Lissabon & Porto Covo
28 maj, Portugal
Portugal - unser Land Nr. 6 - lud uns nach Porto Covo ein, ein kleines Touristenstädtchen direkt an der Westküste. So langsam waren wir ja wieder akklimatisiert und so konnten wir auch mit dem Campingplatz auf höchstem europäischen Niveau wieder etwas anfangen. Alles brav parzelliert, organisiert und müllsortiert 😉 Greta war natürlich wieder sofort vom Pool begeistert. Das Wetter war wie seit nun über 2 Monaten bombig - aber es gab Wind und der war kalt.
Während die Mädels dort ein paar Tage am Strand verbrachten, machte ich mich per Taxi und Flix-Bus auf den Weg nach Lissabon.
Ich hatte mich riesig auf diese altehrwürdige Stadt gefreut, deren Namen schon so nach Sehnsucht, Abenteuer und Entdecker klingt. Aber aus mir bisher nicht ganz erfindlichen Gründen bin ich mit Lissabon bis zum Schluss nicht warm geworden. Es war eine unheimliche Hektik in der Stadt, jedoch nicht ausgelöst von der heimischen Bevölkerung sondern von den vielen vielen Touristen, die wie in Ameisenströmen durch die engen Gassen und Straßen Hügel rauf und Hügel hetzten und scheinbar ein Programm abspulten. Die ganze Altstadt war zudem voll geparkt mit Autos,
überall fuhren Pseudo-Plastik-TukTuks mit Touristen und in Kombination mit den alten Straßenbahnen machte das die Enge noch enger. Es war für mich schwer, dem Ganzen etwas Romantisches abzugewinnen. Und es machte es mir noch schwerer, irgendwelche Motive zu finden.
Ich machte mich am Folgetag auf dem Weg am Wasser entlang in Richtung „Ponte“ - so schlicht nennen die Portugiesen die berühmte Hängebrücke „Ponte 25 de Abril“. Das Wahrzeichen ist gemeinsam mit der Christus-Statue am gegenüberliegenden Ufer allgegenwärtig. Daneben gab es noch ein Denkmal zu Ehren der portugiesischen Entdecker und den „Torre de Belém“, ein alter Verteidigungsturm und erstaunlicher Touri-Magnet. Auf den POI-Listen der verschiedenen Internet-Portale stand er weit oben. Gut, ich war ja auch dort und stellte mich in die Schlange. Eine grobe Schätzung ergab, dass es wohl 1,5 Stunden dauern würde, bis ich dran war, da immer nur sehr wenige wieder rauskamen. Ich strapazierte Google und suchte nach Innenaufnahmen, die mir eher dunkle düstere Turmgemächer zeigten. Daher beschloss ich aus der Schlange zu treten und ab sofort mich nicht mehr zu stressen, unbedingt irgendwas sehen und toll finden zu müssen. Ich wollte mich stattdessen einfach amüsieren und nach 3 Monaten mit der Family ein paar Tage „mein Ding“ machen.
Daher entschloss ich mich zuerst einmal gut zu essen und das klappte in Lissabon hervorragend. Selbst in Restaurants direkt an den Hotspots wie der „Ponte“ oder der „Champalimaud Foundation“ konnte man richtig gut und gar nicht mal so teuer essen - und ich hatte jedes Mal volles Glück einen hervorragenden Sitzplatz mit Ausblick zu erhaschen.
Am Fernbahnhof „Oriente“ und auf dem sich anschließenden Expo-Gelände konnte ich dann noch die architektonischen Einflüsse der Weltausstellung von 1998 sehen. Dort hatte man das Gefühl, dass sich hier das alltägliche Leben abspielt. Hier waren hauptsächlich Einheimische, die am Wasser flanierten, sich in den Parks erholten oder in den vielen Restaurants auf dem Gelände aßen und sich amüsierten.
Für mich war Lissabon, wie eingangs erwähnt, nicht die Stadt, die mich umarmte. Vielleicht muss ich einfach nochmal kommen. Dennoch hat mich die Stadt auch weiter gebracht, weil ich dort merkte, dass dieses von Außen an einen herangetragene Müssen überhaupt nicht relevant ist. So toll viele Denkmäler, Museen, Schlösser und Brücken sind, so sehr sind sie irgendwie aber auch austauschbar unter diesen ganzen Städten - wenn es einen nicht wirklich zu einer ganz bestimmten Sehenswürdigkeit ganz persönlich hin zieht. Wichtiger ist für mich vielmehr DIE Atmosphäre, die eine Stadt für sich (und unabhängig der Touristen) ausstrahlt. Und da empfand ich Lissabon leider etwas schwach in meinen Augen oder vielleicht auch einfach „over-rated“, wie Astrid es nennen würde 😉
Es ist ein schmaler Grat: der Tourismus belebt eine Stadt und er kann Städte auch lebloser machen, wenn die - für mich sehr wichtige - unterschwellige Subkultur abhanden kommt. So, genug der Kritik auf hohem Niveau, es ist alles eine Frage des Geschmacks. Und wer weiß, vielleicht hab ich doch nochmal das Bedürfnis hierher nach Lissabon zurück zu kommen.
Die Mädels genossen derweil ihre Zeit am Meer und sendeten mir romantische Bilder vom Sonnenuntergang in Porto Covo.Läs mer
Resenär Lisboa ist immer wieder ein Traum. Viel Spaß in Porto
Resenär Meine Stadt war es nicht
Resenär Hast du Lisboa gemeint?
Resenär Ja! Ist halt immer Geschmackssache, aber ich hatte irgendwie andere Erwartungen.