Der fünfte Abschnitt unserer Wanderung von Hamburg nach Santiago de Compostela.
Von "Vezelay", Frankreich, nach "San Sebastian", Spanien.
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  • 日20

    Loch im Bauch

    2019年5月10日, フランス

    T5, Tag 20, WT 16:
    Cercles-Bonnes, 36,6 km, H440, A560, reine Gehzeit 7:30, Freitag, 10.5.2019

    Marie zauberte uns ein leckeres Frühstück. So waren wir gut gerüstet für einen neuen Wandertag mit der Hammer-Distanz von fast siebenunddreißig Kilometern.

    Es fiel uns schwer die nette Marie wieder alleine zurückzulassen.
    Bevor wir aber den Ort endgültig verlassen, wollten wir uns noch im Dorf die steinalte „Cercles - Église Saint-Cybard“, aus dem zwölften Jahrhundert, etwas näher ansehen.

    Die kleine Kirche war geschützt von einer Ringmauer, bereits der Durchgang war historisch beeindruckend. Man sah es ihm an, wie viele Menschen im Laufe der Jahrhunderte durch dieses Tor ihren Weg zu Gott gefunden haben. Die Granitstufen waren völlig ausgetreten, das muss man erst einmal hinbekommen bei Granit.

    Zwischen der Ringmauer und der Kirche war der historische Friedhof. Jeder der großzügig verteilten Grabsteine oder Steinkreuze war vermutlich genauso alt wie die Kirche selbst, eintausend Jahre, wir entdeckten auch Templer-Kreuze. Das Innere der Kirche war allerdings ziemlich enttäuschend, nur ungeschmückte weiße Wände und ein paar Holzbänke, das wars, eigenartig. Irgendjemand scheint hier alles abgeräumt- und die vermutlich einst bemalten Wände weiß getüncht zu haben.

    Wir verließen den Ort über die „Rue Notre-Damahine-de-la- Pitié“, immer weiter Richtung Südwesten, immer weiter in Richtung Bordeaux, unserem nächsten großes Zwischenziel mit einem Tag frei. Bis dahin aber waren aber noch vier (lange) Tagesetappen zu bewältigen, inklusiver der Heutigen.

    Nach einiger Zeit marschierten wir am „Château de la Tour Blanche“ vorbei, dass der Deutsche (Chemie) Unternehmen Peter Overlack erworben hat, um der Ruine wieder zum Leben einzuhauchen, nach zwei Bränden eine gewaltige Aufgabe. Schön wenn Menschen derartige Kulturschätze wieder zurück in Leben bringen, auch der Bürgermeister ist begeistert von dem Deutschen.

    Irgendetwas hatte sich verändert, es machte den Anschein, dass wir nicht mehr ganz alleine in der totalen Einsamkeit waren. Kleinigkeiten entlang unseres Weges deuteten auf etwas mehr Zivilisation und Menschen hin.
    Nach dem räudigen Kaff „La Tour-Blanche-Cercles“ mit seinen fünfhundertfünfundachtzig Nasen erreichten wir mit dem neunten Tageskilometer den etwas weniger räudigen Ort „Verteillac“ mit seinen sechshundertzweiunddreißig Einwohnern. In jedem Fall hatte dieser sogar einen großen Dorfplatz mit einem geöffneten Café und Tischen davor, man glaubt es kaum. Wir konnten uns Glück kaum glauben, denn ein geöffnetes französisches Café zu finden glich einem Sechser im Lotto.

    Als wir uns draußen bei eisigen Temperaturen im Schatten den wohl verdienten Kaffee und ein Plunderstückchen gönnten, war klar, warum dieses Café geöffnet war, es gehörte einer Holländerin. Sie versaute hier-, so wie die anderen Holländer und Engländer ebenfalls , gehörig die französische „Norm“. An einem Freitag-Vormittag geöffnet zu haben, das würde wohl kaum einem Franzosen einfallen. Überhaupt kaufen sich immer mehr Holländer und Engländer in kleine Geschäfte und gastronomische Einrichtungen ein.
    Sie stellen mit ihren neuen „revolutionären“ Öffnungszeiten die französischen Eigentümer mit ihrem nicht gerade ausgeprägten Arbeitseifer in Abseits, was diese sicherlich nicht so lustig finden.
    Dem französische Inhabern reichen Öffnungszeiten von beispielsweise sechzehn bis achtzehn Uhr. Stringente Servicezeiten lassen sich ohnehin nicht erkennen.
    Auch der Kunde gibt sich bisher geduldig seinem Schicksal hin. Das aber wird sich durch die „Neuen“ vermutlich nach und nach ändern, so viel scheint klar.

    Nach der kurzen- und „luxuriösen“ Rast, sogar an einem richtigen Tisch vor dem Café, verließen wir den Ort über die „Route des Grains“ und die „Route des Prairies“ (Hää? Prärie-Route?).

    Die schöne- und nun wieder einsame Natur, sowie das etwas bedrückend graue Wolkenspektakel, von dem wir nicht wissen , was wir davon halten sollen, hatte uns wieder.

    Nach gut achtzehn Kilometern latschten wir durch „Allemans“, ein Ort mit der typisch- ländlichen Ortsgröße von fünfhundert Einwohnern. Warum das Kaff nach den Deutschen benannt wurde, konnten wir nicht herausfinden. Klar ist aber, dass die deutschen Wehrmacht den Ort 1940 besetzte und erst vier Jahre später wieder abzog. Wie fast überall gab es auch hier eine beeindruckend alte Kirche aus dem zwölften Jahrhundert.

    Es wäre mühsam hier alle vor sich hin modernden, spätromanischen Kirchen zu erwähnen die einem so auf im Verlauf eines Tages über den Weg laufen. Man unterliegt hier eindeutig der Reizüberflutung. In Deutschland wäre vermutlich jede Einzelne von Ihnen ein gepflegtes und gut gehütetes nationales Denkmal. Hier aber gammeln sie-, wegen der schieren Menge, einfach nur vor sich hin und sind eher eine Last. Sie sind ein gigantisches Geld Grab, allein schon, um sie zu erhalten, ganz zu schweigen von einer unbezahlbaren Restaurierung.

    Müde und erschöpft standen wir nach siebenunddreißig Kilometern am späten Nachmittag vor unserer heutigen Unterkunft, dem B&B „Le savoir vivre“, Einzellage, eingebettet in schöner und endloser Natur unterhalb von „Bonnes“.

    Die Inhaber, ein holländisches Pärchen, erwarteten uns bereits.
    Wir bekamen ein Upgrade und durften das große „Gite“ beziehen, in Frankreich ein separates Häuschen im Garten. Vermutlich waren die anderen vielleicht an die sechs Zimmer bereits von Holländern belegt, worauf die ausgelassene Stimmung der Gäste, zusammen mit den Gastgebern, hindeutete, man sprach Holländisch.

    Dumm nur, dass es hier nichts zu essen gab und sich auch sonst niemand um unser leibliches Wohl kümmerte. So blieben uns nur ein paar Chips vom Gastgeber großzügig spendiert, und unsere Eiweißriegel, um unsere Löcher im Bauch wenigstens etwas zu stopfen.

    Ganz schön unhöflich hungernde Wanderer in diesem Zustand und ohne schlechtes Gewissen ins Bett zu schicken.
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  • 日21

    Absteige

    2019年5月11日, フランス

    T5, Tag 21, WT 17:
    Bonnes - La Roche-Chalais, 23,3 km, H300, A320, reine Gehzeit 4:54, Samstag, 11.5.2019

    Erst beim Frühstück des nächsten Tages konnten wir unser Loch im Bauch besänftigen. Die Gastgeber waren sich Ihres nachlässigen Handelns offensichtlich in keinster Weise bewusst, nun ja, am Besten schnell wieder vergessen.

    Der heutige Wandertag wird etwas ganz Besonderes. Zum ersten Mal seit acht Wandertagen beträgt diese Tagesetappe weniger als dreißig Kilometer, noch besser, dieses Mal sind nur dreiundzwanzig davon einfach zu genießen.
    Eine Tageswanderung unter fünfundzwanzig Kilometer ist meist ein Genuss, alles darüber zunächst anstrengend und ab dreißig Kilometer eine Tortour, oft mit "pathologischen" Konsequenzen.

    In unseren Ohren klingen dreiundzwanzig Kilometer mittlerweile fast „lächerlich“, wobei während der Wanderung dann die „Lächerlichkeit“ gerne von der Realität kassiert wird. Man denkt es ist nur ein Spaziergang. Am Ende aber mutiert die Tour dann aber leicht zu einem nicht enden wollenden Kaugummi weil man sich ja auf einen "Spaziergang" eingestellt hat.

    Die letzten acht Wandertage, seit unserer Pause im „Le Rianon“, kamen wir insgesamt zweihundertneunundsechzig Kilometer unserem Ziel näher, was einer durchschnittlichen Tages-Tortour von dreiunddreißigeinhalb Kilometern entsprach. Insofern kann man unsere herablassende Betrachtung über die heutige Tagesdistanz vielleicht besser nachvollziehen.

    Vor diesen acht, hinter uns liegenden „dreißiger Tagen“ unseres fünften Wanderabschnitts nach Santiago, hatten wir-, insbesondere aber Marion, von Anfang an kein gutes Gefühl.
    Schon bei der Planung konnten wir kaum einschätzen, ob das konditionell für uns überhaupt machbar ist.
    Dafür gab es aber zwei gute Gründe.
    Zum Einen mussten wir die Tagesziele nach den äußerst dünn gesäten Übernachtungsmöglichkeiten auswählen-, und zum anderen war die enorme Distanz des fünften Wanderabschnitts von achthundertzweiundsechzig Kilometern in einunddreißig Wandertagen, nur durch einen solchen Gewaltakt überhaupt zu bewältigen.

    Ziel ist es, das Ende dieses Wanderabschnittes im spanischen Baskenland, in San Sebastian, unseren "Zwischensieg" zu feiern.
    Den nächsten- und letzten Abschnitt nach Santiago und weiter ans Ende der Welt, wollen wir dann von dort, auf dem "Camino del Norte", vielleicht in einem Jahr, starten.

    So soll es dann hoffentlich auch sein.

