblogs die wir zur Vorbereitung gelesen haben taucht immer wieder der gleiche Hinweis auf: When you are in Osaka, you have to do three things: 1. eat, 2. eat and 3. eat!

    Ok, was sollen wir also machen? Um uns herum blinken die Lichter der Reklamatafeln und riesigen Bildschirme und wir essen sehr, sehr gutes Sushi, dazu frisches Sashimi, perfekt abgeschmeckt mit Sojasauce und Wasabi. Wir probieren leckere frittierte Dumplings mit würziger vegetarischer Füllung und zum Nachtisch süße Pfannkuchen.

    Insgesamt überzeugt uns das Essen in Japan immer mehr. Die Anrichtung der einzelnen Komponenten (häufig aufgeteilt nach Farben ) gibt vor dem Verzehr einen guten Überblick und steigert die Vorfreude auf den tollen Geschmack. Die Zutaten sind ausnahmslos hochwertig, eine Hauptkomponente ist frischer, roher Fisch in undenkbar vielen Variationen. Alleine Thunfisch gibt es in Japan in unzähligen Unterkategorien zu bestellen.

    Interessanterweise verfügt jeder größere Supermarkt über eine eigene Küche und bietet eine ganze Reihe frisch zubereiteter gutschmeckender Gerichte zum Mitnehmen an. Ein verhältnismäßig günstiges, leckeres Angebot das sowohl von den Einheimischen als auch von zahlreichen Touristen gerne angenommen wird. Ein lustiges Schauspiel ereignet sich allabendlich, wenn ca. 2h vor Schließung die abgepackten Gerichte um bis zu 50 Prozent im Preis reduziert werden. Wie zur Fütterungszeit im Tiergehege schwirren die Kunden um die Mitarbeiter herum und greifen sich blitzschnell die besten Gerichte, sobald der "Reduziert-Sticker" auf die Packungen geklebt wurde.
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  • Kyoto (1/2)

    9. oktober 2019, Japan ⋅ ☀️ 21 °C

    Kyoto haut uns vom Stadtbild her nicht um und der erste Eindruck ist tatsächlich eher ernüchternd. Unser Hostel ist nett, aber nicht wirklich schön und wir lernen, dass man die Aussage "Zimmer im japanischen Stil" sehr unterschiedlich interpretieren kann. Während wir in Hiroshima in einem ähnlich betitelten Zimmer zwei komfortable Matratzen auf dem Bambusboden vorfanden, dazu gemütliche weiche Bettwäsche, einen kleinen Tisch mit Sitzkissen sowie einen Platz für unsere Rucksäcke, finden wir in Kyoto zwei lieblos gefaltete Matratzen auf dem Boden, die nicht so recht ins Zimmer passen wollen und Bettwäsche, die noch darauf wartet bezogen zu werden. Tatsächlich lassen sich die Matratzen weder längs noch quer nebeneinander auf dem Boden ausbreiten, sodass wir am Ende wohl oder übel beide irgendwie übereinanderlegen müssen und aus dem Doppel- quasi ein Einzelzimmer machen. Noch dazu kommt, dass unser Zimmer vom Gemeinschaftsbad nur durch eine dünne Bambuswand (zumindest im japanischen Stil) getrennt ist, was für uns nicht gerade zur besseren Stimmung beiträgt.

    Allerdings hat die Stadt dann doch so viele Highlights zu bieten, dass wir sehr froh sind hier gewesen zu sein.

