2017 World Tour

October 2016 - July 2017
A 262-day adventure by Westwards
  • 35footprints
  • 6countries
  • 262days
  • 166photos
  • 13videos
  • 32.6kkilometers
  • 28.7kkilometers
  • Day 181

    Encuentros en el campo

    April 26, 2017 in Cuba ⋅ ⛅ 24 °C

    Pro-Tipp vom Globetrotter: bevor du 15km durch den subtropischen Dschungel mit deinen neuen Trekking-Schuhen stapfst, solltest du diese vorher zuhause einlaufen!
    Die sich schnell bildenden Blasen an meinen Füßen zwangen uns zu einem langsameren Schritt mit mehr Pausen, und das führte zu zahlreichen, teilweise sehr beglückenden Begegnungen mit den Einheimischen. In Havanna wirst du ebenfalls oft angesprochen, merkst aber recht bald, man will dir meistens nur das Geld aus der Tasche ziehen; in Viñales ist das anders. Es gibt auch hier Verkaufsgespräche, sie verlaufen aber viel freundlicher, fast schon zaghaft; die Leute hier besitzen nicht die Abgebrühtheit der Städter. Einige Gespräche entwickeln sich aus reinem Interesse am Gegenüber; das Wort "Peso" fällt kein einziges Mal. Dadurch hatten wir die Gelegenheit, ein Stück weit in die Kultur und Geschichte des Landes einzutauchen, was dieser Reise plötzlich eine ganz andere Tiefe verleiht. Wir sprachen mit "Paul Newman", einem 77jährigen Landarbeiter mit stahlblauen Augen, der uns davon erzählte, wie er 1958 als junger Bursche den "Barbudos" (den Revolutionären) zuhörte, wie diese von ihrem Piratensender aus die Bevölkerung um Unterstützung baten. Er musste deswegen um sein Leben fürchten; die Schergen Batistas hatten ihre Augen und Ohren überall, und einige seiner Freunde verschwanden damals einfach. Oder Odeyra, die gläubige Methodistin, die in einer ärmeren Gegend Viñales' lebt, und von der eigenen casa particular träumt, obwohl sie weiß, dass sich dieser Traum wohl niemals verwirklichen wird. Es sind all diese flüchtigen Begegnungen auf der Straße oder auf dem Feld, die in ihrer Gesamtheit den Reiz und die Schönheit Kubas ausmachen.Read more

  • Day 184

    Aus den Augen, niemals aus dem Sinn

    April 29, 2017 in Cuba ⋅ ☀️ 28 °C

    ...so wird es wohl jedem ergehen, der schon mal auf Kuba gewesen ist. Bei uns waren es lediglich zehn Tage, aber sie haben uns auf eindrucksvolle Weise dem Land näher gebracht. Vielleicht auch deswegen, weil wir es ausnahmsweise nicht lediglich durch den Sucher einer Fotokamera betrachtet haben, sondern immer wieder auf Tuchfühlung mit Kubanern gegangen sind, was eine tolle Erfahrung gewesen ist. Morgen fliegen wir nach Mexico, die zweite Etappe unserer Reise. Endlich wieder vernünftiges Internet! (hier online zu gehen ist trotz Modernisierung des Landes immer noch ein ziemlicher Act, und es erforderte einiges an Planung und Vorbereitung, diesen Blog einigermaßen up to Date zu halten...). Doch wir fliegen nicht los, ohne noch vorher ein paar Props in alle geographische Richtungen loszuwerden:

    Danke an Katrin für die hervorragenden Tipps bezüglich der Bleibe in Havanna (Suramas Haus ist der Wahnsinn!) und der Auswahl der aufzusuchenden Orte; Viñales war der benötigte Ausgleich zur Hauptstadt und hat die Reise richtig rund gemacht. Danke an Andrea, die uns die "Gebrauchsanweisung für Kuba" geschenkt hat, ein wirklich großartiges Buch, welches wunderbar die eigenen Erfahrungen im Land ergänzte und erklärte. Und last, but not least, danke an Alfonso vom Hotel Los Jazmines in Viñales für seinen "Mojito Especial", dessen Rezeptur er mir nach dem dritten, den ich davon hatte, verraten hat (habe ich leider gleich wieder vergessen).

