Argentinien/Chile 22/23 Teil 2

Disember 2022 - Januari 2023
Pengembaraan 36hari oleh Martin & Regine Baca lagi

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  • Chile
  • Argentina
Kategori
Mengembara
  • 3.9rbkilometer perjalanan
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  • Talampaya, Ischigualasto und Reifenpanne

    3 Januari 2023, Argentina ⋅ ☀️ 32 °C

    La Rioja, Dienstag, 3. Januar 2023

    Um 7:10 Uhr werden wir von Gastón, dem Fahrer der Agentur Corona Inca, bei der wir die heutige Tour gebucht haben, vor unserer Wohnung abgeholt.
    Im Wagen sitzen schon Eva-Maria und Mario, ein junges Paar aus München. Es ist ihr einziger Tag in La Rioja und sie wollen - ebenso wie wir - die beiden zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Parks unbedingt sehen.
    Am Abend um 22:10 Uhr fahren sie mit dem Bus weiter nach Salta. Laut Agentur ist das kein Problem, denn nach deren Zeitplan sind wir um 20:30 Uhr spätestens wieder zurück. Die Dame von Corona Inca hat aber nicht nur hier ziemlich geflunkert, sondern auch bei den Eintrittspreisen: Sie hat uns immer den Preis für argentinische Staatsbürger genannt! Für uns ist er ums Dreifache höher!
    Die Hinfahrt mit Gastón verläuft reibungslos und wir kommen um 09:45 Uhr nach 210 km im Nationalpark Talampaya an. In der Sprache der Kakán bedeutet dies „alter Baum am trockenen Fluss“. Um 10:15 Uhr geht unsere geplante (aber noch nicht gebuchte) Exkursion zum Cañon del Shimpa los.
    Wir Vier hatten schon am gestrigen Abend im Reisebüro buchen wollen, aber die Dame sagte, dies sei online nicht mehr möglich, weil 24 Stunden vor Beginn der Tour die Buchungsmöglichkeit aus dem Internet entfernt werde. Aber an der Kasse des Parkeingangs könne man mit Sicherheit noch Karten kaufen: Es kämen momentan wenig Touristen in den Park. Wir haben uns auf diese Aussage verlassen!
    Am Schalter des Talampaya-Parks angelangt, hören wir dann zu unserem Entsetzen, dass diese Tour bereits ausgebucht ist! Die nächste finde erst in gut vier Stunden statt. Das ist für uns zu spät, weil wir um 16 Uhr am Eingang des Ischigualasto-Parks (auf Diaguita: Ort ohne Leben) für die dortige Führung sein müssen. Guter Rat ist teuer…
    Wir werden auf eine Trekking-Tour mit Führer hingewiesen, die eine 4-stündige Wanderung beinhaltet und auch um 10:15 Uhr startet. Schnell entscheiden wir uns dafür und legen zusammen mit drei Porteños (Einwohner Buenos Aires) und einem einheimischen Führer los. Glück gehabt!
    Zuerst geht es mit einem Minibus knapp 10 km ins Innere des Parks, dann heisst es, den Rucksack mit Wasser und Proviant schnappen, aussteigen und losmarschieren.
    Die visuellen Eindrücke sind fantastisch und immer wieder eröffnen sich spektakuläre Ansichten. Wir verzichten hier aber auf weitere Details der Wanderung und lassen Regines Bilder für sich sprechen.
    Laut Plan sind wir „spätestens“ um 14:30 Uhr zurück am Parkeingang, wo Gastón für die Weiterfahrt zum zweiten Park auf uns wartet.
    Es dauert aber dann doch noch eine Dreiviertelstunde, bis wir um 15:15 Uhr ankommen (In deeeeeer Hitze lässt sich einfach nicht schnell gehen!!) und Gastón muss kräftig aufs Pedal drücken, damit wir die 21 km auf zum Teil holprigen Strassen bis zum Eingang des Provinzparks Ischigualasto bis um 16:00 Uhr schaffen. Das klappt auch nicht ganz, aber Gastón weiss eine Lösung: Wir fahren dem bereits gestarteten Konvoi aus acht Fahrzeugen - mit dem Guide voran - nach.
    Es wird auf der 40 km langen Strecke an insgesamt fünf Stationen für umfangreiche Erklärungen und Foto-Shootings angehalten. Die Gegend hat nicht umsonst bei der Bevölkerung den Namen „Valle de la Luna“ (Tal des Mondes), denn dort kann es kaum unwirtlicher aussehen! Wir lassen hier wiederum den Bildern den Vortritt vor unseren Worten, welche die Eindrücke ohnehin nur schwer wiedergeben könnten.
    Es ist mittlerweile 19 Uhr und unsere beiden deutschen Mitreisenden werden langsam unruhig: Sie müssen in La Rioja noch aus dem Hotel auschecken und in jedem Fall ihren Nachtbus nach Salta erreichen. Gastón beruhigt: „No hay problema“ (Das ist kein Problem.).
    Die circa 150 km schafft er locker in der geforderten Zeit. Martin meint noch, dass wir einfach keine Panne haben dürfen… und dann vernehmen wir ein holperndes Geräusch: Wir haben einen Platten!
    Gastón repariert den Schaden weltmeisterlich und in Windeseile. Auch er ist langsam etwas nervös, ob wir rechtzeitig zurück sind, aber auf die Nachfrage von Martin wegen der Zeit meint er: „Vamos bien“ (Alles gut).
    Mario hat während der Fahrt auf den Tacho geschaut und sieht, dass das Benzin nur noch für 100 km reichen wird. Gastón bestätigt: Wir müssen tanken. So steuern wir in Patquia auf etwa halber Distanz die einzige Tankstelle zwischen La Rioja und Ischigualasto an und müssen warten. Wegen irgendeines technischen Problems muss die Anlage zuerst wieder hochgefahren werden. Es dauere nur 10 Minuten, sagt der Tankwart. Daraus werden dann 15, aber immerhin geht es nun vollgetankt weiter.
    Martins Navigations-App berechnet, dass wir bei Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h um 21:46 Uhr in La Rioja beim Hotel sind. Gastón hält sich aber nicht an Vorschriften und so sausen wir mit bis zu 140 km/h dahin.
    Martin verkündet, dass wir damit schon um 21:35 Uhr am Hotel sein werden. Er hat aber nicht mit den nervtötenden Ampeln und dem vielen Abendverkehr in der Stadt gerechnet! Wir kommen dann erst um 21:50 Uhr beim Hotel an!! Eva-Maria und Mario packen in 5 Minuten ihre Rucksäcke; ans Duschen ist schon lange nicht mehr zu denken!
    Es ist 21.55 Uhr, als wir vom Hotel in der Innenstadt in dichtem Verkehr losfahren. Um keine Zeit zu verlieren, fahren wir beide mit zum Busterminal. 22:03 Uhr: Gastón schwitzt, weil er gemeint hat, der Bus fahre um 22:00 Uhr los. Wir erreichen das Bus-Terminal um 22:06 Uhr. Es verbleiben also noch vier Minuten für den Weg vom Auto bis zum Bahnsteig. Eva-Maria und Mario schaffen es auf den allerletzten Drücker! Welch eine Aufregung und eine Erleichterung!
    Gastón ist zufrieden und bringt uns in unsere Wohnung zurück. Wir bedanken uns sehr bei ihm und Martin schreibt ein ausführliches WhatsApp an die Agentur, worin er Motivation, Geschick und Ausdauer unseres sympathischen Fahrers lobt: Bravo Gastón!!!
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  • Eine Begegnung der besonderen Art…

