• Simone Mätzler
  • Pirmin Roos

America del Sur

Coddiwomple (Englisch, Verb): “Absichtlich zu einem unbekannten Ziel reisen” Leggi altro
  • Schweiz-Vibes 🚡

    10 gennaio, Argentina ⋅ ☁️ 24 °C

    Was kann man alles in 19 Stunden erledigen? Von Zürich nach Syndey fliegen, alle Harry-Potter-Filme am Stück schauen, ein grosses Stück Pulled Pork im Smoker garen – oder wie wir: die nächste Etappe mit dem Bus fahren, von Mendoza nach Bariloche.

    Nach diesem Bus-Marathon (bei dem wir erstaunlich viel schlafen konnten) sind wir am nördlichen Rand von Patagonien angekommen. Man könnte auch sagen, in einer gut gemachten Kopie der Schweiz. Hotel Edelweiss, Chalet Suisse, Edificio Gstaad… Die Architektur mit ihren Chalets und hölzernen Gebäuden erinnert stark an ein Schweizer Bergdorf. Und in den Läden gibt’s bergweise Schoggi und Käse zu kaufen.

    Die Region um Bariloche war im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein beliebtes Ziel für europäische Einwanderer, darunter auch viele Schweizer. Das hat zu einer „interessanten“ Verschmelzung europäischer und lateinamerikanischer Einflüsse geführt.

    Auch die Landschaft hat verblüffende Ähnlichkeiten zur Schweiz. Auf Velo- und Wandertouren entdecken wir kristallklare Seen und gemütliche Refugios, das Pendant zu unseren SAC-Hütten. So etwa das Refugio Frey, benannt nach einem bedeutenden Kartografen und Bergsteiger – natürlich mit Schweizer Wurzeln.

    Alles bisschen gewöhnungsbedürftig für uns, weil es sich nicht mehr so nach Südamerika anfühlt. Aber insgesamt halt schon schön.
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  • Per Autostopp zum Abwaschjob

    25 gennaio, Argentina ⋅ ☀️ 24 °C

    Erstmal: Sorry für die Funkstille! Wir waren viel unterwegs und haben uns in Abenteuer gestürzt. Es fehlte uns einfach die Zeit fürs Texten und Fotos bearbeiten. Aber keine Sorge - uns geht es gut und wir rollen das Feld jetzt von hinten auf…

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    Zugegeben, wir sind etwas nervös, als wir in San Martín de los Andes stehen, den Daumen rausstrecken und darauf hoffen, dass uns ein barmherziger Autofahrer mitnimmt. Zu unserem nächsten Volontariatsplatz fährt weder ein Bus noch ein Collectivo. Die einzige Möglichkeit: a dedo – also per Autostopp. Mehr als eine Stunde warten wir, bis uns eine freundliche Einheimische ein Stück weit mitnimmt. Auf der zweiten Teilstrecke geht’s schneller – nach nicht einmal zehn Minuten hält Pablo, ein Architekt aus Buenos Aires, der inzwischen hier in der Gegend lebt. Er kennt sogar unseren nächsten Arbeitsplatz und fährt uns direkt vor die Tür – zur Hostería & Casa de Té Cinco Sentidos, unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen.

    Yose und Mauro begrüssen uns herzlich. Sie zeigen uns unser kleines Casita, das wir mit vier weiteren Volontären teilen. In der winzigen Küche stehen Valentina aus Mendoza und ihr Freund Clément aus Lyon und bereiten das Mittagessen vor. Der Schichtwechsel um 15:00 Uhr werde jeweils mit einem ausgiebigen Mittagessen eingeläutet. Am Zmittagstisch lernen wir die anderen beiden Volontarios kennen: Felipe und Jime, beide aus Buenos Aires. Wir sind erleichtert – mit diesen vier lässt sich das begrenzte Platzangebot in unserem Casita gut teilen.

    Am nächsten Tag beginnt die Arbeit: fünf Stunden pro Tag, fünf Tage die Woche – als Gegenleistung gibt’s Kost und Logis.

