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- Apr 22, 2024
- ⛅ 28 °C
- Altitude: 506 m
- MoroccoDrâa-TafilaletCaïdat de M’Hamid29°50’48” N 6°12’38” W
Die Wüste (er)lebt …
April 22 in Morocco ⋅ ⛅ 28 °C
Wüste - nichts als Wüste! Es war uns klar, dass dort nichts ist, aber wenn man das erste Mal in diesem endlosen Nichts ist, kann man es schlichtweg nicht begreifen.
In einem 4x4-Toyota sind wir vom Wüstendorf M‘Hamid für eine 2-Tages-Tour aufgebrochen. Unser Fahrer namens Mohammed (herzlich, freundlich, umsichtig) musste noch kurz zum Tanken. Problem: in M‘Hamid gibt’s keine Tankstelle! Lösung: jede KfZ-Werkstatt (und das Dorf besteht gefühlt zu 50% aus Werkstätten) verkauft Benzin und Diesel aus Kanistern (Wasserkanistern) - Einfüllen mit Trichter, Bezahlung pi mal Daumen je Liter …
Aufgetankt ging es dann weiter durch das Beton-Western-Dorf mit Häusern rechts und links der Straße bis diese Straße…
… aufhörte! Einfach so! Das Ende der Welt und mit einem Mal waren wir auf einer Sandpiste. Oder zwischen vielen Sandpisten. Nicht das besonders viele Autos fuhren - aber es schien, dass jeder einfach irgendwo zwischen den Eukalyptus-, Akazien- und NoName-Sträuchern durch den feinen Sand fuhr und wohl irgendwie ans Ziel kam. Wir hatten 60km vor uns bis zu unserem Camp und ich war völlig geflashed von der Umgebung, dem ständigen Wechsel zwischen flacher Sand- und hügeliger Geröllwüste. Mohammed hatte sichtlich Spaß und wir auch. Beate musste an die spanische Ralley-Kolonne im Hafen von Algeciras denken. Alle Autos aufgemotzt, getunt und die Typen entsprechend ausgestattet. Unser Driver hingegen fuhr in Sandalen, phasenweise auch ohne diese, meist einhändig über die Dünen, durchs Geröll und machte permanent einen total vetrauenserweckenden Eindruck. Greta jubelte vor Glück bei jedem Drift über einen Hügel und sogar Beate konnte (dank 50mg Diphenhydramin) die Tour genießen. „Schluckt unseren Staub!“ war Gretas Spruch des Tages während dieser Ralley.
Believe it or not - aber Mohammed hat mir sogar noch während der Fahrt einen Recharge-Code fürs Handy besorgt - schließlich hatte er ja noch eine Hand frei und das Wort „Funkloch“ scheint es im Arabischen nicht zu geben.
Von unserem Campground war noch eine deutsch-französische Familie im zweiten 4x4-Toyota mit uns unterwegs und so hatte Greta mit Matz aus Bielefeld (gibt’s!!!) sogar noch einen Spielkameraden auf der Tour dabei.
Die Kommunikation mit Mohammed war fantastisch. Wir fragten ihn irgendetwas (auf Englisch) und er antwortete irgendwas (auf Englisch) - leider meist ohne Zusammenhang. Aber wir verstanden uns dennoch irgendwie. Mohammed war wahnsinnig umsichtig und hatte ein gutes Auge. Er zeigte uns Brunnen mitten im Nichts (miN), Verkaufsstände für Stofftiere aus Kamelhaar miN und dann plötzlich Vollbremsung miN. Mohammed reißt die Tür auf und sprintet zu einem vermeintlichen Loch, in dem auch Beate gerade noch zwei Ohren hatte weghuschen sehen. Mohammed hat dann mal den Arm reingesteckt und weil dies erfolglos blieb, kurzerhand versucht den Bau aufzugraben. Aber der Fennek (kleiner Wüstenfuchs) war verschwunden.