    4 Januari 2023, Argentina ⋅ ☀️ 34 °C

    La Rioja, Mittwoch, 4. Januar 2023

    Heute ist unser letzter Tag in La Rioja und wir wollen ihn eher gemächlich angehen - zumal wir in den beiden vorhergehenden Tagen bis spät abends viel „action“ und körperliche Anstrengungen hatten…und dies bei Temperaturen von über 35 Grad.
    Was bietet sich an?
    Wir schreiben am Blog, lesen und waschen unsere mittlerweile verschmutzten Tagesrucksäcke, die innerhalb einer halben Stunde auf unserer schönen Terrasse in der Sonne trocknen.
    Nach der argentinischen Siesta (gegen 17 Uhr) machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt - nicht ohne zuvor im Internet die Öffnungszeiten der Museen recherchiert zu haben.
    Jene, die im Zentrum liegen, haben alle bis 20 bzw. 21 Uhr geöffnet. Es bleibt uns also genügend Zeit, um zwei oder gar drei anzusteuern.
    Da die meisten staatlichen Museen in Argentinien weder eine Reservierung verlangen, geschweige denn einen Eintritt (nur ganz auserwählte wie das in Salta) nehmen wir jene in Augenschein, die „am Weg“ liegen.
    Das „Paseo Cultural Castro Barros“ ist unser erstes Ziel. Es befasst sich mit der Stadt und Provinz La Rioja und zeigt Teile seiner Kultur, Geschichte, Wissenschaft und Kunst. Wir glaubten das Museum geschlossen, rütteln noch an etlichen Türen und Regine erblickt - auch wenn sie noch so sehr die Nase an die Scheiben drückt - keine Menschenseele in diesem wunderschönen klassizistischen Gebäude. Schon am Treppenabsatz angekommen, ruft Regine: „Hier ist eine geöffnete Türe!“ Und siehe da, eine hochmotivierte junge Damen führt uns zu einem nicht minder motivierten jungen Herrn (der um die 20 - 25 Jahre alt sein dürfte), der uns eine Privatführung durch alle sieben Säle ermöglicht.
    Einige durchschreiten wir schneller (vor allen Dingen jene mit den Schlachten des 18. und 19.Jahrhunderts); andere hingegen interessieren uns mehr: der Windpark, der 31 Prozent der Energie in der Gegend abdeckt, der Saal mit 45 verschwundenen oder getöteten Personen während der Militärdiktatur 1976 oder auch die Abteilung der fossilen Funde, allen voran die Dinosaurier-Skelette - bzw. Teile davon - , die in genau jenem Nationalpark gefunden wurden, den wir gestern besichtigt haben.
    Es sind ausser uns nur wenige Besucher im Haus, so dass sich ein weiterer - extrem motivierter - junger Mitarbeiter uns nähert und uns ungefragt weitere Informationen zu den Dinosauriern gibt.
    Martin wird es zu viel und sein Bedarf an Dino-Infos ist gedeckt!
    Regine versteht zu wenig, denn der Mitarbeiter nuschelt (was sie gar nicht mag!!!) und spricht zu sehr und zu schnell den argentinischen Slang.
    Wir erblicken beim Hinausgehen schräg gegenüber die Kirche San Francisco, die schon allein wegen ihrer Dachkonstruktion aus Holz sehenswert ist. Darüber hinaus wird hier Niño Jesus de Alcade verehrt - in Skulpturen, Abbildungen und Texten, so dass wir zum Thema der Prozession noch weiteres „Anschauungsmaterial“ erhalten.
    Mittlerweile ist es 19:50 Uhr und wir entscheiden uns sinnvollerweise nur noch für ein einziges Museen, nämlich jenes, das in unmittelbarer Nähe liegt und bis 21 Uhr geöffnet sein soll: el Museo Arqueológico Regional Inca Huasi (Es sei das interessanteste Museum, das sich der Geschichte des Nordwestens Argentiniens widmet.)
    Wir waren neulich schon dort und erwarten jetzt - an einem ganz normalen Mittwoch -, dass wir geöffnete Türen vorfinden werden. Aber weit gefehlt!
    Alles verriegelt und verrammelt; kein einziger Hinweis zur Schliessung - trotz der gegensätzlich lautenden Information auf der Homepage. Enttäuscht wollen wir gerade den Rückweg nach Hause antreten, als ein junger Mann - etwa 30 Jahre alt - aus dem Nebenhaus kommt und „behelmt“ auf sein Motorrad steigt.
    Im letzten Moment erblickt er uns, steigt wieder ab und wir denken uns schon, es sei ein Mitarbeiter des Museums, der uns doch noch aufschliesst.
    Nein, dem ist leider nicht so! Er erkundigt sich nach unserer Absicht.
    Offensichtlich sehen wir aus wie ratlose Touristen, die nicht so recht wissen, was sie jetzt tun sollen. Wir klagen ihm unser Leid bezüglich geschlossener Museen und dass wir trotz gegenteiliger Info auf der Homepage nicht zum ersten Mal in den vergangenen 6 Tagen in dieser Stadt vor verschlossenen Türen stehen.
    Plötzlich wird der Mann redselig und mit einem argentinischen Wortschwall werden wir von ihm überschüttet: Es tue ihm unendlich leid, dass wir nicht ins Museum können, dass wir auch andere Museen nicht haben besuchen können; er werde es weiterleiten und sich darum kümmern.
    Nun stellt er sich uns vor und überreicht uns seine Visitenkarte. Er heisse José , sei „Subsecretario de la Secretaria de Turismo“, verantwortlich für die Provinz La Rioja und er werde unsere Beschwerde weiterleiten.
    Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, kommt er schon mit der nächsten Idee. Wir sollten ihm doch auf Video unser Anliegen und unsere Enttäuschung mitteilen; dies werde den Minister sicherlich interessieren.
    Ja, dieser José wird es noch weit bringen; sehr motiviert und kreativ!
    Martin übernimmt mit seinen exzellenten Spanischkenntnissen diesen Part, so dass Regine am Schluss nur noch eine kleinere Abschiedsformel bleibt….ist auch besser so…!
    Wir bitten ihn jedoch darum, uns dieses Video zuzuschicken, tauschen die WhatsApp-Nummern aus und harren der Dinge, die da kommen (oder auch nicht..) .
    Wie wir auf eine erneute Anfrage, wo denn das Video bleibe, das er uns versprochen hat, erfahren, hat der Minister auf Löschung bestanden. Er werde die Mitarbeiter auf eine andere (geeignetere) Weise von ihrem Fehlverhalten in Kenntnis setzen. ….José bedaure es sehr und bittet um Verständnis und wenn wir mal wieder in die Gegend kommen (ha, ha..), seien wir herzlich eingeladen.
    Leider können wir hier nun kein Video hochladen. Wir bedauern dies weit mehr als der Subsecrtario!!! Ihr alle hättet euren Spass daran gehabt.
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  • Nach Mendoza und Geldbeschaffung

