Cycling Georgia

May - June 2018
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  • Day 1

    Tiflis - Gori

    May 21, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 15 °C

    Nach einer erholsamen, durchgängigen Nacht in einem gemütlichen Bett geht es an diesem Morgen für uns los mit der Radtour. Wir können arrangieren, dass wir die Fahrradkartons im Guesthouse lassen und vorm Abflug wieder abholen können.
    Aufgrund unserer hohen Ansprüche an eine Frühstückslocation landen wir am Ende im selben Supermarkt, in dem wir am Vortag Kaffee getrunken haben. Die Frischetheke gibt einige Köstlichkeiten her. Leider können wir gar nicht so viel frühstücken, wie es leckeres Essen gegeben hätte.
    Gut gestärkt bahnen wir uns dann den Weg aus Tiflis heraus. Das Aussehen der Autos macht keinen besonders vertrauenerweckenden Eindruck. Verbeulte Karosserien sind die Norm -. manchmal fehlen Spiegel oder Frontverkleidung aber auch ganz. Die profilarmen Reifen sind uns ja gestern schon aufgefallen. Gepaart mit dem zu beobachtenden Fahrstil sorgt dieser Gesamteindruck bei mir eher für ein ungutes Gefühl und große Erleichterung, als wir es aus der Stadt hinaus geschafft haben und der Verkehr ruhiger wird.
    Wir folgen der Landstraße entlang des Flusses Kura durch eine hügelige und sehr weich wirkende Landschaft. Die Kilometer ziehen so dahin. Ab und zu passieren wir ein kleines Dorf oder eine Schafherde. Wir treffen sogar einen anderen Radreisenden - Hendrik aus Holland, der auf dem Weg nach China zur Hochzeit seines Bruders im September ist. Er empfiehlt uns Tamar's Guesthouse für Gori aufgrund der netten Hostel-Mutti.
    Bevor wir aber auf direktem Weg nach Gori radeln, machen wir noch einen kleinen Abstecher zu Uplistsikhe, einem historischen Kloster, das von damals wohl bewohnten Steinlöchern umgeben ist.
    Es handelt sich definitiv um eine Touristenattraktion und wir erleben die erste Abzocke-Aktion, als wir für einen Becher Granatapfelsaft 15 Lari bezahlen sollen. Am Ende kommen wir mit 7 davon, was aber immer noch unverschämt viel ist. Das nächste Mal fragen wir besser vorher, was es kostet.
    Als wir von Uplistsikhe nach Gori aufbrechen, fängt es an zu regnen. Glücklicherweise nicht so stark, sodass wir noch halbwegs trocken nach Gori kommen. Kaum sind wir jedoch im empfohlenen Guesthouse angekommen, fängt es richtig an zu schütten. Die Herbergs-Mutti lädt uns erst einmal auf einen frischen Pfefferminztee ein und erzählt ein wenig aus ihrem Leben während ihr Mann unser Zimmer herrichtet. Die warme Dusche im Anschluss fühlt sich echt gut an. Erfrischt und mit trockenen Klamotten am Körper wagen wir uns dann noch einmal raus in den Regen, um die Stadt zu erkunden und etwas zu essen und trinken zu finden. Die Restaurantdichte ist allerdings nicht allzu hoch und nachdem unsere Grundbedürfnisse am nächstgelegenen Supermarkt befriedigt sind, suche ich zunächst einen kleinen Frisörladen auf. Die Frisöse spricht nur Russisch und mein Wortschatz reicht noch nicht ganz aus, um meine komplexen Frisurwünsche zu erklären. Am Ende zaubert sie aber auch ohne verbalen Austausch einen guten Haarschnitt auf meinen Kopf.
    Schließlich finden wir auch noch ein Restaurant und stärken uns mit Köstlichkeiten aus der georgischen Küche. Als wir uns auf den Heimweg machen, hat es auch aufgehört zu regnen.
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  • Day 2

