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  • Day 105

    Broome. Alles auf Anfang

    June 21, 2022 in Australia ⋅ 🌙 28 °C

    Tag 4 in Broome. Am Samstag morgen bin ich hier gelandet. Auf der Sonnenseite Australiens, nach ein paar stunden schlaf oder eher keinem Schlaf, da es in Perth so kalt war, kam ich also in Broome an.
    Hier gibt es keinen Uber also habe ich das nächst beste Taxi genommen, was dort an diesem kleinen Flughafen stand. Dieser hat mich übrigens sehr an den in Reykjavik erinnert. Gates und ein Gepäckband.
    Also bin ich dann ins Taxi. ich war tatsächlich der 2. Taxi Gast, den der Mann transportiert hat. Er ist mit seiner Frau für ein paar Jahre mit seinem Wohnwagen hier hoch gefahren und wollte dann mal testen, wie das so ist. Als Taxifahrer.
    War ganz nett.
    Angekommen im Hostel saß ich eine ganze weile ziemlich unbeholfen am Eingang rum, da mein Zimmer noch nicht fertig war. Überall Menschen die ihren Dingen nachgegangen sind. Manche mit sehr ausdruckslosen Gesichtern. Irgendwann kam ich dann in mein Zimmer. 4 Betten und natürlich waren die im unteren Stockwerk besetzt. Im Bett gegenüber ein Pärchen und der Typ unter meinem Bett hat irgendwas mit dem Mädel aus dem Zimmer nebenan.
    Willkommen im Hostel.
    Andererseits ganz gut, dann hab ich meine Ruhe.
    Mittags um 12 bin ich dann mit meinen Zimmergenossen zum Restaurant gelaufen und hab mich angemeldet und den Plan für die folgende Woche bekommen. Frühschichten, Spätschichten und Split schichten.
    49 Stunden an 5 Tagen.
    Danach bin ich wieder ins Hostel gelaufen und wusste, ich muss noch Einkaufen gehen. Der nächste Laden ist zu Fuß eine Stunde weg weil alles an der Straße entlang nicht zu Fuß geht.
    Der Nachbar vom Hostel vermietet Roller. Hab ich mir da einen geholt. Für einen Monat zumindest mal. Ein bisschen flexibel sein, schadet nicht.
    Die meisten sind hier um ihre 88 Tage voll zu bekommen.
    Am Samstag Abend hatte ich einen ziemlichen durchhänger. Man könnte meinen, man lernt aus den letzten "1. malen". Ich hab das Gefühl, alle meine neuen Erfahrungen machen mich jedes mal ein bisschen mehr fertig.
    Nach außen hin immer völlig nachvollziehbar. -neue umgebung, -auf einmal viele menschen, -nicht mehr alleine sein, -neue Arbeit, -andere Temperaturen, usw.
    Für mein Ego überhaupt nicht nachvollziehbar. Keine Ahnung, ob das mein Ehrgeiz ist oder was mich jedes mal an mir selbst zweifeln lässt. ABER ich war noch nie so kurz davor diese ganze reise auf der stelle abzubrechen.
    Klingt manchmal so einfach. Sachen packen und einfach heim fliegen. Normaler alltag, das vermissen nicht mehr "ertragen" zu müssen und einfach wieder wie jeder andere zu leben.
    Am Ende bin ich dann nach einigen telefonaten duschen gegangen und ins Bett gehüpft. Eine übermüdete Lara kann nicht mehr vollkommen zurechnungsfähig sein.
    Am nächsten Morgen war ich dann um 8 bei der arbeit und hab dort bis 16 uhr gearbeitet. Was soll ich sagen. Man rennt ungefähr 20 km in dieser Schicht von Tisch zu Tisch. Bringt Wasser und Essen zu den Gästen. Bestellen müssen die an der Theke und bezahlen auch, was den Job recht einfach macht.
    ABER die Zeit vergeht einfach überhaupt nicht. Jede andere Person, die dort mit mir arbeitet sehnt sich genau so nach dem Feierabend und alle sind aus den gleichen gründen da. Und eins sag ich euch. Keiner dieser Gründe hat was mit spaß oder liebe zu dem Ort zu tun.