    6 Januari 2023, Argentina ⋅ ⛅ 35 °C

    Mendoza, Donnerstag, 5. und Freitag, 6. Januar 2023

    Am Morgen um 8 Uhr geht unsere Reise von La Rioja aus in den Süden weiter. Unser heutiges Ziel ist Mendoza, knappe 600 km entfernt.
    Wir bedanken uns bei der Mutter des Vermieters für die sehr schöne Unterkunft; sie wünscht uns eine gute Weiterreise und fragt, ob wir das Taxi schon bestellt hätten. Nein, wir nehmen den Stadtbus, was sie einigermassen erstaunt. Vermutlich kennen sich nicht viele Touristen mit dem Bussystem so gut aus wie wir. Aber von nichts kommt nichts. Wir müssen uns in jeder Stadt erneut „einarbeiten“.
    Wie immer sind wir zu früh am Busbahnhof (…man weiss ja nie…), aber wir hätten ruhig noch eine Stunde länger schlafen können: Unser Reisebus hat eine Stunde Verspätung, er treffe aber „sofort“ ein (ya viene!), wie man uns mehrfach versichert.
    Dafür haben wir Zeit für eine Plauderei mit einer neben uns wartenden Dame mittleren Alters. Sie spricht uns an und nicht wir sie….Das passiert uns häufig; die Argentinier sind seeeeeehr kommunikativ und offen.
    Es stellt sich heraus, dass sie Lehrerin in einem kleinen Dorf bei Chepes ist, südlich von La Rioja. Schnell entwickelt sich ein Dialog mit Regine über das Schulsystem sowie über die Vor- und Nachteile davon, in einer abgelegenen Gegend Lehrerin zu sein.
    Früher habe es dafür einen prozentualen Zuschlag zum Grundlohn gegeben (Sie verdient etwa 1000 Euro), seit der Pandemie zahle der Staat aber nur noch einen fixen Betrag. Mit der Inflation von fast 100% im Jahr halbiert sich dieser Betrag dann jährlich in seinem Wert und reicht heute nicht einmal mehr aus, um die Mehrausgaben für den Transport in die entlegenen Dörfer (wohin es keinen ÖV gibt) zu berappen.
    Daher wohnt sie unter der Woche in einem kleinen Zimmer im Dorf, fährt mit dem Moped zur Schule und nur am Wochenende nach Hause. Sie spricht auch Französisch, eher mässig und bedauert es sehr, dass sie kein Englisch kann. Während des Gesprächs bestätig sie unseren Eindruck, dass wenig Menschen in Argentinien Englisch könnten. So sei es, es fehle das Geld für Englischlehrer und wenn es welche gäbe, dann reiche der Unterricht nur zur Vermittlung der „Basics“.
    Wir steigen in den endlich angekommenen Bus - nicht ohne vorher (wie immer) durch einen „maletero“ (Kofferträger) unsere verpackten Rucksäcke im Gepäckraum des Busses verstauen zu lassen. Wie im Flugzeug erhalten wir ein Gepäckticket, das der Mann auf unsere Bustickets klebt. Wir müssen es am Zielort wieder vorzeigen, um unser Gepäck zu erhalten. Ja, alles hat seine Ordnung!
    Wir nehmen im Oberdeck an Plätzen mit viel Beinfreiheit gleich hinter der Treppe Platz. Diese hat uns die Agentur in Tucumán zur Reservation empfohlen, wofür wir jetzt dankbar sind. Normalerweise sind genau diese Sitze schnell ausgebucht (auch wie im Flugzeug), aber wir waren dieses Mal mit dem Kauf der Tickets sehr früh dran (gute zwei Wochen im Voraus).
    Auf der Reise immer entlang von steppen- bis wüstenartigen Flachlandschaften ereignet sich nicht viel und so freuen wir uns über jede Art von Abwechslung.
    Diese findet sich in der Person eines gesetzteren Mannes, der zwei Reihen vor uns schräg gegenüber sitzt. Wir haben eine super Sicht auf ihn, da sich vor uns keine Sitze befinden (siehe Fotos).
    Meliertes Haar, Brille, Bäuchlein, europäische Trekkingkleidung und ständig vertieft in eine Provinzlandkarte, auf die er fleissig Notizen anbringt und einen chilenischen Mitreisenden darüber belehrt. Regine schwört, dass dies ein (ehemaliger) Lehrer sein müsse; Martin hält ihn für einen hyperaktiven Schwätzer.
    Wir finden es nicht genau heraus (Regine meint am Schluss, vernommen zu haben, er sei Geschäftsmann gewesen), aber der „Lehrer“ entpuppt sich bald als guter Trinker: Beim ersten Halt steigt er aus und kommt mit einer 2L-Flasche Cola zurück. Dann stellt er - im fahrenden und schaukelnden Bus! - ein (echtes) Cognacglas auf die Ablage vor der Treppe und füllt es mit Cola und… Whisky; etwa halbe - halbe.
    Wir merken, der Mann hat Stil.... und grosse Risikofreudigkeit, denn bei all den Hüpfern des Busses, den (seltenen) Kurven und Bremsmanövern droht das gut gefüllte Glas öfters einmal von der Ablage zu rutschen. Aber er ist eben auch sehr geschickt (respektive hat viel Übung) und ergreift das Cola-Gemisch immer rechtzeitig, bevor es herunterfällt.
    Das Prozedere mit Nachfüllen und Mischen wiederholt sich nun auf der restlichen Reise mit erstaunlicher Regelmässigkeit (Immerhin sind wir gute 9 Stunden unterwegs!),bis die halbvolle Whisky-Flasche (und das Cola) geleert sind.
    Dazu monologisiert er mit dem Chilenen und auch Regine hört gespannt zu; Martin vertieft sich mit Kopfhörern in Musik…
    Da geschieht es plötzlich: Das Glas rutscht auf der mittlerweile schon etwas nassen Ablage, der wohl schon ziemlich alkoholisierte Mann versucht es zu fassen…. greift aber ins Leere: Das Glas schlittert nach vorne und zerbricht an einer Haltestange, worauf der Grossteil der Glassplitter (sowie der Rest an Gemisch) die Treppe herunterstürzen.
    Schnell räumt der Trinker die oben verbliebenen Trümmer weg und wischt mit der Hand das vergossene Cola von der Ablage auf den Boden. Auf die Nachfrage des Co-Fahrers von unten, was los sei, meldet der Mann: „Alles in Ordnung, es gibt kein Problem!“ Anschliessend rückt er seinen Sitz zurück in die Liegeposition (semi-cama - „halbes Bett“) und schläft bis Mendoza seinen Rausch aus. Dort angekommen, muss er vom Personal geweckt werden, ist aber sofort wieder bei bester Laune. Er scheint das nicht zum ersten Mal zu machen.

    Mit dem Stadtbus fahren wir zur Unterkunft und treffen vor der Haustüre den Vermieter, der soeben weggehen wollte. Er zeigt uns die Wohnung im ersten Stock in einem Hinterhof: sie ist recht klein, aber sauber und ruhig.
    Es ist 20 Uhr, aber nun müssen wir noch etwas zum Abendessen einkaufen. Wir finden einen riesigen Supermarkt und sind erschrocken über die endlos lange Schlange an den Kassen. Etwa 20 riesige (gibt es bei uns gar nicht!) bis zum oberen Rand gefüllte Einkaufswägen warten auf Abfertigung!
    Regine erinnert sich sofort an andere Supermärkte! Ja und auch hier ist eine Kasse reserviert für Eltern mit Kleinkindern, Behinderten und… Senioren über 60! So kommen wir schneller dran (wobei die beiden Seniorinnen vor Martin unendlich lange fürs Bezahlen und Einpacken brauchen….ja, man hat halt Zeit!) und bezahlen unsere acht Artikel mit dem letzten Geld, das wir bei uns tragen.

    Am nächsten Morgen steht deshalb das bekannte Ritual der Geldbeschaffung bei Western Union (WU) an. Wir wollen 1000 Euros in zwei Tranchen abheben (gewechselt natürlich) und die zentrale Frage ist (wie immer), ob wir so viel Geld auf einmal erhalten können.
    Wir legen darum eine WU-Route fest, auf der wir mindestens drei Filialen frequentieren werden. In der ersten funktioniert „das System“ gerade nicht, in der zweiten hat man kein Bargeld. Dafür hat der Mann die Adresse der nächsten WU-Filiale, die wir bei Google Maps gar nicht gefunden hatten.
    Dort angekommen hat es die übliche Warteschlange und wir stellen uns geduldig an, nachdem man uns zuvor am Schalter bestätigt hat, dass hier genügend Cash vorhanden sei…
    Wir wollen ja nicht umsonst angestanden haben!
    Mit gefüllten Geld-Bäuchen machen wir uns auf zu einem kleinen Stadtrundgang und essen ein Eis in einer stadtbekannten italienischen Eisdiele, die aber nicht besser, sondern nur teurer ist als die argentinischen. Eine Kugel kostet so viel wie - siehe unten - eine Flasche Rotwein!!!
    Danach geht es weiter in den riesigen Stadtpark „General San Martín“, wo wir das interessante Naturkundemuseum (Eintritt frei!) besuchen. Unter anderem sind beeindruckende Dinosaurier- Funde ausgestellt. Danach geht es dem Stadtbus (colectivo) wieder zurück zur Unterkunft; es gibt nämlich noch viel zu tun…
    Regine bearbeitet den Reiseblog und Martin organisiert unter leisem Gefluche die nächsten Ausflüge. Allein für die Online-Reservation in einem Thermalbad und der damit verbundenen Busreise verbringt er eine ganze Stunde! Höchste Zeit für ein Abendessen mit einem guten Rotwein: Es ist ein 2020-er Malbec aus der Region, den wir im Tante-Emma-Laden gleich um die Ecke für 700 Pesos (4,20 Euro) erstanden haben. Mal schauen, wie er uns mundet…
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  • Müder Samstag mit Busrundfahrt

