Mit dem Rad über die Anden

November 2017 - January 2018
A 71-day adventure by Hannes Read more
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  • Day 71

    Urlaub in Antofagasta

    January 20, 2018 in Chile ⋅ ☀️ 23 °C

    Die Strecke über Calama nach Antofagasta war öde und verlassen und im Gegensatz zu Bolivien auch nicht wirklich ansehnlich, dadurch empfinde ich diese Hafenstadt als sehr angenehme Abwechslung nach den letzten Tagen. Frischer Pazifikwind weht mir um die Nase, ein hübsches gemütliches Hostel gibt es auch und um die Ecke ein Café mit leckerem Käsekuchen. Im Hostel lerne ich unter anderem Mario kennen, einem Spanier, der seit mehreren Jahren schon in Freiburg lebt und perfekt Deutsch spricht. Er ist seit einiger Zeit mit dem Motorrad in Argentinien und Chile unterwegs. Mit ihm erkunde ich in den verbleibenden zwei Tage bis zu meinem Abflug die Stadt.Read more

  • Day 66

    Durch chilenisches Geröll

    January 15, 2018 in Chile ⋅ ☀️ 24 °C

    In San Pedro de Atacama mache ich es mir in einem Hostel bequem, buche meinen Flug von Antofagasta nach Temuco und telefoniere schon mal mit Sammy. Ich überlege, mit dem Rad auch mal in die Wüste zu fahren, habe aber durch die vergangenen Tage in Bolivien einfach nicht besonders großen Bedarf nach neuen Eindrücken. Ich lasse es mir einfach gutgehen, lerne ein paar Leute kennen und mache mich dann nach drei entspannten Tagen auf den Weg zu meinem Flughafen in Antofagasta. Dafür muss ich zunächst eine Bergkette und damit noch ein letztes Mal 1.000 Meter Höhenunterschied überwinden. In der aktuellen Höhe fällt mir das schon merklich leichter, sodass ich Calama nach 100 Kilometern erreiche.Read more

  • Day 63

    2.000 Höhenmeter in einer Stunde

    January 12, 2018 in Chile

    Nach einem letzten kleinen Aufstieg habe ich die chilenische Grenze erreicht. Zunächst einmal muss ich mich noch an der ca. 50 Meter langen Schlange anstellen und mich dabei mehreren verwirrten Reisenden erklären ("Ja, ich komme wirklich mit dem Rad aus Bolivien"). Danach erreiche freudestrahlend die erste asphaltierte Straße seit zehn Tagen. Der Rest ist ein 50 Kilometer langer, wahnwitziger Ritt von 4.600 auf 2.600 Höhenmetern mit selten weniger als 60 Stundenkilometern.Read more

  • Day 62

    Abstieg vom höchsten Punkt

    January 11, 2018 in Bolivia

    Seit dem gestrigen Sonnenuntergang war ich komplett alleine hier oben am Sol de Mañana, aber als ich heute um sechs Uhr meinen Kopf aus dem Zelt stecke, stehen zu meiner Verblüffung bereits mehrere Autos bei den Geysiren. Anscheinend warten hier einige auf den Sonnenuntergang, der aber heute sich eine Pause nimmt und sich hinter hartnäckigen Wolken versteckt.

    Porridge und Kaffee zum Frühstück sind heute nicht drin, mein Wasser ist vollständig gefroren. Und ich will dann jetzt doch schnell den Abstieg beginnen, um wieder in wärmere Gefilde zu gelangen. Zum ersten Mal bereue ich bitter, dass ich keine Handschuhe mitgenommen habe, die ersten Kilometer bei der Abfahrt sind grausam kalt.

    Auf der anderen Seite des Gipfels ist die Straße deutlich fahrbarer, nur ganz selten muss ich mal absteigen und schieben. Und das schönste, es geht tatsächlich richtig bergab, ein längst vergessenes Gefühl nach den letzten Tagen. Um zehn Uhr bin ich bereits an der Laguna Chalviri und kann mir immerhin eine Suppe zum Frühstück gönnen. Auch dieser Ort wimmelt nur so vor Touristen, daher bleibe ich nicht lange und mache mich auf, durch die Desierto del Dali Richtung Laguna Blanca zu fahren.