    Gori - Bordjomi

    May 22, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 18 °C

    Unsere Gastmutter verabschiedet uns herzlich - nicht ohne uns auf ein kleines Frühstück einzuladen. Brot mit Butter und selbstgemachter Marmelade. Wir könnten auch mehr haben, aber da wir uns eigentlich wie üblich unser Frühstück selbst im Supermarkt zusammenstellen wollen, begnügen wir uns mit dem Brot. Es gibt nämlich Kaffee dazu. Sie möchte uns noch bei Facebook hinzufügen und wir machen noch ein gemeinsames Selfie.
    Nach dem zweiten geplanten Frühstück fliegen wir durch die sanfte georgische Landschaft - der Asphalt ist überwiegend wie geleckt. Insbesondere auf dem Stück Autobahn, das wir entgegen der Fahrtrichtung befahren. Das Hupen der entgegenkommenden Autos ist ausnahmsweise mal nicht als Freude über unsere Anwesenheit zu verstehen. Danach nehmen wir ein Stück matschige Schlaglochpiste. Im Anschluss kommen wir gut voran nach Bordjomi - auf den letzten Metern leider bei leichtem Regen. Eine günstige und schöne Unterkunft finden wir schnell.
    Da es noch früher Nachmittag ist, machen wir noch einen ausführlichen Spaziergang durch die Stadt und die Umgebung. Bordjomi ist berühmt für sein gleichnamiges Mineralwasser und seine Heilquellen. Das schwefel- und dem Geschmack nach auch eisenhaltige Quellwasser füllen sich die Leute hier kanisterweise ab. Es schmeckt fürchterlich. Das käuflich zu erwerbende Sprudelwasser hingegen ist sehr empfehlenswert.
    Ebenfalls empfehlenswert ist die georgische Küche. Nach einem Besuch im Restaurant machen wir es uns auf unserer Terrasse gemütlich.
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  • Day 3

    Bordjomi - Kutaissi

    May 23, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 21 °C

    Zum Abschied bekommen wir eine Flasche des köstlichen Hausweins geschenkt. Somit bleibt uns das Guesthouse mit dem schönen Ausblick in Borjomi noch länger im Gedächtnis.
    Bis wir alles zum Frühstück beisammen haben, sind wir in drei Läden gewesen. Sind wir vielleicht zu anspruchsvoll? Die gekauften Delikatessen nehmen wir auf einer Parkbank im Grünen ein und machen uns sogleich auf den Weg. Erst einmal müssen wir ca. 30 km den Weg von gestern zurück fahren bis zur Abzweigung der Straße Tiflis - Kutaissi. Zurück auf selbiger geht es einige Kilometer leicht bergauf bis zum höchsten Punkt des Tages und dann schießen wir pfeilschnell eine nicht enden wollende Abfahrt hinab. Eigentlich geht es gar nicht steil bergab, aber der Rückenwind fördert den Geschwindigkeitsrausch. Dazu kommt noch ein wenig Nervenkitzel, als wir auf dieser viel befahrenen Straße durch einen Tunnel müssen. Es gibt zwar nur eine Spur auf jeder Fahrtrichtung, aber das hält die georgischen Autofahrer nicht von waghalsigen Überholmanövern ab und immer, wenn uns ein Lkw passiert, dröhnt das Fahrgeräusch von den Wänden zurück. Wir sind ganz froh, als wir aus dem schwarzen Nebel wieder ins Tageslicht blicken. Weiter geht`s! Links und rechts ziehen die mit kräftigem Grün bewachsenen Hügel vorbei.
    Auf halber Strecke halten wir an einem kleinen Straßenladen an und stärken uns mit der lokalen Spezialität: Tschurtschchela – dem perfekten Radfahreressen: in Traubensaft getunkte und an einem Band aufgereihte Nüsse. Sehr lecker!
    Ein Teil des letzten Abschnitts führt uns mal wieder über die georgische Staatsautobahn. Diesmal zum Glück auf der richtigen Straßenseite. Manchmal sind wir uns nicht ganz sicher, ob das Hupen der überholenden Autos wirklich nur als freundlicher Gruß gemeint ist, aber ansonsten funktioniert das Radeln auf dem Seitenstreifen ganz einwandfrei, und so erklimmen wir schon bald den letzten Anstieg hinauf nach Kutaissi.
    Nach kurzer Orientierung entscheiden wir uns für das „Just Inn“ und werden nicht enttäuscht: In einem gerade erst erbauten Hotelgebäude nimmt uns ein freundliches älteres Paar in Empfang.
    Den Abend nutzen wir für einen Stadtrundgang mit Sightseeing. Kutaissi hat eine schön, auf beiden Seiten des Flusses "Rioni", gelegene Innenstadt. Hier merkt man auch, dass es sich um ein beliebtes Touristenziel handelt.
    Nachdem wir am Abend die unterschiedlichen Routenoptionen für die Rückfahrt von Batumi nach Tiflis evaluiert haben, haben wir nun auch einen Plan, wie es die nächsten Tage weitergeht.
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  • Day 4