    7 Januari 2023, Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    Mendoza, Samstag, 7. Januar 2023

    In der Nacht hat es etwas geregnet und am Morgen ist der Himmel bedeckt…. ein guter Grund, noch etwas rumzuhängen…
    Regine arbeitet weiter am Blog, Martin schaut, was wir heute noch machen könnten; aber etwas Tolles will sich einfach nicht finden, zumal wir schon gestern Abend einige Ausflüge für die kommende Woche in die Wege geleitet haben.
    Da wir ohnehin einmal „einfach so“ mit einem Bus herumfahren wollten, verbinden wir dieses Vorhaben mit dem Vorschlag von Martin, den Ort Chacras de Coria im Südwesten der Stadt anzusteuern und dort „draussen“ ein wenig zu wandern.
    Das Busfahren funktioniert in Mendoza wirklich gut: Es gibt ein relativ dichtes Bussystem, die Haltestellen sind mit Schildern markiert und die Busse fahren recht pünktlich. Dazu kommt, dass Google Maps den Fahrplan integriert hat, was ausser in Buenos Aires sonst nirgends der Fall war.

    Die gut besetzte Linie 720 bringt uns an den Ausgangspunkt, den wir aber trotz (oder wegen :-) der Hilfe einer einheimischen Dame verpassen, so dass wir zuerst einen Kilometer der Autostrasse entlang zurückgehen müssen.
    Hier biegt der „Wanderweg“ in die vorgelagerten Hügel ab und es kommen uns viele rasende BikerInnen entgegen: Es muss ein Mountain-Bike-Paradies sein.
    Der Weg ist aber eine staubige Strasse, die ohne irgendeine schattenspendende Stelle in Richtung der Hügel führt. Nach 500 m kommen wir zum Rincón Biker (Biker-Ecke) und Martin plant schon, dort Fahrräder zu mieten.
    Die Biker-Ecke ist aber nur eine Bar mit einer grossen Gartenwirtschaft, die mässig Schatten bietet. Regine kauft sich ein Eis und wir brechen die „Wanderung“ ab.
    Zurück zur Haltestelle hetzen wir, weil nur jede halbe Stunde ein Bus fährt und es laut Google Maps bald soweit sein soll. Am Schluss warten wir dann eine halbe Stunde, bis ein Bus kommt; Ob es schon der nächste war oder unserer mit 30 Minuten Verspätung, das wissen nur die Sterne. Und in Argentinien interessiert sich so oder so niemand für solch akademische Fragen. Hauptsache, es kommt überhaupt mal ein Bus!

    Zurück im Stadtzentrum kaufen wir uns bei Grido (mittlerweile unsere bevorzugte Eisdielen-Kette) ein Eis und setzen uns auf der Plaza de Independencia auf eine der unzähligen Parkbänke in den Schatten. (Wie überall in den argentinischen Parks hat man mit Parkbänken nicht gegeizt! Das finden wir sooooo klasse!)
    Martin hält nach Museen Ausschau und wir finden eines, das MMAMM (Museo Municipal de Arte Moderno de Mendoza), welches sich sozusagen im Untergeschoss des Parks befindet, genau in dessen Mitte. Der Eintritt ist gratis und gezeigt werden Bilder und Plastiken von zeitgenössischen KünstlerInnen aus der Region.
    Wieder draussen bestaunen wir noch die Wasserspiele, mit denen unter anderem auch die Luft im Park gekühlt wird, spazieren durch die zahlreichen Stände mit Kunsthandwerkartikeln und schlendern dann etwas müde nach Hause.
    Fazit: Viel gebracht hat es heute zwar nicht, es war aber trotzdem schön! :-))
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  • Auf dem Ruhmesberg

    8 Januari 2023, Argentina ⋅ ⛅ 33 °C

    Mendoza, Sonntag, 8. Januar 2023

    Heute ist Kultur angesagt.
    Gleich um die Ecke befindet sich die Casa San Martín, das Wohnhaus eines (nein: DES) nationalen Volkshelden aus dem 19. Jahrhundert, der in einem Aussenbezirk von Mendoza geboren ist und in diesem Haus gelebt hat.
    Da liegt es sprichwörtlich nahe, dieses Museum zu besuchen, vor allem auch, weil es eines der wenigen ist, das während der normalerweise streng einzuhaltenden Siesta geöffnet hat. Die jungen Damen, die wir dort dann antreffen, müssen vermutlich (noch) keine Siesta halten:-)
    Als wir gegen 15 Uhr eintreffen, stellen wir fest:
    Erstens muss man online reservieren, zweitens kostet es Eintritt, drittens beginnt gerade jetzt eine junge Angestellte mit der Führung, zu der sich schon eine beachtliche Anzahl an Menschen zusammengefunden hat, viertens übt die Dame vermutlich für einen Schnellsprechwettbewerb, so dass Regine zurecht befürchtet, nur die Hälfte zu verstehen und fünftens sieht man unter den verschiedenen Glasboden-Arealen lediglich freigelegte Steine, sonst gar nichts!

    In Anbetracht dieser schlagenden Argumente verzichten wir auf dieses Museums-Abenteuer und gehen direkt über zum zweiten Programmpunkt: „Aufstieg“ zum Cerro Gloria (Berg des Ruhmes) mit - oben auf dem Gipfel - einem nationalen historischen Monument für - wen wohl? Genau, für den General San Martín und sein Andenheer, mit welchem er in Kooperation mit Simon Bolívar die spanischtreuen Truppen 1818 im chilenischen Maipú entscheidend schlug.

    Nicht wegen des ruhmreichen Generals entscheiden wir uns für diesen Hügel, sondern weil man von dort oben das gesamte Stadtgebiet von Mendoza überblicken kann. Die Stadt selber hat zwar nur 145000 Einwohner, bedeckt aber mit den vielen höchstens zweigeschossigen Gebäuden und dem Ballungsraum rundherum eine recht ansehnliche Fläche.
    Ein Bus fährt an den Fuss des Cerro Gloria und wir sind schnell oben, denn es sind höhenmässig höchstens 50 m. Die Fussmüden fahren mit dem Auto oder dem City-Tour-Bus hoch. Der Parkplatz oben ist gross und zudem noch gratis!

    Das Denkmal ist für unsere Augen schrecklich anzusehen: riesig, komplett überladen, in Bronze und mit übergrossen Statuen der Helden.
    Schon dem Weg dorthin befinden sich an etlichen Mauern unzählige Messingplatten mit Huldigungen aller möglichen (und unmöglichen) Vereine und Gesellschaften zum 50., 100., 150. und 200. Jahrestag der Schlacht von Maipú.
    Wir haben schon seit längerem verstanden, dass für Argentinien „die Geschichte“ der Unabhängigkeit noch viel neuer und präsenter ist als in Deutschland oder gar der Schweiz, weswegen die ganz natürliche Verehrung der Argentinier für ihre Nationalhelden nachvollziehbar ist.
    In vielen Städten haben wir überdimensionale Monumente betrachtet (für unseren Geschmack schrecklich anzusehen) und finden erneut - wüsste man es nicht besser - , dass auch dieses durchaus in Nordkorea stehen könnte.