    Hasta la vista, Cuba!
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  • Day 185

    Mexiko

    April 30, 2017 in Mexico ⋅ ⛅ 29 °C

    Nach längerer Schreibabstinenz melden wir uns wieder. Doch nicht die mangelnde Muße oder schlichte Faulheit ist es gewesen, die uns davon abhielt, das geschriebene Wort an euch zu richten, sondern der leibhaftige Montezuma, dessen Rache mich die ersten drei Tage fest im Griff hatte. Seitdem sich aber mein Darm auf Neustart gestellt hat (mit all den leidigen Unannehmlichkeiten, die damit einhergehen), ist es wieder viel besser. Aus diesem Grunde auch der zweite Pro-Tip, diesmal von Doreen: alkoholische Getränke sollten in Mittelamerika immer ohne Eiswürfel bestellt werden!

    Die ersten Tage in Mexiko waren aus den genannten Gründen wenig spektakulär für mich, ich hatte andere Sorgen, wenngleich ich am Rande mitbekam, dass uns der Kapitalismus wieder fest im Griff hatte. All das, was wir schon begannen, ein wenig zu vermissen, war auf einem Schlag wieder da: Werbung. Cola Light. Hair Conditioner. McDonalds. Und sogar Hooters! (fand Kathrin jetzt irgendwie nicht so spannend)...und zwar alles in recht geballter Form. Cancun ist auf den U.S.-amerikanischem Massentourismus ausgelegt, alles dort ist laut und bunt und auffällig, ein Riesenhotel reiht sich dem nächsten an, und das die gesamte Riviera Maya entlang. Die Dinger sehen allesamt extrem protzig und teuer aus.... es würde mich nicht wundern, wenn einige davon Drogengeld-Waschanlagen sind. Wir blieben aber nur eine Nacht, um am nächsten Tag Richtung Tulum zu fahren.

    Zwei Dinge fallen besonders auf, wenn du mit dem Auto auf Mexikos Straßen unterwegs bist: die "Topes", diese unsäglichen Bodenschwellen zur Geschwindigkeitskontrolle, und die Polizeisperren. Jeder Ortseingang, egal wie mickrig das Kaff auch sein mag, besitzt ein kleines Polizeihäuschen, in dem in den meisten Fällen ein endgelangweilter Wachmeister sitzt, der ins Nichts gafft. Manchmal jedoch versammeln sich vor besagtem Häuschen gleich mehrere Polizisten mit halbautomatischen Schnellfeuerwaffen im Anschlag (die Waffen sind dabei annähernd so groß wie ihre Besitzer), um wahllos Fahrzeuge zu kontrollieren. Wir haben nicht in Erfahrung bringen können, wann und warum es zu diesem Kontrollen kommt; auch nicht, nach welchen Kriterien Fahrzeuge rausgezogen werden. Wir hörten in Deutschland schlimme Geschichten darüber, fanden das aber hier alles halb so dramatisch; wir sind bei einer ähnlichen Situation ebenfalls von einem Polizisten angehalten worden, durften aber nach ein paar Fragen unbehelligt weiterfahren. Ganz anders, wenn dir eine Sondereinheit der Polizei mit Kevlar-Vollschutz und voll vermummt, das schwere Maschinengewehr fest am Aufbau des Jeeps montiert, Sicario-Style entgegenkommt. Weniger lustig.

    Autofahren durch Yucatan ist aber hauptsächlich eines: scheisselangweilig. Schnurgerade Straßen, ab und an ein entgegenkommendes Fahrzeug, links und rechts der immer gleiche subtropische Dschungel. Um euch an dieser berauschenden Erfahrung teilhaben zu lassen, haben wir eine Minute Fahrt von Tulum nach Valladolid aufgezeichnet. Vielleicht kann das ja einer von euch zu einem 10h YouTube-Video zusammenschneiden, sobald wir hier Videos hochladen können...
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  • Day 187