    Kutaissi - Sugdidi

    May 24, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 18 °C

    Das offene Fenster sorgt für frische Luft in der Nacht. Bei Sonnenaufgang wecken uns allerdings die Vögel zusammen mit den Bauarbeitern im Nachbargebäude - untermalt vom rauschenden Fluss. Egal: Fenster zu! - Bis wir um halb zehn dann endgültig aufwachen.
    Vom Tag selber gibt es nicht viel Spannendes zu berichten. In der Bank of Georgia will man unsere lumpigen Dollarscheine auch nicht - wir können also nur die makellosen Scheine eintauschen.
    Die Radstrecke heute ist eher langweilig. Flach, wenig abwechslungsreich, aber wegen des ständigen Windes trotzdem ziemlich anstrengend. Nach dreimal Abbiegen und 106 km Strecke sind wir in Sugdidi. Hier und da verweilt eine Kuhherde oder ein Schwein auf der Straße. Die Landschaft ist mehr von Industrie geprägt, wird aber gegen Ende etwas schöner. Ebenfalls erfreuen wir uns an zwei - man möchte sagen- historischen Umspannwerken.
    Von Sugdidi hat der georgische Tourismusverbund auf seinem Internetauftritt etwas mehr versprochen. Die Stadt gehört zu den heruntergekommenen Orten Georgiens. Der Botanische Garten wird leider gerade renoviert. Sonst gibt es noch ein baufälliges Herrenhaus zu bewundern.
    Der lang anhaltende Stromausfall am Abend passt zur Stadt. Unsere Gastwirtin spricht ein paar Worte Deutsch und wünscht uns einen romantischen Abend, als sie eine Kerze ins Zimmer reicht.
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  • Day 5

    Sugdidi - Batumi

    May 25, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 22 °C

    Wir wollen schon die Räder beladen, da lädt uns die Herbergsmutter noch auf einen Kaffee zum Frühstück ein. Ich glaube, sie freut sich, dass sie mit uns ein bisschen Deutsch üben kann. Am Frühstückstisch gesellen sich dann zwei Jungs aus Tschechien zu uns und erzählen von ihren Erlebnissen in den Bergen. Sie mussten ihre Tour leider wegen eines Wintereinbruchs mit Schneefall abbrechen.
    Wir radeln los. Erst einmal ca. 30 km die Strecke von gestern zurück und dann nach Poti in Richtung Schwarzes Meer. Heute ist der Wind auf unserer Seite und der Weg deutlich abwechslungsreicher. Das Zentrum von Poti sieht ganz hübsch aus, aber wir verweilen dort nicht bis auf eine kurze Pause an einer Bäckerei.
    Die Straße zwischen Poti und Batumi führt parallel zum Schwarzen Meer durch kleinere Urlaubsorte und Naturschutzgebiete hindurch, sodass wir viel Grün um uns herum haben. Hin und wieder geht es auf einer Brücke über eine Flussmündung.
    Kurz vor Batumi müssen wir uns über zwei Anstiege die letzten Kilometer hart erarbeiten, und sehen dann nach der Abfahrt schon die mehr oder weniger geschmackvolle Skyline von Batumi. In der Stadt ist es wuselig und der Verkehr stockt. Wir schlängeln uns auf den Rädern so gut wie möglich durch die Reihen von Autos.
    Unser Guesthouse liegt umgeben von sehr heruntergekommen ausschauenden Hochhäusern, offensichtlich in einem älteren Teil der Stadt. Wir sind etwas skeptisch und gleichzeitig auch froh, angekommen zu sein.
    Frisch geduscht machen wir uns auf Erkundungstour und entdecken zunächst eine lokale Spezialität: Katschapuri – ein im Holzofen gebackenes Brot, gefüllt mit viel Käse und einem Ei. Ziemlich mächtig, aber nach diesem Tag genau das Richtige. Danach spazieren wir die Strandpromenade entlang und müssen feststellen, dass die Hochhauslandschaft hier doch eine ziemlich geschmacklose, architektonische Bausünde ist. Es mischen sich baufällige Hochhäuser mit Bauruinen zwischen Baustellen und viel zu großen, neuen Hotels. Man merkt, dass der Russe hier einen Fußabdruck hinterlassen wollte. Als wir später noch in die richtige Altstadt kommen, ändert sich das Bild jedoch: Hier gibt es wirklich authentische alte Gebäude, die nun mit Bars und kleinen Läden ein neues Leben gefunden haben.
    Zurück im Hotel kracht uns bei der Routenplanung das Bett unterm Hintern zusammen, und wir müssen das Zimmer wechseln. Zum Glück sind wir die einzigen Gäste und dürfen einfach einen Raum weiter ziehen.
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  • Day 6