    Die kleine, an unserem B&B vorbeiführende Straße, führte uns ein Stück weiter über die wild-romantische „La Dronne“ mit ihren verwunschenen Ufergrundstücken und alten Villen und danach hinauf nach „Bonnet“, das oben auf dem Hügel, am anderen Ufer, thront.

    Das Wetter schien es heute fast gut mit uns zu meinen, Sonne, Schäfchenwolken und ab und zu ein kleiner Regenguss, deshalb nur „fast“.

    Bonne, ein alter Ort, interessant-mittelalterliche Kirche aus dem zwölften Jahrhundert, ein alter Friedhof, ein Kriegerdenkmal erster Weltkrieg, ein paar versprengte Häuser, eine große „Jakobsweg-Informationstafel“, das wars, Reizüberflutung.

    Ich vermute, dass die Kirche seit Jahrhunderten etwas mit dem Pilgern zu tun hat, davon zeugen beispielsweise die steinalten Stuck-Muscheln über dem Eingang und vermutlich auch die Jakobsweg-Informationstafel direkt vor dem Gotteshaus. Darauf sind die Verläufe von drei Jakobswegen dargestellt. Ich habe keine Ahnung um welche es sich dabei handelt. Irgendwie scheinen wir uns aber wieder einmal zufällig auf dem Rechten davon zu befinden.
    Man spürt ja auch nichts, wenn man auf so einem Weg wandert, keine Vibrations, keine Eingebungen, keine Wunder, einfach nichts, ein stinknormaler Weg. Fairer Weise muss ich aber auch dazu sagen, dass ich den Herren noch nicht angerufen- und zu Wundern genötigt habe. Man soll sein "Pulver" ja nicht leichtfertig verschießen.

    Auf einer kleinen, wenig befahrenen ortsauswärts Landstraße, hatte uns die Natur für kurze Zeit wieder, allerdings gefühlt mit etwas weniger Einsamkeit, irgendwie aber gefälliger. Immer noch begleitete uns entlang der Straße die „La Dronne“, ein Kajak-Paradies.

    Kurz vor „Saint-Aulaye“ beeindruckte eine zart, mit Frühlingsflaum beblätterte Straßen-Allee, die aber eigentlich nur die Aufgabe hatte, den mächtigen „Le Camping La Dordogne Verte“ dahinter, einigermaßen zu kaschieren.

    „Saint-Aulaye“, oben auf dem Hügel, gehört zum „Périgord“, einem Teil der „Dordogne“ und zählt eintausenddreihundert „Mitglieder“.
    Es ist ein schöner, alter Ort und für französische Verhältnisse voller Leben. Es gab einen Marktplatz mit Marktständen (Wir konnten es kaum fassen), kleine (geöffnete) Geschäfte, einen Bäcker, einen Fleischer, ein Café und im Verhältnis mehr junge Menschen als Ältere.

    Obwohl wir erst knapp sechs Kilometer hinter uns hatten, war eine Rast hier im schönen Ort, vor der Bäckerei, unumgänglich. Wir hatten Zeit, es waren ja nur dreiundzwanzig Kilometer zu gehen.

    Marion machte bei der Bäckerin, eine feine, ältere Dame, zwei Erdbeer-Tartes klar. Diese konnte es sich aber nicht nehmen lassen vor der Übergabe auch noch einmal darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei doch um eine „Tarte aux fraises“ handelt.
    Tarte aux fraises hin- oder her, nach zwei Bissen war meine schon weg, so ein Scheiß, frustrierend! Anstellen für eine Zweite wollte ich mich aber nicht, ich hasse anstehen.

    Gerne wären wir hier im Ort länger geblieben, aber „Wandersleut“ müssen halt immer wieder weiterziehen.

    Die nächsten zehn Kilometer gehörten wieder uns allein. Ein wunderschöner Feldweg, mit beeindruckender- und unzerstörter landschaftlicher Vielfalt, war unser Eigen. Wir konnten uns kaum satt sehen an all der Natur, ohne Menschen. Hinzu kam die entspannte Tagesdistanz, ohne Zeit im Nacken und mit viel Muße fürs Glotzen.

    Kurz vor unserem Ziel, „La Roche-Chalais“ mussten wir für unseren fantastischen Wandertag noch für zwei Kilometer auf der „Routes d'Aquitaine“ büßen.
    Es war grausam dicht an den Straßenrand gedrängt auf den Straßenverkehr achten zu müssen.
    Fußgängerwege gibt es so gut wie keine in Frankreich, wozu auch, es gibt ja auch kaum Fußgänger, außer Pilger und uns. Ich weiß gar nicht mehr wie lange wir so viele Autos schon nicht mehr erleben mussten.

    „La Roche-Chalais“ war ein etwas merkwürdiges Kaff mit gut dreitausend Nasen. Sehr weitläufig und wie fast immer etwas ausgestorben. Nicht unbedingt hässlich, aber doch etwas trostlos. Fairer Weise möchte ich aber anmerken, dass wir das Zentrum mit dem vermuteten Marktplatz nicht gesehen haben.

    Da standen wir nun, ziemlich enttäuscht von unserer heutigen Absteige, dem Hotel „L'Art Dit Vin“. Ein trostloser Bau gegenüber des kleinen Bahnhofs, eine echte Enttäuschung.

    Unser Zimmer machte in Sachen Trostlosigkeit dem Äußeren alle Ehre. Ein Bett, ein Stuhl, ein Kofferträger, weiße nackte Wände, keine Vorhänge, das wars.

    Na ja, es war ja nur für eine Nacht und der schöne Wandertag war uns nicht mehr zu nehmen.
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  • 日22

    Spaß mit Danielle

    2019年5月12日, フランス ⋅ 16 °C

    T5, Tag 22, WT 18:
    La Roche-Chalais – Sablons, 25,7 km, H280, A320, reine Gehzeit 4:54, Sonntag, 12.5.2019

    Am nächsten Morgen präsentierte sich das „L'Art Dit Vin“ von einer etwas besseren Seite. Der gefälligere Anbau, indem sich auch der Frühstücksbereich- und der Gastraum befand, milderte die Trostlosigkeit des Gesamt-Ensembles. Er erinnerte ein Wenig an einen Wintergarten. Im Sommer, bei schönem Wetter war er die logische Verbindung zur Sonnen-Terrasse und dem Garten, heute jedoch leider nicht.
    Die Terrasse hätte Potenzial, wenn ihre Möblierung nicht der Absteige alle Ehre gemacht hätte, bunte Plastikstühle und Tische, na ja.

    Der eigene Anspruch an das feilgebotene Frühstücksbuffet entsprach dem an das Hotel, armselig. Cornflakes, Toast, Marmelade, altes Obst, keine Eier, das wars. Ein solches Frühstück als Grundlage für eine energiefordernde Wanderung ist für uns mehr als unbefriedigend.

    Egal, dafür ist das Wetter heute großartig und wir haben nur knapp sechsundzwanzig Kilometer zu gehen.

    Gleich gegenüber des Hotels überquerten wir die Bahntrasse und folgten der so gut wie unbefahrenen „Rue de la Traversée“ stadtauswärts, immer Richtung Südwesten.
    Bereits nach wenigen hundert Metern waren wir schon wieder mittendrin, in der herrlichen Natur. Es roch nach Sommer, blauer Himmel, saftige Weiden, blühende Wiesen und reichlich Weitblick, wir waren glücklich.

    Die absolute Krönung war aber der erste Weinberg dem wir knapp vier Kilometern hinter dem Ort begegneten. Davor hatten wir die letzten in Burgund, vor vielen hundert Kilometern hinter uns gelassen. Wir konnten uns daran gar nicht genug satt sehen, zeigte er uns doch, dass Bordeaux nicht mehr weit sein konnte. Darüber hinaus versicherte er uns glaubhaft, dass wir nun endgültig in Südfrankreich angekommen waren. Eine Vorahnung davon gaben uns auch schon vereinzelt in den Gärten stehende Palmen.
    Unser Motivationsbarometer erreichte einhundert Prozent, einfach nur großartig.

    Es war ein toller Wandertag, ohne die Zeit im Nacken, völlig entspannt und sehr abwechslungsreich alles war dabei, sogar Menschen und ihre schönen Häuser mit liebevoll gepflegten Gärten. Es machte den Eindruck, dass sie hier glücklicher sind, Süden eben.

    Eine unglaubliche Blumenwiese am Wegesrand, so wie die Natur sie geschaffen hat, lud uns zu einer Rast. Wir legten uns in die Wiese, um uns herum das hohe Gras mit all den Wildkräutern. Wir lagen einfach nur da und schlossen die Augen, lauschten den vielen Insekten und inhalierten den intensiven Geruch der Wiese mit ihren Kräutern. Die Kraft die einem ein solcher Ort zu schenken vermag, lässt sich kaum beschreiben, eine tolle Fernwander-Erfahrung.

    Einige alte Kirchen, Friedhöfe, Dörfer und Wiesen später begrüßten uns, nach dem dreiundzwanzigsten Kilometer reinsten Wandergenusses, die eintausendfünfhundert Mitglieder von „Guîtres“. Der Straßenlärm der alten Kleinstadt brachte uns schlagartig wieder auf den Boden der Realität zurück. Diese kleine Stadt war belebt, nervig belebt. Schnell wieder weg von hier, die Brücke stadtauswärts über die „l'Isle“ versprach Besserung, der „Ohrenschmerz“ ließ langsam nach, wir kamen wieder in ruhigere „Gewässer“.

    Kurz vor „Sablons“, in „Le Bourg“, erreichten wir mit dem sechsundzwanzigsten Kilometer unser heutiges Ziel, das B&B „Les chambres d'Ausilia“.
    Wir hatten einige Probleme den Eingang zu finden, nicht wegen der Größe der Gebäude, eher wegen der Weitläufigkeit des Areals. Aber irgendwann standen wir vor Danielle, der Gastgeberin, die uns bereits erwartete, wir waren die einzigen Gäste.

    Das Areal teilte sich grob in zwei Teile, einem Privatteil mit einer alten herrschaftlichen Villa, einem großem Pool und einem wunderschön angelegten Garten, und einem Gästeteil. Darauf befand sich ein liebevoll restauriertes- und vermutlich ehemals landwirtschaftlich genutztes Gebäude mit umlaufend großen Freiflächen.
    Zwischen den beiden Teilen war ein hoher Sichtschutzzaun, so dass der private Teil für Gäste eigentlich nicht einsehbar war.