    So leihen wir uns an einem Tag Fahrräder aus, besuchen den berühmten Bambus-Wald und verlaufen uns fast zwischen den haushohen glatten Bambusstämmen mit ihren blättrigen Kronen, die alles Sonnenlicht grün färben. Wir besichtigen den Kinkaku-ji-Tempel und sehen, wie das Sonnenlicht auf der ruhigen Wasseroberfläche ein perfektes Spiegelbilds des goldenen Tempels wirft. Wir besuchen noch ein paar weitere wunderschöne und gepflegte japanische Gärten und Tempel, darunter auch einige Anlagen des Zen-Buddhismus. Die Ruhe erfasst und beeindruckt uns sofort beim Eintreten, und wir spüren wie die Besonderheit des Designs und die Anordnung der verwendeten Komponenten auf uns wirken.
    Dazu durchwandern wir das gut erhaltene Geishaviertel in dem immer noch traditionell gekleidete Geishas die Straßen etwas bunter machen und unter die sich sowohl Einheimische als auch Touristen mit geliehener traditioneller Kleidung mischen.

    Auch ein Strand ist nicht weit und wir wundern uns, dass wir ihn bei 25°C fast für uns alleine haben und nur mit ein paar Wellenreitern teilen, die die ersten Ausläufer des kommenden Taifun Hagibis ausnutzen wollen...
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  • Izu Halbinsel (Tayfun Hagibis)

    12. oktober 2019, Japan ⋅ 🌧 25 °C

    Wir sitzen gerade in einem hippen Fahrrad-Hotel auf einer Halbinsel westlich von Tokio. Es ist 16 Uhr, draußen tobt der Taifun Hagibis. Es regnet seit gestern Nachmittag ununterbrochen und laut Wetterbericht wird dieser Regen noch bis tief in die Nacht anhalten. Gegen 18 Uhr soll der Taifun auf das Festland treffen, ca. 20km südwestlich von uns.

    Obwohl Japan regelmäßig von Taifunen heimgesucht wird, dementsprechend über ausreichend Erfahrung verfügt und mit modernen Deich- und Kanalsystemen, großzügigen Evakuierungscentern und stadtweiten Lautsprecheranlagen über eine gute Notfall-Infrastruktur verfügt, merkt man die Besonderheit dieses 19. Taifuns der Saison an allen Ecken und Enden.

    Im TV wird rund um die Uhr über den stärksten Taifun aller Zeiten berichtet, in den Supermärkten sind Wasser, Brot und Instantnudelgerichte restlos ausverkauft, die Feuerwehrsirenen heulen seit gestern Abend durchgängig durch die Straßen.

    Unser Rezeptionist ist hingegen recht entspannt und versichert uns, dass wir hier im Hotel sicher sind. Zur Beruhigung spendiert er uns ein Bier auf Kosten des Hauses.

    Es fällt uns schwer die Ruhe zu bewahren. Wir sind als Deutsche Naturkatastrophen einfach nicht gewöhnt, vor allem nicht in diesem Ausmaß.

    Doch unser Hotel ist massiv gebaut, verfügt über einen zweiten Stock und die Gäste beruhigen sich gegenseitig. Eine professionelle Radsportlerin aus Neuseeland trainiert im Fitnes-Bereich und macht in keiner Weise den Eindruck besorgt zu sein. Sie gibt uns nur als Ratschlag mit auf den Weg trocken zu bleiben. Naja, vielleicht leichter gesagt als getan.

    Ein Mann mittleren Alters sitzt im Speisesaal und erzählt uns, dass zwar der Fluss in der Nähe kurz davor steht über die Ufer zu treten und das für die Stadt wirklich ein Problem darstellen könnte. Da unser Haus aber sicher ist, sollten wir den Einheimischen aus den Erdgeschosswohnungen nicht die Plätze im Evakuierungscenter wegnehmen. Klingt im ersten Moment einleuchtend, doch dann merken wir beim Essen, wie er sich heimlich (vielleicht zur Beruhigung) aus einer kleinen silbernen Flasche unter dem Tisch regelmäßig eine klare Flüssigkeit in seinen grünen Tee gießt und wir zweifeln doch ein wenig an seiner Notfall-Kompetenz. 

