Nigeria Makoko

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Travelers at this place
  • Day 146

    Tag 146, 0 Km/18433 Km

    January 22 in Nigeria ⋅ ⛅ 32 °C

    Auf geht's zum zweiten Tag in Lagos. Mitten im Stadtzentrum gibt es den Stadtteil von Lagos, in den eigentlich niemand möchte. Makoko, eine Art Super-Slum mit 500.000 Einwohnern, auf Stelzen mitten im flachen Schwemmland errichtet. Das mit Abstand schlechteste Viertel der Stadt, vielleicht von ganz Nigeria. Noch am Abend habe ich eine WhatsApp-Nachricht an eine amerikanische Hilfsorganisation geschrieben, welche eine Schule in Makoko gebaut hat und mir die Telefonnummer von Desmond weiterleitet. Desmond ist der Sohn vom Chef von Makoko und ohne ihn wäre ein Besuch von Makoko lebensgefährlich, sogar für Nigerianer. Wir verabreden uns per WhatsApp mit Desmond direkt in Makoko und fahren am frühen Morgen mit dem Uber zum vereinbarten Treffpunkt. Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Uberfahrer die Fahrt akzeptiert, alle anderen Fahrer stornieren direkt, als sie sehen, was unser Ziel ist. Ganz wohl ist mir tatsächlich nicht, als wir irgendwann in Makoko aussteigen, der Fahrer hinter uns direkt wieder die Türen verschließt und davonfährt. Keine 10 Sekunden auf der Straße, kommen zwei Männer zu uns, fragen ziemlich bestimmt was wir hier tun. "Wir treffen Desmond." sagt Sunday, alleine der Name reicht schon um in Ruhe gelassen zu werden. Desmond taucht auf, ein junger Typ, ordentlich gekleidet und freundlich. Er freut sich sehr, dass sich jemand für den schlimmsten Teil von Lagos interessiert und führt uns durch sein Viertel. Ohne ihn wäre ein Besuch von Makoko aus meiner Sicht vollkommen undenkbar, er ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Stadtviertel. Wir besteigen schließlich ein Boot und fahren durch die Kanäle. Das Wasser ist tiefschwarz und voll mit Müll, die rund um die Kanäle gebauten Stelzenhäuser sind vergammelt, kaputt, eingefallen. Eine Art Anti-Venedig, einer der ärmsten, härtesten Orte in denen ich jemals gewesen bin, an dem es an allem mangelt, angefangen beim sauberen Trinkwasser. Desmond zeigt uns die errichtete Schule und das Waisenhaus derjenigen, die nicht nur in diesem schlimmen Ort wohnen müssen, sondern dazu noch keine Eltern mehr haben. Finanziert wird das Projekt rund um die Schule und das Waisenhaus durch die amerikanische Hilfsorganisation. Mit dem Boot geht es schließlich weiter durch die Kanäle, raus bis aufs offene Meer, wo sich die Abwasser der Stadt, die durch Makoko fließen, langsam mit dem frischen Meerwasser mischen und dafür sorgen, dass hier wieder gefischt werden kann. Direkt vor Makoko steht die zweitlängste Brücke Afrikas, welche nach Viktoria Island führt, dem Villenviertel von Lagos. Nach zwei Stunden fahren wir zurück und Desmond lädt uns in sein Haus ein, während es wieder einmal ewig dauert, bis wir ein Uber finden welches uns abholt. Durch das Wohnzimmer läuft, während wir warten, eine Ratte, was Desmond nicht einmal mit einem Blick kommentiert. Die Tour ist kostenlos, Desmond möchte viel lieber dass von Makoko erzählt wird, mehr Leute sich hierher trauen und sich der Ruf bessert, am Ende zahle ich dennoch das Gehalt des Lehrers der Schule für den kommenden Monat.
    Am Nachmittag tausche ich schließlich den Ölfilter im Parkhaus des Hotels. Erster Versuch: der Filter ist zu lang, passt nicht in die Öffnung. Sunday zieht los um einen kürzeren zu besorgen. Dann Versuch zwei: Filter zu kurz. Das Risiko hier einen willkürlichen, kürzeren Filter einzubauen und evtl. einen Motorschaden zu riskieren ist mir zu hoch, also zieht Sunday ein drittes Mal los. Ohne Filter kommt er zurück, er möchte den Original-Filter als Muster mitnehmen. Wohl ist mir dabei nicht, ohne Filter kann ich den Motor nicht starten. Gefühlte 100 Mal sage ich ihm, dass er gut auf den Filter aufpassen soll (was er dann auch tut), schließlich kommt Versuch 3 und siehe da: der Filter passt nicht! Gewinde zu klein. Nach 3 Stunden baue ich alles zurück und den alten Filter wieder ein, der muss es jetzt halt bis Angola tun.
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  • Day 145