    Alles hier war top gepflegt, innen wie außen. Hier hatte jemand entweder viel Zeit, um das Ganze in Schuss zu halten oder viel Geld, um es in Schuss halten zu lassen.

    Das Gästehaus hatte vielleicht vier bis sechs Zimmer, und einen Bewirtungsbereich mit einer offenen- und topmodernen Küche. Überhaupt, alles war neu hier und von vorne bis hinten teuer durchgestylt, ich glaube Geld war hier weniger das Problem.

    Auch unser Zimmer war wohltuend ansprechend, nach der Kaschemme von gestern. Wunderschön dekoriert, geschmackvoll eingerichtet und sehr sauber, eine gute Wahl.

    Danielle, unsere Gastgeberin um die sechzig Jahre jung und breites in Rente, wusste „was sich gehört“. Sie zauberte uns ausgehungerten Wanderern ein fantastisches Dinner in ihrer stylisch-, offenen Küche, während wir jeden Schritt bis zur perfekten Vollendung auf dem Teller live verfolgten und uns dabei mit ihr angeregt unterhielten. Es gab außergewöhnliches, französisch halt.

    Zum ersten Mal bekamen wir Beide „Neunaugen“ kredenzt, ein nicht alltägliches, aalähnliches Wirbeltier das in Küsten- und Binnengewässer vorkommt und zwischen zwanzig- und vierzig Zentimeter groß wird. Eigentlich ist es mehr ein lebendes Fossil das sich seit 500 Millionen Jahren kaum verändert hat. Neunaugen haben einen aalartigen Körperbau und stehen leider beim Artenschutz auf der roten Liste.
    Zuvor servierte uns Danielle auch noch Gänseleberpastete, natürlich ein unglaublicher Gaumengenuss.
    Leider waren wir dabei aber innerlich etwas gehemmt, denn sowohl Gänseleberpastete (Stopfleber) als auch die Neunaugen (Artenschutz) würden wir selbst, aus ethischen Gründen und unter normalen Umständen nicht konsumieren. Danielle betonte aber, dass Neunaugen nur in einem bestimmten Zeitfenster gefangen werden dürfen, eben jetzt.
    Dennoch, wir sind hier in Frankreich und Essen hat hier eben einen besonderen Stellenwert. Außerdem hatte Danielle beides schon eingekauft, um uns eine Freude zu bereiten und es insofern nur gut mit uns gemeint.
    Beides war im Übrigen sehr köstlich.

    Unsere angeregt-lustige Unterhaltung war insbesondere „Google Translate“ zu verdanken, denn weder sprachen wir Französisch noch Danielle Englisch. Die vielen, von Google falsch verstandenen Einsprechungen, sowohl von Danielle als auch von uns, und die daraus resultierenden falschen Übersetzungen, heizten unseren Dialog ordentlich ein, soviel gelacht haben wir schon lange nicht mehr. Wir hatten ordentlich Spaß und waren uns sympathisch schnell zugewandt.
    Es war ein überraschend witziger- und kurzweiliger Abend mit unserer Gastgeberin, die unsere Gesellschaft sichtlich ebenso genoss.
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  • 日23

    Hollywood

    2019年5月13日, フランス ⋅ 17 °C

    Trip-5, Tag-23, WT 19:
    Sablons - Saint-Germain-du-Puch (Église Saint-Germain), 29,1 km, H260, A210, reine Gehzeit 5:49, Montag, 13.5.2019

    Nach unserer komfortablen Nachtruhe war Danielles Frühstück nicht weniger üppig wie das gestrige Dinner, es war ihr erneut eine Freude jeden Gästewunsch zu erfüllen.
    Im Anschluss empfanden wir es als besondere Ehre, dass Sie auch noch unser Neugier befriedigen- und uns den Privatteil Ihres Anwesens, auf der anderen Seite der Sichtschutzwand, zeigen wollte, eigentlich ein Tabu für Gäste.
    Diese alte Villa, der schöne Garten eigentlich mehr ein Park, und der üppige Pool, ein Traum. Irgendwo während unserer Führung begegneten wir auch noch ihrem Mann, ein feiner Franzose im besten Alter, smart, höflich und gebildet (So sah er jedenfalls aus).

    Heute- und die folgenden zwei Tage werden planungsbedingt ganz besondere sein, einmal von dem tollen Wetter abgesehen.
    Wir sind in der Zwischenzeit rund sechzig Kilometer vor Bordeaux angekommen, unserem nächsten „Urlaubsort“ mit einem ganzen Tag frei.

    Insofern haben wir uns für die kommenden vier Nächte im „B&B La Closerie 33“ in „Sadirac“ eingebucht, einer privaten und luxuriösen Villa im Hollywood-Stiel, rund achtzehn Kilometer vor Bordeaux, so gar nicht Französisch, zumindest war das der Eindruck aus den Bildern im Internet.

    Der Plan war heute die neunundzwanzig Kilometer bis zur „Église Saint-Martin“ in „Saint-Germain-du-Puch“ zu wandern und uns von dort, von einem der Eigentümer des B&b, abholen- und die restlichen fünfzehn Kilometer bis zum „B&B La Closerie 33“ bringen zu lassen. Die gesamte Strecke von ca. vierundvierzig Kilometer bis zur Unterkunft hätten wir auf einmal nicht bewältigt.
    Morgen sollte uns dann unser Vermieter wieder zurück zur „Église in Saint-Germain-du-Puch“ bringen, damit wir die fehlenden fünfzehn Kilometer zur Unterkunft zu Fuß schließen konnten.
    Übermorgen wäre dann unser wohlverdienter Pausentag, den wir in Bordeaux zelebrieren wollen. Zwar sind es vom „B&B La Closerie 33“ immer noch rund achtzehn Kilometer bis Bordeaux, aber zu unserem freien Tag wollten wir uns dann ein Taxi hin- und zurück gönnen.
    Überübermorgen gehen wir dann von unserer Unterkunft über Bordeaux nach „Canéjean“, immer weiter in Richtung Atlantik. Klingt alles ein bisschen kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht.

    Durch diese Planung, über deren Einfall ich im Übrigen sehr stolz war, ist es möglich vier Nächte im B&B La Closerie 33 zu bleiben.

    Wir sehnten uns nach einem Ort an dem wir endlich länger als eine Nacht bleiben- und unseren Kofferinhalt wenigstens einmal in einen Schrank einräumen konnten, „Hollywood“ schien prädestiniert dafür. Außerdem hat man bei vier Nächten an einem Platz zumindest das Gefühl eines kleinen (wohlverdienten) Urlaubs, egal ob man durch Bordeaux schlendert oder eben Tageswanderungen unternimmt.

    Der Abschied von Danielle war herzlich.
    Lange noch spukte uns der Abend mit ihr in den Köpfen rum. Gerne wollte ich Ihr das dazu noch zu schreibende Kapitel meines Blogs schicken, wenn ich einmal damit fertig bin. Immerhin nahm einen großen Teil der spaßigen Unterhaltung auch unsere etwas verrückte Wanderung ein. Auch Danielle fiel es schwer das zu glauben.

    Gleich hinter dem Ort gab es wieder „unspoiled nature“ soweit das Auge reicht, diesmal auch noch untermauert vom strahlenden Blau des Himmels und, etwas ganz besonderes, Wärme. Es war sogar so warm, dass wir es erstmals wagten, nur mit kurzen Hosen und T-Shirt zu wandern, welch befreiendes Gefühl. Eigentlich hatten wir uns das von Anfang an so vorgestellt, welche Fehleinschätzung.

    Nach ein paar Kilometer durchquerten wir eine zusammenhängende Seenlandschaft, vermutlich ehemals künstlich angelegte Baggerseen und vermutlich einmal mehr ein Refugium für Fischer, Badende hatten hier nichts zu suchen, Baden verboten. In jedem Fall für uns eine willkommene Abwechslung bei all den grünen Feldern die ganze Zeit.

    Wir waren heute auf alles vorbereitet, insbesondere auf die berühmten Weinberge von Bordeaux. Irgendwo hier mussten sie ja beginnen, einmal von dem kleinen- und einmaligen „Ausrutscher“, den wir gestern auf unserem Weg entdeckten, abgesehen. Wir konnten den Paradigmenwechsel der Landschaft kaum noch erwarten, würde er doch der endgültige Beweis für unsere mittlerweile weit fortgeschrittene, fünften Wanderetappe nach Santiago sein.

    Wir folgten parallel einer Bahnlinie. Nachdem wir diese mit dem achten Kilometern wieder verabschiedeten, ging es los, hier waren sie, bis zum Horizont und hörten auch dort nicht mehr auf.
    Wir standen am Rand eines der berühmtesten Weinanbaugebiete dieses Planeten, eine beeindruckende Vorstellung. Hier war so viel Wein, dass wir erst einmal unseren Weg hindurch finden mussten. Es war schwer die Versorgungswege der Weinberge von unserem von Komoot gewählten Wanderweg zu unterscheiden. Wir waren uns nicht sicher was passieren würde, wenn wir einfach so durch die Weinberge latschten. Mit allem war zu rechnen, bei diesen kostbaren Reben.

    Wir folgten der „Route de Annereaux“, was auch immer das sein sollte. In jedem Fall kamen wir auch an dem gleichnamigen Weingut vorbei. Leider waren wir zwei „Blinde“, das Herz eines Weinkenners hätte sicherlich ziemlich hoch pulsiert, unser Puls war hingegen verräterisch entspannt.

    Nahezu jedes der viele hundert Meter langen Wein-Spaliere wurde am Anfang von üppig blühenden, roten Rosen angekündigt. Sie hatten die Aufgabe dem Winzer Mehltau zu verraten und waren für uns eine willkommen-farbliche Abwechslung, schön anzuschauen. Wir kannten das schon von der Mosel.