    Eine Familie mit drei kleinen Kindern beruhigt uns schlussendlich doch ein wenig. Die Kinder nutzen das große und kaum ausgelastete Hotel, das über zwei Etagen im Quarree gebaut ist, über einen kleinen Innenhof und jede Menge Treppen und Winkel verfügt als Abenteuerspielplatz. Sie freuen sich lautstark über den vielen Platz, die Rennräder und Ebikes, die überall herumstehen und über die Geschenke aus dem Getränkeautomaten des Rezeptionisten (wir sind also nicht die einzigen, die mit kleinen Aufmerksamkeiten des Hauses bestochen werden).
    Doch die Eltern sind tief entspannt und verfolgen stoisch die TV-Sondersendung zum Super-Taifun in Dauerschleife. Kann also nicht so schlimm werden.

    Mittlerweile ist es 17 Uhr, das Auge des Taifuns rückt immer näher und draußen heult der Wind durch die Straßen. Unser bisher noch so entspannter Rezeptionist scheint es sich anders überlegt zu haben und bittet uns ein neues Zimmer im zweiten Stock zu beziehen. Am liebsten jetzt. Sofort.
    Die ersten Nachrichten aus Deutschland erreichen uns, Spiegel-online berichtet ebenso über den Jahrhundert-Taifun wie auch das Heute Journal und Die Zeit-online.

    Wir hoffen inständig nicht auch Teil dieser Nachrichten zu werden und sehen uns schon im Geiste im ZDF-Morgenmagazin, wie wir zur Stimme von Dunja Hayali in einem Schlauchboot durch die engen Straßen Izu Nagaokas gefahren und anschließend unter den erstaunten Blicken der Einheimischen von zwei japanischen Feuerwehrmännner ins Evakuierungscenter getragen werden.

    Es ist jetzt fast 20 Uhr, das Schlimmste scheint überstanden. Der Wind hat deutlich nachgelassen, der Regen auch. Wir wurden nicht evakuiert, sind von der Aufregung des Tages tatsächlich ein wenig kaputt und bereiten uns langsam auf die Nacht in unserem neuen Hotelzimmer vor. Angeblich ist am Tag nach einem Taifun immer besonders schönes Wetter...
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  • Izu Halbinsel / Mt Fuji

    13. oktober 2019, Japan ⋅ ☀️ 27 °C

    Der erste vorsichtige morgentliche Blick aus dem Fenster eröffnet uns eine tolle Aussicht auf einen blauen Himmel soweit das Auge reicht.
    Dort wo gestern noch der Jahrhundert-Taifun durchgezogen ist, Überschwemmungen und Evakuierungen befürchtet und vorbereitet wurden sieht man heute keinerlei Nachwirkungen, zumindest nicht bei uns in der Stadt.

    Wir leihen uns Fahrräder aus (eBikes, schmale Reifen, liebevoll gepflegte Schaltung und Bremsen, blitzsauber und super Zustand) und brechen auf zu einer Radtour bei bestem Wetter. Unser Ziel: die Küstenstraße bis zum Aussichtspunkt auf den berühmten Mount Fuji.

    Nach dem Dauerregen gestern ist der Himmel heute wolkenlos und die Sicht klar. Unsere Räder tragen uns knapp 60km bergauf und -ab und wir haben immer wieder grandiose Ausblicke auf Japans höchsten Vulkan, sehen kleine Fischerorte und mehr als 500 Jahre alte Bäume.

    Wir halten unterwegs Ausschau nach Taifun-Schäden und sehen dann doch einige kaputte Häuser und Straßen. Und vor allem viele Bäume und Äste auf den Straßen und im Meer treibend. Aber überall sind die Einheimischen dabei aufzuräumen und zusammenzufegen. In geschäftigter Routine, Nachbarschaften wie eingespielte Teams. Es ist schließlich der 19. Taifun der Saison.