    Tag 145, 0 Km/18433 Km

    January 21 in Nigeria ⋅ ⛅ 32 °C

    Ich treffe am Morgen Sunday wieder und vollgepumpt mit Medikamenten geht es ins Zentrum von Lagos. Wir fahren zunächst ein Stück mit dem lokalen Minibus, neben uns sind noch 6 weitere Passagiere anwesend, dicht zusammengepfercht auf den zwei vorhandenen Sitzreihen. Nach einigen Minuten Fahrzeit macht der Fahrer plötzlich mitten auf der Straße eine Vollbremsung und schlägt einen der Passagiere, der eine Reihe hinter ihm sitzt mit der Faust. Dieser schlägt zurück, beide schreien sich einige Sekunden an, bevor die Fahrt fortgesetzt wird, als sei nichts geschehen. Sunday erklärt mir nachher, dass es wohl ein Problem mit der Haltestelle und dem vereinbarten Preis gab. Geht ja schon gut los.
    Wir steigen in Oshodi aus, einem nicht allzu sicheren Teil der Stadt. Sunday empfiehlt mir, mein Handy nicht aus der Tasche zu holen, da es rund um die Busstation Banditen gibt, die einem das Telefon aus der Hand schlagen. An einzelnen ausgewählten Stellen traue ich mich zu fotografieren, was jedes Mal massive Aggressionen aller Drumherumstehenden zur Folge hat. Der Ort wirkt auf mich nicht wirklich gut und schon gar nicht sicher, also bestellen wir uns nach rund 30 Minuten ein Uber um in den Süden von Lagos zu fahren. Während wir warten, kommen vier Männer zu uns, fragen wieso wir fotografieren würden. Sunday erklärt die Situation, schafft es aber nicht die Situation zu entschärfen, ganz im Gegenteil. Er zahlt schließlich einem der Typen 1000 Naira, rund 70 Cent, was dazu führt das die Vier uns schließlich in Ruhe lassen. Später erklärt er mir, dass die Männer sogenannte 'Area Boys' sind, die von der Regierung dazu aufgefordert wurden, in schlechten Stadtteilend für Ordnung zu sorgen. Sie gehören jedoch weder zur Polizei, noch zum Militär, eine Art bewaffneter Bürgerwehr die offiziell nicht existiert und ihr Geld durch Aktionen wie gerade verdient.
    Wir fahren weiter zum Idumota Markt, dem größten Markt von Lagos. Auch wenn die Gegend etwas besser sein soll, fühlt es sich nicht unbedingt besser an. Lagos ist eines der übelsten Dreckslöcher in denen ich jemals war. Auf dem Markt sind viel zu viele Menschen auf zu kleinem Raum, Obdachlose, Bettler, komplett nackte und zugedröhnte Männer die mit den Armen wild herumfuchteln, 'White Man'-Rufe, Kleinkinder krabbeln schreiend durch die Menschenmasse. An den Seiten der Straßen fließt durch die offene Kanalisation eine tiefschwarze, stinkende Brühe, überall wird der Toilettengang mitten am Tag direkt in diese Rinnen erledigt, deren Gemisch aus Fäkalien und Müll dann irgendwo ins Meer fließt. Ein paar hundert Meter weiter spielen Kinder in der schwarzen Jauche und spritzen sich mit der Flüssigkeit gegenseitig voll, während andere bis zu den Knien im Wasser stehen und nach irgendetwas verwertbarem fischen. Der Gestank der Abgase sorgt dann am Mittag dafür, dass meine Überlkeit wieder zurückkommt, dazu die Hitze, der Lärm, einfach die Gesamtatmosphäre. Wir besichtigen die Moschee in Idumota und mittlerweile hat es sich rumgesprochen, dass ein Weißer anwesend ist. In Begleitung von einem Pulk von rund 20 Personen geht es in den Keller der Moschee, es gibt keine Beleuchtung außer dem Licht der Handytaschenlampen. In den Kellerräumen gibt es eine Art Schule, viel zu viele Kinder werden in den kleinen Räumen unterrichtet. In den immerhin beleuchteten Zimmern ist die Temperatur noch einmal rund 10 Grad wärmer als oben, die Ventilatoren funktionieren seit Jahren nicht mehr.
    Mit dem Tuktuk, welches hier Ke-Ke genannt wird, geht weiter zum Nationalmuseum, in denen einzelne der kürzlich von Deutschland an Nigeria zurückgegebenen Benin-Bronzen ausgestellt sind, der erste und einzige schöne Ort von Lagos. Am Nachmittag habe ich genug und Sunday bringt mich zu einem Restaurant in einem Vorort, in dem es nigerianisches Essen gibt. Das Essen ist unfassbar preiswert und ziemlich gut, entsprechend auch hier der Andrang. Schließlich geht es vor Einbruch der Dunkelheit mit dem Uber zurück zum Hotel. Der Fahrer erzählt uns, dass es nachts so gut wie keine Taxi oder öffentlichen Verkehrsmittel gibt. Niemand möchte sich dem offensichtlichen Risiko von Lagos in der Nacht aussetzen, alle schließen sich irgendwo ein. Auf dem Weg zum Hotel kommen uns drei Gefängnisfahrzeuge entgegen. Die geschlossene Ladefläche hat einzelne vergitterte Öffnungen aus denen die eingesperrten ihre Arme raushängen lassen. In den sieben Stunden, die wir im Stadtzentrum unterwegs waren, habe ich keinen einzigen anderen Weißen gesehen.
    Die Wäscherei ein paar hundert Meter neben dem Hotel hat mittlerweile meine am Morgen angegebene Wäsche fertig und irgendwie schafft es Sunday mir am frühen Abend auch noch zwei neue Ölfilter für den Defender zu besorgen. Was ein Tag in der vielleicht schlimmsten Stadt der Welt.
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  • Day 2