    Den Rückweg zum circa 5 km entfernten Parkeingang (ja genau: des Parque General San Martín :-) machen wir zu Fuss. Im Park selbst trifft man sich am Sonntag zum Picknick: Familien, Pärchen, Freunde, Sportgruppen.
    Anders als bei uns kann man in diesem riesengrossen Park (307 Hektar, also 3,07 Quadratkilometer) mit seinem Auto direkt an sein Lieblingsplätzchen fahren, die Kühlbox nur einen Meter aus dem Kofferraum hieven, Campingtisch und - stühle dazustellen, dazu die Musik anstellen. So gestaltet sich das Sonntagsvergnügen der Argentinier.
    Am Regatta-See (auf dem sich keinerlei Boote befinden, nicht einmal Tretboote) besteigen wir den Stadtbus der Linie 441 und lassen uns nach Hause fahren.
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  • Hin als Fisch, zurück als Sardine

    9 Januari 2023, Argentina ⋅ ☁️ 32 °C

    Mendoza, Montag, 9. Januar 2023

    Vor exakt zwei Monaten sind wir in Argentinien angekommen und das feiern wir mit einem Ausflug ins Spa (oder was wir uns darunter vorstellen) von Cacheuta, 45 km ausserhalb von Mendoza Richtung Andenkordilleren.
    Diesen Ausflug haben wir schon vor Tagen mit viel Aufwand über das Internet organisiert, weil sowohl die Plätze in den Bussen hin und zurück als auch jene in den Termas de Cacheuta äusserst begehrt und darum nur eingeschränkt verfügbar sind.
    Eigentlich wollten wir früh los, aber der erste Bus, in dem wir noch zwei Plätze buchen können, fährt erst um 10:30 Uhr vom Busterminal ab. Und leider fährt auch der letzte, der noch freie Plätze hat, schon um 15:45 Uhr in Cacheuta weg. Dazwischen bleiben für die hydrophile Regine gerade noch drei Stunden des köstlichen Nasses.
    Als wir nach gut einer Stunde Fahrt ankommen, bietet sich uns ein etwas anderes Bild, als man sich in deutschen Landen unter einem Thermalbad vorstellt: Es ist natürlich alles an der frischen Luft, was angesichts des Klimas hier nicht erstaunt. Aber vor allem herrscht schon am Eingang Partystimmung - ausser bei jenen, welche ohne Reservation angereist sind und draussen bleiben müssen :-(
    Neben lauter Musik nehmen wir vor allem den Geruch von Grillfeuer wahr; Ja klar, der Argentinier legt immer und überall gerne ein saftiges Stück Fleisch oder ein paar Würste (am besten beides :-) auf den Grill. Das Holz bringt die Kundschaft auch gleich mit.

    Die Therme selber bietet mehrere Wasserbecken mit Temperaturen zwischen 22 und 40 Grad. Die Becken sind in der engen Schlucht terrassenförmig angelegt, ganz oben die eher kleinen warmen, weiter unten die kühleren und grossen.
    Die argentinische Klientel tummelt sich mit Vorliebe in den warmen Becken und qualifiziert das grosse als „eiskalt“ ab. Rund um das „Kaltwasserbecken“ führt ein circa 2 Meter breiter Strömungskanal. Regine versucht, darin zu schwimmen, kommt aber wegen der anderen Badenden nicht vorwärts. Man merke: Der Argentinier schwimmt nicht, er badet…und hier im Strömungskanal lässt er sich „gehen“ bzw. vorwärts schieben, natürlich immer mindestens zu zweit, noch besser in einer grösseren Gruppe. Regine schafft es kaum, die Personen geschickt zu „umschwimmen“…immer versperren sie ihr den Weg!
    Auch ein aufziehendes Gewitter trübt unsere Stimmung nur kurzfristig, aber die argentinischen Grossfamilien richten besorgte Blicke nach oben: nicht, dass der Grill vorzeitig ausgeht!

    Schnell ist die Zeit vorbei und wir gehen zurück zur Bushaltestelle in Cacheuta, wo schon 25 - 30 Personen Schlange stehen. Bald wissen wir auch, wieso: Nur die wenigsten haben (so wie wir) Tickets mit reservierten Sitzplätzen. Die anderen drängeln sich, als der Bus einfährt, ganz „un-argentinisch“ vor. Denn der Bus ist schon voll besetzt angekommen und die hier Wartenden werden kaum Platz finden…
    Mit Schieben und Stossen kommen trotzdem alle rein, wir als fast die Letzten…Wir drängeln ja nicht!
    So müssen wir auf unsere Sitzplätze verzichten, denn an ein Durchkommen nach hinten im Bus ist nicht zu denken. Und schlussendlich sind wir froh, überhaupt Platz gefunden zu haben. Regine bekommt einen Sitzplatz angeboten, Martin - der offenbar noch einen zu jugendlichen Eindruck macht :-)) muss stehen. So fahren wir im schaukelnden Bus - zusammengepfercht wie Ölsardinen - zurück nach Mendoza.
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  • Ein Tag im Museum (…meistens draussen)

    10 Januari 2023, Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    Mendoza, Dienstag, 10. Januar 2023

    Nach dem gestrigen „Sporttag“ in den Thermen wollen wir es heute ruhiger angehen.
    Martin hat alle (laut Internet) geöffneten Museen abgegrast und zusammen entscheiden wir uns für drei: das Museo del Pasado Cuyano (vorkolombianische Geschichte der Provinz), das Museo del Area Fundacional (Geschichte der Stadt Mendoza, vorwiegend seit dem verheerenden Erdbeben von 1861) und Ruinas Jesuiticas (etwas vom Wenigen, was dem Erdbeben nicht zum Opfer fiel).
    Da das „Pasado Cuyano“ um 13:30 Uhr schliesst und nicht gerade um die Ecke liegt, machen wir uns per Stadtbus dahin auf und stehen gegen 11:30 Uhr vor verschlossenen Türen. Martin ruft die Nummer an, die auf dem Schild vor dem Museum angegeben ist: Es ist die der Stadtverwaltung. Leider bleibt Martin in deren Endlosschleife hängen. Im Web jedoch findet sich eine Direktnummer…. Es wäre einem Wunder gleichgekommen, wenn dort jemand abgenommen hätte!

    Während wir warten (und telefonieren), versuchen noch weitere Touristen ihr Glück, darunter auch ein Geschichtslehrer aus Buenos Aires, dem wir unser Leid klagen. Die Argentinier sind - was Öffnungszeiten angeht - abgebrühter oder einfach gelassener: Der Lehrer bedauert die Schliessung auch, geht aber dann frohgemut seiner Wege, obwohl er sich - wie er sagt - gerade aus beruflichen Gründen sehr für dieses Museum interessiert hätte.
    Wir belohnen unsere Geduld mit einem Eis bei Grido, unserer Lieblings-Eisdielenkette und bekommen zu unserer Überraschung jeder eine Riesenportion. Wie immer haben wir nur eine Kugel bestellt, aber vielleicht sieht uns die Eisverkäuferin unseren Frust an und will uns einfach nur was Gutes tun….Wer weiss das schon so genau...??

    Bis zum „Fundacional“ (Museum zur Stadtgeschichte) ist es eine Strecke und wir nehmen erneut den Stadtbus, wovon es gefühlt Tausende auf Hunderten von Linien gibt. Martin hat zur Sicherheit im Museum angerufen und ja, es ist offen, aber man kann die Tickets nur online lösen. Auf Homepage des Museums selber finden wir viel „Blabla“, aber keinen einzigen Hinweis zu den Eintrittskarten. Also einfach hin.
    Dort navigiert uns die Dame am Empfang durch ein Online-Reservationssystem, das wir nie und nimmer gefunden hätten (Es ist eine ganz spezielle Plattform, die man kennen muss) und nach der Eingabe sehr vieler Daten (Wir fragen uns wozu…?) bekommen wir die Tickets - zum Glück mit beträchtlichem Senioren-Rabatt :-)
    Auf die angesagte Führung müssen wir jedoch warten, weil sie nur dann stattfindet, wenn „genügend“ Personen Interesse bekunden (Wie viele es dann auch immer sein mögen….). So lange sollten wir uns doch schon mal selbst umschauen. Man werde uns rufen.