    Nah an der Küste treffen wir eine Frau vor ihrer Tauchschule, die uns lächelnd ihr völlig zerstörtes Haus zeigt. Unser Angebot ihr beim Aufräumen zu helfen lehnt sie ab, es kommen Leute zur Unterstützung und immerhin ist sie versichert. In diesem Land ist selbst die persönliche Katastrophe gut organisiert.

    Nach dem gestrigen Tag im Hotel tut uns der heutige Tag auf dem Rad, an der frischen Luft und in der Natur gut und abends ist die Aufregung des Taifuns schon fast wieder vergessen. Als letzte Station Japans steht ab morgen Tokio auf dem Programm...
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  • Tokio (1/2)

    16. oktober 2019, Japan ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach der sonnigen Radtour mit Blick auf Mt Fuji empfängt uns Tokio einen Tag später mit 15 Grad C und Nieselregen.
    Nach unseren Erfahrungen in Beijing, Seoul und der Region Kyoto/Osaka haut uns die Größe der Metropole nicht wie befürchtet um - wie schnell wir uns doch an Mega-Städte gewöhnt haben. Einzig der im ersten Moment unübersichtliche Nahverkehr mit drei verschiedenen Betreibern (Metro, Subway, JR) die für ihre Strecken jeweils ihre eigenen Fahrkahrten und Tagestickets verkaufen, verwirrt uns anfänglich ein wenig.

    Wir haben den Eindruck in einer Art komprimiertem Japan zu sein und erkennen einiges, was wir schon vorher auf unserer Japanreise gesehen haben: die unglaublich gute Organisation des Alltäglichen, die vielen bunten Lichter der Reklamatafeln und Manga-Läden, das fantastische Essen mit viel frischem Fisch und die liebevoll gepflegten Tempel- und Palast-Anlagen.

    Andererseits verschmilzt hier die Mischung aus zukunftsgewandter internationaler Metropole und traditioneller japanischer Kultur zu einer Stimmung, die wir bisher noch nicht erlebt haben.

    Ein Highlight unseres Japan-Aufenthalts ist definitiv der Besuch der TeamLab Borderless Art Ausstellung.
    Da jeder Reisende mit seinem Handy automatisch zu einem Hobby-Fotograf wird und immer auf der Suche nach einem guten Motiv die Umgebung abscant, ist diese Kunstgallerie die einzig logische Konsequenz, und die Umsetzung phänomenal.

    Es gibt keine Übersicht, keinen wirklichen Plan und Ablauf. Vielmehr besteht das Museum aus verschiedenen Themenräumen, in denen (digitale) Kunstprojekte mit Hilfe von Lichtinstallationen und Musik umgesetzt werden.
    So erzeugen wir während unseres vierstündigen Aufenthalts aus uns selbst heraus Schmetterlinge aus Licht, die anschließend über die Wände hinweg durch die gesamte Austellung fliegen, werden in einem digitalem Blütenmeer fast ertränkt, und treffen immer wieder auf kunterbunte Tiere die durch die Räume und Flure streifen - Tiger, Nashörner, Kängerus und überdimensionierte Frösche, teils mit farbenfrohen Blumen geschmückt. Wir durchstreifen einen verspiegelten Raum voller Lampen, spazieren durch Wetter-imitierende Kordeln voller Lichter und bringen mit unseren Händen Licht dazu die Richtung zu wechseln. Eine beeindruckende Erfahrung mit unendlich vielen wunderbaren Fotos.

    Ja, Japan, die zwei Wochen waren viel zu kurz für dieses abwechslungsreiche Land, mit all den Städten und bewaldeten Bergen, mit dieser reichen Kultur und Geschichte, dieser positiven, unglaublich respektvollen, höflichen und gut organisierten Gesellschaft.