    Yose und Mauro, beide Anfang vierzig und ursprünglich aus Buenos Aires, haben sich vor zehn Jahren ein Stück Land in Villa Meliquina gekauft – noch immer ein gut gehütetes Geheimnis am Rande des Lago Meliquina. Das kleine Casita, in dem wir wohnen, war ursprünglich ihr erstes Casa de Té. Im Laufe der Jahre ist das Grundstück gewachsen: Eine Hostería mit sechs Zimmern wurde gebaut und das Casa de Té zog in einer erweiterten Version ins Haupthaus um. Yose und Mauro stemmen alles selbst – Frühstücksservice, Gästebetreuung, unzählige Torten, Bedienung im Casa de Te, der riesige Garten und den Umschwung ums Haus. In der Hauptsaison schuften die beiden mehr als Pirmins Bruder (will was heissen 😂).

    Über unsere Arbeit gibt es nicht viel zu berichten – um es kurz zu machen: Wir wissen jetzt, wie man tonnenweise Geschirr, Kuchenbleche und Teigschüsseln von Hand abwäscht. Unsere Lieblingsaufgabe: angebrannte Milch aus der Pfanne kratzen. In der zweiten Woche durften wir immerhin gelegentlich Orangen pressen und das Topping für die Rüeblitorte anrühren. Ja, so kann es einem ergehen, wenn man im Bewerbungsschreiben ein klein wenig übertreibt und behauptet: „Wir sind uns für nichts zu schade.“

    Warum wir uns das überhaupt antun? Diese Frage haben wir uns beim Abwaschen hin und wieder gestellt. Am Ende überwiegt viel Positives. Wir haben zwei Wochen lang ausschliesslich Spanisch gesprochen und unsere Sprachkenntnisse auf ein neues Level gebracht. Wir hatten lustige Abend mit den anderen Volontarios, haben Geschichten und Erfahrungen ausgetauscht, durften in den argentinischen Alltag eintauchen, haben viel über das Leben in diesem Land gelernt - und haben uns das Mate-Trinken angeeignet. Und da die Freizeit nicht zu knapp ausfiel, konnten wir die wunderschöne Gegend zu Fuss erkunden und etwa den Cerro Ventana besteigen. Die Fotos zeigen gut, warum dieser Gipfel übersetzt „Fenster-Berg“ heisst.

    Bisschen traurig verabschieden wir uns nach zwei Wochen von unserer argentinischen Familie. Aber wir müssen weiter. Auf der anderen Seite der Grenze wartet ein Fahrzeug auf uns…
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  • Patagonien – auf der Carretera Austral

    2 febbraio, Cile ⋅ ☁️ 13 °C

    Wir sitzen mit einer Tasse Instant-Kaffee vor unserem Camper und schauen aufs Meer. Plötzlich zieht eine Gruppe Delfine vorbei, im Seegras taucht ein Robbenschnauz auf und dahinter ragt ein schneebedeckter Vulkan in den hellblauen Himmel. Wir sind in Chaitén (Chile), im nördlichen Patagonien – angekommen in unserem temporären Camperleben.

    Vor drei Tagen sind wir mit unserem Pick-up, bestückt mit einer 3-m²-Wohnung, in Puerto Montt gestartet. Über die Insel Chiloé sind wir mit der Fähre nach Chaitén übergesetzt. Wir haben wohl den letzten verfügbaren Camper in ganz Chile ergattert. Und weil der für drei Personen Platz bietet, nehmen wir kurzerhand Gaelle mit, unsere Hermana Boliviana, die wir in Sucre kennen gelernt haben.

    Rund 3500 Kilometer liegen vor uns, in etwas mehr als 3 Wochen. Von Chile entlang der Carretera Austral, rüber nach Argentinien und wieder zurück ins chilenische Punta Arenas.

    Die Fahrt auf der legendären Carretera Austral ist ein wilder, abenteuerlicher Ritt vorbei an Vulkanen und tiefblauen Fjorden. Exakt so, wie man sich Patagonien vor dem inneren Auge ausmalt. Doch was uns überrascht, sind die dichten Regenwälder, die man hier zu Fuss durchqueren kann – etwa auf dem Weg zum berühmten Ventisquero Colgante, einem Hängegletscher, der auf einem Hochplateau liegt und spektakulär über einer steilen Felswand hängt. Wo es Regenwald hat, gibt es auch Regen. Und das nicht zu knapp. Beim Abstieg werden wir klitschnass. Auch in den folgenden Tagen erleben wir das typische patagonische Wetter: Innerhalb einer Stunde kann man hier Sonne, Wind und (Schnee)-Regen erleben. Oder alles gleichzeitig.