    Das Museum ist gut strukturiert und zeigt in vielen Bildern, Dokumenten und Fundstücken die Geschichte Mendozas, seit im 16. Jahrhundert die ersten spanischen Kolonisatoren auftauchten. Das Gebiet wurde vom Volk der Huarpes besiedelt, die vorwiegend Jäger und Sammler waren.
    Die Spanier liessen diese für sich arbeiten und schickten viele als Saisonarbeiter jedes Jahr über die Anden nach Chile, wobei unzählige durch Kälte und Hunger umkamen.
    Im Jahre 1861 erschütterte ein Erdbeben der Stärke 7,2 Mendoza und machte es sprichwörtlich „dem Erdboden gleich“: Kein einziges Gebäude blieb stehen, nur die Ruinen des 1767 errichteten Jesuitenklosters überstanden die Katastrophe.
    Über 4000 der damals 11500 Einwohner starben und auch das gesamte Hab und Gut wurde vernichtet. Was nicht durch herunterfallende Trümmer zerstört wurde, wurde ein Opfer des Wassers, welche sich als Folge der Zerstörung aller Kanäle und Aquädukte unkontrolliert über die Stadt ergoss.
    In den nächsten knapp drei Jahrzehnten wurde die gesamte Stadt (!) in einem riesigen Kraftakt ausserhalb des ehemaligen Stadtgebietes wieder vollständig aufgebaut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts konnten dank staatlicher Unterstützung aus Buenos Aires die letzten Überreste des Erdbebens endgültig beseitigt werden.
    Wir sind am Ende unseres fast zweistündigen Rundgangs angelangt und von der versprochenen Führung ist weit und breit weder zu hören noch zu sehen.
    Aber dafür entdeckt Regine am Ausgang des Museums ein Schild, auf dem steht: „Freier Eintritt!“ Da wir diesen ja online berappt haben, können wir ihn nicht mehr zurückfordern; Regine ärgert sich sehr, aber was soll‘s: Der Ärger bringt das verlorene Geld ja auch nicht zurück…

    Weiter geht es zu den Ruinas Jesuiticas, die (für uns schon fast selbstverständlich) auch geschlossen sind, obwohl sie laut Internet bis 18 Uhr geöffnet sein sollten. Wir beschliessen, noch ein wenig im Parque O‘Higgins herumzuspazieren, dem zweitgrössten Stadtpark, und Regine kommt es in den Sinn, dass hier in der Nähe das Acuario Municipal sein muss. Das steuern wir an und stellen fest: Es ist für Renovationsarbeiten geschlossen. Martin frotzelt: vermutlich seit und bis in Jahrzehnten oder - wie andernorts häufiger gehört: Die Pandemie ist schuld! Und wenn nicht diese, dann die Inflation. Irgendeine Entschuldigung findet sich gewiss!

    Dafür hat es gegenüber ein „Serpentario“, also einen Ort, an dem Schlangen ausgestellt sind. Der Eintrittspreis ist für hiesige Verhältnisse mit 4 Euro zwar hoch, aber es ist eben ein Privatmuseum und jetzt, wo wir schon mal hier sind…
    Die armen Viecher vegetieren in kleinen Terrarien, in denen wir nichts sichten ausser Sägespänen, einem Gefäss mit Wasser und einem Stück Holz. Wir sind schockiert! Es gibt kein Grün und keinen einzigen Stein, hinter oder unter dem sich die Schlange verstecken könnte, geschweige denn grosse Terrarien für Schlangen, die bis 6 oder 7 Meter lang werden können.

    Da hilft nur noch religiöser Beistand :-) und tatsächlich hat Regine ganz in der Nähe die Iglesia de la Merced (Kirche der Gnade) entdeckt, welche gemäss Internet über ein prächtiges Kirchenschiff und eine noch beeindruckendere Kuppel verfügen soll.
    Die Kirche liegt in Richtung unseres Heimwegs und deshalb machen wir einen Abstecher dorthin, nur um festzustellen: Sie ist geschlossen! :-(
    Die Frage nach der „Erfolgsquote“ am heutigen Tag erübrigt sich!
    Nachdem wir nun sieben Stunden - und viel zu Fuss - unterwegs waren, gönnen wir uns beim Abendessen einen „Malbec“-Wein der besseren Sorte.
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  • Mit dem Zug (!) zu Wein und Öl

    11 Januari 2023, Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    Mendoza, Mittwoch, 11. Januar 2023

    Mendoza ist DAS Weinanbaugebiet von Argentinien und Martins Hauswein in der Schweiz, ein Malbec, stammt aus dieser Region.
    So haben wir zwei gute Gründe, mindestens eine Bodega aufzusuchen und mit diesem Besuch gleichzeitig unsere Kenntnisse über die Geschichte des Weinanbaus und über die Produktion von Olivenöl zu vertiefen. Denn über beides wissen wir bis jetzt sehr wenig!

    Am naheliegendsten erweist sich ein Ausflug nach Maipú, nach Luján de Cuyo DER Ort in der Region mit der grössten Weinproduktion. Wir haben eine Gratis-Besichtigung in den „Bodegas López“ gebucht und fahren mit dem Zug dorthin.
    Es handelt sich um eine der wenigen Bahnen, die vom fast flächendeckenden Netz in Argentinien noch übrig geblieben ist. Für uns ist es jedoch eher eine kurze Strassenbahn, die sich bescheiden auch so nennt: Metrotranvia.
    Diese bringt uns vom Zentrum von Mendoza in knapp 20 Minuten nach Maipú. Da Martin vergessen (!) hat, die genaue Adresse der Bodega herauszusuchen und sich blind auf Google Maps verlässt, müssen wir uns durchfragen und kommen mit 2 (!) Minuten Verspätung am Treffpunkt an. Eigentlich sind wir „just in time“ - trotz einiger Umwege.
    Hier müssen wir allerdings noch 10 Minuten auf den Start der Führung warten… :-) Ja, der Begriff „Pünktlichkeit“ ist dehnbar!
    Die Firma „Bodegas Lopez“ ist eine der ganz grossen im Geschäft und bewirtschaftet in der Gegend um Mendoza 13 Quadratkilometer Weinreben, wovon sie pro Jahr 20 Millionen Flaschen Rotwein, Weisswein, Champagner und Sherry produziert. 15% davon werden exportiert, der Rest ist für argentinische Kehlen bestimmt.
    Wir bestaunen die 35000 l-Eichenfässer und erfahren, dass sich nur die europäische Eiche für den Premium-Rotwein eignet, weil die amerikanische zu grosse Poren hat, wodurch zu
    viel Sauerstoff ins Fass eindringt. Die Holzfässer werden nach jeder Leerung von aussen durch eine äusserst schmale Öffnung „betreten“, um sie von innen leicht reinigen zu können, ohne die Patina zu beschädigen.
    Der grösste Teil des Weines - jener für das breite Fussvolk - wird jedoch in riesigen Aluminiumtanks gelagert und von dort nach entsprechender Reifung über dicke Schläuche in Tanklastwagen verladen.
    Zum Abschluss der Führung gibt es noch eine kleine Degustation eines Rotweins (Malbec-Traube) des gehobeneren Segments und eines weissen Süssweins (Torrontés, Chenin und Moscatel), dem Regine gerne stärker zugesprochen hätte. Aber die verabreichten Portionen sind eher bescheiden: Eine 0,7 l - Flasche muss für circa 30 Gäste reichen!
    Wir kaufen als Geschenk für Regines chilenische Freunde eine Flasche des Rotweins und fahren dann mit dem Bus weiter zum Museo Nacional del Vino y la Vendimia (Nationales Weinbaumuseum).
    Wir stellen uns Grossartiges vor, müssen aber schnell erkennen, dass der Name Schall und Rauch sein kann. Die Führung einer sehr netten und lustigen Dame in unserem Alter bezieht sich ausschliesslich auf das Gebäude, worin sich „das Museum“ befindet.
    Dieses ist eine wahre Pracht aus dem frühen 20. Jahrhundert (…und Martin erfreut‘s): Ein Schweizer namens Gargantini aus dem Kanton Tessin liess es mit Materialien aus Frankreich, Italien und England (!) erbauen. Mit all seinen modernen Errungenschaften wie elektrischem Licht, fünf Badezimmern und Zentralheizung muss es zwischen den Lehmhütten von Maipú damals mächtig Eindruck gemacht haben.
    Den ganzen Zauber hat der Schweizer Emigrant mit seinem in kurzer Zeit angehäuften Reichtum finanziert. Dieser stammte aus seiner Idee zur Industrialisierung der Weinproduktion.
    In der Blütezeit produzierte Gargantini mit seinem italienischen Kompagnon und Schwager Juan Giol pro Saison 42 Millionen Liter Wein, wovon er dank der kurz zuvor in Betrieb genommenen Eisenbahn einen Grossteil nach Buenos Aires transportieren liess. Bald war es ihm in Maipú verleidet und er kehrte in die Schweiz zurück, wo er sich am Lago di Lugano fünf Palazzi erbauen liess.
    Die Weinproduktion und mit ihr die Marke „Toro Viejo“ zerfielen nach und nach, so dass vom ehemaligen Imperium heute nur noch das edle Wohnhaus inmitten eines grossen Parks übrig blieb. Es ist im Besitz der Stadt Maipú und wird von dieser „unterhalten“.
    In der oberen Etage sind zwar auf Schautafeln einige Allgemeinplätze zum Wein zu lesen, auch etliche alte Gegenstände aus der Weinproduktion können wir in Augenschein nehmen, aber unter einem „Nationalen Museum“ stellen wir uns etwas anderes vor.
    Der Rundgang im Haus ist aber trotzdem interessant und mit der einen oder anderen Anekdote, die uns die Dame erzählt, vergehen rasch eineinhalb Stunden.