    Zwar führte uns der Weg Richtung „Les Billaux“ immer an den zu unserer Linken gelegenen, romantischen Weinbergen entlang, die eigentlich nur Felder waren denn Berge gab es hier nicht, zusätzlich begleitete uns dabei aber auch die stets zu unserer Rechten gelegene-, gut besuchte und laute Bundesstraße.

    Hier gab es aber nicht nur die Weinberge zu sehen, es wurde auch Wein produziert. Die offene Gebäude-Tore der Weingüter gaben unseren Blicken manchmal freien Lauf. Hier wurden Fässer mit Dampfstrahlern gereinigt oder von A nach B gerollt und abgefüllt. Alles in direkter Nachbarschaft zur gut befahrenen- und brüllenden Bundesstraße, reichlich unromantisch. Ich stellte mir immer die schönen Abbildungen auf den Etiketten der jeweiligen Weinflaschen vor die so gar nichts mit der Realität zu tun haben.

    Unzählige Weinberge später und immer noch deutlich genervt vom Verkehrslärm schlugen wir in „Les Billaux“ und seinen eintausendzweihundert „Weinbauern“ auf.
    Bei der nächsten gebotenen Gelegenheit verkrümelten wir uns in eine weitläufige und ruhige Parklandschaft dessen Zentrum ein beeindruckendes, altes Chateau bildete. Keine Ahnung welche Berühmtheit wir hier vor uns hatten. Überhaupt, Chateaus waren hier so inflationär wir Biergärten in Bayern.

    Wir suchten uns ein flauschiges und verstecktes Plätzchen im Rasen und vernichteten unsere Luxusbaguettes, die letzten Erinnerungsstücke an Danielle.

    Gleich hinter „Les Billaux“ folgte „Libourne“ mit ihren Sage und Schreibe vierundzwanzigtausend mehr oder weniger glücklichen Franzosen. Eine schöne, alte und sogar uns ansprechende Kleinstadt.
    Mit dem achtzehnten Kilometer standen wir mitten in ihrem Zentrum, einem schönen Platz mit einige Cafés und Geschäften. Eines davon entsprach unseren Ansprüchen an eine Kaffeepause. Wir beobachteten draußen die Menschen und genossen den sonnigen Tag. Leider bedachte sie unseren Tisch nicht allzu sehr, so dass es etwas ungemütlich war im Schatten und im Wind.

    Wir querten die überdimensional breite „La Dordogne“ und verschwanden nach einem weiteren nervigen Kilometer Bundesstraße wieder in den Weinbergen um kurz danach das „Château Bozelle“ und das „Chateau Beaumard“ zu passieren, nur für diejenigen die es genauer wissen wollen. Ich habe mal gegoogelt, keine Flasche unter fünfundzwanzig Euro.

    Nach dem siebenundzwanzigsten Kilometer ließen wir auch die etwas nervige „Route de Libourne“ hinter uns und widmeten uns den letzten beiden Kilometern bergaufwärts wieder der Natur und erneut einigen Weinbergen, diesmal Echte, bis zu unserem Ziel „Saint-Germain-du-Puch“, ein Kaff mit zweitausendzweihundert Einwohnern.

    Um halb sechs standen wir vor dem verabredeten Eingang der alten „Église Saint-Martin“ wo Stephan, einer der beiden Eigentümer des „B&B La Closerie 33“, bereits im Auto auf uns müde Wanderer wartete.
    Viel hatten wir die fünftzehn Kilometer bis zu unserer Unterkunft zu erzählen und auch zu beantworten, ein angeregter Dialog.

    Dort angekommen machte bereits das uneinsehbare Tor der Einfahrt, das Stephan per Knopfdruck lässig öffnete, eine Menge Eindruck.
    Das Anwesen erinnerte unweigerlich an Villen von Hollywood Stars (Ich war mal dort). Weitläufiger Garten, als Park angelegt mit Pool, sehr gepflegt und ein großer Gebäudekomplex im flachen Bungalowstiel, mit großen Fensterflächen und einer ansprechenden, individuellen Architektur. Das Anwesen war vermutlich aus den sechziger Jahren und hatte so gar nichts französisches an sich, es war beeindruckend.

    Das Hausinnere war nicht minder ausgedehnt. Eine offenen- und großzügigen Raumgestaltung und von vorne bis hinten stylisch und vollendet geschmackvoll. Hier waren Ästeten am Werk, keine Frage.

    Stefan war gutaussehend und vielleicht Anfang vierzig. Sein Lebenspartner Gilles, war vermutlich etwas älter. Beide waren höflich, nett, sehr zuvorkommend und absolute Ästeten.
    Sie waren Künstler, „Comedian Artists“, mit Auftritten auf der ganzen Welt und derzeit im „TRIANON Theater“ in Bordeaux. Abends waren sie insofern meist nicht im Haus, tagsüber hatten sie frei.
    Sie lebten hier zurückgezogen, Gäste durften sie dabei gerne „stören“, wir waren aber zurzeit die Einzigen. Vermutlich gab es hier auch nicht mehr als drei- bis vier Gästezimmer.

    Unser Wohnbereich lag am anderen Ende des Bungalows. Unser Zimmer mit eigener Terrasse war ansprechend, hochwertig und mindestens genauso durchgestylt wie der privaten Bereich der Beiden.

    Ich war stolz darauf dieses wunderschöne B&B im Internet gefunden zu haben. Morgen würden wir das Anwesen erkunden, für heute waren wir dafür leider schon zu müde.

    Für heute konnte ich nur noch unseren Berg Schmutzwäsche in die Waschmaschine schmeißen, endlich wieder frische Klamotten.
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  • 日24

    Spaziergang

    2019年5月14日, フランス ⋅ 18 °C

    T5, Tag 24, WT 20:
    Saint-Germain-du-Puch (Église Saint-Germain) - Sadirac, 15,8 km, H260, A210, reine Gehzeit 3:09, Dienstag, 14.5.2019

    Stefans Frühstück war fein, aber eben Französisch, er gab sich alle Mühe. Dennoch, so ein amerikanisches Morgenmahl mit Eiern und Speck wäre halt was genaues gewesen. Es spendet viel Energie und ist insofern immer meine erste Wahl für einen Wandertag.

    Die Nachtruhe war herrlich, für den Tag waren wir mental gut gerüstet, wobei das gar nicht nötig war, denn heute hatten wir ja nur noch die knapp sechzehn Kilometer von der Église Saint-Germain in Saint-Germain-du-Puch nach Hollywood in Sadirac zu schließen, ein entspannter Spaziergang.

    Voller Vorfreude ließen wir uns von Stefan an der Kirche in Saint-Germain-du-Puch, so gegen zehn, absetzen.
    Die Vorstellung, dass wir heute nur drei Stunden gehen würden und das bei bestem Kaiserwetter, machte uns schon beinahe euphorisch. Gegen zwei Nachmittags wollten wir zurück sein, uns am Pool entspannen, und den morgigen Urlaubstag langsam einläuten.

    Wir folgten der „Route du Grand Puch“ dorfauswärts, keine Spur mehr von Einsamkeit.
    Hier gab es viel zu glotzen, die Häuser der Landbevölkerung mit Ihren Gärten, landwirtschaftliche Anbauflächen und natürlich, immer wieder Weinberge.

    Nach zwei Kilometern entdeckten wir das beeindruckende „Château du Grand Puch“.
    Ein charaktervolles Anwesen, das sicherlich eine Besichtigung wert gewesen wäre, wenn wir nichts wichtiges zu tun gehabt hätten, der Pool wartete.
    Das Château bestand aus einem Schloss aus dem dreizehnten-, und Weinkellern aus dem neunzehnten Jahrhundert, einem Gehege, einer Orangerie und natürlich seinen umliegenden Weinbergen. Den erzeugten Wein gibt es laut Google bereits ab fünf Euro, also im Gegensatz zum Château nix besonderes.
    Vermutlich wird hier zusätzlich auch noch Landwirtschaft auf den nahegelegenen Äckern betrieben. Wie auch immer, wir werden es nie erfahren, zu sehr hatten wir unser Ziel vor Augen.

    Immer wieder kamen wir an Vorgärten mit großen Palmen vorbei, was unsere Euphorie bei strahlendem Sonnenschein zusätzlich beflügelte.
    Ständig entdeckten wir am Horizont alte Weingüter, spannende sechzehn Kilometer, die Zeit verging wie im Fluge.

    Nach gut zwölf Kilometern, an einem schönen Feldweg gelegen, das nächste Château, das weitläufige „Chateau Tustal“, es war riesig und erinnerte eigentlich mehr an ein Fort in Alleinlage, sein Zustand war allerdings erbärmlich.
    Keine Ahnung, ob es noch bewirtschaftet wurde, es machte weniger den Eindruck.
    Der älteste Teil des Ensembles stammte aus dem 17. Jahrhundert. Es bestand aus zahlreichen Gebäuden, die um zwei riesige, rechteckige Innenhöfe angeordnet waren und von Wirtschaftsgebäuden abgeschlossen wurden. Die umliegenden Schlossgärten waren brachliegend verwaist und sich selbst überlassen. Überhaupt machte es, wie schon erwähnt, einen sehr ungepflegten Eindruck und erinnerte fast schon an eine Ruine, war aber noch keine. Auch fanden wir keine Weinberge in unmittelbarer Umgebung, sondern nur Ackerflächen.
    In einem offenen, dunklen und großen Raum, vergleichbar mit einer bayerischen Bauernscheune, von der Außenmauer über ein geöffnetes Tor zugänglich, entdeckten wir einen alten- ungepflegten Franzosen in Arbeitsklamotten der uns beim Vorbeigehen in seiner Sprache anquatschte.
    Er sprach vielleicht zehn Wörter Englisch und wir an die fünf Französisch. Dennoch kam mit Hand, Fuß und Google ein Dialog zu Stande. Wir hatten den Eindruck, dass sich der Opi nach einem Gespräch sehnte, vermutlich war er einsam. Auch ihm erzählten wir von unserer Wanderung, er hing uns an den Lippen. Wir hatten den Eindruck, dass er der heruntergekommene Eigentümer des Schlosses war, was man rein optisch nicht vermuten würde. Aber seine Schilderungen über das riesige, kaum zu erhaltende Schloss, ein Finanzgrab, und sein ganzer damit einhergehender Frust waren so detailreich, dass er es vermutlich war.