    Die Carretera Austral wurde erst in den 80er-Jahren unter Diktator Pinochet gebaut, um den Süden Chiles besser zugänglich zu machen. Einige Abschnitte sind bis heute nicht asphaltiert und werden vor allem bei Regen zur holprigen Herausforderung – so auch auf unserer Fahrt am siebten Tag Richtung Puerto Río Tranquilo. Unsere Nerven liegen blank, als wir bei Dauerregen an riesigen Schlaglöchern vorbeizirkeln müssen. Es ist einer dieser Tage, an denen wir uns am Abend einen Campingplatz mit heisser Dusche und einen extra grossen Burger mit Pommes gönnen.

    Ansonsten geniessen wir es, an abgelegenen Orten wild zu campen. Das wird in Chile und Argentinien (ausserhalb der Nationalparks) toleriert. Dank der App iOverlander und einer riesigen Community finden wir traumhafte Stellplätze an Flüssen, Seen und Stränden. Unser Camper hat eine kleine Küche inklusive Wassertank und Gas-Herd. Wir könnten sogar (kalt) Duschen. Nur die Heizung fehlt. Und da es hier selbst im Sommer arschkalt werden kann, mummeln wir uns nachts mit Daunenjacke und Mütze in unsere Schlafsäcke.

    Zum Abschluss der ersten Woche werden wir nochmals mit einem Highlight entschädigt. Mit Kajaks paddeln wir zu den Capillas de Mármol. Diese einzigartigen Marmorhöhlen sind über Jahrtausende durch Erosion entstanden. Das leuchtend blaue Wasser hat die Felsen ausgehöhlt und in spektakuläre Formen verwandelt.

    Nach einer intensiven ersten Woche überqueren wir die Grenze nach Argentinien. Warum Simi sich mit den argentinischen Zöllnern anlegt, lest ihr im nächsten Teil…
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  • Patagonien – mit Rotita nach El Chaltén

    15 febbraio, Argentina ⋅ ☁️ 12 °C

    Argentinien ist aktuell ein teures Pflaster. Also decken wir uns kurz vor dem Grenzübergang noch einmal mit einem Grosseinkauf ein. Dumm nur, dass wir die Rechnung ohne den argentinischen Zoll machen. Dass Chile streng ist bei der Einfuhr von Obst, Gemüse und anderen Produkten, wussten wir. Dass die Argentinier genauso pingelig sein können – leider nicht.

    Während Simi vom Chefzöllner ausgefragt wird, konfiszieren seine zwei Mitarbeiter all unser Obst und Gemüse und stellen ein Protokoll aus: „Die Staatsbürgerin Simone Mätzler, Schweiz, ledig, Human Resources, hat versucht, widerrechtlich folgende Lebensmittel ins Land einzuführen: sechs Orangen, vier Karotten, zwei Gurken, fünf Äpfel, vier weiße Zwiebeln, drei rote Zwiebeln (...).” Die beschlagnahmte Ware müssen wir eigenhändig in den Abfallkübel vor dem Grenzposten werfen. Dieser überquillt bereits mit Peperonis und Co. Nach einer Stunde Diskussion und ungläubigem Kopfschütteln über den absurden Foodwaste dürfen wir weiterfahren.

    Wir fahren südwärts auf der Ruta 40, einer der längsten Überlandstrassen der Welt. Wer sich vorstellt, dass man in Patagonien ständig durch kitschige Bergtäler fährt, liegt völlig falsch. Die Landschaft wird jetzt von einer scheinbar endlosen Steppe dominiert. Niedrige Büsche, staubige Gräser, viel Wind, vereinzelt Schaf- und Lamaherden.