    Zu Besuch bei den Mayas

    May 2, 2017 in Mexico ⋅ ☀️ 34 °C

    In Tulum besichtigten wir die Maya-Ruinen direkt am Strand (wow!), und fuhren am nächsten Tag nach Valladolid, um von dort aus während der folgenden Tage zwei weitere ehemalige Maya-Städte zu besuchen: Chichen Itza und Ek Balam. Erstere dürfte jedem bekannt sein, sie zählt ja immerhin zu den "neuen" sieben Weltwundern, die Pyramide hat man unzählige Male auf Fotos gesehen; es war trotzdem sehr eindrucksvoll, einmal selbst unter diesem uraltem Ungetüm zu stehen. Nebenan befindet sich das wohl älteste Fußballfeld der Welt; die Spieler dort waren aufgrund ihrer verschiedenen Körper-Protektoren aus Kautschuk auch als "die Gummi-Mayas" bekannt.

    Am nächsten Tag war Ek Balam dran, welches erst 1997 entdeckt und noch nicht komplett freigelegt wurde. Es ist nicht minder sehenswert, aber weitaus weniger überlaufen als Chichen; auf die 32m hohe, sechsstöckige Akropolis kann man sogar hochlaufen, was in Chichen schon lange nicht mehr geht. Der Blick von dort aus ist sensationell.
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  • Day 194

    Paradise Lost

    May 9, 2017 in Mexico ⋅ ⛅ 25 °C

    Wow! Was für wundervolle vier Tage... Holbox ist wirklich eine Trauminsel! Nach dem Kulturstress auf dem Festland musste unbedingt etwas seichtes her, und wir hatten uns schon zu Hause überlegt, ein paar Strandtage einzulegen. Nur wohin?

    Wenn du in Yucatan baden gehen willst, hast du ganz grob drei Möglichkeiten. Du kannst dich auf einen der wenigen freien Strände zwischen Cancun und Tulum packen, zwischen der Landbevölkerung und krebsroten, dauerbesoffenen US-Springbreakern. Ist vielleicht nicht die beste, aber ohne Zweifel die günstigste Option. Du kannst dich aber auch in einen Hotelkomplex mit Privatstrand begeben, entweder an der Riviera Maya, oder auf der Isla Mujeres...das ist schon wesentlich angenehmer. Südlich von Playa del Carmen gibt es sogar riesengroße "gated Communities", ganze abgeriegelte und eingezäunte Städte mit eigener Infrastruktur, Shopping Centern, Restaurants, mehreren Hotels und schönen Strandvillen - und vor allem super sicher; mittlerweile ein nicht ganz unwichtiger Aspekt in Mexiko.

    Oder du fährst nach Holbox.

    Diese Option nutzen recht wenige Mexiko-Urlauber, da es etwas umständlich ist, auf Holbox zu gelangen. Nur eine kleine Landstraße fährt nach Chiquila, von wo aus die einzige Fähre geht, die dich nach Holbox bringt, und es gibt keine direkte Verbindung von Cancun. Deswegen sind auch Taxis dorthin recht teuer, und für Sammeltaxis musst du erst genug Leute zusammen haben, damit es finanziell erträglich wird. Selbst mit dem Leihwagen dort hinzugelangen ist ein wenig doof, denn auf die Insel kannst du es nicht mitnehmen - Autos sind dort nämlich verboten. Also musst du deine Karre für die Dauer deines Holbox-Aufenthalts in Chiquila parken...wofür du natürlich auch zahlst. Man kann sich vorstellen, dass der All-inclusive-Touri auf den ganzen Stress keinen Bock hat und lieber (je nach Geldbeutel) eine der ersten beiden Optionen wählt. Was wiederum dazu führt, dass Holbox momentan noch vom Massentourismus verschont geblieben ist, und sich dort eine sehr entspannte, hippieeske Community eingefunden hat, die das Gesamtergebnis nur noch angenehmer macht. Kein richtiger Verkehr, nur einige Golf-Carts und Fat Bikes. Keine Hotelanlagen, sondern hauptsächlich Villen und Häuser direkt am Strand. Niemand, der dir ständig irgendeinen Tourischeiß anbieten möchte, lediglich ein argentinischer Keksverkäufer, der dir zum Sonnenuntergang am Strand dauergrinsend seine "besonderen Cookies" anbietet. Alles und alle sind dort wirklich sehr laid back, und dazu kommt natürlich eine wunderschöne Insel, die zum großen Teil aus Naturschutzgebiet und traumhaft schönen, karibischen Stränden besteht.