    Eigentlich schon schade.
    Zusätzlich hab ich dann noch mitbekommen, wie einfach die Menschen hier gekündigt werden. Auf der einen Seite kann man von heut auf morgen sagen: ich komm nicht mehr. Auf der anderen Seite kann auch jeder von denen sagen: Ja du kommst morgen auch nicht mehr.
    Der kleine teufel in mir hatte schon das ein oder andere mal die Idee sich einfach kündigen zu lassen.
    Aber die zahlen ja mein Bett im Hostel.
    Dort hab ich übrigens mal nachgefragt, wie das so ist, wenn man keine drei monate dort arbeitet (was der deal ist, damit die das Bett und den Flug zahlen).
    Weiß keiner.
    Nach meiner ersten Schicht bin ich dann mit einem vietnamesischen mädchen an den Strand. Etwas spät für Sonnenuntergang, trotzdem wunderschön.
    Sie arbeitet auch mit mir und wir haben uns dann etwas unterhalten und uns kennengelernt.
    Sie ist 27 Jahre alt, seit ein paar wochen in Australien und will hier für drei jahre bleiben. Um Geld zu verdienen. Einfach in Australien nur um Geld zu verdienen?
    Davor war sie in Europa unterwegs weil sie irgendwas studiert hat, hab ich vergessen.
    Um in Vietnam irgendwann zu arbeiten. Jetzt haltet euch fest.
    Sie ist seit 5 Jahren in einer Beziehung und die haben sich, als sie in Europa war einfach 2,5 Jahre nicht gesehen!!!!!!!!!!!
    Dann war sie für einen Monat in Vietnam und sie haben sich da ein einziges mal gesehen bevor sie wieder geflogen ist.
    Sie arbeitet überall um zu sparen, damit sie sich eine Farm kaufen kann, für sich und ihren Freund.
    Sie macht das mit den 88 tagen hier und bleibt drei Monate um den Flug und das Hostel gratis zu bekommen.
    Sie hat sich ein Fahrrad ausgeliehen und arbeitet dort ein paar stunden zusätzlich in der Woche um das nicht bezahlen zu müssen, bleibt jeden Tag länger bei der Arbeit, weil wir nach Stunde bezahlt werden. Macht keine Pause, weil die nicht gezahlt wird, usw.
    Ich find das so krass. Glaube kein anderes Wort beschreibt das grade für mich. Ich hab sie dann mit meinem Roller zum Einkaufen gefahren, damit sie nachts nicht mit dem Rad fahren muss und sie wollte dann Essen für mich kochen und abspülen, für das, dass ich sie 10 minuten von A nach B gebracht habe. Wir haben uns dann vorgenommen irgendwann zusammen zu kochen, weil sie hier jeden Tag traditionell Vietnamesisch kocht.
    Gestern gab es gemischte Innereien vom Huhn.
    Hab nur ein stück davon probiert. War glaube ich Magen. War interessant und hat mich etwas an einen sehr alten kaugummi erinnert. Hatte danach die ganze nacht Juckreiz im Mund. :)
    Übrigens habe ich immer noch regelmäßig den Gedanken, einfach zu gehen.
    Vielleicht wird das wieder besser. Vielleicht auch nicht.
    Mal sehen, wie lange ich das hier mache. Gibts ein Limit, wie lange man was ausprobieren sollte? Glaube nicht. Meine Ausbildung, die ich durchziehen musste, hab ich in Deutschland gemacht. Hier muss ich nicht auf zwang irgendwas irgendwem beweisen.
    Deshalb, seid gespannt, was kommt. Ich bins auch.
    Und jetzt versucht euch kurz an den Strand zu wünschen, den ihr in den Bildern seht. Immer mit dem Gefühl eines kleinen Nervenkitzels ob gleich ein riesen Krokodil um die Ecke oder aus dem Wasser kommt.
    PS: ich hör mir morgens grade ein Hörbuch an "am Arsch vorbei geht auch ein Weg" hab ich empfohlen bekommen, empfehl ich weiter.
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