    Hin und wieder tauchen am Horizont gewaltige Bergketten auf. Wir entscheiden uns für einen ersten Abstecher, in den Nationalpark Perito Moreno. Ein abgelegenes Naturreservat ohne richtige Strassen, Infrastruktur oder Handyempfang. Ein echtes Off-the-Beaten-Path-Erlebnis. Am Ranger-Hüttchen müssen wir aussteigen und uns registrieren. Und dann will plötzlich unser Camper nicht mehr. Keine Reaktion, Blackout. Und das mitten in einer der einsamsten Gegenden Patagoniens, 250 Kilometer vom nächsten Dorf entfernt. Das war’s, hier bleiben wir wohl für immer stecken…

    Nach 30 Minuten angespannten Wartens springt der Motor plötzlich wieder an. Zur Sicherheit übernachten wir unweit der Ranger-Station (der einzige Ort mit Wlan weit und breit) an einem idyllischen See.

    Am nächsten Morgen dasselbe Spiel. Das Auto hat keine Lust mehr. Zum Glück steht neben uns mittlerweile ein anderer Van. Der Zufall will es, dass sie aus der Schweiz sind. Per Überbrückungskabel hauchen sie unserem Fahrzeug wieder Leben ein. Der Motor läuft - vorerst. Und wir wollen nicht riskieren hier am Arsch der Welt festzustecken. Schweren Herzens verlassen wir den Nationalpark bereits wieder und steuern die nächst grössere Ortschaft an.

    Unterwegs müssen wir erneut Starthilfe in Anspruch nehmen. Doch nach vier Stunden Bibbern erreichen wir das kleine Städtchen Gobernador Gregores. Dort finden wir Agu, einen freundlichen Mechaniker. “La batería es muy mala”, sagt er. Billige China-Ware, die nicht ausgelegt sei für solch einen Camper. Wir sollen eine neue Batterie kaufen gehen und er setze sie uns dann ein. Zum Glück haben die Läden in Argentinien bis spät abends offen und wir schaffen’s tatsächlich noch am gleichen Abend die Batterie zu ersetzen.

    Wir taufen unseren Camper liebevoll “Rotita” (die kleine Kaputte) und setzen erleichtert unsere Reise nach El Chaltén fort, der Wanderhauptstadt Patagoniens. Am Fuss des weltberühmten Berg “Fitz Roy”, der Vorlage für das Logo der Marke “Patagonia”. Wir richten uns auf einem gemütlichen Stellplatz ein und lernen viele andere Nomaden kennen – darunter auffallend viele Schweizer. Wir scheinen eine Camper-Nation zu sein.

    Die erste Wanderung führt uns direkt zum Fitz Roy. Eine anspruchsvolle, aber lohnende Acht-Stunden-Tour durch Wälder und Geröll. Wir starten um 6 Uhr früh, um einerseits den Sonnenaufgang zu sehen und andererseits die happigen Eintrittspreise von 45’000 Pesos zu umgehen. Die Kassenhäuschen an den Trailheads öffnen nämlich erst um 7 Uhr. Wir zahlen gerne etwas für den Unterhalt von Wanderwegen. Aber umgerechnet 40 Franken pro Person pro Tag ist unverhältnismässig. So wird Wandern zu einer Freizeitaktiviät für Reiche. Das sieht auch die Lokalbevölkerung so, die gegen die jüngste Preiserhöhung protestiert.

    Drei weitere Tage geniessen wir das Panorama von El Chaltén. Eine Gruppe Andenkondore zieht über unsere Köpfe hinweg, als wir Richtung El Calafate weiterfahren. Dort bestaunen wir den eindrücklichen Perito-Moreno-Gletscher (ja, hier heisst alles Perito Moreno…), den wir aus nächster Nähe betrachten. Die imposante Gletscherfront ragt 75 Meter über die Wasseroberfläche des Lago Argentino. Und er galt lange Zeit als Wunder. Im Gegensatz zu vielen Gletschern weltweit, die aufgrund des Klimawandels zurückgehen, galt der Perito-Moreno-Gletscher als stabil oder sogar leicht wachsend. Neue Messungen zeigen jedoch: Seit 2020 zieht auch er sich leicht zurück.

    Dann überschlagen sich die Ereignisse. Unsere Freundin Gaelle erfährt am Telefon, dass ihre Grossmutter unerwartet verstarb. Da El Calafate einen kleinen Flughafen hat, beschliesst sie spontan die Reise vorzeitig abzubrechen und nach Hause zu fliegen. Ein trauriges Ende einer unvergesslichen gemeinsamen Reise. Bei einem letzten Znacht mit Burger und einigen Cervezas verabschieden wir uns von ihr.