    Lagos - Brasilianisches Viertel

    March 18, 2024 in Nigeria ⋅ ⛅ 32 °C

    Das Brasilianische Viertel erzählt die Geschichte der Rückkehrer. Viele Menschen wurden als Sklaven aus ihren Dörfer, auf Schiffe verfrachtet und nach Übersee verschifft, wo sie vor allem auf den Plantagen arbeiten mussten.
    Am Ende der Sklavengesellschaft kehrten einige nach Lagos zurück. Mit Wissen und Fähigkeiten, Ausbildung, Motivation und Geld. Nicht wenige agierten dabei im Auftrag ihrer vormaligen Herren zur Aushebung weiterer Billigarbeitskräfte. Nichtsdestotrotz entstand eine eigene Siedlung auf Lagos Island mit einer besonders schönen Architektur. Leider ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Nur noch wenige Gebäude erinnern an die Zeit der Entstehung.
    Zu den imposanten Häusern in der Gegend gehört die Kathedrale. Wir umrundeten sie und nahmen im Inneren Platz, während ein Klavierspieler Kirchenmusik übte.
    Vor mir auf der Bank fiel mir eine Werbung zum Geldspenden mit QR-Code auf. Mit „Payment acceptance here - scan to pay“ war der Weg zur Kollekte kurz, einfach und bequem.
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  • Day 2

    Lagos Island - National Museum

    March 18, 2024 in Nigeria ⋅ ⛅ 32 °C

    Gegen 9 Uhr brachen wir in Richtung Lagos Island auf. Auf dem Weg über eine 11 km lange Brücke sahen wir am Rande der Lagune auch das andere, das arme Lagos, die Slums auf Stelzenhäusern, die ähnlich Ganvie in Benin aussahen und doch gänzlich anders waren.
    Diese Slums hier hatten keine Wasserleitungen und keine Stromversorgung. Über den Dächern schwebte eine graubläuliche Wolke aus dem Qualm offener Feuer. Am Rande ergoss sich ähnlich einer Gletscherzunge im Gebirge ein Strom von Müll.
    Auf der Lagune fischten Kinder in Langbooten. Ein Wunder, dass sie dort noch was fangen. Zu viele fischen zu viel.
    Der Straßenbelag auf der Brücke war ausgezeichnet. Der Verkehr war mäßig. Ein LKW mit polnischem Autokennzeichen verwirrte mich.
    Eine Momentaufnahme. Neben den Flüssen waren die Grünflächen vielfach mit Müll übersäht. Dazwischen brannten Feuer. An anderer Stelle war es fast müllfrei. In großen Ballen war der Unrat gefangen und harrte nun der finalen Entsorgung.
    Wir umrundeten die Mobolaji Johnson Arena und erreichten das Lagos National Museum.
    Das Motto des Museums war die Darstellung des Entstehens des Lebens, die Initiation, die Heirat, die Familie, der Tod und die Wiedergeburt.
    Im Garten stand eine Benin-Bronze. In einer Schüssel waren Vorhängesschlösser zu sehen, die das Böse wegschließen sollen.
    Mit uns besuchten Schulklassen in Uniformen das Museum, die Lehrer lächelten und grüßten. Die Kinder waren wesentlich zurückhaltender als in anderen vor allem ostafrikanischen Ländern.
    Sie waren freundlich aber distanziert.
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  • Day 158

    Lagos, Nigeria

    April 1, 2022 in Nigeria ⋅ ☁️ 31 °C

    Verrückte Stadt: Vollgepackt mit Menschen, laut und Chaos pur auf den Straßen. Aber super freundlich Menschen, die sehr ehrlich grüßen und ein kurzes Gespräch suchen.

    Crazy city: Packed with people, loud and pure chaos on the streets. But super friendly people who greet very honestly and are looking for a short conversation.Read more

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