    Insgesamt ist heute einer der leichteren der letzten Tage, und ich komme auch relativ früh am Refugio an der Laguna Blanca an, dennoch bin ich am Ende wieder kräftig am Fluchen. Die Straße ist nach der letzten Abfahrt wieder extrem sandig, entgegenkommende Jeeps wirbeln zusätzlich Staub auf und ich bin einfach am Ende meiner Kräfte. Glücklich erfahre ich, dass es sowohl Mittagstisch als auch Abendessen gibt. Ich bestelle direkt einmal alles und falle danach erschöpft ins Bett.
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  • Day 61

    Zelten neben Geysiren

    January 10, 2018 in Bolivia

    Die 4.900-Höhenmeter-Marke erreiche ich verhältnismäßig früh gegen Mittag. Kurz vor dem höchsten Punkt kommen nochmal Wolken auf und leichtes Schneetreiben setzt ein. Noch bin ich mir nicht sicher, ob ich die Nacht wirklich dort oben bei den Geysiren verbringen will und kann, es ist schwer einzuschätzen was mit dem Wetter passiert. Als ich den "Sol de Mañana" erreiche, fällt erstmal eine große Last von den Schultern und ich freue mich riesig, den höchsten Punkt meiner Reise erreicht zu haben und damit auch den schwierigsten Abschnitt dieser Woche hinter mich gebracht zu haben.

    Ich bin dort oben nicht alleine, einige Jeeps stehen dort und überall laufen Touristen herum und fotografieren sich dabei. Es herrscht überraschenderweise ein reges Kommen und Gehen. Nach einiger Zeit schwächt der Schneesturm ab und die Sonne kommt heraus. Als ich dann auch noch eine Steinhütte plus Windschutz entdecke (der Nachmittagswind ist natürlich zuverlässig wieder zur Stelle), entscheide ich mich, hier mein Zelt aufzuschlagen und die Nacht hier zu verbringen. Beim näheren Hinsehen stelle ich allerdings fest, dass die Steinhütte im Grunde ausschließlich als Scheißhaus benutzt wurde. Egal, denke ich mir, und baue mein Zelt um die Ecke auf und koche mir anschließend erstmal einen Kaffee - ist schließlich gerade mal Kaffee- und Kuchen-Zeit.

    Die Nacht wird dann nicht nur die höchste sondern auch mit Abstand die kälteste auf meiner Reise. Die ganze Nacht über begleitet mich das Brodeln und Blubbern der Geysire nebenan und als ich in der Nacht einmal kurz raus muss, sehe ich einen der klarsten und schönsten Sternenhimmel der letzten Monate. Leider kann ich diesen nicht besonders lange genießen, ich muss schnell wieder in meinen Schlafsack, um mir nicht einige Extremitäten abzufrieren.
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  • Day 61

    Aufstieg zu den Geysiren

    January 10, 2018 in Bolivia

    Nach einer herzlichen Verabschiedung von Luis muss ich erst einmal eine Stunde schieben, bis ich die Hauptroute erreiche. Nichts Neues für mich, ich nehme es mit stoischer Gelassenheit hin. Direkt an der Straße beginnt dann auch der Aufstieg, heute soll es von 4.200 auf 4.900 Höhenmeter und damit auf den höchsten Punkt meiner gesamten Reise gehen. Nach den ersten 300-400 Höhenmetern überholt mich ein Jeep mit deutschem Kennzeichen. Ein nettes kurzes Pläuschchen mit einem älteren Ehepaar, das ihren Jeep nach Kolumbien überschifft hatte. Sie wundern sich schon ein bisschen, dass ich diese Strecke mit dem Rad fahre, denn "mit dem Auto ist das ganz schön anstrengend zu fahren". Ich unterdrücke einen Schluckauf und lächle nickend, als sie dann weiterrumpeln.Read more

  • Day 60

    Kräftesammeln an der Laguna Colorada

    January 9, 2018 in Bolivia

    Völlig abgekämpft und entnervt komme ich an der Laguna Colorada an, wo ich zunächst am Nationalpark-Eingang Eintritt zahlen muss. In dem Häuschen bin ich nicht der einzige, gerade waren mehrere Jeeps voll mit Touristen angekommen. Während ich darauf warte, dass ich drankomme, erkennt mich ein Spanier mit seinen Kumpels und flippt völlig aus. Er ist vor einer halben Stunde im Jeep an mir vorbeigefahren und kann es kaum fassen, dass ich hier mit dem Rad unterwegs bin. Ich in diesem Augenblick allerdings auch nicht. Da wir alle in demselben Refugio an der Laguna bleiben werden, läd er mich direkt auf ein Feierabendbier ein. Als ich mit meinem Ticket in der Hand dann endlich am Refugio ankomme, erklärt man mir, dass man hier keine Betten an Einzelpersonen vergibt. Sämtliche Zimmer sind mit sechs Betten genau auf eine Jeep-Besatzung zugeschnitten und werden daher nur komplett vergeben. Ich werde langsam angepisst und frage mich langsam, ob es überhaupt schlechtere Bedingungen für einen einzelnen Radfahrer geben kann. Man findet jedoch eine Lösung für mich: Ich werde zu einem alten Typen geschickt, der mir ein völlig vermülltes, verstaubtes Zimmer für einen viel zu hohen Preis anbietet. Ich schlage notgedrungen ein, fühle mich dabei aber irgendwie ausgenutzt. Die Fensterscheiben sind natürlich kaputt, die Tür schließt nur wenn man einen schweren Balken von innen dagegenlehnt. Nachdem ich mir was zu Essen gekocht habe, gehe ich rüber zu dem Spanier, um mir mein wohlverdientes Bier abzuholen. Wir spielen zusammen mit ein paar Brasilianern und einem bolivianischen Jeepguide ein Kartenspiel, bei dem der Verlierer tanzen muss. Zu meiner Erleichterung gewinne ich das Spiel und einer der Brasilianer muss seinen Hüftschwung zur Schau stellen.