    Wie auch immer, in jedem Fall war die Wiese neben dem Schloss ein schöner Platz für eine Rast. Wir legten uns hinein, lauschten den Insekten, ließen uns bei zwanzig Grad die Sonne ruf den Pelz brennen und dösten vor und hin.

    Gegen zwei waren wir wieder in Hollywood, allein, ganz Hollywood gehörte uns.
    Nach einer ausführlichen Gartenerkundung, er war herrlich angelegt, erwarteten uns die Poolliegen und ließen uns für den Nachmittag nicht mehr aus ihren Fängen. Nur Marion konnte sich befreien und wollte testen ob ihr Herz-Kreislaufsystem immer noch in der Lage war, 14 Grad Wassertemperatur zu verarbeiten, war es.

    Dieser Nachmittag fühlte sich an wie ein freier Tag und „verlängerte“ unseren für morgen geplanten Urlaub gefühlt um den Faktor zwei.

    Abends wollten wir diesen wunderschönen Tag dann noch mit einem feierlichen Dinner abrunden. Stefan fuhr uns dafür nach „Créon“, einer schönen alten Stadt mit einem entsprechendem Platz in der Mitte und fast fünftausend Franzosen irgedwo hier.
    Wir schlenderten unter den Arkaden der Stadthäuser am Rande des Platzes, entdeckten den einen- oder anderen Laden und fanden schließlich das geeignete Restaurant um diesem schönen Tag einen nicht minder schönen Abend hinzuzufügen, das „Chez Titut“. Das Essen, fast wie immer unglaublich lecker, kreativ und französisch fein.

    Ein Taxi brachte uns wieder nach Hollywood, unserem temporären zu Hause.

    Morgen haben wir Großes vor. Wir freuen uns schon auf einen ganzen Tag Urlaub im berühmten Bordeaux.

    Wir sind gespannt, was uns dort erwartet.
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  • 日25

    Bordeaux, frei

    2019年5月15日, フランス ⋅ ☀️ 19 °C

    T5, Tag 25:
    Mittwoch, 15.5.2019

    Wir waren schon ganz aufgeregt, wenn wir nur an das Unbekannte dachten, was uns heute erwartet, Bordeaux beim schönsten Wetter.

    Schnell das Frühstück herunter geschlungen, Taxi gerufen, schnell noch über die „Garonne“ gefahren und schon standen wir vor dem Intercontinental, am verkehrsberuhigten „Place de la Comédie“. Bereits der Platz korrelierte mit unseren fantasievollen Erwartungen an die Stadt, was für ein prachtvoller Ort.

    So viele Menschen, gut gekleidet und elegant, umrahmt von einer Vielzahl von beeindruckenden Gebäuden, darunter das „Grand Théâtre“, die Oper von Bordeaux, am siebten April siebzehnhundertachtzig eingeweiht.

    Erst einmal am Platz einen Kaffee getrunken und die Ankunft sacken lassen. Auch wir hatten unsere heruntergerissenen Wanderklamotten gegen etwas eleganteres, ganz unserem hart verdienten freien Tag würdig, eingetauscht.
    Was liegt in einer fremden Stadt näher als sie zunächst mit einem „Hop-on-Hop-off“ Bus kennen zu lernen.

    Im Obergeschoß des roten Monsters ließen wir uns verzaubern. Zunächst vorbei am berühmten Wasserspiegel, „Miroir d’Eau“, geschaffen 2006 von dem berühmten Gartenarchitekten Michel Corajoud.
    Im Sommer, zwischen zehn und zweiundzwanzig Uhr steigt das Wasser dort über Granitplatten auf 2 cm Höhe an. Dann verschwindet es alle fünfzehn Minuten wieder und es bildet sich auf der Granitfläche Wasserdampf bis zur einer Höhe von zwei Metern. Danach entsteht wieder eine Wasserfläche von dreitausendvierhundertfünfzig Quadratmetern die je nach Standort des Betrachters, der sich auch auf der Granitfläche bewegen kann, entweder den Börsenplatz des achtzehnten Jahrhunderts oder das Ufer der Garonne widerspiegelt, absolut beeindruckend.

    Auf der anderen Seite der Garonne genossen wir vom Obergeschoß des Busses aus einen tollen Blick auf die Stadt am anderen Ufer. Besonders beeindruckend ist, dass kein einziges modernes Gebäude das historische Ensemble der Stadt zerstört, wo gibt es das schon noch?

    Wieder zurück am Place de la Comédie ließen wir uns einfach treiben, wobei das mit dem „Treiben lassen“ bei der Fülle von Gassen, Gebäuden und ungewöhnlichen Geschäften nicht so einfach ist, es war mehr ein spazierenstehen, ich war Reizüberflutet, Marion neugierig und ständig in irgendwelchen Läden, „gucken“, schlechte Kombination.
    Auch habe ich es nicht so mit „gucken“. Ich bin eher der Hineingeher, eine Minute Umseher, Fokussierer, Kaufen und wieder gehen Typ.
    Ich kann meine Frau aber dennoch verstehen, hier hatten Peek & Cloppenburg, Douglas, Telekom und Konsorten keine Chance, sehr wohltuend und inspirierend für eine Stadt.

    Fairer Weise muss man auch noch dazu sagen, dass ich ein absolutes „Landei“ bin. Jede Art von Großstadt kann ich nur stundenweise ertragen, danach reicht es dann wieder für lange Zeit. Insofern war mir mehr nach einem flauschig- ruhigen Platz mit schönen Cafés oder Restaurants, einfach nur sitzen, sein und genießen.

    Nach etlichen Stunden spazierenstehen haben wir einen solchen-, für mich geeigneten Platz, gefunden. Wir bestaunten die „Basilika Saint-Michel“ am „Place Meynard“. Ringsherum gab es Kneipen, Cafés und Restaurants.
    Da es erst siebzehn Uhr war hatten leider weit über die Hälfte davon geschlossen, Frankreich eben. Selbst in Bordeaux kennen die Dogmatiker keine Gnade. Also gaben wir uns mit einer drittklassigen Kneipe anstatt eines feinen Restaurant zufrieden und bestaunten die Basilika aus dem vierzehnten Jahrhundert. Sie gilt als Station des Jakobswegs „Via Turonensis“ und gehört seit 1998 zum UNESCO-Welterbe.

    Besonders der einhundertvierzehn Meter hohe Glockenturm der Basilika, war beeindruckend, steht er doch separat von der Kirche, also nicht an das Gebäude angebaut. Irgendjemand erzählte, man habe das damals so gemacht damit, falls eine der schweren Glock mal vom Kirchturm fällt, nicht das Gebäude zerstört würde, gar nicht so dumm.

    Ein Taxi brachte uns am Abend voller Eindrücke wieder zurück nach Hollywood. Ehrlich gesagt reichte mir der Großstadt-Tag.
    Nix gegen Bordeaux, aber ich war froh wieder auf dem Land zu sein.

    Nun war packen angesagt, morgen geht es weiter ins einunddreißig Kilometer hinter Bordeaux gelegene „Canéjean“, stramm in Richtung Atlantik.
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  • 日26

    Umweg

    2019年5月16日, フランス ⋅ 17 °C

    T5, Tag 26, WT 21:
    Sadirac (Bordeaux) – Canéjean, 31,2 km, H310, A320, reine Gehzeit 6:09, Donnerstag, 16.5.2019

    Der Abschied von Hollywood fiel uns schwer. Nach vier Nächten an einem Ort, bei den Künstlern, fühlten wir uns schon wie zu Hause.
    Kein Wunder, waren wir doch bereits fast vier Wochen auf Wanderschaft und sind sechshundert Kilometer gelatscht, wir konnten es selbst kaum glauben. Das „normale“ Denken mit Alltag und Auto hatte in uns mittlerweile nahezu aufgehört zu existieren.

    Das neue Denken wurde geprägt von „Wie lange gehen wir heute?“ oder „Wo schlafen wir heute Abend?“ oder „Wo essen wir heute Abend?“, oder „Wie wird das Wetter morgen?“ oder „Wer holt die Koffer morgen ab?“ oder „Kannst Du heute weiterwandern?“. Das waren die für uns relevanten Themen, sonst nichts mehr.
    Wir waren so weit weg von der „zivilisierten“ Welt wie der Mond von der Erde, ein absolut geniales Gefühl. Es war eine Parallelwelt in der wir uns mittlerweile befanden. Zumindest ein Mal im Leben sollte man die erleben.

    Andererseits waren wir aber auch neugierig auf das, was hinter den zweihundertfünfzigtausend Einwohnern von Bordeaux kommt. Das Land wird dort flacher, das Wandern vielleicht weniger anstrengend.
    Bis „Mimizan“, der Ort bei dem wir zum ersten Mal den Atlantik begrüßen würden, waren es nur noch einhundertdreissig Kilometer oder, inklusive der heutigen- nur noch fünf Tagesetappen.

    Und dann war da noch Rahul, mein Geschäftspartner aus Singapur der unser Projekt von Anfang an spannend fand und verfolgte. Dieses Jahr wollte er endlich auch dabei sein, zumindest auf dem letzten Teil unseres diesjährigen Wanderabschnittes nach Santiago. Übermorgen, in „Le Barp“, werden wir ihn treffen und dann die restlichen zweihundertvierzig Kilometer von Le Barp nach San Sebastian gemeinsam wandern, wir sind gespannt, wie das funktioniert.

    Hollywood, unser Startpunkt, liegt zwar nahe an Bordeaux, ist aber südlich-östlich davon. Wir müssen die Stadt jedoch im Südwesten verlassen und uns hinter Bordeaux in Richtung „Canéjean“ orientieren, insofern müssen wir über den Fluss.
    Was ich bei meiner Planung leider nicht bedacht habe, sind die wenigen Brücken die über die „La Garonne“ führen, um auf die andere Flussseite zu kommen. Auf für uns günstig gelegene Brücken habe ich Depp nicht geachtet.
    Meine Fehlplanung beschert uns für den heutigen Tag einen Umweg von rund siebzehn Kilometer, weil die nächstgelegene, für uns in Frage kommende Brücke, deutlich nördlicher liegt, wie ärgerlich. Wir gehen also einen riesigen Umweg-Bogen, so ein Mist. Nur gut, dass Marion das noch nicht so richtig realisiert hat.

