Im Reigen der schwäbisch-alemannischen Fastnacht am 20. Januar 2024. Read more
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  • Day 1

    Weingarten | Schneller-Weltmeisterschaft

    January 20 in Germany ⋅ ☀️ -5 °C

    Es ist schon längere Zeit her, seitdem wir einen Tagesausflug unternommen haben. Wenn wir unterwegs sind, dann in der Regel mehrtägig. Diesmal bot sich wieder einer an – aus zwei Gründen:
    Manuela hegte schon länger den Wunsch, die schwäbisch-alemannische Fasnet (schwäbisch: Fastnacht) mitzuerleben. Das Große Narrentreffen fand heuer im baden-württembergischen Weingarten statt. Also nicht allzu weit weg von unserer Heimat. Da zeitgleich unser Wohnmobil wegen dem Getriebetausch außer Gefecht war, wohnten wir dem Festwochenende nur am Samstag bei.

    Wider Erwarten erhaschten wir ohne Probleme einen kostenfreien Parkplatz nahe der Abtei. Vormittags war noch nicht viel los. So begaben wir uns zuerst in den Klosterhof auf den Martinsberg, in dem die Weltmeisterschaft der Schneller bereits im vollen Gange war.
    Schneller? Was ist das? Mit „Schnellen“ bezeichnet man das Schnalzen mit einer Karbatsche. Eine Karbatsche ist ein geflochtenes Hanfseil, an dessen äußeren Ende ein Nylonband eingeflochten ist. Beim Durchbrechen der Schallmauer erzeugt es den Knall, der aufgrund der hellhörigen Akustik im Klosterhof laut zu vernehmen war. Das oberschwäbische „Schnellen“ darf nicht mit dem bayerischen „Goaßlschnalzen“ verwechselt werden, bei dem eine Fuhrmannspeitsche geschwungen wird.
    Wie offiziell eine Weltmeisterschaft bei einem Brauchtum mit Lokalkolorit zu bewerten ist, sei dahingestellt. Es nahmen schließlich auch nur Akteure aus drei Ländern (Deutschland, Schweiz, Italien) teil.

    Für 7 € pro Person erhielten wir jeweils ein Abzeichen, das uns den Zutritt zu allen Veranstaltungen des Großen Narrentreffens berechtigte. Da wir nicht in ein Fasnetshäs (schwäbisch: Fastnachtsgewand) geschlüpft sind, war die Anstecknadel sozusagen unser „Ausweis“.
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  • Day 1

    Weingarten | Café Museum

    January 20 in Germany ⋅ ☀️ -3 °C

    Langsam füllten sich die Gassen der Altstadt mit Menschen. Wir waren nicht die einzigen Zivilisten. Wir mussten uns zwar das ein oder andere Mal outen, dass wir lediglich Beobachter sind. Uns wurden aber dann die Brauchtümer und Fasnet-Sprüche freundlich und verständnisvoll erklärt.

    Bevor der Wettlauf um freie Plätze zum Mittagessen begann, haben wir uns in ein nettes Lokal im historischen Kornhaus zurückgezogen, in dem auch das Alamannenmuseum beheimatet ist. Der Name „Café Museum“ mag anfangs irritieren, es ist jedoch ein Restaurant mit vielfältigem kulinarischen Angebot. Wir fokussierten uns auf die regionalen Klassiker. Ob Maultaschen, Krautkrapfen oder Kässpätzle: Beim Schwäbischen Dreierlei ist von jedem etwas dabei.
    In Zeiten von Cancel Culture ist es darüber hinaus noch wohltuend, dass man einen „Mexikaner“ bestellen kann, wenn man Kaffee mit Schokolade und Sahne trinken will – optional auch mit einem Schuss Alkohol.

    Wie vermutet war das Lokal bald voll besetzt. Eine Fastnachtskapelle stärkte sich kurz und spielte für die Gäste u.a. das niederländische Karnevalslied „Zak es lekker door“. Aber vielleicht ist es in dieser Gegend auch unter einem anderen Namen bekannt.
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  • Day 1

    Weingarten | Narrensprung

    January 20 in Germany ⋅ ☀️ -1 °C

    Wie die Olympischen Spiele findet das Große Narrentreffen nur alle vier Jahre statt. Ausgerichtet wurde es in diesem Jahr von der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten. Plätzler, das sind die Stofffetzen, die auf das Fasnetshäs aufgenäht sind. Der Verein ist Mitglied der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, die 2024 ihr 100-jähriges Jubiläum begeht.