    Batumi - Chulo

    May 26, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 17 °C

    Nach einem kurzen Promenadenlauf inkl. Erfrischungsbad im Schwarzen Meer am Morgen lernen wir unseren Gastvater kennen, der erstaunlich gut Englisch spricht und gut Deutsch versteht. Wir erfahren, dass wir die ersten Gäste seit der Neueröffnung sind und daher einen Spezialpreis bekommen haben. Dass das eine Bett gestern Abend zusammengekracht ist und das andere etwas unangenehm gerochen hat, verschweigen wir also besser in unserer Bewertung.
    Unsere Strecke geht heute, die ganze Zeit zuerst leicht, später auch etwas stärker bergauf. Der Rückweg durchs Gebirge beginnt. Unterwegs sehen wir immer wieder Bauunternehmungen im Flussbett - hier wird bereits und wohl auch in Zukunft noch mehr elektrische Energie aus Wasserkraft gewonnen.
    Kurz vor Chulo wird es immer steiler. Im Dorf kommen wir gerade rechtzeitig, um eine deutsche Touristengruppe zu beobachten, die sich gerade aus dem Bus steigend auf ihre Mountainbikes schwingt. Man beäugt uns interessiert und wundert sich wohl, ob wir die beschwerliche Strecke tatsächlich aus eigener Kraft zurückgelegt haben. Haben wir. Und deswegen stärken wir uns erstmal mit der üblichen, gesunden Nachmittags-Cola (die mit dem gelben Deckel mit Vitamin C drin) und ein paar anderen Leckereien. Wir wähnen uns quasi am Ziel. Nur noch ein paar Kilometer durchs Dorf bis zur Unterkunft. Was wir beim Buchen nicht auf dem Schirm hatten: Es warten auch noch mal 200 Höhenmeter auf uns. Teilweise schiebend und schnaufend erreichen wir dann aber schlussendlich das Guesthouse weit oberhalb des Dorfes und sind positiv überrascht über das schöne Zimmer und das schmackhafte Essen, das man uns hier serviert. Das hätten wir hier oben gar nicht erwartet. Einen wunderschönen Ausblick und den Gesang aus der nahe gelegenen Moschee gibt es gratis dazu.
    Hier gefällt es uns deutlich besser als in der wuseligen und oberflächlichen Stadt.
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  • Day 7