    Am nächsten Tag fahre ich sieben Kilometer weiter bis zu einem weiteren Refugio, wo ich mir eigentlich nur einen geschützten Platz zum Zelten suche und anfange, an Türen zu klopfen. Als bei der ersten Tür keiner öffnet, ruft plötzlich von der anderen Straßenseite jemand zu mir rüber und bedeutet mir, zu ihm in die gegenüberliegende Bar zu kommen. Ich erkläre Luis, dass ich einen Platz zum zelten suche. Er schüttelt den Kopf und meint, er hätte was besseres. Er zeigt mir den Hinterraum seiner geräumigen Bar, der anscheinend zurzeit renoviert wird. Ich dürfe hier mein Lager beziehen, Toiletten sind nebenan, Strom läuft ab 19 Uhr auch. Ich bin begeistert und danke ihm für seine Gastfreundschaft. Den Rest des Tages ruhe ich mich aus, am nächsten Tag soll es nämlich auf den höchsten Punkt dieser Reise gehen.
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  • Day 59

    Quälende Abfahrt zur Laguna Colorada

    January 8, 2018 in Bolivia

    Da es noch früher Nachmittag ist, entscheide ich mich (dummerweise, im Nachhinein betrachtet), vom Árbol de Piedra popelige 20 Kilometer bis zum Refugio an der Laguna Colorada weiterzufahren, um dort ein vernünftiges Lager zu haben. Meine Karte kündigt mir eine Abfahrt für die zweite Hälfte der Strecke an, also sollte das ja fix gehen. Leider machen mir zwei Dinge einen Strich durch die Rechnung: Die überwiegend sehr sandige Strecke, die ein normales Radfahren größtenteils unmöglich macht, und der heute extrem starke Nachmittagswind, der einem das Atmen und sogar das Schieben erschwert. Für die Strecke benötige ich am Ende etwa drei Stunden und alle meine Nerven, völlig entkräftet erreiche ich irgendwann gegen Abend die Lagune.Read more

  • Day 59

    Kartoffelbrei im Schneetreiben

    January 8, 2018 in Bolivia

    Während ich mich mühsam rollend über sandige Bodenwellen kämpfe, braut sich westlich von mir ein Unwetter zusammen. Irgendwann fängt es auch noch an zu schneien und zu donnern. Ich fühle mich einigermaßen mulmig auf meinem Stahl(!)fahrrad. Ich befinde mich auf komplett offener Ebene und meine Erfahrung mit Wetterverhalten auf 4.500 Metern Höhe tendiert ohnehin gegen Null. Ich lege noch einen Zahn zu. Zu meiner Erleichterung taucht nach einiger Zeit eine seltsam anmutende Felsformation auf, die ich heute angepeilt habe, der Árbol de Piedra ("Baum aus Stein"), ein Fels aus vulkanischem Gestein. Ich mache es mir unter einem der Felsen halbwegs gemütlich und mache mir einen Instant-Kartoffelbrei zur Stärkung und beobachte dabei die herumhüpfenden Touris, die aus ankommenden Jeeps steigen und sich umschauen.Read more

  • Day 59

    Holpriger Start in die Hochwüste

    January 8, 2018 in Bolivia

    Der Tag beginnt, vorsichtig gesagt, eher zäh. Nach dem leider sehr mageren Frühstück im Hotel del Desierto fahre ich los und freue mich, direkt eine kleine Abfahrt runterzufahren. In meiner Freude, endlich mal wieder Fahrt aufzunehmen, übersehe ich eine sandige Stelle, bleibe mit meinem Vorderrad abrupt stecken und lege mich bei 40 km/h kapital auf die Fresse. Zum Glück hat das keiner gesehen. Kurz den Sand abgeschüttelt. Rad und Fahrer haben es auch dank des Sandes heil überstanden. Leider muss ich zu allem Überfluss die nächsten zehn Kilometer viel schieben und brauche knapp zwei Stunden für diese übersichtliche Strecke. Danach läuft es glücklicherweise deutlich besser, hier wurde offenbar an der Straße - trotz des vielen Sandes - gearbeitet, sodass ich die erste Hälfte des Tages doch einigermaßen voran komme und tatsächlich überwiegend fahren darf.Read more