    Und jetzt, wo wir schon einmal hier sind, wollen wir auch noch das Museo del Olivo anschauen. Auf Nachfrage bescheidet man uns, dass dieses „Museum“ eigentlich eine Bar mit etwas Olivenproduktion und übrigens geschlossen sei! Dafür offeriert man uns über die Internetseite der Stadt einen ganzen Oliven-Parcours quer durch Maipú.
    Wir entscheiden uns für die Olivícola Laur, allein schon wegen des Namens.
    Denn Laur ist der Mädchenname von Regines Mutter, und der Bruder von Regines Opa (Gottlob Laur) ist in den Zwanziger-Jahren des 20. Jahrhunderts nach Argentinien ausgewandert; dies ohne dass die Daheimgebliebenen Weiteres von ihm zu berichten wissen. Martin findet, der Zufall könnte hier zuschlagen und Regine die verlorene Spur wieder aufnehmen!
    Leider ist dieser Laur ein Franzose aus dem Loire-Tal, aber wir geniessen trotzdem die ausgezeichnete, wenn auch kurze Führung. Wir erfahren einiges über die Produktion, Fermentierung und Lagerung von Olivenöl. Dazu liegt die Firma Laur mit ihrem ausschliesslich kalt gepressten Öl seit Jahren auf Platz 1 des EVOO (Extra Virgin Olive Oil) - Rankings (was Martin für 2022 nachgeprüft hat).
    Hier kaufen wir für die chilenische Freundin eine Seife aus Olivenöl.
    Mit Bus und Zug, pardon: Strassenbahn, fahren wir dann zurück nach Hause, essen und trinken unsere Reste, weil wir morgen wieder einmal umziehen. Es sind zwar nur 250 Meter von hier, aber gepackt werden muss ja trotzdem…
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  • Wohnungswechsel und Schoko-Degustation

    12 Januari 2023, Argentina ⋅ ⛅ 21 °C

    Mendoza, Donnerstag, 12. Januar 2023

    Wir haben es nicht geschafft, alle 10 Tage in Mendoza in derselben Unterkunft zu buchen. Das ist schade, denn es hat uns bei Nicolas sehr gut gefallen.
    Dazu kommt, dass wir spätestens um 10 Uhr die Wohnung räumen müssen, aber erst um 13 Uhr die neue beziehen können.
    Zu allem Unglück schüttet es wie aus Kübeln, als wir am Morgen aufstehen. Das wird dann lustig mit all dem Gepäck und zudem: Wo sollen wir die drei Stunden verbringen…?
    Aber erstens hört es um 10 Uhr auf zu regnen und zweitens hat Regine die gute Idee, bis zur Avenida San Martin zu gehen, wo es genügend Cafés gibt und wohin es nur 500 Meter sind.
    Kaum sitzen wir dort im „Lakshmi“ bei Kaffee und Medialunas (süsse Hörnchen), meldet sich der neue Vermieter mit der Frage, wann wir denn einziehen möchten? Die Kommunikation mit WhatApp funktioniert in Argentinien hervorragend: Die meisten Menschen haben ihr „celular“ (Handy) neben sich und antworten in Sekundenschnelle.
    Wir marschieren also den Weg wieder zurück, denn die neue Ferienwohnung liegt nur 200 m von der alten entfernt :-). Regine hatte wie immer ein gutes Händchen bei der Buchung; jetzt sind wir dem Stadtzentrum noch näher und dazu kommt - wie zuvor auch -, dass die Bleibe sehr ruhig ist, und nicht zur Strasse hin liegt. Für den Nachtschlaf ist dies nicht unerheblich!!
    Wir richten uns im neuen Domizil ein und besprechen verschiedene organisatorische und finanzielle Fragen, so dass die Zeit am Nachmittag wie im Fluge vergeht.
    Martin organisiert zwischenzeitlich telefonisch einen Besuch in der Schokoladenfabrik „Chocolezza“ auf 17:30 Uhr. Die Führung sei kostenlos, teilt man uns mit.
    Zuvor machen wir auf dem Paseo Alameda (Avenida San Martin) einen Spaziergang zum Bücherflohmarkt, wo Martin für 400 Pesos (2,80 Euro) zwei dünne Bücher kauft (Die dicken passen nicht in den Rucksack!) und ein Weilchen mit dem Händler einen kurzen Plausch hält. Dieser fragt - wir sind es schon gewohnt - , woher wir denn kommen und weshalb Martin fliessend Spanisch spricht. Er ist erstaunt - ebenso wie viele andere Argentinier - über die winterliche Kälte in unserer Heimat (wobei wir nicht sagen, dass es momentan gar nicht sooooo kalt ist!) und lässt sich dann über die Inflation aus (momentan 94 Prozent!!) und über den Drogenkonsum der Leute…wo auch immer in Argentinien. Wir gehen nicht weiter darauf ein und zudem nähert sich auch ein weiterer Bücher-Interessent.
    Anschliessend flanieren wir bei milden 22 Grad der Avenida San Martin entlang unter Bäumen zur 2,5 km entfernten Schokoladen-„Fabrik“. Wir sind gespannt auf die Führung durch die Produktion…

    Diese entpuppt sich als Verkaufsshow für angekarrte Touristengruppen, die mit roten Haarnetzen versehen (Wir bekommen interessanterweise weisse….) in einen Produktionsraum geführt werden, wo der Chef (oder nur der einzige männliche Angestellte unter all den Frauen?) einen Vortrag über die Firma und deren weltweite Erfolge hält (Nummer 1 bei den Alfajores mit 80% Kakaoanteil, usw.) und mit diesen Zahlen das Publikum regelrecht „anheizt“.
    Dazu dient auch eine Mini-Degustation von einem Viertel eines Alfajors (waffelartiges mit Schokolade überzogenes und mit Crème gefülltes Gebäck), dazu ein noch kleineres Schlückchen eines süssen Weissweins und dann wird das Publikum in die Verkaufsräume geführt, wo vor allem Damen gesetzteren Alters Süssigkeiten in ihre Einkaufskörbe füllen - wobei die Menge meistens proportional zu ihrer Körperfülle steht :-)
    Wir kaufen uns eine eher bescheidene Auswahl (vermutlich als einzige) und können nach der ersten Nascherei zu Hause (mit Orange bzw.. mit Feige gefüllte Alfajores) bestätigen, dass sie tatsächlich sehr lecker sind.