    Die kleine Straße, weg von Sadirac, in Richtung La Garonne, war sehr abwechslungsreich, es gab viel zu glotzen, ganz so einsam war es hier nicht mehr, im Speckgürtel von Bordeaux. Schöne Natur und gut versteckte Häuser gaben sich die Hand. Das Wetter war zwar durchwachsen aber immer noch schön, mit viel Blau zwischen den Wolken, die sich jedoch alle Optionen offenhielten.

    Nach gut sechs Kilometer begegnete uns eine urtümliche Moorlandschaft, eine willkommene Abwechslung, mal ganz was Anderes. Besonders lange währte das visuelle Vergnügen aber leider nicht.

    Mit dem elften Kilometer standen wir am Ufer der La Garone das leider eingedeicht war. Nur ab- und zu gab der niedrige Deich einen Blick auf den Fluss und Bordeaux, auf der anderen Flussseite frei, es sei denn man unternahm die "Anstrengung" auf die nur wenige Meter hohe Deichkrone zu steigen.
    Genervt von siebzehn Kilometer Umweg war das für uns jedoch keine Option.

    Spannend waren die Gebilde jenseits der Deichkrone, direkt am Ufer. Es waren auf Stelzen gebaute Holzhütten an deren Flussseite seltsame Holzkonstruktionen mit Fischernetzen zu sehen waren. Hier wurde gefischt, früher jedenfalls, denn die meisten der Hütten waren kurz vor dem Verfall. Entweder hatte der Staat etwas dagegen, oder die Fische ließen sich hier nicht mehr blicken, was ich verstehen könnte.

    Je näher wir der sehnsüchtig erwarteten Brücke und damit der Stadt kamen, umso nerviger wurde die kleine Uferstraße die allmählich zum lauten Verkehrsmonster in einem Gewerbe- und Industriegebiet montierte.
    Die Brücke sahen wir schon länger am Horizont und realisierten, dass es eigentlich zwei Brücken waren, eine Eisenbahn- und eine Autobahnbrücke.
    Beklemmung kroch langsam in uns hoch denn Fußgänger- und Fahrradwege gibt es eigentlich in Frankreich kaum. Wie also sollten wir auf der Autobahn über den Fluss kommen? Wir konnten uns im Leben nicht vorstellen, dass beim Bau der Brücke an Fußgänger gedacht wurde.
    Diese Brücke bescherte uns bereits siebzehn Kilometer Umweg. Wenn wir hier nicht rüberkämen, dann wären uns mit Sicherheit noch einmal zehn zusätzliche Kilometer Umwege bis zur nächsten Brücke sicher.

    Als wir aber unter der Brücke standen, oben röhrte die Autobahn, erkannten wir den Weg für das Fußvolk, direkt neben der Autobahn. Alle bösen Gedanken lösten sich in Luft auf, gerettet, es blieb bei siebzehn Kilometern.

    Wir durchquerten Bordeaux, diesmal den südlichen Teil der Stadt, nicht touristisch, nicht pompös, nicht mehr so schön, dafür laut.
    Das nächstbeste, geöffnete Restaurant der Stadt war nach gut einundzwanzig Kilometer die vielversprechendste Wahl für unsere erste Rast. Eigentlich war es mehr eine Kaschemme in der Blaumänner ein günstiges- und hochwertiges drei Gänge Mittagsmenü ergatterten. Draußen gab es einige Blechtische an einer kleinen Seitenstraße mit weniger Verkehrslärm, hier taten wir es den Blaumännern gleich.

    Gut gestärkt für wenig Geld streiften wir durch die südöstlichen Stadtteile. Kein Klemmer mehr, alte ein- bis zweigeschoßige Häuserreihen, graue Fassaden ohne Lücken und nah an die Straßen gebaut, meist etwas heruntergekommen, vermutlich Arbeiterviertel, Bordeaux einmal ganz anders.
    Man merkte aber an vereinzelten Neubauten zwischen den Häuserzeilen für die die alten Häuser weichen mussten, dass dieser Stadtteil im Umbruch war.

    Nach sechsundzwanzig Kilometern und längst außerhalb der Stadt, kamen wir an einen Park mit einem schönen Schloss, alles öffentlich, ein idealer Platz für unsere zweite Rast, diesmal in der Wiese, nicht jedoch ohne zuvor eine gründliche Rasenrazzia nach Hundehäufchen gemacht zu haben.

    Wir folgten dem schönen Uferweg entlang der „L'Eau Bourde“, einem Nebenfluss der uns schon bekannten La Garone. Der Weg mündete auf der anderen Flussseite in ein weitläufiges- parkähnliches Areal mit verschiedenen Tiergehen und Streichelzoos, alles interessante Dinge für das Wanderer Auge, ein Nichtwanderer wird das kaum verstehen.

    Nach gut achtundzwanzig Kilometern beeindruckte ein uraltes- und imposantes Gebäude mit dem „Pilger aus Compostella“ davor, eine überdimensionale Broncestatue.
    Es war das „Relais Jacquaire de Cayac“ am Rand des „Parc du Prieuré de Cayac“. Das nicht zu übersehende Muschel-Symbol des Jakobsweges an der Hauswand erweckte zusätzlich unser Interesse. Wieder einmal kreuzen wir zufällig einen Jakobsweg.

    Die Geschichte des Priorats ist untrennbar mit der Wallfahrt nach Santiago verbunden, da der Ort „Cayac“ direkt an der „Via Turonensis“ liegt, eine alte Römerstraße und heute der Jakobsweg von Paris nach Santiago.

    Ein Teil der alten Priorei ist heute eine Pilgerherberge in der ein ausgewiesener solcher für eine Nacht bleiben darf.
    Allein die Vorstellung hier eine Nacht im Schlafsaal zu verbringen, lässt mich erschaudern. Nicht dass es nicht sauber gewesen wäre, nein, es sind die nächtliche Geräusche und Ausdunstungen die ich nicht unbedingt erleiden möchte.

    Die wir folgten für die letzten zweieinhalb Kilometer den Bundesstraßen „Course du Général de Gaulle“ und danach der „D1010“, „Avenue De La Libération“, in Richtung „Le Barp“, unserem morgigen Ziel.
    Entlang der Bundesstraßen war die Gegend flach, die Einfamilienhäuser gesichtslos und der Himmel bedeckt, eine fast morbide Stimmung hatte sich am Ende unserer Wanderung unbemerkt eingeschlichen.

    Nach gut einunddreißig Kilometern standen wir erschöpft vor dem Eingang unserer heutigen Unterkunft, dem „Le Jardin de Manon et Lola“. Eigentlich mehr ein Einfamilienhaus mit einer kleinen Ferienwohnung und einem wunderschönen- und gemütlichen Garten. Alles sah ein wenig selbstgebastelt aus, war aber dennoch ansprechend und gemütlich, insbesondere die mit Schilf überdachte Terrasse und der tolle-, verwunschene Garten mit dem leider noch viel zu kalten Pool. Die Gastgeberin erwartete uns bereits.

    Da wir nicht damit rechneten vom Gastgeber und so weit abseits von Schuss, abends noch etwas zu Essen zu bekommen, deckten wir uns auf dem Weg selbst mit allerlei Zutaten für eine abendliche Brotzeit ein die wir nach der Dusche, bei Abenddämmerung, gemütlich-, aber schnatternd, auf der Terrasse verdrückten. Nur das Baguette war mittlerweile leider ziemlich lappig.
    Revuepassierend stellten dabei fest, dass sich die Landschaft auf der südwestlichen Seite von Bordeaux für unseren Geschmack deutlich negativ verändert hat. Es fehlt das Liebliche, die Abwechslung und die Hügel. Hier ist es bis zum Horizont monoton flach und Weinbau gibt es auch keinen mehr, ganz zu schweigen vom luxuriösen Hollywood das uns nach den vier Nächten irgendwie fehlt. Jede andere Unterkunft hat es schwer dagegen anzukommen, insbesondere auch unsere Heutige, die man mit Hollywood so gar nicht mehr vergleichen kann.
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  • 日27

    Trostlos

    2019年5月17日, フランス ⋅ 14 °C

    Teil 5, Tag 27, WT 22:
    Canéjean - Le Barp (23,9 km, H200, A170), reine Gehzeit 4:35, Freitag, 17.5.2019

    Gegen zehn lag „Canéjean“ bereits hinter uns.
    Früh waren wir heute auf den Beinen obwohl nur knapp vierundzwanzig Kilometer zu gehen waren. Der Grund dafür war Rahul, aus Singapur, den wir heute Abend im „Hôtel Le Résinier“ treffen würden.
    Er kommt mit dem Flieger über Paris und Bordeaux. Von dort wollte er ein Taxi zum achtunddreißig Kilometer entfernten Hotel nehmen, eine lange Anreise aus Singapur.
    Das Treffen wird bestimmt lustig, ganz zu schweigen davon was es alles zu erzählen gibt, sicherlich das Highlight des Tages.

    Unsere heutige Wanderung dagegen war alles andere als ein Highlight, mit jedem Kilometer nahm die Trostlosigkeit in der Einsamkeit zu. Kein Wunder, welcher Depp wollte hier schon wandern?

    Hier gab es nichts, absolut gar nichts, was unser hätte Auge verwöhnen können, nur Wald und irgendwelche komischen Wald- und Feldwege. Dazwischen bis zum Horizont riesige, brachliegende, landwirtschaftliche Anbauflächen mit Bewässerungsanlagen in einer Dimension, wie wir sie zuvor noch nie gesehen hatten.
    Einmal davon abgesehen, dass dieser „natürliche Wald“ ein junger, unansehnlicher Wald mit niedrigem Baum- und Buschbewuchs war, nach meiner Kategorisierung aus den voran gegangenen Wanderabschnitten gerastert als „Schmuddelwald“, passierten wir immer öfter kilometerlange Kiefer-Monokulturen.

    In Reih- und Glied bis zum Horizont gepflanzt, zwischenzeitlich auf eine niedrige Höhe von acht- bis zehn Meter herangewachsen und von schwacher Gestalt, waren diese endlosen „Kieferplantagen“ an Trostlosigkeit kaum zu überbieten.
    Hinzu kam der wolkenbedeckte Himmel, der es nicht versäumen wollte, auch seinen Beitrag zur Depression zu leisten.

