- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
- May 4, 2024
- ☁️ 16 °C
- Altitude: 11 m
- PortugalPortoAguçadouraAldeiaPraia de Paimó41°25’46” N 8°47’4” W
Tag 3: Labruge - Aguçadoura (~ 20 km)
May 4 in Portugal ⋅ ☁️ 16 °C
Ich schlafe ganz passabel, dafür dass ich relativ lange zum Einschlafen gebraucht habe und werde nur selten wach. Wie immer gibt es aber einige Frühaufsteher, die schon vor 6 Uhr mit ihren extra lauten Plastiktüten rascheln und als kurz nach 7 auch die beiden Italienerinnen in den unteren Betten beim Packen lautstark erzählen, gebe ich auf. Daniela neben mir hat schon fast fertig gepackt, während Anna auch gerade wach wird. Sie ist überzeugt, dass die Frau unter ihr bereits nachts um 1 gegangen ist und nicht nur kurz auf Toilette war.
Ich mache mich in Ruhe fertig und packe meine Sachen, was die ersten Tage noch erstaunlich lange dauert. Als ich um kurz vor 8 die Schuhe anziehe, treffe ich Heike, der der gestrige Tag noch sehr zu schaffen macht. Gemeinsam mit Anna laufen wir los, kommen aber nur ein paar Minuten weit, bis uns Daniela von einer Terrasse aus einem Café aus zuwinkt. Also gehen wir erstmal frühstücken und lernen noch eine weitere deutsche Frau kennen, die in (gut eingelaufenen) Flipflops läuft. Die Stimmung ist trotz gemeldetem Regen noch gut.
Die ersten KM laufe ich anschließend zusammen mit Anna und Heike, als sie aber nach nicht mal einer Stunde Pause auf einer Bank ohne Aussicht planen, verabschiede ich mich. Mit Daniela haben wir ausgemacht, uns im ersten Café in Vila do Conde zu treffen, da man dort entscheiden muss, ob man dem Küstenweg folgt oder nach Rates auf den Central wechselt.
Unterwegs fängt es wieder an zu regnen, ich gehe aber davon aus, dass es ähnlich wie gestern immer nur kurze Phasen sind, zwischen denen man genug Zeit zum Trocknen hat. Falsch gedacht, aber bis ich das realisiere, bin ich schon bis auf die Unterwäsche durchweicht, sodass das Cape auch nicht mehr helfen würde. Und solange es regnet, traue ich mich auch nicht den Rucksack zu öffnen. Ich laufe also stur weiter, dank dem Wind wird mir auch noch kalt und die Jacke speichert das Wasser bekanntermaßen statt es abzuhalten. Die Strecke ist auch nicht schön, sondern führt durch Ortschaften statt an Strand entlang.
Ich erreiche Vila do Conde schon um halb 11, sehe aber kein offenes Kaffee, vor allem nicht vor dem Abzweig nach Rates. Da es gerade kurz nicht regnet, bleibe ich ein paar Minuten auf einer Bank sitzen und denke nach.
Nach Rates wären es noch rund 13 km und auch wenn ich bisher zügig durchkomme, ist mir das zu viel, vor allem weil Daniela gehört hat, dass davor ein ordentlicher Anstieg käme. Hierbleiben kommt aber auch nicht in Frage, wenn die Unterkunft erst um 15 Uhr öffnet, so viel Zeit kann ich auch in keinem Restaurant totschlagen. Also bleibt nur auf dem Küstenweg weiterlaufen, die Entscheidung ist also getroffen. Da ich nicht weiß, wie weit die anderen hinter mir sind und ob sie noch irgendwo Pause machen, habe ich auch keine Lust zu warten. Ich laufe also weiter, auch um warm zu bleiben.
Es regnet wieder mehr und seit einer Weile merke ich, dass sich durch die nasse Hose auch die Socken vollsaugen und meine Füße komplett feucht sind. Ich brauche jetzt doch eine Pause und so gehe ich ins nächste Café, trinke etwa heißes und esse erstmal was. Ich schicke ein paar jammernde Nachrichten an Freunde und lasse mich aufmuntern, dass das Wetter daheim auch nicht soo toll sei, im Regen laufen doch meditativ wäre und überhaupt. Also reiße ich mich zusammen und laufe weiter.