    Auf dem gemütlichen Heimweg kaufen wir bei verschiedenen kleinen Tante-Emma-Läden Lebensmittel ein und geniessen ein herrliches Abendessen mit Merluza (Seehecht), Reis mit Gemüse und einem grossen gemischten Salat.

    Später am Abend entlädt sich noch ein heftiges Gewitter über der Stadt und wir hoffen, dass unser Ausflug morgen in die Alta Montaña (Hochgebirge Richtung Chile) nicht sprichwörtlich „ins Wasser fällt“.
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  • „Tour de Alta Montaña“ mit Highlight

    13 Januari 2023, Argentina ⋅ ☀️ 28 °C

    Mendoza, Freitag, 13. Januar 2023

    An einem Freitag, dem 13. sollte man ja keine gefährlichen Reisen unternehmen! Aber wir sind nicht abergläubisch und in Argentinien ist nicht der Freitag, sondern der Dienstag der Unglückstag.
    Also ist alles klar für unsere Tour in die Anden (Tour de Alta Montaña - Hochgebirgstour) in Richtung Chile. Diesen Ganztagesausflug haben wir vor einigen Tagen im Internet gebucht und nach ein paar Schwierigkeiten in der Kommunikation (Wo und wann steigen wir zu?) klappt der Start mit mehr als einer Stunde Verspätung :-) dann aber doch noch.
    Im Kleinbus sind alle 24 Plätze besetzt und neben vielen ArgentinierInnen, drei Gästen aus Brasilien sowie zwei jüngeren Mädchen aus England ist auch ein junges deutsches Paar aus Braunschweig mit an Bord.
    Raúl, der Fahrer in gesetzterem Alter, fährt im Tempo eines gehetzten Affen und vollzieht immer wieder gewagte Überholmanöver. Aber da er wohl all die Jahre als Berufsfahrer ohne Blessuren überlebt hat (….und es sieht zumindest danach aus!), scheint uns das Risiko überschaubar…
    Zuerst geht es etwa eineinhalb Stunden bergauf zum 121 km entfernten und 2039 m hoch gelegenen Touristenort Uspallata. In der halbstündigen Pause (die bei den lateinamerikanischen Mitfahrern circa 50 Minuten dauert) gönnen wir uns leckere Medialunas aus Maismehl (süsse Hörnchen).
    Dann fahren wir weiter und Marta, eine Reiseführerin in vorgerücktem Alter, wird nicht müde, uns Fahrgäste auf Spanisch und Englisch per Mikrofon mit vielen Informationen zu versehen: über die Überreste der Eisenbahnlinie, die den Betrieb 1965 eingestellt hat, über die grosse Raffinerie ausserhalb von Mendoza und über die Wasserknappheit, weil es hier seit Jahren zu wenig schneit (80% des Trinkwassers in der Region stammen vom Schmelzwasser).
    Während wir weiter hoch fahren, ändert sich die Landschaft schnell und die Vegetation wird immer spärlicher.
    Der nächste Halt ist an der „Puente del Inca“ (Inka-Brücke), einem natürlichen Übergang über den Rio de las Cuevas, der durch Erosion entstanden ist. Bekannt geworden ist der Ort in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die Thermalquellen, die Badehungrige aus ganz Argentinien mit der Bahn besucht haben. Heute ist er Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes und ein Touristenmagnet.
    Nun geht es weiter zum eigentlichen Höhepunkt unserer Reise, dem Nationalpark Aconcagua. Seinen Namen hat er vom gleichnamigen Berg, dessen Gipfel mit 6961 m die höchste Erhebung in ganz Süd- und Nordamerika ist. Schon bei der Anfahrt haben wir etliche schneebedeckte Gipfel bestaunt, aber der Aconcagua (In der Sprache der Quechua heisst dies „Steinerner Wächter“.) ist mit seinen zwei Gipfeln und den riesigen Gletschern (bis zu dreihundert Meter dick) das absolute Highlight.
    Wie in allen Nationalparks muss man sich vor oder bei der Anreise registrieren (Name, Anschrift, Nationalität, Passnummer) und Eintritt bezahlen. Wir haben aber Glück, denn Rentner sind frei. Dass diese Regelung auch für ausländische Senioren gilt, überrascht uns sehr!
    Raúl fährt uns mit dem Bus vom Eingang 1,5 km zum Beginn des Wanderwegs und wir werden von Marta ermahnt, pünktlich nach einer Stunde zurück zu sein, sonst würde man uns hier bis zur Rückfahrt gegen 16 Uhr sitzen lassen.
    Der Blick auf den Aconcagua ist phantastisch - auch für bergverwöhnte Schweizer Augen!
    Die Entfernung von der Aussichtsplattform bis zum Gipfel beträgt zwar immer noch fast 18 km, aber wir sind total beeindruckt. Nie hätten wir gedacht, den Aconcagua so nahe und so lange bewundern zu können. Schon allein dafür hat sich der heutige Ausflug gelohnt!
    Für die Familie und die Freunde in Deutschland und der Schweiz nehmen wir vor dem Hintergrund des Aconcagua ein etwas „schräges“Video auf und eilen dann zurück zum Bus, wo es auch sofort weitergeht: nämlich zum Mittagessen um 14:45 Uhr im einzigen Restaurant in Las Cuevas, dem letzten Ort (3 Einwohner!) vor der chilenischen Grenze.
    Mit Anni und Patrick aus Braunschweig setzen wir uns an die Strasse (Eine Bank suchen wir vergeblich.), essen unser mitgebrachtes Sandwich und versuchen uns im tosenden LKW-Verkehr (1500 pro Tag) zu verständigen.
    Um 15:30 Uhr sitzen alle schon wieder im Bus und Marta möchte den Heimweg antreten, denn der letzte Programmpunkt sei laut der offiziellen Webseite leider geschlossen: Es ist der „Cristo Redentor“ (Christus, der Erlöser), eine Friedensstatue oben auf der Passhöhe (auf fast 4000 m) und genau an der Grenze zu Chile. Heute ist dieser Übergang einem Tunnel unten im Tal gewichen.
    Aber einige argentinische Mitreisende protestieren lauthals und sagen, sie hätten aktuelle Bilder von Gästen dort im Internet gesehen… Marta ruft irgendjemanden an und bestätigt: Die Zufahrt ist offen, das Internet lügt (wieder einmal :-).
    Also führt uns Raúl in rasendem Tempo über die 8 km lange und schmale Schotter-und Staubpiste in unzähligen Serpentinen 1100 m hoch. Wir bewundern seinen sicheren Fahrstil und geben uns Mühe, vor allem bei Kurven und engen Stellen nicht in den Abgrund zu schauen!
    Oben gibt es Applaus für ihn! Es weht ein kräftiger und eiskalter Südwind (was uns an unsere zukünftigen Tage in Patagonien mahnt), aber die Aussicht auf beide Seiten (nach Chile und Argentinien) ist atemberaubend. Der Nervenkitzel hat sich gelohnt.
    Lange bleiben wir nicht, denn wir müssen für den Rückweg wieder 220 km zurücklegen. Nach einem Pinkelstopp - wieder in Uspallata (und wieder mit Medialunas :-) - geht es zurück nach Mendoza.
    Martin schläft fast den ganzen Weg und später verpassen wir es, uns von Anni und Patrick zu verabschieden. Aber Regine hat mit ihnen zuvor schon die WhatsApp-Nummern ausgetauscht und so bleiben wir in Kontakt.
    Raúl hält direkt vor unserem Haus. Wir verabschieden uns von den Mitreisenden und für Marta und den Fahrer gibt es ein extra Dankeschön: Das war ein super Tag - Freitag, der dreizehnte!
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