    Bereits bei der Planung hatten wir schon darüber gerätselt, wie wohl der Abschnitt zwischen Bordeaux und der Atlantikküste aussehen würde. Uns fehlte die Vorstellungskraft und im Internet fanden wir auch keine brauchbaren Informationen darüber, nun wissen wir es.

    Immer wieder kamen wir an eingezäunte Kieferplantagen die über einen vermeintlich vorhandenen Waldweg hinweg gepflanzt wurden, dann war der Weg auf einmal futsch was uns jedes mal Umwege bescherte. Einmal mussten wir deshalb etliche Kilometer auf der Bundesstraße „Avenue Saint-Jacques de Compostelle“ latschen, der Name sagt schon alles. Merkwürdig nur, dass es hier gar keinen Jakobsweg gab.

    Wir waren genervt und verfluchten die Akteure die das zu verantworten hatten.

    Die Bundesstraße hatte aber auch einen Vorteil, wir kamen so am „Bistro 287“ vorbei. Das Bistro war eine Art Raststätte an der Bundesstraße, ziemlich miese Kaschemme, aber geöffnet und etwas zu essen gab es auch. Ein idealer Platz für eine Rast in dieser Einöde und der Einzige. Die Gäste, meist Fernfahrer, waren ziemlich schräg, aber der Wirt war ganz okay.

    Wieder aufgewärmt und Steak-gestärkt waren wir gerüstet für weitere Monokulturen. Die große Frage war, was machen die mit diesen abertausenden gakelig-kleinen Kieferbäumen?
    Wir kamen nicht wirklich drauf, dachten aber an Pellets zum Heizen, das Einzige was uns einfiel.

    Die Kieferplantagen endeten erst unmittelbar vor Le Barp.

    Es war ein weitläufiger Ort mit viel Platz zwischen den Häusern. Es gab sogar einen Marktplatz mit geöffneten Geschäften.

    Unser Hotel, das „Hôtel Le Résinier“ machte einen soliden Eindruck. Es gab darin ein Feinkostgeschäft, ein ansprechendes Bistro und ein feines Restaurant in dem man sich abends von „Pinguinen“ verwöhnen lassen konnte.
    Die Zimmer waren okay und verteilten sich auf verschiedene Gebäude. Nach hinten gab es noch einen großen Garten mit Pool, keine Option für diese Jahreszeit.
    Alles in allem war das Le Résinier eine gute Wahl.

    Nachdem wir uns am Marktplatz mit diversen französischen Leckereien eingedeckt hatten, Pausensnacks für die morgigen Wanderung, klingelte auch schon das Telefon, es war Rahul.
    Wir begrüßten uns herzlichst im Bistro, voller Vorfreude auf die bevorstehende, gemeinsame Wanderung. Wir hatten uns auch schon lange nicht mehr gesehen.

    Der Spätnachmittag ging nahtlos in den Abend über, so viel gab es zu erzählen, so viel zu besprechen so viel zu planen.
    Nur gut, dass ich keinen Alkohol trinke und Marion sich immer vornehm zurückhält. Ganz im Gegensatz zu Rahul, der natürlich die erste Gelegenheit nutze und den französischen Wein für wenig Geld reichlich kostete. In Singapur ist französischer Wein kein günstiges Luxusvergnügen.

    Wir werden ganz entspannt zwei Nächte im Hotel bleiben. Am Ende des morgigen Tages lassen wir uns vom Taxi am Tagesziel, der „Église Notre-Dame“ in „Lugos“ abholen und zurück zum Hotel bringen. Übermorgen werden wird wieder bei der Kirche starten und „Le Barp“ endgültig den Rücken kehren.

    Am Ende des kurzweiligen Abends war klar, alle freuen sich auf morgen und die gemeinsamen Wanderungen, die uns im Verlauf bis nach San Sebastian in Spanien bringen werden.
    Nun denn, auf zu neuen Ufern.
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  • 日28

    Zu dritt

    2019年5月18日, フランス ⋅ 12 °C

    T5, Tag 28, WT 23:
    Le Barp – Lugos, Église Notre-Dame (20,5 km, H160, A190), reine Gehzeit 4:05, Samstag, 18.5.2019

    Bereits beim Frühstück war es schon wieder recht lustig. Mit Rahul gab es immer etwas zu lachen, ein witziger Typ.
    Eigentlich kommt er aus Kaschmir in Indien, lebt aber mit seiner Familie seit vielen Jahren in Singapur. Dort bekam Rahul als jugendlicher von der Regierung ein Informatik-Stipendium, danach bleib er. Seit dreizehn Jahren sind wir Geschäftspartner und haben in Singapur ein gemeinsames Unternehmen.

    Wir zwei „Wanderprofis“ wussten nicht so recht was wir von unserem neuen Wanderbuddy erwarten sollten. Zwar hatten wir ihn gut gebrieft, aber wir rechneten dennoch mit allem, zum Beispiel mit schlechter Ausrüstung, wer geht in Singapur, bei dreiunddreißig Grad Tagestemperatur und neunzig Prozent Luftfeuchtigkeit, schon langstreckenwandern? Wir jedenfalls nicht!
    Auch hatten wir Bedenken bezüglich seiner Kondition, unsere Tagesstrecken waren meist lang und brachten uns mittlerweile trainierte schon hart an unsere Grenzen, wie würde es dann erst Rahul ergehen? Auch das Trainieren in Singapur war bei dem Klima dort alles andere als easy, außer man geht ins klimatisierte Fitnessstudio.
    Wie auch immer, wie sich herausstellte waren alle unsere Befürchtungen unbegründet, sein Equipment war mindestens genauso gut -, wenn nicht noch besser, als unseres und seine Kondition versetzte uns ins Staunen.
    Wir waren alle auf dem gleichen Level, das entspannte das gemeinsame Projekt.

    Gegen halb elf schlichen wir uns bei immer noch bedecktem Himmel aus dem Ort.

    Unsere Wanderung führt uns heute zur gut zwanzig Kilometer entfernten „Église Notre-Dame“, in „Lugos“, einem Kaff mit knapp eintausend Nasen. Dort haben wir uns mit einem Taxi verabredet das uns wieder zurück ins Hotel bringen sollte und morgen wieder zurück hierher.

    Die Idee mit mehreren Übernachtungen an einem Ort, dafür aber Taxitransfers zu den jeweiligen Start- oder Endpunkten, gefällt uns immer besser. Man bekommt so mehr Urlaubsfeeling, lebt nicht nur aus dem Koffer, und hat nicht ständig das Gefühl auf der „Flucht“ zu sein.

    Unsere verhassten Fichten-Monokulturen scheinen für heute erst einmal der Vergangenheit anzugehören. Stattdessen fanden wir uns in einer schönen Heidelandschaft wieder. Der Horizont und unser Wanderweg waren eine Einheit, viele Kilometer geradeaus, nicht gerade abwechslungsreich, aber immer noch deutlich besser als Monokulturen.
    Dennoch war es kurzweilig weil es immer noch viel zu quatschen gab. Auch der Himmel meinte es gut mit uns und überzeugte mit seinem Blau.

    Mit dem zehnten Kilometer, genau zur Hälfte der Tagesstrecke, beglückten wir die siebentausendvierhundert und elf Bewohner von „Salles“.

    Als wir an der Bundesstraße den Erstbesten, geöffneten Imbiss entdeckten (Untere Kategorie), nutzen wir die Gelegenheit für einen Snack, wer weiß, wann- oder ob überhaupt, die Nächste kommt. Der Wirt machte mit uns vermutlich seinen gesamten Tagesumsatz, wir hielten ihn ordentlich auf Trab.
    Später, noch in Salles, entdeckten wir deutlich bessere Snack-Gelegenheiten, beispielsweise ein schönes Café mit einer ordentlichen Kuchenauswahl, Pech, wir waren bereits so abgefüllt, dass nichts mehr ging.
    Nach einem kurzen Abstecher zur „Église de Salles“ und drei Kilometer weiter hatte uns die unberührte Monokultur wieder. Ja, hier waren sie wieder, die geliebten Kieferplantagen, auch Rahul sollte das Vergnügen haben sie kennen zu lernen.

    Unser Wanderweg mündete nach gut fünfzehn Kilometer in die Bundesstraße „D108E3“, der „Route du Lanot“. Die „Bundesstraße“ war so gut wie unbefahren, was die restlichen fünf Kilometer bis zur Kirche in Lugos deutlich entspannte.

    Da wir zu früh am vereinbarten Treffpunkt waren mussten wir noch einige Zeit auf das Taxi zu warten. Die Kirche „Église Notre-Dame“, der Name war ja wohl völlig übertrieben, gab leider auch nicht allzu viel her.

    Auf dem Weg zurück zum Hotel war die Unterhaltung mit dem Taxifahrer ziemlich angeregt.
    Rahul hat das Talent fremde Manschen furchtlos anzusprechen und in kürzester Zeit in angeregte Gespräche zu verwickeln. Dabei sind seine Fragen oft derart direkt und manchmal auch indiskret, dass Marion und ich direkt rote Ohren bekommen, so auch hier. Nach kürzester Zeit wussten wir alles über unseren Fahrer, er über uns nichts, der Arme.