    An unserem letzten Abend in unserer lieblings Sushi-Bar sind wir uns sicher: wir müssen definitiv wiederkommen.
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  • Hongkong

    19. oktober 2019, Hong Kong ⋅ ☀️ 28 °C

    Auf unserem Weg von Japan nach Südostasien legen wir noch einen kurzen Stop in Hongkong ein.
    Auch wenn die politische Situation zur Zeit nicht gerade als ruhig zu bezeichnen ist, verbringen wir insgesamt 4 Tage in der riesigen ostasiatischen Hafenstadt. Und obwohl wir müde sind von Großstädten, vielen Menschen und Verkehr beeindruckt uns die Stadt mit ihrem britischen Einfluss gepaart mit der chinesischen Kultur und Umgebung. Das Essen ist auch hier fantastisch, und neben den unzähligen hochklassigen und -preisigen Restaurants finden wir hier ebenfalls Imbisse und Streetfood-Stände, die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurden und bei denen wir für kleines Geld großartige Gerichte probieren können. Der öffentliche Nahverkehr ist sehr günstig und vor allem die kurze Fährfahrt zwischen Hongkong-Island und Kowloon ist sehenswert. Dazu ist die Nähe zur Natur wunderbar, mit kurzen Fahrten lassen sich viele schöne Ecken außerhalb der Innenstadt erreichen.

    Auf der anderen Seite könnte die soziale Ungleichheit innerhalb der Bevölkerung kaum größer sein.
    Einerseits ist Hongkong bezogen auf den Wohnraum die teuerste Stadt der Welt (gerade haben auch deutsche Medien darüber berichtet, wie ein Parkplatz in einem der vielen Wolkenkratzer für knapp 900 000 Euro verkauft wurde). Andererseits leben knapp 20 Prozent der Einwohner unter der offiziellen Armutsgrenze.

    Die Zeichen der Unterschiede sind in der ganzen Stadt sichtbar. So sieht man zwar eine unglaubliche, wunderschöne Skyline bis zum Horizont und viele teure Autos in den Straßen. Aber eben auch philippinische Dienstmädchen, die für 500 Euro monatlich 6 Tage in der Woche rund um die Uhr arbeiten und sich an ihrem freien Tag mit den anderen Leidensgenossinnen in der Stadt treffen, auf Brücken und an UBahn-Stationen auf dem Boden sitzen, zusammen essen, Karten spielen und mit ihren Familien in der Heimat telefonieren.

    Schließlich entfliehen wir der Großstadt für einen Tag, auch weil weitere Demonstrationen angekündigt sind, und fahren morgens mit der Fähre auf eine vorgelagerte Insel, wandern ein paar Stunden durch dichten Wald bergauf und -ab zu einem schönen Strand und verbringen den Tag in der Natur.
    Bei unserer Rückkehr spüren wir die Nachwirkungen der nachmittäglichen Demonstration. Der öffentliche Nahverkehr ist nahezu stillgelegt, wir nehmen die Fähre so weit es geht und laufen die restlichen Kilometer bis zu unserer Unterkunft. Die Hauptstraße durch Kowloon ist für Autos weiterhin gesperrt, die Eingänge der UBahn-Stationen sind verbarrikadiert und teilweise zerstört. Überall steht Wasser auf den Straßen, die Wasserwerfer waren im Einsatz.
    Dazu laufen Touristen und Schaulustige durch die Straßen, machen Selfies vor zerstörten Ampelanlagen und den Grafitis, die den Weg zurück zu unserem Hotel säumen.

    Wir können (auch durch unsere vorherigen Stationen) mit den Menschen mitfühlen, die ihre persönliche Freiheit in Gefahr sehen und sich nach Unabhängigkeit und richtiger Demokratie sehnen. Wir haben unterwegs gespürt wie es ist, wenn keine Google-Dienste funktionieren, wenn internationale Nachrichtenseiten und Twitter blockiert sind. Das Gefühl von einem Teil der modernen Welt mehr oder weniger willkürlich abgeschnitten zu sein ist furchtbar und bedrohlich.

    Die nächste Station unserer Reise ist Siem Reap in Kambodscha und wir freuen uns auf die alten Anlagen von Angkor!
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