Linkerhand ist immer Wasser

December 2023 - February 2024
Die etwas andere Fahrt über den Winter Read more
  • 217footprints
  • 5countries
  • 83days
  • 1.7kphotos
  • 29videos
  • 13.0kkilometers
  • Day 9

    Fränkische Spezialitäten

    December 17, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 7 °C

    In Hammelburg biegen wir von der Autobahn ab und fahren durch ein sonnenbeschienenes, in den schattigen Tälern noch gefrorenen Land quer Richtung Sinsheim.

    Kleine Straßen zwischen Grünen Wiesen im ständigen Auf und Ab bayrischer Landschaften.

    Kirchen und Burgen. Häuser von schmal bis alt. Bisweilen Sonntagsspaziergänger. Musik aus offenen Kirchen.
    Read more

  • Day 9

    Der kleine Ort im Tal

    December 17, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 8 °C

    "Die ehemalige Zisterzienserabtei Bronnbach aus dem 12. Jahrhundert befindet sich idyllisch gelegen im Lieblichen Taubertal,
    nahe der großen Kreisstadt Wertheim.

    Das Kloster ist seit 1986 im Besitz des Main-Tauber-Kreises und strahlt seither in die Region. Die Bronnbacher Patres prägen die christliche Tradition des Ortes. Wirtschaftliche Einrichtungen wie der Archivverbund und das Fraunhofer Institut ISC, greifen den Diskurs und die historische Bedeutung auf. Gastronomie, Hotel und Tagungs- sowie Feiermöglichkeiten bilden das Spektrum der Gastfreundlichkeit ab. Klosterladen und Vinothek bieten eine Vielzahl an schönen Geschenkideen und Weine von 24 Winzern aus der Weinregion Taubertal."

    https://www.kloster-bronnbach.de/
    Read more

  • Day 10

    Im Tal des Frostes

    December 18, 2023 in Germany ⋅ ☀️ 1 °C

    Der Stellplatz in Lahr liegt am Ortsende in einem Tal mit einer Hügelkette auf beiden Seiten. So braucht die Sonne morgens recht lange, um von der Stadt aus gesehen rechts die Erhebungen zu überwinden.

    Das Gras bleibt gefroren, solange die Wiese im Schatten liegt, die Schritte knirschen, an den Ästen
    leuchten Tautropfen. Hilde wälzt sich im Kalten, schüttelt den Schlaf aus ihrem Fell.

    Wir bleiben noch einen Tag hier, ich versuche mich in Ordnung. Mittags steht die Sonne heiß und quer zum Bus, die Luft bleibt kühl. Fünf Camper, vier Männer, einer mit Frau und wir mit Hund.

    Möglicherweise ist der Belgier mit dem Motorrad im schwarzen Wald unterwegs, weil sein Anhänger verweist ist. Die Nachbarn verlassen nur gezwungenermaßen ihr Fahrzeug, so scheint es. Für einen Einkauf, eine Zigarettenpause.

    Bei uns ist es die Hilde, die sonst versteckt unter der Decke liegt. Und weil mir der Rücken wehtut.
    Read more

  • Day 11

    Ordnungen

    December 19, 2023 in Germany ⋅ 🌙 -1 °C

    Wir haben angehalten. Gerade mal zwei Tagen unterwegs und schon brauchen wir eine Pause. Das mag merkwürdig klingen und so ähnlich fühlt es sich an. Der Nachbar will so schnell wie möglich nach Spanien, über die Autobahn, in die Wärme. Darüber habe ich im Vorfeld nachgedacht. Aber es schnell verworfen. Die Kälte ist nicht mein Problem, eher schon große Entfernungen, längere Strecken.

    Und da bin ich schon beim Thema. 250 km am ersten Tag, 400 km gestern. Ich war verabredet jeweils, und auch ein bisschen verblendet. Das passiert mir immer wieder, dass ich mich falsch einschätze, obwohl ich doch eine langjährige Erfahrung mit mir selbst habe. Mal geht das mit langen Strecken, aber meist bekomme ich den Bumerang an den Kopf.

    Nicht immer bin ich gleich bewusstlos, aber mir wird schnell klar, dass das auch ins Auge hätte gehen können. Zuerst fällt mir auf, dass Hilde nicht mehr haart, also keine Stresshaare von sich wirft bzw deutlich weniger. Ich reinige den blauen Bus, unglaublich wie schnell der Dreck sich überall niederlegt. Dann beginne ich mich zu ordnen.

    Ich möchte einiges ändern, die ärztlichen Meldungen klingen gut, aber es gibt Baustellen, die erstmal mit Medikamenten gelöst werden müssen. Aber gerade deshalb versuche ich, mich mit Vitaminen und Mineralien ausreichend zu versorgen, der nächste Schritt könnte sich auf die Ernährung beziehen. Um dann perspektivisch auf Medizin verzichten zu können.