    Chulo - Achalziche

    May 27, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute hätten wir besser Mountainbikes gehabt! Nach einem freundlichen Abschied von der Herbergsfamilie, rollen wir zunächst zurück bergab nach Chulo - alles, was wir uns gestern so hart erkämpft haben. Kaum sind wir aus Chulo raus, ist Schluss mit der schönen asphaltierten Straße. Schotter, Pfützen und einige Reste von einer wohl einstmals asphaltiert gewesenen Straße wechseln sich ab. Es dauert nicht lange, da habe ich den ersten Platten, und dabei habe ich noch kurz vorher gedacht, dass der Reifen wohl etwas Luft brauchen könnte. Nach knapp 8 km tauschen wir also zum ersten Mal den Schlauch.
    Langsam arbeiten wir uns Meter für Meter in Richtung Beshumi-Pass vor. Wenn unter den Reifen an der Steigung die losen Steine wegrutschen, ist es manchmal so, als würde man auf der Stelle stehen bleiben und im nächsten Moment umkippen.
    20 km weiter erwischt es dann Julians Reifen. Also noch mal Schlauch tauschen und weiter. Meter für Meter. Ab und zu erfrischen wir uns an einer der zahlreichen Wasserstellen. manchmal hängen sogar kleine Porzellantassen zum Trinken an den Brunnen.
    nach mehr als 3 Stunden haben wir es dann nach Beshumi geschafft. Ein paar Hütten stehen oben und die Bergstation der nagelneuen Seilbahn für das entstehende Skigebiet. Hier kann man mit Sicherheit noch sehr ruhigen und idyllischen Skiurlaub machen.
    Normalerweise wird ein mühsamer Anstieg ja mit einer flowigen Abfahrt belohnt – diesmal aber nicht. Wir sind definitiv schlecht ausgestattet, um die Schotterpiste hinab zu heizen. Und so bremsen wir uns vorsichtig bergab, klammern uns an unsere Lenker, um nicht vom Rad zu fallen und versuchen gleichzeitig noch, die Räder möglichst heil ins Tal zu bringen. Das geht eine ganze Weile so - langsam schlägt das Geholper uns schon auf die Stimmung - da treffen wir auf ein Paar aus der Schweiz, das uns entgegen geradelt kommt. Im Gespräch verraten die Beiden uns, dass die Straße ab dem nächsten Dorf besser wird. Ein Glück! Nachdem wir schon die ersten Meter vernünftigen Asphalt überfahren haben und die letzten Meter Schotterpiste überqueren müssen, hat Julians Rad den zweiten Platten. Diesmal müssen wir den Schlauch flicken, denn wir haben keinen Schlauch mehr dabei. Nachdem also dann der dritte Schlauchwechsel des Tages vollzogen ist, nehmen wir endlich wieder Fahrt auf. Die Straße ist perfekt, noch ein wenig hügelig, aber angenehm zu fahren.
    Nach einem langen Tag kommen wir am frühen Abend endlich in Achalziche an. Im ersten Hotel unserer Wahl am Fuße der Burg will man leider unsere Fahrräder nicht beherbergen. Da wir sie keinesfalls draußen an der Straße stehen lassen wollen, suchen wir uns ein anderes Quartier. Während ich noch mit einem Bediensteten die Modalitäten kläre, wird Julian direkt von einem älteren deutschen Paar ins Gespräch verwickelt. Sie sind mit einer Reisegruppe hier. Wir zum Glück nicht.
    Die Dusche tut heute besonders gut. Den Abend verbringen wir wie immer mit einem Spaziergang in die Stadt, inklusive Abendessen. Das Highlight von Achalziche - die Burg - ist sogar abends noch zugänglich.
    Zurück im Hotel bietet man uns noch den berühmt berüchtigten Hauswein an, der wie immer etwas hochprozentiger ist.
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  • Day 8