    Die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht ist in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden. Dabei war sie einst als primitiv verschrien und wurde teilweise sogar verboten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts lebte sie wieder auf. In diesem Zeitalter waren es zumeist lokale Feiern, so dass sich die Masken und Gestalten örtlich unterschiedlich entwickelten. Ursprünglich gehen die Rituale auf exzessive Feste zurück, die in der Nacht vor Beginn der Fastenzeit zelebriert wurden.

    Als sich die Narren zu Vereinen und Verbänden zusammenschlossen, die ihre Interessen gegenüber der Politik vertreten, erfuhr das Brauchtum einen regelrechten Aufschwung. Und der Boom hält weiterhin an. Wir merkten es an den Menschenmassen: Die Innenstadt von Weingarten war inzwischen voll.

    Die Menschen warteten wie wir auf den Umzug der regionalen Narrenzünfte. Wir sahen Maskengruppen aus der Landschaft Oberschwaben-Allgäu und lernten dabei die Narrenrufe der einzelnen Zünfte kennen. Warum die heimischen Plätzler „Breisgau – Ofaloch“ schreien, kann sich keiner erklären. Ob mal ein Freiburger ins Ofenrohr schauen musste...?

    Der Narrensprung, wie der Umzug genannt wird, dauerte eine Stunde. Wir begriffen langsam, dass es ein sehr guter Plan war, das Narrentreffen am Samstag zu besuchen. Für den großen Narrensprung am Sonntag haben sich über 10.000 Teilnehmer angemeldet (Zuschauer nicht mitgerechnet). Veranschlagte Dauer des Umzugs: vier Stunden!
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  • Day 1

    Weingarten | Brauchtumsvorführungen

    January 20 in Germany ⋅ ☀️ -1 °C

    Mit Blick in das Programmheft vernahmen wir einen weiteren Grund, warum der Samstag der attraktivere Besuchstag war. Nach dem Narrensprung präsentierten sich die Gruppen auf mehreren Bühnen und gaben einen Einblick in die Historie ihrer Zünfte. Gemäß Überlieferungen liefen Kranke während der Pest mit Masken umher. Während Hungersnöten setzten reiche Leute Masken auf, um unerkannt bei Bauern um Lebensmittel zu betteln, die heutzutage als so genannte Heischebräuche dargestellt werden. So manche Sagengestalten brachten Landsmannschaften wie etwa aus Siebenbürgen mit. Hochinteressant. Und eins steht fest: Obwohl beide Brauchtümer die fünfte Jahreszeit feiern, hat die schwäbisch-alemannische Fastnacht nichts mit dem rheinischen Karneval gemein.

    Zeitgleich fand in den Straßen ein närrischer Markt statt. Vorführungen von Maskenherstellern, kulinarische Fastnachtsspezialitäten, Menagerien sowie Spiel- und Mitmachstationen waren im Angebot. Immer wieder einmal marschierten Blaskapellen und Fanfarenzüge durch die Straßen.

    Das bunte Treiben hinterließ einen unbeschwerten, spontanen Eindruck. Nichtsdestotrotz war alles minutiös geplant, wie die Uhrzeitangaben von Aufführungen im Programmheft bewiesen.
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  • Day 1

    Weingarten | Basilika St. Martin

    January 20 in Germany ⋅ ☀️ -3 °C

    Wir schauten nochmals zur Schneller-Weltmeisterschaft hoch, doch die Wettbewerbe waren bereits beendet. Im Vorbeigehen erblickten wir das offene Tor der Basilika St. Martin. Eine günstige Gelegenheit, in das Innere zu blicken.

    Die ehemalige Stiftskirche war für den Narrengottesdienst dekoriert, der um 18 Uhr beginnen sollte. Im Kirchenschiff verteilt waren einige Narrenpuppen aufgestellt.