    Als wir die Insel verlassen mussten, fühlten wir uns ein wenig wie Adam und Eva, die von der verbotenen Mango gekostet haben. Was für ein schöner Ort! Wir können euch nur empfehlen, irgendwann mal ebenfalls ein paar Tage hier zu verbringen.
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  • Day 195

    USA

    May 10, 2017 in the United States ⋅ ⛅ 17 °C

    Sie haben uns tatsächlich reingelassen! Wir hatten ja ein wenig Sorge, dass uns der orange Mann an der Grenze abweist und wir deswegen die nächsten sechs Wochen in Venezuela verbringen müssen. Einige meiner Facebook-Posts der jüngsten Vergangenheit haben nicht gerade viel Sympathie für die Trump-Regierung durchscheinen lassen, und man weiß ja nie genau, was sie von einem so alles wissen...

    Wir haben trotzdem nur mit Mühe und Not unseren Anschlussflug von Dallas nach El Paso bekommen, da uns die Dame der Homeland Security noch unbedingt erklären wollte, wo es in El Paso die allerbesten Chicken Tacos gibt. Dabei haben wir nach knapp drei Wochen Kuba/Mexiko die Schnauze gestrichen voll von Tacos mit Reisbohnen, Tacos mit Bohnenreis, Tacos mit Bohnenmuß (und Reis) und sonstige Bohnen/Reis-Taco-Kombos...wir wollten endlich mal wieder ein anständiges Stück FLEISCH. Wir blieben natürlich trotzdem höflich, lächelten und ließen den Schwall über uns ergehen. Daran sollte es nicht scheitern.

    In El Paso gelandet holten wir erst einmal unser Auto, wo uns der freundliche Alamo-Mann ein Upgrade auf die eigentlich gebuchte Mittelklasse-Karre gab, so das wir jetzt die nächsten 34 Tage ein Jeep Trailhawk 4x4 unser eigen nennen dürfen. Klingt ja erst einmal ganz toll, ein wenig Sorgen machten wir uns deswegen trotzdem, das Ding ist recht groß, und ich bin ja berüchtigt für meine zweifelhaften Fahrkünste. Aber ganz umsonst, wie es sich herausstellte: man mag ja über US-Amerikaner denken, was man will, aber das Fahren hier ist extrem relaxed. Im Gegensatz zu Mexiko, wo sich alle auf der Straße so verhalten, als hätten sie eine Chilischote im Arsch, sind amerikanische Fahrer sehr rücksichtsvoll, höflich und sogar richtig zuvorkommend. Das mag vielleicht auch daran liegen, weil sportliches Fahren mittels Automatik gar nicht wirklich möglich ist, und du auf der Straße mit Schildern und Anweisungen zugebombt wirst: "Use this lane!" "Wrong direction!" "Yield!" "Use only crossover!" Innerhalb geschlossener Ortschaften bist du anfänglich mehr mit Lesen als mit Fahren beschäftigt, man gewöhnt sich aber recht schnell daran, und ab da macht das Rumkurven auch wirklich Spaß: Cruise Control rein und laufen lassen.

    Wir blieben eine Nacht in El Paso, um erst einmal wieder richtig abzufressen und auch mal die Grenze zu besuchen. Denn es gibt ja jetzt auch schon eine "Wall", wenngleich sicherlich nicht mit den Maßen, die sich Donnie vorstellt (siehe Foto). Die Meinung der weißen Bevölkerung über Mexikaner ist hier nicht die allerbeste, viele glauben ebenfalls, dass zahlreiche "bad hombres" auf der anderen Seite des Zauns wohnen. Und leider haben sie teilweise nicht ganz Unrecht. In diesen Twin Towns, die sich entlang der US-mexikanischen Grenze gebildet haben (neben El Paso/Juárez gibt es zum Beispiel noch San Diego/Tijuana) hat sich Niedriglohnindustrie breit gemacht, die massenhaft Landbevölkerung aus Mexiko angezogen hat. Juárez, einst ein kleines Grenzstädtchen, ist deshalb innerhalb kürzester Zeit zur fünftgrößten Stadt Mexikos angewachsen; ein Moloch mit knapp 2 Millionen Einwohnern, die meisten davon verarmt. Manche grenznahe Slums auf der mexikanischen Seite wie Anapra haben weder Strom noch fließend Wasser (die Kriminalitätsrate dort ist extrem hoch). Das lässt sich besonders gut nachts vom Scenic Drive aus hoch über El Paso beobachten: während die US-Hälfte der Stadt hell erleuchtet ist, bleibt es vielerorts in Juárez stockfinster.
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  • Day 200