    Wir starten zu zweit in unsere letzte Abenteuer-Woche – und lernen bald eine noch unbekannte Angst kennen...
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  • Patagonien – vom Winde verweht

    23 febbraio, Cile ⋅ 🌬 10 °C

    Uns ist es nicht mehr geheuer, wir werden richtig durchgeschüttelt. Es ist 2 Uhr nachts und der Wind peitscht so heftig gegen unseren Camper, dass wir kein Auge zumachen. Was wenn unser Camper kippt? In Patagonien leider keine Seltenheit. Leicht panisch verlassen wir unseren Stellplatz am See und fahren mitten in der Nacht ins nahegelegene Rio Turbio. Auf der Suche nach einem windgeschützten Platz stoppt uns die Polizei. Wir sind durch eine Einbahnstrasse gefahren, oh perdon. Statt uns zu bestrafen, helfen sie uns einen windstillen Platz zu finden. Wir sollen doch hinter der Kirche parkieren. Und tatsächlich - wir schlafen wie Engel.

    Patagonien gehört zu den windigsten Regionen der Welt. Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h kommen regelmässig vor, besonders hier im südlichen Teil. Die Einheimischen sagen: „Hier gibt es nur drei Jahreszeiten: Wind, Wind und ein bisschen weniger Wind.“ In Nationalparks müssen manchmal Wanderwege gesperrt werden wegen des starken Windes. Auch während der Fahrt ist es nervenaufreibend und beängstigend, wenn plötzlich eine Windböe seitlich an unseren Camper prallt. Aber wir kommen zum Glück schadlos davon.

    Wir überqueren erneut eine Grenze - zurück nach Chile. Diesmal sind die Zöllner eher an ihren Smartphones als an unserem Camper interessiert. Weiter geht’s zu einem der letzten Highlights unseres Roadtrip - zum Torres del Paine Nationalpark. Eine kompakte Bergkette mit ikonischen Torres (Türmen) und Cuernos (Hörner), die fast senkrecht aus dem Nichts ragen. Typisch sind auch die Schwarz-Weiss-Kontraste im Gestein. Zudem beheimatet der Park eine der höchsten Puma-Dichten weltweit – Schätzungen zufolge leben hier über 100 Pumas.

    Zum Glück sind wir mit unserem Camper Rotita unterwegs. Denn die Unterkünfte und Zeltplätze im Park sind seit Monaten ausgebucht. Trotz der abgelegenen Lage herrscht hier Massentourismus. Wir verstehen die Pumas, die sich in ihre Höhlen zurückziehen und sich nicht blicken lassen. Immerhin hat der Park noch nicht die übertriebenen Preise der argentinischen Kollegen übernommen. Für drei Tage bezahlen wir 30 Franken.

    Wir holen nochmals unsere schmutzigen Wanderschuhe hervor und unternehmen einige schöne Wanderungen, etwa zum Base Torres. Ein anspruchsvoller Weg führt zu einer türkisfarbenen Lagune, die direkt unter den berühmten „Torres del Paine“ liegt – drei steil aufragende Granittürme. Da dies eine der Hauptattraktionen im Nationalpark ist, starten wir um 5 Uhr früh. Oben angekommen geniessen wir fast alleine die spektakuläre Aussicht. Was für ein Gefühl.

    Dieser Höhenflug ändert sich schon bald in Stress. Denn als wir uns um 10 Uhr auf den Rückweg machen, kommen hunderte, wenn nicht tausende Wanderer entgegen. Die Wanderung zurück zieht sich endlos in die Länge, weil wir ständig grossen Gruppen ausweichen müssen. Dieser Nationalpark ist wunderschön - aber auch einer der überlaufensten Orte, an denen wir je waren. Also verlassen wir den Nationalpark nach dieser Wanderung und fahren nach Puerto Natales, wo wir uns einen Campingplatz mit Dusche gönnen.

    Unser Trip neigt sich dem Ende zu. Wie in Trance fahren wir nochmals stundenlang über die patagonische Steppe, bis wir schliesslich unser Zielort Punta Arenas erreichen. Dort verbringen wir die letzte Nacht – mit einem grossartigen Blick auf die legendäre Magellanstrasse, die Atlantik und Pazifik verbindet. 3500 Kilometer in bisschen mehr als drei Wochen haben wir mit Rotita zurückgelegt - das ist etwa so weit wie von Hamburg nach Marrakesch.