Der Regen hat erstmal aufgehört und ich mache eine kurze Pause, krame ein paar trockene Socken aus dem Rucksack und ziehe auch zur Sicherheit das Cape über.
An der nächsten Unterkunft laufe ich um halb 1 vorbei, die würde auch erst um drei öffnen und mit trockenen Socken ist das Laufen auch nicht mehr so schlimm, vor allem weil der Weg endlich wieder aus den Ortschaften raus ans Meer führt. Der Wind bläst von hinten und in etwas weniger als zwei Stunden erreiche ich eine Unterkunft, die um 14 Uhr aufmacht und direkt am Strand gelegen ist, das klingt machbar.
Die Strecke am Meer entlang ist sogar richtig toll, es windet so sehr, dass die Wellen wirklich beeindruckend sind und das Laufen wieder fast von selbst geht. Ich merke jedoch, dass ich zu lange feuchte Füße hatte und befürchte, mir heute Blasen zu holen. Da es wieder anfängt zu nieseln, gebe ich nochmal richtig Gas und schaffe die Strecke in 1,5 Stunden.
14:15 Uhr, hoffentlich hat die Herberge schon offen, denke ich, nur um kurz danach die junge Hospitaliera geschockt anzuschauen, die mir verkündet, dass sie bereits voll wären. Es können doch nicht wirklich 24 Menschen direkt vor mir innerhalb von 15 Minuten angekommen sein, die hätten mich doch bei der letzten Pause überholen müssen. Nein, erklärt sie mir, es seien viele Betten reserviert. Sie könne mir aber eine Matratze im Lagerraum/Abstellkammer anbieten, die einzig andere Alternative ist die Herberge in 8km, die aber auch nur wenige Betten hat.
Ich laufe sicher keine 8 weiteren km mehr und in einem Raum nur für mich schnarcht zumindest keiner, eine Nacht mit dünner Matte auf dem Boden werde ich schon überleben. Hauptsache erstmal duschen und trockene Sachen anziehen!
Anschließend sitze ich ein wenig in der Küche rum, aber da ich heute keine Lust auf Menschen habe, ziehe ich mich in meinen (leider fensterlosen) Raum zurück.
Ein kleiner Supermarkt ist auch wieder um die Ecke, wobei ich die hier im Vergleich zu meinen Erfahrungen aus Spanien für Pilger eher schlecht ausgestattet finde. Ich lege mir trotzdem ein paar Vorräte an, da ich nicht sicher bin, wie es sonntags in Portugal aussieht. Morgen soll es wieder regnen und ich habe nur die Wahl zwischen einer kurzen Etappe, bei der ich potentiell zu früh an der Herberge bin oder einer viel zu langen ohne Garantie dass noch etwas frei ist. Buchen kommt für mich auch nicht in Frage und überhaupt nervt mich die Situation heute.
Ich setze mich eine Weile an den Strand, auch wenn es ziemlich kalt ist und strecke wenigstens kurz die Füße ins Wasser (die leider wirklich nicht mehr blasenfrei sind). Das Meeresrauschen ist zwar toll, ich fühle mich aber nicht fit, hoffentlich habe ich mich nicht erkältet. Außerdem ist es mir einerseits zu einsam und andererseits habe ich auf Leute heute überhaupt keine Lust mehr. Also lege ich mich relativ früh wieder in meine Kammer und hoffe, dass die Stimmung nur dem allseits bekannten „Phänomen des dritten Tages“ geschuldet ist. Jannet hatte davor auch gewarnt, als Heike auf der Fahrt nach Porto nach ihren früheren Camino-Erfahrungen gefragt hat. Ich dachte zwar, dass das erst morgen, am dritten „richtigen“ Lauftag zuschlägt, aber mal sehen…Read more
Traveler Schade mit dem Wetter und ich hoffe ,das du trotz Blasen gut weiterkommen wirst . Lass dich nicht unterkriegen, meine Bewunderung hast du auf jedenfalls, ich denk an dich und danke für die schönen Bilder
Traveler Auweia. Das war aber heute eine echte Prüfung … Ich hoffe, dass die Blasen nicht zu schlimm sind und dass vor allem das Wetter besser wird. Meine Hochachtung hast du!
Traveler Mein Kommentar von eben ist weg. Ich sehe es wie oben. Deine Zähigkeit soll sich lohnen....
So cool, dass du das machst 😍 [Svenja]