    Im Gesicht sieht man mir nicht unbedingt mein Gewicht an, und so kommt man selbst schnell an den Punkt, den Körper nicht so ernst zu nehmen. Der sich aber gerne die notwendige Aufmerksamkeit holt, die wir Menschen ihm versagen. Warum Hilde nicht mehr so aktiv ist wie sein Hund, meint der Mann aus Münster, der schon 18 Jahre in seinem Camper lebt.

    Weil ich nicht gut zu Fuß bin. Und weil sie jagen geht, sodass ich sie nicht ohne Leine laufen lassen kann. Nicht gut zu Fuß hat sich deutlich verschärft, denn ohne Vorzeichen bekomme ich wiederholt unterwegs ein so heftiges Reißen im Unterschenkel, dass ich nicht auftreten kann. Einbeinig auf den Stock gestützt, lockere ich das Bein, während Hilde absitzt und aufpasst, bis sich der Schmerz löst. Ich deute es als einen sich einklemmenden Nerv und versuche ihn mit einer Salbe zu entspannen.

    Immer wieder das gleiche Thema. Den langsamen Weg zu gehen, um länger unterwegs zu sein. Mein Mantra. Ordnungen pflegen.
    Read more

  • Day 11

    KÖRPERPFLEGE IM BLAUEN BUS

    December 19, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 1 °C

    Oh, du hast eine Standheizung. Das ist ja cool, wird man landauf, landab beruhigt, da macht der Winter dir ja nichts aus.

    Zur Erklärung. Das Gebläse liegt unten am Holm der Seitentür und die Luft fächelt dir Wärme zu, solange du nicht weiter als einen Meter weg bist. Unterm Dach und hinten im Bus, also auf 1,50m Höhe und zwei Meter Länge kommt wenigstens das Geräusch an. Und solange das Ding läuft, ist die Temperatur im Bus gemäßigt. Keine 10 Minuten später - und da übertreibe ich jetzt mal - ist es draußen wie drinnen frisch. Also kurz über lang haben wir überall um die Null Grad, im Bus vielleicht noch fünf Grad plus, was keinen großen Unterschied ausmacht, wenn du nahezu nackt bist.

    Heute morgen war mein Stromguthaben verbraucht, also raus zum Kasten und zurück zum Bus, weil 50 Cent nicht ausreicht. Dabei krieg ich dann das erste Licht des Tages mit.

    Wasserkochen für den Kaffee, ein halber Liter, dann für die Körperwäsche die gleiche Menge. Durchgel vergessen und überrascht, dass es wohl nicht am gleichen Platz mehr in der Bettkiste ist. Der halbe Liter kühlt langsam ab. Ein Waschlappen fürs Einseifen, einer für die Reinigung. Ein Handtuch fürs Absitzen, denn im Bus ist keine Standhöhe, eins zum Abtrocknen.

    Für die Füße gibt es am Abend vorher ein Extrabad, weil ich sie besonders pflegen und behandeln muss, meine Fußpflegerin erinnert mich gerne. Vor zwei Jahren hat sie nicht geglaubt, dass diese Füße weiter unterwegs sein können. Also behandele ich sie besonders sorgfältig, so komme ich mittlerweile zehn Wochen ohne professionelle Versorgung aus, also etwa die Hälfte der Zeit meiner Winter- und Sommerreisen. Das bedeutet, ich werde im Ausland mir immer eine Fußpflege suchen, dafür lerne ich jetzt schon mal spanisch.

    Für die Haare brauche ich zwei Liter Wasser. Kalt reicht aus, wenn ich sie hinterher im Bus trocknen lassen kann. Im günstigen Fall beim Fahren, da die Bordheizung sowie nur die Temperaturunterschiede in Wärmegraden kennt. Dafür gucke ich unterwegs nach einem brauchbaren Wasserhahn, denn ich führe, auch aus Platzmangel, maximal zehn Liter Wasser mit mir. Ohne Waschen kann das für eine knappe Woche reichen.

    Bin ich morgens zu spät unterwegs, und ja, auch ich neige dazu, hin und wieder zu trödeln, dann wird das Anziehen der Stützstrumpfe zu einem Kraftakt. Und klar, es gibt Hilfen und Tricks, trotzdem beugt sich ein dicker Mann über seinen Bauch nach unten. Und hätte ich Affenarme, dann wäre manches leichter.

    In der Zwischenzeit guckt dann Hilde schon mal unterm Bettzeug hervor, die Hitze hat sie durstig gemacht, und sie könnte auch schon gerne mal einen Gang ins Grüne machen.

    Morgens sind drei Tabletten dran, alle wichtig, alle mit reichlich Flüssigkeit einzunehmen. Abends gibt es auch drei, den Blutverdünner brauche ich zweimal, aber eine lutsche ich erst in der Nacht, wenn ich wach werde. Manchmal ist mein Kopf so in Gedanken versunken, dass ich Mühe habe mich zu erinnern, ob ich schon das oder jenes Medikament genommen habe.