    Atemlos durch das Land

    May 15, 2017 in the United States ⋅ 🌙 18 °C

    Während ich diese Zeilen schreibe, klampft gerade unser Motel-Nachbar auf dem gemeinsamen Balkon ein paar nette Lieder auf seinem Banjo, während vor unserem Zimmer langsam der San Juan River vor sich hinfließt. Alles sehr entspannend...

    ...im Gegensatz zu den letzten Tagen. Was für ein Ritt! Wir wussten ja, die Tage vor Kanab könnten ein wenig stressig werden, und so war es letztendlich auch. Innerhalb der letzten fünf Tage sind wir ca. 1.500 km durch vier Staaten und teilweise wirklich atemberaubende Landschaften gefahren, waren in zwei großartigen National Parks: White Sands und Mesa Verde, haben in Alamogordo, Albuquerque und Farmington übernachtet (ich habe es geschafft, Kathrin davon abzubringen, die Breaking Bad Tour zu buchen. Puh! Gerüchten zufolge hat sich die echte Besitzerin von Walter Whites Haus mittlerweile eine Waffe gekauft und schießt auf jeden, der versucht, eine Pizza auf ihr Dach zu werfen), waren in Roswell (big fail - don't go), am VLA (nerdig, aber geil) und Shiprock, sind ein Stück die Route 66 gefahren (hier ganz OK, aber die 163er ist wesentlich spektakulärer, siehe Video), haben mexikanische Schneemänner in 3.300m Höhe gebaut und stehen jetzt in Mexican Hat vor den Toren des Monument Valley, den wir uns morgen anschauen werden. Für die Dinge, die wir anschauen wollten, haben wir uns trotzdem viel Zeit genommen - nur zum Durchschnaufen nicht. Von daher ist es gut, dass es die nächsten Tage ein wenig langsamer vorangehen wird. Mit etwas Glück ist es uns gelungen, morgen Abend eine Lodge innerhalb des Monument Valley zu belegen, und anschließend steht Capitol Reef für ein paar Tage auf dem Programm (aber alles sehr shanti), bevor wir uns für eine Woche in Kanab einquartieren um den Roadtrip kurz zu pausieren, und die umliegenden National Parks zu besuchen.
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  • Day 203

    Winter is coming

    May 18, 2017 in the United States ⋅ ☀️ 5 °C

    Auf unserer Wettervorhersage-App haben wir natürlich auch Berlin eingespeichert, und wir freuten uns in den letzten Wochen wie die Schneekönige, wenn wir die heimatlichen Temperaturen mit denen unseres jeweiligen Standortes verglichen - ein Gefälle von teilweise 30 Grad zu unseren Gunsten trieb uns immer ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht. Es war klar, dass das Karma irgendwann mal zurückschlagen würde. Nämlich genau jetzt.