    Die Basilika ist beeindruckend. Sie ist die größte Barockkirche nördlich der Alpen. Architektonisch ist sie einer Emporenhalle nachempfunden. Die Welfen, das älteste noch existierende Hochadelsgeschlecht Europas, haben das Kloster 1056 gestiftet und es als Grablege benutzt. Neun Vorfahren liegen noch in der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Familiengruft.
    Die Hauptorgel der Kirche ist eine der bedeutendsten Barockorgeln in Süddeutschland. Wir konnten sie jedoch nicht einsehen, da der hintere Teil des Innenraums wegen Renovierungsarbeiten eingerüstet war. Wir müssen die Basilika ein anderes Mal in Ruhe und ausführlicher würdigen.
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  • Day 1

    Weingarten | Das Martinus

    January 20 in Germany ⋅ 🌙 -5 °C

    Es herrschten den ganzen Tag frostige Temperaturen. Seit die Sonne untergegangen ist, fühlte sich die Kälte noch eisiger an. Wir strebten daher in das Klostercafé „Das Martinus“, um uns bei einer heißen Limette mit Ingwer, Minze und Honig aufzuwärmen. Der Narrengottesdienst darf auch ohne uns stattfinden. Das stundenlange Stehen und Gehen machte sich außerdem in den Gebeinen bemerkbar. Wir haben uns demnach eine Pause verdient und genehmigten uns dazu noch zwei leckere Tortenstücke.

    Im Café hat sich die Schneller-Elite zurückgezogen – jedenfalls die aus der Schweiz und aus Südtirol. Es dauerte nicht lang, bis auch diese Stube mit Fastnachtsmusikanten bevölkert wurde. Mit einem Ständchen verdienten sie sich ihr Freibier und zogen alsbald von dannen – wahrscheinlich ins nächste Gasthaus oder in eines der überfüllten Zelte, die für feiernde Partygäste in der Innenstadt aufgebaut waren.
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  • Day 1

    Weingarten | Fackelumzug

    January 20 in Germany ⋅ ⛅ -6 °C

    Das nächste Highlight war um 19 Uhr geplant. Diesmal sollten die Teufel- und Dämonenfiguren im Rahmen eines Fackelzugs im Mittelpunkt stehen. Auf dem Weg zum Ausgangspunkt kamen uns jedoch Zweifel, ob dieser Programmpunkt wie vorgesehen stattfinden kann. Der Menschenauflauf in der Innenstadt hat sich nochmals erhöht. Wie wollen die Organisatoren den Umzug durch die Menge zirkeln?

    Am Löwenplatz war kaum ein Durchkommen möglich. Für den Tanz der Triberger Teufel konnte ein Bereich nur provisorisch freigehalten werden. Der Korso zum Münsterplatz verlief dann leicht chaotisch. Die Zuschauer liefen einfach zwischen den Musik- und Maskengruppen mit, wobei dies noch die einzige Möglichkeit war, sich rücksichtsvoll und diszipliniert im Trubel fortzubewegen. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Hauptsache, man war dabei.
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  • Day 1

    Weingarten | Finale

    January 20 in Germany ⋅ ⛅ -6 °C

    Der Münsterplatz bot uns das gleiche Bild. Ordner mussten die Durchgänge schließen, da sich zu viele Zuschauer in diesem Bereich aufhielten. Wir hatten noch die Gelegenheit, rechtzeitig durchzuschlüpfen. Ein guter Blick auf die folgenden Vorführungen blieb uns dennoch verwehrt.

    Wir verfolgten noch den Ahlandtanz der Narrenzunft Rottenburg. Es war allerdings entspannter, danach den Rückzug anzutreten.
    Wir warfen einen letzten Blick vom erhöhten Vorplatz der Basilika auf das große Finale auf dem Münsterplatz. Jubel, Trubel, Heiterkeit: Die Menge feierte ausgelassen. Das Bühnenprogramm sollte bis 22.30 Uhr andauern.

    Es hat uns sehr gut gefallen, die schwäbisch-alemannische Fastnacht einmal live mitzuerleben. Dabei sind wir keine großen Fastnachts-, Faschings- oder Karnevalfans.
    Die Faszination geht von der Vielfalt und Kreativität der „Larven“ oder auch „Schemen“ (Masken) sowie der Figuren und Sagengestalten aus. Der Brauch boomt. Zehntausende Menschen kamen zum Großen Narrentreffen nach Weingarten. Die gesamte Innenstadt war für das Festwochenende gesperrt. Bis 4 Uhr in der Früh ging die Party weiter. So lang blieben zumindest die Zelte geöffnet. Ob die Narren wieder fit für den großen Narrensprung am Sonntag waren? Wir verfolgten ihn zuhause im SWR-Fernsehen.
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