    Heute muss ich endlich das Schlafapnoegerät reinigen, das ist längst überfällig. Und weil ich weiß, dass morgen die große Wäsche dran ist, wechsele ich auch die Oberbekleidung. Da der Platz im Bus begrenzt ist, nutzt Hilde das Anziehen der Hose im Liegen für eine ordentliche Pflege meines Gesichtes. Bei den Bewegungen meiner Beine ist unbedingt darauf zu achten, dass ich in keine Kabel einhake, oder einen vollen Becher umwerfe.

    Die Schuhe muss ich vor dem Anziehen ausklopfen, es könnte beim abendlichen Spiel mit Leckerlis etwas hineingefallen sein, was beim Laufen mich ernsthaft behindert. Zwischendurch fallen mir beim Aufräumen die Socken in Hilde's Wassernapf, es sind zum Glück die, die in die Wäsche müssen.

    Ja, wenn das jeden Tag so wäre, müsste ich mir Gedanken machen. Aber einmal in der Woche könnte man das schon ganz lustig finden!
    Read more

  • Day 11

    Stefans Käsekuchen

    December 19, 2023 in Germany ⋅ ⛅ 10 °C

    "Nicht nur ein süßer Gruß aus der Küche,
    sondern obendrauf ein cremiger Kuss
    aus unserer Backstube."

    https://www.stefans-kaesekuchen.de/sorten.html

    Dies sei eine besondere Köstlichkeit, die Marion uns mitgebracht hat. Fluffig, sehr lecker, gerade ausreichend für ein paar Menschen, die sich mögen.

    Zu selten kommen wir nach Freiburg und immer liegt fast ein halbes Jahr dazwischen, sodass wir sogleich in die Tiefe unserer Gespräche tauchen.

    Und es fällt uns schwer zu sehen, wie die Zeit vergeht, die unsere Wege voneinander trennt. Manchmal ist das so. Verbunden bleiben wir nicht nur im Herzen.
    Read more

  • Day 12

    Die Kerze

    December 20, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 6 °C

    Erstmalig seit vielen Wochen habe ich den größten Teil der Nacht durchgeschlafen. Das war so ungewöhnlich, dass ich den ganzen Tag das Gefühl hatte, dass ich am Morgen was vergessen habe. Das macht mich so unruhig, dass ich nochmal wegfahren muss, um auf andere Gedanken zu kommen.

    In Biberach an der Kinzig ist der Tank leer. Eben noch oben bei der Burgruine Hohengeroldeck, kommen wir ins Tal an den Ort der roten Kerzen. Tanken in so beengten Verhältnissen mitten im Dorf, das wir kaum um die Ecke kommen.

    Gegenüber drei Gestalten mit Schirm unter einem Baum, vor mir zwei Brüder, die an der gleichen Beinverletzung leiden, die sie humpeln lässt. Sie haben einen Motorroller zum Reparieren gebracht, denn die Tankstelle hat auch einen Verkauf.

    Der ältere Bruder kann Auto fahren und anscheinend auch die Verhandlungen führen, der Jüngere wirkt hinfälliger. Sie streiten vor meinen Augen als hätten sie nur eine weitere Episode ihres permanenten Kampfes auszufechten. Thema, du betrügst mich, du willst mich übers Ohr hauen. Kein lautstarker Disput, alles geht fast gespenstisch still mit vielen Bewegungen und Handzeichen vonstatten.
    Read more

  • Day 12

    Langsam auf 900 Meter

    December 20, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 1 °C

    In Hornberg biegen wir links ab und fahren bergauf, nachdem wir Burg und Schloss hoch über uns passiert haben.

    Die Straße führt ins Grüne, in eine einsame Gegend, die der Verkehr meidet, uns aber wunderschöne Bilder bietet, nachdem die Sonne die Wolken auseinandergetrieben hat.Read more

  • Day 12–15

    Herrnhuter Sterne

    December 20, 2023 in Germany ⋅ ☁️ 2 °C

    https://www.mdr.de/religion/herrnhuter-stern-fu…

    Unlängst bei ihrem Besuch am blauen Bus hat Irmtraud von dem Ort erzählt, in dem Adolf Schweitzer auch eine Geschichte hat. Überall würde große Sterne hängen, die im Dunkeln beleuchtet sind.

    Königsfeld liegt nur unwesentlich unter 800 Meter und die Temperatur ist schon am Nachmittag auf wenige Momente über Null Grad gefallen. Auf dem Parkplatz der Klinik liegen schmutzige Schneeberge vom letzten Wintereinbruch, wenn der Regen herüberzieht, wird es in der Nacht vielleicht schneien.

    Jetzt scheint die Sonne auf die Gebäude, die weißen Sterne sind überall verteilt. Als ich eine Straße aufwärts fahre, sehe ich den Mann mit dem Vogel eilig gehen. Ich halte einen Moment zu lange an, der Vogel flattert von der Hand weg, an die er gebunden ist, der Mann geht einfach weiter, unbekümmert zeigt er keinen Ärger im Gesicht. Ich bin froh.

    In Hardt finde ich einen Bücherschrank, in dem ich einen zweiten Band von unseren Geschichten einstelle, und drei Bücher für mich finde. Talwärts begleitet uns der Regen.
    Read more