    Abends wollten wir uns dann im feinen Restaurant unseres Hotels mal so richtig von den Pinguinen verwöhnen lassen. Zwar hatten wir nicht reserviert, bekamen aber als Hotelgäste dennoch einen Tisch.
    Als ich mich jedoch erdreistete meinen unbequemen Stuhl gegen einen bequemeren vom noch leeren Nachbartisch ohne Genehmigung auszutauschen, kam unverzüglich unser „Garcon“ angeschossen und wurde so richtig böse. Er riss mir den Stuhl aus der Hand und knallte ihn zurück zum Nachbartisch. Bei dem habe ich wohl verschissen, na ja, morgen sind wir ja eh hier weg.
    Trotzdem hatten wir noch einen lustigen Abend bei dem Rahul seine „Weinprobe“ ausgiebig fortsetzte. Marion und ich wunderten uns über sein Durchhaltevermögen. Wenn wir aus Singapur zurückkommen, sind wir wegen des Zeitunterschiedes meist gegen achtzehn Uhr Bett reif.
    Rahul hingegen schien gegen Jetlag immun zu sein.
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  • 日29

    Papierfabrik

    2019年5月19日, フランス ⋅ 14 °C

    T5, Tag 29, WT 24:

    Lugos (Église Notre-Dame) - Parentis-en-Born (24 km, H170, A170), reine Gehzeit 4:44, Sonntag, 19.5.2019

    Nach dem Aus-Checken saßen wir wieder im Taxi unseres marokkanischen Fahrers auf dem Weg zur Kirche nach Lugos, Endpunkt der gestrigen Wanderung.
    Rahul nutze die Gelegenheit, um ihm noch schnell seine wirklich allerletzten Geheimnisse zu entlocken. In der Regel fängt das immer mit einem harmlosen „My friend, tell me …“, an...
    Bei der Kirche angekommen war er endgültig „blank“, alles ausgespuckt und Rahul zufrieden. Zur „Belohnung“ gab es fettes Trinkgeld.

    Die heutige, vierundzwanzig Kilometer kurze Wanderung, führt uns zum „Le Petit Bôo, Guesthouse La Burle“, in „Parentis-en-Born“. Wir wollen dort nicht übernachten, es ist vielmehr der vereinbarte Treffpunkt an dem uns einer der beiden Gastgeber der „Villa Baccara“ in „Mimizan“, unser Domizil für die kommenden Tage dort, hoffentlich abholt.

    Das Prinzip der Mehrfachübernachtungen und täglichen Transfers zu den jeweiligen Start- oder Endpunkten der Tagesetappen, wollen wir diesmal auch von der Villa Baccara in "Mimizan" aus realisieren. Sage und schreibe drei Mal werden wir dort Übernachtungen, inklusive des freien Dienstags.

    "Mimizan" ist dafür prädestiniert, denn die Stadt mit ihren rund siebentausend Einwohnern liegt direkt am Atlantik und wird, nicht zuletzt wegen ihres schönen Strandes, auch als "Perle der Côte d'Argent" bezeichnet, na schauen wir mal …
    Zum ersten Mal werden wir heute also, wenn unser Plan denn aufgeht, den Atlantik sehen. Unsere Erwartungen, vor allem Marions und meine, sind, nachdem was wir dafür bisher alles geleistet haben, riesig, die Vorfreude grenzenlos, endlich am Meer!

    Die „Route de Casaque“ entfernte uns von der „Église Notre-Dame“ um uns, einen guten Kilometer weiter, wieder an endlosen- und mickrigen Kieferplantagen zu „erfreuen“. Der langweilige Weg dazwischen, geradeaus bis zum Horizont, gehört zum Bild der mickrig-Kiefer-Plantagen. Nur gut, dass wir uns stets viel zu erzählen haben.

    Nach dem sechsten Kilometer mündete unser Weg in die „Route de Sanguinet“, eine Landstraße, nahezu unbefahren, dreieinhalb Kilometer geradeaus bis zur Bahntrasse und dazwischen einmal mehr unsere geliebten Plantagen. Ein paar Häuser am Straßenrand waren die einzige Abwechslung fürs Auge. Der graue Himmel gab der Tristesse der Landschaft auch noch den entsprechenden Rahmen.

    Irgendwann überquerte die Straße die Trasse des „TGV“, des französischen ICEs, wobei der Vergleich etwas hinkt, der ICE kann bei Comfort und Geschwindigkeit hier vermutlich kaum mithalten.

    Von nun an war der Weg neben der Trasse für die nächsten zwei Kilometer der Unsrige. Zwar war auch er einsam, endlos und langweilig, aber alle paar Minuten kam der TGV mit 300 angeschossen, eine willkommene Abwechslung, Servus TGV.

    Mit dem zwölften Kilometer hatten wir genug TCVs gebührend begrüßt, kehrten der Bahntrasse den Rücken und folgten rechts einem weiteren Feldweg.
    Erwähnenswert sind an diesem Abschnitt die gigantischen, noch unbestellten Kreisfelder. Jedes exakt kreisrund, circa einen Kilometer im Durchmesser und voll ausgestattet mit einer genauso gigantischen, fahrbaren Bewässerung. Größenwahn pur, Monokultur vom Feinsten, nichts für einen Bayern mit Bio-Bauern-Ambitionen.

    Es wäre mühsam den weiteren Wanderverlauf zu beschreiben, eine Tristesse jagte die andere. Immer wieder kümmerliche Kieferplantagen bis zum Horizont, dazwischen die gigantischen- und brachliegende Monokulturfelder, und schließlich der Weg, immer geradeaus bis zum Horizont. Einzig der blühende Ginster dazwischen bot den vom Grün der Kiefern und Braun der Felder geschundenen Augen etwas Erholung.

    Irgendwann standen wir vor unserem Tagesziel, dem „Le Petit Bôo, Guesthouse La Burle“, in „Parentis-en-Born“, ein kleiner Ort der eigentlich gar keiner ist, weil die Häuser sehr weitläufig- und hinter Bäumen versteckt, verteilt sind.

    Eine halbe Stunde später kam Frank, einer der beiden Gastgeber in seinem panzerähnlichen-, überdimensionalen SUV-Mercedes.
    Als Dauerwanderer ist Autofahren immer wieder ein besonderes Erlebnis. Man muss sich durch die hohe Geschwindigkeit neu fokussieren, zu sehr hat man sich an die Schrittgeschwindigkeit gewöhnt. Alles fliegt dann an einem vorbei, die detaillierte Betrachtung muss dann einer Oberflächlichen weichen, für die ersten paar Minuten ein seltsames Gefühl.

    Während der Fahrt erblickten wir, gleich hinter dem Ortsausgang von „Parentis-en-Born“, eine gut dimensionierte Papierfabrik mit ihren qualmenden Schloten, ihren Namen gab sie nicht preis. In „Mimizan“ sollte es später noch eine weitere geben.
    Jetzt war klar, warum wir all die tristen Kiefernplantagen ertragen mussten, es war das Futter für ihre Schlunde. Unglaublich wie diese Monster einen Landstrich derart mit Monokulturen verwüsten dürfen. Liebe Lokalbürger ich frage mich, ob es Euch das Wert ist, vermutlich nicht. Wir jedenfalls, liebe Baumfress-Monster, hätten gerne Schmerzensgeld für schier unerträgliche-, visuelle Qualen.

    Frank öffnete das ferngesteuerte Grundstückstor zur Villa Baccara, nicht minderüppig wie der SUV und rein größenmäßig durchaus vergleichbar mit „Hollywood“, jedoch neuer und würfelig. Der Villa fehlt jedoch, im Vergleich zu Hollywood, der Charakter und der Charme, es fehlt das Außergewöhnliche.
    Das parkähnliche Gelände drumherum war riesig. Hier wurde geklotzt, keine Frage, Geld war anscheinend nicht das Problem.

    Das Wohnzimmer, der erste Raum den man unweigerlich nach dem Eintreten passierte, war mehr eine Halle bis unters Dach der zweigeschoßigen Villa. Umlaufend im Obergeschoß eine Galerie von der aus sich die oberen Zimmer abzweigten.
    Marion und ich bekamen ein Zimmer im Erdgeschoß, direkt neben dem großen Pool. Alles war vom Feinsten und geschmackvoll eingerichtet, wir waren zufrieden, die Villa Baccara war eine sehr gute Wahl.
    Auch der zweite Gastgeber begrüßte uns herzlich, Frank und er waren ein Pärchen.

    Eine Stunde später saßen wir wieder im SUV, auf dem Weg zum Strand von "Mimizan".

    Frank fuhr uns bereitwillig, denn unsere Unterkunft war gut drei Kilometer vom Zentrum- und rund zehn vom Strand entfernt. Insofern ist die Villa Baccara für Wanderer nicht unbedingt geeignet. Wir freuten uns aber über seine Hilfsbereitschaft. Geld wollte er zunächst keines von uns nehmen. Er meinte wir machen das später, was immer das auch zu bedeuten hatte. Ich als notirischer Negativdenker, hatte da bereits so eine Vorahnung wollte aber, tiefenentspannt wie ich nach so vielen Wandertagen bereits war, eben nicht schon wieder negativ denken.

    Da standen wir nun, bei strahlender Abendsonne an diesem gigantisch- tollen Strand, endlich. Vor allem Marion und ich konnten unser Glück kaum fassen. Es war so unglaublich hart für uns bis hier her zu gehen. Nur noch wenige Tageswanderungen und wir würden jeden Tag diesem endlosen Strand folgen, eine unglaublich ergreifende Vorstellung.

    Der Strandstadtteil von Mimizan musste natürlich viele Touristen genügen, dennoch gab keine unangenehme Bauweise, insbesondere keine Hochhäuser. Es gab Hotels, Appartementhäuser, Guesthäuser, Geschäfte und Restaurants, fast alles zu dieser Jahreszeit jedoch noch im Halbschlaf.

    Die Strandbar „A Noste“ mit direktem Blick auf den Atlantik, war geöffnet und unsere einzige Wahl.
    Wir hatten einen tollen- und wie immer lustigen Abend, mit lecker Essen und viel Spaß. Marion und Rahul kosteten den einen oder anderen Wein, ich als Anti-Alkoholiker, verkostete französische Cola Light mit Eis. Wie gerne hätte ich mir zur Feier des Tages und angesichts des bestimmt leckeren französischen Weines, einen Ordentlichen „hinter die Birne“ gekippt. Ich blieb standhaft, so wie die letzten, fast dreißig Jahre zuvor, auch.
    Dafür habe ich morgen bestimmt keinen Kater, eine gerechte Belohnung für meine Abstinenz.

    Ein toller erster Abend am Atlantik, wir waren voller Vorfreude auf das was noch auf uns wartete.

    Der letzte Streckenabschnitt vor "Mimizan" morgen versprach Spannung, hoffentlich diesmal ohne mickrig-Kiefer-Plantagen.
    Und ganz zu schweigen von Übermorgen, da haben wir einen ganzen Tag Urlaub in der herrlichen Villa Baccara in "Mimizan".
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