Weiter ging es zu einer Straußen-Farm. Diese tauchte einfach so auf und genauso tauchten zwei schrankgroße Vögel neben unseren Autos auf. Die zwei waren neugierig und natürlich klassisch konditioniert - Tourist = hat Essen dabei! Ohne Scheu liefen sie um uns und zwischen uns durch und Mohammed und Kollege konnten erfolgreich für die Kids (WWF-Mitglieder jetzt bitte überspringen) jeweils eine Straußen-Feder ergattern. In diesen Momenten bekam man eine Vorstellung in welchen km/h-Bereich diese Exemplare vordringen können und die Beschleunigung von Null auf 60-70 war beeindruckend.
Nächster Stopp war dann an einer alleinstehenden Behausung, in der wir mit Tee und Datteln im Zelt empfangen wurden. Eine Frau zeigte uns die Kunst des Brotbackens in der Wüste. Auf einem rauchenden Hügel vor dem Zelt legte sie einfach einen flachen Teigfladen auf die heiße Asche und bedeckte das Brot komplett mit Asche. Nach gerade einmal 10 Minuten und einer Wendung war das Brot fertig und wurde mit einem Tuch sorgfältig von der Asche befreit und uns zum Kosten gegeben. Es war einfach lecker.
Genauso wie das Mittagessen, das uns unsere Fahrer wenig später in einer nahegelegenen Oase zubereiteten. Wir verbrachten dort die heißen Mittagsstunden, bevor wir dann weiter zu unserem eigentlichen Dünen-Camp fuhren.
Es war beeindruckend. Direkt hinter unserem Zelt begann die Erg Chegaga, die Sandwüste im Süd-Osten Marokkos nahe der algerischen Grenze. Wir konnten es kaum erwarten, nach dem obligatorischen Willkommens-Tee die hohen Dünen zu erklimmen. Es lässt sich nicht fassen, dort oben zu sitzen und diese endlose leere rostrote Weite zu sehen und zu spüren. Die letzten 15m auf der Düne ging es nur noch kriechend nach oben und aufgrund der Hitze pumpten wir wie die Maikäfer. Der Wind prasselte uns den feinen Sand ins Gesicht, in Mund, Nase, Ohren. Aber das war in diesem Moment egal. Der Gipfel in 300m Höhe fühlte sich an wie „the Top of the World“.
Vor dem Abendessen im Freien genossen wir auf dem Rücken von Dromedaren die Wüstenstimmung bei Sonnenuntergang. „Es ist wie ein Traum“, sagte Greta immer wieder und war tiefenentspannt im Sattel von „Stubs“.
Glücklich aber auch fertig wie „a Päckla Resi“ wollten wir dann nur noch in unser Wüstenbett. Sternenhimmel gab es leider nicht, denn wir hatten Vollmond und es war richtig hell.
Eine ruhige Nacht hatten wir aber auch nicht, weil Greta wohl aufgrund der Hitze und der Aufregungen des Tages über Bauchschmerzen und Übelkeit klagte. Und so saßen wir bis zwei Uhr morgens auf einer Decke auf der kleinen Düne oberhalb unseres Zeltes, ließen uns vom Mond beleuchten und massierten den Bauch von Greta.
Die Ralley zurück nach M’Hamid am nächsten Tag war dann für sie weniger lustig. Doch am Pool unseres Campgrounds ging es dann langsam aufwärts.Read more
Traveler Wau das sind Wunderschöne Bilder. Ich wünsche euch weiterhin viel Freude auf euerer großen Reise. Grüße Jürgen 🙋♂️
Traveler Vielen Dank!
Traveler Nicht nur wunderschöne Bilder, auch eure "Erlebnisberichte" sind immer super. Wir warten beim lesen schon auf den nächsten!
Traveler Das freut uns natürlich sehr! Und das Schöne ist: irgendwas erlebt man hier immer 😉