    Wir befinden uns gerade in Bicknell, Utah, vor den Toren des Capitol Reef National Parks. Eine gebirgige Landschaft mit bizarr anmutenden, roten Felsen, tiefen Canyons und wilder, ungestümer Vegetation - ein wunderbarer Kontrast zu den Wüstenlandschaften New Mexikos, die wir zuletzt hatten. Wir wären jetzt gerne da draußen, inmitten dieser Natur, auf einem der zahlreichen Hiking Trails die der Park anbietet...und sind doch dazu verdammt, im Hotel rumzuhocken und abzuwarten, bis das Wetter besser wird. Ein Tiefdruckgebiet mit der ungefähren Größe Deutschlands hängt nämlich gerade über das südliche Utah/nördliche Arizona, und dieses bringt einen deutlichen Wetterumschwung mit sich.
    Die ersten Anzeichen, dass es ein bisschen kälter geworden sein könnte, erlebten wir, als wir heute früh ins Auto einstiegen, um zum Park zu fahren. Die Cola vom Vortag, die sich noch im Getränkehalter des Autos befand, war zugefroren. Wir haben in den letzten vier Wochen nie mehr als ein T-Shirt tragen müssen (OK, manchmal hatten wir noch eine Hose an), und in unseren Autos lief bisher ständig die Klimaanlage. Diese stellten wir heute auf "heizen", vorher jedoch mussten wir nochmal aufs Zimmer, um Pullover und Jacke anzuziehen. Die Fahrt ging allerdings nicht lang, da es recht bald anfing zu regnen, der Regen ging anschließend in Schnee über. Wir kehrten um.

    Wie es der Zufall so will, besitzt unser Motel eine angeschlossene Videothek (ich wusste gar nicht, dass es in den USA noch sowas gibt; andererseits wird es hier in der Einöde, in der es kaum Handyempfang und nur langsames Internet gibt, nicht so wahnsinnig viele Streamingangebote geben), und wir haben einen DVD/VHS-Player im Zimmer, sodass wir uns wohl ein paar Filme ausleihen werden. Wir wollten ja sowieso ein wenig langsamer machen, oder?

    Wir sind trotzdem froh, dass die kleine Eiszeit jetzt erst über Nordamerika ausbricht. Vorgestern waren wir noch am Monument Valley, und da streifte uns das Tiefdruckgebiet nur: während es am Vormittag kurz regnete, klärte es sich zum Nachmittag zunehmend auf, und wir hatten zum Sonnenuntergang fast wolkenlosen Himmel. Die Landschaft dort zählt zu dem Beeindruckendsten, das wir auf unserer Reise bisher gesehen haben; es wäre sehr schade gewesen, auf diese Eindrücke aufgrund von schlechtem Wetter verzichten zu müssen.

    Und noch ein kleiner, positiver Nebeneffekt: auf der Rückfahrt zum Motel versuchten wir noch (vergeblich), das schlechte Wetter auszusitzen, und begaben uns in ein kleines Restaurant in Torrey, das Café Diablo. Dort gab es ausgezeichnete Sandwiches, Kathrin hatte ihres mit "bacon marmelade". Das Zeug ist ein wahres Fest für die Geschmacksnerven: salzig, süß, leicht scharf und extrem herzhaft - ich glaube, ich habe noch nie so was leckeres gegessen!

    Das angehängte Video wurde übrigens im Capitol Reef aufgenommen - gestern, bei der Fahrt hierher. Am Horizont kann man bereits die Tieffront erkennen, die uns heute voll erwischte.
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  • Day 207

    Hollywood ist überall

    May 22, 2017 in the United States ⋅ ☀️ 21 °C

    Das schlechte Wetter hielt zwei Tage an, sodass wir unseren Aufenthalt in Bicknell um einen weiteren Tag verlängerten, um bei erträglichen Temperaturen Capitol Reef zu erkunden. Der Park wurde entlang der "Waterpocket Fold" errichtet, einer 150km langen Verwerfung in Nord-Süd-Richtung, die vor 200 Jahren der Eroberung des Westens einen guten Dämpfer verpasste - denn das Teil ist nicht so einfach überwindbar. Aber so nervig es für die damaligen Siedler war, so schön ist es heute für Besucher des Capitol Reefs, sich in dessen Canyons und Washes zu bewegen. Anschließend fuhren wir weiter nach Kanab, wo wir ab dem 22. ein Ferienhaus gebucht haben.