    Wir haben alle möglichen Gemütszustände durchlebt - von euphorisch bis genervt. Das Wetter und unser Camper haben uns herausgefordert, aber wir sind überglücklich und dankbar für dieses abenteuerliche Erlebnis.
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  • Bis ans Ende der Welt

    5 marzo, Argentina ⋅ ⛅ 8 °C

    Wir haben es geschafft. Wir sind am Ende der Welt angekommen – in Ushuaia, Feuerland, die südlichste Stadt Argentiniens, der südlichste Zipfel der Welt. Danach kommt die berüchtigte Drake-Passage und dann nur noch Pinguine auf Eis – die Antarktis.

    Für ca. 8000 Franken pro Person hätten wir uns eine Abstellkammer auf einem Luxusdampfer in die Antarktis ergattern können. Haben wir aber nicht. Stattdessen machen wir eine gemütliche Ausfahrt auf dem Beagle-Kanal mit dem Gummiboot.

    Wir haben Glück, die Sonne scheint, es ist Pulli-Wetter. Laut Captain passiert das hier nur zwei-, dreimal pro Jahr. Er fährt uns durch die wilde, faszinierende Landschaft und bringt uns zu einer Insel, auf der sich eine Gruppe Seelöwen die Sonne auf die Bäuche scheinen lässt. Hunderte Kormorane teilen sich den begrenzten Platz mit den pelzigen Riesen.

    Am nächsten Tag erkunden wir die Gegend per Auto und machen eine Wanderung zur Laguna Esmeralda. Ein Spiegelsee deluxe! Anschliessend gönnen wir uns frische Meeresfrüchte im kleinen Fischerdorf Puerto Almanza. Hier endet die Strasse endgültig.

    Und genau da passiert es, unser Auto hat einen Platten. Grossartiges Timing wiedermal. Doch ein argentinischer Superheld hält nur wenige Minuten später an und wechselt den Reifen schneller als wir „Gracias“ sagen können. Eines können wir mit Sicherheit festhalten: es gibt auf dem ganzen Kontinent keine aufgeschlosseren und hilfsbereiteren Menschen als die Argentinos.

    Erleichtert parken wir am Hafen und schlendern ziellos am Ufer entlang, als vor uns plötzlich zwei Wale aus dem Wasser auftauchen. Synchron, majestätisch, völlig surreal. Wir kreischen wie Kinder, haben Gänsehaut am ganzen Körper. Was für ein Lotto 6er!

    Uns wird klar, jetzt haben wir wirklich alles gesehen. Alles erlebt. Vom nördlichsten Punkt dieses Kontinents in Punta Gallinas (Kolumbien) bis hierher, zum südlichsten Ende Südamerikas. In ziemlich genau zwölf Monaten.

    Die Mission „Find Penguins“ ist zwar offiziell gescheitert - Pinguine haben wir keine gefunden. Aber alles andere war ein einziger Volltreffer. Unzählige unbezahlbare Begegnungen und Erlebnisse, wie sie sich kein Reisebüro ausdenken könnte.

    Anfang Mai kehren wir zurück in die Schweiz. Die letzten Wochen verbringen wir in Buenos Aires, Uruguay und am Strand in Brasilien. Wir posten hier ab und zu noch Bilder und Videos. Ausführliche Texte gibt’s aber vorerst nur noch für Job- und Wohnungsbewerbungen.

    Ein Stück Herz lassen wir hier – ganz unten, am Ende der Welt, wo alles ein bisschen wilder, echter und irgendwie auch magischer scheint.
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  • Uruguay

    30 marzo, Uruguay ⋅ 🌬 25 °C

    Kurz und knackig – so war unser Aufenthalt in Uruguay. Viel haben wir in dieser Woche auf der Durchreise nach Brasilien nicht gesehen, aber drei Dinge sind sicher:

    In Punta del Diablo führen die Hunde das beste Leben, die Uruguayer lieben ihren Mate noch mehr als die Argentinos, und den schönsten Sonnenuntergang gibt es in Montevideo.Leggi altro

  • Rio de Janeiro

    27 aprile, Brasile ⋅ ☀️ 27 °C

    Brasilianische Musik geht direkt ins Herz und in die Beine. Den Carneval in Rio haben wir zwar verpasst, dafür sind wir mittendrin am “Dia de São Jorge” - ein Festtag für den Schutzheiligen. Live-Musik auf den Strassen, Caipirinhas an jeder Ecke.

