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- Dec 19, 2024, 8:33 AM
- 🌬 14 °C
- Altitude: 313 m
- New ZealandWellingtonWellington CityRedwood41°9’33” S 174°48’37” E
Der Sturm vor Wellington
December 19 in New Zealand ⋅ 🌬 14 °C
Als ich aufwache regnet es leicht und der Wind lässt die Plane meines Zeltes immer wieder gegen meinen Kopf flattern. Zuerst will ich gar nicht aufstehen, aber dann reiße ich mich zusammen und beginne den Tag.
Es ist grau und kühl, aber zuerst sieht es so aus, als würde der Regen weniger werden, als ich den Campingplatz verlasse. Der Trail führt mich über 700 steile Stufen hinauf und Kyle, der kurz nach mir gestartet ist, holt mich bald ein. Oben angekommen, merke ich, dass das Wetter keineswegs besser wird. Eine graue Nebelwand nimmt mir jede Aussicht auf dem Colonial Knob und zu allem Überfluss muss ich mich plötzlich gegen einen stürmischen Wind stemmen, der mal von vorn, mal von der Seite kommt und mich regelmäßig ins Straucheln bringt. Es ist kalt, der Wind fetzt mir den eisigen Nieselregen ins Gesicht und ich weiß nicht, wozu ich überhaupt hier oben bin.
Glücklicherweise liegt der Berg recht bald hinter mir und ich trotte mit nassen Füßen eine abgelegene Straße entlang. Nach einer kurzen Pause in einem Bushäuschen geht es auf den nächsten Berg, hinter dem Wellington liegt, die Hauptstadt Neuseelands.
Zuerst geht es ganz gut mit dem Wind und solange ich mich bewege ist mir auch nicht kalt, obwohl mittlerweile nicht mehr viel an mir trocken ist. Ich passiere eine Abzweigung nach Johnsonville, einem Vorort von Wellington. Der Trail führt mich aber weiter auf den Berg hinauf.
Fest entschlossen marschiere ich weiter. Der Wind ist brutal und wird mit jedem Höhenmeter mehr zum Problem. Ich befinde mich auf einem breiten Weg, kann also nicht heruntergeblasen werden, aber ich sehe mittlerweile fast nichts mehr, da der Wind den Regen von vorn in meine Augen schleudert und komme aufgrund der Böen nur noch in einem stolpernden Schneckentempo voran. Dieser Wind muss stärker sein als am Mt. Crawford in den Tararuas! Und das auf nur 300m Seehöhe und so kurz vor Wellington! Neuseeland hat wirklich wahnsinnige Wetterlagen.
Ich muss einsehen, dass mein Unterfangen dumm und sinnlos ist. Mir ist mittlerweile bitterkalt, ich komme kaum vorwärts, ich bin nass bis auf die Unterhose und der Weg in die Stadt ist noch immer 12km lang. Ich drehe um.
Zurück an der Abzweigung gehe ich nach Johnsonville, wo ich wie durch ein Wunder nur wenige hundert Meter entfernt eine Bushaltestelle finde, an welcher innerhalb von zwei Minuten ein Bus kommt, welcher mich ohne Umsteigen bis zu meinem Hostel bringt, welches ich mit Nico, Anna und Deni gebucht habe. Die drei haben sich heute wohlweislich dazu entschieden nicht zu wandern und sind in Wellington geblieben.
Im Bus ist mir noch kälter als unterwegs und als ich am Hostel ankomme, zittere ich am ganzen Körper. Während ich einchecke macht Anna mir einen heißen Kaffee und anschließend schicken sie und Nico mich direkt unter die warme Dusche.
Als ich wieder etwas Trockenes anhabe, besuche ich mit meinen beiden Deutschen Freunden am Nachmittag das beeindruckende Wellington Museum. Besonders die Ausstellung über Neuseelands Beteiligung am 1. Weltkrieg hinterlässt bei uns Eindruck, gemischt mit einem wohl angebrachten Gefühl des Grauens.
Später an diesem Tag hole ich mein Paket von der Post, das ich von Auckland hierher geschickt habe. Der Mann am Schalter ist richtig nett, erkennt sofort, dass ich eine TA-Wanderin bin und gibt mir den Tipp, meine Resupply-Boxen - dazu morgen mehr - in einer anderen Filiale zu besorgen, da die entsprechende Größe hier bereits von anderen Wanderern aufgekauft wurde und sie erst am Montag Nachschub erhalten.
Abends koche ich mit Anna, Nico und Dec aus England ein gutes Curry. Wir werden ein paar Tage in Wellington verbringen und Dinge organisieren, bevor es am 23.12. soweit ist und wir die Fähre Richtung Südinsel besteigen!Read more
Traveler Du bist soo badass