La Cernada

Santa María a Real do Cebreiro wurde im 9. Jahrhundert erbaut. Es gibt eine Madonnenstatue aus dieser Zeit. Die majestätische ruhige Haltung, das Kind – das keimende Ich nach außen setzen – strahlt eine große Kraft aus.
Die Kirche bildet in sich das irische Christentum mit Christus als Herrn der Elemente ab. Überall blühende Blume, der unbehauene nackte Stein, das Licht der tausend Kerzen.
Ich erlebe mehr oder weniger zufällig die Pilgermesse am Abend um 19 Uhr mit. Sie wird von einem Mönch zelebriert, der vorher auch schon alle Vorbereitungen trifft. Es läuft leise Musik – Benedictus und Ave Maria unterlegt mit Vogelgezwitscher und Wassermurmeln. So unkompliziert vom iPhone per Bluetooth auf einen Lautsprecher geladen. Der Mönch bedient alles selbst. Er verteilt an bestimmte Menschen, die er vorher gefragt hat, Zettel mit den Texten auf Englisch, die sie dann während der Messe vortragen werden.
Er spricht als erstes die offene Gemeinschaft aller Menschen an – das hört sich an wie das Menschenwesen selbst – offen und verbindend. Trotz allem herrscht eine feierliche Haltung.
Zuerst die Evangelienlesung in Spanisch und Englisch, schließlich das Abendmahl mit Wandlung und Kommunion, einfach und kraftvoll zelebriert. Auch ich gehe nach vorn, um die Hostie zu empfangen.
Nach der Messe gibt es für die Pilger eine Segnung. Es sind Menschen aus vielen Ländern da: Chinesen, Schweden, Dänemark, England, Frankreich, Italien, Brasilien, natürlich Spanien und ein paar Deutsche. Nun trägt aus jeder Gruppe einer den Text der Segnung in seiner Sprache vor. Ich lese den deutschen.
Zum Schluss verabschieden wir uns mit Ultreia et Suseia – immer weiter und darüber hinaus. Draußen empfängt uns eine wunderbare Abendstimmung, die dieses Podest zum Himmel noch ferner erscheinen lässt.
Den ganzen Weg bis hier habe ich mein Leben mit mir getragen, all die Begebenheiten, die guten und die nicht ganz so guten Taten – und Schuld, die ich auf mich geladen habe. Ich habe viel an meine Kindheit gedacht, meine Geschwister, meine Eltern. Die AWO tauchte auf, das Christophorushaus mit Albert. Und das Berghaus war sehr präsent. Ich war ja viele Jahre mit den Kindern und immer wechselnden Mitarbeitern hier. Was ist da nur alles gelaufen? Schließlich das Sunnetor mit Philippe und all den andern lieben Menschen. Was habe ich gelitten und geliebt! Die vielen lieben Freunde, die mich seit Jahren begleiten und von denen ich gesehen werde. Dann die Familie, meine Kinder, meine große Liebe.
Das war der Weg durch Spanien, oft dunkel und schwer. Er hat viel mit Durchhalten zu tun. Und nun dieses Himmelstableau. All die schweren Sachen sind nicht mehr wichtig, fühlen sich an, wie abgewandert – abgefallen – und übrig bleibt – das ahne ich – nur noch die Liebe. Ich bin so dankbar.Read more