    Dazwischen: Rio entdecken. Vom Gewusel an den Traumstränden, über den Zuckerhut im Abendlicht, bis zu Gänsehaut im Maracanã-Stadion.

    Vielleicht die schönste Grossstadt, die wir je gesehen haben. Unsere Reise neigt sich dem Ende zu, eine letzte Station bleibt noch…
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  • 444 Tage

    6 maggio, Brasile ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir sitzen im Flugzeug. In wenigen Minuten hebt es ab – Richtung Schweiz. Die letzten Tage unserer Reise haben wir in São Paulo verbracht, der grössten Stadt Südamerikas. Ein würdiger Abschluss. Bisschen emotional und sehr glücklich blicken wir zurück auf 15 intensive Monate.

    Am stärksten eingebrannt haben sich die Momente, die nicht ganz einfach waren – in denen wir unsere Komfortzone verlassen mussten. Zum Beispiel beim Huayhuash-Trek in Peru. Auf über 5000 Metern sind wir an unsere Grenzen gekommen und in den kalten Nächten haben wir wenig geschlafen. Doch das krasse Panorama hat uns jeden Tag aufs Neue motiviert und uns irgendwie ins Ziel getragen.

    Unvergesslich ist auch unser Roadtrip durch Patagonien. Die Fotos sehen vielleicht nach Hochglanz aus – doch dahinter war’s oft herausfordernd. Nicht nur der aggressive Wind und unser pannenanfälliges Auto (Rotita🖤) machten uns zu schaffen. Draussen: endlose Weite. Drinnen: drei Quadratmeter Wohnraum - zu dritt. Vor allem bei Regenwetter fiel uns da manchmal die Decke auf den Kopf. Aber wir sind froh, diese Erfahrung gemacht und diesen Teil des Kontinents so ausführlich erkundet zu haben.

    Die Zeit im bolivianischen Dschungel war ein weiteres Highlight. Vier Wochen lang haben wir verletzte und ausgesetzte Waisen-Affen betreut und mitten im Urwald gelebt - ohne Strom, ohne Kühlschrank, dafür mit Schlangen, Taranteln und Parasiten🦠. Die dortigen Communities leben unter einfachsten Bedingungen, aber mit einer Leichtigkeit und Lebensfreude, die uns nachhaltig beeindruckt hat.

    Tief eingeprägt haben sich auch die Bilder aus Kolumbien, als wir mit einem Offroader die Wüste von La Guajira durchquerten. Eine raue, faszinierende Gegend – und zugleich eine der ärmsten Regionen Südamerikas. Die indigene Bevölkerung wird vom Staat weitgehend im Stich gelassen. Immer wieder stellten sich Kinder und Erwachsene mit improvisierten Strassensperren in den Weg – in der Hoffnung auf etwas zu essen.

    Solche Begegnungen und Erfahrungen haben uns bewegt. Immer wieder wurde uns bewusst, wie privilegiert wir sind: Wir können reisen, Grenzen überqueren, jederzeit ein Land verlassen. Manchmal fühlte sich das fast unangenehm an – und wir haben gelogen, wenn uns Einheimische fragten, wie lange wir unterwegs sind. Denn für viele Menschen ist das, was wir tun, unvorstellbar. Den Job kündigen und die Welt entdecken – das ist alles andere als selbstverständlich. Und das wissen wir.

    Wir nehmen uns vor, etwas von der lateinamerikanischen Lockerheit mit nach Hause zu bringen. Und es den Menschen hier gleich zu tun: Mehr in der Gegenwart leben, weniger von der Zukunft stressen lassen.

    Nach 444 Tagen unterwegs sind wir nun bereit für den Heimflug – und freuen uns darauf, euch bald wiederzusehen.
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    Fine del viaggio
    6 maggio 2025