    Achalziche nach Vardzia

    May 28, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 14 °C

    Heute haben wir Großes vor. Wir haben es beide irgendwie im Blut, dass wir heute mehr sehen würden, als es uns nach geltenden Vorschriften zustehen würde. Aber wir wissen es nur noch nicht und sind deshalb etwas aufgeregt. Am Morgen recherchieren wir noch mal etwas im Internet, um die Koordinaten unseres ersten Zieles zu bestätigen, für das wir zunächst 17 Kilometer in ein anderes Tal, in eine andere Richtung fahren, als
    unsere Routenplanung eigentlich vorsieht. Dieses Tal, in das wir den Abstecher machen, ist wunderschön, wegen seiner Mischung aus sanften, grünen Hügeln und schroffen Felskanten, aber vor allem wegen der kräftigen Farben, die roter Mohn, gelber Raps und violette Gladiolen den Feldern verleihen.
    Irgendwann wird die Dichte an Strommasten immer größer. Unsere Recherche war offenbar erfolgreich, und schließlich bestätigt sie sich durch ein Hinweisschild an der Straße.
    Wir fahren ein paar Kilometer und ca. 150 Höhenmeter von der Hauptstraße ab, bis sie schließlich hinter einer Kuppe in Sichtweite kommt: Eine HGÜ Classic Kurzkupplung, inkl. Filter- und Schaltanlagen, gefertigt in dem Siemenswerk in Nürnberg, in dem ich arbeite. Bei diesem Anblick schlägt das Elektrikerherz höher. Sogar das Tor steht offen. Aber als wir uns nähern, springt natürlich sofort ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes aus seinem Häuschen und verwehrt uns den Zutritt mit dem wir eh nicht gerechnet haben. Aufgrund der für uns bestehenden Sprachbarriere scheint unser Vorhaben hier auch direkt beendet, also umrunden wir die Anlage halt etwas von außen. Schon bald nähert sich auf der Innenseite des Zauns ein Pickup des Betreibers Energotrans und hält auf unserer Höhe. Durch den Zaun hindurch erkläre ich in gebrochenem Russisch meine Beziehung zu dieser Anlage. Der Fahrer telefoniert kurz und winkt uns dann zum Eingang zurück. Wir können es kaum glauben: Wir dürfen rein! Und es bleibt nicht bei ein paar Fotos vor den Trafos, an denen Antonia auch Komponenten ihrer Firma ausmacht. Wir werden mit dem Pickup zur Converterhalle und hier drin in ein Büro gebracht, in dem endlich mal jemand einigermaßen Englisch spricht. Ich zeige ihm ein Foto von einer Studentenführung bei uns im Nürnberger Werk, was ihn sichtlich erfreut. Im Gegenzug lässt er uns einen Blick in das Herz der Anlage, einer der beiden 12-Puls-Umrichterhallen, werfen. Es ist sehr beeindruckend für uns, so eine Anlage mal in Betrieb zu sehen und sie vor allem zu hören. Danke dafür!
    Wir verabschieden uns glücklich und fahren zurück durch das schöne Tal nach Achalziche und von dort aus in Richtung der nächsten Sehenswürdigkeit Vardzia. Wind und Steigung machen die Strecke anstrengend. Wir stärken uns zwischendurch an einem Straßenverkaufsstand mit Bananen und Orangen. Kurz vor dem Ziel haben wir eine Unterkunft gebucht, in der wir unsere Taschen ablegen, und dann die letzten Kilometer zu dem vor vielen Jahren, in den Fels gehauenen Dorf, fahren. Beeindruckend ist hier vor allem ein Tunnel, der in den Fels getrieben wurde und der einige Meter höher ans Tageslicht kommt. Wie man sich damals ohne Computer wohl beim Tunnelbau orientiert hat?
    Zurück in der Unterkunft sitzen wir noch eine Weile draußen und hören den Fröschen im benachbarten See beim Quaken zu.
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  • Day 9

    Vardzia - Ninozminda

    May 29, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 17 °C

    Am Morgen werden wir vom Prasseln des Regens wach. Kein guter Anfang für einen Radtag - zumal Julians Klamotten noch zum Trocknen draußen auf der Wäscheleine hängen. Zum Glück ist es am Ende nur ein kurzer Schauer gewesen. Als wir aus dem Tal hinausradeln, kriegen wir zwar noch ein paar Tropfen Regen ab, aber bald hellt der Himmel etwas auf. Zurück auf der Bundesstraße haben wir es nun mit ordentlichem Gegenwind zu tun. Der Highway schlängelt sich neben dem Fluss Paravani durch ein schmales Tal - landschaftlich wunderschön. Nach einem kontinuierlichen Anstieg für ca. 30 km, kommen wir am Ende des Tals in Chulgumo raus. In den Straßen dort herrscht ein buntes Treiben, und wir freuen uns riesig über ein paar Marktstände, an denen wir uns mit Weg-Obstproviant eindecken.
    Kurz nach Chulgumo wird das Wetter dann aber endgültig richtig radfahrerunfreundlich. Der Gegenwind hat sich fast zu einem Sturm entwickelt und zudem beginnt es in Strömen zu regnen. Bloß nicht anhalten! Sobald die Anstrengung weg ist, wird es uns augenblicklich kalt. Wir fahren an einem Schild vorbei, das den Ort Ninozminda in 13 km ankündigt. Und während die nassen Füße doch langsam kalt werden und die Regentropfen uns so hart ins Gesicht preschen, dass es schmerzt, freunden wir uns langsam mit dem Gedanken an, heute doch keine 130 km Rad zu fahren. Auch die 13 km nach Ninozminda fühlen sich an wie eine halbe Ewigkeit. Als wir schließlich das Ortsschild passieren, ist es zwar wieder etwas aufgeklart, aber wir sind nass bis auf die Haut. Schluss für heute!
    Wir finden ein kleines und gemütliches Zimmer in einer Unterkunft an der Hauptstraße und erfreuen uns zunächst einmal an der heißen Dusche und den trockenen Klamotten.
    Viel zu bieten hat Ninozminda nicht. Wir spazieren ein wenig aus dem Ort heraus und machen mal wieder Fotos von einem idyllisch gelegenen Umspannwerk. die Grenze zu Armenien ist auch nur 20 km entfernt.
    Wir finden schließlich ein Restaurant und schaffen es, trotz einer fehlenden Speisekarte, mit unseren rudimentären Russischkenntnissen, sowie dem hilfreichen google-translator, einen Salat und Spiegeleier zu bestellen.
    Nun bleibt nur noch zu hoffen, dass das Wetter morgen besser wird - denn der dünn besiedelte Abschnitt der vor uns liegenden Landschaft, wird uns nicht mehr viele solche Notunterschlupfe bieten können.
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  • Day 10