    Es war in den späten 40er Jahren des letzten Jahrhunderts, als man begann, Western-Filme "on location" und nicht mehr im Studio zu drehen. Die Hollywood-Studios begaben sich zu diesem Zweck auf die Suche nach einem geeigneten Ort in der Nähe klassischer Western-Settings als Produktionsstandort, und stießen dadurch auf Kanab: "Little Hollywood" war geboren. Im Laufe der nächsten 30 Jahre sollten mehr als 200 Western-Filme und -Serien hier entstehen. Es gab keinen namhaften Western-Darsteller, der nicht mindestens eine Nacht in Kanab verbracht hätte... um genauer zu sein, in der "Parry Lodge" - the place to be als Westernstar in den 60ern. Die Cabins, die früher von den Talents bewohnt wurden, sind heutzutage klassische Motel-Zimmer geworden. Lediglich die Benennung der Räumlichkeiten nach den früheren Darsteller, die diese bezogen, und die Tatsache, dass jedes Zimmer immer noch einen Schminktisch für die damalige Maske besitzt, erinnert an den Glamour vergangener Tage.

    Analog zum Walk of Fame in Los Angeles schmücken bebilderte Tafeln die Hauptstraße Kanabs mit den Namen der bekanntesten Darsteller und Regisseure der goldenen Zeit des amerikanischen Westerns. Diese Epoche ist schon lange vorbei, doch was geblieben ist, sind die atemberaubenden Kulissen um Kanab herum, die bestimmt jeder von euch in einem alten Schinken gesehen hat. Heutzutage sind diese Landschaften nicht selten Teil irgendeines Nationalparks geworden und einige davon möchten wir in den nächsten Tagen von hier aus besuchen.
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  • Day 209

    Der Bryce ist heiß

    May 24, 2017 in the United States ⋅ ☀️ 21 °C

    Süd-Utah, 1959. Walt Disney, Ralph McQuarrie und ein noch recht junger Bob Ross beschließen bei einem höchst konspirativen Treffen der US-Regierung, der Gegend um Tropic ebenfalls eine Attraktion zu bescheren...denn das kleine Städtchen im Garfield County ist mittlerweile das einzige ohne eigenem Nationalpark.
    Nach langen, geheimen Planungsphasen, einigen "Unfällen" eingeweihter Geheimnisträger und mehreren Budgetkürzungen ist es endlich soweit: der Bryce-Canyon-Nationalpark wird eingeweiht.

    Ob sich das wirklich so zugetragen hat, ist fraglich, aber wenn man sich Bryce anschaut, könnte man das wirklich glauben. Der Park ist recht klein, an einem Tag gut erkundbar, und wahnsinnig schön. Wenn man zum ersten Mal vom Sunrise Point auf das sogenannte "Amphitheater" hinunterblickt, bekommt man das Gefühl, dass der Anblick nicht natürlich sein kann, so unglaublich perfekt wirkt es – wie eine außerirdische Filmkulisse, in der vereinzelt idyllische irdische Landschaften eingefügt wurden. Überall springen zutrauliche Eichhörnchen, Erdhörnchen und Rehe rum, die dir aus der Hand fressen würden, wenn das Füttern nicht strikt verboten wäre. Kein Scheiß.

    Eines ist bei unseren ganzen Besuchen der Nationalparks ebenfalls erstaunlich: man könnte meinen, es gäbe nichts, was einem beim nächsten noch groß begeistern könnte. Immerhin befinden sich alle mehr oder weniger auf dem Colorado Plateau, sodass die Gesteinsformationen sich wiederholen müssten, ebenfalls die Einflüsse, die auf die Felsen im Laufe der letzten Millionen Jahre gewirkt haben. Und trotzdem wurden wir bisher bei jedem Park von der gleichen, fast ehrfürchtigen Begeisterung ergriffen, wenn wir zum ersten Mal reinfuhren. Jeder Park ist anders, und jeder Park versetzt uns immer wieder in kindliches Staunen.

    So auch beim Zion National Park gestern. Während der Bryce Canyon eher klein ist und aufgrund seiner Hoodoo-Formationen sehr filigran wirkt, begeistert Zion durch seine massive Größe und schiere Wucht – man fährt rein und wird regelrecht von den hohen Steilwänden und massiven Felsblöcken erschlagen. Der Park ist in jeder Hinsicht gigantisch, besitzt zahlreiche Wanderwege und ist eigentlich nicht an einem Tag vernünftig zu ergründen; wir suchten uns zwei Routen aus, die etwas anspruchsvoller und somit nicht so ganz überlaufen waren (für die Kenner der Gegend: Angels Landing und Upper Emerald Pool Trail). Das angehängte Video zeigt die Einfahrt in den Park.
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