    Ninozminda - Tetrizkaro

    May 30, 2018 in Georgia ⋅ ⛅ 18 °C

    Von Ninozminda aus machen wir uns auf in Richtung Paravani Pass. Ich wundere mich, warum die LED-Anzeigetafel am Ortsausgang von Ninozminda nötig ist, die angibt, dass der Pass offen ist. Wir fahren leicht bergauf durch eine Landschaft, die recht skandinavisch anmutet. Sonne und Wolken wechseln sich ab. Der Wind bleibt jedoch und weht stetig - leider von vorn. Je höher wir kommen, desto kälter wird es. Außerdem zieht es immer mehr zu, und irgendwann verschwinden wir in den Wolken. Selten taucht ein Auto auf der Gegenfahrbahn aus dem Nebel auf. Schließlich stellen wir fest, dass wir den Pass hinter uns gelassen haben müssen, denn wir rollen bergab. Die Abfahrt geht sehr zügig, ist aber eine eiskalte Angelegenheit. Das Thermometer zeigt 4 Grad Celsius an. Auf meiner Brille bilden sich vom Nebel viele kleine Wassertropen. Kurz bevor Finger und Füße abgefroren sind, erreichen wir die Ebene. Immer noch kalt hier. Also halten wir an einer kleinen Tankstelle und ziehen uns etwas über. Eine warmherzige, alte Frau legt ihre warmen Hände kurz auf Antonias gerötete Oberschenkel. Ein herzlicher Moment von Zwischenmenschlichkeit, der in Erinnerung bleibt. Weiter geht es auf einer richtig schlechten Straße. Hier sind wir mit dem Rad schneller als die Autos, die die Schlaglöcher etwas vorsichtiger umrunden müssen. Zum Glück war die Abfahrt nach dem Pass sauber asphaltiert. Wir kommen durch hässliche, heruntergekommene Dörfer, in denen der Hund leider nicht begraben ist, sondern sich so sehr langweilt, dass er uns regelmäßig minutenlang hinterher bellt. Haus und Grund möchte man hier nicht geschenkt bekommen.
    In Zalka finden wir einen Lichtblick in dieser tristen Gegend: Ein schönes kleines Café, wo wir einen echten Mokka und etwas zu essen bekommen.
    Wenig später biegen wir von der Asphaltstraße Richtung Tetrizkaro ab. Dank Komoot wissen wir ungefähr, was uns erwartet: 40 km unbefestigte Straße - als ob die Kälte nicht schon mentale Herausforderung genug gewesen wäre. Es geht mal besser, mal schlechter voran. Auch wenn bisher heute nicht viel los war, dies ist eine richtig verlassene Gegend. Es gibt ein paar Hirten mit Schafen und wachsamen Hunden, ein Pferd, das ein paar Kilometer wiehernd mit uns galoppiert.
    Von der Hochebene, auf der wir uns seit dem Ende der Passstraße befinden, geht es nun bergab. Bei der Abfahrt - halb Buckelpiste, halb Bachlauf - sind wir dankbar, dass unsere Fahrräder offenbar sehr robust sind. Nur das Geräusch vom Sand in der Kette lässt uns glauben, dass wir eher auf einem Panzer, als auf einem Fahrrad sitzen.
    Schließlich erreichen wir wieder eine Asphaltstraße und dann auch sehr bald den Ort Tetrizkaro. Wir haben nicht gebucht, daher ist die Besitzerin des einzigen Guesthouses nicht zugegen. Aber ein paar freundliche Handwerker lassen uns herein und geben der Hausherrin Bescheid. Diese kommt schnell aus Tiflis angedüst und macht uns sogar noch ein leckeres Abendessen, dass sie gemeinsam mit uns einnimmt.
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